• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Wie denken eure Charaktere?

Begonnen von Cherubim, 21. Februar 2010, 17:54:26

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Nachtblick

Irgendwann habe ich das Gedanken in Kursiv oder durch andere Anführungszeichen aufgegeben und mache es jetzt meist so: Sie presste mit einem wütenden Knurren die Zähne zusammen. Oh ja, sie hatte nichts dringender nötig als ein Kindermädchen!
Nun habe ich aber keine Ahnung, inwiefern das jetzt falsch oder richtig ist ;D

Bisou

Genau das meinte ich in meinem Beitrag.  ;D

Wuo Long

Ich schließe mich bisou an. Gedanken in einem Romantext kursiv zu markieren, halte ich für störend. Es ist für mich eine ähnliche Stilschwäche, wie wenn jemand GROSSBUCHSTABEN verwendet um bei wörtlicher Rede die Lautstärke zu betonen. Stilistisch werden die Gedanken eines Erzählers auch innerer Monolog genannt und meiner Meinung nach sollte innerer Monolog alleine durch seine Sprache als solcher zu erkennen sein.
Diesen inneren Monolog so zu formulieren, dass es nicht wie Infodump klingt, will natürlich gekonnt sein, und mir persönlich fällt es oft nicht leicht, dies gut umzusetzen. Allerdings fällt mir auf, dass bei klassischer Literatur (Prosa) wesentlich freizügiger der innere Monolog eingesetzt wird, als bei heutigen Bestsellern. Und die benutzen mit Sicherheit keine Kursivschrift.

Gwendelyn

Hmmm... Ich persönlich bin auch kein großer Fan der Kursivschrift, aber hin und wieder ist sie schon ziemlich praktisch.  ;)

In einem meiner momentan auf Eis ligenden Projekte gibt es eine Protagonistin, der vor allem in Gesprächen mit ihrem Partner (für den die Beschreibung "Unsympath" noch eine gigantische Untertreibung ist) einige nicht sehr nette Dinge durch den Kopf gehen, die sie niemals und unter keinen Umständen laut sagen würde, oder, um ein einfaches Beispiel zu bringen, "Ja" sagt, und "Nein" denkt.
Zuerst habe ich versucht die Gedanken meiner Prota in Form von indirekter Rede einzubauen, was aber dummerweise den Fluss der Dialoge ziemlich ausgebremst hat. Nachdem ich dann darauf umgestiegen bin, ihre Gedanken direkt und nicht-kursiv in den Dialog einzubauen, fand ich es einfach etwas verwirrend. In solchen Fällen kommt die Kursiv-Schrift wie gerufen: Der Leser weiß sofort, was die Gedanken der Prota sind und ich persönlich finde, dass die Dynamik des Dialogs so erhalten bleibt.

Ansonsten verwende ich die Kursiv-Schrift selten und auch nur dann, wenn es um kurze Gedanken geht, die man schlecht in indirekte Rede packen kann. (Flüche und dergleichen) Ich finde es stilistisch einfach schöner, wenn der Text nicht zur Hälfte kursiv geschrieben ist. Wenn es doch mal sein muss, dann aber bitte in Maßen, nicht in Massen.  ;)

Drachenfeder

Ich habe die Kursivschrift auch schon verwendet, jedoch soweit ich mich erinnere nicht bei Gedanken. Die Schreibe ich ganz normal... oder? Hm, aber ich finde Kursivschrift auch nicht schlimm. So erkennt man doch auch gleich, dass es etwas anderes ist.



caity

#20
Ich verwende eine Mischung aus allem vorgeschlagenen und für mich unterscheidet es sich hier stark zwischen direkten und indirekten Gedanken:
direkte Gedanken setze ich kursiv:
ZitatE. seufzte, haderte offenbar.
Komm! Gib dir einen Stoß!
Schließlich nickte sie.
Vor allem dann, wenn Verbformen vorkommen, die ich lieber im Präsens als im Präteritum haben würde. Andernfalls würde es nicht in den Fliestext passen.
Auch bei Erinnerungen an bereits Gesprochenes verwende ich gerne kursiv:
ZitatWir werden eine Versammlung einberufen müssen, dafür sorgen, dass die Fürsten nach Zapto kommen. Demnächst, hatte I. gesendet, vor drei Tagen.
Und dann habe ich noch eine Gottheit, die meine Protagonistin noch nie gesehen hat, die sich aber per Gedanken mit ihr unterhält, was auch kursiv gesetzt wird. Es kommt eben darauf an, ob ich es im Präsens oder im Präteritum verfasse.

Ansonsten habe ich aber auch öfters Gedanken, die ich zu indirekten Monologen in den Text einfüge:
ZitatBeinahe hätte A.s Herz ausgesetzt. Entgeistert starrte sie E. an. Heiraten? E.? Irgendeinen englischen Baron? Das stand ihrer Aufgabe mehr als ein bisschen im Weg, das war eine Katastrophe!
Das mache ich insbesondere gerne bei rethorischen Fragen oder Ausrufen, ein einfaches "Nein!", gedacht wird bei mir zum Beispiel selten kursiv gesetzt.

Meist benutze ich - vor allem für "richtige" Gedanken (die Unterhaltungen mit der Göttin sind ja eigentlich eher eine Extra-Wurst) - eher die zweite Variante, finde die erste aber durchaus auch hilfreich. Manchmal ist es einfach schöner, etwas direkt gedacht zu erleben und direkt gedacht wird nun einmal nicht im Präteritum ...

@ Wuo Long:

ZitatStilistisch werden die Gedanken eines Erzählers auch innerer Monolog genannt und meiner Meinung nach sollte innerer Monolog alleine durch seine Sprache als solcher zu erkennen sein.
Diesen inneren Monolog so zu formulieren, dass es nicht wie Infodump klingt, will natürlich gekonnt sein, und mir persönlich fällt es oft nicht leicht, dies gut umzusetzen. Allerdings fällt mir auf, dass bei klassischer Literatur (Prosa) wesentlich freizügiger der innere Monolog eingesetzt wird, als bei heutigen Bestsellern. Und die benutzen mit Sicherheit keine Kursivschrift.

Das ist interessante, meine Meinung entspricht da nämlich komplett dem Gegenteil. Ich kann es nicht leiden, wenn "richtige" Gedanken (also im Präsens verfasste Gedanken) nicht in irgendeiner Weise gekennzeichnet sind. Bei manchen alten Werken ist ja nicht einmal die wörtliche Rede gekennzeichnet, da stolpere ich auch jedes Mal drüber. Das mag an meiner Gewohnheit als Leser liegen, völlig in eine Geschichte eintauchen zu wollen, aber dadurch empfinde ich es als störend, in der Mitte eines Satzes festzustellen, dass da jemand spricht oder denkt. Dann doch lieber kennzeichnen. Ich mag die kursive Schreibart. Und wer weiß, vielleicht hätten unsere literarischen Größen sie ja ebenfalls benutzt, wenn sie damals die Möglichkeit gehabt hätten  ;)

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)