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Gibt es diese Wörter eigentlich überall?

Begonnen von Grey, 24. November 2007, 17:21:32

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Maja

#1875
Helft mir doch nochmal schnell, ich bin gerade beim Überarbeiten drüber gestolpert - ist "Fläuness" ein Wort? Wenn ich schreibe, dass Kevron nach einer guten Flasche Wein in seinem Magen Fläuness fühlt, weiß man dann, was gemeint ist?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Maubel

Noch nie gehört. Kenn nur flau als Adjektiv.

Wildfee

Noch nie gehört und noch nie verwendet und ich wäre auch ohne Kontext nicht darauf gekommen, was es bedeuten soll.

Maja

Nicht einmal Google kennt das Wort ... Dabei war ich mir so sicher. Habe es jetzt durch ein flaues Gefühl ersetzt. Es gibt eine Zeit für denglische Substantivierungen, aber nicht, wenn das Buch ins Lektorat muss.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Dämmerungshexe

Googel/Duden spuckt "Flauheit" bzw. "Flausein" aus. Ich persönlich würde "ein flaues Gefühl" schreiben. "Fläuness" habe ich so nie gehört.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Romy

Im Kontext würde ich es zwar verstehen, gehört habe ich es so aber auch noch nie.  :prost:

Ahneun

Zitat von: Maja am 14. August 2021, 12:21:12
- ist "Fläuness" ein Wort? Wenn ich schreibe, dass Kevron nach einer guten Flasche Wein in seinem Magen Fläuness fühlt, weiß man dann, was gemeint ist?

Nö  :no: ich kenne es auch nicht.

Ich würde, gemäß Deiner Beschreibung schreiben, so wie @Dämmerungshexe; "ein flaues Gefühl im Magen"  :omn:
- Ein Diamant
ist

Frostschimmer

'Fläuness' kenne ich jetzt auch nicht. Wenn man das unbedingt als Substantiv schreiben will, wäre das wohl 'Flauheit', aber dieses Wort würde ich wahrscheinlich meiden und das eher umschreiben. 'Flauheit' kann man beim schnellen Lesen nämlich leicht mit 'Faulheit' verwechseln und damit ist man aus dem Lesefluss.

Nikki

Eine (deutsche) Testleserin hat mich darauf hingewiesen, dass das Wort Fräulein verpönt ist. Der konkrete Kontext sieht so aus, dass ein älterer Herr über seine jüngere Nachbarin als Fräulein + Nachname spricht. Er weiß, dass sie Lehrerin ist, hat aber kein engeres Verhältnis zu ihr. Fräulein sollte in dem Kontext durchaus antiquiert wirken, doch mit der so negativen Reaktion habe ich nicht gerechnet. Ist das Wort für euch ein Nogo?

Des Weiteren fällt mir gerade auf, dass ein Lehrer, kurz vorm Pensionsalter, sozusagen von der alten Schule, eine meiner 16jährigen Figuren auch Fräulein + Nachname nennen möchte. Generell bin ich gerade am Grübeln bei diesem Lehrer, wie er die Kinder anspricht. Stößt euch Fräulein sauer auf? Was wären die Alternativen?

Der Roman spielt in Wien und bekennt sich offen zum österreichischen Hochdeutsch.

Maja

#1884
Für mich ist das ein absolut negativ belegtes Wort. Ich (Jahrgang 1975) bin in den 90ern noch regelmäßig mit Fräulein angeredet worden, mit der Begründung, eine vollwertige Frau sei man ja erst nach der Hochzeit. Im Lauf der 90er ist diese Praxis dann ausgestorben, ich hasse das Wort bis heute. Von der Oma meiner besten Freundin durfte ich mir noch mit Mitte 20 anhören "Ihr seid keine Frauen, ihr seid nicht verheiratet".

Junge Frauen haben den Begriff zwar für sich zurückerobert, aber in meiner Generation oder der meiner Mutter (die beinahe rückwärts aus ihrer eigenen Hochzeit marschiert wäre, weil der Standesbeamte sich beharrlich weigerte, sie vor vollzogener Traunung mit "Frau" anzureden [sie war Ende 20]) ist das durch eigene Erfahrungen ein negativ belegter Begriff, den ich persönlich als schwer beleidigend empfinde - ein Fräulein ist ein Ding, sächlicher Artikel, keine Person, und es ist entwürdigend, dass eine unverheiratete Frau nicht als vollwertig gilt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Ary

Hi Nikki,

ich glaube, im österreichischen Sprachgebrauch ist "Fräulein" gebräuchlicher als im Deutschen.
Ich mag das Wort deswegen nicht, weil es erwachsene Frauen verniedlicht (-lein) und dadurch "klein macht", daher habe ich das Wort auch als noch unverheiratete Frau (für die es ja in Deutschland gebräuchlich war) schon als diskriminierend empfunden, denn nur weil ich nicht verheiratet bin, bin ich ja deswegen nicht "klein" oder "niedlich".  ;)

Überschnitten mit @Maja.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Mondfräulein

Das ist jetzt nur meine persönliche Wahrnehmung, aber so sehe ich das:

Fräulein wirkt erstmal altmodisch. Es ist nicht üblich, jemanden als Fräulein zu bezeichnen, üblicherweise benutzt man Frau. In diesem Kontext würde es so wie du es beschreibst auf mich auch erstmal antiquiert wirken. Ältere Menschen benutzen manchmal vielleicht noch Fräulein wie das englische Miss, weil sie das so gewohnt sind. Das würde ich dem Lehrer aber nur abkaufen, wenn er wirklich schon sehr alt ist, also weit übers Pensionsalter hinaus, um die 80. Leute in ihren 60ern sollten es eigentlich schon besser wissen.

Je nach Kontext und Betonung kann Fräulein aber auch sehr herabwürdigend klingen. Manchmal klingt es nach "du bist jung und naiv, keine richtige Frau, sondern ein Fräulein", es schafft einen Machtunterschied. Es macht deutlich, dass man die entsprechende Person nicht ernst nimmt. Jemanden nur als Fräulein zu bezeichnen, also ohne Nachnamen, ist in jedem Fall ziemlich herabwürdigend und fast schon beleidigend.

Aber das kommt auf den Kontext an. Ich würde nicht sagen, dass das Wort in jedem Fall verpönt ist (wäre mit meinem Nicknamen auch leicht ironisch), aber es kann je nach Kontext schnell herabwürdigend wirken. Das kommt in deinem Fall glaube ich auch darauf an, wie die Figur insgesamt wirkt und mit den Frauen umgeht, die er Fräulein nennt.

Nikki

Hehe, @Mondfräulein auf deine Einschätzung war ich besonders gespannt, danke dafür ;D

In der ersten Szene mit dem Nachbar wäre die Bezeichnung tatsächlich völlig wertfrei und nur ein Indikator aufs Alter des Nachbarn.

In der zweiten Szene handelt es sich dabei um einen Ausruf, um die 16jährige Figur zu ermahnen, weil sie den Unterricht durch unpassende Kommentare stört. Dieser Gebrauch würde also in die von dir beschriebene herabwürdigende Richtung gehen. :hmmm:

@Ary @Maja also decken sich eure Empfindungen mit denen meiner Testleserin. Wäre in der Szene mit der Nachbarin eine adäquate Alternative Frau plus Nachname? Ich nehme an, in der Unterrichtssituation wäre der Begriff für euch ebenso unpassend. Ich bin sogar am Überlegen, ob der Lehrer die Schüler*innen nicht sogar siezt. Momentan spricht er meine männlichen Figuren mit Herr + Nachname an. Er ist vielleicht nicht alt-alt, aber im Geiste doch etwas sehr angestaubt, dass er an dieser Ansprache festhält ... Ich sollte mal wieder Der Schüler Gerber lesen, um zu sehen, wie das damals gemacht wurde, denn die Lehrerfigur in dem Roman entspricht dem Schema jenen Lehrers.

Herbstblatt

Ich habe auch gehört, dass "Fräulein" verpönt ist, ja. Warum, kann ich auch nicht erklären. Ich glaube, da schwingt etwas Rückständiges, Altmodisches und wohl auch diese unverheiratete Sache mit, die ja schon von Ary und Maja angesprochen wurde.

Ich kenne es eigentlich nur von meiner Mutter, die mich so geschimpft hat, wenn ich mal wieder frech und direkt war. Dennoch gibt es Frauen, die so angesprochen werden wollen.

ZitatWas wären die Alternativen?
Alternativen fallen mir auf die Schnelle auch nicht ein. Vielleicht benötigst du auch keine. Du sagst ja, deine Geschichte spielt in einer älteren Zeit. Möglicherweise hatte es damals eine positive Konnotation?

Was ich einer schnellen google Suche entnehme: Früher bezeichnete ein Fräulein eine Fürstentochter. Scheint also eine Anrede für Angehörige aus dem Adelsstand gewesen zu sein.
In Goethe wird es übrigens verwendet.

Faust will mit Gretchen flirten und verwendet die Anrede Fräulein. Gretchen ist vom niederen Stand, Fräulein bezeichnet eine Frau aus dem höheren Stand:
        Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
        Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?

Gretchen antwortet:
        Bin weder Fräulein, weder schön,
        Kann ungeleitet nach Hause gehn.

Zitat
In der zweiten Szene handelt es sich dabei um einen Ausruf, um die 16jährige Figur zu ermahnen, weil sie den Unterricht durch unpassende Kommentare stört. Dieser Gebrauch würde also in die von dir beschriebene herabwürdigende Richtung gehen.
Hm, heute würde man die Bedeutung in dem Kontext sicher verstehen. Aber ob man es damals auch so verwendet hat oder es immer positiv war?

Mindi

#1889
Sobald wir Jugendweihe bzw. Konfirmation hatten, wurden wir in der Schule mit Herr/Frau + Nachname von manchen Lehrern angesprochen, wenn man zum ersten mal bei ihnen Unterricht hatte. Aber spätestens ab 16 war das Gang und gebe, dass die Lehrer in einer neuen Klasse, die neuen Schüler erstmal so angesprochen haben. Ansonsten mit Vornamen.

Fräulein empfinde ich auch als herabwürdigend und verniedlicht. Die kleine Frau. Fräulein Vogel sage ich manchmal spaßig-böse zu meiner Tochter, wenn sie was ausgeheckt hat ... die ist aber 7.
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí