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Erzählsprache der Protagonistin

Begonnen von Cailyn, 13. Mai 2016, 06:39:43

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Churke

Zitat von: Cailyn am 14. Mai 2016, 16:07:52
Klar, du sagst, die Sprache verliert man nicht einfach so. Aber das würde ich so nicht unterschreiben. Bei uns in der Schweiz müssen ja alle jungen Männer ins Militär. Du würdest staunen, wie sich der Wortschatz in diesen wenigen Monaten verändert.

Das ist etwas anderes. Beim Militär steht man unter einem enormen Assimilationsdruck. Wer sich da nicht anpasst, bekommt Probleme. Über den Militärdienst als Gleichschaltungsmaschine lässt sich auch Hitler in "Mein Kampf" aus.

In deinem Szenario hat du diesen Druck nicht. Im Gegenteil, auch in der Gosse wird man im 19. Jahrhundert eine(n) Adlige(n) als höhergestellt betrachten. Warum also nach unten orientieren? Wir können uns heute kaum mehr vorstellen, wie man in einer Standesgesellschaft nach oben blickt. 
Es ist auch nicht nur der Wortschatz. Auftreten, Benehmen,  Umgangsformen... Wenn du "Freiherr" bzw. "Freiin" auf der Krankenkassenkarte stehen hast (kein Witz, das ist echt so) und der Titel von Kaiser Barbarossa verliehen wurde, stehst du halt mit mehr Rückgrat am Band als der Kollege Otto Normalverbraucher.

Vic

Eine gewisse Veränderung im Erzählstil fände ich ganz passend. Aber ich glaube, ich fände es am schönsten wenn sogar immer wieder ein bisschen ihre Erziehung durchblitzt - immerhin wird man das doch nie so ganz los. ;) 
Bei Schimpfwörtern fände ich es am passendsten, wenn es Dinge sind, die sie tatsächlich auch von anderen Charakteren übernimmt mit denen sie Zeit verbringt. Also dass sie aus dem Nichts damit anfängt, fände ich seltsam, aber wenn sie viel mit einem Menschen herumhängt, der ständig alle als "Mistratte" bezeichnet, kann ich mir vorstellen, dass sie das irgendwann übernimmt.

Cailyn

Mondfräulein
Dann sehen wir die ganze Sache wohl ziemlich ähnlich. Das Mittelmass ist sicher nicht verkehrt. So probiere ich das mal aus, und wenn es nicht funktioniert, kann ich es ja immer noch ändern und kapitelweise wild ausprobieren.

Trippelschritt
Ja, sicherlich werde ich die Veränderung nicht nur über die Sprache transportieren. Das wäre ja auch für den Leser viel zu überfordernd. Auf der Handlungsebene wird das natürlich Schritt für Schritt von statten gehen. Aber da die Erzählerin eine Ich-Erzählerin ist und später jemand ganz anderes wird, greift diese Tatsache ja in das Sprachliche ein. Aber wie ich schon Mondfräulein gesagt habe: Ich wähle jetzt vorerst den Mittelweg und lasse nach und nach klar werden, warum die Prota eine angehaucht "schizophrene" Sprache hat (also irgendwie gehoben und doch manchmal mit Worten, die eine Dame tunlichst vermeiden würde).

Churke
Deine Argumentation wäre schon richtig, wenn sie sich als Adlige zu erkennen gäbe. Aber aus verschiedenen Gründen muss sie später inkognito unterwegs sein und ihren Stand verstecken. Da wird sie eine Assimilation von selber ansteuern, schon nur zu ihrem Schutz. Kannst du natürlich nicht wissen, da dies aus dem Plot hervorgeht, den du nicht kennst.