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Gewalt, Blut und Gemetzel

Begonnen von Zealot, 31. Oktober 2006, 20:46:02

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Artemis

Zitat von: Manja am 31. Mai 2007, 15:29:01
anders gesagt, ich neige dazu, die Ergebnisse zu präsentieren und den Rest der Fantasie des Lesers zu überlassen. Es sei denn, ich brauch die Szene... und dann wirds blutig.

Genau das finde ich auch passend. Die Fantasie des Lesers kann manchmal weiter schweifen, als der Autor jemals zu schreiben wagt - daher glaube ich, sollte man solche extrem offensichtliche Szenen beim direkten Geschehen ausblenden und bloß das Ergebnis zeigen.

Vom reinen Blutvergießen halte ich eher wenig. In meinen Büchern fließt relativ wenig davon, und spritzen tut es schon gar nicht  ::) - meistens wird es dann auch eher unterschwellig beschrieben, dass eben ein Rinnsal über den Boden fließt und langsam versickert oder irgendwo heruntertropft ... Blutspritzende Szenen gehören vielleicht zum Schlachter, aber in guter Fantasy muss das nicht sein.

Andererseits finde ich Szenen, die nicht alltäglich sind, auch irgendwie faszinierend. In einem Roman von Diana Gabaldon wurde z. B. beschrieben, wie man einen Menschen lebendig ausweidet - in allen Details. Ich fand es im ersten Moment erschütternd und widerlich, aber beim zweiten Drüberlesen fand ich es unglaublich, dass so etwas überhaupt machbar ist. Ob ich allerdings so hart beschreiben könnte, ist eher fraglich - da würde ich wohl vorher kapitulieren und den Rest der Vorstellungskraft des Lesers überlassen  :gähn:

THDuana

Das Schlimme ist, finde ich zumindest, dass dieses Blutspritzen und -vergießen alltäglich, ja, gerade zu "normal" in den Romanen rüber gebracht wird.
Gut, ich kann da nur mit den Erfahrungen von Jugendromanen dienen, aber dort ist es keine Sonderheit, wenn Blut fließt, wenn gemordet und getötet wird. (Schlachten ist eher die Seltenheit.)

Es ist schon gar nicht mehr grausig, besonders oder Ähnliches, wenn jemand schwer verletzt wird. Was ich zu geben muss, solche Szenen werden nicht sehr detailiert beschrieben, zumindest was die Verletzungen und ihre Ursachen betrifft.
Da geht einer mit der Klinge seines Schwertes über den Arm des Gegners und dieser ist blutüberströmd.
Dann wird beschrieben, wie tief und lang die Wunde ist und wie sehr es blutet, es wird geredet und dann verbunden.
Da schon einige Liter des roten Elixiers in Jugendbüchern fließen, muss das ja irgendwie in den Erwachsenenromanen gesteigert werden.

Manchmal denke ich auch, dass die Bücher zu sehr Filmen gleichen wollen (was ich ja sehr schade finde).
Da spritzt das Blut und das wollen manche Autoren auch in ihren Büchern, weil das manche Leser/Zuschauer toll finden.

Wie gesagt, ist mag mehr die Andeutung. Auch wenn ich mich an die ein oder andere blutige Szene bei mir schon erinnern kann ::)


Duana

gbwolf

#92
Unter http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=1150.0 (Gewalt, Blut und Gemetzel )gab es schon mal eine Diskussion in diese Richtung.

[Edit durch Mod]
Ich habe den Link jetzt mal so verändert, das man ihn auch als solchen erkennen kann und erinnere nochmal an die Regel, in diesem Forum die Links nicht maskiert anzugeben, damit man einen Link sofort als solchen erkennt.

Lg
Moni
[/Edit]


gbwolf

Den hab' ich auch verlinkt, aber man sieht es nicht  ;D
Ist ein unsichtbarer Link mit Geheimtinte!

THDuana

Tja, wenn man so ein Blindfisch ist, wie meine Wenigkeit, sieht man den eben nicht.
Ich muss mir mal ein Buch kaufen, wo man lernt, Geheimschrift zu lesen :buch:

Artemis

Gut, eigentlích hab ich ja betont, dass ich mich mit dem Thema NICHT auf Schlachten und Kämpfe beziehe, weils ein solches bereits gibt, aber was solls ...  ::)

Solatar

Ich antworte jetzt einfach mal kurz hier...

Die Antwort lautet:

Es kommt darauf an, welche Zielgruppe man im Auge hat und ob man im Wesentlichen für sich selbst oder andere schreibt.

Wer verkaufen und höhere Auflagen erzielen soll, sollte eher auf besonders heftige Gewaltdarstellungen verzichten. Liest man sich die Szenen im Nachhinein durch, wird man oft feststellen, dass diese die Geschichte meist gar nicht voranbringen. Ausnahmen bestätigen die Regel (z.B. gezielt schockieren). Liebesszenen mit entsprechend eindeutigen Detailbeschreibungen sind auf dem deutschen Markt eher toleriert als z.B. auf dem angelsächsischen Markt, wohingegen dort mehr Gewalt akzeptiert wird als bei uns.

Die Gefahr bei allzu blutrünstigen Szenarien (Splatter, Gore) besteht darin, dass sich viele Verlage weigern werden, ein solches Buch überhaupt zu verlegen.
Die Aussage geht dann meist dahin, dass ein solches Buch nur noch für einen sehr kleinen Markt taugt (Auflagen bis vielleicht 300 Stück). Die Verlage werden vorsichtig.
Besonders gefährlich sind immer auch explizit beschriebene Folterszenen, Vergewaltigungen und andere Demütigungen. Diese sind in ihrer Darstellung schwierig und sie drängen den Autor oft ungewollt in eine bestimmte Ecke.


THDuana

Artemis wird schon für eine Leserschaft schreiben und nicht nur für sich selbst, sonst würde sie ja nicht fragen, ob das den Leser abschrecken könnte (ich schließe damit auch Lektoren ein, weil sie in erster Linie auch Leser sind).

Ich denke, es kommt auf den ersten Blick weniger auf den Markt an, sondern mehr auf die Allgemeinheit.
Es mag Leute geben, die gerne "blutige" Bücher lesen, aber die Mehrheit mag es doch "sauberer", denke ich.

Allerdings gibt es auch genug blutige Bücher, die dennoch höhere Auflagen haben und gut laufen. (Ich möchte das in kein bestimmtes Land einordnen.)


Duana

Rumpelstilzchen

Zitat von: Artemis am 31. Mai 2007, 14:40:51
Aber wie sieht es mit Folter, mit Demütigung, mit Hinrichtung aus? Sollte man sich da nach allen Regeln der Kunst austoben oder doch etwas Rücksicht walten lassen?

Wenn es wichtig für die Geschichte ist, dann kann man sich daran auslassen, wenn überflüssig ist, sollte ein gutes Mittelmaß gefunden werden. Allerdings fände ich es persönlich widerlich bis ins Detail zu lesen, wie ein Mensch ausgeweidet wird, aber das ist Geschmackssache.

Hinrichtungen gehören halt zum mittelalterlichen Leben dazu und die gehen ja eigentlich immer recht recht, wenn keine Folter mit im Spiel ist. Aber kann man einfache Hinrichtungen überhaupt so beschreiben, dass sich der Leser ekelt?  :hmmm: Hab ich mich noch nicht mit beschäftig, bei mir gabs noch keine Hinrichtung.

Körperliche Gewalt finde ich nicht so spannend zu lesen, ich lasse mich da lieber an psychicher Gewalt wie Demütigungen aus, weil ich das interessant finde, wie sich sowas auf die Charas auswirkt.

THDuana

Zitat von: Rumpelstilzchen am 31. Mai 2007, 18:04:27Aber kann man einfache Hinrichtungen überhaupt so beschreiben, dass sich der Leser ekelt?  :hmmm: Hab ich mich noch nicht mit beschäftig, bei mir gabs noch keine Hinrichtung.
Kommt auf die Aufmachung an ;)
Und auf die Hinrichtungsmethode. Der Galgen ist in den meisten Fälle "sauberer" als anderes. Vierteilen... ich weiß nicht. :-X



Manja_Bindig

Eine Hinrichtung war ein staatlich verordneter Akt und Massenbelustigung zugleich. Von daher rate ich ein wenig davon ab, es ekelhaft zu machen. Klinisch vielleicht? ;)

THDuana

@ Manja
Naja, Staat hin oder her, die haben es doch immer eckelig gemacht. Ich denke da nur mal an die Methode, Hängen,  Köpfen, Rest Vierteilen. Der Kopf wurde dann irgendwo aufgesteckt.
Na lecker.

Antigone

#103
Zitat von: Artemis am 31. Mai 2007, 14:40:51
Nein, ich meine die Gewalt, die schockiert, weil sie jeden treffen könnte. Der Durchschnittsleser wird wohl nie schwertschwingend über ein Feld rennen, daher kann er sich auch nicht vorstellen, wie sich ein abgehackter Arm oder ähnliches anfühlt. Aber wie sieht es mit Folter, mit Demütigung, mit Hinrichtung aus?

Na, zum Glück bleiben dem Durchschnittsleser nicht nur Armabhacken, sondern auch Folter und ähnliches erspart....

ZitatSollte man sich da nach allen Regeln der Kunst austoben oder doch etwas Rücksicht walten lassen?


Aber ich versteh schon, was du meinst. Ich denke, man sollte unterscheiden, ob diese Grauslichkeiten wichtig sind, um die Geschichte voranzutreiben - in diesem FAll sollte man schon etwas genauer darüber schreiben, oder ob sie nur schmückendes Beiwerk sind, um die fürchterbare Fantasywelt näherzubringen. In dem Fall reicht eine Erwähnung.

Aber auch in ersterem Fall finde ich zuviele Details unnötig. Ich würd sowas nur andeuten, und den Rest der Phantasie des Lesers überlassen - die ist meist eh schrecklicher, als man selbst schreiben könnte.

Anderseits muss man natürlich auch bedenken, dass in den von uns geschaffenen Welten ja oft ganz andere Moralvorstellungen herrschen als bei uns (eh klar, weil wozu würden wir uns sonst die Arbeit machen, was neues zu erfinden?). Da gehören Folter und Hinrichtungen vielleicht zum ganz normalen Leben so wie bei uns das Fernsehen? Das muss man dabei bedenken.

Aber trotzdem: für mich bitte kein herumspritzendes Blut oder sonstige Innerein in Großaufnahme.

Lg, A.

PS: Ah ja, um auf deine Einstiegsfrage mit der Hinrichtung zurückzukommen. Ich finde, eine Beschreibung des Falls, des Knacken des Genickwirbels (falls man sowas überhaupt hört) und ein bisschen Herumzappeln würde vollkommen reichen. Man muss wirklich nicht darüber lesen, dass sich der arme Kerl auch noch in die Hose dabei macht - auch wenn das nun mal dazugehört, über sowas will ich nicht lesen, und es ist so fürchterlich demütigend für das Opfer.... (auch wenns dem letztendlich egal sein kann, weil tot...)

Lavendel

Ich würde mal beipflichten, dass es keinen Sinn macht, sinnlos in der Gegend rumzusplattern. Wenn Kampfverletzungen einen Sinn haben, dann ist das was anderes.

Also, sagen wir mal, eine Kriegerin kämpft gegen einen mächtigen Gegner und wird dabei verletzt. Sie merkt, wie sie immer schwächer wird, weil sie viel Blut verliert und so weiter. Dann kann es durchaus sinnvol sein, die Verletztung zu beschreiben - wie sie sich anfühlt, wo ihr das Blut nun runterläuft...und so. Das kann dann auch tatsächlich sehr dramatisch werden, weil sie sich einer relativ auswegslosen Situation befindet.

Bei einer Hinrichtung wäre ich eher vorsichtig. Es kommt ein bisschen drauf an, ob da ein Bekannter oder ein Fremder am Galgen hängt, wie ausführlich es werden sollte. Allerdings ist Gewaltdarstelltung immer eher was Unpersönlichers. Ich würde versuchen, es aus der Sicht von jemandem zu beschreiben, dem das Ganze nahe geht (wenn auch vielleicht niemand, der die Person besonders gut kennt - das könnte unerträglich melodramatisch werden).
Andersherum könnte ich mir auch vorstellen, dass man aus der Perspektive von jemandem schreibt, der total abgestumpft ist, für den es ganz normal ist, dass halt mal der Kopf abreißt, der genervt ist, dass der ganze Dreck jetzt wieder weggemacht werden muss oder so. Das ist, wenn mans geschickt anstellt, für den Leser auch recht schockieren, auch wenn man nicht zu sehr in die Details geht.