Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Alaun am 11. Mai 2009, 12:00:12

Titel: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Alaun am 11. Mai 2009, 12:00:12
Hallo Ihr Lieben!

Die Problematik, einen guten Anfang zu schreiben, ist ja hier schon diskutiert worden. Meine Frage an euch geht in eine etwas andere Richtung, nämlich: an welchem Zeitpunkt eurer Geschichte setzt ihr ein? Und woher wisst ihr, welcher Zeitpunkt genau der richtige ist?
James N. Frey sagt ja, der beste Moment für einen Anfang des Textes ist kurz vor dem Anfang des Konfliktes. Genau das hat sich bei meinem jetzigen Projekt auch bestätigt. Ich hatte einen Anfang, der auch ok war. Er war aber eben "nur ok". Nicht gut. Nachdem ich den Einstieg vorgezogen und die Szene entsprechend abgewandelt habe, ist es schlüssig geworden.

Wie macht ihr das? Habt ihr den Zeitpunkt der Einstiegsszene auch schon einmal vorgezogen und musstet so die ganze Szene ändern? 

Viele herzliche Grüße von
*Alaun
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Drachenfeder am 11. Mai 2009, 13:18:39
Bei meiner Saga habe ich einfach drauf los geschrieben. Es sollte der Anfang der Story sein, aber beim Weiterschreiben hat mir etwas gefehlt und so habe ich den richtigen Anfang zusätzlich geschrieben und der eigentlich gedachte Anfang hat sich als Wendepunkt in der Mitte der Geschichte gemausert. Das war aber etwas außergewöhnliches bei mir, denn eigentlich fange ich tatsächlich mit den allerersten Sätzen einer Story an.
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Tenryu am 11. Mai 2009, 13:24:04
Ich gehe in der Regel nicht sehr planvoll beim Schreiben vor. Wenn ich anfange, weiß ich oft noch gar nicht, was für einen Konflikt die Figuren erwartet. Ich taste mich da irgendwie vor.
Der Anfang muß einfach spannend oder wenigstens gut geschrieben sein, so daß der Leser Lust bekommt, weiter zu lesen.

Irgendwie scheint das bei meinen Geschichten auch aufzugehen, denn ich muß in der Regel wenig an der Handlung ändern, sondern meist nur stilistische Verbesserungen anbringen, weil ich immer eine Weile brauche, bis ich mich in die Geschichte und deren Erzählweise hinein finde.
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Churke am 11. Mai 2009, 14:08:54
ZitatIch gehe in der Regel nicht sehr planvoll beim Schreiben vor. Wenn ich anfange, weiß ich oft noch gar nicht, was für einen Konflikt die Figuren erwartet.

Und leider merkt man deinem Text an, dass du nicht so recht weißt, wohin genau du willst. Übrigens, Tenryu, ich habe dich nicht vergessen, ich habe R.A. Salvatore weg gepfeffert, aber deines lese ich zu Ende, auch wenn es dauert!  :psssst:

ZitatJames N. Frey sagt ja, der beste Moment für einen Anfang des Textes ist kurz vor dem Anfang des Konfliktes.
Konflikt.... "Konflikt" ist mir zu figurenbezogen. In der Regel geht es ja darum, dass die Welt, wie der Held sie kennt, aus den Fugen gerät. Es gibt also eine Ausgangsposition und es gibt eine Endposition der Geschichte. Und natürlich setzt die Geschichte kurz vor dem Zusammenbruch der Welt ein, denn um die Veränderungen zu begreifen, muss man die heile Welt begreifen.

ZitatUnd woher wisst ihr, welcher Zeitpunkt genau der richtige ist?
Das weiß ich nicht, das hoffe ich.  ;)
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Nessa am 11. Mai 2009, 14:42:09
Ich habe letztens einfach drauf losgeschrieben und es ist schief gegangen. Einfach, weil die Geschichte danach ewig nicht in Gang kam.
Nun hab ich  mich mit Geschcihtenaufbau beschäftigt und auf dieses Gerüst bau ich die Geschichte nun.
Zum schreiben des Anfanges bin ich noch nicht gekommen, aber ich hoffe, dass es dann so wird, dass es spannend ist.

Nessa
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Romy am 11. Mai 2009, 15:14:44
Zitat von: Churke am 11. Mai 2009, 14:08:54
Konflikt.... "Konflikt" ist mir zu figurenbezogen. In der Regel geht es ja darum, dass die Welt, wie der Held sie kennt, aus den Fugen gerät. Es gibt also eine Ausgangsposition und es gibt eine Endposition der Geschichte. Und natürlich setzt die Geschichte kurz vor dem Zusammenbruch der Welt ein, denn um die Veränderungen zu begreifen, muss man die heile Welt begreifen.

Aber in einem Fantasyroman muss es doch nicht gleich zwangsweise um den Zusammenbruch der Welt gehen. Wenn der Autor das gut und spannend rüber bringt, kann es auch um viel "kleinere" Ereignisse gehen. :hmhm?:


Zum Topic: Manchmal macht es Sinn, vor dem Anfang anzufangen, manchmal ist das aber auch langweilig und wirkt langatmig. Ich finde, es hängt stark von der Geschichte ab.
Bei meinem derzeitigen Roman habe ich in der früheren Fassung mitten in einer Actionszene angefangen, wo meine Prota angegriffen wird. Das hat mir letztlich nicht so ganz gefallen, deshalb habe ich die Anfangsszene neu geschrieben und einige Minütchen vorher eingesetzt. Die Vorgeschichte erfährt man da allerdings auch nicht, denn die spielt für meine Prota überhaupt gar keine Rolle, deshalb war es nicht notwendig, sie vorher in ihrer gewohnten Umgebung zu zeigen, die sie wenig später verlässt.
Ich würde mal behaupten, vor dem Anfang anzufangen, kann Sinn machen, wenn sich die Geschichte zum Großteil um die psychischen Entwicklung des Protas dreht. Oder eben beim großen Weltuntergangs- oder Kriegsszenario, wenn man zeigen will, wie schön die Welt doch vorher war, bevor das Große Böse alles platt macht.
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Churke am 11. Mai 2009, 15:43:48
Zitat von: Romilly am 11. Mai 2009, 15:14:44
Aber in einem Fantasyroman muss es doch nicht gleich zwangsweise um den Zusammenbruch der Welt gehen. Wenn der Autor das gut und spannend rüber bringt, kann es auch um viel "kleinere" Ereignisse gehen. :hmhm?:

Mit "Welt" meinte ich die Welt des Helden.  :snicker:

Wenn der Held vom Hotel Mama gekündigt bekommt, ist seine Welt unrettbar verloren und es stehen schwere Prüfungen an, die einen unumkehrbaren Entwicklungsprozess bedingen.
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Romy am 11. Mai 2009, 15:54:42
Achso, dann hast Du natürlich völlig recht.  :)
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Schreiberling am 11. Mai 2009, 16:35:45
Ich fange immer da an, wo die Geschichte in meinem Kopf anfängt. Nicht früher und nicht später und ehrlich gesagt habe ich da noch nie so richtig drüber nachgedacht. Der Anfang hat immer gepasst.
Bei mir ist es so, dass, bevor eine Person, ein Ort oder irgendetwas in meinem Kopf entsteht, eine (Anfangs-)Szene da ist. Wenn ich finde, die taugt etwas, spinne ich den Faden weiter, was daraus werden könnte, wenn nicht, dann schreibe ich sie einfach nur als Szene nieder.

Das heißt nicht, dass ich die Anfangsszene nicht noch ändern würde, wenn sie mir nicht gefällt oder nicht passt, aber sie ist meine größte Inspiration, wenn es um die Geschichte geht.

Liebe Grüße,
Schreiberling
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Mrs.Finster am 11. Mai 2009, 16:36:47
Ich vergleiche einen Roman mit einem guten Wein: Er braucht Zeit zu reifen. Werde ich mitten in die Story ,,hinein geworfen" fühle ich mich oft überfordert und leg das Buch zur Seite. In Büchern, die langsam beginnen fühl ich mich hingegen sofort zu Hause.  :)
Aber das ist auch alles Geschmacksache. Andere wiederrum bevorzugen einen schnellen Einstieg in die Story. Ich würde dabei wirklich nach dem Gefühl gehen. Was liegt dir mehr, was passt zu deiner Story? Ich hatte sofort eine klare Vorstellung davon wie mein Roman beginnt. Ob es jemanden gefällt oder nicht, interessiert mich nicht (außer dem Lektor). Dabei rede ich allerdings nicht von Technik oder Handwerk. Das ist immer verbesserungsfähig  ;D
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Kati am 11. Mai 2009, 17:12:27
Ich habe am Anfang immer erst die Geschichte im Kopf. Also wirklich alles. Wo genau da der Anfang ist, entscheide ich, während ich jedes Kapitel einzeln in Stichwörtern plane. Dabei wird dann immer schnell klar welches denn jetzt wirklich das erste sein soll.  ;D

LG,

Kati
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: ChaldZ am 11. Mai 2009, 17:28:53
Ehrlich gesagt habe ich darüber auch noch nicht so wirklich nachgedacht.
Für mich entsteht die Geschichte auch eher im Kopf und das erste Kapitel beginnt eben da, wo die Geschichte beginnt.
Und ein Beginn kurz vor der Geschichte wäre für mich so eine kleine Einführung, bevor das erste Ereignis einsetzt, das alles in Gang setzt und Konflikte herauf beschwört.

Übrigens finde ich "Konflikte" gerade passend. Zwar ist das figurbezogen, aber man hat ja immer seine Protas. Und wenn:
Zitat von: Churke am 11. Mai 2009, 15:43:48
Mit "Welt" meinte ich die Welt des Helden.
, dann ist auch ein Konflikt Held - Welt figurbezogen und ein Konflikt.
Ich würde Herrn Frey Recht geben: Geschichten leben von Konflikten.
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Vali am 11. Mai 2009, 18:12:52
Diese Frage habe ich mal im Brainstorming gebracht. Ich finde, es hängt auch sehr von der Geschichte ab.
Das besondere an meinem Fall war, dass der eigentliche Konflikt viele, viele Jahre vor meinem Prota geschehen ist. Er erlebt also nur die Spätfolgen. Da war meine Frage, ob man da besser beim Konflikt, kurz vor der Geburt des Protas oder später, wenn er älter ist, anfangen sollte. Weil die Eltern und die Umstände, in denen sie lebten, nicht so wichtig sind und ein Anfang beim Konflikt die Spannung rausnehmen würde, als Prolog zu lang ist und man sich fragt, wo endlich die Hauptperson bleibt, war dann klar, dass ich erst später bei meinem Prota anfangen muss.
Das passt aber nicht zu jeder Geschichte. Wenn der Konflikt erst im Laufe des Lebens des Protas auftaucht und es bis dahin friedlich, langweilig zugegangen ist, dann ist es eine gute Überlegung wert, ob man doch erst da anfängt, wo der Konflikt seine Anfänge nimmt.
Wenn die Kindheit/Vergangenheit des Protas wichtig für die Geschichte ist und dies zu viel für Rückblenden ist, dürfte es auch nicht schlecht sein in dieser Zeit einzusteigen. Das sollte sich aber nicht zu sehr in die Länge ziehen, denn wenn kapitellang nicht wirklich was spannendes passiert, wird das Buch schnell in die Ecke verbannt.

Also ich kann nicht immer einfach da anfangen, wo die Geschichte in meinem Kopf angefangen hat. Wahrscheinlich denke ich viel zu chronologisch. Wer will solche langatmigen Anfänge ertragen, wenn ich jedes mal sozusagen bei Adam und Eva anfange?
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Rumpelstilzchen am 11. Mai 2009, 19:20:09
Ich gehöre auch zu denen, die über den Anfang gar nicht groß darüber nachdenken. Meine Geschichten entwickeln sich langsam in meinem Kopf und irgendwann entsteht eine komplette Story mit Anfang und Ende. Bei mir ist das auch noch nie schief gegangen, die Anfänge habe ich nie groß umgeschrieben.
Bei mir fangen die Geschichten meist mit einer kurzen Vorgeschichte an oder an dem Zeitpunkt, an dem die Welt noch in Ordnung war. Damit meine ich nicht nur die Fantasywelt im Allgemeinen, sondern auch die Welt meines Protagonisten. Ich muss allerdings dazusagen, dass ich kein Freund von actionreichen Anfängen bin, weil da von irgendwelchen Charas erzählt wird, die ich mir überhaupt noch nicht vorstellen kann. Ist aber eine persönliche Sache ;)
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: ChaldZ am 11. Mai 2009, 19:40:45
Um mal ein Beispiel zu nennen von einem Autor, der meiner Meinung nach über das Ziel hinaus geschossen ist: Tad Williams: Der Drachenbeinthron.
Ich muss schon sagen, der Mann versteht es zu schreiben und auch die Geschichte ist okay. Aber die ersten gut 500 Seiten passiert im Grunde absolut gar nichts.
Für mich wäre das ein Fall von zu weit vor der Geschichte angesetzt.

Dagegen ist das, was Rumpelstilzchen sagte, wohl das Gegenteil. Einen Char direkt am Anfang in voller Action zu erleben ist vielleicht auch nicht das Richtige.
Doch Konflikte und Spannung bedarf nicht unbedingt der Action.
Aus diesen Extremen kann und muss sich jeder selbst das richtige Quäntchen Anfang mischen.
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Lila am 11. Mai 2009, 20:46:45
Zitat von: Alaun am 11. Mai 2009, 12:00:12James N. Frey sagt ja, der beste Moment für einen Anfang des Textes ist kurz vor dem Anfang des Konfliktes.

Cool, dann habe ich das ja bei meinen bisherigen (angefangenen) Werken ja ausnahmslos intuitiv richtig gemacht (zumindest, wenn es nach Frey geht). *mir selbst mal anerkennend auf die schulter klopf* :vibes:
Nein, mal im Ernst. Ich finde diesen Ansatz gar nicht so verkehrt. Ich persönlich mag es so (als Leser UND als Autor) eigentlich auch am liebsten. Wenn der Verfasser zu Beginn seines Werkes erst noch seitenlang rumschwafelt und einem spannungsgeladen wartenden Leser erstmal die komplette Lebensgeschichte seines Protagonisten, sowie die umgebende Landschaft vorkaut, dann geht irgendwann einfach der Spaß verloren und zumindest ich habe dann keinen besonderen Ansporn mehr weiter zu lesen. Ein Konflikt ist immer hilfreich. Er birgt stets ein gewisses, mehr oder minder großes, Spannungspotential. Das hält die Geschichte am laufen. Es hält sie lebendig. Wenn ich Landschaftsbeschreibungen lesen will hole ich mir einen Reiseführer. Da sind dann wenigstens auch noch Bilder drin. Verzeihung, Mr. Tolkien...! ::)
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Feather am 11. Mai 2009, 21:26:50
Über den Anfang meiner Geschichten hab ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht, sie waren einfach da. Mein erster Einstieg ist mir vor Jahren mitten in der Nacht eingefallen, diesen hab ich aufgeschrieben und nun nur etwas angepasst (Perspektive geändert und so), aber der Inhalt ist noch der gleiche.
Wenn ich so darüber nachdenke Bücher mit einem langatmigen Anfang erschweren mir zwar das Lesen, doch wenn ich merke der Rest des Buches wir spannender, dann beiße ich mich meist dadurch. Obwohl eine schnelle spannungsgeladene Actionszene eher meine Aufmerksamkeit erhält...
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Romy am 11. Mai 2009, 23:20:52
Zitat von: Alaun am 11. Mai 2009, 12:00:12
James N. Frey sagt ja, der beste Moment für einen Anfang des Textes ist kurz vor dem Anfang des Konfliktes.

Aber James N. Frey sagt auch, wenn ich mich recht entsinne, dass man am Anfang immer eine Frage beim Leser aufwerfen sollte, damit dieser weiter liest. Sprich, damit Spannung erzeugt wird. Und das ist das, woran ich mich vorrangig mal zu halten versuche.  :hmhm?:
Es braucht ja nicht gleich die riesen Action-Kampf-Szene sein, es kann ja auch ein Dialog sein. Ich beginne öfters mal mit einem Dialog, da kann man auch schon einige Infos unterbringen (natürlich nicht übertreiben, bloß kein Info-dumping) und man kann Dinge andeuten, die den Leser im Idealfall neugierig machen.
Handlung an sich, in welcher Form auch immer, finde ich für einen Anfang gar nicht verkehrt. Einfach nur seitenlange Landschafts- oder Figurenbeschreibungen gleich am Anfang finde ich weder als Leserin, noch als Schreiberin sehr interessant. Es kann am Anfang ruhig mal was passieren, auch was aufregenderes (auch in einer Action-Szene werden die Figuren charakterisiert). Und anschließend kommt dann eine ruhigere Szene, wo der Leser dann genauer erklärt bekommt, worum es eigentlich geht.
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Alaun am 12. Mai 2009, 09:17:49
Hui, so viele Antworten! Danke für eure rege Beteiligung, es ist wirklich spannend zu lesen, wie andere dieses "Problem" angehen. In meiner Geschichte führte mein Einstieg (den ich lange Zeit passend fand) dazu, dass ich an einer bestimmten Stelle eine (sehr lange!) Rückblende einfügen musste. Ich habe es hin und her gedreht, aber es wäre einfach nicht anders gegangen. Und ich bin kein wirklicher Fan von Rückblenden...
Ich habe den Text dann einer Freundin zum Lesen gegeben. Sie meinte, durch die Rückblende würde eine zentrale Fähigkeit meiner Hauptfigur "irgendwie wie nebenbei erwähnt". Ich war geschockt, aber sie hatte absolut recht. Das Ganze passte hinten und vorne nicht, die Prioritäten waren verschoben und mein Text erzeugte auf diese Weise keine wirkliche Spannung. Hart, sich das einzugestehen, weil sich bei mir bisher Texte auch immer passend entwickelt haben. Hier war es nun vollkommen anders.
Ich habe mich dann hingesetzt und überlegt, was eigentlich der Knackpunkt ist und kam zum Ergebnis, dass es wirklich an der Rückblende hängt. So, und damit waren wir beim Anfang der Geschichte...

Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Amber am 29. Mai 2009, 04:09:58
Ich hatte dieses Problem auch, als ich meine Geschichte plante. Und aufgrund der Ratschläge in Schreibratgebern habe ich versucht, einen Kompromiss zu finden.

Der Prolog beginnt mit einer Szene, die direkt auf den Hauptkonflikt zuläuft, der in der Nacht beginnen wird.
Im ersten Kapitel gehe ich zurück zum frühen Abend, führe nacheinander die Charaktere ein und lasse dann langsam die Handlung beginnen. Diese läuft bis zu der Szene aus dem Prolog, dort kommt ein Schnitt (da die Szene ja im Prolog ist, hoffe ich, dass meine Leser sie wiedererkennen.) Und danach kommt direkt der erste Konflikt.

Ich hoffe, ich habe das einigermaßen verständlich erklärt... Ich finde jedenfalls, es ist ein guter Kompromiss zwischen 'direkt ins Geschehen werfen' und 'erstmal langsam beginnen'

Stephenie Meyer hat das im ersten Twilight-Band ja so ähnlich gemacht (nicht dass ich mich daran orientiert hätte  >:( )
Also erst diese Szene mit dem Typ der sie gegen Ende des Buches umbringen will (man denkt, es ist Edward), dann vor zum Anfang. Ich fand allerdings, dass hier die vorgezogenen Szene doch sehr weit aus dem Zusammenhang gerissen war, weil sie im Buch dann erst so spät wieder aufgegriffen wird.
Titel: Re: Vor dem Anfang anfangen
Beitrag von: Kati am 29. Mai 2009, 14:50:47
ZitatStephenie Meyer hat das im ersten Twilight-Band ja so ähnlich gemacht (nicht dass ich mich daran orientiert hätte   )
Also erst diese Szene mit dem Typ der sie gegen Ende des Buches umbringen will (man denkt, es ist Edward), dann vor zum Anfang. Ich fand allerdings, dass hier die vorgezogenen Szene doch sehr weit aus dem Zusammenhang gerissen war, weil sie im Buch dann erst so spät wieder aufgegriffen wird.

Ja, das ist mir auch aufgefallen. Als die Szene dann im Buch kam, hatte ich den Prolog schon wieder komplett vergessen. Aber die Idee einfach eine Szene als Prolog vorzuziehen finde ich unglaublich toll.

LG,

Kati