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Ich bin mir un-sich-er

Begonnen von Jen, 21. September 2015, 20:12:33

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Jen

Moinsen!

ZitatEr biss auf seine Unterlippe und beugte sich über das Meer aus Blättern und Ordnern, das sich über den gesamten Boden ergossen hatte. Das Papier hatte sich zu gigantischen Wellen aufgetürmt, sodass der Praktikant Mühe hatte, etwas zu erkennen.
»Miss Irving?«, wiederholte er. Plötzlich bewegte sich ein schwarzer Ordner mit der Aufschrift ›Koop. Media 27‹, der ganz oben auf dem Stapel lag, bedrohlich langsam in seine Richtung, glitt an der Kante einer grauen Mappe hinab und rutschte krachend zu Boden.

Ist es hier auffällig, wie oft "sich" vorkommt? Ein Mal habe ich bereits gestrichen, nämlich bei "er biss sich auf seine Unterlippe".
Seitdem ich das bemerkt habe, klingt der Text irgendwie komisch, obwohl ich die Sätze an sich mag. [EDIT: HAHA, an sich! Maaann]
Was mach ich denn nu?  :ithurtsandstings!:
Guilty feet have got no rhythm.

Fynja

Ich habe mir den Abschnitt gerade durchgelesen und mich gefragt, was denn an dem schlecht sein soll.  ;D Mir ist es absolut nicht aufgefallen, dass "sich" so oft vorkommt, auch beim genaueren Durchlesen musste ich manchmal suchen, um die "sichs" überhaupt zu entdecken. Ich denke, dass es bei simplen Pronomen eigentlich fast nie stört, wenn die Wörter öfter wiederholt werden.

Wenn es dich sehr stört, könntest du beispielsweise aus "er beugte sich über das Meer aus ..." "er begutachtete das Meer aus ..." machen, oder aus "das sich über den gesamten Boden ergossen hatte" etwas wie "das den gesamten Boden bedeckte". Für die anderen beiden "sichs" fallen mir gerade keine Alternativen ein, aber wie gesagt, auffällig oder schlimm finde ich es überhaupt nicht.

Zit

#2
*summ die Melodie von Tetris*

ZitatEr biss sich auf die Unterlippe und stierte über das Meer aus Blättern und Ordnern. Der Praktikant hatte Mühe, über die mannshohen Wellen aus Papier hinweg den versunkenen Boden zu erkennen.
»Miss Irving?«, wiederholte er. Plötzlich bewegte sich ein schwarzer Ordner mit der Aufschrift ›Koop. Media 27‹, der ganz oben auf dem Stapel lag. Bedrohlich langsam glitt er in seine Richtung, fiel über die Kante einer grauen Mappe und krachte zu Boden.

Das erste sich würde ich lassen, weil es in meinem Hirn (und vermutlich in vielen anderen auch) eine feste Redewendung ist, dass man sich auf die Unterlippe beißt. Ansonsten habe ich mir die Freiheit genommen, etwas umzustellen. :engel: Was deinen schwarzen Ordner angeht, würde ich da unbedingt zwei Sätze draus machen, auch wenn du den zweiten nicht so umstellen willst wie ich es getan habe, weil der Einschub "der ganz oben auf dem Stapel lag" den Satz zu völlig zerreißt, dass er nur unverständlich nach dem Einschub wird. Zumindest stolpere ich an der Stelle immer wieder.

(Und jetzt hoffe ich, dass kein Mod kommt und von verbotener Textarbeit schimpft. ;D)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

zDatze

Kann mich da Fynja nur anschließen, mich haben die sichs beim Lesen auch nicht gestört.

Mir ist dieses sich-Problem bei meinen eigenen Texten aber auch schon aufgefallen, aber ich glaube, das ist es etwas, das man bei der Überarbeitung bzw. erst beim Feinschliff des Textes wirklich beachten sollte. Im Rohtext schleichen sich oft viel schlimmere Wiederholungen ein, als so ein unauffälliges sich. ::)

Akirai

Geht mir ebenso. Ich habe den Absatz jetzt dreimal durchgelesen und mich gefragt, wo hier das sich- Problem liegt. Ich fand es nämlich nicht  ;)

Was mich mehr stört ist die parallele Satzstruktur von , das und ,sodass.

Wobei, eine Idee habe ich noch: evtl. machst du im 2. Satz ein "Das Papier lag zu gigantischen Wellen aufgetürmt auf dem Schreibtisch, sodass ..." ? Dann wäre ein sich zumindest weg.

LG
Aki

Jen

#5
Zitat"Das Papier lag zu gigantischen Wellen aufgetürmt auf dem Schreibtisch, sodass ..."

@Akirai Es ist gar nicht der Schreibtisch, sondern Fußboden. :)
Ich stimme aber dir und Zitkalasa zu, aus den Sätzen mache ich wohl zwei.

Da habe ich mir wohl umsonst Gedanken gemacht. Danke euch!  :pompom:
Guilty feet have got no rhythm.

Akirai

 :versteck:  *faule Ausrede such* Es ist spät, ich habe schlecht geschlafen ... ach was, fail. Tut mir leid!

Jen

Aaach, mach dir doch keinen Kopp!  :knuddel:
Ich geh mich jetzt über mein Geschreibsel von gestern ärgern und korrigiere ein bissel. Wenn ich das Problem gelöst habe, poste ich evtl. den neuen Schnippel :) (Falls ich das darf.)
Guilty feet have got no rhythm.

Naudiz

Ich glaube, mit "sich" ist es ein bisschen so wie mit "sagen": Beide Wörter werden vom Gehirn gar nicht mehr wirklich wahrgenommen, wenn man ein wenig länger liest, außer natürlich, man achtet explizit darauf. Mir wäre es zum Beispiel gar nicht aufgefallen, dass es in deinem Text oft vorkommt, hättest du nicht drauf hingewiesen. Deswegen würde ich sagen, lass es so. Bei mir sind auch immer relativ viele "sich"s dabei, aber Beschwerden von Betas habe ich dafür bisher noch nie bekommen. :)

Fianna

Ja, ähem, hier.
Mir fällt sowas auf, immer. Bzw. fast immer - falls ich es mal überlese, ist es ein ganz besonderes Qualitätsmerkmal für einen Text, den ich praktisch im Akkord durchhetze oder der mich mit seiner Grandiosität so sehr ablenkt.

Habe schon überlegt, ob ich mich noch als Gegenstimme melden soll. Falls sich nach mir noch mehr Leute als Gegenstimme melden, hast Du mal blau auf weiß, dass Fia seltsam ist und ganz absonderliche Meinungen vertritt.

Atra

#10
Wenn du nichts gesagt hättest, wäre es mir wahrscheinlich nicht aufgefallen, so allerdings schon. Meines Erachtens kannst du gerne ein oder zwei "sich" streichen, indem du die Sätze umformulierst. Ich schließe mich da Fia als Gegenstimme an.


"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Fianna

#11
Ich habe mich schon für extrem gehalten. Ich bin in literarischen Texten sehr empfindlich auf so etwas, auch Hilfverben oder Vergangenheitsformen mit mehreren Worten. Zu oft hätte, hatte, war oder so etwas stößt mir auf, auch wenn es einmal als Verb für sich steht und ein andermal als Teil einer besonderen Vergangenheitskonstruktion.

Atra

#12
Da schließe ich mich erneut gerne an. Das hat mich schon damals bei Harry Potter immer ganz wuschig gemacht ... Zeit in eine ordentliche Überarbeitung eines Textes dahingehend zu investieren, kann nicht schaden. Gleichzeitig sind die Verbklammern eine Besonderheit des Deutschen, die andere Sprachen oft nicht kennen :hmmm:
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Jen

So bin ich ja (leider?) auch, meine Betas mache ich immer wahnsinnig.  :snicker:
Ich glaub, ich lass es einfach erstmal - wenn später mal ein Lektor drangeht, kann er ja was sagen. (Falls es jeeemals in meinem Leben so weit kommt).

Noch schlimmer als "sich" finde ich in dem Kontext "war" und "hätte"
Guilty feet have got no rhythm.

chaosqueen

Zitat von: Zitkalasa am 21. September 2015, 20:57:05
(Und jetzt hoffe ich, dass kein Mod kommt und von verbotener Textarbeit schimpft. ;D)

:wache!: *plopp* Da ist er schon. ;)

Hab es wegen meines Urlaubs nicht früher gesehen und Maja steckt im Umzugsstress. Aber ja: Bitte keine Textarbeit! Das heißt konkret @Jen: Keine Textschnipsel einstellen, an denen gefeilt werden kann (und auch sonst keine Textschnipsel. Die sind ausschließlich den NaNo unter bestimmten Bedingungen vorbehalten). Was Du machen darfst, ist das Problem an sich (sic!) schildern und darüber diskutieren.

In diesem Fall ist das Problem die gehäufte Verwendung von Passiv-Konstruktionen. Ja, Papier bewegt sich selten von alleine (Ordner auch nur, wenn sie externe Bewegungsenergie bekommen haben), aber Du hast ja schon einige Beispiele bekommen, wie Du das umformulieren kannst.

Mir sind die Sichs aber auch erst durch Deinen Hinweis so stark aufgefallen. ;)