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Spannung im Thriller

Begonnen von Runaway, 05. Juli 2010, 15:19:19

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Runaway

Da es gerade akut ist und mich wieder tierisch nervt (schon von Anfang an), mal eine "off-Genre"-Frage meinerseits: Muß eigentlich ein Thriller nonstop spannend sein?
Seit ich an meinem arbeite, glaube ich das aus irgendeinem Grunde, obwohl ich mir selbst sage, daß es Schwachsinn ist. Kann ja nicht auf jeder Seite einer sterben oder so.
Da dürfen durchaus auch Nebenhandlungen passieren, solange die auch irgendwas damit zu tun haben oder die Haupthandlung sonstwie fördern, oder?
Fallen jemandem Positiv- oder Negativbeispiele ein?
Ihr schreibt und lest ja auch nicht alle nur Fantasy ein und deshalb würde ich euch gern fragen - ist gerade meine top Anlaufstelle mit versammelter Kompetenz! Und wo wir gerade bei Schubladendenken sind...

Linda

#1
Ja. ein Thriller muss spannend sein. Spannung ist aber was anderes, als Action oder Tote :-)

Sprich, ein actionreicher Einstieg ist am besten. Dann darf die Kurve etwas fallen, sollte dann aber kontinuierlich (und zwar am besten in allen Handlungssträngen alternierend) steigen. Zwischendrin mal bremsen ist ok, aber die Spannung muss dann auch wieder über den vorherigen Punkt gehoben werden.
Das gleiche gilt übrigens auch für andere Genres. Spannung kann auch durch Suspense erzeugt werden, durch falsche Fährten, Vorausdeutungen und andere Verwicklungen. Cliffhanger sollten nicht zu sehr übertrieben werden. Wendepunkte lassen oft die Spannung abbrechen und erneut in eine andere Richtung ansteigen.
Ich kann nur dazu raten, das Genre, das man schreibt, (bzw schreiben will) auch selbst exessiv zu lesen (also 2 bis 3 Bücher die Woche und das über Wochen und Monate, wenn man nicht sowieso schon ein Fan ist) 

Beispiele? Ganz unbescheiden empfehle ich meinen "Eiswolf" (Polar-Fantasy) und wenn man es realistischer haben will - "Unter dem Vollmond" (Mystery-Thriller mit Liebe). Beiden haben die Leser gute Spannungskurven attestiert. Dazu kann ich dann nämlich auch bei Fragen 'was sagen.

Ansonsten darf man lesen, was einem Spaß macht. Bsp Preston & Child, Clive Cussler, mag man's sanfter Mary Higgins Clark oder etwa Kate Pepper. Politthriller wie Robert Ludlum (Bourne xxx), Serienmörder-Epen wie von Richard Montanari (zB Lunatic, fand ich wegen des Märchenthemas interessant). Und ok, auch Dan Brown ;-) man muss ja wissen, wie ein Mega-Bestseller funktioniert.
Eschbach hat auch einige gute Thriller geschrieben. Und zB im Jugendbereich gibt es auch eine ganze Menge Thriller.
Einige der Sachen sind auch verfilmt worden, aber ich würde erst mal zur Lektüre greifen und dann zum Vergleich evtl noch die eine oder andere Verfilmung anschauen.


Gruß,
Linda

Derexor

Ich finde ein Thriller muss nicht nonstop spannend sein. Es können durchaus zwischendurch auch mal Stellen kommen an dennen nur Infos verbreitet werden, diese sollten aber ordentlich rüber gebracht und immer mit einem kleinen Fragezeichen im Nacken geschrieben werden. "Spannend" ist ja nicht gleichbedeutend mit Non-Stop Action.

@Topic, ich lasse mich niemals in irgendein Genre stopfen. Wie für Maja, ist für mich "Fantasy" eher eine Kulisse, denn Handlungsrelevant.

Runaway

#3
Das mit den Toten war jetzt auch nur ein Beispiel ;) Auf jeden Fall beruhigt mich das jetzt. Ein exzessiver Thriller-Leser bin ich schon, nur grad nicht zur Zeit. In meinem Bücherregal stapelt es sich aber massiv neben Fantasy und historischen Romanen! Im Augenblick nimmt mich Terry Goodkind in Beschlag, Das Schwert der Wahrheit... sind ja nur 11 Bände  :o
Ich glaub, mein Problem ist eher die wie immer mangelnde Distanz zwischen Künstler und Werk. Die eigenen Sachen beurteilen sich immer so schlecht  8)
Falsche Fährten und Andeutungen hab ich auf jeden Fall auch drin... alles gut eigentlich. Wahrscheinlich spinne ich mir nur wieder selbst einen zurecht.
Aber was ist eigentlich ein übertriebener Cliffhanger?  ;D

Linda

Zitat von: Runaway am 05. Juli 2010, 16:45:44
Aber was ist eigentlich ein übertriebener Cliffhanger?  ;D

kommt vermutlich auch immer auf den Einzelfall an. Ich persönlich und für meinen Teil finde es besseres Handwerk wenn man Spannung durch lange Bögen und Entwicklungen erzeugt, als einfach jedes Kapitel an einer spannenden Stelle zu unterbrechen (hüstel) ...

Nichts gegen Cliffhanger, ab und an ... aber dauernd?

Gruß,
Linda

Runaway

ach so... es geht also eher um inflationäres Auftreten und "es sich einfach machen". Da stimme ich zu.
Wobei ich zugebe, daß ich das totale Opfer für Cliffhanger bin. Ich gestehe: Dan Brown hat es mit Meteor und auch in Illuminati geschafft, mich durch diese ständigen Cliffhanger und Handlungsstrangwechsel dazu zu zwingen, nonstop weiterzulesen. Ziel erreicht ;)
Aber schön ist was anderes, das ist wahr. Überall Cliffhanger machen ist einfach - das ist in einem Sinne simpel, daß es irgendwann langweilt.

Maja

#6
@Runaway
Es ist dir nicht verboten, mehr als ein neues Thema am Tag aufzumachen. Aber ein thematisch genau festgelegtes Thema auf eine völlig andere Sache umpolen, das sehe ich gar nicht gern. Es läuft dem Konzept von themenbasierten Foren zuwieder; dies ist keins von den alten baumartigen Messageboard, wo man beliebig viele Zweige aufmachen konnte, bis die Übersichtlichkeit gänzlich dahin ist.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Cherubim

#7
Ich als alter Thriller Fan kann mich Linda nur anschließen. Spannung auf verschiedenen Levels immer, aber man kann und soll auch immer mal wieder die Aktion raunehmen.

Ich persönlich finde gerade die zwischenmenschlichen Aktionen aufregender als das große Blutvergießen. Der Leser sollte auch Zeit und Gelegenheit bekommen sie Charaktere in "Alltagssituationen" kennen zu lernen um besser mitverfolgen zu können wie sie sich verändern. Ängstlicher, mutiger, böser wie auch immer werden. Gerade die leisen Töne, gut gemacht, finde ich unverzichtbar damit einem bei dem schlimmen Szenen ein Schauer über den Rücken läuft.


[MAJA]
Doppelpost gelöscht, alten Post an diesen Thread angehängt.
[/MAJA]

Runaway

@ Maja
Och manno! :wums: Ich hatte das neue Thema schon auf und dann dachte ich aber: nee, das ist thematisch zu ähnlich, nachher wirds an den anderen drangepackt, tu es mal direkt da hin ;) Gut gemeint und trotzdem falsch gemacht. Sorry.
Hab mich nicht so recht getraut, weil's ja nun kein Fantasy ist  ::)

Next time...

Jedenfalls konntet ihr mich vorhin zu einem zweistündigen Brainstorming motivieren, das zum großen Teil in die Richtung ging, die Cherubim angesprochen hat.
ZitatGerade die leisen Töne, gut gemacht, finde ich unverzichtbar damit einem bei dem schlimmen Szenen ein Schauer über den Rücken läuft.
Ja, absolut. Hab mich andernorts schon drüber ausgelassen - erst hübsch eine Idylle aufbauen, die man zerstören kann. Ich komme langsam dahinter, wie beides ineinandergreifen kann und soll und versuche jetzt, beides noch besser ineinander zu verzahnen, so daß idealerweise jede dieser Alltagssituationen irgendwie wichtig ist.


Hm, nochmal was wegen Threads und Nicht-Fantasy: Wäre es eigentlich ein Problem, wenn ich dafür bei Gelegenheit einen Betaleser suchen wollte? @ Mods
Bevor ich jetzt wieder was Blödes mache, frag ich doch einfach mal!  ;)

Maja

Zitat von: Runaway am 05. Juli 2010, 23:43:04
@ Mods
Bevor ich jetzt wieder was Blödes mache, frag ich doch einfach mal!  ;)
Das kannst du ruhig tun, gib einfach im Threadtitel als Genre [Thriller] an und warn die Kandidaten, daß es kein Fantasy ist. Sollte kein Problem darstellen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Runaway

Supi :) Das ist gut zu wissen. Da war ich jetzt doch etwas verunsichert in Sachen Nicht-Fantasy ;)

Telas

#11
Ich sehe es ähnlich wie Steffi.

Ein spannender Anfang ist wohl essenziell für einen guten Thriller, denn ansonsten schläft der Leser schon auf den ersten Seiten ein. Wer einen Thriller kauft, der will eben nicht erst eine detaillierte, zweihundert Seiten lange Beschreibung der Umgebung.
Das ununterbrochen etwas dramatisches passiert, überfordert mich als Leser zum Beispiel. Ich brauche Phasen, in denen die Spannung immer ein wenig abfällt, damit ich das voran gegangene erst einmal verdauen kann. Der Höhepunkt sollte allerdings am Ende des Buches liegen, aber ich denke, das ist selbstredend.
Wenn du ein ununterbrochen dramatisches Buch schreiben willst, könnte es sehr kurz geraten, da Seiten füllende Zwischensequenzen fehlen.
Ansonsten würde ich sagen, Spannung ja, aber nicht um jeden Preis. Man muss in einem guten Thriller nicht jeden Prota umbringen.

Runaway

#12
Hehe... ja... der Anfang ;D
Ich hatte mich für einen Prolog entschieden und da auch einen schönen netten Anfang geschrieben. Die erste Leiche treibt im Wasser und sieht alles andere als gut aus ;) Das ist auch total schön so und gibt einen guten Ausblick.
Dann kam aber mein Freund um die Ecke und meinte: Schreib doch mal, wie der Killer ein Opfer tötet.
Gesagt, getan. Das geriet dann nur eine Spur heftiger als geplant - das ist so ne Szene, wo man sich hinterher fragt, ob man eigentlich selber noch ganz dicht ist ;)
Diese Version ist um einiges spannender, allerdings ist die auch um einiges brutaler und ich überlege jetzt schon die ganze Zeit, ob man das da so hinschreiben kann. Ich würd's ja tun. Frei nach dem Motto: Wer das nicht verkraftet, braucht sowieso nicht weiterlesen ;)
Meine "Betaleser" (die Bezeichnung greift in dem Falle vielleicht zu weit) meinten aber, ich soll die harmlose Version stehenlassen.
Jetzt sagte Larry Beinhart in seiner schönen Thriller-Abhandlung: Wenn der Leser etwas sagt, höre unbedingt auf ihn!
Aber in jedem Fall? ;D

Hat vielleicht jemand Lust, sich beides anzugucken und seine Meinung dazu zu sagen? Sind insgesamt um die 800 Worte, also eher so ein Häppchen für zwischendurch.

Was detaillierte Beschreibungen angeht, überlasse ich die natürlich Tolkien ;) Ansonsten stimme ich dir da aber auch völlig zu. Jetzt geht es darum, die Balance zu finden. Der Höhepunkt ist am Schluß, so wie es sein soll, Zwischensequenzen sind da, es stirbt auch nicht jeder... ;)
Aber mein Problem ist eben, daß ich wirklich schlecht einschätzen kann, ob alles so paßt. Wahrscheinlich bin ich grad einfach nur zu kritisch - wie war das noch? Der Autor ist sein schärfster Kritiker.  :pompom:
Die bisherigen Leser hatten nix zu meckern, aber ich glaub denen natürlich nicht ;D Vielleicht kennt ihr das.
Möglicherweise sollte ich einfach den Perfektionisten in mir mal in den Urlaub schicken!

Hm, jetzt hätte ich beinahe noch was vergessen. Also es ist so, daß meine Prota mehr oder weniger unfreiwillig in die Sache hineingeworfen wird - deshalb wechselt sich am Anfang die Charaktereinführung und die Beschreibung ihres (noch!) intakten Lebens mit dem ab, was der Killer so treibt, bis sich das nach kurzer Zeit trifft und das Ganze dann Stück für Stück ihr Leben aus den Fugen hebelt. Erwartungsgemäß mündet das Ganze in der Katastrophe.
Das klingt doch eigentlich schon ganz gescheit, denke ich.

Moa-Bella

Mit der Spannung kann man es aber auch übertreiben, das ist ein Grund, warum ich keine Krimis mag. Wenn man 5000 Hinweise hat, alle widersprechen sich und das geht immer so weiter, ist irgendwann ein Punkt erreicht, an dem die Spannung in sich zusammen bricht und man eigentlich nur noch das Ende wissen möchte. Wichtig ist vor allem, dass man das alles nicht nur liest, um zu wissen, wie es ausgeht und dafür ist es wichtig, auch Nebenhandlungen zu haben, die den Leser fesseln. Ohne Nebenhandlungen ist das Buch so gut wie tot.

Runaway

Oki ;D Falsche Fährten hab ich nur eine (bisher) und die haben auch meine Leser vor mir gesehen ;)
Aber schön, zu hören, daß Nebenhandlungen auch wichtig sind!