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[Sexualität] Unsicherheit über sexuelle Orientierung in der Pubertät

Begonnen von Alana, 22. Mai 2013, 13:36:47

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Lucien

Mit wissenschaftlichen Studien kann ich jetzt auch nicht aufwarten, aber ich sehe absolut kein Problem darin, wenn dein Prota erst später erkennt, dass er homosexuell ist, Alana.

Ich persönlich habe erst mit 21 erkannt, dass ich auch auf Frauen stehe. Allerdings bin ich in Sachen Beziehung generell eine Spätzünderin.  ::) Vorher bin ich nie auf die Idee gekommen, immerhin waren meine Lieblingsschauspieler alle männlich, ich hatte eine konkrete Vorstellung von meinem Traummann und bin ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass ich mal mit einem Mann mein Leben verbringen werde.
Ich glaube, bei Jungen/Männern ist das nicht viel anders als bei Mädchen/Frauen. Mir würde zumindest kein Grund einfallen, warum es anders sein sollte.

Ich finde die Frage, die Debbie aufgeworfen hat, interessant. Ich persönlich verliebe mich in den Charakter eines Menschen, unabhängig vom Geschlecht und stelle Sex hinten an. Und ich habe erkannt, dass mich grundsätzlich weder derSex mit Männern, noch der mit Frauen abschreckt. Bei meiner Freundin ist es widerum so, dass sie sich Sex mit Männern gar nicht vorstellen kann. Ich glaube, das spielt schon irgendwie da mit rein, ob man sich als hetero-, bi- oder homosexuell bezeichnet. Und es geht ja irgendwie auch immer darum, was man als attraktiv empfindet.


So weit mein Senf zur Thematik.  ;D

Alana

Danke euch, jeder eurer Posts ist wahnsinnig spannend für mich! Danke vor allem an alle, die hier sehr persönliche Sachen schreiben, ich weiß das wirklich zu schätzen!

@Tanrien: Genau da stimme ich dir vollkommen zu. Man erwartet heterosexuell zu sein, also ist man es eben, bis man sich bewusst wird, dass man es nicht ist. Ziemlich genauso habe ich mir das vorgestellt. Mit äußeren Zwängen meinte ich z.B., dass er es vor seinen Eltern nicht zugeben will und deswegen eine Freundin hat. So was will ich auf keinen Fall.

@dat rüxsli: Man wird nicht homosexuell, davon bin ich fest überzeugt. Wenn man nicht bi ist, und ich glaube, das sind viel mehr Menschen, als man im allgemeinen annimmt, dann gibt es meiner Überzeugung nach keine Möglichkeit, plötzlich hetero- oder homosexuell "zu werden". Man ist es, oder man ist es eben nicht. Aber offensichtlich gilt das erst nach der Pubertät bzw. man ist es wahrscheinlich schon vorher, aber die Pubertät stiftet da eben Unsicherheit, genauso wie in vielen anderen Lebensaspekten auch. Das wäre jetzt meine Auffassung davon. Ich lasse mich aber gern eines besseren belehren, deswegen frage ich ja. Das sage ich übrigens jetzt nur so deutlich, weil ich hier nicht missverstanden werden will. :) Aber das, was du beschreibst, ist auch mein Grund für die Frage, weil ich ein bisschen befürchte, dass man mir genau das unterstellen könnte, also dass ich es so darstelle, als würde er plötzlich schwul, obwohl er vorher hetero war.

@Merwyn: Sowohl als auch. Ich will harte Fakten. Wenn nun aber 80% der Leute hier sagen, dass es auf sie wie ein Klischee wirkt, dann nutzen mir die Fakten auch nichts, verstehst du, was ich meine? Dann könnte ich es trotzdem nicht machen, auch wenn es fundiert wäre.
Zitat
Ich finde die Frage, die Debbie aufgeworfen hat, interessant. Ich persönlich verliebe mich in den Charakter eines Menschen, unabhängig vom Geschlecht und stelle Sex hinten an.

Auch eine Sichtweise, die ich sehr spannend finde. Das habe ich mir auch schon öfter gedacht und eigentlich wäre das doch das Perfekte. Könnte man sich seinen Partner rein nach den inneren Werten aussuchen und alles andere, sogar das Geschlecht, wäre völlig egal.

In meiner Geschichte soll die Storyline nicht so verlaufen, dass der Junge mit einem Mädchen zusammen ist und sich dann in einen Jungen verliebt. Er soll seine Ex nur nach ein paar Jahren wiedertreffen und dann eben mittlerweile wissen, dass er schwul ist. Es ist nur ein Nebencharakter, aber ich möchte trotzdem oder gerade deswegen, dass es passt. Gerade bei den Nebencharas läuft man ja doch oft Gefahr, besonders in die Klischeefalle zu tappen.
Alhambrana

Alaun

Zitat von: Alana am 22. Mai 2013, 19:46:39

In meiner Geschichte soll die Storyline nicht so verlaufen, dass der Junge mit einem Mädchen zusammen ist und sich dann in einen Jungen verliebt. Er soll seine Ex nur nach ein paar Jahren wiedertreffen und dann eben mittlerweile wissen, dass er schwul ist. Es ist nur ein Nebencharakter, aber ich möchte trotzdem oder gerade deswegen, dass es passt. Gerade bei den Nebencharas läuft man ja doch oft Gefahr, besonders in die Klischeefalle zu tappen.

Ich halte das für ein durchaus realistisches Bild - und habe in meinem Bekanntenkreis mehrere Männer, bei denen das genauso lief. Mag an der generellen Dichte homosexueller Männer im Bereich Musikwissenschaft liegen ;)

Ich für meinen Teil verliebe mich in Menschen, nicht in ein bestimmtes Geschlecht. Und ich glaube, dass das sehr vielen so geht.

RockSheep

Die Antworten sind ja schon mal sehr ausfühtlich. Ich wollte darum nur kurz anmerken, dass ich bei einer LGTB-Plattform dabei bin, wo ich die Frage einem Publikum von Betroffenen jeglichen Alters stellen kann wenn du magst :)

Alana

Alhambrana


Mogylein

Gleich erstmal zur Frage Klischee - wäre das die Hauptstoryline und würdest du nicht nach der Beziehung ansetzen, fände ich es schon klischeehaft. So aber finde ich es vollkommen in Ordnung.

Ich möchte aber anmerken, dass Sexualität nicht zwingend etwas statisches sein muss. Es kann sich im Laufe des Lebens mehrfach hin und her verändern. Es muss nicht sein, dass man nur, weil man 40 Jahre lang homosexuell war, sich nicht doch plötzlich dabei erwischt, auch Mitglieder des anderen Geschlechts scharf zu finden.
Bei mir persönlich war es so (und zumindest laut Tumblr bin ich da nicht allein), dass ich das erste Mal mit ca 11 ein Mädchen toll fand, das manifestierte sich dadurch, dass ich sie unbedingt küssen wollte ;) danach habe ich mir jahrelang keine Gedanken mehr darum gemacht, bis ich bemerkt habe, dass ich mich Hals über Kopf in meine beste Freundin verliebt hatte. Und zwischendrin hatte ich auch ein paar Squishes auf eine Person, die sich gar keinem Geschlecht zugehörig fühlt.
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Alana

Zitat von: Mogylein am 23. Mai 2013, 08:04:40
Ich möchte aber anmerken, dass Sexualität nicht zwingend etwas statisches sein muss. Es kann sich im Laufe des Lebens mehrfach hin und her verändern. Es muss nicht sein, dass man nur, weil man 40 Jahre lang homosexuell war, sich nicht doch plötzlich dabei erwischt, auch Mitglieder des anderen Geschlechts scharf zu finden.

Ja, das glaube ich eben auch. Ich denke, dass das daher kommt, dass eben doch viel mehr Menschne bi sind, als man glaubt, und vor allem viel mehr Menschen, als es von sich selbst wissen. Aber wie gesagt, da könnte ich mich auch irren.
Alhambrana

Franziska

ZitatJa, das glaube ich eben auch. Ich denke, dass das daher kommt, dass eben doch viel mehr Menschne bi sind, als man glaubt, und vor allem viel mehr Menschen, als es von sich selbst wissen. Aber wie gesagt, da könnte ich mich auch irren.
Das kann schon sein. Deshalb finde ich es auch immer so bescheurt, dass es in Geschichten oft so ist, dass ein Mann, der sich plötzlich in einen anderen Mann verliebt und vorher immer mit Frauen zusammen war, jetzt schwul sein muss. Kann er natürlich sein, aber dass er auch bi sein kann, kommt fast nie vor. Das ist für mich dann wirklich klischeehaft.

Alana

Ja, da hast du absolut recht, es gibt oft nur schwarz oder weiß. Ich überlege auch ernsthaft, den Charakter einfach bi sein zu lassen, das hätte doch auch mal was. Ohnehin spielt es für die Geschichte keine große Rolle. Es gefällt mir. Mal sehen.
Alhambrana

Hanna

Zitat von: Alana am 23. Mai 2013, 13:03:36
Ja, das glaube ich eben auch. Ich denke, dass das daher kommt, dass eben doch viel mehr Menschne bi sind, als man glaubt, und vor allem viel mehr Menschen, als es von sich selbst wissen. Aber wie gesagt, da könnte ich mich auch irren.

Als "man" glaubt? Es gibt Studien darüber, dass wohl 80 % der Weltbevölkerung eigentlich bisexuell sind, es eben nur nicht wissen. Lediglich 10 % sind hetero- und weitere 10 % homosexuell. Das gilt sowohl für den Menschen als auch für die Tierwelt. Einen Link zu der Studie kann ich dir leider nicht geben, aber ich glaube, sie wurde irgendwo hier im Forum auch schon einmal geteilt.

Ich teile übrigens die Ansicht von Aqua und einigen anderen hier. Ich verliebe mich in den Charakter eines Menschen. In welchem Körper er steckt, ist dabei völlig irrelevant. Ob Mann oder Frau, dick oder dünn, 50 Jahre älter als ich, körperlich behindert ... vollkommen egal.
#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

Alana

Ah ja das bestätigt ja, was ich denke. Nur glaube ich nicht, dass sehr viele Menschen das wissen. Ich wusste auch nicht, dass es tatsächlich eine Studie dazu gibt. Deswegen das "man". :) Solltest du mal über einen Link dazu stolpern, würde mich das sehr interessieren.

Natürlich verliebt man sich in den Charakter eines Menschen, trotzdem spielt für mich persönlich bei der Partnerwahl das Geschlecht eine Rolle, das ist halt dann ein Faktor unter vielen, auf den ich Wert lege, andere eben nicht.

@Joel: Sorry, ich hab das ganz vergessen gestern: Ich wäre sehr an dieser Studie interessiert!
Alhambrana

Debbie

Zitat von: Alana am 23. Mai 2013, 14:00:43
Natürlich verliebt man sich in den Charakter eines Menschen, trotzdem spielt für mich persönlich bei der Partnerwahl das Geschlecht eine Rolle, das ist halt dann ein Faktor unter vielen, auf den ich Wert lege, andere eben nicht.

Das hier finde ich interessant. So geht es mir auch - aber nach genauer Überlegung, nicht nur mit dem Geschlecht. In meinem Kopf gibt es bestimmte Kriterien, welche direkt zu einer "Vorauswahl" führen. Das ist ein bisschen ähnlich wie mit Verwandten. Mich in meinen Cousin oder Bruder zu verlieben? Ausgeschlossen! Warum? Weil mein Gehirn sie nicht in die "Potentielle-Partner-Schublade" einordnet. Das ist aber mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ein "erlerntes Muster" - Bücher über (potentiellen) Inzest (Rheingold, City of Bones) schrecken oder stoßen mich nämlich keinesfalls ab.

Dann gibt es bei mir noch jede Menge Kriterien, die einfach auf Erfahrung beruhen (jetzt mal ganz abgesehen von der körperlichen Anziehung), u. a. sind Männer in Sportwagen für mich ein absolutes NO-GO. Da kann der Mann so schön sein wie er will, das ist im ersten Moment ein absolutes K.O.-Kriterium. Dann eben noch solche Dinge wie Haare (langhaarige Männer sind garnicht meins), Kleidung (sauber und gebügelt ist Mindeststandard - außer der Gute ist gerade am Arbeiten), etc., etc.. Das sind jetzt nur Beispiele, aber ich wollte nur mal veranschaulichen, wie das Gehirn bei der Partnerwahl gnadenlos kategorisiert.

Allerdings habe ich mich auch schon vom Gegenteil überzeugen lassen, nachdem vieeele Ausschlusskriterien vorhanden waren. Teilweise hat das meine Kriterien neu definiert und geordnet, und auf jeden Fall hat es unglücklicherweise einen lebenslangen Standard gesetzt.  :seufz: Ich muss aber zugeben, dass ich sexuelle Erfahrungen mit Frauen, für mich, niemals ausschließen würde. Das wäre dann aber vielleicht mehr Neugier ...

Generell finde ich, dass mit dem Begriff "Liebe" auch viel zu wahllos um sich geschmissen wird. Liebe und Verliebtsein sind für mich nämlich zwei ganz verschiedene Dinge! (Auch eine Erfahrung, die ich über mehrere Jahre gemacht habe.) Für mich haben sich so ein paar "Kernfragen" als verlässlicher Test hinsichtlich des "Liebesgrades" entwickelt: Will ich mit diesem Menschen den gesamten Rest meines Lebens verbringen? Kann ich dafür auf jegliche sexuelle Kontakte mit anderen Menschen verzichten? Was, wenn dieser Mensch aus irgeneinem (körperlichen) Grund einmal keinen Sex mehr haben kann - bleibt die Antwort dann dieselbe? Bin ich bereit demjenigen im Alter den Hintern abzuwischen? Wenn bei einem Unfall sein Gesicht zerstört würde, würde ich dann anders für ihn empfinden? Gibt es irgendeinen anderen Menschen, der meine Entscheidungen ins Wanken bringen könnte?

Naja, die richtigen Antworten entlockt mir da nur eine Person - und die ist, in meinem Fall, eben männlich. Wobei dieser Umstand Teil des Pakets ist  ;)


Edit: Die Bi-Variante finde ich übrigens "erfrischend".

Minhael

ZitatEs gibt Studien darüber, dass wohl 80 % der Weltbevölkerung eigentlich bisexuell sind, es eben nur nicht wissen. Lediglich 10 % sind hetero- und weitere 10 % homosexuell.

Weißt du zufälligerweise noch worauf die Studie beruhte bzw. von wo/wem sie kam? Die Zahlen machen mich zumindest, ohne weitere Hintergründe zu kennen, recht skeptisch. Zumal ich mich ohnehin frage, wie eine Erhebung in dem Fall vonstattengehen sollte.

Debbie hat es recht schön erklärt, zumindest für mein Empfinden. Für mich ist das Geschlecht auch ein Kriterium, eins unter vielen. Obwohl das wohl auch eher ein unbewusster Prozess ist. Was die Eingangsfrage angeht, finde ich das genannte Szenario ist durchaus realtistisch. Ich denke sogar, es ist realtischer als eine Situation, in der sich die betreffende Person schon in sehr jungen Jahren im Klaren über ihre Vorlieben ist. (Ich selbst z.B. habe nur eine Bekannte, die sich diesbezüglich schon in ihrer Pubertät bewusst war.)
Das liegt m.M.n. auch einfach daran, dass bei den meisten verankert ist, Norm = Mann+Frau. Das macht den Gedanken, an eine gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung im frühen Alter, sicherlich schon mal recht schwer.

Cairiel

Zitat von: Hanna am 23. Mai 2013, 13:56:43
Ich teile übrigens die Ansicht von Aqua und einigen anderen hier. Ich verliebe mich in den Charakter eines Menschen. In welchem Körper er steckt, ist dabei völlig irrelevant. Ob Mann oder Frau, dick oder dünn, 50 Jahre älter als ich, körperlich behindert ... vollkommen egal.
Das Wort "Ansicht" finde ich ein wenig unglücklich gewählt - ich finde es gigantisch, wenn jemand sich in den Charakter eines Menschen völlig unabhängig vom Geschlecht verlieben kann. Aber das kann eben nicht jeder - behaupte ich. Mir geht es zwar schon so, dass ich die ein oder andere Frau in meinem Leben so toll fand, dass ich mir mit ihr eine Beziehung durchaus hätte vorstellen können, aber auf keinen Fall Sex. Und ohne den, so verwerflich es klingen mag, kann ich nicht leben.^^" Von daher wäre eine Beziehung zwischen mir und einer Frau von vorneherein zum Scheitern verurteilt, es sei denn, sie hat nichts dagegen, dass ich hin und wieder anderweitig gewissen Bedürfnissen nachkomme. Tja, und da das sehr selten vorkommt, bleibe ich einfach gleich dabei, mit solchen Frauen einfach nur sehr gut befreundet zu sein. Zumindest, solange sich an meinen Vorlieben nichts ändert, wofür ich ja jederzeit offen bin.