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Write or die und Qualität

Begonnen von Cherubim, 11. November 2010, 09:32:53

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Waffelkuchen

Ich hab Write or Die im letzten NaNo mal zwischendrin verwendet, als es nicht so lief und es hat super als Türöffner funktioniert. Also war es dieses Jahr wieder nötig, als es nicht gelaufen ist und hat mir wieder geholfen, aber diesmal werde ich wohl noch damit weiterschreiben. (Zumindest sehe ich im Moment keinen Grund, zu wechseln.)

Mein Pensum sind so 1000 Wörter in 30 Minuten, meistens läuft es eher auf 1100 - 1200 raus. Ich tippe recht schnell, also hab ich damit trotzdem zwischendrin noch Zeit, zu überlegen, Fehler auszubessern usw. Natürlich nicht die Welt, aber ich fühle mich nicht gestresst.
Einen Qualitätsunterschied merke ich dabei nicht, im Gegenteil - es kommt mir so vor, als würde ich leichter in den Fluss der Geschichte kommen und dadurch weniger abgehakt schreiben. Nachteil: Während ich nach 30 Minuten schreiben in meinem Normaltempo (so etwa 700 Wörter) noch voll konzentrationsfähig bin, brauche ich nach 30 Minuten Write or Die erst mal eine ebenso lange Schreibpause. (Die kann ich aber mit Lernen / Aufräumen / Essen füllen.)

Zitat von: Grey am 11. November 2010, 10:02:50Wenn man nicht weiß, was man schreiben soll und wie man es ungefähr schreiben soll, ist WOD eher kontraproduktiv, würde ich sagen.
Jap, das kann ich so unterschreiben. Ich nehme mir davor immer ein bisschen Zeit, mir konkret zu überlegen, was in die Szene alles reinmuss, nur so funktioniert es bei mir.

Also, für das normale Schreiben... Ich weiß nicht, manchmal vielleicht nützlich, aber dauerhaft würde ich es nicht verwenden wollen. Aber im NaNo, wo ich viel schreiben und viel Schule unter einen Hut bekommen muss, funktioniert es für mich optimal.         
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Du bist ungerecht und deshalb voller Hoffnung / Ich setze alles, warte auf den Wind
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Maja

Ich arbeite sehr gerne mit Write or Die, und die Ergebnisse sind durchaus gut - tatsächlich sehe ich keine Qualitätseinbußen im Vergleich zu anderen Texten, die ich früher geschrieben habe. Seit etwas über einem Jahr arbeite ich fast ausschließlich mit Write or Die, und wie Grey hilft es mir, die Konzentration zu wahren. Ich bin sehr leicht abgelenkt, und dieses schlichte weiße Feld, nur ich und meine Wortzahl, ist extrem hilfreich. Gerade weil das Programm so minimalistisch ist und nichts den Schreibfluß stört - wenn ich jetzt in einem Officeprogramm tippe, stört es mich extrem, wenn frisch geschriebene Wörter plötzlich rot unterschlängelt werden; mit Write or Die tippe ich so katastrophal wie ich will und lasse hinterher in OpenOffice die Rechtschreibprüfung drüberlaufen.

Dabei schreibe ich eigentlich ausschließlich im Pausenmodus (geht nur in der Desktop-Version); ich brauche den Druck nicht und die Geiger aus der Hölle und die rote Farbe. Ich brauche nur eine ablenkungsfreie Arbeitsumgebung, die alles abdeckt einschließlich der Taskleiste - ich will nicht sehen, daß es noch andere Programme geben könnte oder gar einen Webbrowser. Mir ist auch egal, wie schnell oder langsam ich geschrieben habe, mir geht es nur um die Wortzahl. Serienmäßig stelle ich 500 Wörter in 30 Minuten ein und schreibe dann um die sechs- bis siebenhundert, dafür bekomme ich dann die Fanfare, die auch meinem Freund sagt, jetzt darf er mein Zimmer wieder betreten.

Die Qualität sollte davon nicht beeinflußt werden. Write or Die schreibt nicht euer Buch, das tut ihr immer noch selbst. Ihr habt die Formulierungen in der Hand und den Plot im Kopf - warum sollte das Ergebnis dann schlechter sein als unter Word oder Openoffice? Huddeln führt immer zu Einbußen, aber Huddeln muß man auch nicht. Die Grenze ist nicht wie schnell man tippen kann, sondern wie schnell denken. Und das funktioniert bei mir sehr gut.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sonnenblumenfee

Ich persönlich habe festgestellt, dass ich manchmal mit Write or Die besser schreiben kann und manchmal einfach ein naderes Programm besser nutzen kann. Ich konnte noch nicht feststellen, wann das eine und wann das andere besser ist, aber ich würde jedem empfehlen, es mal auszuprobieren.

Ich habe auch nicht das Gefühl, das die Qualität darunter leidet, was aber daran liegen könnte, dass ich generell in der Rohfassung sehr niedrige ansprüche habe. Ich möchte vor allem erst mal was fertig kriegen, da ist mir die Qualität zunächst nicht so wichtig.
"Discipline is my freedom" - Gretchen Rubin

Derexor

Ich persönlich habe es mal ausprobiert, allerdings davor zu wenig geplannt und dementsprechend, das Programm nie wieder angelangt.

Für Desktop-Ausblendung benutze ich einfach Q10,  da sehe ich auch wieviel ich tippe.

Moni

Ich hab WoD vor längerem mal eine Zeitlang ausprobiert und festgestellt, daß es mich nervös machte, mit Zeitfenster zu schreiben. Wenn ich nervös werde, verkrampfe ich schreiberisch total und bekomme keinen ordentlichen Satz zustande. Ich muß während des schreibens öfters innehalten und meine Sätze überdenken können, das geht mit WoD nicht wirklich. Darum werde ich auch weiterhin bei meinen knapp 400 Wörtern in der halben Stunde bleiben und bin damit trotzdem zufrieden. Es werden auch schon mal 500 oder 600, wenn ich besonders gut im Fluß bin, aber ich sehe es nicht als zwingend nötig 1k oder mehr Wörter in einer halben Stunde zu produzieren.

Das Schreiben ist für mich immer noch Entspannung, kein Beruf, darum will ich jeglichen Streß daraus ausklammern können. Dementsprechend bleib ich bei meinem guten alten Word *tätschel*.  :vibes:
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Hr. Kürbis

Ich hab ja auch die Desktop-Version und die ist echt gut, eigentlich ... Es kommt aber sehr darauf an, wie man das Programm konfiguriert. Zur Demonstration hab ich neulich mal alle Regler hoch gedreht und das Programm dann wirklich in einen erbarmungslosen Sklaventreiber verwandelt. Da kam ich echt ins schwitzen, hab mich aber schließlich durchgesetzt. Nur hat die Qualität da echt gelitten und mir den Tag versaut.
Wie bei allem gilt es das rechte Maß zu finden, bei mir ist es die gesunde Mischung aus Druck und genug Zeit, Gedanken klar formuliert auf den Bildschirm zu bringen..

Moni

Na, aber wenn man das Programm so einstellt, daß man eben nicht unter Zeitdruck steht, dann kann man doch auch einfach in jeder anderen Textverarbeitung schreiben, oder sehe ich das falsch? Ich würde mir dann das Geld für die Desktopversion sparen...  :innocent:
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Maja

Zitat von: Moni am 12. November 2010, 15:01:52
Na, aber wenn man das Programm so einstellt, daß man eben nicht unter Zeitdruck steht, dann kann man doch auch einfach in jeder anderen Textverarbeitung schreiben, oder sehe ich das falsch? Ich würde mir dann das Geld für die Desktopversion sparen...  :innocent:
Also, ich schreibe eigentlich immer ohne den Zeitdruck und bin trotzdem sehr zufrieden mit der Software, weil sie alle Ablenkung entfernt. Ich muß mir keine Gedanken um Formatierung machen (setz ich das jetzt kursiv, damit der Leser die Betonung richtig erkennt?), um Rechtschreibung, Normseiten, um alles, was nicht Text und Wortzahl ist. Das war mir zehn Dollar allemal wert, und die Ergebnisse geben mir Recht.
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Robert Gernhardt

Derexor

@Maja, gibt es das gleiche nicht auch mit Q10? Ich sehe keinen Grund WoD zu kaufen.

Tokanda

Angeregt durch die Diskussion hier, habe ich mir die Software heute heruntergeladen und bin... überrascht. Zwar kann ich auch mit Scrivener den gesamten Bildschirm ausblenden und habe dann auch dort nur noch ein weißes Blatt vor mir, Aber Write or Die bietet ja zusätzlich noch die Komponente "Zeitterrorismus" und das hat mich mehr motiviert, als ich dachte, was sich auch positiv auf den Wordcount auswirkte.
Vermutlich funktioniert das nicht an jedem Tag für mich gleich gut, aber an so Tagen wie heute, an denen ich lieber im Forum surfe, als meinen Plot weiterzuschreiben, wirkt das wirklich Wunder.  :) 

Maja

#25
Zitat von: Derexor am 12. November 2010, 17:22:53
@Maja, gibt es das gleiche nicht auch mit Q10? Ich sehe keinen Grund WoD zu kaufen.
Drei Gründe:
1. Ich habe gerade Q10 gegooglet, vorher kannte ich das nur als ein Wundermittel gegen Falten. Write or Die habe ich seit über einem Jahr

2. Wenn ich sehe, was ich alles einstellen kann bei Q10, würde ich wahrscheinlich wieder anfangen, mit der Software rumzuspielen, statt zu schreiben

3. Ich sehe nur *.exe-Dateien für die Installation. Dann kann ich das Programm unter Linux zwar über den Wine installieren, aber der Programmstart dauert abstoßend lange. Write or Die basiert auf der Adobe Air Engine, die in den Paketquellen von Ubuntu vorhanden ist, und wann immer mir nach Schreiben ist, kann ich das Programm in Sekundenschnelle starten, während ich während der Wine reinlädt vermutlich erst mal eine "schnelle" Runde Mah Jongg einschieben würde - mit den üblichen Folgen

Daher bereue ich meine zehn Dollar immer noch nicht.


EDIT:
Hab es mal installiert und ausgetestet. Es braucht gut 25 Sekunden für dne Programmstart, bei drei Sessions am Tag, 300 Tage im Jahr, umgerechnet auf meinen Stundenlohn - da hab ich mein Write or Die schnell wieder drin.
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Robert Gernhardt

Hr. Kürbis

Allein die Möglich, einzustellen, dass man den Text nicht speichern kann, bevor man sein Ziel erreicht, ist Gold wert. Ich hab es gerade noch mal in meiner üblichen Konfiguration gestartet ... und in dieser Woche mein NaNo Pensum noch nie so schnell geschrieben. Ohne Fernsehen nebenbei, ohne Internet, ohne mal-eben-in-die-Küche-rennen-und-Tee-kochen.
Allein das macht die zehn Dollar (bei gutem Kurs nicht mal ein Taschenbuch!) für das Programm mehr als wert. Und ich hab eben den Vorteil, es läuft auf ALLEN meinen Computern! (PC-Desktop, Mac-Schleppi, Linux-Netbook).

Malinche

Ich habe 15.000 Wörter in anderthalb Tagen rausgehauen - dank WOD. Und gestern Abend, weil ich das alles noch mal formatieren musste - wie erwähnt: die Ästhetikschreiberin in mir mag WOD noch immer nicht -, bin ich über den ganzen Quark noch mal rübergegangen und habe festgestellt, dass es gar nicht mal so großer Quark ist. Sicher, ich bin jetzt auch noch im NaNo-Fieber und die Überarbeitungsphase kommt. Aber da waren teilweise Absätze bei, bei denen ich dachte: Wow. Das habe ich geschrieben, als ich ins WOD gehämmert habe? Nach meinem Gefühl ist die Konzentration an kleinen Tippfehlern höher, aber was Stil und sprachliche Bilder angeht, habe ich keinen Unterschied zu meinen Word-Texten gemerkt.

Es geht ja bei WOD auch gar nicht primär um den Zeitdruck, wie einige hier schon angemerkt haben, sondern um das Dranbleiben. Und ein normales Textverarbeitungsprogramm lässt es eben zu, dass ich neben her ICQ und Skype aufhabe, im TZ herumsuche und mich mit anderen Sachen ablenke. WOD fordert absolute Aufmerksamkeit für das Manuskript ein, und das ist zwischendurch gar nicht so schlecht.

Ob und wie sehr die Qualität leidet, hängt nicht nur davon ab, ob man jetzt mit WOD schreibt oder nicht. Die persönliche Tagesverfassung spielt da genauso rein wie die vorige Plotplanung und die Art von Szene, die man runterschreibt. Ich bin nach den letzten beiden Tagen der Meinung, dass man auch mit WOD Sachen produzieren kann, die sich qualitativ nicht hinter dem verstecken müssen, was man mit OO/Word/etc. fabriziert - sprich, der Überarbeitungsbedarf ist nicht unbedingt größer. Auch dass das nachträgliche Formatieren Zeit frisst, ist da kein wirkliches Argument, denn mir hat das gestern schon als erste Überarbeitungsphase gut geholfen.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)