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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Thaliope

Zitat von: JarlFrank am 15. Dezember 2015, 10:33:50


Was wäre denn der erste schockierte und überraschte Ausruf, den man in der Situation rausbringen würde? Ein "Was zur Hölle?!" vielleicht? Oder ein "Spinnst du?!" wie es chaosqueen vorgeschlagen hat. Das wäre mir persönlich auch lieber, wenn es darum geht, den Schock des Charakters auszudrücken.


Das führt jetzt wohl arg weg vom Thema, und zu weit in die Übersetzungs-Praxis, um die es hier ja eigentlich gar nicht geht, aber ich finde ja "Was zur Hölle" ist ein genauso furchtbarer Anglizismus :) Ich steh jedes Mal vor dem englischen Satz und suche händeringend nach einer Altertnative, die man auch tatsächlich auf Deutsch sagen würde - und nicht nur in zu fantasielos runterübersetzten Büchern und Filmen ...

Wallrabe

#946
Nun, selbst wenn es rein "sinngemäß" nicht korrekt wäre, dass ein Lebendiger sagt, er wäre erschossen worden - grammatikalisch ist das so oder so korrekt : P - und selbst sinngemäß ist es dank der Vielfalt der deutschen Sprache imho auch völlig legitim, wie ja auch teils schon gesagt wurde.

Zum einen eben wenn er das sagt, während er just eben schon fast tot ist - insofern wurde er tatsächlich erschossen. Und selbst wenn er nicht in der Folge daran sterben wird, so halte ich das dennoch für völlig legitim, da er, wie bereits hier ein, zwei Mal gesagt völlig entgeistert/geschockt/... sein kann/wird. Wenn einer einer einen theoretisch tödlichen Schuss abbekommt, selbst wenn er vielleicht völlig durch eine Schutzweste negiert wird, dann wurde er erschossen in dem Moment. Quasi *g*

Einen Anglizismus sehe ich da aber auch nicht. Ebenso wenig sind doch auch Ausdrücke wie "Was zur Hölle..."/"Was zum Teufel..." Anglizismen... Etwas, das man ins Englische übersetzen kann macht das deutsche ja nicht zu einem Anglizismus.

Thaliope

Die Frage beim Anglizismus ist ja nicht, ob man die Wendung auch ins Englische übersetzen kann, sondern ob es den Ausdruck im Deutschen überhaupt gibt bzw. gab - oder ob er sich eben über viele wörtliche Übersetzungen aus dem Englischen eingeschlichen hat. Klar, Sprache verändert sich, und viele Wendungen werden einfach übernommen, dagegen kann man sich wohl weder als Autor noch als Übersetzer dauerhaft sperren.
Trotzdem halte ich es für wichtig, drauf zu achten, wirklich idiomatische Wendungen zu benutzen.

"Was zum Teufel" halte ich zum Beispiel nicht für einen Anglizismus, im Deutschen wird, meine ich, eher mit dem Teufel geflucht als mit der Hölle. Aber ich würde es auch eher in Wendungen wie "Was zum Teufel machst du da" oder "Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?" anbringen, als dieses alleinstehende "Was zum Teufel?" Das kommt mir einfach unidiomatisch vor. Da würde ich auf Gutdeutsch eher schreiben "Scheiße, was soll das?"

Aber in vielen Fällen dürfte es eine mühevolle Arbeit sein, zu belegen, ob ein Ausdruck schon länge im Deutschen existiert als die Massenübersetzungen in der Populärkultur,  zumal sich die Sprachrealität eben auch wandelt. Aber gerade da sehe ich uns Autoren in der Verantwortung, die Vielfalt unserer eigenen Sprache zu erhalten und einzusetzen und nicht auf das eingeschränkte Sprachspektrum zu bauen, das uns viele Übersetzungen liefern.

Was das "grammatikalisch richtig" angeht, ist das in der Grammatiktheorie nicht so ganz eindeutig, da durchaus auch Teile des Weltwissens für die Grammatikalität eines Satzes relvant sind, aber das ist jetzt vielleicht zu viel Linguisten-Blabla :D

Angela

Was zum Teufel ist für mich ein sehr deutscher, eher alter Ausdruck (wer redet heute noch vom Teufel, nimmt ihn ernst) und er setzt voraus, dass der Sprecher ein gewisses Sprachniveau hat. Im Englischen sagt man meines Wissens nach fatally shot bei tödlichen Schußverletzungen. Shot allein ist nicht tödlich.

JarlFrank

#949
Zitat von: Angela am 15. Dezember 2015, 20:54:34
Was zum Teufel ist für mich ein sehr deutscher, eher alter Ausdruck (wer redet heute noch vom Teufel, nimmt ihn ernst) und er setzt voraus, dass der Sprecher ein gewisses Sprachniveau hat. Im Englischen sagt man meines Wissens nach fatally shot bei tödlichen Schußverletzungen. Shot allein ist nicht tödlich.

Shot kann tödlich sein - "Er wurde erschossen." heißt im Englischen ganz einfach "He was shot." Da sagt im Krimi keiner "shot dead" oder "fatally shot", das kann man dazu sagen, muss aber nicht. Und bei einer Leiche ist das eh redundant, da ja klar ist, dass sie tot ist. Das sind nur Zusätze, die kommen können, wenn man was verdeutlichen will: "He was shot six times, the fifth shot was fatal." beispielsweise, wenn man klar machen möchte dass der Kerl 6 Kugeln abbekommen hat und die fünfte von denen die tödliche war. "Shot" an sich kann sowohl für angeschossen als auch für erschossen stehen (und "He shot at me!" hieße ein bloßes auf mich geschossen, wobei der Schütze auch verfehlt haben könnte).

"Shot dead", "fatally shot" oder "shot and killed" kommt oft in Presseberichten vor, um klarzustellen, dass eine Schießerei zwischen Verbrecher und Polizisten für jemanden tödlich endete.

Und ich benutze das "Was zur Hölle" auch im Deutschen, wobei es durchaus sein kann, dass ich mir das angewöhnt habe weil ich öfter auf Englisch fluche als auf Deutsch und mir da das im Englischen sehr gebräuchliche "What the hell" bzw auch das "What the f**k" ins Deutsche rübergerutscht ist. Dass meine Alltagssprache teilweise von Anglizismen verseucht ist werde ich nicht leugnen. :D

Feuertraum

Hin und wieder komme ich in den Genuß, auf dem Digitalsender NDR Blue den einen oder anderen Konzertmitschnitt zu hören.
Bevor die jeweiligen Interpreten den letzten Song spielen, quasselt der Moderator dazwischen, nennt noch einmal die Band und schiebt ein "Weiterhin viel Spaß in unserem Programm" hinterher.

Beim ersten Mal dachte ich noch an einen Versprecher (was ja passieren kann) und neigte zum Satz "Weiterhin viel Spaß mit unserem Programm."

Da ich aber inzwischen schon einige der Radiokonzerte mehr hören konnte, ist mir aufgefallen, dass der Mensch tatsächlich "in unserem Programm" sagt. Nun bin ich ehrlich gesagt gerade etwas verunsichert. Wenn der Mensch (zudem bei einem Öffentlich-Rechtlichen Sender, was eigentlich bedeutet, dass man wirklich fit in der Sprache und Grammatik ist) jedesmal sein "in" bringt, heißt es denn wirklich so? Und wenn ja, warum?

Für die Mühen sage ich schon einmal Dankeschön im Voraus.
LG
Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Araluen

Alos bisher ging ich auch immer davon aus, dass es "Spaß haben mit" heißt. Eine grammatikalische Regel habe ich dafür jetzt aber konkret auch nicht im Kopf.

Inea

Ich kenne "Spaß haben in" nur in Verbindung mit Standorten. "Spaß haben in Australien" oder "Spaß haben in Berlin", zum Beispiel. Im speziellen Fall "Programm" würde ich auch stark zu "Spaß haben mit unserem Programm" tendieren.

Thaliope

Ach ich glaube, das ist gar nicht so festgelegt. Man könnte ja auch "an" dem Programm Spaß haben. Ich gebe zu, "in" klingt ein bisschen, als wäre man in dem Programm drin, was ich zwar ungewöhnlich, aber irgendwie nicht schlimm finde.

Wallrabe

#954
Nun defacto ist "in" hier vermutlich nicht grundlegend falsch, aber meinem Sprachverständnis nach ist es zumindest sinngemäß bzw. rein grammatikalisch falsch, wenn der Moderator das sagt?

Wenn wir im Deutschen davon sprechen "in" etwas Spaß zu haben, dann sprechen wir von einer - wie auch immer gearteten - Aktivität, an der wir teilnehmen. Ich denke, würde der Moderator/seine Gruppierung eine interaktive Veranstaltung anbieten, könnte er durchaus "in" sagen.

Als Zuhörer nimmt man aber an einem Radiosender i.a.R. nicht teil, sondern wohnt ihm bei. Entsprechen kann ich als Zuhörer keinen Spaß "in" seinem Programm haben. Ich könnte Spaß "in" seinem Programm finden, hier sprächen wir aber bereits wieder von einem anderen Szenario.
Entsprechend hat der Zuhörer rein grammatikalisch hier entweder "mit" dem Programm Spaß, "an" dem Programm o.ä. ...
Spricht der Moderator hier von "in" war er vielleicht letztlich einfach nur um ein bisschen Vielfalt bemüht oder es ist ihm schlicht nicht aufgefallen. In Anbetracht der eher unauffälligen Bedeutungsunterschiede kann man das schwerlich verübeln.

Bin allerdings kein Germanist, vielleicht kann das jemand sicherer klären, sofern Bedarf besteht :)

Feuertraum

Guten Morgen,

danke für die Antworten (und gleichzeitig eine Entschuldigung dafür, dass ich mich erst heute wieder melde - ich hatte es die Tage leider vergessen  :versteck:)
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Nachtblick

#956
Ich quäle mich seit Monaten mit Theke vs. Tresen. Beides bezeichnet ja inzwischen das Gleiche, auch wenn der Tresen mal nur die Schublade in der Theke war, und ich fühle mich mit Tresen irgendwie wohler. Da mein Roman in den 80ern spielt, dürften auch historische Unterschiede wegfallen. Was liest sich für euch angenehmer?

EDIT: Ich meine den Tresen in einem Kiosk!

Zit

Theke bringe ich in erster Linie mit einer Kneipe in Verbindung, Tresen mit allem anderen (auch einer eher nobleren Bar).
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Amberle

Aber die Ladentheke gibt es ja auch.

Wallrabe

Ich persönlich hätte jetzt auch die Theke per se eher mit der Veräußerung von konsumierbaren Gütern/Lebensmittel/Getränke, den Tresen mit der Veräußerung von "harter" Ware assoziiert. Lustigerweise ist mir dabei just auch die "Apotheke" eingefallen, die diese Assoziation ab absurdum führt.

Ich denke vom Gebrauch kannst du wirklich beides nehmen. Je nachdem wo sich das Ding befindet kannst du alternativ einen näher bestimmten Begriff nehmen - so wie die "Ladentheke", wie Amberle sagt, oder etwa von einem "Schanktisch"/"Ausschank", wenn die Szene in einer Bar spielt. Natürlich kommt es selbst dann auf den Kontext an, welche Rolle der Theke/dem Tresen zukommt. Etwas falsch machen kannst du hier denke ich aber sicher nicht, Nachtblick.

Im Kontext Kiosk würde ich meinem Gefühl nach aber just auch eher von Tresen oder Ladentheke sprechen. Meinem Gefühl nach, wie gesagt.