• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Zu komplizierte Namen?

Begonnen von thewingedshadow, 16. März 2010, 15:04:12

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

thewingedshadow

Hallo ihr Lieben.
Wieder mal brauche ich einen Rat und hoffe, dass ihr mir ein paar Meinungen geben könnt.

Ich habe eine Welt mit nichtmenschlichen Wesen drin. Also, sie sind zumindest von ihrer Anatomie nicht humanoid. Es gibt aber auch Menschen in der Geschichte, aber sie sind nicht auf dem Planeten, um den es geht, entstanden.Nun, die Welt mit dem ganzen drum und dran existiert in meinem Kopf seit vielen Jahren, genau so wie die Namen und "inworld"-Wörter, die darin vorkommen. Verständlicherweise gewöhnt man sich sehr an die Namen, sie werden irgendwann zu einer Selbstverständlichkeit für einen.Nun hatte ich gestern abend mit meinem Mann eine recht heftige Auseinandersetzung. Er meinte, meine Namen wären ihm nicht deutsch genug und so, wie ich sie ausspreche, kann sie doch kein Mensch sagen und deswegen sind sie scheiße. Hier muss ich vielleicht erwähnen, dass ich ursprünglich aus Russland komme, seit 2001 hier bin und zumindest meine Aussprache eine andere ist als die eines Ottonormalmitteleuropäer - mittlerweile nicht, wenn ich deutsch spreche, aber bei meinen eigenen Namen/Wörtern macht es sich doch bemerkbar, habe ich mir sagen lassen.
(Wir Russen können Dinge wie Peschtschera, Lwow, Hwost, Luzhitschscha und Dostoprimetschatelnosti aussprechen ohne unsere Zunge zu verknoten.)

Also, zu den Namen... mein Hauptvolk heißt Han'darhi. Einzahl männliches Individuum Darh, Einzahl weibliches Individuum Darha, Mehrzahl Darhi. Mit dem Namen kann mein Mann leben, aber er kann das H nicht leiden, aber ich brauche das H, weil wenn ich das wegmache und Dar schreibe, dann ists eigentlich ein Wort im Deutschen(er stellte es dar) und auch ein Wort im Russischen(dar = Geschenk, Gabe).Bei den Darhi gibts Unterarten die Kir'Naa, Phirlin, Morlan und Narjan heißen. Mein Mann bestand darauf, Kir'Naa (Kier-Na-a ausgesprochen) als Kürner auszusprechen weil "ein Deutscher spricht das so!". Und bei Kürner rollen sich meine Zehennägel hoch und ich verspüre körperliche Schmerzen. Phirlin ging ihm so... Morlan auch. Aber Narjan war schon wieder "falsch", ich soll es bitte Narian schreiben und auch so sprechen. Obwohl es in meiner Vorstellung wirklich Nar-Jan heißt und nicht Narnia oder wasauchimmer.

Unser größter Streitpunkt war aber Veruud. Veruud ist die Bezeichnung von einem alten, mittlerweile fast verschwundenen Volk, das sehr wichtig für die ganze Geschichte ist und auf dem die Geschichte mehr oder weniger aufbaut.We-ru-ud gesprochen, so wie es geschrieben wird eigentlich. Mein Mann war der Meinung, das kann kein Deutscher sprechen, ich muss den Namen ändern in Verud oder Ver-ud oder wasauchimmer, aber bloß kein Doppelvokal. Ach und bei Gelegenheit könnte man auch das V durch W ersetzen, liest sich deutscher.
Ich habe versucht, Tolkien zu Hilfe zu ziehen, da er Tolkien sehr verehrt. Und Tolkien hatte Namen wie Rohirrim und Elrohir und Silmarillion und Ar-Adûnakhôr, wo ich nicht mal weiß, wie es gesprochen wird... Das begründete mein Mann allerdings damit, dass Tolkien zu einer Zeit geschrieben hat, wo Französisch sehr in war und dass sein Werk als erstes ins Französische übersetzt wurde. Ich dagegen schreibe auf Deutsch und "du schreibst doch nicht auf Russisch, du schreibst auf Deutsch, also musst du deinem Leser den Gefallen tun und die Namen deutsch gestalten! Und nimm bloß keine dreisilibigen Worte wie Handaran, die sind viel zu lang!"

Muss ich mir jetzt wirklich Sorgen machen, dass keiner Worte wie Darhi, Kir'Naa und Veruud lesen kann und deswegen meine Geschichte nicht mag und somit versuchen die Namen "einzudeutschen" mit den ich schon seit bald 10 Jahren arbeite oder spinnt der Typ, gelinde gesagt? Wäre auch noch die dritte Möglichkeit, ihm nichts mehr von meinem Geschreibsel zu zeigen, ich würde, glaub ich, viele Nerven sparen... aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Maja

Also, ich finde die Namen nicht zu schwer. Bei "Veruud" würde ich selbst spontan das ganze Niederländisch aussprechen, bei denen es alle Vokale in Dopplung gibt, wenn sie in einer Endsilbe lang ausgesprochen werden - dann klänge es wie "Werüht".

Grundsätzlich hat man als Fantasyautor wenig Einfluß darauf, wie die Leser einen Namen aussprechen, sobald das irgendwie vom Standard abweichen könnte. Als ich als Zehnjährige die "Unendliche Geschichte" gelesen habe, meinte die Freundin, die mir das Buch geliehen hat, daß Atréju ausgesprochen wird wie "Atrijö", und so nenne ich den bis heute.

Das einzige an deinen aufgeführten Namen, wo ich etwas schmunzeln mußte, waren die Apostrophe. Wir haben auf dem letzten Tintenzirkeltreffen über Namen mir Akzenten und Apostrophen gelästert, weil das immer etwas bemüht aussieht - da! Fantasy! Sind Apostrophe drin! Nichts destotrotz gab es auch bei mir mal die Hohe Elbenfeste Dolua'd'llan und einen Helden mit Namen Clòn Lonnìl Dhub - und da soll sich dein Mann noch einmal beschweren...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

zDatze

#2
Also vorweg gleich mal: Ich hab überhaupt kein Problem mit irgendeinen deiner Namen. Weder beim Lesen, noch beim Aussprechen. Lass dir da nichts einreden. Es sind deine Kreationen und bitte, bitte nicht eindeutschen. Das ist oft einfach nur grausam an zu sehen.

Außerdem sehe ich keinen Grund, deinen Mann da auch nur irgendwie mit reden zu lassen, wenn sein einziges Argument "Ein Deutscher spricht das so aus!" ist. Ich glaub ich krieg gleich nen Anfall.  :darth:

Berjosa

Hallo wingedshadow,

meiner Meinung nach sollten geübte Fantasy- oder SF-Leser mit deinen Namen keine Schwierigkeiten haben.
Andererseits ist es vielleicht ganz gut, dass du nicht hörst, wie sie die Namen aussprechen. Selbst wenn du einen detaillierten Sprachführer beilegst, wird sich kaum jemand die Mühe machen nachzuschlagen, wie das h in Darh ausgesprochen wird oder ob ein Doppelvokal nun aufgelöst wird oder nicht. Also lass den Leuten ihre Phantasie. Es wird sich schließlich auch kaum jemand deine Figuren und ihre Welt exakt so vorstellen wie du.
Sollte es eines Tages ein Hörbuch/Hörspiel von deiner Geschichte geben, kannst du die Aussprache immer noch mit den Zuständigen ausdiskutieren.

Schreiberling

Bin ich nicht Deutsche? *püh* ;)
Ich habe Narjan, Verduud und die anderen Sachen genau so "in Gedanken ausgesprochen" (<-- Wenn das zählt), wie du danach beschrieben hast.

Aber ich glaube, die Aussprache solcher Wörter hängt auch von Herkunft (auch innerhalb Deutschlands), Alter und noch einigen Faktoren ab und da wird fast jeder Leser die Bezeichnungen ein wenig anders aussprechen.

Liebe Grüße,
Schreiberling

thewingedshadow

Zitat von: Maja am 16. März 2010, 15:16:13
Das einzige an deinen aufgeführten Namen, wo ich etwas schmunzeln mußte, waren die Apostrophe. Wir haben auf dem letzten Tintenzirkeltreffen über Namen mir Akzenten und Apostrophen gelästert, weil das immer etwas bemüht aussieht - da! Fantasy! Sind Apostrophe drin! Nichts destotrotz gab es auch bei mir mal die Hohe Elbenfeste Dolua'd'llan und einen Helden mit Namen Clòn Lonnìl Dhub - und da soll sich dein Mann noch einmal beschweren...

Mh, die Apostrophe sind nicht da weil's Fantasy ist, sondern weil sie einen bestimmten Zweck erfüllen. Darhi sprechen anders als Menschen, viele Laute sind gar nicht gut in Buchstaben umzusetzen, manche Worte bestehen aus Knurrlauten, Zähne-aufeinander-klappen und diversen anderen Geräuschen. Wenn ich ein Wort habe, das aus etwaigen unmenschlichen Lauten besteht, dann kürze ich es mit einem Apostroph ab. Wird an einer Stelle erklärt wo ein Mensch versucht, die Sprache der Darhi zu lernen. Oder es sind zwei zusammengesetzte Worte.
Obwohl ich mich zB bei den Shao'Virrin und auch den Kir'Naa nicht entscheiden kann ob ich doch lieber den Bindestrich nehme...

Zitat von: Berjosa am 16. März 2010, 15:24:36
Hallo wingedshadow,

meiner Meinung nach sollten geübte Fantasy- oder SF-Leser mit deinen Namen keine Schwierigkeiten haben.
Andererseits ist es vielleicht ganz gut, dass du nicht hörst, wie sie die Namen aussprechen. Selbst wenn du einen detaillierten Sprachführer beilegst, wird sich kaum jemand die Mühe machen nachzuschlagen, wie das h in Darh ausgesprochen wird oder ob ein Doppelvokal nun aufgelöst wird oder nicht. Also lass den Leuten ihre Phantasie. Es wird sich schließlich auch kaum jemand deine Figuren und ihre Welt exakt so vorstellen wie du.
Sollte es eines Tages ein Hörbuch/Hörspiel von deiner Geschichte geben, kannst du die Aussprache immer noch mit den Zuständigen ausdiskutieren.

Aye, mir gehts ja nicht einmal darum, wie irgendjemand sie in seinem Kopf ausspricht. Weil ich kann in selbigen eh nicht reinsehen. Es geht mir eher darum, ob sie lesbar sind und ob man sie sich auf lange Sicht (so ab Manuskriptlänge von 400+ Normseiten) merken kann.
Und außerdem gehts mir darum dass ich irgendwas hab was ich meinem Mann unter die Nase reiben kann damit er die Ruhe gibt. *g*

Waffelkuchen

"Werud"? Bloß nicht! :o
Ich kann es gerade gar nicht nachvollziehen, dass man mit diesen Namen Schwierigkeiten haben kann. Ich hätte spontan alles so oder zumindest so ähnlich ausgesprochen wie du es dir vorgestellt hast.
Lesbar und merkbar sind sie allemal, ich finde auch, dass sie eine schöne Melodie haben und wie aus einem Guss klingen. Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund, da irgendetwas umzubenennen.
Und ich finde eigentlich auch, dass "ein Deutscher spricht das nicht so aus" ein ziemlich seltsames Argument ist.  ;)
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Du bist ungerecht und deshalb voller Hoffnung / Ich setze alles, warte auf den Wind
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Aethra

Also ich würde solche Namen auch bei einem langen Buch mir zwar nicht merken, aber durchaus wiedererkennen. Wenn der Name mit der "sprachlichen Anatomie" des Volkes übereinstimmt, ist es stimmig. Für mich geht es darum, authentisch rüberzukommen und z.B Menschen, wie wir nicht mit einer Zischsprache auszustatten und nicht ob ich mich mit dieser Sprache verbunden fühle oder nicht.

Rika

Zitat von: Waffelkuchen am 16. März 2010, 15:36:31
Lesbar und merkbar sind sie allemal, ich finde auch, dass sie eine schöne Melodie haben und wie aus einem Guss klingen. Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund, da irgendetwas umzubenennen.
Und ich finde eigentlich auch, dass "ein Deutscher spricht das nicht so aus" ein ziemlich seltsames Argument ist.  ;)
Genau das.
Wenn es dir wichtig ist, könntest du bei einer Veröffentlichung in Erwägung ziehen, ein kleines Aussprache-Glossar an den Anfang zu setzen.

Kati

Ich habe auch keine Probleme mit diesen Namen, es sind nicht einmal welche, die ich beim Lesen einfach überlesen würde. Und wie man die für sich ausspricht, kann ja eigentlich egal sein.  ;D
Was dein Mann da bemängelt hat, kann ich allerdings dennoch verstehen. Es gibt eben Leute, die sich mit solchen fremdwirkenden Namen schwer tun. Aber diese können die Namen dann ja für sich so aussprechen wie sie möchten.
Einen Fantasyleser, der an sowas ja gewöhnt ist, sollten sie aber nicht stören.

LG,

Kati

Churke

Zitat von: thewingedshadow am 16. März 2010, 15:29:35
Wenn ich ein Wort habe, das aus etwaigen unmenschlichen Lauten besteht, dann kürze ich es mit einem Apostroph ab. Wird an einer Stelle erklärt wo ein Mensch versucht, die Sprache der Darhi zu lernen. Oder es sind zwei zusammengesetzte Worte.

Wenn man den Lautwert nicht aussprechen kann, ergibt es m.E. wenig Sinn, da einen Platzhalter zu setzen. Die Menschen würden den Namen so verändern, dass sie ihn aussprechen können, die Darhi andere Buchstaben erfinden.

thewingedshadow

Zitat von: Churke am 16. März 2010, 16:12:06
Wenn man den Lautwert nicht aussprechen kann, ergibt es m.E. wenig Sinn, da einen Platzhalter zu setzen. Die Menschen würden den Namen so verändern, dass sie ihn aussprechen können, die Darhi andere Buchstaben erfinden.

Darhi haben keine Buchstaben, Darhi haben gar keine Schrift, höchstens einige symbolische Zeichnungen. Und die Menschen haben die Namen bereits verändert, so, wie sie in meinen Texten vorkommen. *grins*

Maran

Zitat von: thewingedshadow am 16. März 2010, 15:04:12
Ich habe versucht, Tolkien zu Hilfe zu ziehen, da er Tolkien sehr verehrt. Und Tolkien hatte Namen wie Rohirrim und Elrohir und Silmarillion und Ar-Adûnakhôr, wo ich nicht mal weiß, wie es gesprochen wird... Das begründete mein Mann allerdings damit, dass Tolkien zu einer Zeit geschrieben hat, wo Französisch sehr in war und dass sein Werk als erstes ins Französische übersetzt wurde.

:wums: Ob es am Französischen lag oder nicht, weiß ich nicht zu sagen, aber es gibt ganz klare Regeln der Aussprache bei Tolkien, mit Ausnahmen und Lautsprache zur Verdeutlichung. Ich kann mich gerade nicht besinnen, aber gibt es im Französichen das oft gefürchtete th?

Wichtig für mich als Leserin ist es, daß ich auch ohne solche Hilfen einen Namen aussprechen kann - ob der nun so gedacht war, wie ich ihn dann spreche oder nicht, ist ein anderes Thema (zumindest für mich). Fantasynamen einzudeutschen ist für mich der Horror schlechthin. Dadurch wird - wenn es nicht eine gute Begründung gibt - die Geschichte für mich von vornherein unglaubwürdig. Man stelle sich vor, Aragorn hätte Andreas geheißen - und Frodo Fritz ... neee, wirklich.

Jeder Charakter hat doch einen Namen, der ihn ausmacht. Ich würde da ganz klar keine Abstriche machen, es sei denn, der Name ist nun wirklich nicht aussprechbar.

Zonka

Hallo thewingedshadow,

ich habe mir die Namen durchgelesen und fand nichts daran zu beanstanden.
Die meisten klangen so, wie du das beabsichtigt hast.
Auch die deutsche Sprache kennt viele Fremdwörter und Worte aus anderen Sprachen, ich denke das Gehirn ergänzt automatisch und hangelt sich an bekannten Ausdrücken und Aussprachen entlang.

Vom Klang her sind die Wörter angenehm,
ich habe nur Probleme bei  Namen, die aus lauter Knurr, Zisch und Knall fast ohne Vokal bestehen,
da streikt mein romanisches Sprachenhirn. Ist bei den o.a. aber nicht der Fall!

Liebe Grüsse
Zonka

Lila

Zitat von: zDatze am 16. März 2010, 15:20:36Also vorweg gleich mal: Ich hab überhaupt kein Problem mit irgendeinen deiner Namen. Weder beim Lesen, noch beim Aussprechen. Lass dir da nichts einreden. Es sind deine Kreationen und bitte, bitte nicht eindeutschen. Das ist oft einfach nur grausam an zu sehen.

Außerdem sehe ich keinen Grund, deinen Mann da auch nur irgendwie mit reden zu lassen, wenn sein einziges Argument "Ein Deutscher spricht das so aus!" ist. Ich glaub ich krieg gleich nen Anfall.  :darth:

Danke, zDatze! Das drück so ziemlich genau das aus, was ich auch dachte, als ich thewingedshadow's Beitrag las. Lass die Namen um Himmels Willen so wie sie sind!!! Bis auf Kir'Naa und Veruud hätte ich sie alle so ausgesprochen, wie du es dir vorgestellt hast. Es wäre eventuell höchstens hilfreich die Apostrophe ein wenig zu verschieben, damit alle Unklarheiten beseitigt sind. Also ich würde es, wenn es so ausgesprochen werden soll wie du es meinst, vielleicht eher Kir'Na'a und Veru'ud schreiben. Dann wäre es für mich eindeutiger. Aber das ist zweitrangig. Lass dir von deinem Mann bloß nichts einreden!
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)