Hm, ja, ich denke auch, es funktioniert leider nicht, aus schriftlichen Originaltexten einer Epoche abzuleiten, wie die Leute geredet haben. Einige Texte sind wahrscheinlich der Umgangssprache näher (Briefe, Gerichtsprotokolle ...) als andere (Romane, politische Reden ...). Wenn man sich darauf einlässt und viel in der Richtung liest, kann es sicher zum Flair des Romans beitragen und einem ein paar schöne Wendungen und vielleicht Fachvokabular beibringen. Wie die Leute "normal" gesprochen haben, weiß man dadurch aber leider noch nicht wirklich.
Ich nutze in meinen antiken Settings Umgangssprache, wenn die Leute einen entsprechenden Hintergrund haben, und auch, wenn sie sich privat unterhalten. Flapsig sollte es nur sein, wenn es passt, z. B. weil Jugendliche miteinander sprechen, die ja damals wie heute ihre eigenen Trends folgten und ihre eigenen Interessen hatten. Wenn die Situation entsprechend ist, werden auch mal die großen sprachlichen Geschütze aufgefahren.
Wo ich mir eher unsicher bin, ob es zweckdienlich, ist, wenn man Worte, die sich in ihrer Bedeutung verändert haben, noch in ihrer alten Bedeutung benutzt (z. B. "toll"). Ich fürchte, das würde die Leser eher verwirren.