Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Tejoka am 02. März 2017, 10:11:21

Titel: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Tejoka am 02. März 2017, 10:11:21
Tut mir leid, falls es so einen Thread schon gibt, ich habe ihn nicht gefunden.

Dass oft viel von einem Autor in seinen Helden steckt, ist, denke ich, klar. Wobei wir auch gern darüber diskutieren können  ;) Aber wie sieht es mit unseren Antas und Schurken aus? Es würde mich interessieren, wie es anderen damit geht.

In dem einen Projekt, dass ich vielleicht bald anfange, zu schreiben, hat die Antagonistin nämlich einige Züge, die ich in mir selbst gesehen habe. Da habe ich durchaus mit Absicht versucht, sie als meine "dunkle Seite" in bestimmten Bereichen anzulegen.  :darth: Um mir zu helfen, mich in sie hineinzuversetzen und ihre Motivation klar zu bekommen, aber auch als Experiment.

Andererseits sind unter den Figuren, die mir so im Kopf herumschwirren, auch einige Protagonisten, die in Richtung dunkel bzw. "böse" gehen. Solche Figuren zählen definitiv auch, würde ich sagen. Hier könnte es sogar schwieriger werden, damit umzugehen, weil man ja viel Zeit im Kopf und in der Sichtweise der Protas verbringt und sie dem Leser auch zumindest teilweise sympathisch machen will.  :snicker: Aber wenn man sie zu arg an sich selbst orientiert und sie dann schlimme Dinge machen lässt, kann das vielleicht zum Problem werden?

Wie ist das bei euch? Gebt ihr grundsätzlich jeder (wichtigen) Figur etwas von euch selbst (ich habe das schon mehrmals als Empfehlung gelesen), oder wollt ihr sie lieber ganz anders machen? Solange die Figuren da mitspielen, natürlich  :P Haben eure Antagonisten eine Eigenschaft, die ihr bei euch selbst nicht mögt, oder doch eine gute, um ihnen Graustufen zu geben?

Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: HauntingWitch am 02. März 2017, 15:46:50
Gegenfrage: Was ist "böse"? Ich finde es sehr schwierig, sich in jemanden, der wirklich "böse" ist, hineinzuversetzen. Kann man das überhaupt sein? Bei manchen Charaktertypen, die zwar nicht "böse" sind im Sinne wie, sagen wir in einem Kinderfilm, aber dennoch für mein Empfinden einfach schreckliche, unmögliche Menschen, finde ich es ebenfalls schwierig. Gleichzeitig weiss ich aber auch, dass in manch einem solchen Menschen im Grunde auch nur eine kaputte Seele steckt. Wie findet man die Balance, das nicht zu verharmlosen und jenen nicht zu entschuldigen, sich aber dennoch tief genug hineinzuversetzen, um ihn vielschichtig und glaubhaft und nicht schwarz-weiss zu machen? :hmmm: Das ist ein spannendes Thema. ;D

Zu deinen Fragen. Ich denke, dass grundsätzlich etwas von einem selbst in den Figuren steckt, in allen ein bisschen etwas, aber auch in allen etwas anderes. Ich habe mal ein schönes Zitat dazu gelesen, kann das aber auf die Schnelle gerade nicht finden. Das passiert aber unbewusst, gezielt einfliessen lassen würde ich so etwas nie. Wenn ich merke, dass es zu viel wird, (sprich eine Figur mir selber zu ähnlich wird), nehme ich eher mal bewusst etwas raus, weil mir das sonst zu persönlich ist. Das bei den Positiven wie auch bei den Negativen.

Was, denke ich, jeder macht, ist von eigenen Erfahrungen zehren, um die Gefühle der Figuren zu beschreiben. Je nachdem, was es ist, kann das schon eine sehr persönliche Angelegenheit sein, also während dem Schreibprozess. Das kann in beide Richtungen gehen. Jeder hat doch seine dunklen Seiten. Die Frage ist, wie nah man sich an diese herantasten möchte, um davon zu zehren. Und ob es wirklich von Nutzen ist. Ein starkes Einfühlungsvermögen braucht man als Autor ja sowieso, sonst könnte man über gar nichts mehr schreiben, was man nicht selbst erlebt hat oder nicht dem eigenen Charakter entspricht.
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 02. März 2017, 17:00:26
Früher habe ich es gebraucht, dass in den Figuren etwas von mir steckt. Mehr noch, meine Figuren waren meine Alter Egos, mit denen ich irgendwas ausgelebt und verarbeitet habe. Mit "bösen" Figuren auch schon mal Wut wegen einer ungerechten Situation etc.

Seit ich aber grundsätzlich keine bösen Figuren, sondern nur noch graue Figuren anlege und seit ich außerdem so weit abstrahieren kann, dass keine Figur mehr so richtig mein Alter Ego ist, ist das Ganze... schwieriger.
Bei mir ist es eher so, dass ich mich als Person dann vollständig zurücknehme und beim Schreiben aus der Perspektive derer, die als Antagonisten gelten, dann eben für kurze Zeit meine Persönlichkeit abstreife und beim Schreiben ihre annehme. Und damit auch ihre Gefühle, ihre Weltbilder kurz in mich reinlasse, so lange, bis ich die Stelle geschrieben habe.
Und dann muss ich wieder raus aus deren Haut und rein in meine eigene.

Klingt vermutlich esoterischer, als es für mich der Fall ist, aber sowas ist auch saublöd zu erklären. Also: Meine Bösen sind nicht ich. Aber ich bin für kurze Zeit meine "Bösen". Sofern man bei mir, wie gesagt, überhaupt von Bösen sprechen kann.
Eigentlich sind 95% meiner Charaktere grau.
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Caestron am 02. März 2017, 19:51:09
Das mit den Bösen ist bei mir eine schwierige Sache. Da ich eine klassische Fantasystory schreibe, ist mein "Böser" eher so der typische "Weltherrscher-Muhaha"-Typ, wobei mein Protagonist diese Blaupause eines Bösewichts gar nicht erst trifft.

Wichtig ist für mich bei einem Charakter eher, dass es nachvollziehbare Gründe für sein Handeln gibt. Bei meinem Bösewicht ist es so, dass er zum einen ein Ork ist (und meine Orks zum großen Teil in die Standardantagonisten stellen), und zum anderen im so ziemlich kargsten Gebiet meiner Fantasywelt lebt. Als Kampfmeister ist es also für ihn verständlich, auf Eroberungszüge zu gehen, um ihm und seinem Volk Gebiete einzuverleiben, in denen man angenehmer leben kann. Aber wie schon erwähnt, hält mein Bösewicht eher als McGuffin her, um ein wenig Action in die Geschichte zu bekommen.

Was die Frage angeht, wie viel von mir in meinen Charakteren steckt, dann muss ich sagen, dass da nicht viel drin ist, abgesehen von meinem Protagonisten, durch dessen Augen man die Geschichte verfolgt. Die restlichen Charaktere habe ich bewusst sehr unterschiedlich gehalten, damit die Dialoge nicht zu einem Austausch zweier fast identischer Figuren wird. Als Beispiel habe ich meinen Protagonisten, der zu Anfang der Geschichte ein Berufspessimist ist, zwei lebensfrohe Elfenzwillingsbrüder, die gerne Schürzenjäger wären, und einen Elfenprinz, der unter seinesgleichen versucht, bescheiden zu sein, auf Menschen aber herabsieht.

Worauf ich also achte, ist, dass meine Figuren eine gute und/oder interessante Chemie haben. So haben mein Protagonist und der Elfenprinz viel Potenzial für Konflikte innerhalb der Gruppe, woran die Charaktere wachsen können.

Um nochmal zurück zur Ursprungsfrage zu kommen: Meine Bösewichte sind in meinen Geschichten Mittel zum Zweck, den die Geschichte überspannenden Konflikt voranzutreiben, während mein Hauptaugenmerk, also Charakterentwicklung und Interaktion der Hauptfiguren, den kleineren Konflikt darstellen.
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Tejoka am 02. März 2017, 20:07:03
Danke für eure interessanten Antworten! 

@Witch: Was ist "böse"? Das ist eine gute Frage  ;D Da könnten wir lange diskutieren. Hier meinte ich vor allem solche Figuren, die egoistisch sind und handeln, denen es vielleicht egal ist, welche Folgen ihr Handeln auf andere hat, und ihnen damit schaden, oder die einfach sehr schlimme Dinge tun.
Dass immer unsere Erfahrungen in unsere Charaktere einfließen, ist auch ein guter Punkt. Daran hatte ich in dem Zusammenhang noch gar nicht gedacht, aber du hast natürlich recht. Letztlich sehen wir alles durch unsere Brille. Wahrscheinlich kommt es darauf an, wie gut wir selbst mit bestimmten Sachen zurechtkommen, wenn es darum geht, ob wir sie für unser Schreiben benutzen. 

@Evanesca Feuerblut: Wirklich mit meinen Figuren etwas ausgelebt habe ich noch nie, aber ich glaube, ich weiß, was du meinst. Ich versuche prinzipiell auch, nur graue Figuren zu schreiben und keine, die nur schlecht ist. Aber manche sind natürlich ein dunkleres Grau als andere. Deine Methode klingt interessant. Method acting für Schriftsteller!  :P Wobei wir das wahrscheinlich alle zu einem gewissen Grad tun.

@Caestron: Das klingt interessant. Ein guter Hinweis darauf, nicht alle Charaktere gleich sein zu lassen. Wobei das natürlich der ursprünglichen Frage auch nicht im Weg steht. Und in so einen gesichtslosen Bösewicht, der gar nicht vorkommt, muss man sich natürlich nicht hineinversetzen. Aber dass Charakterentwicklung wichtig ist, bestreitet hier wahrscheinlich niemand  ;)
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Inea am 02. März 2017, 21:58:13
Bei meinen Geschichten ist es ganz unterschiedlich. Manchmal, wenn ich einfach nur drauflos schreibe und ohne eigentlichen Plan Szenen und Charaktere verfasse, finde ich so gut wie immer etwas von mir in den Personen. Zeitweise spiegeln sie meine Launen zu dieser Zeit wieder, manchmal sind es regelrechte Verkörperungen ganzer Wesenszüge von mir. Als Beispiel hatte ich mal einen Charakter, der grundsätzlich immer genau das Gegenteil von dem tat, was ihm gesagt wurde. Im echten Leben kann ich selbst mit "Tu das, weil ich das sage" ganz und gar nicht umgehen, da muss schon eine gute Begründung her. Der Charakter hat das die ganze Zeit in der Geschichte ziemlich gut durchgezogen. Das ist jetzt ein sehr allgemeines Beispiel, aber jeder setzt sich ja schließlich aus einfachen und spezielleren Zügen zusammen. ;)

Nehme ich mir allerdings Zeit für Plot und Charakterausarbeitung, gibt es durchaus auch Personen und Charaktere, die ganz und gar nichts mit mir zu tun haben. Dort frage ich mich dann nämlich bei jeder Handlung "Was würdest du tun? Und was würdest du nicht tun?" und dann gehe ich verschiedene Alternativen durch. Und wenn ich dann mehrere Szenarien im Kopf durchspiele, kann ich das finden, was zu diesem Charakter passt. Ob ich es nun selbst so machen würde oder nicht. Da ich dann in solchen Bereichen keine Erfahrungen habe, ich würde es ja selbst so gar nicht machen, versuche ich mich hauptsächlich auf Recherche zu beziehen.

Auf jeden Fall finde ich das ein sehr spannendes Thema, mit dem ich mich immer und immer wieder beschäftige. Mal gewollt, mal ungewollt, wenn ich meine eigenen Szenen lese und denke: "Huch, das sieht dir mal wieder ziemlich ähnlich." :)
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Möchtegernautorin am 04. März 2017, 12:53:36

Hmm, eigentlich ist die Frage ganz interessant :) Allerdings muss auch ich mir da immer die Frage stellen, was ist denn eigentlich Böse? Es kommt doch immer auf die Sichtweise an. In meinem Blog-Roman zum Beispiel stand von vornherein fest, wer die Protagonistin ist und wer der Antagonist. Von dem, was meine Protagonistin tut, wäre sie per Definition eigentlich aber die Böse.

Was ich mittlerweile aber vor allem gelernt habe ist, dass ich den Charakteren Persönlichkeiten geben muss - und zwar nicht meine. Da gibt es diese ,,Alter-Ego-Falle", wie sie irgendwer mal betitelt hat. Meine erste Protagonistin war mein Alter Ego und sie ist langweilig. Von daher suche ich mir lieber Eigenschaften zusammen, die zu einem Charakter und dessen Motivation passen. Da ist die Vorgehensweise beim Antagonisten die gleiche, wie beim Protagonisten. Sie sollen beide nachvollziehbare Gründe haben, gute und schlechte Seiten. Ich finde, man sollte schon mit beiden mitleiden können ;) Das geht aber natürlich nur, wenn man sich als Autor gut einfühlen kann und glaubhaft rüberbringen, was in dem Charakter vorgeht. Und ich denke, da liegt der Knackpunkt. Der Antagonist braucht also eine Motivation, in die ich mich auch wirklich einfühlen kann, um auch darüber zu schreiben. Einen Weltherrschafts-Antagonisten wird es daher bei mir sicherlich eher nicht geben - eher die variante Weltenzerstörer  :darth:

Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Tejoka am 04. März 2017, 16:08:25
@Inea: Das ist ja interessant. Die Tendenz, Charaktere nach meiner eigenen Persönlichkeit handeln zu lassen, wenn ich nicht aufpasse, habe ich auch schon bemerkt.

@Drachenelfe: Jetzt bin ich neugierig auf deinen Roman geworden ;D Das mit der Motivation ist mir vorher noch nie aufgefallen, aber jetzt, wo du es sagst, stimme ich dir zu. Ob ich mich in die Motivation einfühlen kann, scheint wirklich das Wichtigste zu sein. Deshalb gibt es zum Beispiel einen Charakter, dessen Ziele ich selber nie übernehmen würde, der sich aber in meinem Buch ziemlich selbstständig aus einer Nebenfigur zum Hauptgegner gemausert hat. Wenn ich genauer darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich die darunter liegenden Konflikte und Motivation sehr gut nachvollziehen kann. Komisch, wie so was funktioniert ...
Und Weltenzerstörer würde ich auch gern mal schreiben  :P

Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Trippelschritt am 04. März 2017, 17:18:48
Ich habe Antagonisten, aber ich habe keine Bösen. Und mit Ausnahme meiner ersten Trilogie versuche ich so wenig wie möglich von mir in meine Figuren zu stecken, weil das mein auswahlspekturm ganz erheblich einschränken würde. Aber es schadet auch nichts, wenn man zunächst darüber anfängt zu schreiben, was man gut kennt. Nämlich sich selbst.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Möchtegernautorin am 06. März 2017, 11:17:14
Interessanter Weise habe ich auch eine ganze Weile gebraucht, bis ich hinter das Ding mit der Motivation gekommen bin :) Entsprechend muss ich gerade da, wo ich das noch nicht getan habe, wirklich tiefgehender meine Antagonisten nochmal analysieren. Zumindest da, wo ich auch auf deren Perspektive zugreife, denn vor allem da muss sie ja für den Leser deutlich.

Zitat von: Tejoka am 04. März 2017, 16:08:25
@Drachenelfe: Jetzt bin ich neugierig auf deinen Roman geworden ;D
Falls du neugierig genug bist, ich suche derzeit noch Betaleser für den Blog-Roman ;)
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Tejoka am 06. März 2017, 16:28:15
@Trippelschritt: Deshalb habe ich "böse" immer in Anführungszeichen gesetzt. Ich denke, wir versuchen alle, keine platten Bösewichter zu schreiben. Und ganz so ein blutiger Anfänger, dass ich nur über Alter Egos schreiben würde, bin ich auch nicht  ;)

@Drachenelfe: Ich habe zwar keine Erfahrung im Beta-Lesen, stelle mich aber gern zur Verfügung :)

Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Angela am 06. März 2017, 17:11:26
Bei den Bösen verwurste ich gerne Leute, denen ich im Leben begegnet bin und die mich mit ihrer abgründigen oder schlicht dummen Grausamkeit schwer beeindruckt haben. Klar tobe ich mich dann auch mal aus und spiele böse Sachen/Rachegedanken durch, aber das geht immer nur bis zu einem bestimmten Punkt, dann wird mir vor mir selbst übel.
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Antonia Assmann am 06. März 2017, 17:54:20
Bei meinen "Bösen" steckt sehr oft derjenige drin, der ich gerne mal wäre - also was ich gerne gesagt hätte und natürlich wieder nicht getan habe. Da kann ich alle "bösen" Rachegedanken, die ich nie im Leben ausleben werde, reinpacken. Also nicht eins zu eins, aber es kommen schon so Sachen hoch und dann kann ich mich besser in die Figur hineinversetzen  ;D
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Faye am 06. März 2017, 19:55:50
In meinen Bösen steckt eher wenig von mir selbst drin. Wenn ich ihnen etwas von mir mitgebe, dann sind es meist ihre Ängste, Sorgen oder ähnliches. Ansonsten gebe ich ihnen meine positiven Eigenschaften  ;D
Also doch einiges, aber insgesamt finde ich mich in ihnen wenig wieder, aber mir ist es wichtig, dass ich ihre Ziele und Sorgen verstehe, denn dann kann ich sie leichter schreiben und ihre Handlungen besser absehen.
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Cailyn am 07. März 2017, 06:36:35
Ein Stück vom Bösen ist von mir sicherlich auch drin, aber eher im Sinne von Fragmenten. In meinem aktuellen Buch habe ich einen Antagonisten, der aus Missgunst und Neid zum Bösen wird. Ich selber war auch schon neidisch und missgünstig, aber nur zu einem gewissen Punkt und dann konnte ich es ablegen. Aber der Antagonist kann das nicht. Also steigert sich diese Missgunst und der Neid, und er handelt auf eine Weise, wie ich niemals handeln würde.

Insofern kann man schon sagen, dass auch im Bösen etwas von mir steckt. Aber eben nur ein Hauch davon.
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Trippelschritt am 07. März 2017, 08:03:45
Zitat von: Tejoka am 06. März 2017, 16:28:15
@Trippelschritt: Deshalb habe ich "böse" immer in Anführungszeichen gesetzt. Ich denke, wir versuchen alle, keine platten Bösewichter zu schreiben. Und ganz so ein blutiger Anfänger, dass ich nur über Alter Egos schreiben würde, bin ich auch nicht  ;)

Das wollte ich Dir auch nicht unterstellen. Und es ging mir auch nicht um platte Bösewichter. Meine Antagonisten haben vielleicht ein paar negative Charaktereigenschaften mehr als die anderen, vor allem weniger Skrupel, aber meisten sind meine Antagonisten Menschen oder Wesen, die irren. Die fest glauben, etwas richtiges zu tun und es dann auch ohne Rücksicht auf Verluste durchziehen. Das hat den Vorteil, dass sie immer sehr tiefschichtige Persönlichkeiten sind.
Was ich vor allem andeuten wollte, ist, dass bei mehreren solcher Figuren, die eigene Person sehr schnell erscöpft ist und nichts mehr hergibt.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Elaya am 07. März 2017, 10:41:57
Ein sehr interessantes und spannendes Thema, worüber ihr hier diskutiert!

Ich möchte bei Ineas Gedanken ansetzen und ihn vielleicht noch ein wenig weiter führen. Denn das, was Inea beschrieben hat, passiert mir auch regelmässig. Ich bin Intuitivschreiberin. Zwar versuche ich zu planen, aber sobald ich in der Geschichte drin bin, entwickelt sie sich von allein.
Wenn ich dann später darüber reflektiere, fällt mir oft auf, dass ich Charakterzüge (positive oder negative) von mir selbst eingeflochten habe. Das ist für mich wie ein Spiegel auf mein eigenes, aktuelles Leben. Oft frage ich mich dann, ob dieser Charakterzug für meine momentane Lebenssituation hilfreich ist oder ob ich mich da verändern sollte. Das hilft mir sehr bei meiner persönlichen Weiterentwicklung.  :)

Als Jugendliche habe ich zeitweise ständig Kurzgeschichten über alltägliche Themen aus meinem Leben geschrieben. Begebenheiten, über die ich unglücklich war, wie sie in meinem Leben gelaufen sind, habe ich in den Kurzgeschichten so beschrieben, dass ich zufrieden war - meistens mit fantastischen Fähigkeiten oder Kräften meinerseits.  ::)  Das war meine Art, Ereignisse zu verarbeiten.

Also ich denke, über die Reflektion der Handlungsweisen unserer (bösen, guten, grauen ...) Protagonisten können wir auch viel für unser persönliches Leben rausholen. Eine Chance, die uns Schriftstellern offen steht und genutzt werden möchte!  :jau:
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Tejoka am 07. März 2017, 15:17:54
Faszinierend, wie wir alle das Thema von leicht unterschiedlichen Seiten angehen  ;D Wenn ich die letzten Antworten so durchlese, scheinen sich aber schon ein paar Gemeinsamkeiten heraus zu kristallisieren.
Ich interpretiere das so, dass die meisten ihren Figuren, auch den dunklen, durchaus eigene Eigenschaften oder Wünsche/Ziele mitgeben, aber immer innerhalb gewisser (individueller?) Grenzen.

@Trippelschritt: Danke für die Erklärung. Ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Bei vielen Charakteren, die alle unterschiedlich sein sollen, kommt natürlich eine große Bandbreite an Charaktereigenschaften und Persönlichkeiten zusammen.

@Elaya: Ich bin zwar keine Intuitivschreiberin, aber unterbewusst schwingt so etwas wahrscheinlich immer mit - mal mehr, mal weniger. Und du hast recht, unser Geschriebenes zu analysieren in Hinblick auf die Handlungsweise unserer Charaktere (war das gerechtfertigt? Will ich das vielleicht selbst tun? und so weiter) kann uns persönlich weiterbringen.
Gerade (angehende) Autoren sollten schließlich in der Lage sein, die Hintergründe von Handlungen und Einstellungen zu ergründen - das hat auch mit Selbsterkenntnis zu tun ... :hmmm:

Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Amanita am 07. März 2017, 19:02:05
Ich habe eine gewisse Neigung dazu meinen Antagonisten Ideologien zu geben, die ich bis zu einem gewissen Grad auch unterstütze. Die werden dann aber eben bis ins Extrem ausgelegt mit entsprechend unschönen Folgen, was ja bei jeder noch so gut gemeinten Überzeugung passieren kann, wenn sie zu Fanatismus wird.
Mich spricht es aber überhaupt nicht an, den Bösen alles anzuhängen, was ich selbst ablehne. Meine Bösen sind keine sexistischen, homophoben Rassisten, die die Protagonistin aus dieser Motivation heraus ablehnen und unterschätzen. Bei solchen Konstellationen fehlt dann ganz oft die Distanz und Empathie für die Gegenposition von Seiten des Autors und es wird sehr platt. (Besonders schön dann, wenn das betreffende Land von den "Guten" mit der magischen Version einer Atombombe plattgemacht wurde und die Bewohner alle so krude Ansichten haben, dass sie das "verdient" haben.)
Da finde ich Überzeugungen, bei denen ich die Motivation derer, die sie leben besser verstehen kann, wesentlich spannender. Und wenn das nicht gewünscht ist und die Geschichte wirklich klar in Gut und Böse unterteilt sein soll, finde ich den magischen Weg mit dem Dunklen Lord besser als reale politische Probleme.

Bei den individuellen Figuren greife ich teilweise auch auf eigene Erfahrungen zurück und denke von da aus weiter, das mache ich aber bei allen so.
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Rabengetint am 07. März 2017, 21:49:51
Interessante Fragestellung. Die Antwort hängt natürlich stark davon ab, wie in der Geschichte "Gut" und "Böse" verteilt sind. Der klassische

Zitat von: Caestron am 02. März 2017, 19:51:09"Weltherrscher-Muhaha"-Typ

(danke für die Formulierung!) zeigt meistens nicht so viel Charakter. Außerdem wählt Otto Normalleser den vermutlich nicht als Identifikationsfigur aus. In meinem aktuellen Projekt ist die Oberböse so ein Luzifer-Prometheus-Osiris-Verschnitt. Da kann ich die Motive schon nachvollziehen - wenn man mich ein paar Jahrtausende aus meiner bevorzugten Welt aussperrte und mit meiner geklauten Sonne in einem öden Universum ohne Magie versauern ließe, wäre ich auch angefressen. Aber das macht ja noch keine Persönlichkeit.

Interessanter ist es ein paar Nummern kleiner. Also Figuren, die "böse" oder unsympathische Dinge tun, ob das vom Oberboss Verführte, Kommandierte, Verräter, unabhängige Antagonisten, Oberboss-in-making oder Antihelden sind. Die haben Eigenschaften von mir, wenn ich sie schreibe, mit denen kann ich mich identifizieren, wenn ich von ihnen lese. Darin besteht für mich teilweise auch der Reiz: mit einer Figur zu fühlen, die Dinge tut, die ich nicht tun würde.

Ich habe z.B. noch nie jemanden umgebracht. In meiner ewig unfertigen Nicht-so-moderne-Fantasy-Geschichte ist die Protagonistin mehrfache Mörderin und Anführerin einer Räuberbande mit ziemlich diktatorischen Strukturen. Aber wenn man die ganzen brutalen Umstände wegnimmt und sich die Basics anguckt, hat sie ziemlich viele Parallelen zu mir (kleine Schwester einer großen Schwester, wenig "typische Mädcheneigenschaften", tierlieb, menschenscheu, rational intelligent, aber sozial manchmal echt dämlich). Was sagt das jetzt über mich aus?

Der Antagonist in dieser Geschichte ist objektiv betrachtet kein so viel schlechterer Mensch als sie. Manche würden sagen, dass sie die schlimmeren Dinge tut. Aber: Sie ist ehrlich, er ist unehrlich. Sie handelt aus Notwendigkeit - für ihr Überleben und das der Leute, die ihr wichtig sind -, er handelt zumindest teilweise aus Machtgeilheit. Sie sieht mindestens einmal eine moralische Verfehlung ein und sucht nach Alternativen, er verrät mindestens einmal seine früheren Ideale. Was sich ja überhaupt nicht ausschließt, aber: Sie ist Perspektivfigur, er nicht. - Tja. Heißt das, ich als Autorin stecke nichts von mir in meine Bösen? Oder ist er deswegen der Böse und sie die Gute, weil das halt meine Geschichte ist? Graue Charaktere sind sie beide, das sind in dieser Geschichte so ziemlich alle.

Bei meinem aktuellen Projekt habe ich eher das umgekerte Problem: Die Protagonistin ist am Anfang der Geschichte nett, schüchtern, liebeskummerkrank und wenig durchsetzungsstark. Und ich finde es echt schwierig, mit dieser Figur zu schreiben. Eine andere PoV-Figur hat von Anfang an mehr Antiheldin-Ausstrahlung, die drängt sich ständig in den Vordergrund. Da muss ich bei der Überarbeitung noch schimpfen: Nur weil du die autobiografischere Figur bist, bist du nicht die Protagonistin der Geschichte! :pfanne:

Trotzdem hat alles Grenzen :wache!: Töten, um zu überleben? Ok. Töten, weil das Opfer ein Spion ist und damit die eigene Machtposition und langfristig die Sicherheit der eigenen Gruppe bedroht? Moralisch nicht so eindeutig, aber nachvollziehbar. Jemanden anschreien und beschimpfen, weil derjenige die eigenen Argumente nicht gelten lässt und dabei so nervig lächelt? Großer Spaß beim Schreiben, gerade weil die Reaktion so unangemessen ist. Aber was ist z.B. mit sexueller Gewalt? Oder Folter? Genozid? Kindesmisshandlung, nicht aus Überforderung, sondern aus gefühlter Überlegenheit? Mobbing? Nee. Also ja, ich könnte (kann) darüber schreiben, auch mit Täter als Perspektivfigur. Aber wenn Macht und Sadismus zum Selbstzweck werden, dann ist das keine Identifikationsfigur mehr.
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Rabengetint am 08. März 2017, 00:34:17
Böser Doppelpost:

Zitat von: Trippelschritt am 07. März 2017, 08:03:45Meine Antagonisten haben vielleicht ein paar negative Charaktereigenschaften mehr als die anderen, vor allem weniger Skrupel, aber meisten sind meine Antagonisten Menschen oder Wesen, die irren. Die fest glauben, etwas richtiges zu tun und es dann auch ohne Rücksicht auf Verluste durchziehen.

Zitat von: Amanita am 07. März 2017, 19:02:05Ich habe eine gewisse Neigung dazu meinen Antagonisten Ideologien zu geben, die ich bis zu einem gewissen Grad auch unterstütze. Die werden dann aber eben bis ins Extrem ausgelegt mit entsprechend unschönen Folgen, was ja bei jeder noch so gut gemeinten Überzeugung passieren kann, wenn sie zu Fanatismus wird.

Ja, die Variante "irrender Utopist" ist super spannend. Das kann einen Charakter, der sehr böse Dinge tut, instant-grau zaubern. Und es funktionirt auf praktisch jeder Ebene, egal ob Ober-Diktator, Berater/Statthalter des Ober-Diktators, kleiner Soldat/sonstiger Befehlsempfänger. Oder andersrum, der radikale Widerstandskämpfer, der das herrschende System so sehr ablehnt, dass ihm jedes Mittel recht ist.

Umgekehrt kann es auch einem Charakter, der an sich "gut" ist, ein paar Grauschattierungen verleihen, wenn die Mittel nicht so sauber sind wie sein Zweck. Oder sein Zaudern vor schmutzigen Mitteln noch schlimmere Folgen nach sich zieht... Dilemma!
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Tejoka am 08. März 2017, 19:16:24
Zitat von: Amanita am 07. März 2017, 19:02:05
Ich habe eine gewisse Neigung dazu meinen Antagonisten Ideologien zu geben, die ich bis zu einem gewissen Grad auch unterstütze.
Das finde ich auch sehr interessant. Wir hatten es weiter oben im Thread ja schon damit, dass man die Motivation der Figur nachfühlen können muss/sollte. Das dann auf Ideologien anzuwenden und sie ins Extremistische zu treiben, ist auch spannend.

Zitat von: Rabengetint am 07. März 2017, 21:49:51
Aber wenn Macht und Sadismus zum Selbstzweck werden, dann ist das keine Identifikationsfigur mehr.
Weil es ja um die Frage geht, was "böse" ausmacht: Das ist, denke ich, sehr nahe dran. Deswegen sicher schwerer für einen Leser, sich in so jemanden hineinzuversetzen. Und für den Autor. (Hoffe ich zumindest :P)

Um nochmal zum Extremisten zurückzukommen: Gerade darin liegt, denke ich, der Knackpunkt, warum solche Figuren eben "grauer" wirken. Weil die Intention des Handelns von jemandem wichtig sind. Es liegt eben alles an der Motivation ...
Die alte Frage nach Mitteln und Zweck fasziniert mich sowieso. Dort gibt es eben keine klaren Grenzen oder eindeutige Antwort. Zumindest keine, auf die sich die Mehrheit der Leute wirklich einigen könnten (Ok, die Menschenrechte - aber wenn man mal sieht, wie oft diese gebrochen werden ... Beispiel Todesstrafe in den USA und anderswo ...)

Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Yamuri am 19. Mai 2017, 14:04:32
Das Böse per se gibt es eigentlich nicht in meinen Geschichten. Vielmehr sind es unterschiedliche Interessen, die zum Teil mit gesetzlosen Methoden durchgesetzt werden, wobei das Gesetz nicht immer gerecht oder fair sein muss, ebenso Mittel nutzen kann, die man aus moralischer Sicht als Grauzone oder gar 'schlecht' und 'böse' bezeichnen würde. Die Grenzen zwischen Antagonist und Protagonist können insofern verschwimmen. Es sind andere Gegensätze die mich mehr reizen als das klassische gut und böse. Denn letztlich ist gut und böse etwas, das an bestimmte Blickwinkel gebunden ist. Denn aus Sicht des sogenannt Bösen ist das Gute das Böse. Vielfach ist es sogar so, dass jene, die aus moralischer Sicht in meinen Geschichten böses tun, dennoch gute Ideale haben, sich aber für falsche Methoden entschieden haben, weil sie das Gute erzwingen wollen und sich hineinsteigern. In einer Geschichte allerdings kommen Wesen vor, die tatsächlich als 'böse' bezeichnet werden können, sie sind aber wiederum das Produkt dessen was entsteht, wenn Unschuldige leiden müssen, da sie Hass, Kummer und Angst in Reinform sind, sozusagen personifizierte negative Emotionen wenn man so will.
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: Silvasurfer am 20. Mai 2017, 16:38:19
Die Fantasywelt meiner Kindheit hat zwei Bösewichte. Schon recht früh in meiner Kindheit wurde mir bewusst, das böse menschlich ist. Ich finde Bösewichte brauchen zumindest etwas, dass sie antreibt, ein Motiv. Um ehrlich zu sein, sind die Bösewichte meiner Geschichten aus Kindheitstagen das allererste, was mir zur Geschichte eingefallen ist. Ich hatte da zum Beispiel diesen bösen Kobold im Kopf, ein dunkler Magier. Es inspirierte mich vor allem, mir vorzustellen wie furchterregend und vor allem mächtig er ist. Seine Bosheit kam von einem gebrochenen Herzen, es war also auch eine Liebesgeschichte mit einer Göttin mit drin. Der Sohn dieses Darth Vaders war der Protagonist, die Mutter stirbt, alles ganz dramatisch, weiter bin ich nie gekommen.

Als der PC meiner Mutter, der sowieso in ein Museum gehörte, dann schlussendlich den Geist aufgegeben hat und mein Manuskript weg war, blieb ich wiederum lange Zeit am Boden zerstört und meine Mutter ganz schlechten Gewissens. Mein Opa hat noch die 15 Seiten, die er gedruckt hat, das ist alles was mir von dieser Geschichte blieb.

Der Zweite Bösewicht dieser Welt ist ein Mensch, der Elfen und Kobolde hasst, weil sie unsterblich sind. Auch der ist mir richtig ans Herz gewachsen. Forever Young! I want to be forever young!!! Die Gesamte Reihe heißt das Gleichgewicht der Mächte und es geht um Ying und Yang. Allerdings war das alles zu viel für einen jungen pubertierenden Teenager, viel zu zu viel. 

Lange Rede kurzer Sinn in meinen Bösewichten steckt oft mein innerer Schweinehund und Dämon, der all das auslebt, worüber ich nicht erhaben bin. Jung schreibt: Erleuchtung findet man nicht indem man sich Figuren des Lichts vorstellt, sondern in dem man sich der Finsternis bewusst wird. Und in diesem Sinne denke ich mir bei jedem neuen Bösewicht: Hello darkness my old friend.

Eine Zeit lang wollte ich sogar so etwas wie einen nihilistischen Antihelden erstellen. Ich fragte mich, wie viel böse man wohl relativieren kann und es entstand ein wahnsinniger Held der als Prämisse ein etwas anderes Weltbild entwerfen sollte. Ver-rückte Welt sollte es heißen.  Es ging absolut in die Hose.

Und jetzt schreibe ich ein ganz entspanntes Abenteuer innerhalb einer Science-Fiction-Fantasy Welt, indem das Böse verniedlicht wird und selbst Dämonen nette Zeitgenossen sind, die man am liebsten knuddeln möchte, wie einen Charakter von My little Pony. Zumindest sollten im Idealfall so überkommen. Der Antagonist dieser Welt, der dieses mal nicht der Ausgangspunkt meiner Geschichte ist, entstand zuallerletzt erst vor 3 Wochen und wird voraussichtlich am Ende des Buches mit den Protagonisten Frieden schließen, weil er zwar erst auch die Gott-ist-tot-Theologie anstrebt und die Götter meiner Welt auf seinem Rachefeldzug beinahe umbringt... Dagegen jedoch am Ende erkennt, dass es nur einen Weg gibt, den Weltschmerz zu überwinden... Frieden.

Wobei das noch in den Sternen geschrieben steht denn mit Prämissen arbeite ich dieses mal auch nicht, es ergibt nur momentan am meisten Sinn in meinem Layout.
Titel: Re: Wie viel von euch steckt in euren "Bösen"?
Beitrag von: K a t e am 30. Mai 2017, 13:05:45
Nach einer kurzen Analyse meiner momentanen Antagonisten ist mir aufgefallen... die Typen haben eigentlich nichts mit mir gemein. Es sei denn, in mir verbergen sich selbstzerstörerische, nazistische Charakterzüge, gepaart mit dem Wunsch alles und jeden zu quälen und töten, der sich mir in den Weg stellt. :gähn:

Dafür stecke ich meine schlechten Eigenschaften gerne in meine Protagonisten. Nikotinsucht in stressigen Situationen, ein oftmals nicht so guter Umgang mit dem eigenen Körper... Ich bin schon langer der Meinung, dass kein Mensch "reinweiß" und "gut" ist. Die unten erwähnten Grauschattierungen finde ich extrem spannend. In meinem aktuellen Projekt habe ich einen Charakter, der zwischen Antagonist und "Held" hin- und herwechselt, was nicht nur mit seinen Handlungen, sondern auch mit der Sichtweise des Protagonisten auf besagten Charakter zu tun hat. Aber macht ihn das gleich zu einem "Bösen"? Eher nicht. Vielleicht ist das auch nur meine Sichtweise, weil ich auf verrückte und moralisch nicht festgelegte Bösewichte stehe. (Vielleicht sollte ich mir Gedanken darüber machen, warum ich eine Vorliebe für diesen Typen habe? :hmmm:)

Andererseits gebe ich meinen Antagonisten gerne ganz kurze Momente, wo eine menschliche und fast schon "gute" Seite in ihnen hervorblitzt. Man sieht, ich kann mich nicht festlegen. Natürlich sind meine Antagonisten oft aufgrund ihrer Handlungen als schlichtweg "böse" einzustufen, aber ich finde es viel spannender (und auch beängstigender), wenn sie unvorgesehen handeln und nicht einem Stereotypen folgen (wie dem "Muhahaha, die Welt ist mein!"-Typ).

Aber jetzt, wo ich mir meinen Text nochmal durchlese, fällt mir auf, dass ich doch eine Eigenschaft oder eher einen Wunsch in meine Antagonisten stecke: jemanden immer wieder aufs Neue zu überraschen. Und im Gegensatz zu mir, überraschen meine Antagonisten auch gerne auf die negative Art.