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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Malou am 01. Mai 2021, 10:14:48

Titel: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Malou am 01. Mai 2021, 10:14:48
Hallo zusammen!

Das ist mein allererster Thread, macht mich also bitte darauf aufmerksam, wenn ich etwas nicht richtig mache :) Ich habe nach diesem Thema gesucht und den Thread "Serien planen und schreiben" gefunden (https://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=22573.105). Er hat nicht ganz das abgedeckt, was ich fragen wollte. Hier also meine Frage(n):

Wie plant ihr Buchreihen, wenn ihr von Anfang an oder noch vor Ende von Buch 1 wisst, dass es mehrere zusammenhängende Bände geben wird? 

- Plottet ihr schon grob für die anderen Bände? 
- Wie sieht euer Outlining dann aus? 
- Wisst ihr schon genau, wie das Ende aussieht?
- Habt ihr euch schonmal durch (zu) wenig Planung bestimmte Ideen / Möglichkeiten "versaut"?

Ich hatte nicht von Anfang an eine Reihe geplant, aber während des Schreibens kamen mir so viele Ideen, dass bald klar war, dass es weitergeht und das vermutlich über mehrere Bände. Mein "Problem": Obwohl ich gerne organisiere, bin ich zu meinem eigenen Erstaunen ein Discovery Writer  :d'oh: Ich hatte mir schon so manchen Plan gemacht und das für gut befunden – bis meine Geschichte sich plötzlich anders entwickelt hat und ich das dann besser fand. Es passiert einfach.
Einfach aus einer Laune und Spaß heraus hatte ich begonnen, Szenen für die folgenden Bände meiner Reihe zu schreiben. Dabei kamen mir soooo viele Ideen, die mir beim reinen da sitzen und grübeln niemals gekommen wären. Ich merke also, meine Geschichte spinnt sich durch das Schreiben. Das ist ein Problem. Ohne die zusätzlichen Szenen hätte ich Buch 1 niemals auf das, was später vermutlich kommt, anpassen können. In diesem Fall hätten diese Szenen teilweise gar nicht so geschrieben werden können, da Buch 1 entweder in eine andere Richtung gedeutet hätte oder Dinge gesagt / getan worden wären, die eine bestimmte Möglichkeit nachher versaut hätten. 

Zwei grobe Beispiele: 
1. Im Roman kommen Portale vor. Beim Schreiben einer Szene eines Folgebandes kam mir eine Idee, wie diese Portale eigentlich entstanden sind (anders, als zunächst geplant), was viel besser in die Story passt und sehr interessante Möglichkeiten bietet, auch für das Ende. Das bedeutet, dass anders mit den Portalen interagiert werden muss, damit es funktioniert.
2. Ein Charakter war als "böse" prädestiniert (ich male mal schwarz-weiß), aber als ich ein paar Szenen mit ihm geschrieben habe (kommt NICHT in Buch 1 vor), hat das einfach nicht gepasst. Das hat einen großen Einfluss auf die Story.

Mir ist klar, dass man niemals jedes Detail wissen kann, aber es graut mir davor, eine tolle Geschichte zu verbauen, nur weil mir in einem der nächsten Bände etwas Geniales einfällt, was dann nicht mehr eingebaut werden kann, weil Buch 1 schon steht und dem entgegengeht  :brüll:

Wie handhabt ihr das? Habt ihr Ratschläge? Geht es Discovery Writern hierbei anders und habt IHR besondere Tipps?

Aus dem Thread LuB Liste ungeschriebener Bücher (https://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=19501.0) meine ich herauszuziehen, dass viele schon sehr viel von den weiteren Bänden geschrieben und geplottet haben, bevor der erste rausgeht? Lasst ihr das auch schon wen sehen und bewerten, "ob das gut so ist"?


Ich danke euch für eure Ratschläge!  :flausch:


Ein "m/panischer" Discovery Writer
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Robin am 01. Mai 2021, 10:57:43
Ich bin so eine halbe Discovery Writerin, aber das Problem habe ich auch öfter, als mir lieb ist.  :rofl:

Mir hilft es, mir wirklich zu überlegen, ob die Geschichte wirklich mehr Bände als einen hergibt, und welche Gründe es für mehr als einen Band geben könnte.

Ich habe einmal eine Trilogie geschrieben (gut, angefangen und dann den dritten Band... äh, ja, der ist abgestorben, weil ich gemerkt habe, dass ich nicht breit genug angelegt überlegt habe), bei der ich wirklich von Anfang an einfach einen groben Faden überlegt hatte, der mindestens vorhanden sein muss, um mehr als einen Band zu rechtfertigen. Ich habe mir da schon überlegt, wo ungefähr die Enden der Bücher sein müssten, wo der nächste Teil einsetzt, so was eben.

Auf der anderen Seite habe ich vor... puh, das war der NaNo 2012, da musste ich jetzt wirklich zurückdenken.  ;D  Jedenfalls, Punkt war, ich habe da einen einzigen, wirklich dicken Schinken geschrieben, der ist einfach so zustande gekommen, weil mir SO VIEL zu der Geschichte eingefallen ist. Da hätte ich auch niemals gedacht, dass es so viel wird, und da habe ich einfach dem Ganze freien Lauf gelassen. Wenn ich das heute bearbeiten würde, würde ich auch vielleicht drei oder vier Teile draus machen können. Da hatte ich allerdings auch von Anfang an eine recht lange Timeline, was alles an Ereignissen stattfinden muss, bis ich von A nach B komme.


Wenn ich versuche, rein frei Schnauze mehrbändig zu schreiben, funktioniert das für mich nicht. Ich brauche quasi diesen einen Faden mindestens, dieses Tau, an dem ich mich entlanghangeln kann, während ich sämtliche andere Storyfäden relativ frei drum herum knüpfen kann. Aber diese eine Timeline muss das Rückgrat der ganzen Sache bilden, sonst wird das auch bevorzugt als Discovery-Writer (bei mir zumindest) zu einem absoluten Cluster, bis ich komplett den Faden verliere und im Grunde genommen für die Tonne geschrieben habe.

Mein Rat wäre hier wirklich - und bitte mit einem Schuss Vorsicht zu verstehen, weil das halt sehr ich-bezogen ist:
- Überleg dir, ob es wirklich genug Material für mehrere Bände geben kann. Wenn dich die Story als Discovery-Writer überrascht und mehr hergibt, als du erst gedacht hattest, dann ist das toll - aber wenn sie viel früher fertig ist, weil du beim Schreiben merkst, dass du sehr viel mehr abkürzen kannst als gedacht, dann kann das sehr schnell die Luft aus den Segeln nehmen.
- Versuch dir, eine Art Rückgrat / Rettungstau zu basteln. Die Timeline, die du dabei aufzeichnest, muss nicht bis ins Detail gehen. Mein Monsterprojekt von 2012 hatte, glaube ich, 20 Zwischenstationen, die in sehr unterschiedlichem Kapitelabstand dann wirklich umgesetzt wurden, weil ich dann jeweils erst die Brücke schlagen konnte. (Endgültige Wortzahl lag da dann bei... 450k. Also, ja, so durchschnittlich alle 22.000 Worte mal einen Punkt auf der Timeline abgearbeitet.)
- Mehrere Bände zu erzwingen geht schnell nach hinten los, siehe meine Erfahrung mit dem Versuch, mich auf eine Trilogie einzuschießen. Das habe ich aber auch generell beobachtet, bei ehemaligen Autoren-Freunden (gerade im Self-Publishing Bereich). Erzwungene Folgebände können schnell ins Absurde/Belanglose abgleiten.
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Malou am 01. Mai 2021, 15:33:10
@Robin

Bei mir ist es so, dass ich nicht im Voraus festlege, wie viele Bände ich schreiben will. Klar habe ich auch jetzt eine Anzahl im Kopf aufgrund der ganzen Geschichte, aber diese Zahl ist für mich flexibel, es geht vielmehr darum, dass die Geschichte von vorne bis hinten erzählt wird und alles schlüssig ist. Natürlich könnte es trotzdem passieren, dass man beim vermeintlich letzten Band angelangt und dann merkt, dass es irgendwie nicht so hinhaut, wie gedacht. Aber Folgebände würde ich rein aus dem Bedürfnis heraus, mehr als ein Buch zu schreiben, niemals erzwingen - ich spiele erst mit dem Gedanken, wenn (meiner Meinung nach) genug Inhalt da ist.

Wie aber weiß man, ob genug Inhalt da ist bzw. der Inhalt auch interessant ist? Zeigt man Außenstehenden schon, wie es weitergehen soll und lässt sie abschätzen, ob die Story interessant genug ist oder was vielleicht ihrer Meinung nach bereits verändert werden sollte? Ich finde es sowieso total schwer, zu versuchen, jeden Band als einigermaßen in sich geschlossen zu schreiben, wenn die Hauptaufgabe oder der Hauptgegner noch gar nicht bestritten wurde... Man stelle sich nur mal vor, Eragon hätte nach Band 1 aufgehört, weil aus irgendeinem Grund die Fortsetzungen nicht zustande gekommen wären. Das wäre ein Abbruch mittendrin gewesen. Wie hätte hier ein Ende gesponnen werden können, das die Leser nach Band 1 nicht total frustriert zurückgelassen hätte, wenn kein weiterer Roman gefolgt wäre? Knifflig...

Gibt es denn bestimmte Strategien, wie Discovery Writer ihre Geschichte bereits einigermaßen im Voraus kennen können, ohne sie bereits zu schreiben? Für mich ist das wie gesagt äußerst schwierig, obwohl ich es echt versuche... Dann setze ich mich vor den Bildschirm und wundere mich selber darüber, was dabei auf einmal rauskommt. Ich würde ja  :pfanne:, aber meistens finde ich das sogar ziemlich gut und bin begeistert, wohl wissend, dass das subjektiv ist  ;D
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Waldhex am 01. Mai 2021, 16:45:31
Ich habe bisher nie so viel geschrieben, dass es zwei oder mehr Bücher geworden wären (wobei es von meinem Fantasy-Krimi Band 1 und 2 gibt, die aber unabhängig von einander lesbar sind).
Eine Romanidee habe ich, bei des es passieren kann, dass es zwei Bände werden. Ich werde auf jeden Fall erstmal den ganzen Roman schreiben, dann schauen, wie viel es tatsächlich geworden ist und dann entscheiden, ob ich den Roman teile oder nicht. Gerade weil ich Bauchschreiber bin, funktioniert es bei mir nicht anders. Ich habe einen Teil der Geschichte schon geschrieben und weiß, wo ein Cut möglich wäre, aber ob der Cut kommt ... da lasse ich mich selbst überraschen.

Aus meiner persönlichen Sicht würde ich daher dazu raten, erst den gesamten Roman zu schreiben, mit allem was dazu gehört, bis Du das Gefühl hast, dass alles erzählt ist. Dann schauen, wie lang die Geschichte geworden ist und beim Überarbeiten überlegen, wo man (ja nach Länge) den Schnitt zum nächsten Buch machen könnte. Dann kann das, was Du geschrieben hast (was wäre wenn es keinen Band 2 gibt), kein Problem, d.h. Du kannst auch mit einem Cliffhanger aufhören, weil ja der nächste teil auf jeden Fall kommt, weil schon geschrieben. Außerdem kannst Du dann immer noch im Band 1 gewisse Änderungen vornehmen, wenn sich diese aus Band 4 zwingend ergeben.

Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Herbstblatt am 01. Mai 2021, 17:51:35
ZitatDu kannst auch mit einem Cliffhanger aufhören, weil ja der nächste teil auf jeden Fall kommt, weil schon geschrieben.
Ich bin mir nicht sicher,wie gut so etwas ankommt. Jeder Band sollte seinen eigenen Subplot haben, der den Gesamtplot weiterbringt und dieser Subplot sollte am Ende des Bandes abgeschlossen sein. Idealerweise kommt gleichzeitig mit diesem Ende der Auftakt des nächsten Subplotes. Äh ja, ich habe das mal wo gelesen und ich gebe es bloß wieder. Ich habe selbst kaum Erfahrung im Reihen schreiben, aber als Leser ist mir dieses Konzept schon oft untergekommen. Mir gefällt es als Leser jedenfalls.

Ich bin ja mehr Discovery-Writer und ähnlich wie du, Malou, habe ich keine Reihe geplant. Nun, jetzt stecke ich in einer Reihe und hab eine grobe Outline gemacht. Ich glaube, es geht nicht anders. Ich achte auch auf dieses oben genannte Konzept.

Plottet ihr schon grob für die anderen Bände?
In diesem Fall ja.

- Wie sieht euer Outlining dann aus?
Grob. Einzelne Fragmente, die schon in einer Reihenfolge feststehen, das Wie steht noch im Raum.

- Wisst ihr schon genau, wie das Ende aussieht?
Nein, aber ich habe mehrere Ideen. Welche es wird, kommt auf meine Figuren, ihre Entscheidungen und Entwicklungen an.

- Habt ihr euch schonmal durch (zu) wenig Planung bestimmte Ideen / Möglichkeiten "versaut"?
Ne. Aber ohne der groben Outline hätte ich mir wohl etwas verbaut. Ein großer Logikfehler wär mir da passiert und ich hab immer noch keine Lösung dafür. Echt schade, dieses eine Event muss nämlich unbedingt passieren, weil es für die Charakterenwicklung meiner Figuren wahnsinnig wichtig ist. Ist noch in weiter Ferne, mal schauen, ob sich bis dahin etwas ergibt.

Ich glaube, die Vorgehensweise zum Outlinen könnte sich unterscheiden, je nachdem ob die Geschichte von den Charakteren oder von der Handlung angetrieben wird. Mir scheint, wenn die Figuren im Vordergrund stehen, gibt es mehr Möglichkeiten und Freiheiten, wie sich die Geschichte entwickelt, weil die Handlung so mit der Charakterentwicklung zusammenhängt. Manchmal passiert es ja, dass die Figuren nicht so wollen, wie man sie vorgesehen hat, da könnten schon verschiedene Enden infrage kommen. Aber vielleicht bin das nur ich.

ZitatZeigt man Außenstehenden schon, wie es weitergehen soll und lässt sie abschätzen, ob die Story interessant genug ist oder was vielleicht ihrer Meinung nach bereits verändert werden sollte?
Hm. Die Frage stelle ich mir auch oft. Meistens behalte ich meine Ideen für mich, weil ich sehen möchte, ob das für meine Probeleser jetzt überraschend kam oder ob das vorhersehbar war. Ich weihe Außstenstehende nur ein, wenn ich irgendwo festhänge. Es genügt oft, wenn man darüber redet und man von ihnen Inputs gibt, und wenn sie noch so unsinnig sind, ich will sie hören. Ausschlussverfahren ist auch schon was und vielleicht kommt man durch die schlechten Ideen auf gute Ideen. <:
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Waldhex am 02. Mai 2021, 10:00:35
Zitat von: Herbstblatt am 01. Mai 2021, 17:51:35
ZitatDu kannst auch mit einem Cliffhanger aufhören, weil ja der nächste teil auf jeden Fall kommt, weil schon geschrieben.
Ich bin mir nicht sicher,wie gut so etwas ankommt. Jeder Band sollte seinen eigenen Subplot haben, der den Gesamtplot weiterbringt und dieser Subplot sollte am Ende des Bandes abgeschlossen sein. Idealerweise kommt gleichzeitig mit diesem Ende der Auftakt des nächsten Subplotes.
In diesem Fall ja.
Mir scheint, wenn die Figuren im Vordergrund stehen, gibt es mehr Möglichkeiten und Freiheiten, wie sich die Geschichte entwickelt, weil die Handlung so mit der Charakterentwicklung zusammenhängt. Manchmal passiert es ja, dass die Figuren nicht so wollen, wie man sie vorgesehen hat, da könnten schon verschiedene Enden infrage kommen. Aber vielleicht bin das nur ich.

Da bin ich schon bei Dir, Herbstblatt. Natürlich muss jeder Band einen eigenen Subplot haben, aber genau dieses "mit dem Ende der Auftakt des nächsten Subplots" kann, muss aber kein Cliffhanger verbunden sein.
Dass die Figuren ein Eigenleben entfalten und nicht immer so wollen, wie man sich das gedacht hat, kenne ich zu gut.   :P
Deshalb ja eben auch mein Vorschlag, zuerst alles schreiben, so dass man ggf. noch vor der Veröffentlichung nachjustieren kann.
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Malou am 02. Mai 2021, 12:28:03
Zitat von: Waldhex am 01. Mai 2021, 16:45:31
Aus meiner persönlichen Sicht würde ich daher dazu raten, erst den gesamten Roman zu schreiben, mit allem was dazu gehört, bis Du das Gefühl hast, dass alles erzählt ist.

Uiiii da wartet in dem Fall VIEL Arbeit auf mich  :o ;D

Da ich noch ein Frischling bin, stellt sich mir jetzt daraufhin eine weitere Frage: Wenn Band 1 durch das Feedback von Betalesern etc. noch einmal verändert wird, hat man dann nicht teilweise das Problem, dass alle anderen Bände auch verändert werden müssen und es teilweise gar nicht mehr so rausgeht, wie man sich das vorgestellt hatte?  ???

Zitat von: Herbstblatt am 01. Mai 2021, 17:51:35

ZitatZeigt man Außenstehenden schon, wie es weitergehen soll und lässt sie abschätzen, ob die Story interessant genug ist oder was vielleicht ihrer Meinung nach bereits verändert werden sollte?

Meistens behalte ich meine Ideen für mich, weil ich sehen möchte, ob das für meine Probeleser jetzt überraschend kam oder ob das vorhersehbar war. Ich weihe Außstenstehende nur ein, wenn ich irgendwo festhänge.

Interessant, ich wäre gespannt, ob andere das genauso handhaben?

Lieben Dank auf jeden Fall für eure Tipps! @Waldhex @Herbstblatt
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Herbstblatt am 02. Mai 2021, 15:31:11
Zitat von: Malou am 02. Mai 2021, 12:28:03


Da ich noch ein Frischling bin, stellt sich mir jetzt daraufhin eine weitere Frage: Wenn Band 1 durch das Feedback von Betalesern etc. noch einmal verändert wird, hat man dann nicht teilweise das Problem, dass alle anderen Bände auch verändert werden müssen und es teilweise gar nicht mehr so rausgeht, wie man sich das vorgestellt hatte?  ???


Deswegen solltest du eine grobe Outline machen. Das minimiert auf jeden Fall das Risiko. Ich habe es bis Band 2 geschrieben, beide Bände betalesen lassen und erst dann die Outline gemacht, haha. Ich habe die Charaktere mal machen lassen und geschaut, was passiert, mich ein bisschen inspirieren lassen. Diese Vorgehensweise würde ich aber nicht für die ganze Reihe empfehlen. [: Ich halte es für eine gute Idee, Kurzgeschichten mit den Figuren zu schreiben, bevor man sich an die Reihe setzt oder auch währenddessen, das tu ich auch. Das inspiriert mich und mir fällt es leichter, den Charakter mehr herauszuarbeiten. Wenn man es noch jemandem zum Lesen gibt, kann man fragen, wie die Figur auf ihn wirkt oder ob sich jetzt schon Logikfehler ergeben.
Alternativ tun es auch einzelne Szenen. Manchmal fallen mir spontan Szenen ein, hier aber mit dem Gedanken, dass ich das niemandem zum Lesen gebe, deswegen darf's so kitschig sein, wie es nur will. Das beugt mir eine Schreibblockade vor.

Trotzdem muss ich keine großen Änderungen in der Handlung vornehmen. Ich musste ein paar Logikfehler bereinigen, deswegen Dialoge umschreiben, eine Szene einfügen,eine Szene ändern. Mit dem zweiten Band gab es mehr Backstory für die Charaktere und auch für die Länder, das lasse ich jetzt beim Editieren vom ersten Band einfließen. Also, so schlimm ist es bei mir nicht. Vielleicht bauscht du deine Bedenken zu sehr auf.

Also: Das Risiko, viel umschreiben zu müssen, kannst du minimieren, indem du deine Figuren und vielleicht auch Stücke der Handlung ausprobierst, mithilfe von einzelnen Szenen oder Kurzgeschichten. Und auf jeden Fall mit Outlines. Ich schätze, abhängig davon, wie sehr du zu Logikfehlern tendierst und wie kompliziert die Handlung ist, brauchst du eine genauere Outline.
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Marta am 02. Mai 2021, 15:39:45
Interessante Frage.  ;D Ich bin 70-80% Bauchschreiberin, je nach Projekt, und ich schreibe gerade eine Serie. Bin allerdings noch nicht fertig, also könnte es sein, dass mir noch alles um die Ohren fliegt. Behandle meine GENIALEN Tipps lieber mit Vorsicht.

Vorher wusste ich eigentlich nur sehr wenig. Ich hatte eine ganz gute Vorstellung von den Hauptfiguren, ansonsten wusste ich nur zwei Sachen:

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Vermutlich werden die Bösen besiegt, aber wie? Keine Ahnung. Sterben die? Keine Ahnung. Kämpfen die Helden zwischendurch gegen Goblins, Zentauren oder doch lieber Regenwürmer? Ich weiß es nicht. Ich verlasse mich darauf, dass sie alles schon irgendwie fügt, weil es das bisher immer tat.

Zitat- Plottet ihr schon grob für die anderen Bände? 
Jaa, aber wirklich SEHR grob. Ich habe zu den nächsten Bänden jeweils ein paar Sätze von Dingen, die passieren könnten. Die Hälfte davon passiert aber erfahrungsgemäß früher oder später, je nachdem, wie es passt.

Zitat- Wie sieht euer Outlining dann aus? 
Ich mache "reverse outlining" d.h. Ich schreibe entspannt bauchig voran und notiere mir zwischendurch/während der Überarbeitung alles, was passiert ist. Insbesondere Dinge, die später relevant werden könnten. Das hilft, Unstimmigkeiten zu verhindern. Und ich bekomme beim Durchlesen oft Ideen, wie ich zukünftige Plotprobleme lösen kann.

Zitat- Wisst ihr schon genau, wie das Ende aussieht?

Teilweise. Habe leider auch nur einen sehr groben Plan, wie ich da hin kommen will.

Zitat- Habt ihr euch schonmal durch (zu) wenig Planung bestimmte Ideen / Möglichkeiten "versaut"?
Eher durch zu viel Planung. Die besten Ideen habe ich während des Schreibens. Bauchschreiberin halt. Ich denke, wie man eine Reihe/Serie angeht, ist wirklich Typsache. Sowohl von Plottern als auch von Bauchschreibern wurden sehr schöne Reihen geschrieben, das geht also alles. Man sollte nur herausfinden, wo man selbst sich auf dem Spektrum befindet.
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Malou am 04. Mai 2021, 19:08:56
@Herbstblatt Lieben Dank für deine Tipps! Interessant zu hören, wie du das machst, vor allem das mit den Kurzgeschichten.

Zitat von: Herbstblatt am 02. Mai 2021, 15:31:11

Deswegen solltest du eine grobe Outline machen. Das minimiert auf jeden Fall das Risiko. [...] Ich musste ein paar Logikfehler bereinigen, deswegen Dialoge umschreiben, eine Szene einfügen, eine Szene ändern. Mit dem zweiten Band gab es mehr Backstory für die Charaktere und auch für die Länder, das lasse ich jetzt beim Editieren vom ersten Band einfließen.
Also: Das Risiko, viel umschreiben zu müssen, kannst du minimieren, indem du deine Figuren und vielleicht auch Stücke der Handlung ausprobierst, mithilfe von einzelnen Szenen oder Kurzgeschichten. Und auf jeden Fall mit Outlines. Ich schätze, abhängig davon, wie sehr du zu Logikfehlern tendierst und wie kompliziert die Handlung ist, brauchst du eine genauere Outline.

Auf die Gefahr hin, dass das eine doofe Frage ist - lässt man denn das Outline wen sehen um zu beurteilen, ob das "gut" und logisch ist? Klar, dass mit einer Outline prinzipiell mehr Linie drin ist (höhö), aber ich stelle mir eben immer noch die Frage, ob man das unter Verschluss hält oder nicht... Denn man kann auch eine Outline schreiben, die zwar logisch aber "kacke" ist bzw besser sein könnte.

@Marta Danke für den Einblick in deine Vorgehensweise! Das mit dem Reverse Outlining klingt interessant.

Damit man rausfinden kann, wo man sich selbst auf diesem Plan-Spektrum befindet und dann dementsprechend handeln kann, hilft es auf jeden Fall, wenn man hört, wie andere es so machen!
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Herbstblatt am 04. Mai 2021, 20:28:09
Freut mich, wenn dir meine Tipps helfen.  :)

@Marta : Stimmt, guter Einwand, zu viel Planung kann einem auch etwas verbauen, daran habe ich gar nicht gedacht.

Zitat von: Malou am 04. Mai 2021, 19:08:56

Auf die Gefahr hin, dass das eine doofe Frage ist - lässt man denn das Outline wen sehen um zu beurteilen, ob das "gut" und logisch ist? Klar, dass mit einer Outline prinzipiell mehr Linie drin ist (höhö), aber ich stelle mir eben immer noch die Frage, ob man das unter Verschluss hält oder nicht... Denn man kann auch eine Outline schreiben, die zwar logisch aber "kacke" ist bzw besser sein könnte.

Nee, ist keine doofe Frage. Erst gestern hatte ich so einen Fall, lasse ich das jetzt jemanden anschauen oder nicht?
Dein Thread hat mich motiviert, mich mal hinzusetzen und die Outline zu vervollständigen. Mein Logikfehler ist jetzt weg. <: Keine Ahnung, ob dieser Weg gut ist, ich möchte es in dem Fall keinem zeigen. Noch bin ich  nicht an der Stelle und bis dahin merke ich vielleicht selbst, ob es mir nicht mehr gefällt.
Dafür hing ich an einer anderen Stelle, da habe ich beschlossen, jemanden einzuweihen und mit ihm darüber zu reden. Hat geholfen. Ich habe ihm die Outline aber nicht gezeigt, nur kurz die Stelle zusammengefasst.

Um deine Frage konkret zu beantworten: Ob du die Outline jemandem zeigst, ist dir überlassen. Du kannst - wie ich - nur Teile preisgeben.

Ich tendiere dazu, möglichst viel für mich zu behalten, weil ich wissen möchte, ob die Plottwists überraschend kommen. Und wenn es daneben geht, nun ja, mich stört es nicht, wenn ich gröbere Änderungen vornehmen muss.

Und ja, die erste Outline ist normalerweise grässlich, würde ich sagen. Ebenso wie der erste Entwurf. Beides ist dazu da, dass es mal da ist.  ;D Erst beim dritten Mal überarbeiten beginne ich, zufrieden zu wirken. Mir hilft es, jede Idee aufzuschreiben und wenn sie noch so schrecklich ist. Wenn mir etwas davon gefällt, lass ich das einige Zeit auf mich wirken und schau, ob es mir später immer noch gefällt. Wenn man es so unter Verschluss hält, hat man nur sein eigenes Gespür. Hierfür stelle ich mir am Ende, wenn ich etwas zu Papier bringe, sei es das Manuskript oder nur die Outline, die Frage: Bin ich damit zufrieden?
Wenn ja, dürften Testleser ran. Wenn nein: warum, was stört?

Grundsätzlich würde ich sagen, es ist immer Luft nach oben und ich versuche diesen Raum möglichst auszuschöpfen. Ich denke auch, es ist wichtig, wer deine Outline als hm... schlecht bezeichnet. Du selbst oder die Leute, denen du sie gezeigt hast? Und noch viel wichtiger: Überzeugen dich ihre Argumente? Es ist letzten Endes eine Frage des Geschmacks.

(Für deinen Flachwitz kriegst du übrigens 4 von 10 Punkten von mir.  :D )
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Malou am 04. Mai 2021, 21:12:28
@Herbstblatt Haha 4 von 10 Punkten sind aber nicht sehr viel :d'oh: Flachwitze sind eigentlich nicht mein Gebiet, aber nachdem ich es versehentlich so geschrieben hatte, wollte ich es stehen lassen  :rofl:

Danke für deine Ausführungen!  :)
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Sonnenblumenfee am 05. Mai 2021, 15:58:22
Das ist ein spannendes Thema. Da es ums Schreibhandwerk geht, gehört es allerdings in den Workshop.
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Gizmo am 05. Mai 2021, 18:04:27
Auch wenn ich mittleweile deutlich mehr plane als früher, bin ich im Prinzip immer noch Bauchschreiber. Die eigentlichen Einfälle, was Dialog, Details in Szenen, Besonderheiten der Handlung usw. angeht, kommen mir immer erste beim Schreiben.
Ein ganzes Buch auf diese Art schreiben kann ich aber nicht. Ich neige dazu (auch jetzt noch) je nach Einfällen oder Stimmungen im Manuskript hin und her zu springen und eben dort zu schreiben, wo mir gerade etwas einfällt. Ganz ohne Planung führt das dann dazu, dass ich rasch die Übersicht verliere und das Projekt dann so chaotisch wird, dass die Unordnung am Ende meine Kreativität erstickt. Endeffekt: Das Buch wird nicht fertig.

Mittlerweile fahre ich sehr gut damit, mir Eckpunke für das Projekt zu setzen. Ich muss zumindest wissen, wie ich anfange und wie der Schluss aussehen soll. Dazu am besten noch ein Wendepunkt. Dann habe ich ein festes Ziel, auf das ich zuschreiben kann, auch wenn ich dazwischen in einzelnen Teilen hin und herspringe. Während ich dann schreibe, halte ich die Eckpunkte in einer Outline fest und aktualisiere sie um meine Einfälle, sodass ich quasi die Outline während des Schreibens erhalte. Will ich etwas ändern, weil ich einen guten Einfall habe (oder das zumindest glaube) trage ich ihn ein und kann leichter sehen, wie er sich auf die bestehenden Teile auswirkt. Das ist keine echte Planung, aber es hilft mir, Überblick und Ordnung in meinem Projekt zu bewahren.
Seit ich das so mache, klappt's auch mit dem Fertigschreiben. ;D
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Mefisto am 07. Mai 2021, 10:38:13
Interessantes Thema. Bei mir ist der grobe Rahmen der Geschichte ausgearbeitet. Während des Ausarbeitens kommen dann immer mehr Ideen dazu bis eine ,,Szenenrahmen" besteht. Ich versuche es mal zu skizieren

•   Idee (um was geht es)
•   Protagonisten – eventuell schon Antagonisten
•   Grobe Akte – ein Akt ist meist ein Zusammenhängendes Gebilde wie zum Beispiel die Reise irgendwohin
•   Kapitel – die Stationen in den Akten wie eine Stadt, ein Wald
•   Szenen – In der Stadt auf dem Markt, in der dunklen Gasse, im Kämmerlein im Gasthaus

Das ,,Discovery Writing" beginnt dann innerhalb der Szenen, denn ich habe diese nur mit Personen und groben Ablauf vorgeplant. Die Kleinigkeiten ergeben sich erst beim Schreiben.

Das Plotten in ,,Akten" kenne ich vom Pen & Paper Rollenspiel und nach 20 Jahren Erfahrung im basteln von Geschichten (ich bin (fast) immer der sogenannten Spielleiter hat man ein Gefühl für die Länge. Dadurch ergibt sich, dass ich nach der ersten Entwurfsphase eine Idee habe wie lange die Geschichte wird (wie viele Bände/wie viel Zeit). Ich setzte mich aber nicht hin und sage ich will jetzt eine Trilogie schreiben ...

Ich finde das ,,entwerfen" vorher sehr wichtig – zum einen Hilft es für den roten Faden, zum zweiten für die Timeline, zum dritten wenn mir eine Idee kommt kann ich die in den Rahmenentwurf notieren als Hinweis und dann – weil ich das Gesamtkonzept schon sehe auch bewerten wo der beste Punkt zum Ansetzen wäre.
Zudem – ich kann in dem Entwurf (Outlining ??) schnell wieder streichen ohne 3 Stunden geschrieben zu haben und dann erst zu erkennen, das etwas nicht passt. Ich finde es also auch ,,effektiv" im Entwerfen der Geschichte.

Last not least. Einmal ein grober Entwurf da muss ich mir auch keine Gedanken machen was ich als Nächstes schreibe ...

Das Ende kenne ich sehr oft sehr gut – ich tue mir eher schwer mit dem Anfang.
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Nikki am 07. Mai 2021, 11:49:39
Ich glaube, ich habe als Discovery Writer angefangen und bin während des Schreibens zu einer Plotterin geworden. Ich kann zumindest von meinen anfänglichen Erfahrungen erzählen, als ich meine Monster-Serie (der Name rührt nicht nur von den Figuren, sondern auch vom Umfang her ...) begonnen habe.

Innerhalb von 4 Jahren habe ich die gesamte Geschichte (550.000 Wörter) heruntergeschrieben. Einfach drauf los, maximal auf Rechtschreibung und Grammatik überprüft, bevor ich sie kapitelweise Freund*innen zum Lesen ausgehändigt habe. Scheinbar wusste ich im Vorfeld genau, wie viele Kapitel es geben wird und wie diese heißen werden - womit der inhaltliche Schwerpunkt bereits feststand. Die Charaktere haben sich nebenbei ergeben. Ich hatte zwar ein von Anfang an festgelegtes Stammpersonal, aber wenn die Handlung eine*n neue*n Antagonist*in oder Helferlein gebraucht hat, habe ich die einfach dazu geschustert. Das hat man gemerkt. Diese Figuren waren einzig und allein auf ihre Funktionen begrenzt und hatten so gut wie keine Persönlichkeit.

Ich stecke nun inmitten der Überarbeitung jener Urversion drinnen und kann mich glücklich schätzen, dass ich trotz dieser schier endlosen Geschichte immer wiederkehrende Spannungsbögen drinnen habe, anhand derer ich die einzelnen Bände abstecken kann. Es ist also eine Struktur vorhanden, die mir beim Schreiben als solches nicht bewusst war.

Womit ich mir tatsächlich sehr schwer getan habe, war der Anfang. Das liegt wohl vor allen daran, dass mir, angesichts meines umfangreichen Personals, nicht sofort klar war, wer eigentlich meine Protagonist*innen sind. Ich habe einen 50-90seitigen Prolog verworfen, der in der Endversion nicht viel mehr als die Hintergrundgeschichte zweier Figuren ist, die hin und wieder angedeutet wird.

Das als kleine Zusammenfassung meines LeidensSchreibweg.  ;D Folgende Punkte halte ich für existentiell, wenn du eine komplexere Geschichte beginnst, ohne alles im Vorfeld ausgelotet zu haben:


Ich denke, mehr braucht es am Anfang nicht wirklich. Je mehr Ankerpunkte du hast, desto komplexer und griffiger wird deine Geschichte. :)

ZitatMir ist klar, dass man niemals jedes Detail wissen kann, aber es graut mir davor, eine tolle Geschichte zu verbauen, nur weil mir in einem der nächsten Bände etwas Geniales einfällt, was dann nicht mehr eingebaut werden kann, weil Buch 1 schon steht und dem entgegengeht

Das ist ein Risiko, mit dem du leben musst. Nach dieser Devise dürften gar keine Bücher veröffentlicht werden, weil irgendwann der Geistesblitz kommen könnte, der das Bisherige in den Schatten stellt. Besser geht immer und perfekt gibt es nicht. Darum ist es wichtig, sich im Vorfeld darüber klar zu werden, was deine Ankerpunkte sind und diese aufeinander einzustimmen. Wenn dir hier keine groben Schnitzer passieren, dann ergibt sich der Rest relativ von selbst.

Du kannst Band 1 nachträglich nicht neu schreiben, aber du kannst in den Folgebänden versuchen, deine neuen Erkenntnisse einzuflechten und die Geschichte in eine andere Richtung zu treiben. Nichts ist absolut. Wenn du wirklich eine Story hast, die Stoff für mehrere Bände hergibt, dann hast du einen gewissen Spielraum, in dem du dich von deinen bisherigen Prämissen und Plänen entfernen kannst.

Wenn deine neuen Pläne wirklich überhaupt nicht mit den vorherigen Bänden* vereinbar sind, dann solltest du dich mit dem Gedanken anfreunden, dass der neue Handlungsbogen, die neuen Figuren etc. in einer neuen Geschichte besser aufgehoben sind.

*Ich gehe jetzt davon aus, dass diese Bände bereits veröffentlicht sind, wenn der Fall eintritt, bei dem man glaubt, anders wäre es besser gewesen. Wenn es wirklich nur darum geht, ein noch nicht veröffentlichtes Manuskript zu überarbeiten, dann ist das dann viel Arbeit, aber kein Ding der Unmöglichkeit. Es ist dann wie Domino. Veränderst du ein Element, musst du überprüfen, welche Auswirkungen das auf die restlichen hat und musst dementsprechend reagieren.

ZitatAuf die Gefahr hin, dass das eine doofe Frage ist - lässt man denn das Outline wen sehen um zu beurteilen, ob das "gut" und logisch ist? Klar, dass mit einer Outline prinzipiell mehr Linie drin ist (höhö), aber ich stelle mir eben immer noch die Frage, ob man das unter Verschluss hält oder nicht... Denn man kann auch eine Outline schreiben, die zwar logisch aber "kacke" ist bzw besser sein könnte.

Meine LektorInnen kennen die Outline meiner Serie nur in den gröbsten Zügen. Das liegt daran, dass ich genau weiß, wohin ich will, aber auch offen für unvoreingenommene Meinungen bin. Ich rechne damit, dass mir jederzeit jemand Logiklücken vorhalten könnte und plane dementsprechend bzw. bin dementsprechend flexibel, um diese zu füllen. Wenn mir jemand sagt, "bist du dir bewusst, wie das wirkt? Willst du das so?", dann bin ich offen dafür, um diese Kritik umzusetzen. Natürlich habe ich im Hinterkopf dabei, wohin ich mit dieser Figur will und prüfe, ob diese Außenwirkung vereinbar mit ihrer späteren Entwicklung ist. In den Plotgruppen habe ich mein Projekt schon vorgestellt, wo ich mich entweder mit konkreten Fragen an andere Personen wende oder an der Einschätzung von gewissen Dingen/Figuren/etc. interessiert bin. Wenn ich selbst unsicher bin, weil sich etwas unrund oder nicht ganz richtig anfühlt, dann hole ich zusätzliche Meinungen ein, doch das betrifft nicht wirklich grundlegende Dinge, weil ich da zu überzeugt bin, um mich umstimmen zu lassen.

Ich denke, es ist wichtig, sich immer vor Augen zu halten, dass Fehler gemacht werden, aber auch genauso leicht wieder aus der Welt geschafft werden können, wenn man zu ihnen steht. :)
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Malou am 08. Mai 2021, 10:19:51
@Sonnenblumenfee Danke fürs Verschieben!

Zitat von: Gizmo am 05. Mai 2021, 18:04:27

Mittlerweile fahre ich sehr gut damit, mir Eckpunke für das Projekt zu setzen. Ich muss zumindest wissen, wie ich anfange und wie der Schluss aussehen soll. Dazu am besten noch ein Wendepunkt. Dann habe ich ein festes Ziel, auf das ich zuschreiben kann, auch wenn ich dazwischen in einzelnen Teilen hin und herspringe. Während ich dann schreibe, halte ich die Eckpunkte in einer Outline fest und aktualisiere sie um meine Einfälle, sodass ich quasi die Outline während des Schreibens erhalte. Will ich etwas ändern, weil ich einen guten Einfall habe (oder das zumindest glaube) trage ich ihn ein und kann leichter sehen, wie er sich auf die bestehenden Teile auswirkt.


Ich werde ausprobieren, ob mir das hilft, danke dafür!  :jau:

@Mefisto Coole Idee mit den Stationen, vielleicht könnte es helfen, zumindest die Orte, an denen es stattfinden wird, zu kennen und dann kommen einem sicherlich auch bereits Ideen  :D

@Nikki Eine sehr ausführliche Antwort! Du hast natürlich Recht, das Risiko, dass einem später noch was Besseres einfällt, verschwindet nie. Vielleicht werde ich mit zunehmender Übung auch mehr zum Plotter (was tatsächlich einiges erleichtern würde  ;D), aber gleichzeitig gefällt es mir auch, selbst nicht (wirklich) zu wissen, was passiert. So habe ich weniger das Gefühl, auf ein bestimmtes Ziel hinzuarbeiten, was im Moment noch eher eine blockierende Wirkung hat. Ich kann auch keine Ziel festlegen, wie viele Wörter ich pro Tag schreiben will, weil mich das innerlich nervös macht, wenn ich merke, ich schaffe das nicht. Ich bin eigentlich ein sehr zielgerichteter Mensch, aber wenn es um Kreativität geht, funktioniere ich einfach anders. Zumindest noch. Natürlich habe ich jetzt auch regelmäßig damit zu kämpfen, mich zu fragen, ob es überhaupt gut und logisch ist, aber zugleich ist es spannend, sich vor den PC zu setzen und zu denken, OK und wohin geht es jetzt?
Ich arbeite sehr ernsthaft an dem Roman und stelle regelmäßig alles in Frage, hoffe, das kommt jetzt nicht schludrig rüber  ;D Man müsste nur mal meinen unfassbaren Haufen an Notizen sehen  :o Aber genau deswegen habe ich diesen Thread ja auch eröffnet, weil es eine richtige Herausforderung ist, den Faden nicht zu verlieren. Hätte ich bereits eine echte Wahl, würde ich mich definitiv doch mehr zum Plotten entscheiden, aber die unzähligen Versuche wurden jedes Mal von der Realität über den Haufen geworfen  :idee:

Vielen Dank für die Hilfe!
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Nikki am 08. Mai 2021, 11:59:08
Bei mir hat es sich tatsächlich auch eher ergeben, Plotterin zu werden - wobei ich sehr selten konkrete Plotmethoden anwende. Ich liebe es nur zu planen und zu konstruieren und herumzuschrauben, Fitzelarbeit ist genau mein Ding. Deswegen liebe ich das Plotten und Überarbeiten, aber nicht so sehr das Schreiben des tatsächlichen ersten Entwurfes.  ;D
Ich kann mich noch erinnern, dass ich mich beim Schreiben der Urversion riesig auf das 20. Kapitel gefreut habe, weil für da das Erscheinen meiner Lieblingsfigur geplant war. Heute würde ich einfach direkt diese Szene schreiben, als zu warten, bis die 19 Kapitel davor geschrieben sind.

Meine Hand würde ich nicht dafür ins Feuer legen, wie sich meine Schreibanfänge (und diese sind ident mit dem Erstentwurf meines Mammutprojektes) genau abgezeichnet haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich aus einer inneren Überzeugung heraus genau wusste, wie die Geschichte verlaufen soll. Es gibt sporadische Notizen aus dieser Zeit, in der ich die Kapitel benannt und gepitcht habe, bei denen ich mir genauso ziemlich sicher bin, dass sie vor dem eigentlichen Text da waren. Das heißt, ich habe im Vorfeld skizziert, wohin ich wollte und dann einfach drauf losgeschrieben. Viel mehr Planung war da nicht. Mit den üblichen Fallstricken eben und fehlender Schreibroutine, was dazu geführt hat, dass ich alles neu schreiben durfte, damit es auch für Leute lesbar ist, denen nicht aus reiner Sympathie zu mir meine Texte gefallen.

ZitatIch arbeite sehr ernsthaft an dem Roman und stelle regelmäßig alles in Frage, hoffe, das kommt jetzt nicht schludrig rüber 

Wie du auf andere wirkst, soll deine geringste Sorge sein. Die Hauptsache ist, dass du eine oder mehre Schreibmethoden gefunden hast oder dabei bist, sie zu finden, die für dich funktionieren. Das Allesinfragestellen kenne ich und ist auch bis zu einem gewissen Grad gesund, weil es das schriftstellerische Ego, ein unfehlbares Genie zu sein, in Schach hält. Erst wenn diese Einstellung in die Richtung kippt, in der du ständig dein eigenes Urteil kritisierst und Zweifel Anerkennung überwiegen, wird sie destruktiv.

Wir Autor*innen haben nicht nur die Kreativität gemeinsam, sondern auch eine unbeschreibliche Ausdauer, um Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. :) Es ist noch kein*e Meister*in vom Himmel gefallen, also lass dich nicht von dem Gedanken entmutigen, dass bei dir gefühlt alles länger dauert als bei anderen. Über Schreiberfolge lässt sich öfter und lieber reden als über Flops. ;D
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Exlibris am 22. Juni 2021, 19:09:17
Ich habe einmal eine Reihe zusammenhängender Kurzgeschichten "aus dem Bauch heraus" geschrieben. Damals umfasste mein Veröffentlichungsplan als Redakteur einen Beitrag pro Woche und ich wollte mich ein wenig austoben. Im Endeffekt wurde die Geschichte weitaus länger als angenommen und wies am Ende einige Mängel auf. In puncto Kurzgeschichten bleibe ich zwar ein "Discovery Writer", aber bei längeren Projekten tut Planung Not.

@Mefisto Ich ähnele dir in meinem jetzigen Schreibverhalten (zumindest nehme ich es an, da ich schließlich noch keinen "richtigen" Roman verfasst habe).
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Manu_Barget am 22. Juni 2021, 23:47:22
Da meine größte Herausforderung ja ist, Projekte zu beenden, sind meine Erfahrungen mit Vorsicht zu genießen – wobei ich dieses Problem gerade angehe und es bisher ganz gut läuft. Ich bin übrigens Plotterin, alles andere funktioniert für mich einfach nicht. Ich habe mich allerdings selbst bewusst davon abgehalten, die Fortsetzungen im Voraus im Detail zu plotten, weil Plotten bei mir sonst zu einer Form des Prokrastinierens werden kann und ich gar nicht mit dem eigentlichen Schreiben anfange.

Ich habe in den ersten Monaten dieses Jahres eine Geschichte geschrieben, bei der sich im Laufe des Plottens herausgestellt hat, dass es wohl mindestens eine Fortsetzung geben muss und beim Sammeln von groben Ideen für die Fortsetzung ist dann eine Trilogie daraus geworden. Einfach, weil der serienübergreifende Plot dann stimmiger und runder wird. Teil 1 habe ich ausführlich geplottet (und inzwischen in der Rohfassung runtergeschrieben), für die beiden anderen Teile habe ich eine grobe Vorstellung, was der Hauptkonflikt wird und ein paar unzusammenhängende Ideen. Ich kann also für Band 2 und 3 nur grob in 1-2 Sätzen zusammenfassen, was passieren wird.
Bei meinem aktuellen Projekt ist es ähnlich – das ist auch ein Trilogie-Auftakt, bei dem ich Band 1 bereits geplottet und vor Kurzem mit dem Schreiben angefangen habe. Bei Band 2 und 3 weiß ich grob den Hauptkonflikt und habe ein paar Ideen aufgeschrieben, die mir beim Brainstormen für Band 1 gekommen sind, damit sie nicht vergessen gehen. Die groben Plots für die Fortsetzungen sind jeweils während des Plottens von Band 1 entstanden.

Wie gut es am Ende funktioniert, auf diese Art eine Trilogie auf die Beine zu stellen, wird sich herausstellen, aber ich bin eigentlich zuversichtlich. Ich kenne ganz grob den übergreifenden Plot und die Hauptkonflikte der Folgebände, kann also sicherstellen, dass sich die Konflikte zuspitzen und es später keinen Durchhänger gibt, und alles Weitere wird sich schon ergeben, wenn ich den nächsten Band dann plotte. Ich weiß ja bei Band 1 bereits grob, wohin sich die Trilogie entwickeln soll. Noch weniger Wissen über die Fortsetzungen würde bei mir allerdings nicht funktionieren.
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: NatNat am 29. Juni 2021, 10:43:21
Zitat von: Malou am 01. Mai 2021, 10:14:48
- Plottet ihr schon grob für die anderen Bände? 
Ich würde mich selbst auch als Pantser (Discovery Writer) beschreiben. Dennoch plane ich immer ein wenig, damit keine Plotholes entstehen.
Mir kommen die Ideen meistens wie Filmszenen in meinen Kopf, viele lasse ich dort, um später darauf zurückzugreifen. Einige halte ich fest. So ergibt sich dann ein grober Handlungsstrang, den ich verfolgen kann - von dem ich aber auch manchmal abweiche.
So auch bei mehreren Bänden.
Ich schau mir an, was ich schreiben könnte, denke darüber nach, lasse meine Charaktere im Geiste verschiedene Situationen durchgehen.
Und je nachdem, was ich als wichtig erachte, wirds aufgeschrieben.
Dazwischen bewegen sich meine Charaktere von selbst - immerhin ist das Leben nicht planbar und damit lasse ich ihnen einen gewissen Freiraum.


Zitat von: Malou am 01. Mai 2021, 10:14:48- Wie sieht euer Outlining dann aus? Wisst ihr schon genau, wie das Ende aussieht?
Zum Beispiel so:
- Hannah lernte ihn nachts kennen, versuchte zu fliehen
- Später: Hannah arrangiert sich damit, versucht, ihre Erwartungshaltungen runterzuschrauben, findet ihren Platz in der Welt.
- Viel Später: Krieg zeichnet sich ab.
- Ending A: Hannah stirbt, weil sie sich opfert; Ending B: Hannah überlebt, weil sie flieht und ihre Freunde zurücklässt; Ending C: Hannah kämpft mit und sie gewinnen gemeinsam.

Dazwischen bewege ich mich dann hin und her - auch das Ende kann sich noch ändern.
Habe mir diesen Handlungsstrang (Himmel, er ist grauenvoll XD) eben aus den Fingern gesaugt, weil ich es daran gut verdeutlichen kann.


Zitat von: Malou am 01. Mai 2021, 10:14:48- Habt ihr euch schonmal durch (zu) wenig Planung bestimmte Ideen / Möglichkeiten "versaut"

Ja. Und dann hat mich das so genervt, dass ich das gesamte Ding umgeschrieben habe - seitdem plane ich zumindest ein wenig. Minimal. Also ... zumindest die groben Handlungsstränge. Die Arbeit mache ich mir kein zweites Mal.
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Pintana am 30. Juni 2021, 20:10:46
Ich gehöre ja auch zu den bekennenden Nicht-Plotter. Ich fühle mich oft schon eingeengt, wenn ich mehr als den angestrebten Schluss kenne, bevor ich mit einem Projekt anfange :rofl: Wenn ich mich an Plots versuche, dann halten die meistens nur ein paar Seiten, bis die Figuren ein Eigenleben entwickeln und ich mich entscheiden muss: Weiterschreiben ohne Plan- sprich Plot vergessen-, oder wegen bockiger Figuren (Ja, die sind immer sehr eigensinnig und weigern sich, dem Willen ihrer Autorin zu folgen) und gleich aufgeben? Deshalb schreibe ich ohne viel Planung, schnell und wenn dann viel, weil ich sonst den Faden verliere und die Geschichte dann auf der Festplatte vergammelt.

Für meine Projekte habe ich mir ein paar Hilfstechniken angeeignet, die mir den Überarbeitungsaufwand etwas verringern. Die sich im Endeffekt auf eine Art ausführliches Notizsystem reduzieren lassen. Sowas wie plotten beim Schreiben, quasi.
1.: Beschreibungen ausführlich notieren. Mein Lieblings Fehler ist Inkonsistenz bei den Figuren, nicht im Charakter, ihrer Funktion oder so, aber in den Feinheiten. Beispielsweise wechselten ständig die Augenfarben oder die Figur hatte beim ersten Auftritt einen Tick, den ich dann einfach vergessen habe. Sowas wird also jetzt notiert (Charakterkarten- aktuell direkt im Schreibprogramm, sehr hilfreich, geht aber auch mit einer Excel Tabelle). Da kopiere ich Beschreibungen rein, die andere Figuren abgeben, sollte ich die Perspektive Wechseln wird mit vermerkt, wer die Beschreibung vorgenommen hat.

2. Schlüsselsätze sortiert aufheben
Schlüsselsätze, also wortgenaue Formulierungen, die wieder aufgegriffen werden sollen werden genauso gesammelt. Wer was zu wem sagt und welche Idee beim in den Fließtext schreiben verfolgt wurde. Darunter fallen auch Ankündigungen, Prophezeihungen und Vorausdeutungen aller Art.   

3. verfügbare Gegenstände Aufschreiben
Meine Figuren bekommen mittlerweile sowas wie ein Inventar in Videospielen. Dann weiß ich immer, was sie noch mit sich rumschleppen und was sie eigentlich gar nicht gebraucht hätten, damit ich in der Überarbeitung überflüssgies Rauswerfen oder vorher in der Rohfassung direkt verarbeiten kann.

4. Aufgeworfene Fragen auf Notizzettel schreiben und nach Abarbeitung sofort weg damit.
Wenn ich Fragen aufbringe, oder wichtige Hintergründe andeute gibts einen Notizzettel, auf dem sich das alles sammelt und nach und nach abgearbeitet wird.

5. spontane Einfälle
Spontane Einfälle, die sich mittlerweile auf vollständige Szenen auswachsen, einfach runterschreiben, sobald sie mir einfallen. Bisher habe ich versucht, sie für die entsprechende Stelle aufzuheben, aber das funktionierte nicht. Damit ist die Geschichte nicht mehr ganz chronologisch erzählt, aber das hilft wirklich, sich nicht zu verrennen, alles, was nicht passt wird dann eben einfach nicht ins Manuskript gepackt.

6. Plotholes
Wenn beim Schreiben Plotlöcher auffallen, ihr ahnt es, werden die direkt notiert.

Daraus hat sich ein buntes Sammelsurium an verschiedenen Notizzetteln ergeben, die ich im Dokument anlege und entsprechend nutze.

7. Plotten im Nachhinein
Die Rohfassung steht, aber wo beim Überarbeiten anfangen. Der zwischenschritt wichtiges von unwichtigem zu trennen ist unbequem, aber hilfreich: Exposé schreiben. Alles, was darin keinen Platz hat, gehört nicht zur obersten Prioität für die Handlung und muss kritisch überprüft werden.

Eins bleibt, wenn man damit fertig ist dann immer noch: Überarbeiten, überarbeiten, überarbeiten. Auch eine meiner größten Schwächen, aber leider grade für  Bauchschreiber unbedingt notwendig. Das wichtigeste dabei ist und bleibt aber: Aufs eigene Gefühl bzw. den Bauch vertrauen, immerhin kommen da ja irgendwie auch die Geschihten her ;D, was hilfreich ist und was blockiert zeigt einem nur Ausprobieren.
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Malou am 04. Juli 2021, 11:21:54
@Exlibris @Manu @NatNat @Pintana
Lieben Dank für eure Rückmeldungen und das Teilen eurer Erfahrungen!  :vibes:

@Manu
ZitatIch kenne ganz grob den übergreifenden Plot und die Hauptkonflikte der Folgebände, kann also sicherstellen, dass sich die Konflikte zuspitzen und es später keinen Durchhänger gibt
Wenn einem das möglich ist, macht es natürlich sehr viel Sinn, das vorher festzulegen! Bei mir selbst kam es jetzt nur schon mehrmals vor, dass ich es mir vorher festgelegt hatte und dann habe ich mich doch dazu entschieden, die Szene im Voraus zu schreiben (selbst wenn es ein Folgeband war, hab schon sehr viele Schnipsel der Folgebände geschrieben) und zack, da stellte sich raus, es ging woanders hin. Mir ist da vlt auch einfach nicht zu helfen  ;D aber ich versuch's fleißig weiter und freu mich, wenn die Tipps anderen helfen  :vibes:

Insofern wäre mein Tipp aus meiner bisherigen Erfahrung, nicht davor zurückzuschrecken, bereits Szenen aus Folgebänden zu schreiben. So sieht man oft, wie gut die Idee tatsächlich umsetzbar ist und auch, ob sich die Charaktere benehmen wollen oder einen mit der Nase voran auf einen anderen Verlauf stoßen (oder schmerzhaft schleudern, je nachdem ;D)

@NatNat
ZitatIch schau mir an, was ich schreiben könnte, denke darüber nach, lasse meine Charaktere im Geiste verschiedene Situationen durchgehen.
Finde ich gut, wenn man das schon durchspielt. So merkt man evtl. schon, ob es gut ist bzw. was die Charaktere jetzt schon wieder anstellen wollen (und kann mal drüber nachdenken, ob man da mitgehen würde)  :engel:

Zitat- Wie sieht euer Outlining dann aus? Wisst ihr schon genau, wie das Ende aussieht?
ZitatHabe mir diesen Handlungsstrang (Himmel, er ist grauenvoll XD) eben aus den Fingern gesaugt, weil ich es daran gut verdeutlichen kann.
Haha  ;D Finde aber das mit den verschiedenen Möglichkeiten fürs Ende gut (Ende A, B, C). Da hat man dann ein paar Überlegungen, die gut in die Story passen würden und kann die Story/ den Charakter / das Worldbuilding angleichen. Wenn man es noch gar nicht weiß, kann da am Ende manchmal eine böse Überraschung warten. Man schreibt ein wundervolles Ende und merkt dann, dass dem Chara ein Skill dafür fehlt oder die Magie in der Hinsicht nicht funktionieren könnte und das ist dann  :brüll:

:o Wie hast du denn diesen coolen Hüpfsmiley hingekriegt? Den will ich auch!  :bittebittebitte:


@Pintana
Ohhh, das ist ja mal eine hilfreiche "Anleitung"! Da sind so viele gute Anregungen drin, dass ich einfach mal fürs Gesamtpaket sage: Richtig gut, da werde ich mir sicher was abgucken  :wolke:
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: NatNat am 04. Juli 2021, 23:20:14
Zitat von: Malou am 04. Juli 2021, 11:21:54

@NatNat
ZitatIch schau mir an, was ich schreiben könnte, denke darüber nach, lasse meine Charaktere im Geiste verschiedene Situationen durchgehen.
Finde ich gut, wenn man das schon durchspielt. So merkt man evtl. schon, ob es gut ist bzw. was die Charaktere jetzt schon wieder anstellen wollen (und kann mal drüber nachdenken, ob man da mitgehen würde)  :engel:

Zitat- Wie sieht euer Outlining dann aus? Wisst ihr schon genau, wie das Ende aussieht?
ZitatHabe mir diesen Handlungsstrang (Himmel, er ist grauenvoll XD) eben aus den Fingern gesaugt, weil ich es daran gut verdeutlichen kann.
Haha  ;D Finde aber das mit den verschiedenen Möglichkeiten fürs Ende gut (Ende A, B, C). Da hat man dann ein paar Überlegungen, die gut in die Story passen würden und kann die Story/ den Charakter / das Worldbuilding angleichen. Wenn man es noch gar nicht weiß, kann da am Ende manchmal eine böse Überraschung warten. Man schreibt ein wundervolles Ende und merkt dann, dass dem Chara ein Skill dafür fehlt oder die Magie in der Hinsicht nicht funktionieren könnte und das ist dann  :brüll:

:o Wie hast du denn diesen coolen Hüpfsmiley hingekriegt? Den will ich auch!  :bittebittebitte:


Danke, das mit den verschiedenen Endings habe ich mir angeeignet, weil ich das Problem oft hatte, dass ich in eine vollkommen andere Richtung gelaufen bin.
Das Problem ist, meine Charakter "leben" in meinem Kopf. Ich kann mit ihnen kommunizieren.
Das führt aber dazu, dass sie teilweise ihre ganz eigenen Wege gehen - wenn ich die nicht vorausplane, macht die Geschichte, was sie will  :rofl:

Äh, den Hüpfsmilie durfte ich eigentlich gar nicht benutzen. Hab ihn jetzt gelöscht. War Hotlinking, habe den Punkt, wo das verboten ist, leider überlesen gehabt  :brüll: :ithurtsandstings!:
Titel: Re: Wie viel (Voraus-)Planung braucht eine Buchreihe? Was tun als Discovery Writer?
Beitrag von: Anderland am 06. Juli 2021, 07:47:07
Ich hoffe sehr, dass folgender Aspekt nicht bereits angesprochen und von mir konsequent überlesen wurde:

Die Frage ist ja auch, wann genau ein neuer Band beginnen soll/muss und ob das notwendig erscheint. Hat jedes deiner Bücher beispielsweise 200 Seiten, könnte man durchaus auch einen 600-Seitigen Wälzer daraus bauen - Es sei denn, es bietet sich vom Plot her an, in drei oder zwei "kürzere" Geschichten zu unterteilen. Tut es das nicht, steht einem Einzelband mit hoher Seitenzahl ja auch nichts im Weg. Gerade die Fantasy-Leser sind längere Bücher ja gewohnt.

Leider habe ich noch kein Buch verfasst, da ich eher Geschichten schreibe. Würde ich es aber tun, würde auch ich die für mich essentiellen Plottpunkte aufschreiben. Das würde ja bereits gesagt.
Habe ich nun also meine - sagen wir 30 - wichtigen Plottpunkte, gewichte ich diese nach Bedeutsamkeit und Spannung von beispielsweise eins bis fünf. Wenn ich dann sehe, dass die wichtigsten Punkte sich alle nacheinander sammeln, überlege ich mir ob die Reihenfolge der Punkte variabel ist und ändere sie entsprechend. Wenn ich dann am Ende eine überarbeitete Liste der Wichtigsten Punkte habe, kann ich daraus ja einen Spannungsbogen sehen. Entsprechend des Spannungsbogens ließe sich dann gut entscheiden, ob es wohl letztendlich auf einen Einzelband, zwei, drei, fünf oder zehn Bände hinausläuft.

Ich schreibe auch hauptsächlich in der Discovery-Writing-Technik und mir wurde von meiner anderen Hälfte mal das Kartenspiel "Fabula" geschenkt. Kann ich für Zwecke des Plottens nur weiterempfehlen.