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Sprachliche Präzision - um jeden Preis?

Begonnen von Verwirrter Geist, 05. März 2013, 18:22:11

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Verwirrter Geist

Zitat von: Churke am 11. März 2013, 16:23:21
Ich beschreibe Actionszenen nie deskriptiv, weil man a) sie so nicht erlebt und b) der Leser sie nur mit Mühe nachvollziehen kann. Ein absolutes Lowlight sind die Choreographien von R.A. Salvatore. Die wollte ich schon immer mal "testen" und auf Youtube stellen.

Zu a) Magst du mir da ein Beispiel geben? Ich verstehe schon in welche Richtung du denkst, ich würde nur gerne die Grenze erkennen, die du dabei setzt. Gerne auch per PN.

R.A Salvatore habe ich nur als Jugendlicher mal angelesen. Ich erinnere mich insbesondere daran, wie bescheuert es beim lauten Vorlesen klang.  ;D

Ich habe beim Überarbeiten jetzt erstmal einen guten Mittelweg für mich gefunden, denke ich. Jetzt muss ich nur noch den schaurigen Pathos loswerden.  ;)

Kay

#16
Obwohl ja hier schon sehr viel zu dem Thema gesagt wurde, versuche ich mal mit meiner persönlichen Meinung eine theoretische Hilfestellung zu geben.

Fazit vornweg: Ja und nein!
Deshalb ist meine Überlegung hier auch so monsterlang geworden (War nicht geplant, ist einfach passiert! Bitte nicht schimpfen)

Also:
Präzision hat nichts mit Detailgenauigkeit zu tun.
Sprache ist ein Medium, mit dem man eine Aussage transportieren will. Juristen sagen da lapidar: "Abzustellen ist auf den Empfängerhorizont". Ein guter Tipp auch für Autoren. Wir wissen, was wir erzählen wollen und worauf wir hinaus wollen. Mittels Sprache führen/lenken/leiten/locken wir den Leser dorthin. Es ist also unsere Verantwortung, das so zu tun, dass unser Leser abgeholt und komfortabel dorthin geholt wird, wo wir ihn haben wollen. Das bedeutet, die Sprache als Werkzeug soll präzise eingesetzt werden. Es geht nicht darum, die Details präzise zu beschreiben - oder jedenfalls nicht immer. Das wäre zu leicht. Deshalb wird an Sprache als Medium in der Lyrik eine völlig andere Erwartung geknüpft als in der juristischen Forensik.
Wenn die Sprache den Leser trägt und atemlos durchs Buch führt, bis er traurig Ende liest, dann hat sie präzise ihren Zweck erfüllt. Wenn er die Stirn in Falten legt, einen Schildkrötenhals bekommt, der im Rollkragenpulli verschwindet und das Buch vergessen in den Schoß sinkt, dann ist da ein Patzer drin.
Aber das hängt nicht am gewählten Numerus der Lippe(n).

Ein präziser Sprachgebrauch setzt daher m.E. einen möglichst bewussten Umgang mit der Sprache voraus. Dazu muss man sich mehrere Fragen stellen, wobei der Katalog hier spontan aus meinem wirren Autorenhirn stammt, hochindividuell und unsachlich sein könnte und keinen wie auch immer gearteten Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit erhebt.
(Bitte den Satz merken, den brauche ich später noch einmal).

Wie ist dein Buch aufgebaut?

  • Eher emotional wie z.B. diese Romantasy-Bücher?
    Eher rational wie z.B. eines von Mr. Spok wäre?
    Eher actionlastig wie bei Conan?
Davon hängt ab, wie Du Sprache verwenden musst. Natürlich könnte man eine Splattergeschichte außerordentlich rational runterschreiben, auf Adjektive verzichten und emotionen komplett ausblenden und es könnte gut sein. Aber auch das wäre eine bewusste Entscheidung, der bewusste Motive zugrunde liegen und jetzt wird es kompliziert...

Denn trotz aller Theoretisierei sollte das Buch ein homogenes Ganzes darstellen und eben anders als ein Sachbuch nicht nur vom Wissen des Autors (die Geschichte), sondern auch von seinem Herz erzählen. Schreiben ist, wenn es sich gut lesen soll, immer auch ein bisschen Seelenstriptease...
Darum findet man beim einen Autor auch im Gesamteindruck gut, was bei einem anderen stören würde. Ist das nicht wunderbar?
Trotzdem ist es hilfreich, sich zu überlegen, wo der Leser steht und was ihn dazu bringt, meinem Buch seine wertvolle Zeit zu schenken:

Wenn Du jetzt eine Geschichte schreibst, dann gibt es gewisse "Regeln". Die sind nicht in Stein gemauert, eher so ein "bekannt und bewährt". Die ist der Leser, der ja meist nicht nur ein Buch liest, auch gewohnt und dorthin folgt er also willig.
Dabei gilt grundsätzlich ganz pauschal, dass man spannende, actionreiche Szenen in kurzen Sätzen beschreiben sollte, weil der Leser diese Passagen üblicherweise schneller liest (weil hoffentlich mitfiebernd). Da sollte man sich auch auf die äußere Beschreibung der Ereignisse beschränken. Die Protas werden, während sie im Drachenfeuer stehen, keine Zeit für Reflexionen über pyrotechnische Phänomene haben, da sind grobere Reaktionen gefordert. Hier wäre also eine allzu detailreiche Schilderung kontraproduktiv.

Beispiel:
"Als sie sah, dass der Drache Feuer spie, warf sie sich schützend über ihren Sohn."
liest sich flotter als
"Als sie fasziniert beobachtete, wie sich die Luftbälge unter der Kehle des Drachen bis auf ihren doppelten Umfang blähten, um nur siebzehn Sekunden später die selbst granit schmelzende Feuerkraft aus dem scheunentorgroßen und mit langen, ebenholzschwarzen, rasiermesserscharfen Zähnen verstärkten Drachenschlund hervorzustoßen, warf sie sich mit ausgebreiteten Armen so über ihren kleinen, völlig verängstigten Sohn, dass dieser möglichst weitgehend vor so schmerzhaften wie letztlich tödlichen Verbrennungen geschützt war."
Hier wäre zu große Präzision unpräzise, weil die Prota diese Infos so an dieser Stelle nie bewusst wahrnehmen würde.

Was ist in der konkreten Szene dargestellt?

  • Dialog?
    Action?
    Schilderung/Betrachtung?

Was soll ausgesagt werden?

  • Innere Vorgänge (Motive, Emotionen?) - Der Prota verliebt sich, der Prota hat Angst
    Fakten zur Handlung (Plotpoint)? - Der Prota verletzt sich, verirrt sich, wird gefangen genommen
    Informationen auf die man später aufbauen will - Der Prota ist allergisch auf Eisen
Davon hängt ab, wie Du die Sprache verwendest, um durch die Szene zu führen. Davon hängt im Übrigen auch ab, was für eine Szene du als Rahmen für die Aussage wählst.

Beispiel:
"Als sie sah, dass der Drache Feuer spie, warf sie sich schützend über ihren Sohn. Während sie so eng aneinandergepresst im Staub lagen, hatte sie hatte viel mehr Angst um ihr Kind, als um ihr Wohlergehen. Im Augenblick wollte sie nur überleben, um es sicher zurückbringen zu können."
oder
"Als sie sah, dass der Drache Feuer spie, warf sie sich schützend über ihren Sohn. Während sie so eng aneinandergepresst im Staub lagen, betete sie, dass der alte Stollen noch passierbar war. Einen anderen Ausweg hatten sie nicht."
oder
"Als sie sah, dass der Drache Feuer spie, warf sie sich schützend über ihren Sohn. Während sie so eng aneinandergepresst im Staub lagen, bemerkte sie erstaunt, dass der Kleine anders als sie kaum zitterte. Im Gegenteil - unbeeindruckt von dem Inferno lächelte er sie wissend an."

Wer sind deine Protas?

  • Alter und Erfahrung?
    Herkunft, Bildungsstand?
    Charakter?
Das ist wichtig, denn immer wenn man sich auch nur mittelbar fremder Augen bedient, muss man überlegen, worauf diese Augen geachtet hätten?
Ein Drachenjäger würde nicht erwähnen, dass das Vieh Feuer speit, weil es ihm selbstverständlich ist. Also bedarf es entweder eines Dummies, der ihn stellvertretend für den info-bedürftigen Leser fragt, oder er bemerkt etwas das ihn in der Situation fasziniert: Blaue Flammen oder Feuerfurze zum Beispiel. Sonst würde er gar nichts bemerken.

Und auch wie sie es ausgedrückt hätten.
Entspricht diese sprachliche Präzision ihrem Erleben und ihrer Erlebniswelt?
Ihrem Charakter?
Ein Gelehrter nimmt andere Dinge als ein Bauer, als ein Krieger als ein Händler wahr, weil ihr Fokus woanders liegt. Ein Zauderer sieht anders hin, als ein Choleriker.
Selbst bei einem auktorial distanzierten Erzählstil muss man das ein Stück weit berücksichtigen, sonst geht der Bezug zur Figur verloren.

Beispiel:
Handelt es sich um eine drachenforschende Gelehrte, die eine neue Drachenspezies entdeckt hat und dann erst im letzten Moment reagiert... dann müsste man nur den zweiten Teil des langen Satzes ändern und hätte eine unaufdringliche Charakterisierung:
"Als sie fasziniert beobachtete, wie sich die Luftbälge unter der Kehle des Drachen bis auf ihren doppelten Umfang blähten, um nur siebzehn Sekunden später die selbst granit schmelzende Feuerkraft aus dem scheunentorgroßen und mit langen, ebenholzschwarzen, rasiermesserscharfen Zähnen verstärkten Drachenschlund hervorzustoßen, hätte sie für diesen Anblick fast nicht nur ihr Leben gegeben. So aber warf sie im letzten Augenblick mit ausgebreiteten Armen über ihren Sohn, um ihn zu schützen.

Das ließe sich endlos fortsetzen, aber ich denke, man sieht auch so, dass es hilfreich ist, einfach mal zu überlegen, was ich dem Leser mit meinen Worten eigentlich warum sagen will.

Daher war mein Merksatz von oben, als Ratgebersatz "schlecht":
Er führt, dort wo ich Nähe und Vertrauen aufbauen will, um Rat erteilen zu dürfen, zu einer Distanz - gerade wegen seiner Präzision in Bezug auf die Wertigkeit meiner Aussage. Da ist der Jurist in mir durchgegangen, der sich gegen mögliche Missinterpretationen auf Kosten der Emotion und Lesbarkeit verwahrt.

Im Hinblick auf meine Intention wäre präziser (weil näher an meinem eigentlichen Motiv) gewesen:
"Wenn ich bei dieser Frage ins Schleudern komme, stelle ich mir mehrere Fragen, die zumindest mir immer ganz gut weiterhelfen, auch wenn sie gewiss nicht die perfekte Methode darstellen: ..."




Luciel

Zitat
Da muss ich aber gleich mal nachhaken: Wie erzeugst du in bestimmten Actionszenen, oder solchen, wo du den Antagonisten besonders unangenehm darstellen willst dann die nötige Dichte? Sehr dialoghaft?

Leider komme ich erste jetzt zum Antworten.
Dichte entsteht meines Erachtens nach nicht durch besonders viele Details, sondern eher dadurch, dass man etwas im Leser anspricht. Ich könnte jetzt böse sagen: Wer besonders viele Details unterbringt, steigert damit die Wahrscheinlichkeit, etwas zu treffen .... Funktioniert wahrscheinlich oft genug. Ich bin jedoch ein großer Bewunderer von Autoren, die mit ganz wenig ganz viel sagen können. Ich mag es, wenn es beim Lesen plötzlich "klickt" in meinem Hirn. Da entsteht von einem Wort zum anderen eine ganze Szene oder ein Zusammenhang, der sonst mehrere Seiten füllen würde.
z.B. bei Follet: "Der Abt von Kingsbridge lebte nicht in Kingsbridge".
Ich musste sehr über diesen Satz schmunzeln, weil er so viel über diesen Ort sagt, ohne eine einzige Beschreibung.

Wie mache ich das bei Actionszenen? Auch die lassen sich gut aus der persönlichen Perspektive schreiben. Die Waghalsigkeit des Königs und die Gefahr, in die er sich bringt, wird spürbar durch seinen Leibwächter, der voller Sorge alles andere vergisst und nur noch seinem König hinterher hetzt.
Klassische Antagonisten sind bei mir echte Mangelware - ich gestehe jedem seine Gründe zu, jeder ist irgendwie zu dem geworden, was er ist. Tolle Antas gibt es bei "Game of thrones" und meist sind es die ganz einfachen, nachvollziehbaren Dinge, die sie so verabscheuungswürdig machen: Sie sind missgünstig, dumm, stehen nicht zu ihrem Wort, denken nur an sich selbst, ... Alles für sich genommen nicht sonderlich aufregend, aber als z.B der König zunächst Eddard Stark Gnade verspricht, wenn er öffentlich zugibt, ein Verräter zu sein (was nicht stimmt) und ihn danach köpfen lässt, macht ihn das zum Antagonisten Nummer 1, ohne dass er persönlich irgendwie tätig geworden ist.
Das Gefühl, dass dieser König Verrat an jemandem begangen hat, den der Leser ins Herz geschlossen hat, macht ihn viel unsympathischer als eine Beschreibung von detailierten Untaten es könnte. Die wünschenswerten Details sehe ich in diesem Fall eher in der logischen Hinführung zu dem Ereignis, in dem genauen Wortlaut von dem König und Stark. Den Leser von den Motivationen zu überzeugen und dabei dunkle Vorahnungen erzeugen (die sich natürlich erfüllen). Auch das eine Form von Präzision.

Antonia Assmann

Hallo Kay,
ZitatDeshalb ist meine Überlegung hier auch so monsterlang geworden (War nicht geplant, ist einfach passiert! Bitte nicht schimpfen)
Wer schimpft denn hier?
ich finde deinen Beitrag spitze! Der hat mich direkt noch mal zum Nachdenken gebracht. Manche Dinge macht man ja automatisch, aber manchmal will ein Satz nicht hinhauen und dann hat das bestimmt etwas mit dem zu tun, was du so schön aufgeführt hast! Danke dir- tolle Zusammenfassung!

:winke: Antonia

Churke

Ich erlaube mir anzumerken, dass ich Präzision der Sprache und Assoziation des Lesers in einem Spannungsverhältnis sehe. Ich denke, je präsziser man etwas beschreibt, desto stärker engt man die Phantasie des Lesers ein.

Kay

Diese Wechselwirkung aus Präzision und Einengung sehe ich auch.

Deshalb halte ich ja für so wichtig, dass man sich vorher überlegt, wo man den Leser nach einer Szene haben will. Da (und nur da) brauche ich eine Vorgabe im Text. Weil die freie Phantasie des Lesers irgendwo rauskommen kann, nur sehr wahrscheinlich nicht dort, wo ich ihn für die nächste Szene abholen möchte.

Die Kunst besteht jetzt darin, dass so unaufdringilch zu machen, dass die "Manipulation" dem Leser nicht bewusst wird, dass die Info, die er braucht, nicht mit der Keule daherkommt.

Da gibt es eine alte weise Regel: "Show don't tell". So wie im Beispiel oben mit dem Abt von Kingsbridge. Aussage: "Kingsbridge ist jetzt nicht der Burner."  Das kann man durch seitenlange Beschreibungen der Tristesse erreichen, durch eine explizite Beschwerde, die man einer Figur in den Mund legt, durch mitleidiges Seufzen und andere Reaktionen, die ein Reisender auf dem Weg dorthin mitbekommt - oder aber durch den fraglos eleganten Satz über den Abt.
Wobei da dann der Grund dafür auch der sein könnte, dass der Abt so ein Stinkstiefel ist, dass er sich nicht mehr heimtraut, oder dass er gefangen gehalten wird - oder...

Damit der phantasievolle Leser da nicht falsch abbiegt, sollte man also diskret vorher die Weichen stellen. :D

Das ist wieder arg akademisch. Das meiste findet da ganz unbewusst statt. Wir üben das ja täglich, wenn wir miteinander kommunizieren, wenn wir schreiben etc.

Aber gerade dann, wenn wir mit einem Text nicht weiterkommen, ist es oft hilfreich, sich über die Theorie Gedanken zu machen. Öfter als umgekehrt, kommt man dann dem "Fehler" auf die Spur.
Also ich jedenfalls  :P

Verwirrter Geist

#21
Zitat von: Kay am 13. März 2013, 19:17:39
Deshalb ist meine Überlegung hier auch so monsterlang geworden (War nicht geplant, ist einfach passiert! Bitte nicht schimpfen)

Quatsch, freue mich über Deine Gedanken.  :)

ZitatDeshalb wird an Sprache als Medium in der Lyrik eine völlig andere Erwartung geknüpft als in der juristischen Forensik.
Wenn die Sprache den Leser trägt und atemlos durchs Buch führt, bis er traurig Ende liest, dann hat sie präzise ihren Zweck erfüllt. Wenn er die Stirn in Falten legt, einen Schildkrötenhals bekommt, der im Rollkragenpulli verschwindet und das Buch vergessen in den Schoß sinkt, dann ist da ein Patzer drin.
Aber das hängt nicht am gewählten Numerus der Lippe(n).

Bei Lyrik gebe ich dir recht. Und ich würde auch sagen, dass Poetizität auch einen (großen) Platz in der Fantasy hat, aber die Konklusion am Ende ist mir zu simpel.
Natürlich ist der Verlust des Lesers die Todsünde Nr. 1. Doch das kann imho auch am Genus der Lippen liegen. Natürlich nicht nur und erst Recht nicht bei sehr gelegentlichen Unschärfen dieser Art. Aber ich betrachte Szenen gerne als Bilder. Deren Gestaltung unterliegen natürlich den Fähigkeiten des Künstlers genauso wie seinem Stil. Und grundsätzlich ist Expressionimus auch genauso viel wert wie Manierismus. Trotzdem rufen sie beim Leser unterschiedliche Reaktionen hervor.

ZitatDenn trotz aller Theoretisierei sollte das Buch ein homogenes Ganzes darstellen und eben anders als ein Sachbuch nicht nur vom Wissen des Autors (die Geschichte), sondern auch von seinem Herz erzählen. Schreiben ist, wenn es sich gut lesen soll, immer auch ein bisschen Seelenstriptease...
Darum findet man beim einen Autor auch im Gesamteindruck gut, was bei einem anderen stören würde. Ist das nicht wunderbar?
Trotzdem ist es hilfreich, sich zu überlegen, wo der Leser steht und was ihn dazu bringt, meinem Buch seine wertvolle Zeit zu schenken:

Da sind wir natürlich völlig d'accord.

ZitatDabei gilt grundsätzlich ganz pauschal, dass man spannende, actionreiche Szenen in kurzen Sätzen beschreiben sollte, weil der Leser diese Passagen üblicherweise schneller liest (weil hoffentlich mitfiebernd).

Die Begründung kannte ich gar nicht, ich dachte immer es geht ausschließlich darum, dass kurze Sätze automatisch hektischer wirken, völlig egal in welcher Geschwindigkeit man sie liest.

ZitatIm Hinblick auf meine Intention wäre präziser (weil näher an meinem eigentlichen Motiv) gewesen:
"Wenn ich bei dieser Frage ins Schleudern komme, stelle ich mir mehrere Fragen, die zumindest mir immer ganz gut weiterhelfen, auch wenn sie gewiss nicht die perfekte Methode darstellen: ..."

Deine Beispiele fand ich - genauso wie deine Tipps - hilfreich; auch wenn mir dieses Vorgehen grundsätzlich bekannt ist, mache ich mir selten die Mühe sie mal konkret zu durchdenken und stringent anzuwenden. Danke!

@Luciel: Danke auch für Deine Antwort.
ZitatIch bin jedoch ein großer Bewunderer von Autoren, die mit ganz wenig ganz viel sagen können. Ich mag es, wenn es beim Lesen plötzlich "klickt" in meinem Hirn. Da entsteht von einem Wort zum anderen eine ganze Szene oder ein Zusammenhang, der sonst mehrere Seiten füllen würde.
z.B. bei Follet: "Der Abt von Kingsbridge lebte nicht in Kingsbridge".
Ich musste sehr über diesen Satz schmunzeln, weil er so viel über diesen Ort sagt, ohne eine einzige Beschreibung.

Mh, ich muss gestehen, dass ich den Satz zwar toll finde, aber auch glaube, dass solche Formulierungen ein sehr süsses Gift sind. In geringen Dosen ein toller Katalysator für die Fantasie des Lesers, in größeren Mengen ein Killer.