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Müssen Handlungsstränge demselben zeitlichen Rhythmus folgen?

Begonnen von Sanjani, 02. Juni 2012, 19:01:48

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Churke

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, worauf du hinauswillst.

Grundsätzlich gibt es 3 Möglichkeiten, eine parallel erzählte Handlung aufzubauen:
1. Die POVs beginnen gemeinsam und teilen sich irgendwann auf.
2. Die POVs beginnen getrennt und treffen irgendwann zusammen.
3. Die POVs begegnen sich nie, sind aber durch die Geschichte verbunden.

Wie man das dann im Einzelnen ausführt, ist eine Frage der Zweckmäßigkeit. "Verwirrung" entsteht nach meiner Erfahrung dann, wenn man die Verbindung durch die Geschichte/den Plot unzureichend ausarbeitet. Oder, wenn die Handlungsstränge nicht so recht zusammenpassen. Das ist dann eigentlich kein Aufbau-, sondern ein Plot-Problem.

Ich würde grundsätzlich einen chronologischen Aufbau wählen und dann die Handlungstränge auch parallel erzählen. Manchmal geht das nicht oder es ist unzweckmäßig. Zum Beispiel, weil Handung B in einer anderen Erzählzeit spielt.

Maubel

In den meisten Fällen ist es mir persönlich lieber, wenn die Zeit gleich bleibt, d.h. die Plots wechseln sich ab und es tritt keine zu große Diskrepanz zeitlich zwischen den Strängen auf. Dennoch können sich die Kapitel überschneiden und sozusagen ein wenig zurück spulen, gerade bei paralleler Handlung. Gerne arbeite ich dabei auch mit Blöcken, an denen ich dann mit Cliffhangern zum nächsten wechsel. Wenn sich die Zeitpunkte in den Kapiteln zu sehr unterscheiden finde ich es oft verwirrend, wo in Relation zur anderen Story sich denn nun der jetzige POV befindet. Je größer die Diskrepanz desto schlimmer. Hingegen finde ich Ortswechsel deutlich weniger verwirrend. Mit guter Szenenbeschreibung ist das problemlos zu bewältigen.

Das Kapitel ergibt sich aus der Dramaturgie dabei.

Mehrere POVs ändern daran nichts, wobei ich da wiederum häufig zu Blöcken tendiere und mich in den Kapiteln meistens auf eine Plotlinie beschränke.

Das ist mein normales Vorgehen - es gibt aber durchaus Ausnahmen und die hängen dann eben damit zusammen, was für eine Geschichte ich erzählen will. Wenn ich z.b. viele Rückblenden drin habe oder gänzlich unterschiedliche POVs, die sich nicht begegnen, macht es durchaus Sinn, das Buch in Akte aufzuteilen. Mein eines Buch hat zwei Ich-Erzähler - die wechseln sich stur ab und schließen fast nahtlos aneinander zeitlich - erst im Finale gibt es Überschneidungen, sonst hätte ich zu oft wechseln müssen.

Fianna

Ich würde mich da chronologisch an den Plotsträngen orientieren.
Und mich fragen: ist es denn wirklich wichtig mit den vielen verschiedenne POVs? Sind die ein nettes Gimmick, oder wirklich notwendig? Zuviele POVs behindern oftmals die Handlung.
Ich mochte es bei Maggie Fureys "Artefakte der Macht"-Serie, dass sie z.B. in einer Nebenhandlung mit 2 POVs sich klar für einen entschieden hat. Der zweite wird nur benutzt, wenn es um POV 1 geht (will POV 1 von etwas abhalten oder warum POV2 das will).
POV2 ist in einer Anführerposition einer Splittergruppe, die zu einem Nebenplot gehören. Man hätte da sicher aus seinem POV noch richtig viel reinbringen können, was diese Splittergruppe betrifft. Das hat sie aber nicht gemacht (zumindest erinnere ich mich im Nachhinein nicht daran), und das hätte mich auch sehr gestört, wenn das auch noch mit dran gekommen wäre.

Manchmal sind Nebenplots auch zu breit ausgewalzt und behindern die eigentliche Handlung. Deswegen würde ich mir zuerst ganz genau angucken, was die beiden POVs machen und ob man bei einem davon nicht radikal kürzen könnte. Ich hab das Gefühl, das Leute generell zu oft ihre Nebenplots zu Hauptplots machen, deswegen würde ich mein Projekt als Erstes darauf abklopfen, was eventuell schon zu einer Verschlankung führt und das Problem teilweise löst.

Trippelschritt

Ich sehe es wie Churke. Ich sehe überhaupt kein Problem. Im meinem letzten Roman (liegt im Lektorat) habe ich vier Hauptstränge, die zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten beginnen. Die Haupthandlungsträger begegnen sich kurz vor Ende der Geschichte und einige von ihnen entfernen sich auch wieder. Das Einzige, was ich empfehlen würde, ist bei einer zu großen Anzahl von Handlungsfäden eine Einteilung in Kapitel mit klaren Überschriften. Das hilft bei der Orientierung. Das ist aber auch schon alles. Die zu erzählende Geschichte diktiert Tempo und Dynamik. Ein von außen gesetzter Ordnungsrahmen ist selten nützlich

meint Trippelschritt

Elona

Zitat von: ChurkeEhrlich gesagt verstehe ich nicht, worauf du hinauswillst.
Sorry, bin manchmal ein wenig verwirrt, was dann auch meine "Umgebung" abbekommt.


Aber eure Ausführungen haben mir auf alle Fälle weitergeholfen. Tatsächlich habe ich da wohl ein Problem gesehen, wo keins war.  :versteck:

Vielen lieben Dank für eure Anmerkungen!