• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Deutsche Sprache und ihre Fallen

Begonnen von Feuertraum, 01. Januar 1970, 01:00:00

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Rei

Aber nicht zu sehr... Nicht, daß sie Dich verklagen...  ;)

Isabel

Eine Frage, die mich schon länger beschäftigt zum Thema wog / wiegte. Gerade bin ich wieder über diesen Satz in meiner eigenen Story gestolpert:

Heißt es nun: "Er wog das Kreuz in seiner Hand"

oder

"Er wiegte das Kreuz in seiner Hand"?

Beide Varianten sind mir in Romanen schon untergekommen, aber welche ist richtig? ???

Kalderon

Es gibt beides.

1. "Er wog das Gewicht des Schwertes."

2. "Sie wiegte das Baby in ihren Armen."

Frag mich aber bitte nicht nach der neuen Rechtschreibung.

Arielen

Wobei das in dem Beispiel ja auch zwei unterschiedliche Bedeutungen hat. Er "Wog" das schwert, d. h. er prüft das Gewicht oder die Balance, "Sie wiegte das Baby", sie "schaukelt" es in den Armen hin und her. Da wird einem der Unterschied zwischen den beiden Worten erst bewußt. Du kannst ja auch ein Schwert in den armen wiegen - eben als sei es ein Kind, daß du beruhigen willst, aber das kommt selten vor. Andererseits heitß es ja auch, "Sie wog scher in seinen Armen" wenn jemand einen anderen trägt".
Alles liegt im Auge des Betrachters

Kalderon

So war es eigentlich auch gemeint. Es sollte jeweils ein Beispiel für die jeweilige Bedeutung sein. Hätte ich dranschreiben sollen.  :pfanne:

Arielen

Na ja, ich habe es ja ergänzr. so arbeiten wir halt Hand in Hand.

Aber es ist interessant, daß man manchmal doch gehörig überlegen muß, wenn das sprachgefühl einem nicht mehr weiterhilft.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Isabel

Danke für eure Hilfe :). Meistens verlasse ich mich einfach auf mein Sprachgefühl, aber wie Arielen schon schrieb: Manchmal ist das nicht genug.

Kalderon

Ich bin meist zu faul zum Fragen oder zu ungeduldig, um auf die Antwort zu warten. Bei mir wird entweder gegoogelt, da bekomme ich eigentlich fast immer die Antwort, die ich suche, auch wenn es manchmal länger dauert. Oder ich verwende Encarta oder das Encarta-Wörterbuch, da steht genug drin.  :vibes:

Dorte

wie ist es eigentlich mit dem Winken?

blinken - geblinkt
sinken - gesunken

winken.... gewinkt oder gewunken?

Kalderon

Zitat von: Goldschnecke am 06. Juni 2006, 22:02:57
wie ist es eigentlich mit dem Winken?

blinken - geblinkt
sinken - gesunken

winken.... gewinkt oder gewunken?

Duden-technisch ist gewunken (noch) falsch. es heißt folglich gewinkt, was sich meiner Meinung nach (und nicht nur meiner) völlig beknackt anhört. Gewunken ist, denke ich, vom Sprachgebrauch bereits so weit fortgeschritten, dass man es bedenkenlos verwenden kann, obwohl es "falsch" ist. Was meinen die anderen dazu?

Lomax

Zitat
blinken - geblinkt
sinken - gesunken

blinken - blinkte - geblinkt
sinken - sank - gesunken

winken - wank - gewunken?

Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich, dass es zwischen winken und sinken einen Unterschied gibt und man noch einen schweren Sprachgefühl-Stolperstein überwinden muss, ehe "winken" in die unregelmäßige Deklination rutschen kann.

Zitat
Duden-technisch ist gewunken (noch) falsch. es heißt folglich gewinkt, was sich meiner Meinung nach (und nicht nur meiner) völlig beknackt anhört. Gewunken ist, denke ich, vom Sprachgebrauch bereits so weit fortgeschritten, dass man es bedenkenlos verwenden kann, obwohl es "falsch" ist. Was meinen die anderen

"gewunken" gilt als "landschaftlich" - ist also in regionalen "Dialekten" durchaus verbreitet; deshalb ist es normal, dass man es als korrekt empfindet, wenn man aus den entsprechenden Regionen stammt. Ein Hinweis darauf, dass es irgendwann mal als hochsprachlich korrekt gelten wird, ist das allerdings nicht. Regionale Varianten, die auch hochsprachlich als korrekt gelten, hätten im Duden den Vermerk "auch ..." oder "(bes. ...".
  Solange das nicht der Fall ist, ist "gewunken" hochsprachlich einfach falsch. In wörtlicher Rede mag es angemessen sein, es zur Charakterisierung einer Figur zu verwenden. Man muss allerdings damit rechnen, dass ein oberflächlicher Lektor es ohne Nachdenken auch dort rauskorrigieren wird.
  Das "gewunken" irgendwann mal korrekt sein wird, ist nicht auszuschließen; aber es ist aus den oben angedeuteten, formalen Gründen eher unwahrscheinlich. Solange das Präteritum regelmäßig gebildet wird, steht dem Verb allenfalls der Weg in eine Mischform offen, und eine solche wird in der Regel nur mit einem Gebrauchsunterschied gebildet (vgl. beispielsweise "erschrecken"). Den kann ich bei "winken" nicht ausmachen. Ein Wechsel in eine "saubere" starke Konjugation dürfte eher auszuschließen sein, weil die Entwicklung da normalerweise in die andere Richtung läuft (vgl. beispielsweise "backen"). Wenn man also "gewunken" schreibt in der Hoffnung, dass es bald richtig sein wird, dann ist das derzeit noch ein wenig voreilig.

Lomax

So, jetzt hat es mir doch keine Ruhe gelassen, wo das "gewunken" überhaupt herkommt. Ich habe also noch mal nachgeschlagen und festgestellt, dass "winken" schon zum mittelhochdeutschen Repertoire gehörte. Daraufhin habe ich den Lexer gezückt und habe dort als Präteritum "wanc" gefunden.
  Also, das "gewunken" ist der Überrest einer früher starken Konjugation, die sich landschaftlich zumindest im Partizip erhalten hat.  In den letzten Jahrhunderten scheint das "gewunken" also eher auf dem aussterbenden Zweig zu sein ...

Kalderon

Mir egal. Ich kenne keinen einzigen Menschen auf der Welt, der sagt: "Ich habe ihr gewinkt."
Das klingt doch bekloppt.  :nöö:

Dorte

Ich kenne auch nur "gewunkene" Leute, aber mir hat's halt mal wer im Text als falsch angestrichen und da war ich doch recht neugierig :)

Arielen

Zitat von: Lomax am 07. Juni 2006, 17:04:17
So, jetzt hat es mir doch keine Ruhe gelassen, wo das "gewunken" überhaupt herkommt. Ich habe also noch mal nachgeschlagen und festgestellt, dass "winken" schon zum mittelhochdeutschen Repertoire gehörte. Daraufhin habe ich den Lexer gezückt und habe dort als Präteritum "wanc" gefunden.
  Also, das "gewunken" ist der Überrest einer früher starken Konjugation, die sich landschaftlich zumindest im Partizip erhalten hat.  In den letzten Jahrhunderten scheint das "gewunken" also eher auf dem aussterbenden Zweig zu sein ...

Grübel, und wie soll man es dann sagen, damit es nicht all zu bescheuert klingt. Ich breche mir bei so was immer einen ab und zäume das Pferd vom Schwanz her auf, oder lasse es ganz sein, weil ich in dem Fall auch total ratölos bin. :'(
Alles liegt im Auge des Betrachters