Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Das Sprachbastelboard => Thema gestartet von: Shin am 03. Juli 2013, 16:35:05

Titel: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Shin am 03. Juli 2013, 16:35:05
Heyho ihr Lieben,

über dieses Thema zerbreche ich mir ja nun doch seit einiger Zeit den Kopf.
Ich verwende ziemlich oft "Und" am Satzanfang. Sei es nun in meinen Texten oder in einem Forumspost. Ich haue mir schon selbst dafür auf die Finger, "und" ist schließlich ein Bindewort, aber wirklich abstellen kann ich es nicht. Es hat nichts damit zu tun, dass ich das "und" unbedingt da vorne haben will, es hat viel mehr mit Klang und Wirkung zu tun. Eine Pause, für die ein Gedankenstrich nicht reicht, eben weil es ein neuer Abschnitt sein soll. Eine neue Offenbarung. Ein Geschehen, dass den vorherigen Satz wieder umwirft. Ein Widerspruch. Eine unerwartete Wendung. Je nachdem, was gerade passiert. Ich habe auch ein wenig mit dem Semikolon experimentiert, so ganz überzeugt hat mich das jedoch auch nicht.

Ist ein "Und" am Satzanfang schlechter Stil und unverzeihbar oder kann man die Regeln ein wenig biegen, wenn es zum Fluss passt?

lg
Shin
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Thaliope am 03. Juli 2013, 16:41:40
Also, in der Unterhaltungsliteratur kommt das ja durchaus öfter vor. Ab und an kann man das schon machen, denke ich. Es sollte nur, wie bei jeder stilistischen "Eigenwilligkeit" wohldosiert sein. Und ich denke, dass man sehr darauf achten sollte, ob es sich zur Manie, zu einem Tick ausweitet, und dann sehen, ob sich Alternativen bieten. (Im Fall des vorangeganenen Satzes könnte man beispielswiese "außerdem" oder "allerdings" einsetzen, je nachdem, welche Aussage intendiert ist.) Darüber hinaus sollte man sich der Wirkung bewusst sein, es hat etwas Unmittelbares, finde ich, einen Anklang von gesprochener Sprache, fast schon Umgangssprache. Da muss man sich darüber klar sein, ob man diese Wirkung erzeugen will.

LG
Thali
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Arcor am 03. Juli 2013, 16:42:31
Eine gute Frage, die du da stellst, Shin. Ich stelle mir die Frage nämlich häufig ebenfalls und bin auch noch zu keiner schlüssigen Antwort gekommen.  ???
Generell glaube ich, zählt es als schlechter Stil. Ich kann mich persönlich an kein Buch erinnern, das ich in den letzten Monaten gelesen habe, in dem ein Satz mit einem "und" begänne. Aber genau wie du kann ich mich nicht dagegen wehren, immer wieder Sätze so zu beginnen, gerade weil ich eine Verbindung zum vorherigen Satz haben möchte.

Ich könnte mir vorstellen, dass es in wörtlicher Rede vielleicht nicht so eng gesehen wird wie außerhalb. Da schätze ich, dass es - außer sehr selten vielleicht als bewusstes Stilmittel - eher ein NoGo ist.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Angela am 03. Juli 2013, 16:48:32
Ich benutze es ebenfall, wenn auch eher selten. Für mich bedeutet es eben auch ein ganz schwaches 'aber', 'zusätzlich', 'jetzt', also in der Position schon mehr als nur ein nacktes 'und'. Vielleicht ist es auch eine Art Modeerscheinung, wie das 'like', das ich nun auch in amerikanischen Jugendbüchern eingestreut finde.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Ryadne am 03. Juli 2013, 17:05:13
Ich benutze ab und zu das "und" am Satzanfang, aber nur für bestimmte Situationen und vor allem in der Ich-Perspektive. Beispielsweise wenn etwas ironisch oder emotional betont werden soll wie bei "Und dann sagte er es mir auch noch ins Gesicht!" oder auch wenn mehrere Fragen hintereinander kommen - "Welchen Sinn hatte das? Warum war er nicht einfach weitergegangen? Und wozu hatte er die Waffe gebraucht?"

Mich stört es nicht, wenn ein Autor darauf zurückgreift, solange er es eben - wie bei allem - nicht zu oft tut und es an den richtigen Stellen verwendet.

In irgendeinem Film, es könnte "Forrester" gewesen sein, wurde mal gesagt, vor der Postmoderne sei das ein absolutes No-Go gewesen, aber inzwischen habe es sich etabliert.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Serafina am 03. Juli 2013, 17:15:32
Ich muss mich auch oft davon abhalten, meine Sätze mit "und" zu beginnen. Wenn es allerdings an einer passenden Stelle ist, lasse ich es manchmal auch einfach so stehen. Zwar achte ich darauf, dass das nicht allzu häufig vorkommt, aber meine Sätze wollen machmal einfach mit "und" anfangen und ich möchte mich auch nicht total verbiegen, nur weil manche das als schlechten Stil ansehen.  :omn:

Wenn ich das in fremden Texten lese, stört es mich meistens auch nicht, eben nur, wenn gefühlt jeder zweite Satz so beginnt, oder der Schreibstil an sich mich einfach nicht anspricht.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Maja am 03. Juli 2013, 17:34:02
Ich habe in der Grundschule gelernt, dass man beim Schreiben einen Satz nicht mit "Und dann" anfangen lassen darf. Das war so ziemlich das einzige zum Thema "Stil", das wir das gelernt haben: Wenn du Geschichten schreibst, darfst du deine Sätze nicht mit "Und" anfangen lassen, und noch weniger mit "Und dann".

Aber ich sage: Ich darf alles. Sprache ist frei. Macht mit ihr, was ihr wollt. Und wenn ihr eure Sätze mit "Und" anfangen lassen wollt, dann lasst eure Sätze mit "und" anfangen. Macht es, aber macht es gut. Das gilt für alles, was mit Stil zu tun hat. Lasst euch nicht von irgendjemandem reinreden, der sagt "Man macht aber dieses, man macht aber jenes". Was uns begrenzt, sind Rechtschreibung und Grammatik. Aber nichts in der Grammatik verbietet uns, einen Satz mit "Und anfangen zu lassen. Sich künstlich zu beschränken, sich auf die Finger zu klopfen, wenn man so eine "böse" Formulierung verwendet, kann doch nicht die Lösung sein - schreibt, wie es euch gefällt, so es euch gefällt, dass es euch gefällt.

Ich persönlich arbeite gerne mit "Und" am Satzanfang. Ich benutze sogar das oft gescholtene "Und das", meistens in Momenten, in denen die Erzählstimme dem Leser einmal kurz zuzwinkert und dann mit einer neuen Wendung, einer erwarteten oder unerwarteten Auflösung, oder sonst einem neuen Element aufwartet. Man muss sich im Klaren sein, dass ein "Und" am Satzanfang ein Erzählerisches Element ist, in dem Sinne, dass der Autor in diesem Moment den Leser direkt anspricht, sich der Text also der Anwesenheit von sowohl Leser als auch Erzähler bewusst ist. Das funktioniert nicht mit jedem Text, und mit jeder Art Stil.

Handelt es sich um eine Ich-Erzählung, ist das gar kein Problem. Fangt so viele Sätze mit "Und" an, wie ihr lusitg seid, niemand wird euch einen Strick daraus drehen. Bei einer personalen Erzählhaltung hingegen wird es problematischer. Sätze, die mit "und" anfangen, laufen in Gefahr, die Perspektive zu sprengen - eben weil hier kein Erzähler vorgesehen ist, sondern der Leser entweder durch die Augen einer handelnden Person blickt, ohne dass diese sich der Beobachtung bewusst ist, oder ganz neutral aus der Vogelperspektive allen Figuren folgt: Ein Satz, der mit "Und" beginnt, durchbricht dieses System für einen Moment, schaltet eine Stimme aus dem Off hinzu, die sonst nicht da ist.

Es ist ein Eingeständnis daran, dass etwas ein Plotelement ist, eine Wendung, die in Relation zu anderen Wendungen steht. Das "und" stellt zwei Dinge, in diesem Fall Sätze, zueinander in Beziehung, und um dies zu tun, ist ein Bewusstsein notwendig - etwas, das eine neutrale Erzählstimme nicht hat, und auch nicht ein an der Handlung beteiligter, dem zu dem Zeitpunkt der Abstand fehlt, um so weit zu abstrahieren. Das soll niemanden davon abhalten, dieses Stilmittel zu verwenden, aber seid euch bewusst, dass es ein Stilmittel ist und nicht nur ein Bindewort. So eine sprachliche Zäsur kann reizvoll sein, aber nutzt sie, wie alles, was mit Sprache zu tun hat, bewusst und mit Bedacht.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Coppelia am 03. Juli 2013, 17:49:57
Jetzt hab ich mal meine Texte durchsucht. Meine Güte, hab ich häufig Sätze mit "Und" angefangen ... ;D Das könnte ich mal ein bisschen reduzieren.

Beim ersten Teil stimme ich Maja absolut zu! :jau: Aber den zweiten Teil kann ich nicht nachvollziehen. Du meinst, Maja, dass "Und" am Satzanfang eher aus der Perspektive des Erzählers gesprochen ist als aus der der Figur? Das verstehe ich nicht. Aber ich bin eine eifrige Sucherin von Wörtern, die auf einen Wechsel der Perspektive zwischen Figur und Erzähler schließen lassen.
Und stehen nicht alle Sätze zueinander in Beziehung? Was ist dann z. B. mit "Aber" am Satzanfang? :hmmm:
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Maja am 03. Juli 2013, 18:04:55
Ich meine damit, dass ein "und" am Satzanfang von einem Erzähler gesprochen wird, der sich des Erzählens bewusst ist - und das eben nicht auf jede Art von Perspektive zutrifft. Mit dem "Aber" verhält es sich in meinen Augen genauso - es ist wertend, kommentierend und stellt zwei Sätze/Ereignisse in einen Zusammenhang. Es ist etwas, das man eigentlich nur retrospektiv festlegen kann, wenn man das Gesamtbild kennt und genug Abstand hat, um die Zusammenhänge zu erkennen und zu beurteilen. Wer jedoch als eine erlebende Figur gerade mitten in einer Geschichte steckt, dem fehlt diese Distanz (noch).

Deswegen ist es bei Ich-Erzählungen deutlich üblicher - gerade wenn sie in der Tradition der "Had I but known!"-Schule stehen, nicht in der Chandler'schen "Ich erzähle die Geschichte, während sie passiert"-Schule, in der die Dinge umittelbarer passieren. Aber bei einer Perspektive in der Dritten Person machen Einschnitte wie "Und", "Aber", "Doch" eine neutrale Erzähllstimme zu einer persönlichen.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Coppelia am 03. Juli 2013, 18:16:10
Das sehe ich anders. :hmmm: Ich würde zustimmen, dass "aber" ausdrückt, dass ein Gegensatz zwischen einem Satz/Textabschnitt vorher und dem folgenden besteht (Bei "und" sehe ich das nicht). Ich finde allerdings, eine Figur kann sehr wohl die Distanz (oder die intellektuelle Fähigkeit) haben, zwischen zwei Dingen, die sie wahrnimmt oder denkt, eine Verbindung (die ich durch "und" gegeben sehe) oder einen Gegensatz zu bemerken, was man dann durch entsprechende Satzanfänge kennzeichnen kann. Ein bewusstes Erzählen drückt das für mich nicht aus, sondern es kann sehr gut Bestandteil der Figurenperspektive sein.

Es ist allerdings auch möglich, den Erzähler in Erscheinung treten zu lassen, sicher. Wenn das passiert, sehe ich es auch so: Dann ist man aus der Figurenperspektive "raus". Da würde ein "und" oder "aber" am Satzanfang für mich aber noch nicht genügen.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Merwyn am 03. Juli 2013, 21:20:51
Ich halte das ganz einfach: Und, aber, doch, dann am Satzanfang gibt's bei mir (bewusst zumindest) nur, wenn die Wörtchen als Stilmittel, zur Hervorhebung des Satzes etc. dienen sollen.
Alles andere gefällt mir persönlich beim Lesen nicht so sehr und ich streiche die Verwendung am Satzanfang beim Betalesen auch immer an, wenn sie mir zu häufig und/oder unwillkürlich erscheint.
Einzige Ausnahme wäre da unter Umständen noch ein Ich-Erzähler, der eben einfach so redet. Wobei ich so ein Buch dann wohl nicht lange lesen könnte ;)
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Snöblumma am 03. Juli 2013, 21:28:45
Ich habe mir genau darüber in der letzten Zeit auch Gedanken gemacht. Zwar habe ich das Problem weniger in den erzählten Passagen, als vielmehr innerhalb der Dialoge. In meinem aktuellen Projekt habe ich einen Charakter, der jeden zweiten Satz mit "Und jetzt" beginnt. Ich versuche alles, um es ihm abzutrainieren, aber dann kommt er wieder durch die Hintertür mit seinem "Und jetzt". Langsam nervt mich das selbst, und das ist kein gutes Zeichen.

Ganz generell halte ich ein "und" am Satzanfang auch nicht unbedingt für schlechten Stil. Es kommt natürlich immer darauf an, ob es zur Erzählsituation passt. Für mich haben Aufzählungen, die nur mit "und" verbunden sind, etwas atemloses, kurzes an sich. Oder sie drücken, wie oben schob gesagt wurde, eine Art Wende aus, die für ein "aber" nicht ganz reicht. Dass man damit die Erzählstimme eines personalen Erzählers verlässt, leuchtet mir gerade aber noch nicht wirklich ein. Oder verstehe ich das gerade nur falsch?
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Nycra am 03. Juli 2013, 21:55:54
Ich habe ja jetzt schon einige Bücher beta gelesen und muss sagen, ich kann mit dem Und am Satzanfang leben. Wenn es wohldosiert erfolgt. Auf einer Normseite in jedem zweiten Absatz einen Satz zu finden, der mit Und anfängt, empfinde ich persönlich als unschön. Ich will nicht gleich von schlechtem Stil sprechen. Jeder hat da seine eigenen Vorlieben. Aber ich gehöre zu jenen Betas, die das rigoros anstreichen würden.

Früher habe ich es, wie in der Schule gelernt und von Maja schon angemerkt, gehalten und vollkommen darauf verzichtet. Mittlerweile setze ich es auch als Stilmittel ein. Aber wie gesagt: wohl dosiert.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Alaun am 04. Juli 2013, 00:36:16
Ich liebe das "Und" am Satzanfang. Ich verwende es gerne, achte aber darauf, dass es nicht zu häufig wird - wobei es wahrscheinlich doch häufig ist, im Vergleich mit anderen ;) Aber das ist mein Stil und dazu stehe ich. Ich wüsste nicht, was ich daran ändern sollte, solange es auch zu der Geschichte passt, die ich erzählen möchte.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Naudiz am 04. Juli 2013, 01:28:59
Ich arbeite recht gerne mit dem "Und" am Satzanfang, meist, wie von Maja angesprochen, wenn ein neues Plotelement dazukommt, v.a. Wendungen. Allerdings bemühe ich mich darum, das Ganze nicht ausarten zu lassen - niemand will ein Buch lesen, in dem jeder zweite Satz mit einem "Und" beginnt. Dann nenne ich es sehr wohl schlechten Stil. Aber ansonsten stört es mich weder beim Lesen noch beim selbst schreiben, und meine Betas haben mir meine "Und"s bisher auch noch kein einziges Mal angestrichen.

Von daher sage ich jetzt einfach mal: Jeder nach seiner Fasson, solange es nicht überhand nimmt.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Fynja am 04. Juli 2013, 01:40:59
Ich fühle mich gerade ein wenig ertappt...
Zurzeit bin ich dabei, meinen ersten NaNo-Roman zu überarbeiten und das "Und" am Satzanfang scheint auch zu meinen persönlichen Macken zu gehören. Allerdings fällt auf, dass das wesentlich öfter in der Ich-Perspektive vorkommt, als in den Kapiteln, die ich in der dritten Person geschrieben habe. Das liegt wohl auch daran, dass ich diese Formulierung auch eher dann verwende, wenn der Stil umgangssprachlicher sein soll.
Meistens schreibe ich diese Sätze um, weil mir dann doch elegantere Lösungen einfallen und es mich als Leser wohl nerven würde, wenn diese Formulierung als "Macke" des Autoren deutlich wird. Dennoch gibt es Fälle, in denen dieser Stil einfach passt, meistens, wenn es sich um innere Monologe des Protagonisten handelt.

Demnach würde ich keinesfalls verallgemeinern und ein "Und" am Satzanfang per se als schlechten Stil betiteln, sondern, wie meine Vorredner bereits gesagt haben, es als bewusstes Stilmittel sehr wohl ab und an einsetzen, wenn es zum gesamten Ton der Geschichte passt. Als Leser würde mich die exzessive Verwendung davon jedoch vermutlich schon stören...
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Minhael am 04. Juli 2013, 07:32:49
Ehrlich gesagt, bin ich gerade sehr überrascht darüber, dass es doch so viele gibt, die das "Und" am Satzanfang nicht verteufeln. Positiv überrascht! Ich selbst benutze es relativ häufig, vielleicht auch etwas zu häufig. Ich mag den Klang einfach.. Habe aber auch schon gemerkt, dass es etwas ist, worauf ich achten muss, einfach damit es keine Überhand gewinnt. Nutzen werde ich es aber auch weiterhin.

ZitatDass man damit die Erzählstimme eines personalen Erzählers verlässt, leuchtet mir gerade aber noch nicht wirklich ein.

Damit hab ich gerade auch noch so meine liebe Not. Vielleicht mag ja nochmal wer drauf eingehen?

Mal davon ab, sehe ich bei wörtlicher Rede absolut kein Problem damit, im Gegenteil, gibt dem Acteur doch irgendwie etwas charakteristisches.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Shin am 04. Juli 2013, 14:59:03
Zitat von: Minhael am 04. Juli 2013, 07:32:49
Ehrlich gesagt, bin ich gerade sehr überrascht darüber, dass es doch so viele gibt, die das "Und" am Satzanfang nicht verteufeln. Positiv überrascht!

Ja, so geht es mir auch gerade. ;)

Schon einmal vielen Dank für eure bisherigen Antworten. Als Stilelement sehe ich das "Und" am Satzanfang ebenfalls. Für Wendungen eignet sich das einfach so wunderbar... In Maßen, nicht in Massen. ;)
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Steffi am 04. Juli 2013, 15:10:15
Das "Und" am Anfang des Satzes ist total eine Macke von mir. Ich liebe es, das als Stilmittel einzusetzen und muss ständig meine Texte danach durchforsten, damit sich das nicht zu sehr häuft  :vibes: Also verteufeln tue ich es nicht. Im Gegenteil. Ich bin der größte Fan *fähnchen schwenkt*
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Cailyn am 05. Juli 2013, 11:39:57
Mir passiert das Und zu Beginn des Satzes auch oft. Aber beim Überarbeiten lasse ich es dann meistens wieder weg. Häufig habe ich während des Schreibens das Gefühl, dieses UND macht den Text flüssiger. Doch später bemerke ich dann, dass es gar nicht nötigerweise dort stehen muss, dass der Text ohne das UND direkter ist als mit.

Kommt es nicht auch auf die Betonung an?
Zum Beispiel wenn dem UND ein natürlich folgt, macht es für mich mehr Sinn. "Und natürlich gefiel ihm sein neuer Mantel ganz und gar nicht." Das gefällt mir mehr, als wenn z.b. steht "Und ich dankte ihr herzlich dafür." Da könnte man es doch eher weglassen.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Christopher am 05. Juli 2013, 11:56:35
Ich versuche es zu vermeiden. Es kommt vor, dass manche Leute es verwenden, um einen besonders langen Satz in zwei Sätze aufzuteilen. In dem Fall ist es meistens schlechter Stil, da man diese Sätze auch umformulieren könnte.


Mit einigen der genannten Beispiele
Zitat"Und natürlich gefiel ihm sein neuer Mantel ganz und gar nicht."
kann ich mich hingegen zu 100% arrangieren. Der Satz würde auch ohne das "und" funktionieren, gibt ihm aber so noch eine gewisse stilistische Note.


Kurz:
Nicht alle Satzanfänge mit "und" sind zwangsläufig falsch und stilistischer Müll, nur sollte man das meiner Meinung nach jedes mal prüfen, ob es nicht doch so ist.


PS:
Habe letztens erst einen "Füllwörtercheck" gefunden, der Füllwörter im Text raussucht und markiert. Es hat mich überrascht, wie viele dieser sogenannten Füllwörter ich verwende. Bei der darauf folgenden Probekorrektur, hat mich die Zeit die ich dafür brauche aber ebenfalls überrascht. Ich musste meine Füllwörter sehr oft vor mir selbst verteidigen, weil ich sie nicht streichen wollte (auch wenn es ersatzlos möglich gewesen wäre).
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Mondfräulein am 07. Juli 2013, 23:42:09
Zitat von: Maja am 03. Juli 2013, 17:34:02
Ich habe in der Grundschule gelernt, dass man beim Schreiben einen Satz nicht mit "Und dann" anfangen lassen darf. Das war so ziemlich das einzige zum Thema "Stil", das wir das gelernt haben: Wenn du Geschichten schreibst, darfst du deine Sätze nicht mit "Und" anfangen lassen, und noch weniger mit "Und dann".

Bei uns war das genau so, noch dazu haben sie uns aber eingebläut, niemals das Wort sagen zu verwenden, lieber stets möglichst kreative Inquit-Phrasen. Und am Ende habe ich dann doch herausgefunden, dass es eher anders herum ist.

Ich finde, Und ist ein wundervolles Wort um einen Satz zu beginnen. Nicht für jeden Satz, aber wenn man es richtig einsetzt, kann man einen dieser Momente erschaffen, der aus einen gut geschriebenen Text Sprache macht, die einem Schauer über den Rücken jagt, weil sie einfach so wunderwunderschön ist. Mein allerliebster Satzanfang (von denen die von mir selbst stammen) fängt mit einem Und an. Wenn man es richtig macht, kann man damit ganz wundervolle Kunstwerke zaubern. Man sollte nicht auf jede Regel stur hören. Mit Und kann man einfach auch so viel falsch machen, besonders in jenem Alter, in dem man solche Regeln in der Schule lernt.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Thaliope am 08. Juli 2013, 08:02:24
Wie schrieb Umberto Eco so schön: An Regeln kann man ablesen, was Leute normalerweise tun :) Ein bisschen zugespitzt ist das sicher, aber manchmal hilft es, sich den Grund dafür klarzumachen, warum auf manche Regeln so vehement bestanden wird.

Kinder nämlich würden, wenn man sie denn ließe, jeden einzelnen Satz mit "und dann" anfangen. (Ich weiß, unzulässige Verallgemeinerung ;) Aber ich glaube, es ist eine typische kindliche Erzählweise, die zum Aufsatz-Schreiben abtrainiert werden soll. Dass es dann auch Ausnahmen gibt - das zu vermitteln, ist vermutlich unter den Bedingungen einer Grundschule  zu viel verlangt.

LG
Thali
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Windfeuer am 17. Juli 2013, 10:40:07
Passt es, benutze ich gerne das "Und" am Satzanfang. Ist mir auch noch mal richtig aufgefallen während es Überarbeitens und jetzt beim Schreiben.

Ich muss gestehen das ich früher etwas gegen das "Und" hatte. Wann sich das geändert hat wüsste ich selber gerne. Jetzt mag ich es jedenfalls richtig.  :)
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Merlinda am 17. Juli 2013, 10:46:49
 :versteck: Ich bekenne mich auch als Und - Benutzerin am Satzanfang.
Wenn ich die Geschichten überarbeite nehme ich es häufig raus und setzte es dafür an anderen Stellen wieder ein. ::) Nicht gerade produktiv, ich weiß.
Aber ich finde, wenn es zu dem Satz und zu der Situation passt, kann man es ruhig am Anfang stehen lassen.
Da ich viel in der Ich - Perspektive schreibe, und meine Protas viel in Umgangssprache erzählen und auch meckern lasse, kann ich es stehen lassen, ohne, dass es merkwürdig erscheint.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Zit am 17. Juli 2013, 15:09:44
Zitat von: Christopher am 05. Juli 2013, 11:56:35
Mit einigen der genannten Beispiele kann ich mich hingegen zu 100% arrangieren. Der Satz würde auch ohne das "und" funktionieren, gibt ihm aber so noch eine gewisse stilistische Note.

Wobei sich gerade das Beispiel auch durch Anordnung lösen lässt. Imho wird das Und obsolet, wenn der Satz einem Zeilenumbruch folgt. (Der Beispielsatz hat ja schon einen humoristischen Touch, der dadurch mehr verstärkt würde als durch das Und.)
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: canis lupus niger am 27. November 2013, 23:20:11
Ergänzend zu all dem bisher Gesagten möchte ich noch hinzufügen, dass ich das "Und" am Satzanfang gerne als Stilmittel verwende. Ein Text bekommt dadurch so einen schwerfällig konstruierten Charakter, wie z.B. bei einer uralten Übersetzung (Bibel und ähnliche Texte) Wenn ich etwas steif, gestelzt und wie "verkündet" wirken lassen möchte, beginne ich Sätze gerne mit "Und"
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Anj am 10. Januar 2014, 10:40:34
Oh weh, das ist genau mein Thema^^

Ich liebe "Und" am Satzanfang. In meinen Rohfassungen wimmelt es nur so davon. Zumindest in den Geschichten mit einem Ich-Erzähler, die den Hauptteil meiner Projekte ausmachen. In der normalen personalen Perspektive kommen sie automatisch sehr viel weniger vor.
Für mich ist das auch eine Sache der Textmelodie, wie es ja auch schon genannt wurde. Meine Figuren sind oft sarkastisch oder ironisch, da fehlt dann oft etwas ohne den Und-Anfang. Allerdings bemühe ich mich beim Überarbeiten, sie aus dem normalen Erzählfluss dann wieder rauszustreichen, damit es eben nicht überladen ist. Im Zweifelsfall streiche ich inzwischen auch einmal zuviel, denn im finalen Überarbeitungsgang setze ich sie doch wieder ein, wenn sie meiner Meinung nach für die Textnuance doch wichtig sind. Wenn sie es nicht waren, fehlen sie mir beim lesen auch nicht mehr. Deswegen bin ich bei solchen Lieblingen immer dafür, erst mal radikal zu streichen.

Zitat von: canis lupus niger am 27. November 2013, 23:20:11
Ergänzend zu all dem bisher Gesagten möchte ich noch hinzufügen, dass ich das "Und" am Satzanfang gerne als Stilmittel verwende. Ein Text bekommt dadurch so einen schwerfällig konstruierten Charakter, wie z.B. bei einer uralten Übersetzung (Bibel und ähnliche Texte) Wenn ich etwas steif, gestelzt und wie "verkündet" wirken lassen möchte, beginne ich Sätze gerne mit "Und"
Ich glaube, hier kommt es wirklich vor allem auf die Perspektive und den Text an. Bei meinen Ich-Erzählern bringt das "Und" eher das Empfinden einer saloppen Sprache, während es in anderem Gebrauch tatsächlich so einen Legenden-Charakter bewirken kann.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: cryphos am 10. Januar 2014, 11:31:17
Es gibt da diesen Film über einen schwarzen Schüler der einen berühnten Autoren kennen lernt, die beiden freunden sich an und der Bub lernt vom Meister. Der Film nennt sich im deutschen Sprachraum Forrester – Gefunden!.
Darin lehrt der Autor unter anderem, dass Bindeworte am Satzanfang schlechter Stil seien und zu vermeiden wären. Außer man nutze es bewusst, um durch diesen Regelbruch auf etwas Besonderes hinzuweisen. Zudem wird behaupted, dieser Regelbruch sei aber nur dann erlaubt wenn man wirklich gut sei.

Demnach habe ich unds am Satzanfang strikt und generell zu vermeiden ;-)
Und wen stört es, wenn ich es trotzdem mache?

Übrigens, den Film fand ich sehr interesssant und auch sehenswert.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Nycra am 28. April 2014, 10:18:28
Zitat von: cryphos am 10. Januar 2014, 11:31:17
Es gibt da diesen Film über einen schwarzen Schüler der einen berühnten Autoren kennen lernt, die beiden freunden sich an und der Bub lernt vom Meister. Der Film nennt sich im deutschen Sprachraum Forrester – Gefunden!.
Darin lehrt der Autor unter anderem, dass Bindeworte am Satzanfang schlechter Stil seien und zu vermeiden wären. Außer man nutze es bewusst, um durch diesen Regelbruch auf etwas Besonderes hinzuweisen. Zudem wird behaupted, dieser Regelbruch sei aber nur dann erlaubt wenn man wirklich gut sei.

Demnach habe ich unds am Satzanfang strikt und generell zu vermeiden ;-)
Und wen stört es, wenn ich es trotzdem mache?

Übrigens, den Film fand ich sehr interesssant und auch sehenswert.
Ich mag den Film auch.
Zu deiner Frage, wen es stört. Wäre ich bei dir Beta, würde ich sagen: mich! Allerdings mit Einschränkungen. Ich finde, als Stilmittel darf man das "Und" am Satzanfang durchaus gebrauchen, aber - und das kommt nicht nur von Forrester  ;) - haben wir schon in der Schule gelernt, das Bindewörter am Satzanfang schlechter Stil sind. Ob das nun den Kindern abtrainiert werden soll oder nicht, letztlich bleibt ja jedem selbst überlassen, ob er sich daran hält oder nicht.

Ich bin mittlerweile von dem strikten Streichen weg, sondern meckere nur noch dann, wenn man es inflationär verwendet, weil es mir nämlich auch oft zeigt, dass der Autor sich keine Gedanken darüber gemacht hat, ob eine andere Formulierung nicht besser passen würde. Denn liest man sich die Sätze mal laut vor, erlebe ich es oft genug, dass vom Klang her gar kein "Und" am Satzanfang nötig wäre. Mich reißt das immer aus dem Lesefluss, was ich sehr schade finde.

Wir geben uns so viel Mühe damit, gereifte Plots zu entwickeln, Figuren zu entwerfen, die wirklich detailliert in Charakter und Form sind, da finde ich, sollte man sich bei der Ausarbeitung des Textes ruhig auch ein bissche Mühe geben und ggf. einfach die Zeit nehmen, einen Satz entsprechend zu formulieren. ;)

Zitat von: Drachenkrieger am 27. April 2014, 21:50:52Mich nicht, denn das UND spielt auch bei mir eine wichtige Rolle, da auch ich in der ICH-FORM schreibe. Manchmal muss es dahin, weil sonst etwas Wesentliches fehlt.
Ich hab zwei Romane in Ich-Form geschrieben und dort nur sehr selten "Unds" am Satzanfang verwendet. Ausnahme: Wörtliche Rede. Darin streiche ich nicht einmal in auktionalen Texten die "Unds" an. Menschen reden nun einmal so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Bei allem anderen finde ich auch hier, darf man sich ein bisschen mehr Mühe geben.

Allerdings - und auch damit sich niemand angegriffen fühlt - bleibt der Autor Gott und darf mein Streichen akzeptieren oder ablehnen wie er mag.  ;)
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Alana am 28. April 2014, 10:27:45
Mir hat der Lektor alles Unds am Satzanfang rausgestrichen, mit dem Ergebnis, dass der Text an den meisten dieser Stellen holprig war. Wenn es sich nicht umformulieren lässt und die Satzmelodie dadurch besser wird, kann man es schon verwenden, finde ich. An einigen Stellen stimmt auch die Betonung nicht mehr, wenn das Und gestrichen wird. Trotzdem ist es sicher gut, wenn ein Lektor auf so was achtet, einige der Unds konnte man wirklich gut streichen.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: SabrinaQ am 28. April 2014, 10:50:32
Bei mir kam es auch schon vor, dass ein "und" am Satzanfang steht. Ich finde es nicht schlimm, wenn es nicht Überhand nimmt. Sogar meine Lektorin hat schon einmal so ein "Und" eingebaut und wenn die das darf, darf ich auch.
Ich denke, die Romane sollen ja unterhalten und dafür ist es nun einmal notwendig, dass sich der Text flüssig lesen lässt. Manchmal gehört da halt einfach ein "und" hin. Bevor es ein ewig langer Bandwurmsatz wird, mache ich da auch lieber einen Stopp dazwischen und bringe das "Und" in den neuen Satz. So tun sich alle leichter.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Liliane am 28. April 2014, 23:51:47
Also mir ist es bisher zwar auch schon oft aufgefallen, dass ich "Und" am Satzanfang benutze, aber gestört habe ich mich bisher daran nie. Ich finde es sehr gut so, ich finde, das bringt einen, wie schon geschrieben, schönen Fluss in einen Text, es verbindet Sätze, ohne sie ellenlang werden zu lassen und klingt auch sehr schön, finde ich. Beim Lesen eine Pause zu machen, weges des Punktes und dann mit Und wieder weiter zu lesen  :) .

Wie Maja vor einigen Monaten schon dazu geschrieben hat, es ist grundsätzlich alles möglich, alles erlaubt, Sprache ist etwas vollkommen offenes. Wie ich finde, ist es eine Art Stilmittel wie viele andere, und genau wie bei vielen anderen Stilmitteln liegt es im Ermessen des Schreibers, es zu nutzen oder nicht. Und wie bei vielen anderen Stilmitteln auch, gibt es keine Regel oder keine Empfehlung, welche besonders schön sind oder welche man vermeiden sollte.
Es kommt auch sehr auf den Stil des Autors an.
Deshalb sagt vielleicht der Autor im Film, es sei verwerflich und hat damit Recht im Rahmen seiner Texte, ein anderer sagt, es sei ein schönes Stilmittel, wenn es nicht Überhand nimmt und auch er hat damit Recht, weil es sich gut in seine Texte einfügt.

Ich jedenfalls benutze es oft und finde das sehr schön, auch in bisher gelesenen fremden Texten.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Sternsaphir am 30. April 2014, 13:25:39
Ich weiß noch, dass mein Deutschlehrer damals auch rigoros gegen ein Und am Satzanfang vorging.
Inzwischen setze ich hier und da aber auch ein Und an erster Stelle, weil es halt - wie Alana bereits geschrieben ha - in der Satzmelodie einfach besser klingt. Würde ich diese Sätze umformulieren, würde es wesentlich unrhythmischer klingen und man könnte beim Lesen stolpern.
Man sollte es allerdings nicht Überhand werden lassen und nur an besonderen Stellen machen.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Simara am 01. Mai 2014, 10:23:05
In der Schule bin ich es auch gewohnt, keine Bindewörter am Satzanfang verwenden zu dürfen. In meinen Texten gehe ich damit, wie die meisten hier, wie es scheint, etwas freier um: Manchmal passt es eben einfach. Manchmal will man etwas bestimmtes damit ausdrücken. Manchmal redet die Figur eben so und nicht anders. Solange man damit vorsichtig umgeht, und es an Stellen vermeidet, an denen es auch leicht anders gehen würde, stört es mich persönlich jedenfalls nicht, ich überlege beim Überarbeiten jedoch trotzdem bei jedem Bindewort am Satzanfang zweimal, ob das den wirklich sein muss oder ob es eine schönere Lösung gibt, die mir weder Klang noch Kontext kaputt macht.
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: SemiFe am 02. Mai 2014, 12:43:19
Ich versuche es zu vermeiden...hin und wieder ist sicherlich kein Dilemma, aber man sollte drauf achten, dass es nicht Überhand nimmt, weil die Texte sich dann, meines Erachtens, ziemlich merkwürdig lesen.

Manchmal reicht es ja schon den Satz umzustellen, um das "und" am Anfang loszuwerden oder aber man verwendet "Des weiteren", "Trotzdem", "Hinzu kam" etc. Da muss man allerdings drauf achten, in welchem Stil man schreibt, da einiges eher aus der Umgangssprache kommt.

Letztenendes musst du selbst entscheiden, ob du damit leben kannst oder auch nicht und dementsprechend handeln :)
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Mondscheinhagel am 03. Mai 2014, 19:34:27
Ich schließe mich vielen Vorschreibern an - "Und" am Satzanfang stört nicht, wenn es die Satzmelodie trägt. Ich denke, es passiert häufig unbewusst, dass man ein "und" an den Satzanfang stellt, weil man in diesem Moment der Meinung ist, dass es sich besser anhört oder irgendwas aussagt. Wenn ich schreibe und an einem Satzanfang "und" schreibe, versuche ich damit meistens, etwas Nebensächliches noch nebensächlicher klingen zu lassen. Das passiert dann meistens in der wörtlichen Rede oder der Ich-Perspektive, wie zum Beispiel: "Und was macht es schon, dass...?"
Außerdem möchte ich damit auf einen vorigen Gedankengang zurückgreifen, weil mir der Satz ohne "und" irgendwie ohne Bezug vorkommen würde.

Wenn man sich beim Schreiben etwas dabei gedacht hat und es in dem Moment einfach richtig ist, dann ist es okay. Wenn man überarbeitet und einem plötzlich auffällt, wie man das anders formulieren könnte - umso besser.
Aber wirklich verteufeln würde ich es nicht, weil es eben immer auf die Satzmelodie und den wohl dosierten Gebrauch ankommt, zumindest meiner Meinung nach :)
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Patricia am 03. Mai 2014, 22:07:32
Ich habe mich auch schon öfter bei einem UND am Satzanfang ertappt. Stört mich eigentlich nicht, aber trotzdem schaue ich, ob es sich vermeiden lässt. Manchmal bietet es sich an, den Satz mit Bindestrich an den vorhergehenden anzuschließen - dann steht das 'und' nicht mehr am Satzanfang.  ;D
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: SemiFe am 06. Mai 2014, 15:13:19
Guter Trick Patricia! :)
Den muss ich mir merken!

Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Patricia am 08. Mai 2014, 19:58:03
@SemiFe
Danke!  :)

Wisst ihr was? Ich bin gerade beim Überarbeiten von Band II und habe festgestellt, dass ich das UND am Satzanfang geradezu inflationär oft verwendet habe (interessanterweise ausschließlich in inneren Monologen). Das ist mir vorher in der Masse überhaupt nicht aufgefallen. Danke, dass ihr mich dafür sensibilisiert habt! Habe das verflixte UND gleich an ein paar Stellen korrigiert.  :)
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: HitzKooler am 19. Mai 2014, 10:11:45
Zitat von: Shin am 03. Juli 2013, 16:35:05
Heyho ihr Lieben,

über dieses Thema zerbreche ich mir ja nun doch seit einiger Zeit den Kopf.
Ich verwende ziemlich oft "Und" am Satzanfang. Sei es nun in meinen Texten oder in einem Forumspost. Ich haue mir schon selbst dafür auf die Finger, "und" ist schließlich ein Bindewort, aber wirklich abstellen kann ich es nicht. Es hat nichts damit zu tun, dass ich das "und" unbedingt da vorne haben will, es hat viel mehr mit Klang und Wirkung zu tun. Eine Pause, für die ein Gedankenstrich nicht reicht, eben weil es ein neuer Abschnitt sein soll. Eine neue Offenbarung. Ein Geschehen, dass den vorherigen Satz wieder umwirft. Ein Widerspruch. Eine unerwartete Wendung. Je nachdem, was gerade passiert. Ich habe auch ein wenig mit dem Semikolon experimentiert, so ganz überzeugt hat mich das jedoch auch nicht.

Ist ein "Und" am Satzanfang schlechter Stil und unverzeihbar oder kann man die Regeln ein wenig biegen, wenn es zum Fluss passt?

lg
Shin

Aaaaah, das Problem habe ich auch. Wenn ich es jedoch wieder lösche, dann habe ich häufig das Gefühl, dass sich der Satz nun schlechter liest. Manchmal ist ein "Und" am Satzanfang einfach passender und gibt sinngemäß das wieder (hauptsächlich in Mono- und Dialogen), was du vermitteln möchtest. Solange man es nicht übertreibt...
Titel: Re: "Und" am Satzanfang
Beitrag von: Patricia am 02. Juni 2014, 20:41:45
Ich habe neulich "die Verwandlung" von Kafka gelesen. Was soll ich euch sagen? Der Mann verwendet das 'Und' am Satzanfang recht häufig. Wir befinden uns also in bester Gesellschaft und das 'Und' ist somit geadelt und salonfähig.  :)