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Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!

Begonnen von FeeamPC, 20. Juli 2017, 14:48:27

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FeeamPC

Das kann dann auch daran liegen, dass einfach die Themen, die man schreibt, sozusagen überholt sind, dass man sich neuen Themen zuwenden möchte, ohne dass es einem schon bewusst ist.

Kati

Zitat von: FiannaDa muss man sich vor allem von der eigenen Erwartungshaltung lösen. Ich bin wieder vollkommen aus dem Schreibtrott, und wenn mir zu den unpassendsten Zeiten ganze Sätze oder Seiten in den Sinn kommen, demotiviert das noch mehr. Wenn ich Zeit zum Schreiben habe, bekomme ich es im Leben nicht so hin, und je mehr ich es versuche, desto weiter entfernt sich die Stimme in meinem Kopf, die mir vor ein paar Stunden noch eine ganze Menge super Formulierungen diktieren wollte.

Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber genau das war mein Problem. Das Schreiben hat mir jahrelang keinen Spaß mehr gemacht, bis ich gründlich an meiner Einstellung dem Schreiben gegenüber gearbeitet habe. Das war nicht leicht, hat lang gedauert und war einfach ein sehr holpriger Prozess, aber ich habe mich praktisch gezwungen, das Schreiben nicht so ernst zu nehmen. Ich bin Hobbyautorin und das Schreiben ist mein Hobby. Ich für meinen Teil möchte, dass mein Hobby mir Spaß macht, denn es ist mein Ausgleich zum sowieso schon stressigen Alltag. Monatelang war das Schreiben für mich kein Ausgleich, sondern zusätzlicher Stress. Und das lag an der Erwartungshaltung.

Ich dachte, ich muss schreiben und Leistung abliefern. Wenn ich einen Abend nicht geschrieben habe, egal wie fertig ich war und wie wenig Lust ich hatte, hatte ich ein übles schlechtes Gewissen. Ich wollte Romane fertig kriegen, am besten mindestens drei im Jahr, und mich einfach produktiv fühlen, aber für mich war das der falsche Grund um zu schreiben. Ich will jetzt nicht mehr einfach fertig werden – ich habe wieder richtig Freude daran zuzusehen, wie meine Geschichten Stück für Stück wachsen und sich entwickeln und das hat mir so gefehlt. Schreiben ist für mich kein ,,Mann, wann ist der Mist endlich fertig, ich habe keinen Bock mehr drauf" mehr. Es macht mir wieder Spaß, nicht nur das Fertigsein, auch der Weg dorthin. Irgendwann hat es bei mir geklickt und ich habe kapiert, dass ich nie einen perfekten Roman schreiben werde, schon gar nicht in der Rohfassung. Dass es nie so werden wird, wie in meinem Kopf und, dass das auch okay und normal ist. Seitdem schreibe ich paradoxerweise viel mehr als damals, als ich mich oft gezwungen habe, noch zu schreiben, auch, wenn ich nicht jeden Tag schreibe.

Aber natürlich ist Schreiben oft hart, das ist jedes Hobby. Ich verzweifle manchmal dran. Aber ich denke ohne solche Hindernisse und Herausforderungen könnte ich es gar nicht mehr schätzen, wenn es wirklich Spaß macht. Ich finde persönlich aber, dass der Frust die schönen Momente nicht überwiegen sollte, wie @Mrs.Finster sagte, zumindest für mich persönlich. Ich will vom Schreiben mehr haben als fertige Romane. Ich will die Zeit, die ich damit verbringe, genießen können und sie nicht als etwas Negatives wahrnehmen, das mich zusätzlich zum Alltagsstress runterzieht. Schreiben muss also nicht Spaß machen und schon gar nicht jedem, jeder Autor ist anders, aber ich finde es doch sehr viel angenehmer, mit Freude ranzugehen und nicht mit Druck, zu hohen Erwartungshaltungen und nicht erreichbaren Zielen.

Moni

Zitat von: Charlotte am 22. Juli 2017, 13:25:16
Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber genau das war mein Problem. Das Schreiben hat mir jahrelang keinen Spaß mehr gemacht, bis ich gründlich an meiner Einstellung dem Schreiben gegenüber gearbeitet habe. Das war nicht leicht, hat lang gedauert und war einfach ein sehr holpriger Prozess, aber ich habe mich praktisch gezwungen, das Schreiben nicht so ernst zu nehmen. Ich bin Hobbyautorin und das Schreiben ist mein Hobby. Ich für meinen Teil möchte, dass mein Hobby mir Spaß macht, denn es ist mein Ausgleich zum sowieso schon stressigen Alltag. Monatelang war das Schreiben für mich kein Ausgleich, sondern zusätzlicher Stress. Und das lag an der Erwartungshaltung.

Genau den Punkt hatte ich letztes Jahr auch erreicht und es hat dazu geführt, daß ich jetzt über ein Jahr nichts geschrieben habe. Mittlerweile bin ich wieder so weit, daß ich mir Projekte vornehmen kann, drin lese, sie ganz ok finde und zumindest wieder bei den Recherchen für den Hintergrund weitermache. Ich erlaube mir aber jetzt auch zu sagen "nö, kein Lust, macht mir gerade keinen Spaß, lass ich sein".
Sicherlich würde mich das freuen, wenn ich irgendwann wieder mit dem aktiven Schreiben weitermachen kann, aber jetzt gerade mache ich mir keinen Streß mehr damit.

Mir hat es durchaus Spaß gemacht, wenn ich in meine Geschichten eingetaucht bin und auf manche Szenen habe ich mich einen ganzen Arbeitstag gefreut, bis ich dann abends zum Schreiben kam. Mir macht auch Recherche Spaß, mir macht Plotten Spaß und das Schreiben selber eben auch. Aber nicht immer, die äußeren Umstände müssen stimmen. Eben weil ich mir den "Luxus" erlaube, Schreiben als Hobby zu betrachten, von dem ich "verlange", daß es mir Spaß macht.

Außerdem, als grundsätzliche Anmerkung zum Eingangsposting: Spaß ist eine verdammt subjektive Angelegenheit und deswegen sollte man nie pauschal sagen "das muß Spaß machen" oder "das macht keinen Spaß". Jeder empfindet doch Spaß anders, egal in welchem Bereich.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

canis lupus niger

#63
Um auch mal meine ureigene Einschätzung über mein eigenes Schreiben beizutragen: Mir macht das Schreiben Spaß, sonst würde ich es nicht tun.

Aber das ist in diesem einen Satz zu stark vereinfacht dargestellt. Also noch ein bisschen weiter ans Eingemachte!

Ich habe auch diese Geschichten in mir, die unbedingt rauswollen. Ständig prasseln diese Ideen auf mich ein, manchmal nur winzige Fragmente, Halbsätze, manchmal ganze Szenen. Manchmal sitze ich mit glasigem Blick auf Familienfeiern nur so da und kriege nichts mit, weil vor meinem inneren Auge gerade eine total emotionale Szene zwischen meinen Charakteren abläuft. Das ist klasse, wie Fernsehen im eigenen Kopf. Klar, diese Sachen müssen raus. Aber leider habe ich viel zu wenig Gelegenheit und Zeit, diese Ideen sofort zu notieren. Viel zu viele Ideen gehen deshalb verloren. Und ich habe, so wie viele andere Autoren das ebenfalls beklagen, nicht immer die Fähigkeit, das, was ich gesehen und gefühlt habe, für den Leser sichtbar und fühlbar zu machen, vor allem Stunden oder Tage später noch. Das sind die Aspekte, die mir am Schreiben überhaupt keinen Spaß machen.

Und leider habe ich auch keine Inspirationen von ganzen Geschichten oder Romanen. Die Szenen, die mir ganz von selber zufliegen, sind durch Lücken voneinander getrennt, manchmal durch regelrechte Grand Canons. Manchmal ist so eine Einzelinspiration alles, was ich als Ausgangsmaterial für einen Roman habe. Der Rest kommt im Lauf des Schreibens von selber. Während ich mich mit dem vorhandenen Material auseinandersetze, wächst es weiter in die Breite und zusammen. Aber leider funktioniert das nicht immer. Es gibt auch die Lücken, die ich über Monate und Jahre mit mir mitschleppe, die mich nicht in Schlaf kommen lassen und mir im Lauf der Zeit trotz allen Grübelns das Schreiben zur Hölle machen. Dann macht mir das Schreiben auch keinen Spaß. Eigentlich schreibe ich ja in dieser Phase auch gar nicht. Bei meinem Drachstaad-Projekt haben mich zwei oder drei verschleppte Lücken mehr als ein Jahr gekostet. Das war schon ziemlich blöd. Andererseits bin ich Hobbyautorin. Ich muss nicht bis zu einem Termin ein Projekt abgabefertig haben. Wenn ich das müsste, könnte ich vermutlich meine Produktivität steigern, indem ich ausschließlicher schreibe. Aber ich habe einen Brotjob, eine Familie, Haus, Tiere, ... Das geht nicht. Schreiben ist für mich keine Pflicht, sondern ein Privileg, das ich mir erkämpfen und mühsam bewahren muss.

Und dann gibt es natürlich den Augenblick, in denen ein "fertiges" Manuskript aus der kreativen Phase in die Überarbeitung geht. Dann hört der Spaß endgültig auf. Drachstaad hab ich bestimmt sechs- bis achtmal komplett überarbeitet. Das dürfte jeder von euch mindestens so gut kennen wie ich. Es geht nicht nur um Korrekturen, sondern um Logikbrüche, chronologische Sprünge, Betaleser-Kritik, Perspektivfehler, inhaltliche Unstimmigkeiten. Mit jedem Überarbeitungsgang natürlich/hoffentlich in abnehmender Menge, aber dennoch zäh und frustrierend. Manchmal befriedigend, aber kein Spaß, sondern harte Arbeit. Und mit jedem weiteren Überarbeitungsdurchgang kommt einem die Geschichte langweiliger und belangloser vor, macht es einem weniger Freude, sich daran zu setzen. Und wenn man denkt, alles fertig und in Ordnung, dann findet man im Nachhinein (schon beim ersten Aufschlagen!) einen doofen, doofen Satzbaufehler!!! "Wie sollte denn er jemanden tadeln, der ohnehin schon so bekümmert war?" Argh! Das macht einen beim Überarbeiten des nächsten Manuskriptes geradezu paranoid.

Also kann ich zusammenfassend sagen, dass auch für mich das Schreiben zum Großteil Arbeit ist, zu der ich mich manches Mal überwinden muss. Aber diese Arbeit nehme ich auf mich wegen der Phasen, die mir Spaß machen, dieses freie Fließen meiner Kreativität. Dieses Mit-Erleben und Mit-Erleiden all dessen, was meinen Charakteren passiert. Aber auch die diebische Freude, wenn ich mir z.B. den Ärger über einen widerlichen Mitmenschen von der Seele schaffe, indem ich ihn in meinen Geschichten verarbeite, ihn völlig lächerlich mache oder ihn Schreckliches erleiden lasse. Das hat etwas Göttliches, diese Möglichkeit, etwas Wirklichkeit werden zu lassen, was es bis eben noch nicht gegeben. hat. Alles andere ist der Preis dafür, dass ich mich für einige kostbare Momente wie ein Gott fühlen kann. "Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut." :wolke:

Geschrieben zu haben, ist auch schön.
Geld verdiene ich nicht mit meinem Schreiben. Eher lege ich noch etwas darauf, wenn ich die Reise zu einer Messe oder die Rezensionsexemplare rechne. Aber ich liebe es sehr, Feedback zu bekommen, umso mehr, je differenzierter  und (Ja, ich bin ein schwacher Mensch. Hab auch nie etwas anderes behauptet!) positiver es ausfällt. Aber das Schreiben hat für mich vor allem einen Selbstzweck.

Macht Schreiben Spaß? Mir schon, irgendwie. Macht es einem Junkie Spaß, sich einen Schuss zu setzen?   


Fledermaus

Spannendes Thema! Aber ich glaube, das Verhältnis Spaß/Schreiben ist einfach bei jedem unterschiedlich. Genauso, wie Autoren und Autorinnen aus den unterschiedlichsten Beweggründen schreiben und natürlich auch unterschiedliche Persönlichkeiten haben.
Ich gebe trotzdem gerne mal meinen Senf dazu ;D

Eigentlich muss ich ganz ehrlich sagen, dass Schreiben so ziemlich das Einzige ist, das mir immer Spaß macht. Manchmal muss ich mich kurz dazu drängen, mich endlich hinzusetzen und anzufangen - aber auch wenn das mal der Fall ist, komme ich nach einer Weile rein und dann macht es Spaß. Seltsamerweise ist das wirklich nur beim Schreiben so - zu allen anderen kreativen Tätigkeiten muss ich mich ewig überwinden, was auch der Grund dafür ist, warum ich kaum noch male oder Skulpturen mache. Nur beim Schreiben klappt es, ich freue mich immer total darauf, wenn ich einen Schreibabend eingeplant habe.

Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass ich nicht unter Stress schreibe (oder es zumindest bis jetzt nicht wirklich getan habe.) Ich plane mir immer Abende zum Schreiben ein, an denen ich sonst absolut nichts tun muss, und wenn keine Zeit ist ist eben keine Zeit. Dadurch geht es oft relativ langsam voran bei mir, aber Hauptsache, es geht irgendwas voran ;) Die Ideenfindung ist allerdings bei mir ein immerwährender Prozess, sprich, ich denke eigentlich ständig unterbewusst über neue Ideen nach und meistens ist es dann zum Glück so, dass sich bis zum nächsten Schreibabend so viel "angestaut" hat, dass ich nur noch in die Tasten hauen muss. Ich weiß noch nicht, ob es klappen würde, auch unter Stress zu schreiben ??? Aber vermutlich werde ich es irgendwann herausfinden.

Was mir allerdings wirklich keinen Spaß macht ist das Überarbeiten meiner eigenen Texte ;D

Szazira

Ich liebe Weltenbau, das Erschaffen von Figuren und die Geschichte fliesen zu lassen. Die Begegnung der Figuren und deren Umgang mit Hindernissen. Lustig wird es, wenn sie in eine Richtung fließt, die man gar nicht erwartet hat (Spaß!) ... Frust wird daraus, wenn ungeliebte Plotbunnies entstehen. Dann macht es keinen Spaß mehr. Plotbunnies, die sich nicht vertreiben lassen, die geschrieben werden wollen, egal wie oft man ihnen erklärt, dass das gar nicht das Gebiet ist mit dem man sich befassen will.

Oder der Frust, weil man keine Zeit hat oder Energie zu Schreiben. Dann macht es auch keinen Spaß.

Und man liebt das Schreiben doch und der hartnäckige Plotbunny wird zum NaNo-Projekt 2017. Einfach, damit er Ruhe gibt. Damit der Kopf wieder frei wird.

Als Schreiberling ist man Künstler. Man schreibt, weil man Lust auf die Geschichte hat, weil die raus will. Und dann braucht man Ausdauer bis sie auf dem Papier ist  und es zeigt sich, wie viel Handwerker in dem Künstler steckt. Wie ein Maurer der eine Mauer baut. Fast ein bisschen langweilig und meditativ, Stein für Stein, aber er macht weiter, obwohl er sich schon nach dem berühmten Feierabendbier sehnt.

Der Stolz stellt sich dann ein, wenn man Richtfest feiert, weil da sieht man nicht mehr nur eine Mauer, sondern das Haus. Jetzt kann er einen Schritt zurück treten und SEIN Haus betrachten. Jeder Handwerker ist stolz, wenn er an einem Haus vorbei fährt, dass ER gebaut hat. Egal wie viele beteiligt waren. Es ist SEIN Haus.

Blut, Schweiß und Tränen... und ganz zum Schluss sauglücklich.

Ist Schreiben für mich Spaß? Nicht sicher, aber da ist diese innere Befriedigung, die es einfach Wert ist seine Zeit dafür zu "opfern".

Spaß habe ich vor allem dann, wenn ich die Geschichte mit jemandem teilen kann. Und wenn es nur im Familienkreis ist.

Appletree

Ich fassen mal kurz und Bündig zusammen, wie ich das Schreiben erlebe.

Das Schreiben erfüllt mich, und zwar immer.

Allerdings füllt es mich nicht ausnahmslos mit Freude und Zufriedenheit, sondern beschert mir Streckenweise auch gehörige Selbstzweifel und pure Verzweiflung.

Dass macht für mich jedoch genau das aus, was mich im Leben insgesamt zufrieden stellt.

Eintönigkeit brauche ich nicht, sondern Aufgaben und Herausforderungen, an denen ich wachsen kann, auch wenn es manchmal zum zähneknirschen ist.

Also kneife ich jeden Tag die A...bäckchen zusammen und schreibe weiter, denn ohne ginge es schlicht nicht nicht mehr.

FeeamPC

Ich glaube, wenn ich erst meinen Weltenbau ausarbeiten müsste, dann würde ich schon vor dem ersten Satz die große Krise kriegen. Bei mir entwickelt sich die Welt beim Schreiben. Ich muss nur höllisch aufpassen, dass jeder Teil, der neu dazukommt, in den schon vorhandenen Teil passt. Aber bislang hat das immer geklappt, von Kleinigkeiten abgesehen.
Das, was am Schreiben wirklich Spaß macht, ist für mich, die Geschichte, die ich ja ohne Plot und Weltenbau beginne, selbst zu entdecken, mich von ihr überraschen zu lassen.

Feuertraum

Ich bin ein Wortmensch.
Während zum Beispiel @Witch sich als Musiknerd bezeichnet und - so vermute ich jedenfalls - lieber 5 Stunden Musik laufen lässt als eine halbe Stunde den Fernseher (wie gesagt: Vermutung), gehöre ich eher zu der Spezies von Autoren, die das Wort abgöttisch lieben. Für mich sind Wörter nicht nur Zweck zum Mittel, um eine Geschichte zu erzählen. Sie sind auch dafür da, um eine sehr gute Formulierung zu finden, eine Sprachmelodie mit hineinzubringen, die die Harmonie beim Lesen liebevoll zärtlich anstupst.
Und das ist es, was mir so viel Spaß macht, dass mit den Wörtern jonglieren, dass ich behaupte: Schreiben macht Spaß.
Zumindest partiell. Ja klar, es ist Arbeit. Es ist strenggenommen sogar sehr harte Arbeit. Und wie jede Arbeit gibt es Bereiche, die die Laune heben und Bereiche, die sie in den Keller fahren lassen: Schwierige Szenen, Selbstzweifel und was noch so alles dazugehört.
Für mich wiegt das Spiel mit den Wörtern die negativen Seiten auf, ja, hat sogar einen wesentlich höheren Stellenwert. Darum kann ich für mich behaupten. Schreiben macht mir Spaß, erfüllt mich, macht mich glücklich. Das Drumherum ist vielleicht hin und wieder suboptimal, aber Schreiben ist toll  :D
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Trippelschritt

Ich schreibe täglich und lebe auch immer mit einem Teil meines Selbst in meinen Geschichten. Und es gibt für mich nur wenig, das erfüllender ist. Aber das war nichrt immer so. Ich glabue, dass sich diese paradisische Beziehung zu meiner Arbeit - und ja, es ist meine Arbeit. Ich bin Schriftsteller - sich erst einstellen konnte, nachdem es keinen Druck mehr gab. Ich wollte nicht ein berühmter Schreiber werden oder Autor. Autor war ich, Berühmtheit lockt mich nicht. Ich verdiene Geld mit meiner Schreiberei, aber bin als Pensionär nicht darauf angewiesen. Es gibt also nicht diesen Zwang, eine Seite füllen zu müssen. Wenn ich das mit einer anderen Kunst vergleiche, dann ähnelt es einem ständig komponierenden Musiker oder einem Maler mit eigenem Atelier, wohin er sich tagtäglich zurückzieht. Und so kann es ruhig bleiben.
Kann ich irgendjemandem einen Rat geben? Höchstens den. Beseitigt alle Zwänge, auch die selbstgemachten, so gut wie es geht. Es ist nicht immer möglich. Und sorgt für die nözigen Erfolgserlebnisse. Wenn man hingeht und sich vornimmt, ein immer besserer Schreiber zu werden, das Handwerk immer besser zu beherrschen und ... das gibt es noch ein paar Sachen. Dann kann man selbst dafür sorgen, dass man weiterkommt. Ich habe erst vor einigen Wochen etwas Grundlegendes über Ideen gelernt. Und geholfen hat mir dabei ausgerechnet die Fernsehserie House of Cards, die ich vor allem wegen des Drehbuchs anschaue. Und ich schreibe schon viele Jahre. Es gibt kein Ende beim Lernen und es ist jedes Mal ein Erlebnis etwas Neues zu erfahren.

Viel Erfolg allen
Trippelschritt

Carolina

Für mich ist der schönste Moment beim Schreiben, wenn ich so bei der vorletzten Überarbeitung bin und ich sehe, wie sich alles zusammenfügt. Wenn Charaktere sich entwickeln, Rätsel sich auflösen und ich den Spannungsbogen vor mir sehe.

Zwischendurch fühle ich mich manchmal wie im Urwald. Ich weiß, dass ich da durch muss, ich habe auch einen Kompass und eine Schatzkarte dabei, aber manchmal brauche ich einfach eine große Machete, um mich durchs Unterholz zu kämpfen. Als Berufsautor gibt es einfach auch Tage, an denen man sich abends zurücklehnt und das Gefühl hat, echt geschuftet zu haben. Deshalb habe ich nach der ersten Version meist noch einiges zu ergänzen, der Pfad, den ich durchs Holz geschlagen habe, ist noch zu schmal. Es fehlen Beschreibungen, Details, zusätzliche Szenen. Aber das macht nichts, beim Überarbeiten fällt mir das Ergänzen dann schon ziemlich leicht.

Was mich antreibt, ist der Gedanke an das fertige Werk. Ich bin gerne "Buchproduzent". Und ich finde es faszinierend, meine Ideen in Text zu gießen und einen Buchdeckel drum herum zu legen.

Viele Autoren schreiben in Interviews, dass ihnen die Ideen nur so zufliegen. Das ist bei mir leider überhaupt nicht so. Das Finden guter Ideen ist meine Achillesferse, an der ich schon so manches Mal verzweifelt bin. Plotten ist das Schlimmste für mich. Manchmal sind meine Ideen so schwer greifbar, die Charaktere noch so unausgereift, da finde ich einfach keinen Anfang.

Und nach insgesamt zehn Veröffentlichungen habe ich allmählich Angst davor, mich selbst zu kopieren. Sind all meine weiblichen Charaktere am Ende nur eine verkappte Version von mir? Handeln und denken sie immer wieder ähnlich? Nein, Plotten ist kein Spaß.

Insgesamt ist Schreiben jedoch der beste Beruf, den ich bisher hatte. Und das weiß ich absolut zu schätzen.

Erin

Tja, das ist ein schwieriges Thema. Ich denke, hier muss man etwas differenzieren.
Es ist wahr, dass man allgemein sagt: Ein Autor hass es zu schreiben, aber er liebt es geschrieben zu haben.
Das mag auf recht viele zutreffen. Allerdings gibt es natürlich auch diejenigen, denen das Schreiben an sich sehr viel Spaß macht! Auf mich persönlich trifft beides zu. Es gibt Tage, da gibt es einfach nichts unterhaltsameres für mich. Ich kenne die Story, und die Szene gefällt mir. Ich kenne die Charaktere, und in diesem Moment liebe ich sie einfach. Die Worte schwirren bereitwillig herbei und ich brauche nur auszusuchen, welches mir gerade am besten passt. Ich denke, man nennt das Einen Lauf haben.
Aber dann gibt es natürlich auch Tage, an denen ist es gelinde gesagt schleppend. Wie Zimmeraufräumen (auch wenn es Leute geben soll, denen selbst das Spaß macht :rofl:). Man sieht den Boden schon nicht mehr unter den ganzen Worten, die sich da chaotisch türmen, und man weiß nicht wohin man treten soll. Irgendwie muss man eine Ordnung in dieses Chaos bringen, die passenden Worte in ihre Fächer räumen, aber man weiß nicht, wo man anfangen soll.

Wobei es sich nicht ausschließt, dass man etwas gutes schreibt und gerade im Schreibfluss ist, obwohl man keinen Spaß daran hat.

Zitat von: Shin am 21. Juli 2017, 15:32:12

Ich kann z.B. sehr gute Leidensszenen voller Emotionen schreiben, während ich selbst wütend oder in der tiefsten Depression bin. Macht das Spaß? Nö. Es wäre die von dir gewünschte Emotion für "den armen Leser" da und sonst? Ich will für mich schreiben, nicht für andere. Ich will mein Hobby zurück.


Da stimme ich Shin zu. Selbst wenn es einem grottenschlecht geht, oder in manchen Fällen sogar vor allem dann, ist es einem möglich bestimmte Dinge viel leichter auf Papier, Beziehungsweise auf den Bildschirm zu bringen. Aus Schmerz kann Kunst geboren werden. Außerdem ist es gut sich was von der Seele zu schreiben, aber das mal nur am Rande.

Der Punkt ist: Es gibt verschiedene Arten von keinem Spaß am Schreiben haben. Wenn es einem schlecht geht, muss einen das nicht zwingend vom Schreiben abhalten. Aber:

Zitat von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 13:34:22

Schreiben darf niemals langweilig sein, weder für den Schreiber und erst recht nicht für den armen Leser der sich durch die uninspirierenden Zeilen quälen muss, nur damit sich der Leser ein Intelektueller und der Schreiber ein Autor schimpfen darf.


...wenn es langweilig ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich relativ hoch, dass das Geschriebene entweder auch langweilig ist, oder am Plot vorbei driftet, an dem, was man eigentlich sagen will. Bei sowas sollte man sich einen Tee machen und noch mal gut darüber nachdenken, ob die Szene benötigt wird, und wenn ja, was man tun könnte, um sie für sich selbst und auch für den Leser spannender zu gestalten.


Das gilt dann auch als Tipp von mir dafür, wenn einem das Schreiben so gar keinen Spaß macht. Findet was, irgendwas, dass euch so fasziniert oder belustigt, dass ihr es einfach in Worte fassen müsst! Falls die Szene nicht tragisch ist, würde ich zum Beispiel Humor empfehlen. Ein Charakter, der ein bisschen trocken oder sarkastisch kommentiert, oder auch nur Gedanken. Ist nur ein Beispiel. Ich hoffe, niemand versteht mich falsch! Am Ende muss man selbst wissen, was das Beste ist. Ich meine... Menschen sind verschieden... Und genau so der Schreibstil und die Herangehensweise. Für einige ist eben auch die Belohnung, am Schluss etwas geschrieben zu haben, ausreichend genug, um den Vorgang in Kauf zu nehmen.

MynaKaltschnee

Zitat von: Erin am 16. Mai 2019, 20:56:03
Auf mich persönlich trifft beides zu. Es gibt Tage, da gibt es einfach nichts unterhaltsameres für mich. Ich kenne die Story, und die Szene gefällt mir. Ich kenne die Charaktere, und in diesem Moment liebe ich sie einfach. Die Worte schwirren bereitwillig herbei und ich brauche nur auszusuchen, welches mir gerade am besten passt. Ich denke, man nennt das Einen Lauf haben.
Aber dann gibt es natürlich auch Tage, an denen ist es gelinde gesagt schleppend.

Genauso geht es mir auch. Es gibt Tage, da macht mir das Schreiben an sich total viel Spaß. Es beflügelt mich geradezu und ich liebe es, in meine Geschichte abzutauchen und meine Charaktere wiederzutreffen. Dann gibt es wieder Tage, an denen ich mich zum Schreiben beinahe hinprügeln muss.  An diesen Tagen erfüllt es mich mehr mit Freude, anschließend geschrieben zu haben und nicht der Schreibprozess als solcher.

Allerdings schreibe ich nur für mich bisher und habe weder einen Verlag noch sonst irgendeine Deadline im Nacken (vom NaNo mal abgesehen).  Ich kann mir gut vorstellen, dass es den Spaß nimmt, wenn man schreiben muss.
Ich bin nur ein schwarzer Geist, dessen Spinnerei Wort für Wort auf das Papier tröpfelt.

Silvasurfer

#73
Ich betrachte Schreiben, wie eine geliebte, ich liebe sie von ganzem Herzen, treu und mit all ihren Fehlern und es macht verdammt nochmal Spass, sogesehen. Und ja, sie macht mich wütend und ich mache sie vor allem wütend, wenn ich nichts zu Papier bringe und ich muss mich um sie bemühen, dann kommt die Muse auch... und sie will natürlich ständig meine Aufmerksamkeit, wenn ich eigentlich nur schlafen will oder nach der Arbeit kaputt bin. So gesehen kann ich froh sein dass meine menschliche Geliebte weg ist, dann kann ich meiner Muse wieder noch mehr Aufmerksamkeit geben... Schreiben ist nämlich sehr eifersüchtig und akzeptiert selten Ausreden, Tochter geht von Herzen aus klar und meine letzte nicht metaphorische geliebte hat Schreiben frei von Eifersucht dann doch neben sich akzeptiert, weil mein Herz da voll dabei war und manchmal kann ich auch Freunde besuchen oder ein bisschen chillen, wenn Texte geflossen sind oder spazieren gehen am Strand um Texte fliessen zu lassen... Arbeit ist so eine halbausrede, nicht zu schreiben, mit irgendwas muss ich ja geldtechnich über die Runden kommen, denn ein Sugardaddy ist schreiben auch nicht... Es ist eben wahre unkonditionelle Liebe tut weh und genau so liebe ich sie und es macht auch Spass texte zu gestalten, von Anfang bis Ende und zwar so etwa: Arrrrrrrrrrrrrgh :wolke:!

Und dann ist da noch die Selbstfindungsphase auch nicht einfach, wer ist jetzt deine geliebte: Schreiben, Musik machen, Surfen, Malen, Schmuck machen da kommen so viele Hobbies in Frage, wo willst du dein Herzblut reinstecken. Seitensprünge mag Schreiben auch nicht, habe ich da für mich zumindest festgestellt, es ist ja jeder anders gepolt und somit kommt für mich ins Nachtleben der Hobbies stürzen und alles mit Ambitionen anpacken, was im ersten Augenblick ja und Amen sagt, auch nicht mehr in Frage, nur weil Strassenmusik auch Spass macht. Kann, wie im Liebesleben auch, nach meiner Erfahrung, wenn man sich bei seinen Hobbies in deeses Singledasein stürzt auch ein sehr verwirrender und verletzender Prozess sein, weil man am Ende hier ein Lied geschrieben hat, da mit Kunst ein paar pennys verdient oder auch mit Texten auf freelancer oder was weiss ich und dann wieder was anderes kreatives Zusande gebracht und dann wieder Monatelang den Tintenzirkel nicht besucht... und irgendwie fühle ich dann wieder diese Leere in dem Fall, da muss man schon weise entscheiden, wo man sein Herzblut voll und ganz reinsteckt, finde ich und dem Schreiben auch mal einen vernünftigen Antrag machen mit Ehegelübte und volles Programm...  wenn man weiss, dafür schlägt mein Herz (neben den Menschen die man liebt)

Silvasurfer

#74
Dem will ich nur noch konkret hinzufügen, das schreiben für mich auch Leben ist. So habe ich, wen es interessiert vor 1,5 Jahren beschlossen alles hinter mir zu lassen und mit meinen letzten Ersparnissen Abenteuer zu erleben und zu reisen und darüber zu schreiben in blogg oder Buchform. Bin am Ende dann mit Freundin in Lissabon ohne Geld in den Taschen angekommen, so um die Weihnachtszeit, wir haben uns obdachlos auf der Strasse durchgeschlagen und beim betteln immer weiter geschrieben, so als Experiment für blogg und/oder Buch , und hab jetzt sogar wieder einen Job.

Das hat viel Schreiben in mir ausgelöst, allerdings kann ich das weniger als Empfehlung und mehr als Warnung hier im Tizi mal unter uns mitteilen, weil auch das kein Spass macht. Ich war am Anfang voller Gefühle von Aufbruch und dem Ruf des Helden folgen, Vaiana sein und was weiss ich noch alles, ein Narr eben: "There's a light and it shines on the sea, it calls me, blablaaaablablabla. Dann wurde es Frozen, let it Go und König der Löwen Hakuna Matata und jetzt bin ich irgendwo, wo ich mich alleine fühle, in der Höhle des Löwen und wär am liebsten wieder in meinem warmen Zuhause am besten bei meiner Mama und denke wie Frodo: "Ich wünschte all das wäre nie passiert!" Manchmal habe ich dann so einen Simba-du-hast-mich-vergessen Moment und folge Rafikis Rat nicht mehr loszulassen sondern vom Schmerz der Vergangenheit zu lernen und ich hoffe nur, ich kann, wenn dieser Sommerjob vorbei ist, mit einem fertig geschrieben Buch in der Hand endlich nach Hause kommen und ja, ich muss Fee zustimmen:

Mit oder ohne Plot, improvisiert oder voll geplant, gelebt oder in der fantasie ausgelebt oder inspiriert am Leben und an Gesprächen Dialogen um uns herum, was auch immer... egal wie man es macht und welche Strategien man verfolgt um ein Geheimrezept zum Schreiben zu finden, es ist kein Zuckerschlecken, weder auf der lebendigen Ebene, spricht; mein Leben so als möchtegern Autor plus all die Gefühle die dabei ins Spiel kommen noch auf der Ebene; ich muss mich hinsetzen und all diese inspirierenden Gedanken zu Papier bringen, leidenschaftlich ja und voller liebe aber eben schmerzlich.

Um es mal als Christ-Buddhist zu sagen: Wünsche sind der Ursprung allen Leidens und das ist wiederum die Passion Christi, nimm es auf dich es ist kein so grosses Kreuz, wie die Welt retten, vor allem wenn du es von Herzen liebst aber rechne damit dass du dich hinsetzen und schreiben musst bis die Finger wund sind und was alles noch auf der Gefühlsebene dazu kommt und rechne auch mit wenig Geld und kein Ruhm, damit du weisst wofür du es machst, nämlich um dir im Idealfall inspiriert die Finger wund zu schreiben bis du endlich die Hürde bezwungen hast und das berühmte Ende unter dem Manuskript setzt. Das Glücksgefühl muss dir reichen um es zu machen, diese Vision muss bereits ohne Erfolg dein Herz zum schlagen bringen, alles andere ist irgendwo auch Glückssache. Dann kannst du deinem Schweinehund ins Gesicht blicken und sagen, Ruhe in Frieden, du *hust und dann beginnt alles wieder von vorne, aber wenn du es liebst. Have fun, type down and bleed, es macht einen Glücklich, Liebe eben, da geht schon nichts schief.