Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: FeeamPC am 08. September 2020, 16:28:25

Titel: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: FeeamPC am 08. September 2020, 16:28:25
In den letzten Jahren habe ich eine Menge Schreibratgeber gelesen. Viele, weil sie in diesem Forum enpfohlen wurden. Definitiv ist jeder Rat wertvoll, aber nicht jeder Rat ist für jeden Autoren gut. Manchmal ist ein bestimmter Ratschlag für einen bestimmten Autoren sogar regelrecht schlecht.

Für mich persönlich ist der schlechteste Rat Nr1: First Draft ist nur ein Entwurf, niemals das Endergebnis.
Wenn ich danach schreiben würde, bekäme ich überhaupt kein Buch fertig, weil ich immer, prinzipiell, nur einmal schreibe und danach nur noch Ergänzungen sowie kosmetische und sprachliche Korrekturen einbringe. Ich habe definitiv noch nie eine echte Neufassung geschrieben. Der Grund? ich bin Entdeckungsschreiber. Sobald ich selbst die Geschichte kenne, wird sie langweilig, und meine Gedanken springen zu anderen Projekten. Neufassungen werden daher höchstens schlechter. oder sie werden ein ganz anderes Buch.

Heißt nicht, dass ich das jetzt jedem anderen empfehle. Für mich funktioniert es aber nur so, und nicht anders. Klar, wenn die Betaleser sagen, da fehlt noch was, schreibe ich das dazu. Aber alles auf Null und noch einmal? Nicht mein Ding.

Was kennt ihr an guten Ratschlägen, mit denen ihr euch überhaupt nicht anfreunden könnt?
Titel: Re: Schlechter Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Feuertraum am 08. September 2020, 16:39:02
Ehrlich gesagt bin ich eher auf der Seite des von Ihnen angeprangerten Ratschlags, fasse ihn allerdings genauso auf wie das, was Sie machen: Ich schreibe und korrigiere, sprich mache die kosmetischen Eingriffe, feile an dem einen oder anderen Satz. So zumindest habe ich diesen Ratschlag verstanden. Schreibe die Geschichte, aber verbessere sie so gut es dir möglich ist.
Neuschreiben habe ich nie darin gesehen (aber vielleicht habe ich ihn auch nur falsch interpretiert).

Als den sinnbefreitesten Ratschlag, den ich mir je anhören durfte, gilt die "Regel": Vermeide Adjektive auf Teufel komm raus. Hast du in einer Szene drei Adjektive, streiche vier raus. Adjektive töten die Fantasie des Lesers!

Ich persönlich mag mich mit diesem Ratschlag überhaupt nicht anfreunden. Abgesehen davon, dass Adjektive dabei helfen können, eine Sprachmelodie erklingen zu lassen, empfinde ich den Ratschlag für mich deswegen als verkehrt, da es plötzlich die Erwartungen des Lesers zerstört, weil sie sich etwas vollkommen anderes vorgestellt haben und das Bild später nicht passt. Durch die Adjektive aber neige ich dazu zu glauben, das Kopfkino besser zu steuern.
Titel: Re: Schlechter Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Ary am 08. September 2020, 17:34:00
Hihi, Fee, da gehen wir total auseinander. Ich liebe den Ratschlag vom "shitty first draft", denn der hat mich schon aus der einen oder anderen Schreibblockade geholt. :)

Was für mich ein total rotes Tuch ist, ist das allgegenwärtige Dogma des "show, don't tell". Ich bemühe mich um eine lebhafte/lebendige Erzählweise mit großer Nähe zu den Protagonist*innen und arbeite sehr gern mit inneren Monologen und aussagekräftiger Körpersprache. Ich finde aber auch, dass man alles übertreiben kann, und übertriebenes "show, don't tell" endet manchmal für mich in unfreiwilliger Komik. Manchmal reicht es mir tatsächlich, einfach zu schreiben: "XY war wütend". Das kann je nach Situation sogar viel "knackiger" und krasser rüberkommen, als eine endlose Darstellung geballter Fäuste, knirschender Zähne und schnaubender Atemzüge.
Titel: Re: Schlechter Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: FeeamPC am 08. September 2020, 18:59:25
Gut, dass wir alle so unterschiedlich sind und so unterschiedlich schreiben. Wie heißt das so schön: Jeder Pott hat seinen Deckel.
Titel: Re: Schlechter Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Silvia am 08. September 2020, 20:59:39
FeeamPC - Das geht mir genauso mit dem Entdecker-Schreiben. Ich habe in Jugendjahren EINMAL eine Idee auf Karteikarten bis zum Ende durchgeplottet. Danach habe ich das Projekt ad acta gelegt und nie wieder angefasst. Deshalb - für mich? - No way!  ;D Aber es schreibt ja jeder anders und daher kann sich ja jeder die Hilfen suchen, die zu ihm passen.
Titel: Re: Schlechter Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: cryphos am 09. September 2020, 09:44:26
Was ist beim Schreiben ein schlechter Rat?
Es ist jeder verd***er, einzelne Ratschlag und zugleich kein einziger - oder anders: Es kommt darauf an.

Jeder Ratschlag hat seine Berechtigung und seine Grenzen.
Bei jedem Werk muss der Autor ausloten, woran hält er sich und mit welchen Konventionen bricht er.
Dies ist abhängig wie er eine Geschichte erzählen möchte, wer sein Publikum sein soll und was für einen persönlich am besten funktioniert.

Literatur lebt davon, dass sie divers ist, dass sie sich immer wieder verändert, dass kein Werk ist wie das andere.
Großartige Schriftsteller sind nicht großartig weil sich sich sklavisch an die Regeln und Methoden halten, sondern weil Sie Neues schaffen oder bewusst mit Regeln brechen.

Es gibt Geschichten die ich Stück für Stück durchplotte, die erste Version verwerfe und neu schreibe und es gibt Geschichten, welche ich in einem runter schreibe.
Einmal male ich viele Bilder mit vielen Adjektiven und die Leser schmelzen dahin, eingelullt von der blumigen Ausdrucksweise. Ein andermal schreibe ich eine Geschichte ganz anders. Es ist Situationsbedingt, hängt davon ab was ich transportieren möchte.
Manchmal muss ich etwas erzählen, entscheide mich bewusst für tell und ein andermal lass ich den Leser ganz anders eintauchen und das geschehen erleben. Manchmal wechsle ich auch zwischen zwei Kapiteln die Methode. Durch das wechseln des Erzählstils kann ich z.B. zwei konträre Weltsichten innerhalb eines Buches transportieren ohne immer und immer wieder sehr wortreich auf die Details einzugehen. Allein dadurch dass ich anders erzähle merkt der Leser einen Unterschied in der Geschichte, spürt die Andersartigkeit ohne den Finger auf den wirklichen Konflikt legen zu können und der eigentlich Konflikt kann erst viel später thematisiert und ausgefochten werden. Doch durch die unterschiedlichen Erzählstile hat sich ein Konflikt schon früh angedeutet.

Auch wie ich mir eine Geschichte erarbeite ist immer anders.
Diese Ratschläge sind für mich Werkzeuge, mit denen ich mein Werk fertige. Ein Hammer ist gut um einen Nagel einzuschlagen, bei einer Schraube ist ein anderes Werkzeug zielführend.
Auch in meinem Brotjob arbeite ich so. Manche IT-Projekte wickle ich mit agilen Projektmanagementmethoden ab, andere mit Klassischen. Je nachdem welche Methode für das Projekt und mein Team am passenten ist.

Auch wenn man ähnliches schaffen möchte können die Werkzeuge unterschiedlich sein. Nehmen wir zwei Holzskulpturen als Beispiel. Beide Male möchte eine Turm für ein Schachspiel schnitzen. Den einen drechsle ich, den anderen schnitze ich. Obwohl beide aus dem selben Material sind, gleich geformt, die gleiche Funktion haben, sehen beide doch unterschiedlich aus, sind haptisch anders geschaffen.
Ein anderer Schnitzer erreicht das gleiche Ergebnis vielleicht mit einem ganz anderen Arbeitsstil, indem er sie CNC-Fräsen lässt. Wie wir zu unserem Ergebnis kommen ist doch egal, Hauptsache wir erreichen es mit dem für uns besten Weg und kann je nach Werkstück und Ergebnis dass wir erzielen wollen ganz anders sein.
Titel: Re: Schlechter Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Trippelschritt am 09. September 2020, 10:02:24
Ich habe noch nie einen schlechten Ratschlag in einem Schreibratgeber gefunden, immer nur passende und unpassende. Das mag jetzt wie Besserwisserei klingen, aber dhinter steckt etwas, das mir auch in diesem Forum immer aufgefallen ist. "Darf ich ...?" Ratschläge sind Empfehlungen und keine Gebote.

Aber mir fehlt in den meisten Schreibratgebern - selbst in dem von mir so geliebten Sol Stein - der Hinweis, dass es Planschreiber und eine kleinere Gruppe von Bauchschreibern gibt. Wenn die Fee sagt, dass sie eine Entdeckungsschreiberein ist, fällt sie in die Kategorie Bauschreiber, für die es auch noch ein paar andere Bezeichnungen gibt. Bauchschreiber kennen zwar eine erste Version, und würden zustimmen, wenn jemand behauptet, dass die fast immer Schrott ist, aber Bauschreiber kennen keinen first draft. Sie kennen überhaupt keinen Draft. Und das vermisse ich in vielen Schreibratgebern:

Der Plot sollte einer der wichtigsten Punkte eines Schreibratgebers sein, aber ein Entdeckungsschreiber hat nur eine (oder ganz viele) Idee(n). Er hat keinen Plot! Er erschreibt sich ihn. Und für diesen Prozess gibt es keinen Ratschlag, den man so einfach einem Kapitel beifügen kann. Ich hätte schon ein paar Ratschläge, aber der setzt eine ganz bestimmte Vorgehensweise voraus und würde die Ordnung eines Schreibratgebers ganz schön durcheinanderbringen. Wenn also etwas schlecht ist, dann der Hinweis, wie man einen Plot konstruiert, ohne darauf hinzuweisen, dass vielleicht ein Drittel aller Schreiber niemals einen Plot konstruieren. Was sollen die also mit so einem Ratschlag.

Es ist letztlich so, dass jeder Schreiber seinen eigenen Weg finden muss, und ich bin versucht zu sagen, dass es so viele Schreibwege gibt, wie es Schreiber gibt.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Schlechter Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Feuertraum am 09. September 2020, 13:47:36
Das, lieber Trippelschritt, unterschreibe ich vom ganzen Herzen.  :jau:
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: FeeamPC am 09. September 2020, 13:59:25
Danke! Das war's, was mir gefehlt hatte. Nicht schlechter Rat, sondern unpassender Rat!
Titel: Re: Schlechter Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Linda am 09. September 2020, 14:17:34
Für mich ist jeder Schreibratgeber-Rat schlecht (und ja, ich habe zwei/drei gelesen - und man bekommt deren Binsenweisheiten im Kontakt mit anderen Schreibern ja allerorten um die Ohren gehauen).
  Kreativität ist für mich so eng mit Persönlichkeit verknüpft, dass ich die Dinge auf meine Weise angehe und meine Geschichten eben so erzähle. Meine Schreibbibeln, oder besser Werkzeugkästen, sind alle Bücher, in ihrer Gesamtheit, die ich je gelesen habe.
  Ehe ich anfange zu schreiben, habe ich das Projekt mehr oder minder im Kopf fertig, es ist ein Gefühl, als würde man platzen, aber genau das ist dann der Moment zum Loslegen. Ich gehöre wohl auch zu den Discovery-Schreibern, wobei ich immer einen Plan und ein Exposé habe, an das ich mich zu ca. 90 % halte. Es gibt also keine bösen Überraschungen, nur gute bzw bessere Lösungen im Schreibprozess. Aber ich brauche die kreativitätsanregenden Leerstellen zwischendrin, die Herausforderungen, die Probleme an Ort und Stelle zu lösen, wenn ich wirklich im Text stecke.
  Jede Szene planen und (grusel) durchplotten? Das wäre, wie einen Reisebericht zu schreiben, ehe man auch nur die Koffer gepackt hat.
Ja, ich überarbeite recht ordentlich, runde die Geschichte ab, ehe ich noch Durchgänge für Sprache mache. Doch Romane zweimal schreiben? Kommt nicht in Frage. Sorry, dafür ist mir meine Lebenszeit zu kurz. Lieber beim ersten Mal richtig gut machen.

Kann ich das empfehlen? Jain. Wenn es zu dir passt, dann probier es aus. Wenn nicht, finde deinen eigenen Weg. Kreativität ist ein Mittel, sich auszudrücken, ein Weg, kein Abhaken von Zielen und schnellstmöglichen Erreichen der touristischen Hotspots. Und zum Reichwerden ist das ohnehin nur ein sehr fragwürdiger Broterwerb.
  Kleine Ausnahme: wenn man einen Agenten/Verlag sucht, sollte man viel Zeit auf ein Exposé verwenden oder gleich den kompletten Roman anbieten, bis man sich einen guten Leumund erarbeitet hat. Plotter scheinen halt berechenbarer zu sein. Aber es ist nicht der einzige Weg und es ist auch nicht der Heilige Gral.
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Ary am 09. September 2020, 15:25:11
Ich antworte mal, auch weil dann das Thema auch nach Fees Umbenennung auch im weiteren so heißt, wie sie es haben möchte.

Ich schreibe ähnlich wie Linda - ich habe mich einmal an der Schneeflockenmethode versucht und schon ziemlich am Anfang alles wieder hingeschmissen - so arbeite ich einfach nicht. Ich bin sozusagen ein bauchschreibender Plottist - ich brauche auch ein Grundgerüst, aber wie ich was schreibe, wie ich welches Projekt umsetze und zu welchem Projekt welcher Stil und welche Art zu erzählen passt - das lasse ich mir ungern aufdrücken, da höre ich auf meine innere Göttin Stimme. :)
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Felix Fabulus am 10. September 2020, 09:14:55
Was mich an euch Entdecker*innen/Bauchschreiber*innen interessiert: Was wisst ihr von eurer Geschichte, wenn ihr mit dem eigentlichen Schreiben startet? Eine grobe Idee? Den Anfang? Einen Prota und ein Problem? Das Ende?

Für mich als planender Schreiber sähe die ideale Planung so aus: Am Anfang steht eine Idee. Ich denke darüber nach, wen dieses Thema interessieren könnte und wie die Idee bei den Leser*innen die grösste Wirkung erzielen könnte. Danach setze ich mir einen Rahmen, stelle gewisse Regeln auf. Eine davon könnte z.B. die Erzählperspektive sein, aber auch Erzählzeit vs. erzählte Zeit, usw.
Wenn ich mir darüber im Klaren bin, überlege ich mir, welche Werkzeuge, auch aus Schreibratgebern, ich verwenden kann, um den Text am besten umzusetzen. Da entscheidet sich dann auch, wo der großzügige Einsatz von Adjektiven gerechtfertigt ist, wo nicht. Die Ratgeber sind, wie ihr so treffend formuliert habt, Anregungen, die mir helfen können, ein möglichst gutes Resultat zu erhalten.

In Ratgebern wird zuweilen behauptet, den einzig richtigen Weg zu kennen. "Nur wer dieses Rezept benutzt, wird mit seinem Krimi Erfolg haben." Angenehmer wäre es zu lesen: "Meist hat sich in Krimis bewährt, dass..."
Da wir aber nicht darauf zählen können, müssen wir den Ratgeber ebenso kritisch hinterfragen. Wir sind mündig Leser*innen und können die Ratschläge mit unseren eigenen Erfahrungen vergleichen. Wir können abschätzen, wo sie uns dienen und wo nicht. Und wenn wir uns hier unsicher sind, können wir im Tintenzirkel einen Thread aufmachen und die Frage in die Runde werfen.  ;)
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: FeeamPC am 10. September 2020, 12:47:25
Die Entdeckungsreise bei mir beginnt immer mit einer Szene, die ich irgendwie in den Kopf gekriegt habe. Ausgangspunkt und Buchanfang zugleich. Und ich habe eine ungefähre Ahnung, wie das Ganze besser enden sollte (was es dann aber keineswegs immer tut). Und dann schreibe ich und lasse mich überraschen, ob ich zu dem anvisierten Ende komme oder zu etwas ganz anderem. Da kann schon ein einziger Satz die ganze Geschichte plötzlich in eine andere Richtung wandern lassen.Meine High-Fantasy-Saga sollte eigentlich eine einbändige Geschichte mit einer Zaubererschule ähnlich Harry-Potter werden, für Jugendliche geschrieben. Ungefähr auf halber Strecke verselbstständigte sich die Erzählung in Richtung des Erzähltones von Game of Thrones und ist inzwischen eine achtbändige Dark Fantasy-Reihe geworden. Erstaunlicherweise passt der eher harmlose Anfang trotzdem noch, allerdings musste ich ihn durch einen zweiten Erzählstrang ergänzen, damit alle Seiten zu ihrem Recht kamen. Jedenfalls ist das ganze Ding jetzt definitiv nichts mehr für Kinder. Vermutlich nicht mal mehr etwas für alle Erwachsenen. Zu viele Morde, Intrigen und Gemeinheiten.
Außerdem werden Hunde umgebracht. Das nehmen bekanntlich die Leser am meisten übel.  ;D
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Linda am 10. September 2020, 13:03:04
Zitat von: Felix Fabulus am 10. September 2020, 09:14:55
Was mich an euch Entdecker*innen/Bauchschreiber*innen interessiert: Was wisst ihr von eurer Geschichte, wenn ihr mit dem eigentlichen Schreiben startet? Eine grobe Idee? Den Anfang? Einen Prota und ein Problem? Das Ende?

ich weiß alles (na ja, so 90 %), ich habe mich oft nur noch nicht für eine genaue Abfolge entschieden, weil ich halt beim Schreiben merke, was plausibel(er) ist und welche schönen Abkürzungen oder Panoramarouten die Geschichte bietet. In meinem Kopf steckt eine große, lebendige Wolke aus Formulierungen, Sätzen, Szenen, Eigenschaften, Ideen, Entweder/Oders ... aber wenn ich zu früh darauf zugreife (ehe es 'reif' ist), verpufft alles, und wenn ich es vorab in eine Form zwinge, ist das kontraproduktiv.
  Ich habe die Idee, Kniff, Pointe, Szenen: den Inhalt (das ist für mich der Plot), eine Vorstellung der Figuren (auch des Antagonisten) und des Handlungsablaufes incl. Ende. Manches wächst sich nicht aus, manches kommt dazu, ich denke, das kennt jeder, auch der Plotter.
  Aber ich entwickele die Figuren (extrem) beim Schreiben nach Bedarf (ja, steinigt mich ruhig, ich hasse Figurensteckbriefe etc). Wenn ich eine verwitwete Schwester für die Antagonistin brauche, kommt sie halt dazu. Wenn ich Figur y vorab ein wenig langweilig finde, schwupps, wird sie halt Fan der Addams Family und bekommt noch eine Facette dazu. Das alles kann ich aber vorher schlecht festlegen, weil es mir da halt nicht einfällt. 
Meinen letzten Thriller habe ich mit einem Pitch verkauft: Mit der Idee eines Serienmörders, der sich an den Schreien seiner Opfer berauscht. Begeistertes Interesse des Lektors. Daraufhin ein kurzes Exposé entwickelt und damit war die Sache geritzt.
Gut, der Lektor war Fan meiner anderen Thriller und wusste, dass ich das hinkriege, aber das war der ideale Ablauf für meine Methode... 
Edit: Wobei - wenn ich ein Exposé abgebe, dann halte ich mich auch größtenteils dran. Ich hatte noch nie ein abweichendes Ende, einen anderen Tonfall, Figuren, die aus der Reihe tanzen, eine grundsätzlich andere Geschichte als gedacht. Das sind für mich, als Profiautor, der das Ding verkaufen will böse Überraschungen. Ich kann verstehen, dass ein Verlag nur minder belustigt wäre, wenn ich statt eines Krimis, eine Liebesgeschichte abgeben würde.
Glücklicherweise erlebe ich unterwegs eigentlich immer nur gute Überraschungen, die der Idee der Story mehr Wumms verleihen.
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Linda am 10. September 2020, 13:14:40
Zitat von: FeeamPC am 10. September 2020, 12:47:25
Außerdem werden Hunde umgebracht. Das nehmen bekanntlich die Leser am meisten übel.  ;D

wie kannst du nur? Also wirklich! OK, ich habe mich dessen schriftstellerisch auch schon schuldig gemacht.
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Linda am 10. September 2020, 13:18:12
Unpassendster Rat aus Schreibbibeln: Du musst genau wissen, wovon/worüber du schreibst.

Klar, wer stellt sich für einen Serienmörder-Krimi als Rechercheopfer zur Verfügung?

Was nicht heißt, dass man mindestens so viel Zeit in die Recherche stecken kann, wie in das eigentliche Schreiben (und, je nach Thema, sollte). Aber manches Wissen muss halt theoretisch bleiben.

Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: FeeamPC am 10. September 2020, 17:02:52
Yep. Wie sonst sollten wir nichtmagischen Menschen über Welten voller Magie schreiben?
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Valkyrie Tina am 10. September 2020, 17:06:09
Mein schlimmster Ratschlag: Beim Überarbeiten mindestens 10% kürzen. Den hab ich in vielen Büchern gefunden.
Ich bin ein chronischer Unterschreiber. Meine Nanoentwürfe enthalten Sätze wie "hier Kampfszene einfügen, badabumm badabäng und am Schluss ist der andere tot". Und da kommt dann eine 500-1000 Wörter Kampfszene rein. Entsprechend sind meine zweiten Entwürfe immer ein Drittel länger. Und ich dachte, ich mach alles falsch!
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Churke am 10. September 2020, 18:21:47
In einem Drehbuch-Ratgeber wurde unter "wie man richtig abschreibt" empfohlen, 2 Genres zu einem Crossover zu mixen. Also du nimmst 2 Filme, die es schon gibt, und machst daraus einen dritten, den es noch nicht gibt.

Sollte dieses Vorgehen den eigenen kreativen Ansprüchen nicht genügen, so der Hinweis der Autoren, könne man leider nicht helfen.  :engel:

Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Trippelschritt am 10. September 2020, 19:47:23
Zitat von: Churke am 10. September 2020, 18:21:47
In einem Drehbuch-Ratgeber wurde unter "wie man richtig abschreibt" empfohlen, 2 Genres zu einem Crossover zu mixen. Also du nimmst 2 Filme, die es schon gibt, und machst daraus einen dritten, den es noch nicht gibt.

Sollte dieses Vorgehen den eigenen kreativen Ansprüchen nicht genügen, so der Hinweis der Autoren, könne man leider nicht helfen.  :engel:


:rofl: :wums:

Zehn Prozent kürzen? Wenn ich überarbeite, präzisiere ich in großen teilen und meine Geschichten werden immer so um die zehn Prozent länger.

Und Magie? Das ist mein Thema, mit dem ich mich in allen meinen Romanen beschäftigen. Jeder kennt die Magie, aber niemand versteht sie. noch nicht einmal Magier. Aber wenigstens habe ich herausbekommen, wann und wo ich Elfen finden kann, und habe verstanden, warum das so ist. (Hab ich mal einen Essay in Guddy's Blogg drüber geschrieben.) Aber viel weiter bin ich noch nicht mit meinem Verständnis.

Trippelschritt
(nein, noch keine Altersdemenz)
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Felix Fabulus am 10. September 2020, 21:24:32
Zitat von: Linda am 10. September 2020, 13:14:40
Zitat von: FeeamPC am 10. September 2020, 12:47:25
Außerdem werden Hunde umgebracht. Das nehmen bekanntlich die Leser am meisten übel.  ;D

wie kannst du nur? Also wirklich! OK, ich habe mich dessen schriftstellerisch auch shcon schuldig gemacht.

So ein Mist. Ist mir auch erst grade passiert. Und einer der Betaleser, ein Hundefreund, hat mich prompt angeraunzt. "So herzlos würde niemand einen Hund umbringen." Dabei hat die Mörderin sogar Reue gezeigt. "Aber nicht genug", hat er erwidert.  ;)
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Anj am 11. September 2020, 10:58:43
Jaaa, getötete Tiere ertrage ich auch nur ganz schlecht. Davon kann ich mich einfach emotional nicht distanzieren.

Mein unpassendsten Ratschläge sind zum einen auch Show, don't tell und kürzen, kürzen, kürzen. Wobei mich eben auch am meisten stört, dass sie aus meiner Sicht so oft falsch verstanden werden. (Wie überall, wo ein Endergebnis, das eigentlich durch Können oder Wissen automatisch passiert, einfach künstlich kopiert wird. Meist leider mit dem Ergebnis, dass es echtes Können oder Wissen sogar verhindert.)

Zum anderen aber auch diese Aussagen: Der Hauptfigur müssen immer mehr Steine in den Weg gelegt werden, nichts darf einfach gehen und es darf keine Zufälle geben. Auch hier liegt meiner Meinung nach das Problem eher darin, dass Autor_in nicht in der Lage ist, die gesamte Geschichte aufzuschreiben, sondern oberflächlich die Figur nach einem groben Plot handeln lässt und nicht berücksichtigt, welche Handlungen welche Folgen für die Person selbst hat (emotional, physisch, sozial) und welche Folgen es für andere Personen gibt, die dann widerum Einfluss auf die Handlung nehmen. Dadurch enstehen automatisch ganz natürliche Schleifen und Irrwege, das Erzähltempo varriiert und Szenen erleben realistischere Enden. Oftmals scheint mir das Problem dann auch nur zum Teil in einem zu problemlosen Plot zu bestehen, als vielmehr auch darin, dass jede Szene in einem ähnlichen Tempo abgehandelt wird. Für mich wird dann alles nur erzählt und nicht mehr durch die Figuren erlebt.
Und auch die Verwendung von nur einer Emotion in einer Figur führt zu diesem Problem, dass scheinbar alles schnell und einfach geht, oder die Figuren platt und leblos wirken.
Nichts davon ist durch ständige Hindernisse und Katastrophen im Plot zu beheben.

Zitat
Was mich an euch Entdecker*innen/Bauchschreiber*innen interessiert: Was wisst ihr von eurer Geschichte, wenn ihr mit dem eigentlichen Schreiben startet? Eine grobe Idee? Den Anfang? Einen Prota und ein Problem? Das Ende?
Ich persönlich habe meist 1-2 Figuren und eine Szene, ein grobes Genre, vielleicht eine zusätzliche Idee oder einen Schreibkick und dann tippe ich los. Im Prozess kommen mir Ideen, die als Stichpunkte unten drunter geschrieben werden. Je nach länge bleiben diese Ideen einfach in dem Dokument und werden gelöscht, wenn sie im Text aufgetaucht sind oder ich sotiere sie und beginne hier ein Gerüst zu bauen. Das vor allem, wenn ich Nebenstränge anreiße oder Dinge später wieder auftauschen und eingewoben werden müssen. Je größer es wird, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass diese Sammlung dann in eine eigene Datei transferiert wird (aber eher erst bei Mehrteilern).

Neu hab ich nur beim ersten Projekt, weil ich da noch keine Ahnung hatte und mich ausprobieren musste. Am Ende wurde die erste Version wieder hervorgeholt, weil sie schlicht die passendste war und seither weigere ich mich schlichtweg irgendwelche neuen Fassungen von geschriebenen Texten zu produzieren.

In einem Projekt, in dem ich Episoden aus verschiedenen Perspektiven schreibe, nutze ich zusätzlich den Zeitstrahl von Papyrus, um einen Überblick zu haben, wer wann eine Episode hat und wie ich die übergeordnete Handlung dann mit den zur Auswahl stehenden Figuren weiterspinnen kann.
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Leann am 11. September 2020, 11:19:46
Der für mich unpassendste Rat bisher ist "Kill your Darlings". Vielleicht verstehe ich den aber auch falsch? Warum sollte ich gerade das streichen, was mir gut gefällt? Schließlich besteht die große Chance, dass es die Leser*innen auch mögen.
Okay, es soll wohl bedeuten, dass man alles rausschmeißt, was "nicht zur Story beiträgt". Da mein liebster Rat allerdings lautet: "Schreib das, was du selbst gerne lesen möchtest" kann ich dazu nur sagen, dass ich auch gerne Geschichten lese, in denen eben nicht alles direkt zur Story beiträgt. Ich mag gerade die Nebenerzählungen oder Umwege, die Stellen, an denen ich einfach in etwas schwelgen kann, ohne dass die unbedingt drin sein müssten, wenn die Storyline ruhig auch mal wild mäandert. Gerade das macht für mich Geschichtenerzählen aus, das ist der Reiz daran. Wenn alles stringent zackig durchgeplant und durcherzählt ist, dann ist das doch eher ein Bericht als eine Geschichte.
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Anj am 11. September 2020, 12:16:39
Das unterstreiche ich total, @Leann
Wenn es so natürliche Schleifen sind, in denen sich Autor_in Zeit nimmt die Geschichte lebendig werden zu lassen, mag ich das auch total gern. Gerade weil ich dann eher das Gefühl habe, im Leben der_s Prota zu sein. Da genieße ich dann auch schon mal simple Alltagshandlungen.
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: FeeamPC am 11. September 2020, 12:27:32
Hihi, kill your darlings nehme ich immer wörtlich. Frei nach dem Motto: Jeder stirbt irgendwann.
Aber von der schriftstellerischen Seite aus betrachtet mache ich es eher umgekehrt. Die Stellen, die mir besonders gut gefallen, bleiben, und der Rest drumherum wird so angepasst, dass das Ergebnis stimmig ist. Ich stehe prinzipiell auf dem Standpunkt: Warum soll ich meinen Lesern eine Geschichte zumuten, die ich selbst nicht wirklich gut finde?
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Maja am 11. September 2020, 12:49:16
"Kill your darlings" heißt - so wie ich es verstanden habe - weder, dass man seine Lieblingsfiguren umbringt, noch, dass man seine Lieblingsstellen streicht. Sondern dass man Dinge, die man einfach zu oft benutzt, weil man die Idee dahinter zu sehr mag, sparsamer einsetzt und gegebenenfalls wieder streicht - also persönliche Marotten, die beim ersten Mal noch originell sind, sich aber einfach irgendwann abnutzen. Zum Beispiel bei mir: Ich muss echt nicht in jedem Buch eine Szene haben, wo jemand der Hauptfigur ein Messer an die Kehle hält. Ja, das gibt einen dramatischen Moment, aber irgendwann ist es durch.
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Trippelschritt am 11. September 2020, 15:42:36
Ja, so kenne ich es auch. "Kill your Darlings" heißt so viel wie "Töte Deine Vorlieben".
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 11. September 2020, 18:21:38
Ich habe es immer so verstanden als "Habe den Mut, auch die Stellen, die dir eigentlich gut gefallen, aber nicht (mehr) reinpassen, zu streichen, statt sie zu behalten, nur weil du sie soooo sehr magst" und es ist das, was bei meiner Art, einige Romane zu schreiben, zwangsläufig passiert.
Aktuell schreibe ich aktiv an einem Roman und einer Novelle, passiv notiere ich aber dauernd Fragmente zu mehreren weiteren Büchern, von denen eins demnächst fällig ist, aber ein anderes noch ein paar Jahre nicht. Und bei letzterem weiß ich jetzt schon, dass ich mega-dramatische und wortschöne Szenen kicken muss, weil einige davon vermutlich sobald ich dann endlich bei dem Buch angelangt bin und die losen Fragmente mal mit einem roten Fädchen zu verbinden beginne, nicht mehr reinpassen (beispielsweise, weil eine Romanfigur, die ich eigentlich an Ort A platziert wähnte, zwischenzeitlich in einem anderen Buch verstirbt oder an einem anderen Ort ist).

Ratschläge, mit denen man mich jagen kann, sind alle in Richtung "Zielgruppe", also "Überlege noch vor dem ersten Satz, wer das lesen soll". Jedes Mal, wenn ich das versucht habe, kam bei mir hanebüchener Unsinn raus, weil ich das absolut nicht einschätzen kann und vermutlich wird meine Jugendnovelle darum auf ewig in der Schublade versanden, weil die Zielgruppe "Ist Teenie" und "liest freiwillig Novellen" kaum Überschneidungen aufweist.
Ich weiß aber, dass sie für andere wiederum super funktionieren.
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Feuertraum am 11. September 2020, 18:57:36
Bei manchen Büchern habe ich echt das Gefühl, dass "Kill your Darlings" tatsächlich verstanden wird als "Streich, was dir gefällt. Vielleicht liegt mein Empfinden aber auch nur daran, dass ich manche Szenen anders geschrieben hätte, nicht so seziert, banal.
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Felix Fabulus am 11. September 2020, 20:35:46
Zitat von: Evanesca Feuerblut am 11. September 2020, 18:21:38
Ich habe es immer so verstanden als "Habe den Mut, auch die Stellen, die dir eigentlich gut gefallen, aber nicht (mehr) reinpassen, zu streichen, statt sie zu behalten, nur weil du sie soooo sehr magst"

So habe ich das auch verstanden. Es geht darum, das Script zu durchleuchten und zu schauen, was für die Geschichte notwendig ist. Das bedeutet, unnötige Szenen zu streichen, die du zwar magst, die aber für das Gesamtwerk nicht notwendig sind. Das muss meines Erachtens überhaupt nicht heißen, dass dein Text nicht mäandern darf, oder ausschweifen, so lange er einen Teil dazu beiträgt, deine Leser*innen in der Geschichte drin zu halten. Führt er dazu, das Buch zur Seite zu legen oder die Passagen zu überfliegen, wäre es vielleicht ein Streichkandidat.

Noch mehr allerdings trifft "kill your darlings" auf Figuren zu. Geschichten mit weniger Figuren sind einfacher zugänglich und erleichtern vielen Leser*innen den Zugang. Freilich gibt es viele großartige Romane mit ausuferndem Personal. Aber es gibt Grenzen. "Das Lied von Eis und Feuer" ist für mich so eine Reihe, wo mich die schiere Anzahl an Figuren überfordert und mit der Zeit genervt hat und ich kenne viele, denen es ebenso ergangen ist. Eine Figur aus der Geschichte streichen, weil sie nicht notwendig ist, tötet sie ja nicht - vielleicht lebt sie in einem nächsten Werk fort?
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Yamuri am 11. September 2020, 20:49:18
Mit Figuren streichen bin ich vorsichtig. Noch immer passt es andren dann mehr Funktionen anzurichten und bei mehreren Fraktionen, die miteinander konkurrieren, fände ich es unrealistisch, wenn dann nicht mehr Charas aus einer Fraktion auftreten bei Game of Thrones war eher das Problem, es waren zu viele Fraktionen und es kamen für diejenigen, die starben, ständig neue nach und das in einer Masse, die selbst mich überforderte. Obwohl ich auch ein Projekt habe, das einfach davon lebt, dass viele Personen auftauchen. Das Projekt hat aber den Anspruch eine Chronik sozusagen zu sein, die in narrativer Form verfasst wurde.
Darüber hinaus schreibe ich auch einfach das, was ich selbst gern lesen würde. Denn sonst könnte ich nicht mehr hinter meinen Werken stehen und das würde ein Leser sicher merken.   ;D
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Trippelschritt am 11. September 2020, 21:13:40
Bevor wir noch lange rumrätseln, schauen wir vielleicht einmal auf den Ursprung des Zitats.
Gefunden in Juttas Zitateblog

Arthur Quiller Couch: On the art of Writing
Well, in this extraneous, professional, purchased ornamentation, you have something which Style is not: and if you here require a practical rule of me, I will present you with this: 'Whenever you feel an impulse to perpetrate a piece of exceptionally fine writing, obey it—whole-heartedly—and delete it before sending your manuscript to press. Murder your darlings.

Ich selber kenne es aus Stephen King: On Writing, aber seine Meinung ist ähnlich.

Ich nehme als meine Übersetzung "Töte Deine Vorlieben" zurück. Das hatte ich falsch gespeichert.
Offensichtlich ist gemeint, dass eine brilliant geschriebene Einzelpassage bei der ersten Überarbeitung wieder rausfliegen muss, wenn das Große und Ganze es erfordert.
Sollte es also einem Autor gelingen, endlich einmal eine literarische Szene zu schreiben und es bliebe die einzige im Buch, dann ist es besser, ma streicht sie wieder raus. Oder so ähnlich.

Frohes Schaffen
Trippelschritt
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 11. September 2020, 21:24:09
Solche geflogenen Szenen speichere ich liebevoll in einem Ordner mit Outtakes, das liefert schon mal gratis Bonusmaterial und tolle Inspiration. "Na, wer schreibt mir eine AU-Fanfiction zu dieser Passage?"
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Linda am 12. September 2020, 01:38:35
Zitat von: Feuertraum am 11. September 2020, 18:57:36
Bei manchen Büchern habe ich echt das Gefühl, dass "Kill your Darlings" tatsächlich verstanden wird als "Streich, was dir gefällt. Vielleicht liegt mein Empfinden aber auch nur daran, dass ich manche Szenen anders geschrieben hätte, nicht so seziert, banal.

ja, der ist gut! Man wundert sich mitunter, was veröffentlicht wird, aber das wäre eine Erklärung!
Wo kämen wir denn hin, wenn schreiben tatsächlich Spaß machen würde und nicht nur ein Listenabhaken von Dingen-die-Leser-wollen-so-und-nicht-anders ... (wenn man Profi sein will).
Sorry. Auch als Profi möchte ich meine Geschichten auf meine Weise erzählen, denn das Autoren-Ich ist das Unverwechselbare daran oder sollte es wenigstens sein.
Titel: Re: Unpassender Rat aus Schreibratgebern
Beitrag von: Felix Fabulus am 14. September 2020, 21:30:55
Zitat von: Linda am 12. September 2020, 01:38:35
Man wundert sich mitunter, was veröffentlicht wird, aber das wäre eine Erklärung!

Hehe. Wahr gesprochen. Es ist sicher nicht zielführend, alles zu löschen, was nicht Schema X aus "Wie schreibe ich einen Bestseller" entspricht. Trotzdem spricht für mich nichts dagegen, eine Szene zu streichen, die mir zwar außerordentlich gut gelungen, aber für das Gesamtwerk überflüssig ist.