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Schachtel- und Bandwurmsätze

Begonnen von THDuana, 24. März 2007, 16:22:31

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THDuana

Hallo,

schleichen sich bei euch auch von Zeit zu Zeit solch elend lange Sätze ein, mit vier Kommata, die dann erscheinen, als habe man einen Punkt vergessen?

Ich habe ein großes Problem mit Schachtelsätzen. Ich mag Kommata, wirklich, und bemerke das oftmals auch gar nicht, dass die Sätze so lang sind.
Auch nicht beim Überarbeiten.
Erst wenn dann jemand sagt, da und da könnte man einen Punkt setzen und der sei da besser, als ein Komma, sehe ich, wie verschachtelt ich schreibe.
Und meine Bandwurmsätze erst... ::)

Passiert euch das häufig? Oder gar nicht?
Könnt ihr sie leicht umformen?
Habt ihr Tipps, wie man sich das "abtrainieren" kann?


(Ich hoffe, dass Thema gibt es noch nicht, ich habe nichts gefunden...)


Duana

Immortal

Hi,

Also ich habe das Problem überhaupt. Ganz im Gegenteil: Meine Sätze sind oft sehr knapp gehalten, sodass sich das Ganze ein wenig zu abgehackt liest.

Versuch doch, wenn du so einen Satz mal wieder liest, ihn etwa aber der Hälfte (also bei vier Kommata statt em dritten einen Punkt) zu beenden.

Fürher hatte ich das Problem auch, doch seitdem ich immer nach der Hälfte einen Punkt mache, habe ich mir das langsam abgewöhnt.

Liebe Grüße
Immortal
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

THDuana

Hallo Immortal,

in der Hälfte abhacken? - Geht bei mir oftmals nicht.
Ich weiß nicht, ob ich so viel Sinnloses hineinschreibe, oder warum das nicht so richtig funktionieren mag, aber an irgendetwas muss es doch liegen *grübel*


Duana

Artemis

Hallo!

Mit dem Problem kämpfe ich auch oft, aber mittlerweile hab ich begriffen, dass man aus einer Not auch eine Tugend machen kann. Schon beim Schreiben gewöhne ich mir einen gewissen Rhythmus an, also immer eine gewisse Balance zwischen langen und kurzen Sätzen. Bandwurmsätze fallen nur halb so unangenehm auf, wenn ihnen ein sehr kurzer Satz folgt. Da kann der Leser quasi "aufatmen".  Wenn mir dann manche Sätze doch unangenehm auffallen, bau ich sie einfach um und mach zwei draus, das klappt meist ohne Probleme.

Ich persönlich mag Schachtelsätze sogar lieber als eine Geschichte aus zehntausend Hauptsätzen. So was geht für mich gar nicht  :nöö:  *grusel*  Hab da einige Romane im Regal stehen, die zwar ne tolle Geschichte bieten, aber durch ihre Sprache, die mit der eines Grundschülers grade so konkurrieren könnte, quasi fürn Müll sind.

Übrigens gibt es seeehr viele große Autoren, die berühmt sind für ihre Bandwurmsätze. Ich denke da nur an "Der Vater eines Mörders" von Alfred Andersch. War Schullektüre 12. Klasse... Die Sätze gingen teilweise über zwei Seiten, mit unzähligen Kommata, Gedankenstrichen ect. Da nicht den Faden zu verlieren, war ein wahrer Kampf mit der Konzentration  :wums:

Ansonsten mag ich Schachtelsätze - solange sie gut aufgebaut sind. Einfach nur stumpfe Aufzählungen sind ein Alptraum, aber schöne, abwechslungsreiche Satzgeflechte können eine Szene erst richtig würzen, wenn sie zum passenden Zeitpunkt angewendet werden. Wie gesagt, die Abwechslung macht es erst richtig lesenswert  ;D


Liebe Grüße

Artemis

THDuana

Hallo Artemis,

Meine Abwechslung ist nicht so die große ;D

Ich weiß nicht, ob meine Bandwurmsätze den Text würzen, sie sind nur eines: lang.
Und meine Abwechslung sind dann unendlich viele Doppel-Hauptsätze verbunden mit einem lästigen "und".
Wenn ich die immer rausfiltere...  :o

Von Alfred Andresch habe ich auch schon gehört ;)


Duana

Artemis

Ok, das lässt die Sache schon anders aussehen... *am Kopf kratz*

Ich hatte auch öfter solche dämlichen "und"-Sätze, aber die hab ich gleich wieder eliminiert und bis an ihr Lebensende verflucht und verteufelt  ;)  Vielleicht solltest du wirklich in Zukunft schauen, dass du die Sätze etwas kürzer hältst... sonst ertränkst du den Leser ja in einer Wörterflut. Oder versuch einfach, die Satzteile so umzustellen, dass du dir das "und" sparen kannst. Es gibt jede Menge Möglichkeiten, Hauptsätze gegen gut klingende Satzkonstruktionen auszutauschen.
Kannst ja mal so ein, zwei Sätze posten, dann bastel ich was draus, wenn du willst  :) Ich liebe solche Kniffeleien ^_^ Bin seit jeher als Korrektor im Deutschunterricht ausgenutzt worden... hach ja...


Liebe Grüße

Artemis

THDuana

Hallo Artemis,

sehr freundlich, danke. Mal sehen, ob ich einfach nur blöd bin, oder ob das nicht auch schöner geht ;)

"Der Bus hielt und Maja stieg mit der Welle der Arbeitsleute ein."

"Rushhour, dachte sie nur und drängte sich mit den Menschen in den Innenraum."

"Maja schloss das Nachrichtenfenster und ließ das kleine Gerät wieder in die Tasche gleiten."

"Maja hob die Augenbrauen und musterte Henrik."


Vielleicht sind sie gar nicht so schlimm, wie ich immer denke...


Duana

Artemis

So, hab mal spontan etwas rumgefummelt ;D
Kannst dir ja mal angucken, ob das hier deinem Geschmack entspricht - ist halt mein Schreibstil. Ich weiß zwar nicht, ob die Sätze einfach nur lose rausgepickt sind oder wirklich zusammenhängen, aber was solls ^^

"Eingezwängt von einer Welle der Arbeitsleute, kämpfte sich Maya in den Bus."
"Rushhour, dachte sie in der Bemühung, heil durch das Gedränge zu kommen."
"Sie schloss das Nachrichtenfenster und ließ das kleine Gerät wieder in die Tasche gleiten."
"Mit gehobenen Augenbrauen musterte sie Hendrik."


Falls du noch mehr Problemkinder hast, ruhig her damit - ich mach so was gern  :buch:


Liebe Grüße

Artemis

THDuana

Hallo Artemis,

vielen Dank!

Die Sätze gehören alle zu einem Text, aber folgen nicht direkt aufeinander.
Mal sehen, ob ich das auch so gut hinbekomme wie du.

Ich bin nur wegen Latein und den Übersetzungsmöglichkeiten des Participium Coniunctum vorbelastet ::)


Duana

Artemis

Zur Abschreckung hab ich meinen bei Bekannten berühmt-berüchtigten Bandwurmsatz aus meinem aktuellen Buch rausgesucht. Kannst ja mal gucken, ob du beim ersten Lesen alles verstehst  :rofl:

Ein endloses, weißes Meer aus aufgebauschten Wolkentürmen, an der Oberfläche fein ziseliert wie geschmolzener, in Fäden gezogener Zucker und überdeckt von einer Schicht warmen Sonnenlichts, das als geschmeidiges Gold über das reine Weiß floss und über die abgerundeten Ränder mit seinen Fingern spielte, als würde es eine Harfe in den Händen halten, und darüber eine azurblaue Himmelskuppel, von keinem Makel missgestaltet und so perfekt und anmutig wie das Gesicht der hohen Göttin  persönlich, erstreckte sich über das gesamte Blickfeld.

Ich brauch heute noch mindestens zwei Anläufe, um den ganzen Satz zu überblicken...  :o Aber ich habs nie übers Herz gebracht, ihn zu zerhackstückeln, weil er mir einfach zu durchgeknallt war, um ihn durch 08/15-Sätze zu ersetzen


Liebe Grüße

Artemis

Wild Soul

Hey!!!

also ich liebe Schachtelsätz... XDD die sind einfach das größte und schreiben sich wunderbar.. so kurze Sätze find ich einfach nicht schön weil sie mir zu abgehackt klingen. Obwohl ich schon gemerkt hab das ich manchmal versuche zu viel in einen Satz zu packen was auch gut für zwei oder drei reichen würde. Aber es soll doch alles in den einen Satz!!

Aber ich versuch so wenig lange Sätze zu vermeiden die über mehr als drei Zeilen gehen weil man wirklich den Überblick verliert. Obwohl ich muss sagen Artemis Satz ist zwar ellenlang aber den hab ich gleich beim ersten Mal verstanden und den find ich super toll :jau: nur weiss ich nicht was ziseliert ist.  :rofl:

hmmm... Und und Aber Sätze kommen glaube ich häufig bei mir vor, die werde ich aber so nach und nach ausmerzen... die sind zwar ganz gut wenn man das erste Concept schreibt, aber ich finde sie sollten nicht die Überhand gewinnen... *g*

greetz
Wild Soul

Artemis

Hallo Wild Soul!

Zur Kurzinfo: Ziseliert kommt eigentlich aus der Metallverarbeitung und wird für hauchfeine Gravuren benutzt, fällt aber auch oft in der Beschreibung für dünne, feingliedrige Dinge - wie in meinem Fall eben die dünnen Wolkenfetzen  ;D  Habs einmal sogar in nem Weinbuch gefunden - auch wenn ich mich frage, wie man das Boquet von nem Rotwein mit "ziseliert" umschreiben kann...  :hmhm?:

Hoffe, damit konnte ich weiterhelfen  ::)


Liebe Grüße

Artemis

Pandorah

Ich lieeeeeeeeeeeeeeeeeeebe lange Sätze! Und genauso gerne hab ich verschachtelte Sätze. Ich muss auch immer aufpassen, dass es nicht überhand nimmt. An so ein hübsches Gefüge wie du, Artemis, bin ich aber - glaube ich - noch nicht rangekommen. *g*

Ein gutes Mittel ist, sich die Texte laut vorzulesen. Spätestens, wenn man bei gutem Vorlesetempo nach Luft schnappt, sollte ein Punkt erfolgen. :D Ebenso fallen dann die mir persönlich verhassten Wortwiederholungen auf oder man merkt, wenn sich alle Sätze gleich lesen. "Sie ging in die Küche und holte sich ein Glas Milch. Sie kehrte zurück ins Wohnzimmer und setzte sich. Sie griff nach der Fernbedienung und..." *schnarch* Ich hab's gern abwechselnd.

Wild Soul

Zitat von: Artemis am 24. März 2007, 19:51:00
Hallo Wild Soul!

Zur Kurzinfo: Ziseliert kommt eigentlich aus der Metallverarbeitung und wird für hauchfeine Gravuren benutzt, fällt aber auch oft in der Beschreibung für dünne, feingliedrige Dinge - wie in meinem Fall eben die dünnen Wolkenfetzen  ;D  Habs einmal sogar in nem Weinbuch gefunden - auch wenn ich mich frage, wie man das Boquet von nem Rotwein mit "ziseliert" umschreiben kann...  :hmhm?:

Hoffe, damit konnte ich weiterhelfen  ::)


Liebe Grüße

Artemis

Hey Artemis!

yapp, danke jetzt weiß ich bescheid. Ich kenn mich in der Metallverarbeitung nicht so aus.

Eigentlich hab ich ja geschrieben das ich versuche lange Sätze zu vermeiden. Aber jetzt hab ich auch einen gefunden, mit seeehr vielen Kommas (Kommata :P)

In diesem Kreis saß ein junger Mann, seine kurzen schwarzen Haare waren ungekämmt und standen etwas ab, wache hellblaue Augen, in denen doch ein Weisheit zu liegen schien wie als hätten sie schon alles auf der Welt gesehen, blitzten immer wieder über den Rand der Karten, die er hielt, um einen kurzen Blick auf seine Kontrahenten zu werfen.

Ich glaub da kann man gut ein paar Punkte einfügen. o.O

greetz
Wild Soul

Lisande

Zitat von: Wild Soul am 24. März 2007, 20:18:31
Hey Artemis!

yapp, danke jetzt weiß ich bescheid. Ich kenn mich in der Metallverarbeitung nicht so aus.

Eigentlich hab ich ja geschrieben das ich versuche lange Sätze zu vermeiden. Aber jetzt hab ich auch einen gefunden, mit seeehr vielen Kommas (Kommata :P)

In diesem Kreis saß ein junger Mann, seine kurzen schwarzen Haare waren ungekämmt und standen etwas ab, wache hellblaue Augen, in denen doch ein Weisheit zu liegen schien wie als hätten sie schon alles auf der Welt gesehen, blitzten immer wieder über den Rand der Karten, die er hielt, um einen kurzen Blick auf seine Kontrahenten zu werfen.

Ich glaub da kann man gut ein paar Punkte einfügen. o.O

greetz
Wild Soul
Könnte man so sagen.  ;D
Hmm... mal sehen, was ich daraus machen würde:

In diesem Kreis saß ein junger Mann(,); seine kurzen schwarzen Haare waren ungekämmt und standen etwas ab(,). Wache hellblaue Augen, in denen doch ein Weisheit zu liegen schien, (wie) als hätten sie schon alles auf der Welt gesehen, blitzten immer wieder über den Rand der Karten, die er hielt, um einen kurzen Blick auf seine Kontrahenten zu werfen.

Das wäre eine Möglichkeit, ohne umzuformulieren. Aber dann klingt der letzte Satz, als  würde er die Karten halten, um einen Blick auf seine Kontrahenten zu werfen.
Ich muss aber gestehen, dass ich an einer Umformulierung gerade knacke - mehr als zwei Sätze kriege ich da nicht raus, ohne dass das Gegenteil passiert und plötzlich nur  noch ultrakurze Sätze da stehen - was ja wahrscheinlich auch nicht in Deinem Sinne ist. Ich würde es wahrscheinlich so formulieren (was mir aber auch noch nicht so wirklich gut gefällt):

In diesem Kreis saß ein junger Mann, dessen kurzes, schwarzes Haar ungekämmt von seinem Kopf abstand. Über den Rand der Karten, die er hielt, blitzten immer wieder wache, hellblaue Augen, in denen eine Weisheit zu liegen schien, als hätten sie schon alles auf der Welt gesehen.

Wie gesagt - glücklich bin ich damit noch nicht... aber ohne den Rest des Textes zu kennen fällt mir mehr nicht ein.