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[Recherche] Kriminalistik in den 20er Jahren

Begonnen von Alaun, 25. Juli 2010, 16:24:07

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Alaun

Hallo liebe Tintenzirkler!

Ich grüble gerade an einem Detail herum und frage mich, ob jemand von euch das vielleicht zufällig schonmal gelesen oder recherchiert hat. Meine Recherchen über Google sind eben leider recht erfolglos gewesen.

Es geht darum, wie weit die "Spurensicherung" in den 1920er Jahren eigentlich schon entwickelt war. Was haben die an Tatorten untersucht? Ich weiss, dass man in Europa ab ca. 1900 schon mit der Daktyloskopie (also dem Fingerabdruck) gearbeitet hat.

Aber mich interessiert vor allem: wie wurden Beweisstücke sicher aufbewahrt? Heutzutage steckt man sie in kleine oder größere Plastiktütchen. Hm. Die gab es aber damals noch nicht. Hat man eventuell Gläser genommen, um die Dinge begutachten zu können, ohne selbst Spuren darauf zu hinterlassen?

Und wenn all das hier niemand weiss (was ich mir gut vorstellen kann)- an wen könnte man sich wenden, um so etwas zu erfahren? Ich kann ja schlecht einfach die Polizei anrufen und nachfragen. Und wahrscheinlich wissen die sowas ja auch nicht ;)

Dankeschön und liebe Grüße!
*Aquamarin


Felsenkatze

#1
Das ist ein klassisches Recherchethema, ich hab's mal geschoben.

Kriminalistik in den 20ern dürfte nicht sehr weit entwickelt gewesen sein. Schon in der Serie "Life on Mars", die in den 70ern spielt, wischen die Polizisten das Blut vom Tatort einfach weg (soll nicht jeder sehen) und lachen sich tot über die Vorstellung, dass von Haut Fingerabdrücke genommen werden könnten. Genauso kann ich mir nicht vorstellen, dass man Beweisstücke überhaupt irgendwie kontaminationsfrei untergebracht hat - wozu auch? Faseranalysen etc. gab es noch nicht.

Muss zugeben, genau weiß ich es nicht, aber wenn man in Amazon "Kriminalistik" und "Geschichte" eingibt, kommt man schon mal auf das hier:

http://www.amazon.de/T%C3%A4ter-Spur-Eine-Geschichte-Kriminalistik/dp/3896782754/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1280068192&sr=8-1 Vielleicht hilft das ja was.

Außerdem - zum Fragen stellen eignet sich immer mal wieder das "Geschichtsforum" (wie an anderer Stelle mal erwähnt) http://www.geschichtsforum.de/. Man kann dort durchaus als Gast mal Fragen stellen, und es treiben sich eine Menge Fachwissenschaftler da um.

et cetera

Vielleicht kann man dir in einem Institut für Kriminologie oder Kriminalistik weiterhelfen.

http://www.ifk.jura.uni-tuebingen.de/
http://www.ki-j.de/

Es gibt außerdem ein Wiki über Kriminalistik, das Krimpedia, das aber momentan nicht verfügbar ist.

Ansonsten könntest du über den KVK (Karlsruher Virtueller Katalog) schauen, was es in Deutschlands Bibliotheken zu dem Thema gibt.

Alaun

Hey,
dankeschön für die Tipps! Krimpedia habe ich auch schon aufzurufen versucht, mal sehen, wann das wieder geht. Die Idee mit den Instituten ist auch nicht ohne, da gucke ich mal. Danke!

@Felsenkatze: Huch, da hab ich was falsch gepostet, Tschuldigung... Und danke fürs Schieben! 

Lavendel

Wenn ich mich nicht total täusche, sind lange die Zeugenaussagen und die Beobachtungsgabe bzw. Befragungstechniken des Detektivs das wichtigste Mittel zur Lösung eines Kriminalfalles. Es wäre vielleicht auch hilfreich, Agatha Christie, Carolyn Keene oder so Sachen zu lesen, um einen Überblick über die Ermittlungstechniken zu bekommen?

Churke

#5
Was mir noch einfällt: Bei der Fachhochschule des Bundes (die bilden die Kripo aus) nachfragen, ob die alte Lehrbücher aus der Zeit haben. Und natürlich, ob du die vielleicht mal sehen dürftest...  :engel:

Edit: Ein Nachtrag.

Der Grazer Untersuchungsrichter und Staatsanwalt Hans Groß erkannte bereits vor über 100 Jahren, dass der Sachbeweis in hervorragender Weise geeignet sein kann, die Beweisführung auf möglichst objektive Weise durchführen zu können. Bereits 1893 gab er sein ,,Handbuch für Untersuchungsrichter" heraus, in dem er ein System der Kriminalistik präsentierte, das weltweit eine maßgebliche Ausbildungs- und Arbeitsgrundlage für die Verbrechensaufklärung wurde.
http://www.gerhard-schmelz.de/42238.html

Also: Hans Groß: Handbuch für Untersuchungsrichter, 1893

Lavendel

Ich kenne mich natürlich jetzt nur literarisch aus, aber Sachbeweise und das objektive Beurteilen von Fakten sind ja auch schon bei Sherlock Holmes ziemlich bedeutsam. Und der war warhscheinlich zumindest bis weit in die 20er hinein das absolute Idealbild des Detektivs. Obwohl ich natürlich nicht sagen kann, inwieweit sich dieses Bild tatsächlich auf die reale Kriminaltechnik ausgewirkt hat.

Sternenlicht

Ich weiß nicht, ob das Thema noch aktuell ist, aber hier noch ein kleiner Tipp:
Such doch im Internet mal unter "Call of Cthulhu" 1920.
Das ist ein Rollenspiel, dass sich an den Horrorgeschichten von Lovecraft orientiert, also zumindest teilweise in der "normalen Welt" spielt. Um diesen Part so "realistisch" wie möglich zu gestalten, gibt es entsprechende Hintergrundbücher oder auch Sammlungen im Netz, die sich mit dem alltäglichen Leben, aber auch mit Ermittlungsmethoden usw. in der entsprechenden Epoche beschäftigen. Da die 1920er eine der bevorzugten Epochen bei "CoC" sind sollte sich zu dem Thema etwas finden lassen.

Alaun

Wow, das ist ein guter Tipp! Da gehe ich gleich mal stöbern. Vielen Dank!