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Die Idee ist gut, aber schaffe ich das auch?

Begonnen von Shin, 29. Oktober 2012, 01:21:28

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Shin

Hallo ihr Lieben,

da dies nicht ganz zum Zweifel-Thread passt, eröffne ich nun einen neuen.

Die Idee ist toll, der Plot haut dich um, die Charaktere hast du auch schon lieb gewonnen. Aber irgendwie ist alles eine Nummer zu groß für dich?

Hattet ihr schon einmal das Gefühl, dass ihr eure eigene Idee nicht umsetzen könnt, jedenfalls nicht so gut, wie sie sein könnte? Wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?

Habt ihr gewartet und die Idee erst einmal ruhen lassen, weiter am Plot gefeilt, um nicht böse überrascht zu werden, habt ihr die Geschichte testweise angeschrieben, um zu sehen, ob es funktioniert oder nicht?

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eure Erfahrungen mit mir teilt!

liebe Grüße
Shin
"Sometimes all I'm ever doing is trying to convince myself I'm alive."
- Daisy The Great
"It's OK, I wouldn't remember me either."         
- Crywank           

Naudiz

Au ja, da kann ich ein Lied von singen.

Zum ersten Mal passiert ist mir das mit Rebellion. Science Fiction, ein völlig neues Gebiet für mich, die gerade einmal mit Stargate- und Battlestar Galactica-Fandom aufweisen konnte und von Technik und Wissenschaft mit Ausnahme von Chemie absolut keine Ahnung hat. Trotzdem, die Idee hat mich gesucht und gefunden, und ich wollte sie schreiben. Also ran an die Tasten und losgeschrieben.

Leider hat sich herausgestellt, dass es ganz ohne Vorwissen doch nicht geht und man von seinen Charakteren doch etwas mehr wissen sollte als nur den Namen und das Aussehen. Vom Background ganz abgesehen. Auch sprachlich war ich noch viel zu sehr auf hochgestochenes High Fantasy-Geschwalle geeicht, so wie ein Strahlemann wird ein raues Gewehrmädel wohl kaum reden.

Kurz gesagt: Ich war mit dem Herzen noch bei Tolkien & Co, außerdem wusste ich zu wenig. Frustriert ließ ich die Geschichte liegen. Und holte sie 2011 für den NaNo wieder aus der Schublade. Und siehe da: Es funktioniert. Anscheinend habe ich sowohl als Mensch als auch als Autorin noch reifen müssen, um 'bereit' für diese Geschichte zu sein. Recherchen haben auch ihr Übriges getan, das muss man noch erwähnen. Aber in erster Linie lag mein damaliges Scheitern an mir als Mensch.

Auch jetzt habe ich noch solche Projekte in der Schublade. Das für diesen NaNo gedachte "Scherbenregen", ein Mystery-Thriller im Großbritannien der 1920er, und "Scaretale", ein skurriles, leicht schauriges Märchen für Kinder im Stile eines Lewis Carroll. Beide liegen mir am Herzen, beide will ich schreiben - und an beiden bin ich schon auf den ersten testweise geschriebenen Seiten gescheitert. Für Scherbenregen habe ich noch nicht genug recherchiert, und Scaretale muss in einem kindgerechten Stil geschrieben werden, den ich nicht konsequent durchziehen kann. Also lasse ich sie in der Schublade und hoffe darauf, irgendwann gut genug zu sein, um sie schreiben zu können.

Bei mir ist also die bewährte Methode das Liegenlassen. Geplottet habe ich an den Schubladen-Projekten nicht mehr, ja, sie nicht mal angesehen, nachdem ich festgestellt habe, dass ich noch nicht so weit bin. Manche Geschichten müssen eben reifen, das ist wie mit Wein: Je älter, desto besser. Jedenfalls meistens.

Fianna

Ja, das kenne ich, ist bei meinem aktuellen Groß-Projekt der Fall. Von den Hintergründen, die wichtig sind, und den Verweisen, die ich zwischen Figuren, Handlungen, Einstellungen, Motivationen sowie Eigen- und Fremdverrat bringen wollte, ist es total explodiert.

Meine Strategie war Planung hoch drei. Ich hab noch nie soviel geplottet wie dort und soviel Hintergrund ausgedacht - bei jedem Fakt oder Instrument habe ich mir im Vorhinein genaueste Gedanken gemacht, denn ich hab das Gefühl, wenn ich irgendwo in diesem Projekt stecken bleibe, werde ich niemals etwas ändern und zum Ende kommen. (Ich lege immer viel Wert drauf, dass meine erdachten Welten stimmig und logisch sind.)
Der wichtigste Teil, die Intrigen, Bündnisse, Ziele/Motivationen und sich daraus ergebende Verratsmöglichkeiten und Verwicklungen der vielen Nebenfiguren, steht noch aus.

Zweiter Punkt war, neben der ganzen Planung weitere Projekte zu verflogen, denn ich muss ja schreiben, sonst werde ich a) irre und b) habe das Gefühl, ich komme aus der Übung und habe später Hemmungen zu schreiben.

"Viel planen" und andererseits aber auch "am Schreiben bleiben" sind meine persönlichen Sicherheitsstrategien, die ich für mich herausgefunden habe.

Also würde ich einfach das machen, was bei Dir am besten funktioniert, entweder viiiiel planen, oder "sofort schreiben, Hauptsache Erstentwurf steht", oder die Vorgeschichte zu der Story/den Figuren notieren... Was auch immer Du eben so am liebsten machst und was Dir das beste Gefühl für das Projekt gibt. Im Zweifelsfalle liegen lassen, wenn das bei Dir in der Vergangenheit (dann eben ein paar Monate oder ein Jahr später) zum Erfolg geführt hat.



Wenn man von seinem Projekt etwas eingeschüchtert ist, muss man da mit einem Plan und Selbstvertrauen und Motivation dran gehen.

Melenis

Ich habe auch so ein Projekt. Der Plot ist schon seit Jahren fertig, aber ich traue mich noch nicht, die Geschichte auch wirklich zu schreiben. Testweise habe ich es mal probiert, aber die Geschichte braucht viel "Atmosphäre" und viel Sprachgefühl, und dazu fühle ich mich einfach noch nicht bereit. Aber ich habe mir den Plot aufgeschrieben und kenne die Figuren gut, und wer weiß, vielleicht schreibe ich die Geschichte dann auch irgendwann... hoffentlich, denn die Idee gefällt mir leider sehr  :-[

Arielen

Zitat von: Melenis am 29. Oktober 2012, 06:20:04
Ich habe auch so ein Projekt. Der Plot ist schon seit Jahren fertig, aber ich traue mich noch nicht, die Geschichte auch wirklich zu schreiben. Testweise habe ich es mal probiert, aber die Geschichte braucht viel "Atmosphäre" und viel Sprachgefühl, und dazu fühle ich mich einfach noch nicht bereit. Aber ich habe mir den Plot aufgeschrieben und kenne die Figuren gut, und wer weiß, vielleicht schreibe ich die Geschichte dann auch irgendwann... hoffentlich, denn die Idee gefällt mir leider sehr  :-[

Schreibe sie doch einfach, ehe sie verblasst. Du musst sie ja noch nicht herausgeben, denn du kannst sie dann ja später  jederzeit überarbeiten ;). Wann, wenn nicht jetzt bist du am ehesten in den Figuren und dem Plot. Wenn du wartest, magst du vielleicht das Sprachgefühl gewinnen, aber dann ist vielleicht anderes weg.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Alessa

#5
Zitat von: Melenis am 29. Oktober 2012, 06:20:04
Ich habe auch so ein Projekt. Der Plot ist schon seit Jahren fertig, aber ich traue mich noch nicht, die Geschichte auch wirklich zu schreiben.
:hmmm: Dieses Gefühl kenne ich sehr gut. Mein derzeitiges Projekt gehört in diese Kategorie. Der Plot dazu tänzelte schon eine Weile durch meinen Kopf, doch es gab bestimmte Details die sich mir einfach nicht offenbaren wollten. Nun purzelten mir diese auf die Füße und obwohl ich fürchte, dass das Projekt noch eine Nummer zu groß für mich ist, kann ich der Herausforderung einfach nicht widerstehen. Nur wenn ich es aufschreibe, kann ich daran lernen und letztlich herausfinden, ob ich noch nicht für das Projekt bereit bin, bzw. umgekehrt.

Vor einem Jahr ging es mir mit einem anderen Projekt ähnlich, das sich letztlich als Monsterbaby herausstellte und sehr zeitintensiv war. Ich habe unheimlich viel Recherche in das Projekt gesteckt, teilweise aus Angst, mich mit Falschaussagen lächerlich zu machen. Zwei Mal habe ich das Projekt an die Wand gefahren, aber aufgeben kam für mich nicht in Frage. Ich habe mich da durchgebissen, denn ich wollte diese Geschichte unbedingt schreiben. Und genau dieses 'durchbeißen' hilft mir jetzt für das aktuelle Projekt. Ich weiß, ich kann es schaffen, nur eins darf ich nicht, aufgeben.

Runaway

Bei mir war es im allerfrühesten Planungsstadium überhaupt, ohne Plot und Charaktere und alles. Da war nur das Gefühl, daß ich mal einen gut recherchierten (!) Psychothriller schreiben möchte, den ich mir selbst glauben würde. Schlecht recherchierte Geschichten gibt's genug.
Ich war damals noch so in der Fantasy unterwegs, daß allein eine "reale" Geschichte mir völlig undenkbar erschien. Es erschien mir auch undenkbar, über einen Profiler zu schreiben, ohne die geringste Ahnung zu haben.

Tatsächlich habe vier oder fünf Jahre gewartet, bis ich die Idee in Angriff genommen hab, und zwar genau so lang, bis ich selbst Psychologie studiert hab und dann das Gefühl hatte, zu wissen, worüber ich schreibe.
Das Studium hätte es gar nicht sein müssen, gute Eigenrecherche reicht völlig, wie ich jetzt weiß.

Aber das ist meistens das, was mich lähmt. Das Gefühl, noch nicht die Ahnung zu haben, worüber ich eigentlich rede. Ansonsten gibt's für mich kein "zu groß". Höchstens eine Herausforderung!

Unterm Strich würde ich sagen: Gegen sowas hilft, anzufangen. Einfach der Sache mal den Schrecken nehmen.

Ary

Shin, ich habe so ein Projekt, ja. Ich mag das Setting, ich mag die Hintergrundidee. Eine Art social fantasy, in der es zum einen um die Diskriminierung und Ausgrenzung und überstarke Reglementierung magisch begabter Menschen geht, und die Ausnutzung magischer Wesen und Pflanzen als "Materiallager" für Alchimisten und Magier. Dazu kommt, dass durch die Reglementierung der Magie auf nur noch die "guten" bzw. die von der Regierung als "gut" definierten Magiezweige ein magisches "Ungleichgewicht" in der Welt zu immer mehr Naturkatastrophen und seltsamen/gefährlichen Dingen führt. Ich habe schon dreimal versucht, diese Geschichte zu schreiben, und jedes Mal habe ich sie mit Karacho an die Wand gedonnert. Im Moment ruht sie, weil ich nicht genau weiß, wie ich noch mal von vorn anfangen kann, ohne mich wieder in meinen mindestens drei, wenn nicht fünf Handlungssträngen zu verfusseln. Vermutlich sind solche Art Projekte was für Plotter - ich bin aber eher Bauchschreiber, darum entwickeln sich Geschichten mit mehr als zwei Handlungssträngen bei mir meist zu wuchernden Unkrautgärten, durch die man erst mal mit der Heckenschere gehen muss, um da wieder Grund reinzubekommen. Nächstes Jahr will ich da noch mal ran, dann ohne T12 im Nacken und mit richtig Zeit und Ruhe und vielleicht doch mal einer Schneeflocke oder sowas. Die "Dominomethode", wie Maja diesen Plotstil mal nannte (etwas passiert, und daraus ergibt sich die nächste Szene) klappt bei diesem Moloch von Plot einfach nicht.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Erdbeere

Ja, das Problem kenne ich auch sehr gut.

Bei mir ist es aber eher weniger das Genre, in welchem ich noch nie geschrieben habe. Aktuell zu sehen an meiner Steampunk-Duologie (die sich höchst wahrscheinlich in eine Trilogie verwandeln wird). Als mir letzten Sommer die Idee dazu kam, hatte ich null Ahnung von Steampunk. Wie man richtig das Richtige recherchiert, wusste ich auch nicht. Aber ich musste wieder ins Schreiben finden und die Geschichte musste raus. Also nahm ich den Nano zum Anlass und gab mir fünf Wochen Zeit, alles vorzubereiten. Natürlich hatte ich Angst, das Ganze an die Wand zu karren, weil ich a) seit Jahren nicht mehr richtig geschrieben habe und b) keine Ahnung vom Genre hatte. Den Druck, den ich mir selber gemacht habe, nicht zu erwähnen.
Jetzt, ein Jahr später, überarbeite ich diesen ersten Band und werde im Nano den zweiten Schreiben. Es flutscht nur so, wie man so schön sagt. ;)

Ob ich die andere Idee ebenso gut schaffe, ich jedoch eine andere Sache. Je mehr ich daran schreibe und je mehr ich plotte, recherchiere und hinzufüge, desto grösser wird sie. Anfangs hatte ich einen überschaubaren Plot, eine fliessende Geschichte. Jetzt habe ich gefühlte hundert Nebenstränge, Dimensionen und Abgründe, die vorher einfach nicht da waren.
Ich habe sie schon reifen lassen. Mit dem Ergebnis, das obiges passiert ist. Entweder lasse ich sie noch ein Jahr ruhen und widme mich voll und ganz dem Steampunk-Projekt, oder ich kipp alles komplett um und fange von vorne an. Mal sehen, wie sie sich im Januar anfühlt.

Drachenfeder

Zitat von: Shin am 29. Oktober 2012, 01:21:28
Die Idee ist toll, der Plot haut dich um, die Charaktere hast du auch schon lieb gewonnen. Aber irgendwie ist alles eine Nummer zu groß für dich?

Ein bekanntes Gefühl. Ein immer gegenwärtiges Gefühl. Nicht nur bei Großprojekten. Auch bei Kurzgeschichten hatte ich dieses Gefühl schon, jedoch ist es schnell wieder verflogen, sobald ich in der Geschichte drin war.
Bei meiner Kriminovelle, die ich im Sommer geschrieben habe, war ich kurz davor alles hinzuschmeißen, weil mir alles über den Kopf gewachsen ist und ich eben genau das gefühlt habe: Das ist eine Nummer zu groß für mich (Neues Genre, viel Recherche usw.) ! Aber das Projekt hat mir so sehr am Herzen gelegen, dass ich mich zusammen gerissen habe. Ich habe es geschafft und das ist eine tolle Erfahrung. Ebenso geht es mir momentan mit meinem Romanprojekt. Immer wieder denke ich, dass ich nicht geschaffen bin einen richtigen Roman zu schreiben, da ich ständig am Zweifeln bin. Ich schreibe so lange schon und komme nicht voran. Was mich hier voran treibt ist mein Mann, denn "Die Engel" schreibe ich für ihn. Vielleicht gehört es einfach dazu, immer mal wieder zu glauben, dass das Angefangene eine Nummer zu groß für einen ist. Wenn man alles locker herunterschreiben würde ... wäre das nicht langweilig?



Robin

Mir geht es gerade so mit einem Projekt, dass Cherosh, meinen Allerliebsten Lieblingscharakter Ever umreißen soll.

Problem dabei, die Geschichte würde jetzt mehr Zeit brauchen, als ich erübrigen kann. Dazu kommt, dass ich einen Projektpartner hätte - den ich aber zur Zeit wohl mit einem Ausrutscher abgeschreckt habe. Jaaaa, es ist genau der.

Bei Feueressenz bin ich mir auch noch nicht sicher, wie ich das aufziehen soll. Wie es werden wird. Ich hab Angst, dass ich es schon wieder an die Wand fahre. Aber! Es wird dran gearbeitet. Und wenn es nur zäh geht, es geht weiter.
~Work in Progress~

Alana

#11
Ja, das geht mir oft so.

1. Maßnahme: Mal was kürzeres Schreiben, was man auch schaffen kann, und nicht immer solche Wälzer, die dann auch nur der 1. Teil einer Trilogie sind.
2. Maßnahme: Plotten so viel wie geht (habe dann hinterher festgestellt, dass es immer noch nicht genug war)
3. Maßnahme: Einfach schreiben, ohne nachzudenken (deswegen plotte ich vorher gerne alles durch, damit ich mich dann einfach daran entlanghangeln kann). Am besten mit einer Battle im TiNo, damit ich mich wirklich zwinge.

Damit bin ich ganz gut gefahren. Das Ergebnis ist ganz zufriedenstellend, auch wenn ich glaube, dass man es noch besser hätte machen können. Aber wie Elizabeth George so schön (sinngemäß) gesagt hat: Wer immer nur an einem Buch rumfeilt, der wird nie etwas veröffentlichen. Ich glaube, man muss manchmal einfach akzeptieren, dass die Bücher anders werden, als man sie sich vorgestellt hat und dass das nichts schlechtes sein muss. Und dann macht man eben weiter und schreibt das nächste.
Wenn man genug Zeit und genug andere Ideen hat, die man schreiben will, dann kann man sich natürlich auch überlegen, die Idee ruhen zu lassen. (Nachdem man sich ausführliche Notizen gemacht hat.)
Wenn man dann hinterher tatsächlich das Gefühl hat, das Projekt an die Wand gefahren zu haben, dann muss man sich natürlich überlegen, woran es liegt und ob die Gefahr besteht, dass einem das wieder passiert.
Alhambrana

zDatze

Ich glaube, jeder kreative Mensch hadert mit sich, wenn die Vorstellung und die Umsetzung eines Projekts (oder auch nur eines Satzes) auseinander klaffen. Diese Lücke lässt sich nicht so einfach schließen; anfangs mag es am Handwerk und Wissen mangeln oder am Sprachgefühl. Das sind alles Sachen, die man sich aneignen kann, aber das geht nicht von heute auf morgen. Die Fortschritte sind so klein, dass man sie gar nicht bemerkt und gerade das ist das Frustrierende an der Sache.

Alanas Maßnahmen sind da schon ein Schritt in die richtige Richtung. Es gibt aber auch hunderte andere Möglichkeiten sich weiter zu entwickeln.

Malinche

Ich reihe mich da mal ein. Ich habe auch so ein Projekt, das ich sehr gerne schreiben möchte, aber im Moment weiß ich, dass ich einfach noch nicht so weit bin. Erst mal, weil es noch viel Recherche braucht, und zweitens, weil es so, wie ich es mir vorstelle, auf einem sprachlich sehr ausgefeilten Niveau ablaufen soll. Mal ganz abgesehen davon, dass der Inhalt recht harter Tobak ist und ich erst mal Kraft sammeln muss, um mit diesen Figuren umgehen zu können.

In dem Fall ist mein Rezept wirklich: liegen lassen, aber nicht zu sehr auf die lange Bank schieben. Gerade die Recherche muss ich einfach irgendwann in Angriff nehmen und aufpassen, dass der wirklich angebrachte Respekt vor einem anspruchchsvollen Projekt nicht einfach zur Universalentschuldigung wird, es gar nicht erst anzufangen.

Außerdem habe ich ja noch meinen Andentanz, den ich einfach nicht geplottet bekomme und auch schon mal schreibtechnisch an die Wand gefahren habe. Den habe ich liegen lassen, der hat auch einfach noch gebraucht, um reif zu werden, aber hier wird es vermutlich mal helfen, das Ding einfach doch anzufassen und Nägel mit Köpfen zu machen - in meinem Fall, den überfrachteten Plot zu glätten und neu zu stricken.

Alana und zDatze haben da auch schon das Wesentliche gesagt, finde ich. Oft brauchen Projekte sowohl Reifezeit als auch Planung, aber man muss auch aufpassen, dass man nicht den Punkt verpasst, an dem sie eigentlich schon "schreibbar" sind.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Luna

#14
Zitat von: zDatze am 29. Oktober 2012, 11:47:40
Ich glaube, jeder kreative Mensch hadert mit sich, wenn die Vorstellung und die Umsetzung eines Projekts (oder auch nur eines Satzes) auseinander klaffen. Diese Lücke lässt sich nicht so einfach schließen; anfangs mag es am Handwerk und Wissen mangeln oder am Sprachgefühl. Das sind alles Sachen, die man sich aneignen kann, aber das geht nicht von heute auf morgen. Die Fortschritte sind so klein, dass man sie gar nicht bemerkt und gerade das ist das Frustrierende an der Sache.
Äh, also Du hast mir da gerade aus der Seele gesprochen. Das trifft auf mich jedenfalls voll zu. Ich habe da ja schon Ewigkeiten eine Geschichte im Kopf, wohl mein Lebenswerk :seufz:, meine Schattenkriegerin. Die hat mich erst dazu gebracht mit dem Schreiben anzufangen, weil diese Geschichte muss doch irgendwie raus :brüll:. Aus obigen Gründen, mangelndes Handwerk, Sprachgefühl etc. scheiterte es bislang und an Ideen. Ich habe mich da auch zu sehr unter Druck gesetzt. Tja, diese Geschichte habe ich nun zweimal an die Wand gefahren und sie hat mir eine üble Schreibblockade eingebracht.
Ich probiere es jetzt auch mit Liegenlassen, schreibe im NaNo nun erstmal ein totales Spaßprojekt, um überhaupt wieder das Gefühl fürs Schreiben zu bekommen, um wieder reinzufinden.
Für mein Herzensprojekt sind mir mittlerweile auch einige neue, andere Ideen gekommen, lasse es aber lieber langsam angehen. Erstmal wieder Spaß am Schreiben finden.

Du bist also wirklich nicht alleine, Shin, wie der Thread ja auch zeigt.