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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Alaun am 09. April 2012, 13:38:52

Titel: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Alaun am 09. April 2012, 13:38:52
Ihr Lieben,

eine Freundin und ich sind dabei, eine Story zu entwickeln, die wir gerne als Autorenduo umsetzen möchten. Ich freue mich darüber, denn es macht jede Menge Spaß, aber gleichzeitig zweifle ich ein wenig. Es ist etwas vollkommen anderes, zu zweit einen Plot zu entwickeln, sich gegenseitig Ideen zuzuspielen und Kapitel und Szenen konkret zu planen, als die Story dann zu zweit auch zu schreiben.

Deshalb meine Frage an euch: habt ihr schon mal zu zweit ein Buch geschrieben? Wie seid ihr vorgegangen? Habt ihr die Kapitel aufgeteilt? Oder gemeinsam geschrieben? Was, wenn der Stil zu unterschiedlich ist? Gibt es Tipps und Tricks? Und, falls ihr das noch nicht umgesetzt habt, wie würdet ihr vorgehen?

Mich interessiert gerade alles, was ich in diesem Bereich lernen und mitnehmen kann, denn ich möchte uns eigentlich die vermeidbaren Fehler gerne ersparen ...  :omn:

Bin gespannt, was ihr dazu meint.
Liebe Grüße,
*Aquamarin
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Sanne am 09. April 2012, 13:44:46
Hi Aqua,

Romy kann da sicher auch noch etwas zu sagen, weil wir mit noch ein paar anderen einen Krimi gemeinsam schreiben. Dauert zwar alles länger, weil wir uns nicht so häufig sehen, aber nachdem wir alle zusammen geplottet haben, wurden die Personen aus dem Krimi an die Autoren verteilt. Auf diese Art und Weise darf das dann schon vom Stil etwas abweichen, weil ja die Charas auch unterschiedlich sind. Gut - so weit sind wir noch nicht wirklich, der Plot steht und bis zum nächsten mal wollen wir nun beginnen mit den Kapiteln (die wir inhaltlich angefangen haben, festzulegen), aber trotzdem - es macht Spaß und ich denke wir sind alle gespannt, wie es am Ende aussehen wird.

Also im Grunde - sind wir noch dabei und hoffen, dass es funktioniert.

Liebe Grüße
Sanne
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Alaun am 09. April 2012, 13:48:16
Hui, das ist ja spannend! Das heißt, ihr habt sie einzelnen Perspektivträger untereinander aufgeteilt? Hm, das dürfte bei unserem geplanten Projekt wahrscheinlich eher schwierig werden, aber mal sehen.
Gebt ihr euch eine zeitliche Deadline, in der Abschnitte geschrieben werden müssen? Und besprecht ihr das nur persönlich, oder schickt ihr euch die fertigen Texte zu?

Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Kati am 09. April 2012, 13:50:11
Meine beste Freundin und ich haben mal einen Roman zusammengeschrieben. Das heißt, wir sind noch dran, ganz fertig ist er nicht. Allerdings sind wir nicht sehr ernsthaft da ran gegangen und während wir zwar auf Logikbrüche achten ist das Ganze sehr albern geworden, obwohl wir am Anfang einen normalen Fantasyroman schreiben wollten. Das Problem war glaube ich, dass wir immer versucht haben, uns mit unseren tollen Ideen zu übertrumpfen und dadurch ist das Buch sehr bald auf eine recht wahnwitzige Schiene gerutscht und erinnert momentan an eine Parodie auf das gesamte Fantasygenre. Wir behaupten immer, das sollte so.  ;D

Wir haben vorher bloß ein wenig geplottet: Figuren haben wir zusammen entworfen, ein Exposé mit Anfang, Mitte und Ende verfasst und uns auch die Hauptschauplätze ausgedacht. Es kam dann aber ganz anders. Die Figurenliste wurde von beiden Seiten während des Schreibens erweitert und die Schauplätze genauso. Ich denke, wenn man vorhat ein Buch zu zweit zu schreiben, muss man unbedingt den gesamten Plot vorher gemeinsam runterschreiben. Zwei Autoren haben natürlich auch zwei völlig verschiedene Vorstellungen davon, wie das Buch funktionieren soll, und das muss vorher unbedingt abgeklärt werden. Meine Freundin und ich haben das versäumt und wahrscheinlich reißen wir deshalb die Geschichte von Kapitel zu Kapitel immer wieder in eine neue Richtung.

Vom Stil her haben wir es uns einfach gemacht: Zwei Ich-Erzähler. So konnten wir wenigstens sichergehen, dass die unterschiedlichen Stile sich nicht beißen. Das klappt auch (als einziges  ;D) sehr gut. Ich würde jetzt behaupten, dass man sich zu zweit auf keinen Fall eine Perspektive teilen sollte, weil sich die Stile wirklich beißen könnten. Ob nun Ich-Erzähler oder personal ist da egal. Wenn man schon zwei Erzählstimmen hat, sollte man die auch nutzen und jeder sollte eine Figur bekommen. Es kann allerdings auch klappen. Der Roman "By Midnight" von Mia James ist von einem Autorenduo und ich kann beim besten Willen nicht sagen, welche Passagen nun sie und welche er geschrieben hat und dort teilen sich beide die personale Perspektive der Protagonistin. Es kommt also drauf an, wie ähnlich eure Stile sind.

Das wäre es erstmal von meiner Seite.  ;D Falls du noch fragen hast, wie es NICHT geht... da bin ich wohl die richtige Ansprechpartnerin.  :rofl: Obwohl, jetzt wo du es angesprochen hast, hätte ich auch mal wieder Lust einen Roman mit einer Freundin zusammenzuschreiben. Da muss man bloß erstmal jemanden finden.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Tintenweberin am 09. April 2012, 13:54:20
Ich plane irgendwann (wenn die Siegelwelt genug Autoren hat) eine Buch mit drei oder vier Autoren gemeinsam zu schreiben. Das soll ähnlich laufen wie bei einem P&P-Rollenspiel: Alle Autoren einigen sich auf einen Schauplatz und ein grundsätzliches Problem. Dann entwickeln die "Spieler" in Absprachen untereinander und mit dem "Spielleiter" den Char, den sie in das Abenteuer schicken wollen, der "Spielleiter" entwickelt derweil den Einstieg und die Nebenfiguren. Alle könnten das "Abenteuer" gemeinsam erspielen und die zukünftige Geschichte danach gemeinsam plotten. Einzelne Kapitel oder Szenen in denen ein Char eine besondere Rolle spielt, werden seinem Schreiber zugewiesen und aus der Perspektive des Chars geschrieben. Alle "nichtbesetzten Szenen" schreibt der Spielleiter aus der Perspektive einer Nichtspielerfigur.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Sanne am 09. April 2012, 14:03:09
:-)  Da gibt es also noch mehr von diesen "Experimenten". Klasse.  ;D

Also wir haben bisher noch keine Texte rumgeschickt, bisher läuft noch alles über persönliche Treffen, aber das wird sich in absehbarer Zeit wohl ändern - nehm ich mal an.

Zwei Ich-Perspektiven ist auch eine Idee, wir haben auch schon mal etwas gelesen, da wurde einfach angefangen und der nächste musste im weiteren Kapitel weiterspinnen - das hat sogar ganz gut geklappt, selbst vom Stil her.

Ich bin auch schon gespannt, wie das so weiter geht.  :vibes:
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Berjosa am 09. April 2012, 14:05:58
Hier gibt es ein Interview mit Christian Humberg und Bernd Perplies, die sowas öfter machen:
http://podcast.degatron.de/author/searge/ (http://podcast.degatron.de/author/searge/)

Speziell das Thema Zusammenarbeit kommt ab Minute 9:00.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Alaun am 09. April 2012, 14:16:48
Oh, super! Berjosa, dankeschön!
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Pamina am 09. April 2012, 14:33:48
Also ich hätte zwei Beispiele:
Eine gute Freundin und ich haben uns mal daran gemacht, eine Geschichte gemeinsam zu schreiben. Das lief auch wirklich gut und wir hatten viel Spaß zusammen, dass wir von verschiedenen Sichtweisen herangegangen sind, hat das Ganze abgerundet, wie ich finde und hat uns auf Dinge aufmerksam gemacht, auf die man alleine überhaupt gar nicht gestoßen wäre. Wir hatten zwei Perspektiventräger, die eine schrieb sie, die andere ich. Eine solche Aufteilung empfanden wir als sinnvoll, weil sich unsere Schreibstile so sehr unterschieden, dass in derselben Perspektive zu schreiben gar nicht machbar gewesen wäre. Die verschiedenen Perspekiven wiederum haben aber gut zu unseren jeweiligen Schreibstielen gepasst.
Geplottet haben wir nicht wirklich, wir haben Ideen gesammelt, darauf eine grobe Handlung zusammen gestellt, Punkte genannt, die so auf jeden Fall vorkommen sollten, damit der andere dort anknüpfen kann und dann einfach zu schreiben begonnen. Wir wollten die gesamte Handlung aus beiden Perspektiven schreiben, sie hinterher abgleichen und dann die jeweilige Perspektive für das Kapitel wählen, die unserer Meinung nach am besten passten. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen wirr - und das war's auch. :rofl: Wir hatten sehr viel spaß und natürlich musste viel umgeschrieben werden, aber wir haben viel gelacht, uns über die Charaktere des andere lustig gemacht, Vorschläge geteilt und umgesetzt.
Aber dann kam uns das Reale Leben dazwischen, sie hatte einen Freund, ich musste mich auf meine Schule konzentrieren. Irgendwann zog sie weg und über Mail lief es überhaupt nicht mehr so gut und am Telefon klappte das gemeinsame Schreiben schon gar nicht. Schade eigentlich, wir hatten viel Spaß.

Das zweite Beispiel verlief nicht ganz so spaßig.
Als eine Bekannte erfuhr, dass ich auch gern schreibe, kam sie auf die Idee, dass wir ja auch gemeinsam mal ein Buch schreiben könnten.
Am Anfang war es auch wirklich toll, wir haben uns gemeinsam hingesetzt, darüber geredet, doch mit der Zeit wurde es ganz schön kompliziert. Es begann schon damit, dass sie lieber High Fantasy schreibt und ich Urban. Sie mag GayRomances lieber, was mir aber gar nicht liegt. All ihre Ideen empfand sie als supertoll, meine dagegen lehnte sie sofort ab, weil sie der Meinung war, wenn man aus verschiedenen Sichtweisen heranginge, verfälsche es ihre ganze Geschichte. (Sie hat immer von ihrer Geschichte geredet. Das ist meiner Meinung nach ein No-Go, wenn man etwas zusammen auf die Beine stellen will, dann sollte man als gleichrangig daran gehen und einer nicht der Ansicht sein, dem anderen überhaupt erst die Möglichkeit zu geben, etwas erschaffen zu können :nöö:)
Wir hatten uns auch ordentlich in den Haaren deshalb, sie hat mir irgendwelche Dinge vorgeworfen, die soweit gingen, dass sie mir keine Ahnung von der Materie des Schreibens unterstellte und dass ich nicht wisse, was Schreiben wirklich bedeute.
Na ja, ihr könnt euch ja sicher vorstellen, wie das letztlich geendet hat.  ::)

Habt ihr dieselbe Vorstellung von dem, was ihr am Ende haben wollt? Das gemeinsame Ziel ist wichtig. Ist euch die ganze Sache ernst, oder wollt ihr eher spielerisch daran gehen? Ich glaube, es kann nur funktionieren, wenn man die richtige Mischung aus Spaß und Ernsthaftigkeit hat - doch beide müssen dieselbe Einstellung dazu haben.
Was ich eigentlich sagen versuche, es spielt eine wichtige Rolle, wie ihr euch versteht. Wenn man sich nahesteht und die andere Person einschätzen kann, seine Bedürfnisse versteht und die gleichen Voraussetzunge herschen, dann wird es besser klappen als mit einer Person, die man nur flüchtig kennt, dieses Hobby das einzige ist, das man gemein hat, etc. Man sollte tolerant sein und auch auf die andere Person eingehen können. Und ihr solltet euch für dieses Projekt als 'gleichrangig' erachten, wenn einer die Führung zu übernehmen versucht und die Meinung des anderen geringschätzig behandelt, wird das gemeinsame Schreiben eher ein Kampf.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Alaun am 09. April 2012, 14:38:35
Hey Pamina,

danke, dass Du Deine Erfahrungen mit dem gemeinsamen Schreiben hier teilst! Ist wirklich interessant.
Was unser Projekt angeht, so mache ich mir da zwischenmenschlich keine Gedanken. Wir haben mehrere Monate damit verbracht uns zu überlegen, was wir wollen und wohin wir wollen. Außerdem kennen wir uns wirklich gut und wissen, wie die jeweils andere tickt. Wir kennen auch unsere gegenseitigen Schwächen und die Differenzen im Schreibstil. Insofern sind viele der Stolperfallen bekannt. Dass wir dennoch Probleme kriegen könnten, von denen wir jetzt noch keine Ahnung haben, will ich damit aber dennoch nicht ausschließen.  :versteck:
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Lavendel am 09. April 2012, 15:11:03
Grey und ich haben ja mehrere Romane zusammen geschrieben. Bei uns war es auch so, dass jeder für bestimmte Perspektivträger zuständig war. Es könnte aber auch sinnvoll sein, jeweils einen Handlungsstrang zu übernehmen, weil man sonst leicht an Punkte kommt, an denen man auf Szenen des anderen warten muss.

Wichtig ist eben, dass am Ende der Stil einheiltlich ist, und dass man als Außenstehender nicht mehr unterscheiden kann, wer was geschrieben hat - und natürlich, dass man es akzeptieren kann, wenn jemand anders ganz frei im eigenen Text rumstreicht.

Aber es kann jedenfalls ziemlich Spaß machen und die Arbeit auch extrem erleichtern, weil man immer jemanden hat, der sich genauso uneingeschränkt für den Roman begeistert, wie man selbst. ;)
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: caity am 09. April 2012, 18:56:20
Hallo,

meine Erfahrung ist bislang auch, dass es mit unterschiedlichen Perspektivträgern am besten klappt. Ich habe aber auch schon einfach ein Kapitelexposé angefertigt und anhand dessen mit einer Freundin zusammen geschrieben. Das funktioniert aber imho nur, wenn beide Parteien nach Plan schreiben können. Ich hatte allerdings bei beiden Versuchen das Problem, dass meine Partner mit einer anderen Motivation da ran gegangen sind, wie ich. Beide Projekte sind eingeschlafen, bei dem einen Projekt hatte ich selbst sogar alle meine Kapitel geschrieben, bei dem anderen war ich deutlich voraus. Das ist ziemlich frustrierend. Deshalb stimme ich da vollkommen mit Pamina überein: Man muss eine gemeinsame Einstellung haben, sonst wird das alles nichts.
Und man braucht imho zum einen ein dickeres Fell/mehr Kompromissbereitschaft als wenn man selber schreibt (weil da kann man bei Kritik ja schnell sagen: "Nein, ich will das aber so") und zum anderen viel Verständnis für seinen Mitschreiber. Ich persönlich werde das erst einmal nicht mehr machen. Aber wenn ich es machen würde, dann auch wirklich nur mit jemandem, bei dem ich das Gefühl habe, die Wellenlänge passt!

Ich wünsche euch in jedem Fall viel Erfolg!

Bye,
caity
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: gbwolf am 09. April 2012, 19:12:29
Persönlich finde ich es am einfachsten, wenn jemand bei einem Projekt mit zwei oder mehr Autoren das Heft in der Hand behält. Also ähnlich wie bei Heftromanreihen oder Fernsehserien, bei denen ein Autor die Grobplanung übernimmt und andere Autoren einzelne Teile beisteuern.

Selbst ausprobiert habe ich das vor Ewigkeiten auf kurzgeschichten.de zusammen mit Felsenkatze, Malinche und gelegentlichen Gastschreibern. Dort gibt es eine Rubrik "Team Work", in der genau zwei Threads pro Team gestattet sind: Plaung und Umsetzung. Diese Konzentration hilft gut dabei, sich nicht zu sehr zu verfranzen, finde ich. Federführend war Felsenkatze, hatte also die grobe Richtung vorgegeben. Den Plot hat dann derjenige vorsichtig weitergelenkt, der als nächstes an der Reihe war und zu unserem eigenen Erstaunen passt der Stil ganz gut zusammen. Hätten wir die Sache abgeschlossen und weiterverwendet (War dann ein großes Zeitproblem), hätte sicherlich einer von uns es in die Hand genommen, die große Geschichte stilistisch vorsichtig anzupassen, damit alles wie aus einem Guss wirkt.
(Wer mal reinspicken möchte: Windwanderer - Diskussion (http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=23142); Windwanderer - Umsetzung (http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=23141))
Mit meinem Mann wollte ich in ähnlicher Weise einen Roman schreiben. Nur hatten wir hier den Plot konkreter geplant, bzw. jeder hatte die Verantwortung für seinen Strang, die Anknüpfungspunkte waren festgelegt. Stilistisch haben wir uns jeder dem anderen etwas angenähert, einer von uns hätte dann eine Endkorrektur gemacht, um alles zurechtzuschleifen. Ist dann leider auch an der Zeit gescheitert, er hat das in kleinem Rahmen aber mit einem Co-Autor und einer Kurzgeschichte umgesetzt, wobei die zwei sich immer die neuen Kapitel geschickt haben, um auf Kurs zu bleiben.

Am wichtigsten ist meiner Ansicht nach, dass beide nur dann Ja zum Projekt sagen, wenn ausreichend Zeit und Motivation vorhanden ist und wenn zumindest einer von beiden mit der Peitsche dasteht und die Sache vorantreibt.
Foren und Programme wie Google-Text eigenen sich gut dafür, alle Informationen an einer Stelle zu sammeln. Gegebenenfalls auch eine Dropbox. Wichtig ist die klare Benennung von Dokumenten, vor allem mit Versionsnummern, Autorenkürzel und vielleicht sogar dem Datum.
Gut abgesprochen werden muss, wann überarbeitet wird. Schickt man sich jedes Kapitel zu und redet darüber? Oder ist der Flow wichtiger und die Überarbeitung kommt zum Schluss? Soll der Stil einheitlich sein oder gibt es zwei so gegensätzliche Ebenen, dass gerade dieses Aufeinandertreffen der Stile Spannung erzeugt? Wie wird das geregelt, wenn die Stränge aufeinander treffen?
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Grummel am 09. April 2012, 19:36:53
Komisch, dass ihr dass gerade jetzt aufgreift. Ich hatte mit Hanna auch schon darüber gesprochen. Es wäre eine echte Herausforderung. Ich stelle mir aber eher ein und die selbe Geschichte aus zwei vollkommen unterschiedlichen Perspektiven vor. Am besten noch mit einem unabhängigen Erzähler, der die Fäden zusammenführt und die wahre Geschichte erzählt.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Assantora am 09. April 2012, 20:35:15
Also reizen würde mich persönlich das eher weniger, was vor allem daran liegt, dass ich an mein Geschreibsel sehr viele Zweifel habe.
Andererseits kann es in einigen Situationen ganz nützlich sein, wenn der Co-Autor, die eigenen Schwächen als Stärke besitzt und umgekehrt. Sehr gutes Beispiel Dialoge vs. Beschreibungen. Dialoge kann ich sehr gut, einige hier haben schon selber verraten, dass sie damit Schwierigkeiten haben und ihnen Beschreibungen besser liegen, welche mir wiederum sehr schwer fallen.
Natürlich braucht man für den 'Erfolg' ein Team, welches ausgeglichen ist. Paminas zweites Beispiel ist wohl der Worst-Case-Fall gewesen, welchen man unbedingt vermeiden sollte.
Mehrere Handlungsstränge sind vielleicht sogar ideal. So kann sich jeder Autor auf seine Arbeit konzentrieren und hat erst die bekannten Probleme, wenn diese Handlungsstränge zusammenlaufen. Stil und die Art des Schreibens sollten ähnlich sein, dass würde wohl helfen. Aber das alles ist ja nur meine Meinung  ;)
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Zanoni am 10. April 2012, 02:03:43
Hm ... also ich habe auch schon einmal etwas "zu zweit" geschrieben, aber das war nur ein Drehbuch (was sich vermutlich etwas leichter für so etwas eignet).

Das funktionierte nach einer klaren Aufgabenteilung. Einer hat die Szenen inhaltlich beschrieben, und was wie wo geschieht, und der andere hat diese dann mit Leben gefüllt. Dann hat der erste wieder die Dialoge überarbeitet. Als alles in Rohfassung fertig war hatten wir noch einmal an der Dramaturgie etliche Szenen umgestellt, hinzugefügt und rausgeschmissen. Und das war es.

Sowohl die Zusammenarbeit als auch das Ergebnis waren viel besser als erwartet, aber vermutlich lag es daran, dass einer von beiden beim Plotten besser war und der andere beim Schreiben, und dass sich beide recht gut verstanden haben. Anders wäre das vielleicht nicht möglich gewesen ...

Der Hinweis mit den Dialogen ist ja schon genannt worden, aber denkbar wäre bei zwei ähnlichen Autoren vielleicht auch das Schreiben eines Romanes aus zwei Perspektiven. Einer schreibt aus Perspektive von Figur X und der andere aus Perspektive von Figur Y. Und beide wechseln sich kapitelweise ab.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Judith am 10. April 2012, 09:28:15
Hm, schade, dass Shay nicht mehr wirklich aktiv hier ist, dazu hätte sie sicher was sagen können, da sie mit einer Freundin gemeinsam einen Roman geschrieben hat, ohne aber die Perspektiven aufzuteilen. Das heißt, beide haben alle Figuren geschrieben und die Szenen gingen dann oft mehrmals hin und her, bis beide damit zufrieden waren.

Ich persönlich könnte mir ja nicht vorstellen, einen Roman zu zweit zu schreiben - egal, auf welche Weise. Beim Schreiben bin ich einfach eine "Einzelkämpferin".
Ich denke aber schon, dass es super funktionieren kann, wenn man beim Schreiben unterschiedliche Stärken und Schwächen hat und diese sich dann gewissermaßen ausgleichen. Es ist aber sicher sehr wichtig, dass man die gleichen Vorstellungen von dem Roman, der Handlung, der Atmosphäre hat, damit nicht sowas rauskommt wie bei Paminas zweitem Beispiel.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Talea am 10. April 2012, 10:39:30
Ich habe auch schon mal mit einer Freundin eine Geschichte zusammen geschrieben und wir haben die Perspektive nicht aufgeteilt.
Bei uns gab es immer einen Wechsel nach einer Seite, weil das ein Spaßprojekt war und wir einfach schreiben wollte. Die Motivation war: Eine Seite das bekommen wir schon hin.
Man kann sich also vorstellen, dass die Szenen schon insgesamt ziemlich unterschiedlich waren. Was mich sehr erstaunt hat, aber nur in den Anfängen. So länger wir miteinander geschrieben haben, desto mehr konnte ich mit der Zeit einige Szenen nicht mehr eindeutig den Personen zuordnen. Ich habe gemerkt, dass wir uns gegenseitig ein wenig anglichen. Dazu muss ich sagen, dass meine Freundin davor kaum längere Texte verfasst hat und sich erst daran gewöhnen müsste, umso mehr war ich über das Anpassen auch von meiner Seite am Ende sehr erstaunt.
Von den Ideen her haben wir immer wieder miteinander geredet. Man merkte, dass durch zwei Sichtweisen viel mehr Ideen rein kamen. Ich denke, dass es der Geschichte nie geschadet hat und ein so richtiges Tief gab es nicht, weil immer einer den anderen zum weiterschreiben angeregt hat.
Was bei einem oder auch mehren Perspektiven der Fall ist, dass man auf den anderen eingehen lernen muss. Was spannend war bei unserer Variante, dass durch die andere Person man immer gespannt war wie es weiter ging, da es ja nicht im eigenen alles Kopf statt fand.

Im Moment habe ich auch wieder zwei Geschichten, die ich mit anderen Leuten schreibe.
Ich denke, dass jeder es mal ausprobiert habe sollte, da es wirklich neue Möglichkeiten mit sich bringt.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: sirwen am 10. April 2012, 11:32:57
Zu zweit schreiben macht wirklich Spass, wenn man sich mit der anderen Person gut versteht. Ich glaube, einer der wichtigsten Faktoren dabei ist, dass man ein ähnliches Verständnis vom Schreiben und ähnliche Ambitionen hat. Da spielt Stil vielleicht sogar eine untergeordnete Rolle, wenn man Änderungen und Korrekturen akzeptieren kann.
Bisher habe ich mich noch nie an ein ernsthaftes Projekt zu zweit gemacht, aber mit Malinche habe ich schon ein paar Sachen geschrieben. Gut, die sind vielleicht ein bisschen albern geworden ... Jedenfalls haben wir uns nicht einfach in Perspektiven aufgeteilt, sondern immer im Ping-Pong den Text Szene für Szene erweitert – was zu unsäglichen Cliffhangern führt am Ende jeder Szene führt  ::).
Was mir jedoch am meisten gefällt, ist, dass man selber nicht so ins Stocken gerät, sondern immer auf das reagieren kann, was der andere geschrieben hat, dadurch bleibt der Text lebendig.
Mit Felsenkatze habe ich zusammen eine Welt und ein paar Figuren entworfen, den groben Plot entwickelt und ihr dann den Rest überlassen. Ich finde, sie hat es gut gemacht ;D. Und ich muss auch ehrlich sagen, wir hätten das Ding wohl nie zu zweit schreiben können, da sind die qualitativen Unterschiede doch zu gross.

Mein Tipp: Bevor ihr mit dem richtigen Projekt anfängt, würde ich vielleicht ein albernes Spin-Off mit den Figuren machen (à la Protagonistenlaberthread). Probiert ohne Plot aus, wie es ist zu zweit zu schreiben. Findet heraus, wie ihr miteinander umgeht und was der Schreibrhythmus ist. Ihr müsst nicht ins kalte Wasser springen. Wenn ihr schon von Beginn an merkt, dass es nicht funktioniert, sucht lieber nach einer anderen Lösung. Wenn es passt, umso besser, dann habt ihr eure Figuren schon warmgeschrieben.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Felsol am 10. April 2012, 15:31:20
"Zu zweit schreiben" könnte man auch als "zu zweit arbeiten" umsetzen. Ich stelle mir das so vor: Person 1 schreibt den Großteil des Textes und Person 2 unterstützt Person 1 mit Ideen, Verbesserungsvorschlägen, Korrekturen und was es da noch so alles gibt. So würden sich keine unterschiedlichen Schreibstile miteinander vermischen, was vermutlich unvermeidbar ist, wenn beide Personen an dem Text schreiben. Weil ich so etwas noch nie gemacht habe, ist meine Vermutung allerdings weniger wert als die Auskunft von denen hier, die das schon gemacht haben.

Gemischte Schreibstile können unter Umständen auch einen ganz eigenen Charme entwickeln. Vielleicht möchte jemand eine Textstelle hier hineinstellen, bei der sich deutlich 2 verschiedene Schreibstile abzeichnen? Das könnte interessant sein.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: et cetera am 10. April 2012, 21:22:28
Ich habe noch keinen Roman mit jemandem zusammen geschrieben, könnte mir aber das durchaus vorstellen. Ich denke auch, dass es am wichtigsten ist, dass die Vorstellungen und Ziele identisch sind. Am Stil kann man arbeiten und vieles wird in der Überarbeitung ohnehin noch einmal komplett anders.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Ryadne am 07. Mai 2012, 13:00:20
Meine Versuche, mit anderen zusammen etwas Ordentliches zu Papier zu bringen, sind immer ziemlich schnell gescheitert. Da gab es einfach immer zu viele gegensätzliche Ideen, bei denen es früher oder später zu Unzufriedenheiten gekommen ist, die dann damit geendet haben, dass das Projekt im Sande verlaufen ist.

Grundsätzlich kann ich mir aber vorstellen, dass das gut geht, wenn man die Perspektiven auf verschiedene Personen aufteilt. Wurde z.B. beim Roman Der Kristallpalast von Oliver Plaschka, Alexander Flory und Matthias Mösch so gemacht, wenn ich mich an einen Interviewauszug richtig erinnere.

Dass einer die Hauptarbeit übernimmt und der andere die Feinheiten, wie z.B. von Felsol beschrieben, ist glaube ich bei den von Tracy Hickman und Margaret Weis geschriebenen Drachenlanze-Romanen der Fall gewesen. Finde ich ein wenig seltsam, weil dadurch der Weis-Stil doch sehr dominiert hat und in den Romanen, die sie alleine oder mit Don Perrin geschrieben hat, gab es meiner Meinung nach auch gar keine stilistische Veränderung. Aber da ich diese Arbeitsweise noch nie ausprobiert habe, möchte ich mir kein Endurteil drüber erlauben. ;)
In die Richtung gehen auch die Das Jahr des Greifen-Romane von Bernhard Hennen und Wolfgang Hohlbein. Auf einer Lesung meinte Hennen mal, dass es wohl so war, dass er die Bücher allein schreiben sollte, aber der Verlag hat ihm Hohlbein sozusagen aus Sicherheitsgründen zur Seite gestellt, weil sie nicht ihre ganze Hoffnung in einen unbekannten Autor setzen wollten. Wie das dann im Detail aussah mit der Arbeit weiß ich zwar nicht, aber obwohl Hohlbein aus Marketinggründen als Hauptautor genannt wurde, hat Hennen wohl die Bärenarbeit übernommen.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Aphelion am 24. Mai 2012, 09:32:04
Ein Buch zu zweit zu schreiben ist eine schöne Idee, kann aber recht schwierig werden - das ist zumindest meine Erfahrung.

Zwei Projekte, die ich mit jemandem zusammen schreiben wollte, sind schon in der Planungsphase im Sande verlaufen. Irgendwann möchte man den anderen auch nicht mehr daran erinnern, dass man doch mal was zusammen machen wollte.

Bei einem anderen Projekt war es ähnlich: Anfangs waren wir beide hoch motiviert (der andere noch deutlich mehr als ich), aber dann schlief es relativ schnell wieder ein.

Wie die Motivation sich entwickeln wird, kann man natürlich nicht immer vorher sagen. Aber ich stelle es mir auch sehr problematisch vor, wenn man selbst derjenige ist, der irgendwann keine Lust mehr hat oder die Geschichte nicht mehr gut findet. Die verpflichtung, die man dem anderen gegenüber hat, ist imho dann besonders groß, wenn man sich gut kennt. Das könnte sehr unangenehme Situationen ergeben, selbst wenn der noch Motivierte keine Vorwürfe äußert oder Druck macht.

Deshalb halte ich kürzere Projekte für leichter, wenn man zu zweit schreibt.

Mehr als zwei Leute können auch lustig sein, finde ich. Das habe ich auch einmal gemacht. Ich würde es heute aber nicht wiederholen, die Geschichte war sehr chaotisch zum Schluss, weil jeder noch seine tollen Ideen einbringen wollte. :)
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Tanja am 04. Juli 2012, 20:42:50
Ich finde dieses Thema seh spannend.

Ich habe schon mehrere Versuche gestartet, etwas auf die Beine zu stellen, wo zwei oder drei zusammen an einem Roman arbeiten. Aber niemand hatte Lust dazu oder wollte seine Ideen teilen.  ::)

Ich dachte auch daran, dass jeder einen Handlungsstrang und einen Charakter (evtl. noch einen Nebencharakter) übernimmt.  Und dass man sich gegenseitig motiviert und unterstützt.

Wichtig ist sicher, sich von vorneherein auf bestimmte Ziele bzw. Themen oder Genres zu einigen.

Vielleicht finde ich doch nochmal jemanden, der Spaß daran hat, so etwas auszuprobieren!

Grüße
Tanja
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Aidan am 04. Juli 2012, 20:56:18
Mein Partner und ich planen zur Zeit ein gemeinsames Projekt. Das wird noch lange dauern, bis wir das dann angehen können, wir haben beide vorher noch etwas fertig zu machen. Es wird zwei "Welten" geben, sozusagen zwei Geschichten, die ineinander greifen, da die Figuren der einen Erinnerungen der Figuren der anderen Welt haben, beziehungsweise aus ihnen entstanden sind. Er wird die eine Welt schreiben, ich die andere, zwar nicht unabhängig voneinander, sondern miteinander verzahnt. Vor allem, weil von den vier Personen "seines" Plots zwei von mir entwickelt worden sind und zwei von ihm. Ich bin gespannt, wie es laufen wird. Der Plot gefällt mir auf jeden Fall. Aber ich weiß, dass wir nicht klar kämen, würden wir versuchen beide gleichzeitig denselben Plot aus dergleichen Perspektive zu schreiben. Wir haben zu unterschiedliche Erzählweisen.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Kayla am 04. Juli 2012, 21:12:48
Ich habe schon mehrmals versucht, mit anderen eine längere Geschichte zu schreiben. Letztendlich scheiterte es immer daran, dass mein Schreibpartner entweder keine Zeit oder keine Lust mehr hatte.
Persönlich finde ich es am Schönsten, wenn jeder einen festen Chara übernimmt. Wie es dann genau aufgeteilt wird, das ist Geschmackssache.
Was ich bisher ausprobiert habe, ist Szenenweise und ein Buch aus zwei Büchern. Fand Beides gut.
Würde gerne mal wieder mit jemandem zusammen schreiben.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Robin am 04. Juli 2012, 21:29:01
Ich bereite ja zur Zeit alles für ein größeres Projekt vor - und ganz schön dabei: ich habe einen Schreibpartner. :)

Bis jetzt habe ich nur einmal eine Geschichte mit jemandem zusammen geschrieben - leider ist sie nicht fertig geworden, aber immerhin umfasste sie 180 Seiten (Ich hab sogar nachgesehen, wie viele Worte. Immerhin knapp 130k!). Wir hatten je einen festen Chara, und übernahmen durchaus mal den jeweils anderen für kurze Teile - allerdings erst später in der Geschichte, als wir sie schon besser kannten.

Diesmal sieht die Situation etwas anders aus. Die erste gemeinsame Geschichte war alles spontan und etwas sehr planlos. Diesmal bereiten wir uns mit zwei Google Dokumenten und viel Recherche vor - zudem kommt noch einiges an Charakter-Neuentwicklung dazu.
Ich muss jetzt dazu sagen, dass ich meinen Schreibpartner schon seit etwas mehr als einem halben Jahr kenne, und dass wir auch durchaus Rollenspiele geschrieben haben. Dabei habe ich schon einen ziemlich guten Eindruck davon bekommen, was hinter seinem Prota steckt, und wie entwickelt seine Geschichte ist.

Zur Zeit versuche ich für Cherosh erst einmal einige große Punkte zu setzten, an denen ich mich orientieren kann, um dann später noch einzufüllen, wo es an Details mangelt. Dabei muss ich auch noch einige neue Konzepte aufsetzen. Da ist also viel Denkarbeit und Recherche gefragt, weil es auch historisch korrekt sein muss. Etwas ungewohnt für mich, aber es macht mir ehrlich gesagt ziemlichen Spaß.

Wir haben jetzt in einem Dokument eine ungefähre Zeitlinie ausarbeiten angefangen (samt Recherche), dazu kommen noch einige Szenen aus unseren Rollenspielen, die wir (besser ausgearbeitet und sorgfältiger geschrieben) einbringen wollen. Im Endeffekt wird es aber für ein einziges Buch viel zu lange. Das wird also die Grundlage für eine ganze Serie, und die Stellen, die sich für die zwei Charaktere überschneiden, machen wir dann natürlich zusammen. Ich bin ehrlich gesagt schon gespannt, wie das ganze Werk später aussehen wird. Im zweiten Dokument habe ich nämlich schon mit ein paar ersten Szenenideen angefangen, die ich auch voll ausschreibe.

Es bleibt noch zu sehen, wie sich alles entwickelt. Ich freue mich auf jeden Fall auf die Zusammenarbeit. :)
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Janika am 16. Juni 2013, 23:30:50
Sag mal, Robin, was ist denn aus dem Anlauf geworden? Wie du weißt, ist da bei mir in Sachen Partnerwriting auch was im Kommen ... ;D

Und Aqua, habt ihr es geschafft?

Ich stelle mir das haarkleine Plotten so schwer vor - oder auch, mal eben etwas Neues einzubauen, da muss man die andere Person ja eigentlich wegen jeder Kleinigkeit anrufen. :d'oh:
Ich würde es trotzdem gerne versuchen!
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Nirahil am 16. Juni 2013, 23:40:29
In der Gefahr, Haue zu kriegen, weil ich vorher nicht gefragt habe  ;D: Cairiel und ich versuchen uns gerade auch an einem gemeinsamen Projekt. Die Grundidee haben wir schon ertüftelt und es soll auch einen Thread im "Mein Roman" die Tage bekommen. Wir können also - sofern Cairiel natürlich einverstanden ist - live berichten, ob es klappt. Bisher fand ich die Zusammenarbeit prima, wir haben uns gegenseitig Ideen zugespielt und kamen so gemeinsam auf tolle Einfälle. Einen Plot haben wir zwar noch nicht, aber ich denke mal, man sollte nicht alles haarklein zusammen plotten, sonst ist man wirklich nur noch am Abgleichen. Aber wie genau wir das machen, müssen wir erst noch ausprobieren. Es ist auf jeden Fall jetzt schon sehr spannend. :)
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Fynja am 17. Juni 2013, 00:23:17
Mich würde auch interessieren, ob das bei dir geklappt hat, Robin, und wenn Live-Berichterstattungen von euch beiden, Nirahil und Cairiel, fände ich auch super!

Ich habe bereits mehrere Male mehr oder weniger versucht, mit zwei oder mehreren Schreibpartnern ein Buch zu schreiben. Allzu weit bin ich jedoch niemals gekommen, was aber wohl mehr daran lag, dass diese Projekte bereits einige Jahre zurückliegen und ich damals meine Romane im Großen und Ganzen nicht weit genug durchdacht habe, damals genau so. Von diesem einfach "Drauflos-Schreiben" würde ich also schon mal abraten, wenn es sich nicht bloß um ein reines Spaßprojekt handelt.

Allerdings würde mich so ein Partnerprojekt nach wie vor reizen. Ich denke jedoch, dass es die einzige Möglichkeit ist, sowas angemessen über die Bühne zu bringen, wenn man sich entweder tatsächlich offline treffen kann und wirklich zu zweit zur gleichen Zeit an der gleichen Szene schreibt um einen einheitlichen Stil in der gleichen Perspektive zu wahren - was allerdings wohl mühselig und langwierig ist- oder, dass man eben ein Buch in mehreren Perspektiven schreibt, und diese zwischen sich aufteilt. In der Form sollten Plot und Charaktere immer noch gemeinsam ausgearbeitet werden, allerdings kann man so seinen individuellen Stil beibehalten. Anderenfalls verbeugt man sich doch nur, was letztendlich doch erkennbar gekünstelt wirkt und zumindest mir beim Schreiben keinen Spaß mehr machen würde.
In der Form, wenn man mit jeweils verschiedenen Perspektiven arbeitet, stehen einem solchen Projekt allerdings sehr viele interessante Möglichkeit offen und wären in der Tat ein spannendes Experiment, bei dem sich die jeweiligen Partner auch wunderbar ergänzen könnten. Wie habt ihr das Problem mit dem einheitlichen Stil denn gelöst, Nirahil und Cairiel? Natürlich lasse ich mich gern vom Gegenteil überzeugen, dass es auch mit nur einer Perspektive und zwei Autoren klappen kann.  ;)
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Alaun am 17. Juni 2013, 08:06:55
Hallo ihr Lieben,
unser "Partnerprojekt" scheiterte tatsächlich ganz konkret am Zeitmangel - ist aber nur verschoben, nicht aufgehoben :vibes: Mal sehen, vielleicht wird das was, wenn wir beide alt und grau sind ...
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Minhael am 17. Juni 2013, 20:52:02
Gespenstisch, wie oft hier Theards auftauchen, in denen man sich auf gewisse Art wiederfindet.  :pompom:

Ich liebäugle ja schon eine ganze Zeit damit, mir meinen Freund für ein kleines Duett an Board zu holen. Das wäre sicherlich ein unglaublich interessantes Projekt und eine tolle Erfahrung. Seinen Schreibstil was "fantastisches" angeht, kenne ich noch von früher, hauptsächlich aus diversen Rollenspielen. D.h. dahingehend, gäbe es schon mal keine unerfüllbaren Erwartungen.

Für den Anfang wäre da sicher was "kleines" fein. (Wenn's denn auch klein bleibt. :)) Oh ja, es wird eindeutig Zeit, ihn in mein Vorhaben einzuweihen.  :vibes:

An Erfahrungsberichten wäre ich also unbedingt interessiert! Übrigens finde ich gerade die Möglichkeit, unterschiedliche Schreibstile zu kombinieren, höchst aufregend. Ich kann mir vorstellen, gerade wenn man sich "feste" Perspektivträger einteilt, gibt das einen schönen Effekt.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: der Rabe am 19. Juni 2013, 22:29:50
Erschreckend, wie häufig ich im Tintenzirkel schon Sachen gefunden habe, von denen ich vorher immer dachte, ich wäre der einzige, der das spannend, interessant oder was auch immer findet.
Ich träume schon lange davon, eine Geschichte zu zweit aufzuziehen, nur hat es bisher bei mir immer an einem passenden Schreibpartner gemangelt. In Wuppertal hatte ich eine gute Freundin, die auch geschrieben hat, aber ihr Stil hat sich so vollkommen von meinem unterschieden, dass es gar nicht gepasst hat.
Vielleicht findet sich ja hier jemand? :D
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Moni am 21. Juni 2013, 15:19:16
Maja und ich haben im Studium auch zusammen geschrieben, es gab sogar ein Projekt (die legendäre Öbba!), an dem wir noch mit einer dritten Freundin gearbeitet haben . Es geht alles, aber man muß einfach zusammen "können", sonst braucht man das gar nicht versuchen. Ich habe auch mit einer anderen Freundin an einer Star Wars FanFic geschrieben, das klappte (bis auf den Zeitmangel) wunderbar.
Das schöne ist, dass man gemeinsam etwas entwickelt und sich dabei auf Ideen bringt, die einem sonst vielleicht gar nicht gekommen wären. Andererseits muß man bereit sein, Kompromisse einzugehen wenn es um Plot oder Personen geht. Und letzlich muß man vor allem in der Lage sein, eine homogene Geschichte zu schreiben, sowohl inhaltlich als auch stilistisch. Wenn die Stile nicht zusammenpassen, merkt das der Leser recht schnell und dann leidet einfach die Qualität.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Robin am 28. Juni 2013, 22:10:27
Zitat von: Janika am 16. Juni 2013, 23:30:50
Sag mal, Robin, was ist denn aus dem Anlauf geworden? Wie du weißt, ist da bei mir in Sachen Partnerwriting auch was im Kommen ... ;D

Daraus ist schlussendlich leider nix geworden. Aber ich habe wenigstens ein paar wertvolle Lektionen gelernt. ;)
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Anaya am 27. Oktober 2013, 13:45:30
Obwohl das Thema schon einige Zeit auf dem Buckel hat, kann ich nicht umhin, etwas dazu zu sagen:  :) Vor allem, da es ja nicht im herkömmlichen Sinne 'überholt' ist.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich schon länger um ein Zweier-Projekt rumschleiche.

Vor längerer Zeit habe ich mit jemandem zusammen eine Geschichte geschrieben, die sage und schreibe 500+ Din A4 Seiten umfasste.
Angefangen hat alles in einem Rollenspiel-Forum, wo mit anderen Spielern zusammen die Basis der Geschichte gelegt wurde.
Irgendwann sind wir beide dann in einen Chat ausgewichen und haben dort unser eigenes Ding weiterverfolgt - wohlgemerkt ohne Plan und wirkliches Ziel. Wenn einer eine gute Idee hatte, hat er einfach die Initiative ergriffen und diese eingeführt - mitsamt Nebencharaktären, Örtlichkeiten usw.
Zum Schluss waren unsere Helden in ein anderes Land ausgewandert, das sich ganz von selbst nach und nach entwickelt hat - und haben sich dort niedergelassen. :)

Das Projekt hat viel Spaß gemacht! Von daher würde ich gerne nochmal sowas machen. Nur fehlt mir leider ein/e Partner/in.

Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Schneeleopardin am 29. Oktober 2013, 19:04:15
Ich habe auch schon drei Partnerprojekte angefangen. Wir haben uns entweder auch die Perspektiven geteilt oder ausgemacht, bis zu welchem Punkt wer schreibt. Dann hat der andere drüber gelesen, Verbesserungen angebracht und weitergeschrieben. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Schreibstil nicht gravierend auseinander geht. Die Projekte sind letztlich daran gescheitert, dass der Schreibpartner sich nicht mehr gemeldet hat, keine Zeit mehr hatte oder keine Lust mehr.
Wir hatten immer gewisse Höhepunkte festgelegt und besprochen, wohin wir wollen. Wie man das dann umgesetzt hat, blieb letztendlich dem überlassen, der gerade mit schreiben dran war. So hatten beide ihren Anteil in der Geschichte und es war nicht bloß einer, der alles durchweg bestimmt hat. Damit hätte ich auch meine Probleme gehabt, weil es ja eine Gemeinschaftsarbeit ist und nicht "Ich bestimme alles und du machst das, was ich sage". Dann könnte man das Ganze nämlich auch einfach lassen  ;)

Trotz der kaum als positiv zu bezeichnenden Erfahrungen würde ich das gerne nochmal probieren. Vielleicht dann mit jemandem, dem genauso viel am Schreiben liegt, und das nicht nur so lustlos hinklatscht. Was ja hier im TiZi kaum der Fall sein wird ;)  :wolke:
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Janika am 29. Oktober 2013, 20:07:12
Ich würde gerne endlich mal ausprobieren, wie es läuft und ob ich für's Partnerschreiben geeignet bin. Bei Robin und mir ist es leider daran gescheitert, dass wir nie gleichzeitig Zeit/Ruhe hatten und so im Grundplot stecken blieben. Schade! Aber vielleicht irgendwann, gell, Robin? Weltentaschen?

Schneeleopardin, die Idee, es im Zirkel auszuprobieren, finde ich gut. Wenn sich zwei Interessierte zusammenfinden, könnte man ja auch erstmal eine KG versuchen.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Schneeleopardin am 29. Oktober 2013, 20:59:34
Braucht man dafür einen extra Thread oder lieber per PN?
Zunächst eine Kurzgeschichte zusammen zu schreiben, ist eine gute Idee. Da sieht man dann ja gleich, ob's passt oder eher nicht. Da fällt die Sache mit Kapitelweise dann aber weg, wenn man allerdings aus zwei Perspektiven schreibt, dürfte das kein Problem sein.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Anaya am 30. Oktober 2013, 11:40:29
Ui, da sind ja doch noch Antworten gekommen! :) Ich dachte schon, ich bin so hoffnungslos zu spät, dass es keinen mehr interessiert.

Was die verschiedenen Schreibstile angeht, bin ich anderer Meinung. Für mein Dafürhalten ist es gerade interessant, wenn jeder Held eine ganz eigene Art hat - auch die, wie er/sie geschrieben ist.
Ähnlich wie beim Rollenspiel, wo verschiedene Charaktäre die gleiche Situation erleben - jeder aus seiner Sicht.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Sanjani am 30. Oktober 2013, 21:35:53
Ich habe zweimal mit einer damaligen Freundin ein Buch geschrieben.

Das erste war ein Briefebuch. Das ging sehr gut, denn jede von uns hat eine Person geschrieben und die andere hat als andere Person geantwortet. Den Plot hatten wir vorher ein bisschen geplant, aber einiges ergab sich dann auch spontan beim Schreiben. Wir hatten teilweise recht unterschiedliche Stile, was da aber gut passte, weil somit jede Person ihren eigenen Ton hatte, etwas, das ich alleine vielleicht gar nicht hinbekommen hätte.

Das zweite war eine gemeinsame Geschichte. Teilweise haben wir die Kapitel gemeinsam geschrieben, teilweise auch getrennt, wobei jeder seine eigenen Perspektiven hatte. Das gemeinsame Schreiben war recht zäh, weil wir jeden Satz zusammen verfasst haben.

Es war ein interessantes Erlebnis, aber ich würde so etwas nicht mehr machen oder zumindest würde ich mir vorher gut überlegen, ob ich das mit einer Geschichte mache, die Veröffentlichungspotential hat, oder nicht. Denn mit o. g. Freundin habe ich keinen Kontakt mehr, und damit sind die Bücher dann auch dazu verdmamt, in der Schublade zu bleiben, es sei denn, ich schreibe alles, was nicht von mir stammt, neu.

LG Sanjani
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Cairiel am 01. April 2014, 18:21:18
So, ich denke, ich kann langsam mal guten Gewissens berichten:

Bei Nirahil und mir läuft es sehr gut. Wir haben beide super Ideen in den Topf geworfen, systematisch unsere Welt und die wichtigsten Institutionen/Besonderheiten/Gegebenheiten ausgearbeitet, unsere jeweiligen Protagonisten kennen gelernt und eine Kapitelliste als Fahrplan erstellt. Mittlerweile sind wir in der Schreibphase und arbeiten momentan noch parallel an unseren jeweiligen Kapiteln, die abwechselnd aus der Sicht des jeweiligen Perspektiventrägers geschrieben sind. Ich schreibe die eine Figur, Nirahil die andere.
Die nächste Herausforderung kommt dann, wenn die beiden aufeinander treffen und den gemeinsamen Teil ihres Abenteuers bestreiten, aber ich bin mir sicher, dass wir es auch gebacken bekommen. Bislang macht es riesengroßen Spaß und ich bin froh, dass wir das Projekt begonnen haben.  :vibes:

Des weiteren arbeite ich seit einiger Zeit mit Ivy und Heero ebenfalls an einem Gemeinschaftsprojekt, das ähnlich gestrickt ist - nur, dass wir zu dritt sind. Bislang überhaupt kein Problem, im Gegenteil. Mehr Leute, mehr geniale Ideen, und ich denke, ich kann für uns alle sprechen, dass wir von dem Projekt absolut begeistert sind.  :D

Momentan macht mir das Schreiben mit anderen mehr Spaß als alleine.  ;D
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Vibulanius am 02. April 2014, 16:13:35
Magst du uns vielleicht noch einen etwas ausführlicheren "Werkstattbericht" geben, Cairiel? Spielen ja hier anscheinend einige immer wieder mit dem Gedanken zu so einem Projekt.

Muss sagen, so was hat auch für mich seinen Reiz. Glaube, dass solche Projekte auch umso mehr zu gewinnen haben, je unterschiedlicher die beiden Schreibstile sind, weil das die Perspektiven-Weite eines Textes drastisch erhöht. Schlussendlich kann man als Einzelperson so viele divers ausgearbeiteten Perspektivträger in eine Geschichte einbringen, wie man will, aber am Ende ist man immer noch ein Einzelner, der das schreibt. Mir macht ein Buch auch mehr Spaß, wenn sich die Perspektiven so richtig aneinander reiben können, zumindest in bestimmten Punkten. Andrerseits kann die Unterschiedlichkeit der Stile ja auch den Arbeitsprozess komplizieren.

Ich könnte so ein Projekt auch nicht mit jedem durchziehen. Dafür muss einfach zu viel auf persönlicher Ebene stimmen. Das hilft dann halt auch vielleicht auch Streiterei über das Projekt zu relativieren, weil man durch eine Freundschaft schon eingespielter ist - im Idealfall auch dafür Probleme zwischen sich auszuräumen. Ganz abgesehen davon, dass ich in so was nicht einfach jedem vertrauen würde. Und die Schnittmenge von Leuten, denen ich so sehr vertrauen und die schreiben, reduziert sich schlussendlich auf eine einzelne Person. Und da zeigt sich auch. Selbst wenn beide grundsätzlich geneigt wären, sich so einem Unternehmen anzunehmen, gehört Geduld dazu. Denn wenn man sich schon genau den Richtigen auswählt, muss man auch bereit sein, darauf zu warten, bis beide Zeit und Muse haben sich mit allem was dazugehört auseinanderzusetzen.

Es könnte aber neben dem streng durchgeplanten Ablauf sozusagen nach Exposé noch eine zweite Herangehensweise geben. Wobei man auch hier - denke ich - nicht um die Verteilung von Perspektiven umhin kommt, damit jeder seine festgesetzte Arena hat. Diese Variante würde in etwas so funktionieren, das nur ein grobes Brainstorming existiert und beide einfach versuchen Szenen um diese grobe Idee herum zu entwickeln - sozusagen "Discovery-Writing" im Team. Hier bräuchte man natürlich wirklich viel Absprache und Koordination während des Schreibens und eine große Offenheit gegenüber den Ideen des anderen. Außerdem kommt hier wohl eine Bärenarbeit in der Überarbeitungsphase hinzu. Ließe sich aber alles auch über eine gewisse Zeit strecken - besteht nur die Gefahr, dass einer die Lust auf die Geschichte verlieren könnte. Wobei das immer passieren kann bei Partnerarbeit. Diese zweite Variante neben dem strengen Schreiben nach Plan ist jetzt auch erstmal nur Spinnerei, die einzige Praxiserfahrung sind Comic-Projekte, die ich mit dem Nachbarsjungen bei meinen Großeltern zu Grundschulzeiten gemacht habe.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Nirahil am 02. April 2014, 16:44:09
Ein wenig Werkstattbericht von meiner Seite:

Angefangen hat das alles eigentlich wie immer mit der banalen Frage: Was schreiben wir? Daraufhin äußerte Cairiel den Wunsch, ein Dark Fantasy Projekt schreiben zu wollen und weil ich bis dato nur bei meinen High Fantasy Gedönsen herum hing und die Idee spannend fand, hatten wir prompt eine Grundlage. Meistens hat ja jeder dann auch schon bestimmte Sachen im Kopf, worüber er in dem Genre schreiben wollte und das war bei uns eine abgewandelte Form von Shinigami, Nekromanten, Seelen und einem Konflikt zwischen den beiden Völkern (genauer: er hat die Idee geliefert, ich fand das schon seit Death Note spannend, Deal). Ab da haben wir eigentlich vor allem beide Ideen in den Topf geworfen, miteinander abgestimmt und das, was uns beiden am besten gefallen hat, mit rein genommen. So hat sich nach und nach ein wenig Hauptplot ergeben und wir haben uns zunächst den Figuren zugewandt.

Da bot es sich einfach an, einen aus jedem Volk zu haben und so hat sich auch die Frage erübrigt, wie wir schreiben - wir schreiben einfach je einer eine Perspektive. Was die Figurenbeschreibung anging, hatten wir jeweils eigentlich große Freiheit. Ich habe meine Figur so gestaltet, wie sie für mich richtig war und habe es dann Cairiel vorgelegt, ob er sich damit identifizieren kann. Andersrum dasselbe. Was es zu meckern gab, haben wir "angemeckert", aber im Großen und Ganzen hat es für uns beide eigentlich super gepasst.

Danach kam die detailliertere Kapitelübersicht dran, die wir bis jetzt erstmal für die ersten paar Kapitel erstellt haben - genauer für die, wo jeder noch seine eigene Perspektive hat und die zwei Figuren sich noch nicht getroffen haben. Auch hier hat jeder wieder seinen Part ausgearbeitet und dem anderen dann vorgelegt. Die Kapitel, die die beiden zusammen sind, müssen wir noch bearbeiten und sehen, wie wir die Zusammenarbeit da am besten koordinieren.

Und jetzt haben wir beide je das erste Kapitel fertig geschrieben und es auch wieder dem anderen zur Durchsicht gegeben. Ich bin begeistert von seinem Part, und auch, dass er meinen ebenfalls so toll aufnimmt. :) In der Überarbeitung wird zwar dann noch Arbeit anfallen, die Perspektiven aufeinander abzustimmen, aber ich sehe das bisher eigentlich sehr positiv.

Ich stimme dir zu, dass man sowas nicht mit jedem machen kann. Für mich ist ein riesen Pluspunkt, dass Cairiel mich in keinster Weise stresst, indem er plötzlich einen Kapitelplan bis zum Soundsovielten haben möchte oder so. Wir haben uns für die Kapitelübersicht zwar eine Deadline gesetzt, damit es nicht gar zwei Jahre dauert ;D, aber es machte auch nichts, dass wir beide ein bisschen drüber waren. Immerhin planen wir an dem Ding auch schon seit ... öh ... Mitte letzten Jahres? Weiß ich nimmer. Aber Stress gabs bei uns noch nie und ich denke, das wirds auch nicht geben, weil wir uns bisher wirklich gut ergänzen. Tatsächlich animiert er mich sogar dazu, noch fix das Kapitel fertig zu schreiben, obwohl ich schon so viel dran geschrieben habe, weil er fertig war und ich noch nicht. ;D Das war toll.

Anfangs dachte ich auch erst, es würde mir sehr schwer fallen, mit jemandem meine Ideen abzustimmen und eventuell auf einige Dinge verzichten zu müssen, weil sie nicht passen oder meinem Gegenpart nicht gefallen, aber das Problem hatte ich interessanterweise so gar nicht. Es ist eine wahnsinnig spannende Erfahrung, mit jemandem zusammen zu plotten, auszuarbeiten und dann auch zu schreiben, und motiviert mich gerade mehr als meine Einzelprojekte, wo ich an jedem Mist selbst kauen muss und wo nur ich selbst am Ende das Ergebnis haben will. Ich bin sehr gespannt, wie das wird, wenn wir so richtig eng zusammen arbeiten müssen, um die beiden Figuren aufeinander abstimmen zu können. :)

Das Projekt findest du übrigens hier: Das Erwachen (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,12574.0.html).
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Kriegerin am 10. April 2014, 14:19:58
Ich bin irgendwie erleichtert nach dem ich diesen Thread gelesen habe.

Denn ich bin bisher durchweg im Zweierteam mit unterschiedlichen Leuten unterwegs gewesen. Ein Projekt "Hirschberg" aus dem das Zitat meiner Kriegerin Aeryn stammt hat es bis in ein beachtliches Stadium geschafft, aber bisher nicht drüber hinaus. Die Haupthandlung franst sich irgendwann in alle Richtungen, wenn jeder Ideen einführt, um den anderen zu überraschen. Andersrum gibt es auch große Teile, die als feste Basis einfach da sind. Handlungsfäden, die sich an unbrauchbar, unsinnig oder schlimmeres erwiesen haben, müßte raus. Oder oder oder... darüber denke ich halt noch nach. Projekt für die Tonne oder halt mit Struktur noch mal angehen (plotten?!)
[P.S. Wir haben zum Dateiaustausch und für die Grafiken dazu mit Dropbox gearbeitet.]

Alles andere sind Projekte gewesen, die sich aus Rollenspiel entwickelt haben, genau wie viele hier berichtet haben.

Ich hatte bis eben eigentlich das Gefühl, daß zu zweit schreiben eher eine Schmach ist, irgendwie bin ich froh, daß es nicht so ist. Wenn ich weiß, daß sich jemand anders auf meinen Text freut, dann ist er flucks geschrieben und losgeschickt!

Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Christopher am 10. April 2014, 14:31:49
Eine Schmach? Aber nein! Da wird eine Geschichte nur bereichert :) Ich schreibe zwar nach wie vor alleine, aber einige Ideen und Anregungen meiner fleißgen Betas haben meine Schriebe definitiv verbessert. Das hat nichts mit meiner Unzulänglichkeit zu tun, nur bereichert jeder neue Gedanke eine Geschichte.

Gerade mit mehreren Perspektiven geht es mir oft so, dass ich as Problem habe, da wirklich abzugrenzen. Durch zwei verschiedene Autoren hingegen hat man ganz deutlich unterschiedliche Arten etwas zu schreiben, was jedem Charakter eine andere Note gibt.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: heroine am 10. April 2014, 19:44:59
Zitat von: Kriegerin am 10. April 2014, 14:19:58

Andersrum gibt es auch große Teile, die als feste Basis einfach da sind. Handlungsfäden, die sich an unbrauchbar, unsinnig oder schlimmeres erwiesen haben, müßte raus. Oder oder oder... darüber denke ich halt noch nach. Projekt für die Tonne oder halt mit Struktur noch mal angehen (plotten?!)


Ist das jetzt eine ernste Frage oder eine rhetorische Frage an dich selbst?
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: canis lupus niger am 10. April 2014, 20:09:42
Mit Heero habe ich ebenfalls schon sehr inspirierend zusammen gearbeitet, wenn auch nicht an einem gemeinsamen Buch. Aber der Austausch über das Schreiben an zwei chronologisch ungefähr parallel handelnden Romanen in der selben Fantasywelt hat auch was. Die Freiheit des einzelnen Autors ist natürlich viel größer, als wenn man sich über jede Einzelheit eines gemeinsamen Plots abstimmen muss. Trotzdem, hinsichtlich gelegentlicher Überschneidungen muss man sich schon gegenseitig informieren und austauschen, und gerade das hat ja auch so gut zwischen uns geklappt. Irgendwann schreibe ich bei Euren Krimis vielleicht auch mal mit, Cairiel! 

Ich denke, manches Problem des gemeinsamen Schreibens an einem gemeinsamen Projekt kann man dadurch vermeiden, dass jeder seine(n) eigenen Perspektivträger und Handlungsstrang/-stränge hat. Ein eigener Sprachstil und andere eigene Vorlieben sind dann weniger Hindernisse als Bereicherungen, um die ein einzelner Autor, der versucht, mit mehreren Strängen zu arbeiten, sich sogar extra bemühen müsste.
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Tinnue am 10. April 2014, 20:17:16
Gemeinsames Schreiben hat Vor- wie Nachteile. Ich sehe immer wieder, wie schön es funktionieren kann, wie jetzt hier bei Cairiel und Nirahil oder - um ein "promintentes" Beispiel zu nennen - bei T.S. Orgel.
(Oder Lincoln/Child, die Romane liest mein Mann ganz gerne)

Klassisch und in vielen Fällen wahrscheinlich auch am "komfortabelsten" ist das von Canis angedeutete Aufteilen in zwei Perspektivträger. Wichtig ist m.M.n., dass das Ganze, wenn es am Ende zu einem Roman zusammengefügt wird, eben ein Rundes Ganzes ergibt. Dass nicht beide/mehrere Schreiber den allergleichen Stil haben o.ä ist glaube ich selbsterklärend. Allerdings empfinde ich es störend, wenn da richtiggehend Welten zwischen den sich zusammengeschlossenen Schreibern liegen und man dann dabei das Gefühl hat, quasi zwei Geschichten oder Romane in einem zu lesen. Schwer in Worte zu fassen, aber ihr wisst sicher, worauf ich raus will, oder? Das ist aber natürlich keine allgemeingültige Aussage, sondern mein persönliches Empfinden.

Btw, ich bin da ganz gespannt drauf, wie das Projekt von Cairiel und Nirahil sich entwickelt.  :buch:
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Guddy am 10. April 2014, 20:27:55
Ich finde auch, dass ein zu krass voneinander abweichender Stil eher hinderlich ist und generell ist es sicher schwierig, jemanden zu finden, der schriftstellerisch zu einem passt, ähnliche Vorstellungen hat und mit dem man brainstormen kann in einer Weise, die keinen von beiden in die zweite Reihe schiebt. Zwei kreative Köpfe an einem Projekt ist super, aber man sollte gleichberechtigt sein mMn.

Bei Heroine und mir klappt das zB. auch ganz gut, wir ergänzen uns gegenseitig, manchmal setze ich mich mit Ideen durch und manchmal, zumindest soweit ich den Eindruck habe *g* sie auch.

Bei uns haben unsere Perspektivträger übrigens im Grunde den selben Handlungsstrang am selben Ort. Canis Luper meinte ja, dass es förderlich wäre, wenn jeder seinen eigenen Handlungsstrang betreut) Klappt trotzdem ;) Zumindest was uns als Team angeht, ob das jetzt so beim imaginären Leser ankommt ist eine ganz andere Frage ;D
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: heroine am 10. April 2014, 21:01:24
Huch, jetzt kann ich ja tatsächlich auch mal meine Meinung dazu kundtun.
Also grundsätzlich kann ich mich Guddy nur anschließen, könnte ich das nicht, könnten wir wohl auch nicht zusammen schreiben. Ich denke etwas was sehr stark hemmt, ist wenn jemand versucht zu sehr die Kontrolle zu übernehmen und den anderen nur als "Betaleser", "ungeliebte-Textpassagen-Schreiber", "Lektor", "Ideen-Hervorzauberer-wenn-man-nicht-weiterkommt" etc. betrachtet. Das funktioniert dann einfach nicht. Man braucht ein gewisses Maß an Kompromissbereitschaft, Einfühlungsvermögen und ein sehr klares Bild von der Welt und den Charakteren. Außerdem ist gegenseitiger Respekt/Vertrauen unglaublich förderlich und eine gewisse Leichtigkeit. Z.B. wenn man sofort anfängt es persönlich zu nehmen, weil der andere mal schnell 20 Seiten gestrichen hat, kann das sehr schnell eine unschöne Stimmung geben.

Ich kann jetzt hauptsächlich aus meiner Sicht sagen, dass zu Zweit schreiben einen gewaltigen Vorteil für gestresste Menschen wie mich hat: Guddy treibt mich an. Die Story versumpft nicht in der Schublade wie viele andere Projekte, weil es eben immer wieder neuen Input gibt und damit auch ein ständiger Reiz da ist voranzukommen und weiter zu arbeiten. Auch das Quälen durch die 10te Überarbeitung fällt dann insgesamt leichter, weil man es ja nicht alleine macht und die Selbstzweifel werden nie so schlimm, dass ich mitten drin entscheide "mir gefällt mein Schreibstil nicht mehr, alles Löschen und Neu machen".
Titel: Re: Zu zweit ein Buch schreiben
Beitrag von: Fianna am 02. April 2020, 01:14:39
Es gibt inzwischen einige erfolgreiche Autorenduos, bei denen man am Titelblatt alleine nicht bemerkt, dass zwei Autoren am Werk waren: Julia Drosten, Judith C. Vogt, Sabine Martin, Iny Lorentz.

Für die letzten drei habe ich nach Interviews gesucht, in denen sie über ihren Schaffensprozess erzählen. Gefunden habe ich nur etwas von Iny Lorentz (die unter x Pseudonymen mehrere Genres bedienen). Hier wird gemeinsam die Vorarbeit geleistet, der erste Entwurf (storydriven) liegt in den Händen des einen und alle darüber hinaus gehenden Änderungen am Rohentwurf (characterdriven) in den Händen des anderen.
Die Begriffe in den Klammern habe ich nur zur Abgrenzung verwendet, sie stammen nicht von den Autoren.

Das fand ich interessant, da ich hier im Thread eher den Eindruck hatte, dass (wenn nicht verschiedene Perspektiven genutzt werden) eher ein gemeinsames Schreiben an denselben Textstellen praktiziert wird. Also genau das Gegenteil.

Besonders interessierten mich Julia Drosten und Sabine Martin, die historische Romane schreiben. Da habe ich jedoch nichts gefunden, und bei Judith & Christian Vogt auch nicht (die machen so viel Podcasts, vermutlich ist die Antwort in einem oder mehreren von diesen und damit nicht so einfach über Google aufzufinden.)