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Die Sache mit der Einrichtung

Begonnen von Feuertraum, 29. Oktober 2010, 09:53:16

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Feuertraum

Einen wunderschönen guten Morgen!  :winke:

Ich lese gerade das Buch "Der Elbenschlächter" und bin neidisch auf die ganzen Raumeinrichtungsbeschreibungen, die die Autoren in die Geschichte einfließen lassen. Da empfinde ich meine Einrichtungen richtig blaß. Jedenfalls grübele ich drüber nach, was man machen kann, um das Innen und das Außen richtig auszustatten.
Wie handhaben Sie das mit den Möbeln und der Deko? Haben Sie immer diverse Kataloge/Prospekte/Zeitschriften zur Hand? Nutzen Sie eine Software (Einrichtungsplaner) ? Haben Sie eine Liste, auf der sämtliche Gegenstände aufgeführt sind und Sie picken sich das raus, was Sie im Raum haben möchten?
Oder nutzem Sie etwas vollkommen anderes?
Haben Sie einen bestimmten Trick, dass die Möbel sowohl stilistisch als auch farblich zusammenpassen?

Neugierige Grüße und schon einmal dankeschön im Voraus
Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Thaumaturgon

Hallo Feuertraum!

Die aufgezählten Tipps und Methoden finde ich gut - ich habe kurz darüber nachgedacht, so etwas auch anzuwenden. Dann habe ich mir die Frage gestellt, wie ich so etwas mache, und bin auf folgende Antwort gekommen.

Ich bin Improvisationsschauspieler. Zu den Techniken dieser Sparte gehört es auch, mit pantomimischen Gesten illusionäre Räume zu erschaffen, in denen die Handlung sich zuträgt. Es ist ganz selten, dass man vom Fleck weg eine konkrete Vorstellung von einem komplett eingerichteten Raum hat, meistens sind dies dann Räume, an die man sich erinnert oder Abwandlungen davon.
Ich entdecke Räume, anstatt sie zu erfinden. Das bedeutet, ich versetze mich in die Stimmung, die der Raum ausdrückt oder trägt, die Wirkung, die er haben soll. Meistens habe ich aufgrund der Szenen, die sich in dem Raum abspielen sollen, schon bestimmte Fixpunkte, die enthalten sein sollen (ein großer Birnbaum, ein Sessel, ein Bücherregal, ein Brunnen). Und dann lasse ich die Protagonisten durch den Raum gehen. Wie viel Platz haben sie zwischen den Dingen? Was finden sie wo? Was würde der Einrichter des Zimmers mit dem Sessel und dem Regal kombiniert haben, was für ein Typ ist der? Welche Dinge sprechen dieselbe Formen- und Materialsprache wie die Fixpunkte? Oder ist alles durcheinander, weil der Besitzer ein Chaot ist?
Ich erforsche gedanklich bei einem Rundgang den Raum unter Aufrechterhaltung der gewünschten Stimmung, allgemein gesprochen. Manchmal entsteht der Raum auch während der Szene, indem die Charaktere sich darin begegnen. Am Ende müssen dann aber Widersprüchlichkeiten ausgemerzt werden. Die Methode führt dazu, dass man im Raum alles hat, was man braucht, und keine Kollisionen mit dem Plot vorkommen. Wenn eine einführende Beschreibung des Raumes erwünscht wird, würde ich die nach der Szene schreiben und an ihren Anfang setzen.

War das eine brauchbare Antwort?

Grüßle

Thauma

Kati

Darüber habe ich mir so noch nie Gedanken gemacht, aber jetzt, wo Sie es ansprechen, habe ich es mal getan.
Also, irgendwelche Hilfsmittel habe ich meistens nicht, selbst die Grundrisse von Häusern habe ich nur im Kopf und trotzdem weiß ich wo alles ist. Mit der Raumeinrichtung ist das so eine Sache. Ich habe keine Ahnung, wie es dort aussieht und dann öffnet der Charakter die Tür und der Raum ist einfach da, samt Einrichtung und allem. Das kommt einfach, ich habe noch nie darüber nachgegrübelt, wie wo was zu stehen hat. Das einzige Mal, das ich etwas in die Richtung unternommen habe, war vor ein paar Tagen, als ich das Buntglasfenster einer Kirche beschreiben wollte und mir dafür ein Bild aus dem Internet gesucht habe. Aber sonst? Ich mach das wohl eher unterbewusst, ohne darüber nachzudenken...

Die Antwort ist wohl nicht hilfreich... ::) Mich interessieren jetzt mal die nächsten Beiträge zu dem Thema. ;D

Sanjani

Hallo Feuertraum,

tja, das mit der Einrichtung ist für mich auch oft ein großes Problem, zumal ich selber Möbel ja nicht sehen, sondern nur abtasten und sie mir beschreiben lassen kann. Da fallen dann auch Kataloge und Prospekte weg.

Ich wollte mir mal eine Datei anlegen und dort aus allen gelesenen Büchern die Einrichtungen rausschreiben, welches Haus, welcher Raum und dann das, was drin steht. Nicht um es dann eins zu eins zu übernehmen, sondern um eine Vorstellung davon zu bekommen, was für Farben wie zusammenpassen und was in einem vornehmen Raum gut ankommt bzw. in einem heruntergekommenen Abbruchhaus.
Bisher ist es beim Vorsatz geblieben, aber ich habe in letzter Zeit wieder mehr Ambitionen dahingehend mehr zu machen.

Manchmal ist es bei mir aber auch wie bei Thauma, dass ich in das Haus komme zu dem Prota und weiß, was da rein muss. Dann scheitert es manchmal an der Umsetzung, in diesem Fall frage ich Freundinnen oder Familienangehörige, die das, sofern nötig, auch im Selbstversuch testen :)

Meine Einrichtungen sind aber trotzdem immer noch sehr blass. :(

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Smaragd

Interessante Frage! Das einzige Mal, dass ich mich damit bewusst beschäftigt habe, waren die Wohnungen von Rollenspielcharakteren, die immer mal wieder auftauchen und für die ich mir deswegen eine Beschreibung zusammengeschrieben habe, von der ich immer mal wieder Bruchstücke verwende.
Sonderbar, dass Sie die Frage ausgerechnet jetzt aufwerfen, vor einigen Tagen habe ich nämlich schonmal gedacht, dass ich für mein Nano-projekt auch die Behausung meiner Prota etwas genauer beschreiben sollte.

Die Vorgehensweise ist aber eigentlich ziemlich einfach: Zuerst überlege ich mir den sozialen Status der Person, der der Raum gehört. Dann überlege ich mir, welche Attribute in dieser Kultur dazu passen. Im Palast gibt`s dann gerne mal Goldeinlegearbeiten oder feine Schnitzereien, im Zimmer des Schmied ist alles eher grob zusammengewürfelt und ganz auf die Funktion ausgerichtet.
Wie alles zueinander passt - da mache ich es mir einfach. Die Form von Möbeln wird dann als elegant, klobig oder wie auch immer beschrieben, ohne dass ich es wirklich genauer ausführe. Die Farben sind etwas kulturabhängig; ich habe Kulturen, die sanfte Farbe vorziehen und deswegen jede kräftige Farbe als unpassend/schrill oder zumindest auffällig empfinden würden und andere, die gerade kräftige Farben mögen (meine Paradiesvogel-Kulturen ;)).
Zur Not kann man sich immer damit retten, dass Einrichtung Geschmackssache ist: Der eine mag vielleicht rot und blau im selben Zimmer, für den anderen beißt es sich. Der eine mag etwas stilistische Abwechslung, der andere findet es geschmacklos. In der Hinsicht spiegeln Räume, die wirklich bewusst eingerichtet wurden, immer viel von dem Geschmack (und dem Reichtum) des Besitzers wieder.

Sternenlicht

Da ich selbst nicht gern lange Beschreibungen lese, versuche ich mich bei der Beschreibung von Räumen auf wenige Kernpunkte zu beschränken. Eine Momentaufnahme von prägnanten Gegenständen oder sonstigen Besonderheiten, die den Raum auszeichnen. Über weitere Details, Grundrisse o.ä. mache ich mir nur Gedanken, wenn es tatsächlich eine Rolle für die Handlung spielt.
Für mich ist wichtig, das die Einrichtung entweder die Person charakterisiert oder eine bestimmte Atmosphäre für die Szene schafft - bestenfalls beides. Insofern kann es auch sein, dass sich ein Zimmer während der Überarbeitung komplett ändert ;).
Meist entsteht das Bild unmittelbar in meinem Kopf, aber zur Not hilft mir ein bisschen Surfen im Internet. Ich suche einfach nach Bildern zu bestimmten Suchwörtern (z.B. kühl, funktional, Designermöbel o.ä.).

zDatze

Die meisten Räume entstehen bei mir auch spontan. Der erste flüchtige Eindruck der Gegenstände, die einem sofort ins Auge springen und später füge ich nur mehr die Dinge hinzu, mit denen mein Chara interagiert. Mir ist es so lieber, als wenn mir jemand eine trockene Aufzählung aller vorhandenen Möbelstücke liefert. Wobei ich auch oft einfach die Einrichtung Einrichtung sein lasse und später die nötigen Details einbastel.

Es kommt aber auch darauf an, ob die Location öfter genützt wird, finde ich.
Als Vorlage für die Wohnung einer Prota hab ich mir einfach die Studentenwohnung eines Freundes genommen. Die hat einfach gepasst. Von der Größe, der Aufteilung. Außerdem hatte ich den Vorteil, dass ich mich beim Schreiben besser zurechtfinde, wenn ich schon einmal in den Räumen war. :D

Außerdem kann man einen Raum auch anders entstehen lassen. Durch Stimmung, Lichteinfall, vielleicht auch angepasst an den Gemütszustand des Charas. Wenn jemand schlecht drauf ist, dann wird eine quietschbunte Tapete sicherlich keine Freudenstürme auslösen - eher das Gegenteil.

Kataloge habe ich auch schon gewälzt, aber eher mit mäßigem Erfolg. Die Bildersuche von Google hab ich auch oft in Verwendung, wenn ich einen Eindruck von Gegenständen brauche. Ab und zu eine Skizze ... aber das wars dann auch schon. :)

Kraehe

Für meinen Teil bin ich kein Gerne-Leser langer Beschreibungen. Wenn man es aber gut in den Text einarbeitet und so kann so eine Raumübersicht auch was für sich haben.
Mein noch aktuelles Projekt hat sich großteils im Freien zugetragen oder in so oft wechselnden Räumen dass sich da eine Beschreibung ksum lohnt. Nur einmal war ich, relativ am Schluss, mehrfach in der Wohnung eines der sekundären Protas.
Bei deren Beschreibung bin ich keinesfalls mit Prospekt vorgegangen.

Aber die Wohnung/ein Raum muss für mich immer

a) zum Volk/Lebensraum des Charas passen
b) zu seinem Hintergrund/seiner gesellschaftlichen Stellung passen
c) seinem Charakter und seinen Vorlieben entsprechen

Dabei habe ich dann gleichzeitig mehr über ihn gelernt - er ist ein sehr einflussreicher Herrscher, sein Heim aber total schlicht gehalten, abgesehen davon dass es viel größer als die Quartiere der anderen ist. Und er ist privat enorm unordentlich  ::)

Churke

Die erste Frage ist natürlich, on man solche Beschreibungen überhaupt will. Ich tue mich schwer damit und beschränke mich auf das Wesentliche, d.h., ich beschreibe dann etwas, wenn ich es für wichtig halte.

Wenn es dann doch mal not tut, dann orientiere ich mich an Bekanntem. Also realen Orten/Einrichtungen. Zum Beispiel das Dürer-Haus in Nürnberg oder das Büdinger Schloss oder oder oder. Generell beschreibe ich nur Möbel, die ich live, als Foto oder als Rekonstruktionszeichnung gesehen habe.

Rigalad

Ich bin auch kein großer Fan von langen Beschreibungen. Weder beim Lesen noch beim Schreiben.
Wenn ich für die Handlung keine zwingende Beschreibung brauche, belasse ich es auch dabei, dass der Prota ihn kaum bewusst wahrnimmt.
Bei meinem aktuellen Roman habe ich Vergleiche zurate gezogen, Klischees benutzt. Meine Protas leben zum Beispiel in einem schottischen Cottage, also werden massive Holzmöbel und der Kamin selbstredend erwähnt. Aber was welche Farbe hat, zähle ich nicht extra auf, sondern lass es mal einfließen, indem der Prota Kaffee auf dem weißen Wohnzimmerteppich verschüttet oder sich am Bauerntisch stößt.
Mein Vampirroman spielt zu weiten Teilen in einem Herrenhaus, da beschreib ich die Räumlichkeiten auch auf die Weise, dass ich mir vorstelle, wie mein Chara durch die Zimmer spaziert und Eindrücke wahrnimmt.

Feuertraum

Moinsen  :D

Ersteinmal vielen lieben Dank für die Antworten; ich muss gestehen, dass ich an ein "Ausführliche Beschreibungen werden nicht so gerne gelesen" gar nicht gedacht habe  :schuldig:
Die Tipps und Kniffe klingen auf jeden Fall sehr interessant. Ich werde sie gerne einmal ausprobieren.

LG
Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...