• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Schachtel- und Bandwurmsätze

Begonnen von THDuana, 24. März 2007, 16:22:31

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

THDuana

Zitat von: Vali am 01. August 2010, 18:01:45
Es reicht doch, wenn man schreibt, dass die Königin schöne Haare hatte und ein kunstvolles Kleid trug oder noch kürzer, dass die Königin wunderschön war.
Da geht es aber auch darum, ob man seine Figuren explizit oder implizit charakterisieren will. (Entschuldigt bitte, wenn das auf Deutsch irgendwie anders heißt, ich habe damit auf Englisch gerade mehr zu tun ...)
Die Perlen müssen auch nicht von großer Bedeutung sein, aber wenn sie der Figur, aus deren Perspektive geschrieben wird, auffallen, ist es wichtig.
Wenn man immer nur so kurz beschriebe, ginge auch einiges an Antmosphäre verloren, oder nicht?

Vali

#46
Wenn etwas wichtig ist, muss man es natürlich erwähnen. Und auch Atmosphäre ist wichtig. Aber nicht in einem Satz!
Wenn ich jetzt mein an den Haaren herbeigezogenes Beispiel nehme ;D und die Verknüpfung zwischen dem Haar und der Stadt Seidion für den beschreibenden Charakter und die Geschichte wichtig ist, dann könnte man das auch mit mehreren Sätzen tun. Zum Beispiel: Prota staunte über das mit Perlen besetzte Kleid der Königin. Als die Königin dies bemerkte, erklärte sie stolz: "Ich sehe, mein Kleid gefällt Euch sehr. Ich habe es im Stile der Kraguaru Epoche schneidern lassen, das bekannt war für seine Perlen und Spitzen. Schaut Euch nur diesen Kragen an." In dem Moment als Protas Augen auf den Kragen fielen, erblickte er das schöne Haar der Königin. "Euer Kleid ist wunderschön, aber noch lange nicht so schön wie Euer güldenes Haar", sprach Prota verträumt, "Es erinnert mich an den Glanz der Seide aus der Stadt Seidion. Kennt Ihr die Legenden um die Stadt am Meer?"
Ist doch viel schöner als dieser gräßliche Schachtelsatz.

zDatze

Wenn ich einen Text lese und ich muss mir bei einem Bandwurmsatz nach dem anderen das Gehirn verrenken, dann kann es schnell sein, dass ich den Text beiseite lege. Denn für sowas habe ich (ignorant wie ich bin) keine Zeit und keine Lust.

@Ilargi: Nichts für ungut, aber dein 3-Seiten-Satz wäre für mich wohl ein k.o.-Kriterium. Da würde wahrscheinlich schon ein Satz über eine halbe Seite reichen - vorausgesetzt es ist unglaublich verwirrend geschrieben.
Es ist einfach verdammt schwierig den Leser mit Bandwurmsätzen bei der Stange zu halten.  Manche können Bandwurmsätze schreiben und man ließt sie trotzdem gerne ... weil sie Klang haben und der Sinn über die Zeilen hinweg nicht verloren geht.
ABER: Kommt man nicht mehr mit worum es in dem Text geht, verpufft die Spannung. Das ist schlecht. Sehr schlecht sogar. Denn dann wird es langweilig und gerade das sollte man (meiner Meinung nach) vermeiden.

Vielleicht hilft es dir, wenn du an deine Leser denkst und ihnen zuliebe Punkte setzt. Oder du suchst dir ein williges Opfer, das dich mit der Nase auf deine Bandwurmsätze stößt. ;)

Ilargi

Kaixo,

@zDatze: Ich versuche Opfer zu finden, aber die kritisieren meistens als allererstes meine Geschichte, etwas das ich überhaupt nicht will! :nöö: Und wenn ich das dann sage legen sie die Geschichte beleidigt beiseite, einfach weil sie glauben ich will ihre Hilfe nicht.... ach es ist zum aus der Haut zu fahren :wums: :happs:

Deswegen suche ich ja eine Möglichkeit Bandwurm oder Schlangensätze gleich beim Schreiben zu vermeiden. :schuldig:

zDatze

#49
Wenn es dir schwer fällt die Bandwurmsätze gleich beim Schreiben zu vermeiden, wird es dir wohl nicht ausbleiben auch einmal gründlich zu korrigieren. Wenn du sie als erstes eliminieren willst probiere es einmal damit: Text als Normseite formatieren. Jeden Satz mit mehr als 4 Zeilen farblich markieren. Das ganze Dokument durch gehen. Dann von vorne beginnen und umformen/kürzen, wenn der eingefärbte Satz zu komplex ist.

Man kann seine Schreibgewohnheiten leider nicht von heute auf morgen ablegen. Das ist harte Arbeit. Viel Erfolg!

Ilargi

Kaixo!

@zDatze: Danke, werde es mal so versuchen. Obwohl ich glaube das ich das schon mal so versucht habe... na ja, versuch macht klug. ;D Esker erst mal, ich versuche es und schlimmer als mein Rekord, den ich übrigens vor eineinhalb Jahren aufgestellt habe kann es ja nicht werden oder?

Vali

#51
Auch ich denke, dass zu Anfang nicht viel übrig bleibt, als beim Überarbeiten diese Sätze zu markieren und umzuformulieren. Wenn deine Schachtelsätze hauptsächlich aus Beschreibungen bestehen, dann versuche die auf das Wesentliche zu kürzen. Mit Aufzählungen von hübschesten Adjektiven und Metaphern kann man nicht immer beeindrucken, insbesondere wenn sie vom Sinn her ähnlich sind und keine neuen, wichtigen Aspekte zum beschriebenen Objekt bringen. Insgesamt nicht zu viel beschreiben und stattdessen mehr erzählen. Leser wollen Handlung sehen und keine ellenlangen Beschreibungen über ein Objekt. Achte auch darauf wie häufig du "und", "sowohl, als auch", "sowie" etc. benutzt und ob du die Hauptsätze nicht einfach mit einem Punkt trennen kannst.
Irgendwann, wenn du das kürzere Sätze schreiben durch das Korrigieren und Kürzen geübt hast, wirst du auch prägnantere Sätze von alleine schreiben.

Sprotte

Ich liebe Bandwurmsätze  :-[ Und besonders in meinen ersten Büchern habe ich sie inflationär verwandt. Der längste ging weit über eine halbe Normseite.
Meine Betas und mein Umfeld haben mich freundlich dafür abgestraft. Inzwischen merke ich beim Schreiben: Der wird zu lang, der schachtelt sich wie eine dieser Babuschkapuppen. Beim Überarbeiten finde ich trotzdem immer noch welche, die ich gnadenlos in drei bis vier Sätze zerhacke.

Ilargi

Zitat von: Sprotte am 01. August 2010, 22:28:38
Ich liebe Bandwurmsätze  :-[ Und besonders in meinen ersten Büchern habe ich sie inflationär verwandt. Der längste ging weit über eine halbe Normseite.
Meine Betas und mein Umfeld haben mich freundlich dafür abgestraft. Inzwischen merke ich beim Schreiben: Der wird zu lang, der schachtelt sich wie eine dieser Babuschkapuppen. Beim Überarbeiten finde ich trotzdem immer noch welche, die ich gnadenlos in drei bis vier Sätze zerhacke.

Kaixo,

Das heißt Matroschka, oder Matruschka...aber der Verglich ist gut, den muss ich mir merken, Esker :jau:

Telas

Zitat von: Sprotte am 01. August 2010, 22:28:38
Ich liebe Bandwurmsätze 

Ich leider nicht :schuldig: Immer wieder habe ich das Problem, dass ich meine Sätze nicht vernünftig auf den Punkt und damit zum Abschluss bringen kann. Ich schreibe dann meistens noch zwei oder drei Zeilen im Nebel herum und heraus kommt irgendwelches Zeugs, das für die Handlung gar nicht relevant ist.
Wie oft habe ich mir schon Dinge anhören müssen wie "das hast du aber kompliziert aufgeschrieben", "das hätte man doch kürzer schreiben können" oder aber "Häh, was willst du damit sagen?!"
Das Schlimmste ist aber, dass sich das durch alle Bereiche meiner Schreiberei zieht, also auch durch meine Klassenarbeiten in der Schule.
Einer meiner Lehrer hatte einmal eine Antwort mit dem Kommentar "blablabla, komm auf den Punkt!" vermerkt, aber ich schaffe es einfach nicht, kurze, prägnante Sätze mit gutem Inhaltsgehalt zu Papier zu bringen.

Kraehe

Bandwurmsätze...
Naja, ich fürchte/hoffe/nehme irgendwie an, dass sehr viele am Anfang zu so etwas neigen. Entweder ellenlange Sätze, oder Hauptsatz.Hauptsatz.Hauptsatz.
Am Anfang (was heißt am Anfang; man kann immer noch an sich arbeiten) sind meine Sätze manchmal auch in die falsche Richtung ausgeartet. Da denke ich an Überarbeiten bis zum geht nicht mehr... weil ich auch der Ansicht bin, dass man als Leser tendenziell mit kürzeren Sätzen besser bedient ist - sofern man sich nicht bewusst auf einen als "anspruchsvoll" gekennzeichneten Text einlässt (der dann auch nicht zwingend U-Literatur ist?).
Ich weiß, dass ich, ehe ich so aktiv anfing am Schreiben zu arbeiten, einmal in einem Hohlbein-Werk einen einseitigen Satz bewundert habe :o

Mein "Konflikt" mit mir besteht aber in der Angst vor kurzen Sätzen. Wie ja schon gesagt: man kann Sätze aufteilen, Zusammenhänge schaffen etc. ... aber so leicht ist das dann nicht, finde ich. (man möchte ja den Sinn noch mehr hervorbringen bzw. erhalten udn gleichzeitig die Erzählweise perfektionieren ;) )
Und momentan habe ich dann eher Angst, dass ich dadurch in zu viel Handlung und zu wenig Beschreiben hereingerate, also zu nüchtern werde. Das liegt natürlich zu großen Teilen im eigenen Ermessen und die bisherigen Rückmeldungen meiner ersten zwei Betas waren in der Beziehung aber zum Glück positiv (bis auf eine Sache, aber das kann man durchgehen lassen.)
Und allgemein habe ich scon festgestellt, dass das Überarbeiten udn Feilen was geändert hat. (glaube ich). Bei der aktuelen Überarbeitung ist nicht halb so viel "langes Material" drin :)

ZitatDas Schlimmste ist aber, dass sich das durch alle Bereiche meiner Schreiberei zieht, also auch durch meine Klassenarbeiten in der Schule.
Einer meiner Lehrer hatte einmal eine Antwort mit dem Kommentar "blablabla, komm auf den Punkt!" vermerkt, aber ich schaffe es einfach nicht, kurze, prägnante Sätze mit gutem Inhaltsgehalt zu Papier zu bringen.
-> passiert mir nicht so oft, aber neulich bin ich in einem (7-seitigen) Philosophie-Aufsatz auch darauf hingewiesen worden.

Issun

Früher hatte ich ein ziemliches Problem mit Schachtelsätzen. Im Grunde haben meine Geschichten nur aus solchen Sätzen bestanden. Dazu kam dann noch meine Geschmacksverwirrung - ich habe es nämlich für besonders genial gehalten, so lang, wirr und umständlich wie möglich zu schreiben. ::) Dabei wollte ich mich absichtlich gegen den Trend der modernen Literatur richten: Er kam. Sah. Ging.
Irgendwann haben mich dann Leser aufmerksam gemacht, dass man meinem Geschreibsel schwer folgen kann. Zur selben Zeit hat unsere Englischlehrerin die These aufgestellt, dass Schachtelsätze eine schlechte Angewohnheit aus dem Lateinischen sind. Und wer Ovid gelesen hat, weiß, was sie meint. ;)
Danach habe ich versuchsweise begonnen, mich kurz zu fassen. Das Resultat war zunächst eine Kurzgeschichte, die nur aus Kürzestsätzen bestand. Mein Bruder meinte nach dem Lesen, sie habe ihm gefallen, aber nach einem langen Satz am Anfang hätte ich nur kurze Sätze geschrieben. Auch wieder nix.
Momentan versuche ich, lange und kurze Sätze so zu mischen, dass die Form zum Inhalt passt. Ich finde, atemberaubende Situationen kann man nicht in zehn Zeilen langen Sätzen schildern.
Wichtig ist, dass ich mich immer wieder selbst kontrolliere, weil ich von Natur aus schon zu Endlossätzen neige. Ich liebe einfach Kommata. ;D