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Handwerkliches => Auskunft und Recherchen => Autoren helfen Autoren => Archiv: Auskunft und Recherchen => Thema gestartet von: Jen am 27. Januar 2016, 13:58:11

Titel: [Psychologie] Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Jen am 27. Januar 2016, 13:58:11
Ich weiß wirklich nicht, ob das hier der richtige Ort für diese Frage ist. Ich habe eine Weile sehr intensiv gesucht und bin auf diesen (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,14148.0.html) genialen Thread von Shin gestoßen, der mir aber leider nicht weiterhilft.
Meine Frage ist nicht, was der Unterschied zwischen (z.B.) a- oder bi-sexuell ist, sondern was Liebe allgemein ist. Wie sich Verliebtsein anfühlt.

Romantik und Liebe habe ich bislang sehr selten beschrieben, und auch nur auf Grundlage dessen, was ich aus Film, Serien, Büchern, Comics, Zeichnungen und tausend anderen Dingen aufgeschnappt habe.

Stimmt das mit der "rosaroten Brille"? Wie verändert sich ein Mensch (nicht nur ein Charakter!), wenn er verliebt ist?
Gibt es ein vergleichbares Gefühl (beispielsweise Glück oder das Hingezogen-sein, das wir z.B. zu Serienfiguren spüren)?
Wie groß sind die Unterschiede zwischen "Ich-liebe-meine-Eltern" und "Ich-liebe-meinen-Partner"?
Reicht es, einen Liebesroman zu lesen und sich die Methodiken des fremden Autors anzueignen; oder anders gefragt: Muss man schon einmal verliebt gewesen sein, um realistisch darüber zu schreiben?

???

Wie ihr euch vielleicht denken könnt, steht bei mir als nächstes ein Projekt an, in dem klassisches Verliebtsein ein Thema sein wird. Keine Randerscheinung, keine bereits kaputte Beziehung - eine richtige, wachsende Liebe.
Und da ich selbst noch nie verliebt war, frage ich mich, ob ich es überhaupt probieren sollte, und falls ja, was ich beachten muss.

Ich danke euch im Voraus für eure Antworten!  :prost:
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Sipres am 27. Januar 2016, 14:09:41
Ich denke, wir müssen jetzt erstmal zwischen "verliebt sein" und "Liebe" differenzieren. Verliebt sein ist ein berauschenden Gefühl. Alles scheint perfekt zu sein, der Partner ist einfach total toll in jeder Hinsicht, Fehler gibt es gar nicht an ihm/ihr. Liebe ist, wenn du merkst, dass dein Partner sehr wohl Fehler hat (im Normalfall sogar eine ganze Menge) und du ihn/sie trotzdem - oder vielleicht auch gerade deswegen - nicht verlieren willst.

Die Sache mit der rosaroten Brille: Ja, das stimmt. Man wird ein ganz anderer Mensch. Man selbst bemerkt es nicht unbedingt, aber deine Umwelt wird dir das früher oder später mitteilen. Inwiefern diese Veränderungen sind, ist aber von der Person abhängig.

Zu deiner Frage, ob man verliebt gewesen sein muss, wenn man darüber schreiben will: Man muss auch nicht aus einem Flugzeug gestoßen werden, in den Händen eine scharfe Bombe, die, wenn du sie nicht während des Falls entschärfst, die ganze Welt sprengt, um darüber zu schreiben. Okay, das Beispiel ist doof, das weiß ich selbst. Aber im Endeffekt kommt es nur darauf an, ob du es schaffst, die Emotionen wiederzugeben. Das sollte durch Beobachtungen durchaus möglich sein.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Shedzyala am 27. Januar 2016, 14:15:49
Zitat von: Sipres am 27. Januar 2016, 14:09:41
Alles scheint perfekt zu sein, der Partner ist einfach total toll in jeder Hinsicht, Fehler gibt es gar nicht an ihm/ihr. Liebe ist, wenn du merkst, dass dein Partner sehr wohl Fehler hat (im Normalfall sogar eine ganze Menge) und du ihn/sie trotzdem - oder vielleicht auch gerade deswegen - nicht verlieren willst.
Hier muss ich doch gleich widersprechen: Natürlich hat der Partner auch Fehler, wenn man verliebt ist, man findet sie nur total knuffig. Ich muss da grad eine gute Freundin von mir denken, die mir über ihren jetzigen Mann in der Anfangszeit erzählte, er würde so unglaublich niedlich schnarchen, davon könnte sie ja gar nicht genug kriegen! Ein Jahr später war dann seine OP, damit er nicht mehr schnarcht ;D

Wie du merkst, fühlt sich verliebtsein für jeden ein wenig anders an. Bei mir würde ich sagen, es hat etwas von Zwangsgedanken, nur im ganz positiven Sinne. Jeder Moement ohne den anderen wird zur Warteschleife, durch die ich durch muss, damit mein Leben ganz schnell wieder geht. Und natürlich gibt es kein anderes Gesprächsthema als sie oder ihn, wodurch man seinen Freunden unglaublich auf die nerven geht.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Jen am 27. Januar 2016, 14:18:38
Hihi, und ich finde euch gerade knuffig.  ;D Das mit dem Schnarchen finde ich gerade sehr toll!
Danke euch!  :knuddel: Das hat mir schon mal ein gutes Grundgefühl gegeben.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Lothen am 27. Januar 2016, 14:24:39
Ich kann noch hinzufügen, dass ich meinen Freund in unserer "Anfangsphase" immer extrem vermisst habe, wenn wir uns längere Zeit getrennt haben. Wir haben in zwei verschiedenen Städten gewohnt (ca. 120 km auseinander) und uns nur am Wochenende gesehen, da hab ich sonntags schonmal ein Tränchen verdrückt, wenn ich wieder nachhause fahren musste. ;)

Alles in allem würde ich übrigens Sipres recht geben: Als einigermaßen empathischer Mensch sollten wir in der Lage sein, uns in andere Personen hineinzuversetzen, auch, wenn wir die Gefühlslage noch nicht erlebt haben. Zum Glück. ;) Ich denke, auf die Frage, wie sich verliebtsein anfühlt, wirst du von 100 Leuten 100 Antworten kriegen, ich denke, da gibt es kein richtig oder falsch.

Spannend ist dann wiederum die Frage, wie man das sprachlich/inhaltlich umsetzt. Da kann einem das Lesen von ähnlichen Themen sicherlich weiterhelfen.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Tanrien am 27. Januar 2016, 14:27:06
Für jemanden, der/die noch nie verliebt war, würde ich es damit vergleichen, wie wenn du dir jemanden als gute Freund/gute Freundin wünscht - die Person ist einfach cool, du stellst dir vor, wie es wäre, mit ihm/ihr befreundet zu sein und vielleicht mit den gleichen Leuten Billiard spielen zu gehen, etc., du imitierst vielleicht den Kleidungsstil, du versuchst, wenn ihr euch begegnet, interessant zu sein und mehr über die andere Person zu erfahren. Das ganze ist dann nochmal ein wenig anders, ob nur romantische Liebe beispielsweise oder auch sexuelle, das ändert Faktoren. Aber so vom "Schwärmfaktor" ist es mit den Beats bei einer wachsenden Freundschaft vergleichbar. Je nach Typ dann eben mehr oder weniger obsessiv, mehr oder weniger mutig/schüchtern, etc.

Allerdings denke ich nicht, dass du das wirklich an Info brauchst.
ZitatReicht es, einen Liebesroman zu lesen und sich die Methodiken des fremden Autors anzueignen
würde ich nämlich Bejahen. Natürlich nicht nur ein Buch, aber eben ein paar. Leser füllen die Lücken eh aus und jede Liebe und jedes Verliebtsein ist eh anders. Wenn du dir anguckst, was in regulären Romanen teilweise als (heterosexuelles) Verliebt-Sein beschrieben wird, reicht schon die Erwähnung, dass X in Y verliebt ist, und die Leser glauben dir. Eine tiefe, platonische Freundschaft (gerade zwischen Mann und Frau) wird dagegen eher nicht abgenommen. Siehe den Thread zu "Und alles ohne Liebe" (oder so ähnlich). Die Leute wollen ja meistens Liebe sehen und glauben dir da vieles. Es reicht also, aus meiner Sicht, ein paar Beats zu treffen und den Rest füllst du willkürlicher.

(Gleichzeitig mit Lothen und Jen.)
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Jen am 27. Januar 2016, 14:34:04
Zitat von: Tanrien am 27. Januar 2016, 14:27:06
Eine tiefe, platonische Freundschaft (gerade zwischen Mann und Frau) wird dagegen eher nicht abgenommen. Siehe den Thread zu "Und alles ohne Liebe" (oder so ähnlich). Die Leute wollen ja meistens Liebe sehen und glauben dir da vieles. Es reicht also, aus meiner Sicht, ein paar Beats zu treffen und den Rest füllst du willkürlicher.

Ja, über den Thread bin ich eben auch gestolpert, habe aber nicht allzu weit gelesen.
Ich verstehe genau, was du mit der Freundschaft meinst - in einem anderen Projekt (der Akademie) wollte ich zwei Figuren absolut nicht zusammenbringen, weil das so vorhersehbar war. Und ganz plötzlich haben sie sich geküsst.  ;D Habs gar nicht kommen sehen. Und doch passt es perfekt. Deine anderen Tipps helfen mir auch weiter!  :knuddel:

Danke auch an @Lothen!  :knuddel:
Ein, zwei Liebesromane habe ich hier (ich lese dieses Genre eher selten), die werde ich mir wohl zu Gemüte führen. Da meist "Show, don't tell" gilt, helfen mir auch Serien weiter. Man merkt schon anhand der Blicke, was zwischen zwei Charakteren gehen könnte.  :vibes: Das finde ich total spannend. (Und ja, vielleicht will ich auch einfach Serien gucken  :versteck:)
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Asterya am 27. Januar 2016, 14:38:20
Hmm, das ist ja tatsächlich sehr abhängig von den einzelnen Personen und bei mir auch schon wieder ein bisschen was her.... Generell ist das verliebt sein ein recht kurzer Zustand, ich habe mal gelesen, dass der nur ein paar Wochen anhält. In der Phase des Verliebtseins treten bei vielen diese klassischen körperlichen "Symptome" wie Herzklopfen, so ein kribbelndes Bauchgefühl und so weiter auf. Wenn die Phase des Verliebtseins abgeklungen ist, zeigt sich, ob daraus dann Liebe entstanden ist.
Als wahre Liebe würde ich die Gefühle zwischen Personen nur bezeichnen, wenn es weit über das körperliche hinausgeht, man sich wirklich in- und auswendig kennt mitsamt allen Schwächen und Fehlern. Bei den kleineren Fehlern würde ich Shedzyala zustimmen, die sieht man zwar während man frisch verliebt ist, die stören einen aber nicht. Die wirklich gravierenden Fehler/Charakterschwächen bemerkt man ja oft erst später.
Das ständige Geplapper über den/die Angebetete fällt für mich in die Phase des Verliebtseins. Da muss dann alle Welt erfahren, wie toll der Mensch ist und die Freunde sich im Zweifel Ohrenschützer zulegen. Wirkliche Liebe ist dann eigentlich schon wieder viel zu persönlich, um so offen darüber zu reden, zumindest für mich.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Guddy am 27. Januar 2016, 14:38:27
(edit: Auf dem Laptop schreibe ich extrem langsam und wurde von allen überholt.. Entschuldigt, wenn ich hier vielleicht wiederhole :/ )

Ich finde anders als Sipres sehr wohl, dass man merkt, dass man sich verändert. Die Schmetterlinge im Bauch (die an ein flaues Gefühl erinnern, nur positiver. Als ob man in freudiger Erwartung eines Fallschirmsprunges ist: Aufgeregtes Kribbeln in der Magengegend, wenn man an den Anderen denkt, dazu ein automatisches Lächeln...), die Gedanken, die sich nur um den anderen zu drehen scheinen, verstärkte Tagträume(und der plötzliche Fokus auf die andere Person), das Ungewisse, das man in der Anfangsphase noch hat - all das ist anders und das merkt man* auch körperlich, ich zumindest ar mir dessen auch bewusst.
Plötzlich werden Details wichtig wie eine kleine Geste, ein Blick, es ist unfassbar aufregend, jedes Mal, wenn er/sie den Raum betritt. Da stockt auch schon mal der Atem und man erschauert vor Aufregung. Jede Berührung ist etwas besonderes.
Es ist ein warmes, kribbelndes Gefühl.
- wenn man weiß, dass es erwidert wird oder zumindest noch Hoffnung besteht. Wenn man unglücklich/unerwidert verliebt ist, sieht es noch ganz anders aus. Da ich allerdings noch nie unglücklich verliebt war, kann ich dazu auch nur verwandte Gefühle geben.

Natürlich gibt es da noch Abstufungen. Bspw. kann man unsicher sein, fast ängstlich ("Mag er mich wirklich?" "Bin ich nicht zu hässlich?" etc., allerdings intensiver als normalerweise), manchmal ist es vielleicht schwächer oder stärker ausgeprägt. Manche Paare überspringen die Phase des Verknalltseins (fast) komplett oder erleben sie anders.

Liebe ist wirklich anders als Verliebtsein. Das ist für mich vom Gefühl mit einer tiefen Freundschaft vergleichbar, nur dass da im besten Fall noch das romantische Kribbeln hinzukommt. Manche Paare "verlieben sich immer wieder neu". Die Liebe zur Familie ist(meistens) "angeboren", die Liebe zum Partner "gewählt" und/oder gewachsen. Man liebt oder liebt nicht, ich schätze, dass es die wenigsten (akut) beeinflussen können, selbst wenn der Partner einem nicht gut tut oder man weiß, dass es keine Zukunft haben kann.

ZitatReicht es, einen Liebesroman zu lesen und sich die Methodiken des fremden Autors anzueignen; oder anders gefragt: Muss man schon einmal verliebt gewesen sein, um realistisch darüber zu schreiben?
Nein, finde ich nicht. :) So, wie ich liebe, liebt vielleicht kein zweiter, doch die Grundsteine sind wohl ähnlich. Insofern kann man sich das auch "anlesen" und aus Filmen usw. erfahren, es wird ohnehin niemand nachprüfen können und wollen, ob dieser Protagonist "richtig" liebt und du es richtig darstellst. Es gibt so viele unterschiedliche Konzepte, Gefühlsspektren und Persönlichkeiten, ich schätze, solange du dich in die Charaktere einfühlst und dich an vergleichbaren Gefühlen wie Glück, Freude etc. orientierst, wirst du es gut machen.
Letztlich müssen wir Autoren Empathie beweisen und auch Dinge schreiben können, die wir nicht selber erlebt haben (können), finde ich.

*Jeder liebt anders, daher kann man es nicht 100%ig verallgemeinern. ;)
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Jen am 27. Januar 2016, 14:48:11
Oioioi, danke für eure Beiträge!  :knuddel: :knuddel:
Das Kribbeln im Bauch kenne ich sogar auch.
Eure Beschreibungen helfen mir auf jeden Fall weiter! Tausend Dank!

Zitat von: Guddy am 27. Januar 2016, 14:38:27
Liebe ist wirklich anders als Verliebtsein.

Das ist für mich gerade eine richtige Erkenntnis!  :o Da steckt ein echt interessanter Prozess hinter! (Und Prozesse sind IMMER gut für Charaktere  ;D )

Zitat von: Guddy am 27. Januar 2016, 14:38:27
Insofern kann man sich das auch "anlesen" und aus Filmen usw. erfahren, es wird ohnehin niemand nachprüfen können und wollen, ob dieser Protagonist "richtig" liebt und du es richtig darstellst. Es gibt so viele unterschiedliche Konzepte, Gefühlsspektren und Persönlichkeiten, ich schätze, solange du dich in die Charaktere einfühlst und dich an vergleichbaren Gefühlen wie Glück, Freude etc. orientierst, wirst du es gut machen.
Letztlich müssen wir Autoren Empathie beweisen und auch Dinge schreiben können, die wir nicht selber erlebt haben (können), finde ich.

Das erleichtert mich gerade wirklich. Ich habe zwar insgeheim auf so eine Antwort gehofft, aber jetzt macht sie mich sehr glücklich.  :vibes:
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Asterya am 27. Januar 2016, 14:56:18
Wichtig wäre vielleicht auch noch, ob die Figuren das erste Mal verliebt sind. Die erwähnten Zweifel im Sinne von "Bin ich zu hässlich/dumm/nervtötend" treten natürlich viel heftiger auf, wenn man schon die eine oder andere negative Erfahrung in Sachen Liebe gesammelt hat.
Ich gehöre zu den Menschen, die eher wenig körperlich empfinden, ich spüre zwar auch Herzklopfen, aber wenn mir manche Freunde erzählen, was sich da bei ihnen im Körper abspielt, kann ich echt nur staunen. Ich weiß nicht, ob das daran liegt, aber mir persönlich ist diese Liebe-auf-den-ersten-Blick-Sache noch nie passiert. Ich habe mich bisher fast ausschließlich in Menschen verliebt, die ich schon lange kannte, oft wurden die dann in dem Moment auch erst attraktiv für mich.
Mir wurde mal gesagt, dass ich hübscher geworden wäre, als ich gerade "glücklich" verliebt war, es kann also durchaus sein, dass anderen eine Veränderung auffällt.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: canis lupus niger am 27. Januar 2016, 15:15:34
Hm, was ich zum Gefühl des Verliebtseins beisteuern kann:

sofortiges Herzrasen, wenn man an denjenigen/diejenige denkt, wenn man ihn/sie sieht, oder auch nur in irgendeinem Menschen irgendwo zu erkennen glaubt

Und man denkt an denjenigen/diejenige ständig, bzw. glaubt, ihn/sie ständig und überall zu sehen. Totale geistige Fixierung auf diese Person. Alles andere wird zumindest vorübergehend nebensächlich: Freunde, Hobbies, Familie, Ziele, z.T. sogar die Weltanschauung, ...


Und gegenüber der Verliebtheit, die echte, tiefe Liebe, für mich bedeutet das tatsächlich das ungläubige und dankbare Bewusstsein, dass der andere alle meine Schwächen kennt und mich trotzdem liebt. Ist ein Zitat aus "Rendezvous mit Joe Black", stimmt aber für mich zu hundert Prozent!
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Denamio am 27. Januar 2016, 15:56:47
Bei mir war es damals so, dass ich es erst richtig gespürt habe, nachdem sie wieder nach Hause gefahren ist. Wir hatten uns online kennengelernt und zu einem Konzert verabredet. Es war nicht direkt der Slow Motion Moment. Ich hab mich einfach in ihrer Nähe wohl gefühlt, wir haben gelacht, uns über die Konzertveranstalter geärgert und hatten eine gute Zeit. Schlimm wurde es erst, als ich dann nachher alleine war. Im Zug nach Hause habe ich Rotz und Wasser geheult, völlig an der Vernunft vorbei wollte ich ihr hinterher. Zuhause habe ich dann unruhig gewartet das sie wieder online kommt. Zwei Wochen später bedankte sie sich fürs Konzert (ich hatte gezahlt), beschimpfte mich und setzte mich auf die Ignoreliste. Das wären in kurzer Folge Teenie-Verliebtsein und Realitätscheck ;D.

Liebe hingegen fühlt sich für mich anders an. Es ist nicht so wild und ultimativ, bestimmt nicht mehr absolut jede Minute. Bei mir ist es eine Art Grundzufriedenheit wenn ich in der Nähe meines Partners bin. Ich denke weniger in "Ich Fragen" sondern in "Wir Fragen". Also nicht "Wie löse ich das Problem?" sondern "Wie können wir das Problem lösen?". Am meisten Freude habe ich beim Wünsche erfüllen, auch die stillen die nicht verbal benannt werden. In den Moment fühle ich die Liebe am Stärksten. Es ist eine gewisse Anziehung und Wärme. Der Tumult des Verliebtseins ist da vielleicht ungleich heftiger und intensiver, in Film und Buch ja sogar oft das Leitmotiv, aber die wirkliche Liebe ist anders. Sie geht tiefer, ist ruhiger und irgendwie erwachsener.

Wenn ich es bildlich beschreiben müßte: Ein Sturm wütet auf dem Meer, zwei Verliebte paddeln in einem Boot das jeden Moment zerbrechen kann. Beide wissen das. Jede Welle ist ein Hoch, gefolgt von der Angst draufzugehen wenn nur etwas das Ideal stört. Im gleichen Sturm sitzen zwei Personen die sich Lieben (edit: Nicht so!) in einem Boot. Ringsherum brechen die Wellen heran, Wasser spült über das Deck. Sie lächeln sich an und trinken erst einmal ungerührt den Tee fertig. Komm Welle, komm Sturz, komm Regen.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Sonnenblumenfee am 27. Januar 2016, 16:02:02
Zitat von: Lothen am 27. Januar 2016, 14:24:39
Ich kann noch hinzufügen, dass ich meinen Freund in unserer "Anfangsphase" immer extrem vermisst habe, wenn wir uns längere Zeit getrennt haben.
Das kann ich voll bestätigen, wobei für mich in der Phase völligen Verliebtseins unter "längere Zeit" auch schon mehrere Stunden fallen konnten  ;D, also zum Beispiel vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen (selbst wenn man in der Zeit ständig per SMS etc. in Kontakt ist)

Zitat von: Asterya am 27. Januar 2016, 14:56:18
Wichtig wäre vielleicht auch noch, ob die Figuren das erste Mal verliebt sind. Die erwähnten Zweifel im Sinne von "Bin ich zu hässlich/dumm/nervtötend" treten natürlich viel heftiger auf, wenn man schon die eine oder andere negative Erfahrung in Sachen Liebe gesammelt hat.
Ich glaube, dass das auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann. Ein Mensch, der von sich aus schon ziemlich unsicher ist, hat die Gedanken möglicherweise bei der ersten Liebe häufiger als jemand, der eigentlich selbtssicher ist, aber schlechte Erfahrungen gemacht hat (gerade, wenn es um Teenager geht). Also würde ich das "natürlich" ein wenig in Zweifel ziehen wollen  ;)

Zu körperlichen Symptomen kann ich noch beisteuern, dass ich viel weniger Schlaf gebraucht habe. Normalerweise schlafe ich so 6-8 Stunden pro Nacht. In der Zeit meines ersten Verliebtseins reichten dann plötzlich vier Stunden, ohne dass ich müde war.
Dagegen war meine Konzentrationsfähigkeit deutlich gesunken, meine Gedanken sind ständig zu meinem Freund gewandert. Teilweise bin ich mitten in Konversationen komplett abgedriftet  :versteck:

Ich kann auch bestätigen, dass ich das Verliebtsein inklusive der körperlichen Auswirkungen aktiv wahrgenommen habe.

Und ich bin auch der Meinung, dass man übers Verliebtsein schreiben kann, wenn man es noch nie selbst war - hab ich selbst auch schon gemacht und mir hat das bisher niemand angekreidet.

EDIT: hat sich mit Denamio überschnitten.

EDIT 2: als Unterschied zur Liebe fällt mir noch ein, dass sich Liebe (für mich) irgendwie subtiler anfühlt. Verliebtsein bestimmt das ganze Denken, ich habe das aktiv gemerkt. Vor ein paar Monaten (da war ich mit meinem Freund gerade dreieinhalb Jahre zusammen), habe ich bemerkt, dass die Momente, an denen man merkt, dass man den anderen liebt, "kleiner" werden. Ich musste quasi darüber nachdenken. Als ich das ein paar Minuten gemacht habe, waren es nicht weniger Sachen als in der Verliebtheits-phase, aber sie waren nicht so überwältigend insgesamt.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: HauntingWitch am 27. Januar 2016, 17:08:26
Zitat von: Jen am 27. Januar 2016, 13:58:11
Gibt es ein vergleichbares Gefühl (beispielsweise Glück oder das Hingezogen-sein, das wir z.B. zu Serienfiguren spüren)?

Ich kann dazu noch etwas ergänzen. Es ist tatsächlich ähnlich, aber nicht gleich. Der wesentliche Unterschied zur realen Verliebtheit besteht darin, dass man die Person nicht einfach nur anhimmelt, sondern nicht ohne sie sein kann. Man hat das Gefühl, man kann nichts mehr ohne diese Person tun und denkt ständig, wirklich ständig an sie, auch wenn die Person nicht anwesend ist. Reales Verliebtsein hinterlässt die schon vielfach erwähnten körperlichen Symptome. Bei mir ist es zwar schon eine Weile her, aber ich habe dann immer auch so eine Art Benebeltsein und wie ein Brennen unter der Haut gespürt, aber im positiven Sinn. So ähnlich wie High sein, vermutlich (ich war selbst noch nie High und kann das nur aus Beobachtungen an Bekannten schliessen ;)).

Das Verliebtsein in fiktive Figuren oder Promis ist ja in der Regel nur Schwärmerei und Eskapismus (nicht, dass das etwas Schlechtes wäre ;D), aber man hat nicht das Gefühl, man müsse gleich sein Leben mit der Serienfigur oder dem Promi verbringen. Bei realem Verliebtsein hat man das sehr wohl. Bei Teenagern z.B. verwischt das oft auch.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Trippelschritt am 27. Januar 2016, 19:18:48
Ich befürchte, eine allgemeingültige Antwort ist schwer zu geben. Und wenn man es versucht und nur die wichtigsten Abweichungen vom Hauptstrang berücksichtigen willl, wird sie si lang, dass man gleich einen essay schreiben kann. Deshalb gebe ich einfach mal ein paar Sachen aus meiner eigenen Erfahrung wider und lasse alles weg, was ich von Freunden und Freundinnen, Bekannten und Bekanntinnen und Verwandten und Verwandtinnen gehört und erfahren habe.

Verliebt sein ist ein Rausch, in dem alles in einem durcheinander geht. die Prioritäten verschieben sich, jegliche Objektivität geht verloren, es gibt Stimmungsschwankungen und Sex oder der Wunsch danach spielt eine große Rolle.
Es gibt mindestens drei für den Autor wichtige Standardsituationen
a. Die Verliebtheit ist gegenseitig
b. Sie ist einseitig
c. Wer verliebt ist, will es sich nicht eingestehen

Bei Liebe wird es noch komplizierter
Es gibt Liebe mit Sex.
Es gibt Liebe ohne Sex.
Es gibt sehr starke Phasen der Sehnsucht, ohne dass der Alltag dadurch durcheinander gerät
Es gibt ein Gefühl der Vollständigkeit, manchmal am stärksten, wenn gerade ein Kind geboren wurde.
Und es gibt das alles auch nicht oder anders.
Liebe zeigt sich erst, wenn die Verliebtheit weg ist.
Und manchmal zeigt sie sich erst, wenn esa darauf ankommt

Wundert es da noch einen, dass Liebe für einen Autor ein tiefer Brunnen ist, aus dem er unendlich lange und oft schöpfen kann?

Liebe Grüße
Trippelschritt
(rückblickend)
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Fynja am 27. Januar 2016, 22:42:10
Erst einmal denke ich auch, dass man über Verliebtsein und Liebe schreiben kann, wenn man noch nie richtig verliebt war. Die anderen haben es ja auch schon gesagt, es fühlt sich ohnehin jedes Mal anders an, sowohl von Person zu Person als auch von Fall zu Fall, viel falsch machen kannst du also ohnehin nicht. :D

Die anderen haben eigentlich schon vieles sehr gut beschrieben, vor allem dem Unterschied zwischen "Verliebtsein" und "Liebe" kann ich eigentlich nur beipflichten. Ich würde aber sogar noch weiter gehen und zwischen "Verknalltsein", "Verliebtsein" und "Liebe" unterscheiden. Vielleicht ist der Unterschied auch subjektiv, aber für mich gibt es ihn eindeutig. Verknallen kann ich mich oft und in viele Personen, teilweise auch gleichzeitig, darunter fallen teilweise auch meine Schwärmereien für zB Sänger (aber nur die, die ich live erlebt habe). Wenn ich verknallt bin, empfinde ich die ähnlichen Symptome wie beim Verliebtsein, die ja schon geschildert wurden (ständig an ihn denken, Herzklopfen, Flattern im Bauch ...), die sogar echt heftig ausfallen können, aber meistens temporär sehr instabil sind, also nur einige Tage anhalten, und wenn ich verknallt bin, stört es mich beispielsweise nicht, wenn die Person einen anderen Partner hat oder ich weiß, dass es aussichtslos ist. Ich finde es nicht mal schlimm, mich zu "verknallen", wenn ich in einer Beziehung bin oder wenn mein Freund sich "verknallen" würde, weil eben nichts Ernstes dahinter ist.

Zitat von: Asterya am 27. Januar 2016, 14:56:18
Ich weiß nicht, ob das daran liegt, aber mir persönlich ist diese Liebe-auf-den-ersten-Blick-Sache noch nie passiert. Ich habe mich bisher fast ausschließlich in Menschen verliebt, die ich schon lange kannte, oft wurden die dann in dem Moment auch erst attraktiv für mich.

Das geht mir auch so, hier äußert sich bei mir auch nochmal diese Unterscheidung zwischen Schwärmerei und Verliebtsein. Schwärmereien auf den ersten Blick (oder eher ersten Kontakt) hatte ich schon, aber sofort verliebt war ich nie, von richtiger Liebe gar nicht erst zu reden, fürs Verliebtsein muss ich die Person kennen. Außerdem kommt hier auch dieser Faktor des sehr, sehr heftigen Vermissens hinzu, bei meinem ersten Freund war es richtig schlimm, nach langem Beisammensein auch nur einen halben Tag alleine zu sein, ich habe mich da einfach nur leer gefühlt und das einzige Ziel war, die Zeit irgendwie durchzustehen, bis man sich wiedersieht. Beim "Verknalltsein" vermisse ich die Person nicht wirklich, freue mich aber, sie zu sehen usw.
Beim Verliebtsein kommt bei mir dann auch die Eifersucht hinzu, aber seltsamerweise nur, wenn ich nicht mit der Person zusammen bin. Sobald ich mit jemandem zusammengekommen bin, ist die Eifersucht eigentlich eher weggefallen, sogar wenn ich noch in einer recht frischen Verliebtheitsphase war, weil ich dann ja die Gewissheit hatte.

Richtig, richtig schlimm ist hingegen die Kombination: Verliebtsein/ Liebe und Eifersucht. Da wir ja erst wenige Berichte zum Unglücklich-Verliebtsein haben, kann ich ja mal schildern, wie sich so etwas für mich angefühlt hat (nein, ich muss nicht getröstet werden, das sind alles alte Erfahrungen, über die ich mittlerweile hinweg bin :P): Das Gefühl, dass das Leben ohne den anderen den Sinn verliert. Das Gefühl von Wertlosigkeit: Was habe ich falsch gemacht? Weshalb bin ich nicht interessant genug? Was wäre, wenn ich da und da anders reagiert hätte?
Wenn dann der Wunschpartner jemand anderen hat, kann es fast schon körperlich wehtun, die beiden zusammen zu sehen. Man erstarrt, man hat das Gefühl, dass irgendein Widerstand einem auf den Brustkorb presst und einem den Atem abschnürt. Ein richtig schlimmes Gefühl der Ohnmacht, und ich zumindest habe alles getan, um diesem Anblick aus dem Weg zu gehen, weil ich gar nicht damit umgehen konnte.

(Man sieht, ich habe irgendwie schon alles hinter mir: Teeniehafte Schwärmereien, unglückliches Verliebtsein, glückliches Verliebtsein, unglückliche Liebe und Herzschmerz, glückliche Beziehungen ...  :versteck:)

Sexuelle Anziehung würde ich übrigens nochmal als etwas ganz anderes ansehen. Bei den meisten Personen, in die ich verliebt war, war zwar auch das Verlangen nach Sex dabei, aber nicht bei allen, und umgekehrt kann ich mich sehr wohl sexuell zu Personen hingezogen fühlen, die ich in romantischer Hinsicht gar nicht interessant finde.

Edit: Die Unterscheidung zwischen Liebe und Verliebtsein gibt es auch bei mir und die finde ich auch sehr wichtig. Da haben meine Vorposter das schon treffend beschrieben. Allerdings war ich auch schon mal etwa zwei Jahre lang "nur" verliebt, zwar mit Pausen dazwischen, aber es hat echt lange angehalten, war aber keine richtige "Liebe", da ich mit der Person auch nie zusammen war.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Tigermöhre am 27. Januar 2016, 23:23:13
Zitat von: Fynja am 27. Januar 2016, 22:42:10
Die anderen haben eigentlich schon vieles sehr gut beschrieben, vor allem dem Unterschied zwischen "Verliebtsein" und "Liebe" kann ich eigentlich nur beipflichten. Ich würde aber sogar noch weiter gehen und zwischen "Verknalltsein", "Verliebtsein" und "Liebe" unterscheiden. Vielleicht ist der Unterschied auch subjektiv, aber für mich gibt es ihn eindeutig. Verknallen kann ich mich oft und in viele Personen, teilweise auch gleichzeitig, darunter fallen teilweise auch meine Schwärmereien für zB Sänger (aber nur die, die ich live erlebt habe). Wenn ich verknallt bin, empfinde ich die ähnlichen Symptome wie beim Verliebtsein, die ja schon geschildert wurden (ständig an ihn denken, Herzklopfen, Flattern im Bauch ...), die sogar echt heftig ausfallen können, aber meistens temporär sehr instabil sind, also nur einige Tage anhalten, und wenn ich verknallt bin, stört es mich beispielsweise nicht, wenn die Person einen anderen Partner hat oder ich weiß, dass es aussichtslos ist. Ich finde es nicht mal schlimm, mich zu "verknallen", wenn ich in einer Beziehung bin oder wenn mein Freund sich "verknallen" würde, weil eben nichts Ernstes dahinter ist.

Genau das wollte ich auch schreiben. ;D
Ich verknalle mich auch ganz gerne. Und dann genieße ich das Gefühl. Wenn ich die Person treffe, flirte ich mit ihr und habe danach eine super Laune. Auch wenn ich mich insgeheim über die Reaktion meines Körpers amüsiere.
Ich finde aber auch, dass es deutliche Unterschiede beim Verliebtsein gibt. Wenn ich himmelhochjauchzend verliebt war, kam danach meistens das zu Tode betrübt. Aber wenn ich die Person eher interessant fand, und die ganze Verliebtheitsphase deutlich ruhiger war, hat das mit einer Beziehung besser geklappt.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: LinaFranken am 28. Januar 2016, 00:57:16
Das ist eine sehr spannende Frage, weil jeder es anders empfindet, daher denke ich auch, dass man als Autor auch ruhig über Arten von Liebe schreiben kann, die man selbst nicht kennt. Ich habe eine "klassische Verliebtheit/Liebe" trotz meiner 30 Jahre auch nie erlebt, aber einige andere Formen davon und wollte gerne ein paar vergleichende Blickwinkel bieten. Entschuldigt, dass es fast ein Essay geworden ist, aber das Thema fasziniert mich sehr.

Biologischer Blickwinkel:
Nach Ansicht der meisten wisschenschaftlichen Untersuchungen ist Verliebtheit nichts weiter, als eine körperliche Reaktion auf den Geruch des Gegenübers, der wiederrum darüber aussagt, ob unser Genetischer Code sich sehr voneinander unterscheidet und demnach gesunden Nachwuchs hervorbringen würde. Diese körperliche Reaktion bei uns ist wiederrum einfach nur eine gigantische Flut von Hormonen die plötzlich gesteigert produziert werden um unsere Paarungsbereitschaft zu erhöhen.
Tja... das klingt jetzt alles unglaublich trocken und unromantisch... und viele Menschen möchten ihre Gefühle nicht auf Chemie reduziert sehen, aber ich für meinen Teil finde den Gedanken sehr beruhigend, weil er einem Entschuldigungen für pubertäres Verhalten liefert.

Der zynische Blickwinkel:
Frag einen Zyniker, wie er liebe empfindet und du bekommst als erstes die obere Erklärung um die Ohren gehauen und dann wird er noch so etwas murmeln wie: Wer braucht den Mist?
Die Wahrheit sieht aber schon etwas anders aus: Zyniker (wie meine Wenigkeit) haben das selbe evolutionäre Bedürfniss nach Nähe zu ihren Artgenossen wie alle Wesen. Da mag die "lone wolf"-Fassade noch so gut sitzen, tief dahinter wünscht sich jeder Wolf einen zweiten Wolf an seiner Seite. Das völlige Fehlen von Empathie und Rudelverhalten fällt nach der Meinung der Psychologie in die Abteilung "Erste Anzeichen für Psychopathische Störungen" oder aber auch andere Störungen (will ja niemanden diskriminieren).

Die gesteigerte platonische Liebe:
Ich habe es selbst schon öfter erlebt, dass ich Menschen kennengelernt habe, die mich so fasziniert haben, das ich sie auf ein Podest gestellt habe und sehnsüchtig auf jede Minute von gemeinsamer Zeit gewartet habe. Auch fehlerhaftes Verhalten hat diese Menschen nicht von ihrem Podest stürzen können. Der einzige Grund, warum es dennoch "nur" eine platonische Liebe war, war dass ich absolut kein Bedürfniss verspürt habe dem Menschen körperlich nahe zu sein und das nicht aufgrund mangelnder Attraktivität oder des falschen Geschlechts (denn beides ist mir ohnehin völlig egal). Vielleicht hat in dem Fall einfach die Biologie nicht gepasst?

Die Beziehung als Entscheidung:
Ich unterstelle einfach mal, dass die besten Beziehungen gar nicht auf "Liebe" basieren. Da möchte ich gerne meine Mutter und beste Freundin in die Wagschale werfen, die beide nach endlosen, gescheiterten Beziehungen, sich letztendlich für jemanden entschieden haben, der ihnen nicht den Atem raubt und euphorisches Begehren auslöst. Beide sind inzwischen sehr glücklich über diese Entscheidung. Sich für gemeinsame Ziele, Interessen und Ansichten entschieden zu haben hat sich auf dauer als nachhaltiger herausgestellt und im Verlauf doch noch so etwas wie Liebe wachsen lassen.

Der Sturm:
Die Art von Liebe, von der ich nach eigenen Erfahrungen nur abraten kann, die sich in Romanen aber super macht. Du hast keine rationale Erklärung für deine Gefühle und beim näheren Betrachten hast du absolut nichts mit dem Gegenüber gemeinsam und ihr streitet euch bei jedem Atemzug. Dennoch fühlt es sich an, als würde dich jeder Atemzug der Trennung um den Verstand bringen, den du auch zunehmend verlierst. Es folgen die selbsen Symptome wie bei Drogenkonsum: Ein überwältigender Rausch, Realitätsverlust, körperliche Symptome (als würde dein Körper durchgehend verbrennen), ständiges sexuelles Verllangen, Agressionen und letztendlich jeglicher Kontrollverlust, bei dem einem sogar völlig schnuppe ist ob man Gewalt anwenden muss um sein Gegenüber zu bekommen oder sich selbst in Lebensgefahr bringt. Ein Ende dieses Dramas ist auch genauso hart wie kalter Entzug von Drogen. Erschwert wird dies oft durch mangelndes Verständniss des Umfelds, weil Liebesentzug als "nicht so ernst" angesehen wird.

Pointe:
Nach meiner persönlichen Einschätzug entspricht nichts von dem oben genannten einer "klassischen Liebe oder Verliebtheit", all das sind aber Faktoren, die eine solche im gewissen Sinne auch unmöglich machen können. Ein Mensch, der in eine der oben genannten Schemen verfallen mag (oder wie ich in alle), wird ernste Probleme haben, sich "einfach mal glücklich zu verlieben". Sollte ein Prota also einen der erwähnten Backgrounds haben, wird er ein extrem stichhaltiges Motiv brauchen, wenn am Ende doch noch eine Liebesgeschichte mit Happy End folgen soll, denn er könnte dazu neigen eine potenzielle Liebe zu sabotieren oder gar nicht erst als solche wahrzunehmen oder sie zu sehr in rationalle Bestandteile zu zerlegen.

Abschliessend gesagt, denke ich: Je weniger ein Mensch über Liebe nachdenkt oder versucht sie zu verstehen, desto leichter fällt es ihm sie einfach zu empfinden.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: HauntingWitch am 28. Januar 2016, 10:15:00
Zitat von: Trippelschritt am 27. Januar 2016, 19:18:48
und Sex oder der Wunsch danach spielt eine große Rolle.

Ausser, man ist asexuell, dann ist es lediglich ein Wunsch nach Nähe oder der Wunsch, nicht alleine zu sein. Ist aber auch da von Person zu Person verschieden. ;)
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Churke am 28. Januar 2016, 10:58:54
Zitat von: Shedzyala am 27. Januar 2016, 14:15:49
Natürlich hat der Partner auch Fehler, wenn man verliebt ist, man findet sie nur total knuffig.
Das ist aber sehr milde geurteilt.
Wenn man von Zwangsgedanken spricht, kommt man automatisch zu einer Enthemmung und eingeschränkten Steuerungsfähigkeit.
Da tun die Leute Dinge, die sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte niemals tun würden.  Letztens haben sie doch in Mexiko diesen Drogenboss verhaftet. Wie haben sie ihn erwischt? Er schickte heiße Nachrichten an seine Geliebte.  :wums:
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Vic am 28. Januar 2016, 15:31:42
Ich weiß nicht, ob es darauf eine pauschale "richtige" Antwort gibt...
Immerhin sind Menschen sehr verschieden.

Also was häufig vorkommt ist, dass man sehr viel an die Person denkt und auch viel über sie redet. Als ich frisch mit meiner Freundin zusammen war, hab ich sie ständig in Gesprächen fallen lassen, einfach weil ich so gerne an sie denke und über sie rede.
Man vermisst sich meistens ganz furchtbar, auch schon nach wenigen Stunden ohne Kontakt.
Anfangs findet man meistens auch die ganzen Macken des Anderen entzückend - DAS ändert sich allerdings im Lauf der Zeit. ;)

Was ich z.B. gar nicht bin und auch nie war ist eifersüchtig. Das ist so ein Gefühl, das ich wiederum nicht nachvollziehen kann und was mMn auch rein gar nichts mit Verliebtsein zu tun hat.

Mir bedeutet das Aussehen von Menschen relativ wenig, deswegen denke ich auch selten "oh Gott, du bist sooo schön", aber mir bedeuten andere Dinge sehr viel und ich denke sehr viel "oh Gott, du bist sooooo klug! *_* Du bist soo witzig! Du bist soooo nett! Bitte rede einfach für immer weiter!"
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: foxgirl am 29. Januar 2016, 19:40:05
Zu dem Thema wurden ja schon sehr viele gute Dinge gesagt und auch beschrieben, dass das bei jedem anders ist und ich merke gerade, dass ich da vielleicht doch noch einmal ein wenig anders getickt habe. Ich bin schon sehr lange mit meinem Partner zusammen, wir waren auch erst einmal Freunde bevor wir zusammen kamen und das Phänomen Liebe oder Verliebtheit auf den ersten Blick hatte ich weder bei ihm noch bei einem anderen Menschen mit dem ich dann wirklich eine Beziehung hatte, das kenne ich auch nur vom "Schwärmen" von Fremden, wie zum Beispiel fiktionalen oder unerreichbaren Menschen. Bei mir hat sich das Verliebtsein ziemlich anders geäußert.
Ich bin allgemein nicht der absolut selbstbewussteste und entspannteste Mensch, aber wann immer ich in seiner Nähe war habe ich mich plötzlich entspannt und selbsbewusst gefühlt, einfach mehr wie ich sein will und sein kann. Ich war immer glücklich in seiner Nähe (und bin es natürlich immernoch) aber diese Schmetterlinge oder etwas in der Art hatte ich nie. Ich habe auch sehr schnell seine Fehler gesehen, aber fand seine Stärken einfach überzeugend. Ich habe ihn natürlich vermisst, das schon und war immer vorfreudig, wenn wir uns gesehen haben, aber nie aufgeregt, es hat sich nur einfach immer richtig angefühlt. Ich weiß jetzt natürlich nicht, ob das einfach meine Art des Verliebtseins ist, oder ob ich einfach zu einem dieser Paare gehöre, die das Verliebtsein quasi übersprungen haben.
Da das Thema Verliebtsein ist, weiß ich nicht sicher wie sehr dich auch die Liebe interessiert, aber die finde ich eine unheimlich, fast schon erschreckend starke Sache. Ich habe das so erlebt, dass man, bei jedem Streit, jedem Stolperstein und jeder schlechten Phase tief im Innern weiß, dass die Beziehung stärker als das ist. Dass man das Gefühl hat zueinander zu gehören, auch wenn man gar nicht in der Nähe des Anderen ist, zu wissen, dass einem da jemand den Rücken stärkt. Es hat schon was von einer tiefen Freundschaft, ist aber in meinen Augen noch stärker, so zumindest habe ich das erlebt.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Vic am 31. Januar 2016, 11:40:23
Zitat von: Foxgirl am 29. Januar 2016, 19:40:05
Ich bin schon sehr lange mit meinem Partner zusammen, wir waren auch erst einmal Freunde bevor wir zusammen kamen und das Phänomen Liebe oder Verliebtheit auf den ersten Blick hatte ich weder bei ihm noch bei einem anderen Menschen mit dem ich dann wirklich eine Beziehung hatte, das kenne ich auch nur vom "Schwärmen" von Fremden, wie zum Beispiel fiktionalen oder unerreichbaren Menschen.

Oh ja - alles was du sagst kann ich bestätigen.
Ich war immer erst mit Menschen befreundet bevor ich mich verliebt habe und ich kenne das auch nur so. Ich finde am reinen Äußeren von Menschen halt nichts so ansprechend deswegen kenne ich "Liebe auf  den ersten Blick" nicht und finde das Konzept sehr seltsam und schwer vorstellbar. Ich verliebe mich in Ansichten, in Intelligenz und Humor und Interesse und emotionales Geborgen fühlen.

Aber das ist die demisexuelle Seite an mir. ;) Die kann halt nicht anders.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: foxgirl am 01. Februar 2016, 21:23:32
Ganz genau so geht es mir auch. Ich denke das beweißt auch noch einmal ganz schön, dass man, wenn man über Liebe und Verliebtsein schreibt, gar nicht so viel falsch machen kann. Es ist eben doch etwas enorm subjektives. Ich kann auch, wenn ich ein Buch lese, völlig nachvollziehen, wenn sich die Leute darin Hals über Kopf verlieben oder von Liebe auf den ersten Blick reden, nur bei mir ist das eben anders. Vielleicht ist das sogar eine der schönsten Sachen in Bezug auf Liebe, dass sie etwas so persönliches und individuelles ist.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Issun am 06. März 2016, 02:47:16
Ich glaube, dass Liebe zahllose Gesichter hat und es auf die Frage danach keine pauschale Antwort gibt. Ich spreche also nur aus persönlicher Erfahrung, ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit. :)

ZitatStimmt das mit der "rosaroten Brille"? Wie verändert sich ein Mensch (nicht nur ein Charakter!), wenn er verliebt ist?

Die Fehler des anderen sind durchaus erkennbar, werden aber milde beurteilt, oft mit dem Argument, er/sie hat schlechte Erfahrungen gemacht, kann also nichts dafür. Auch bei innigen Freundschaften ist eine sehr wohlwollende Haltung ja keine Seltenheit, da gibt es durchaus Ähnlichkeiten. Dass man Fehler ganz ausblendet, kenne ich von mir nicht. 
Zur Frage, wie der Mensch sich verändert, folgende Beobachtungen: Verliebtheit kann selbstkritisch machen. Man beobachtet sich selbst, wägt seine Worte, hinterfragt sein ganzes Auftreten, verwendet mehr Zeit auf sein Äußeres, indem man z.B. überlegt, was man anzieht. Ansonsten kann das Verliebtsein Zerstreutheit bewirken, (scheinbar) grundlose Fröhlichkeit, es kann Schwung verleihen, motivieren. Das Leben bekommt einen neuen Sinn. Etwas, das ich an Freundinnen beobachtet habe, ist, dass sie zu Beginn einer Beziehung strahlender gewirkt haben, rosiger, als wäre eine innere Sonne aufgegangen. Man hat ihnen das Glück angesehen. 

ZitatGibt es ein vergleichbares Gefühl (beispielsweise Glück oder das Hingezogen-sein, das wir z.B. zu Serienfiguren spüren)?

Das Gefühl ist, wie Witch schon geschrieben hat, sehr ähnlich, aber es gibt Unterschiede. Mir scheint, dass sich das Verliebtsein vor allem durch seine Schattenseiten von den Schwärmereien für Promis unterscheidet, die da wären: Minderwertigkeitsgefühle, Scheue und Nervosität, sobald die begehrte Person zugegen ist, und eben körperliche Reaktionen, z.B. Herzklopfen, das Gefühl, weniger Luft zu bekommen o.Ä.

ZitatReicht es, einen Liebesroman zu lesen und sich die Methodiken des fremden Autors anzueignen; oder anders gefragt: Muss man schon einmal verliebt gewesen sein, um realistisch darüber zu schreiben?

Ich bin sicher, dass es möglich ist, ohne eigene Erfahrungen darüber zu schreiben. 

Dass es Verliebtsein mit und ohne sexuelles Verlangen gibt, kann ich bestätigen. Gemeinsamkeiten: das warme, fast erstickende Gefühl, das einem das Herz zusammenzieht, plötzliche Gedanken an den anderen, die in den unsinnigsten Momenten auftreten und einen leise auflachen lassen. Ein anhaltendes, durchdringendes Glücksgefühl stellt sich ein und mildert das Negative, das einem im Alltag widerfährt. Es ist, als würde das Leben von einer neuen, fröhlicheren Melodie begleitet. Man assoziiert vieles mit der anderen Person, träumt häufig von ihr. Es stellt sich ein gewisser Wunsch ein, auf den anderen aufzupassen, ihn zu beschützen.

So viel zu meinen persönlichen Eindrücken.  :)
LG Issun

Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Zit am 06. März 2016, 05:00:26
Zitat von: Lina Franken am 28. Januar 2016, 00:57:16
Biologischer Blickwinkel:
Nach Ansicht der meisten wisschenschaftlichen Untersuchungen ist Verliebtheit nichts weiter, als eine körperliche Reaktion auf den Geruch des Gegenübers, der wiederrum darüber aussagt, ob unser Genetischer Code sich sehr voneinander unterscheidet und demnach gesunden Nachwuchs hervorbringen würde. Diese körperliche Reaktion bei uns ist wiederrum einfach nur eine gigantische Flut von Hormonen die plötzlich gesteigert produziert werden um unsere Paarungsbereitschaft zu erhöhen.
Tja... das klingt jetzt alles unglaublich trocken und unromantisch... und viele Menschen möchten ihre Gefühle nicht auf Chemie reduziert sehen, aber ich für meinen Teil finde den Gedanken sehr beruhigend, weil er einem Entschuldigungen für pubertäres Verhalten liefert.

Hm, das ist eine Erklärung dafür, finde ich persönlich aber recht kurz gefasst. Weil: Wie kommt es dann zu Schwärmereien für Promis? Das ist ja auch keine rationale Entscheidung.

Ich würde auch nicht sagen, dass Verliebtsein immer so ausartet wie bei Churkes Beispiel mit dem Drogenboss. Natürlich hängt das auch mit der Erfahrung zusammen, ob man schon mal verliebt war und wie alt man gerade ist. Bei Pubertierenden wird das Schwärmen/ Verliebtsein vermutlich ungleich heftiger, verwirrender und anstrengender ausfallen als bei Menschen in mittleren Jahren. Der Drogenboss hingegen hat sich vermutlich einfach ultra sicher gefühlt und wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie ihn kriegen, bzw. haben solche Leute ja auch manchmal so eine gewisse "Ich bin unantastbar"-Mentalität ...

Wenn ich mich recht entsinne, war meine einzige unerwiderte "Liebe" (wohl eher Schwärmerei) so geartet, wie man sie sonst so kennt: Bauchkribbeln, Tagträumen, innerliches, wohliges Seufzen beim reinen Anblick, immer wieder heimliche Blicke/ beobachten und allgemein ein Hochgefühl -- alles gepaart mit der bitteren Erkenntnis, dass es nie etwas wird, einer gewissen Scham und auch dem Versuch, sich selbst ständig einzureden, dass ich mit diesem Verliebtsein aufhören sollte. Dauert erfahrungsgemäß von lang zu länger, aber irgendwann funktioniert es. (Schwärmen passiert mir immer wieder, manchmal gebe ich dem nach und koste es aus, aber idR. rede ich mir selbst ein, dass es Blödsinn ist und besinne mich besonders auf meinen Freund.)
Hinzu kommt bei unerwiderter Liebe ja auch die Frage, wie der Schwarm darauf reagiert. Lacht er einen aus, nutzt er einen aus? In meinem Fall kam hinzu, dass wir trotzdem befreundet waren und er sich recht anständig verhalten hat und es nicht besonders ausgenutzt hat. Außer vll. Spickhilfe in Tests, weil wir auch in einem Fach unfreiwillig zusammen saßen. ;D
Was ich aber nicht getan habe, war, ständig von ihm zu reden, auch wenn alle Freunde es wussten. (Ich war damals eine noch lausigere Schauspielerin als heute.) Ich habe auch nicht nachgefragt, wenn das Thema auf ihn kam sondern einfach nur zugehört und mir meinen Teil gedacht. Natürlich waren auch immer wieder kleine Stiche ins Herz dabei, wenn ich davon hörte, dass er eigentlich auf meine Freundin steht. :d'oh: Aber irgendwann lernt man, damit umzugehen.

Bei späteren Schwärmereien neigte ich ebenso dazu, die Sachen für mich zu behalten und lieber still zu genießen, auch wenn ich leider nicht den "glänzenden Blick" verheimlichen kann, der mich überfällt, wenn ich meinen Schwarm sehe. :d'oh:

Was ich damit sagen will: Nicht jeder (Teenager) dreht gleich völlig ab, weil er Schmetterlinge im Bauch hat.

Was die Liebe angeht, trifft es Denamios Bild ganz schön: Erstmal den Tee fertig schlürfen. ;D Für mich ist es tiefes Vertrauen und Intimität, die die Liebe ausmachen. Ich muss mich vor meinem Partner nicht verstecken oder schauspielern sondern kann ganz ich selbst sein, mit all meinen Fehlern. Trotzdem vermisse ich ihn besonders abends, wenn wir getrennt sind. Auch wenn er die halbe Nacht ganze Urwälder rodet, ohne ihn schlafen zu müssen, ist doof. Ein bisschen eifersüchtig werde ich auch immer noch, wenn bspw. Rollenspiel bei uns ist und wir uns erst sehen, wenn die Runde schon läuft/ die Leute schon da sind und ich nichtmal einen Begrüßungsknutscher kriege. (Ich spiele nicht mit.) Wie ein Hund, der auch gleich angelaufen kommt, wenn jemand nach Hause kommt. :rofl: (Ich weiß noch, dass ich dieses Verhalten bei meinen Eltern sehr komisch fand, und jetzt bin ich selbst nicht anders.)
Wobei ich sagen muss, dass Liebe nicht heißt, dass man alles voneinander weiß, das wäre ja langweilig. Sondern dass man sich vll. Dinge erzählt, die man sonst nie jemanden erzählen würde, dass man auch mal zutiefst schwach und zerbrechlich sein darf und der andere einen hält, dass man die Träume des anderen respektiert und unterstützt, dass man ihm aber auch mal den Kopf gerade rückt. Das Wichtigste ist allerdings für mich: Mein Freund ist der Anker, der Fixstern in meinem Leben. Der Tag kann noch so beschissen und zum Heulen gewesen sein, wenn ich abends nach Hause komme, knuddle ich mich einfach an meinen Freund, lass mich betüddeln und gemeinsam jagen wir diesen A*schlochtag zum Teufel.

Die Beziehung zu meinen Eltern ist hingegen etwas völlig anderes. Es ist mehr dieses "Familiengefühl" bzw. die sehr, sehr lange Vertrautheit. Als Kind giert man immer noch nach Anerkennung der Eltern, und in Notsituationen sind sie auch für einen da, manchmal mit Rat, manchmal mit Tat. Aber ich würde ihnen nie das erzählen, was ich meinem Freund manchmal so erzähle. Zumal die Vertrautheit mittlerweile abgenommen hat, weil wir einfach zu weit voneinander entfernt wohnen.
Meinem Freund bin ich auch jederzeit ebenbürtig, meinen Eltern nicht unbedingt.

Ob man soetwas allerdings ohne Erfahrung beschreiben kann? Ich würde nicht unbedingt pauschal mit Ja antworten und sagen, dass drei Liebesromane reichen würden. Der Leser merkt es einfach, wenn der Autor null Gefühl hat und einfach nur Phrasen aneinander reiht, weil diese in ähnlichen Situationen in anderen Romanen halt auftreten. Wie manche schon sagten, ist Empathie einfach sehr wichtig. Mann muss nicht verliebt sein, aber man muss in der Lage sein, sich selbst triggern zu können, sich selbst zu fragen "Was wäre, wenn ich jemandem begegnen würde, der mir den Kopf verdreht?". Da kann man natürlich beim Schwärmen für einen Star oder so gut ansetzen, und dann denkt man sich einfach weiter, tagträumt, entwickelt. Und da kann man sich dann auch verlieben, denke ich oder zumindest eine Ahnung dafür bekommen.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Maubel am 06. März 2016, 15:53:05
Ich plauder mal aus dem Nähkästchen: Ich habe mir als Jugendliche diese Frage auch häufig gestellt und war schon ganz verzweifelt, dass ich nicht lieben konnte, aber das hat sich dann doch erledigt. Ich habe jedoch sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Schwärmerei:
Der Kelch ist an mir vorübergegangen ganz klar. Ja, natürlich fand ich einige Jungs oder Stars gut aussehend, aber ich muss sagen, dass da sehr viel künstliche Schwärmerei dabei war, weil man das von einer 13jährigen eben erwartet. Durchgedreht oder nervös bin ich nie geworden. Es war fast eher ein Hobby oder Tagträumerei. Irgendwer muss ja dafür herhalten ;)

Die erste Liebe:
Ich glaube, ich müsste schon fast eher Araluen fragen, wie das damals mit mir war. So richtig kann ich mich gar nicht daran erinnern. Nur, dass ich so aufgeregt war, dass ich sofort meinen Eltern vom ersten Kuss geschrieben habe und ja... ich glaube, es war alles einfach ganz aufregend. Man fühlte sich plötzlich so erwachsen und ich habe es auch in der Schule herum erzählt. Als dann Schluss war, beziehungsweise hatte ich das Geknutsche ja völlig missverstanden und wir waren nie zusammen (ein Jahr später stellte sich heraus, der Gute hatte schon seit zwei Jahren eine Freundin :omn:), war das auch sehr dramatisch und mit vielen Tränen verbunden. Ein zwei Wochen später war das aber auch vorbei. Dennoch ein Jahr später war die Anziehung noch immer leicht da, aber mein Kopf war da glücklicherweise schon klüger.
Ich gebe dieser Beziehung die Schuld dafür, dass ich die nächsten drei vier Jahre mich nicht verlieben konnte.

Gescheiterte Beziehungen:

Meine Beziehungen waren alle grandios kurz (von 4 Monaten bis 2 Wochen) und zwar lag es häufig daran, dass ich schnell Interesse hatte, aber sobald man aus den Augen war, fehlte einfach das Verliebtsein. Soll heißen, ich habe meine Freunde nicht vermisst und das ist doch irgendwie falsch, wenn man doch eigentlich frisch verliebt sein sollte.
Eine Beziehung bin eingegangen, weil es romantisch klang, dass dieser jemand ein Jahr lang auf mich gewartet hatte und wir haben zusammen eben etwas rumexperimentiert. Da dachte ich noch, das müsste eben so sein, aber als nach drei Monaten räumliche Trennung noch immer kein einziges Treffen zu stande kam, habe ich das beendet. Das tat auch nicht weh, weil wir nach drei Monaten wirklich nicht mehr verliebt waren.
Eine andere bin ich eingegangen, weil ich wissen wollte, ob ich mir einen Freund angeln kann. Das war tatsächlich eiskalte Berechnung und auch ganz schön, aber eben der Fall von nicht vermisst nach zwei Wochen.
Mit einem Freund war viel Geflirte da, aber als wir da dann endlich Nägeln mit Köpfen machen wollten, fehlte die sexuelle Anziehung komplett. Wir sind dann bei Freunden geblieben.

Mein Kopf hat schon immer ein sehr starkes Mitspracherecht bekommen und wenn ich weiß, dass es derjenige nicht ist, dann mache ich die Beziehung auch nicht weiter. Da geht das Herz dann etwas verloren und so kam es schließlich auch dazu, dass sich schon ganz deprimiert von mir selbst war, dass ich nicht lieben konnte.

Die unerwiderte Liebe:
Schließlich traf ich in einem sehr Beziehungs-günstigen Ambiente einen jungen Mann, der tatsächlich mit Witz und Charme diese Schmetterlinge hervor gerufen hat und als wir vier Tage voneinander getrennt waren, war mir tatsächlich schlecht vor Sehnsucht. Er kam wieder und hatte sich in der Zwischenzeit eine Freundin geangelt (ich sage ja, in dem Ambiente ging so was schnell). Und ich war am Boden zerstört. Ich wollte niemanden um mich haben und habe mich in eine ganz dunkle Ecke verkrochen, wo ich zwei Stunden lang nur geheult habe. Und nach zwei Stunden ist mir klar gewesen, dass ich mich tatsächlich verliebt hatte und das hat mich sogar ein wenig getröstet. Die Odysee ging dann weiter. Er betrog seine Freundin, war mit einer anderen zusammen und noch zweimal Wiederholung und meine Gefühle waren immer noch da, obwohl mein Kopf da vehement protestierte. Es wurde mir trotzdem warm im Bauch, wenn er mich anfasste oder auf unserem Roadtrip in meinem Schoß schlief. Erst nach dem er die vierte Freundin in 5 Wochen hatte, waren meine Gefühle endlich auf simple Freundschaft abgekühlt und wahrscheinlich war ich damit auch deutlich besser bedient gewesen. Und immerhin hat er mir gezeigt, dass ich doch fähig war mich zu verlieben.

Weitere Experimente:
Im Unileben hatte ich dann zwei Beziehungen. Eine viermonatige und eine siebenmonatige. Die erste war tatsächlich eine klassische körperliche Anziehung, aber auf geistigem Niveau passte es immer wieder nicht. Wir haben uns einmal getrennt, kamen doch wieder zusammen. In gewisser Weise konnten wir nicht ohneeinander aber erst recht nicht miteinander und blieben dann getrennt.
Die zweite Beziehung war einer der größten Fehler meines Lebens. Ich wusste, dass mein damals bester Freund was von mir wollte. Wir haben als Freunde gekuschelt und auf dem geistigen Niveau stimmte alles, nur... ich war nicht verliebt. Und da man doch so häufig liest, manchmal würde aus Freundschaft mehr wachsen und wir ja doch jede freie Minute miteinander verbrachten und auch kuschelten, sagte ich irgendwann okay, lass es uns probieren (Red Flag!). Diese Entscheidung wurde nicht mal mit einem Kuss besiegelt, der kam zwei Monate später. Überhaupt war körperliche Anziehung ganz unten in unserer Prioritätsliste und als es doch mal zu mehr werden sollte, war ich plötzlich ganz sicher, dass ich das nicht möchte. Und ab dem Punkt war mir klar, das man Liebe nicht künstlich herbei führen kann und Freundschaftliche Gefühle eben freundschaftlich bleiben, wenn die körperliche Anziehung fehlt. Das ganze Trara hat unsere Freundschaft natürlich komplett ruiniert. Heute denke ich, dass es keine Chance gab, weil er eben auch vorher schon Gefühle hatte und irgendwann wären die eben auf andere Weise zum Tragen gekommen.

Die wahre Liebe (kitschig ich weiß):
Ich habe mir immer und überall vorgestellt, jemand netten zu treffen und dann mit dem zusammen zu kommen. Aber an dem Tag, als das geschah, hätte ich es nun wirklich gar nicht erwartet und doch war es von der ersten Sekunde da. Ein Blick und die Verbindung stand. Wir haben beide heftig miteinander geflirtet, versucht uns möglichst unschuldig zu berühren und waren den Nachmittag so offensiv, dass Freunde das schon verwundert bemerkten, weil wir sonst nicht so sind. Ich habe es die Nacht wohl auch gleich in seine Träume geschafft ;) Aber für mich war klar, auch wenn ich ihn erst einen Monat später wieder sehe, muss ich jetzt den Kontakt herstellen, sonst geht er mir verloren. Wir schrieben uns Nachrichten und ich habe den ganzen Tag nur auf seine Antwort gewartet. Er hat mein Weihnachtsfest ruiniert, weil er über die Feiertage kein Internet hatte, mir aber nicht Bescheid gegeben hatte und somit einfach die Antworten ausfielen. Und ich fühlte mich die Weihnachtstage leer und sehnsüchtig. Dann hat mein Kopf eingeschaltet und die Sache für abgeschlossen erklärt.
Eine Woche später kam dann die Antwort und schon als ich den Namen gelesen habe, war alles Bauchkribbeln wieder da. Und dann der Tag des Wiedertreffens und plötzlich waren wir ganz scheu und wollten uns nicht mal umarmen. Drei Stunden später war das allerdings gegessen und wir saßen eng umarmt zusammen. Ohne nächstes absehbares Treffen, verabredeten wir uns und als ich die Antwort gelesen hatte mit dem Datum, da wusste ich, dass er der eine ist. Ja... wir hatten noch nicht mal eine Beziehung, aber ich wusste, der ist richtig. Mit dem willst du zusammen kommen und auch zusammen bleiben, solange es eben hält und ich bin vor Freude in die Luft gesprungen, nicht weil er geschrieben hatte, er vermisst mich, sondern weil ich bei diesen Worten wusste, dass ich ihn liebe. Ich denke mal, an dieser Chemiesache muss was dran sein.
Wie fühlte sich das nun an? Warmes Gefühl im Bauch, Aufregung bei kleinen romantischen Gesten, körperliche Anziehung (ich wollte ihn berühren und küssen und alles) und als wir für längere Zeit räumlich getrennt waren, war ich wieder krank vor Liebe und konnte mich gar nicht recht über mein eigentlich aufregendes Praktikum freuen und ja, ich wusste, nach wenigen Monaten, dass er der Mann fürs Leben ist. Wir haben dann nur aus Anstand wenigstens anderthalb Jahre gewartet mit der Hochzeit.
Mittlerweile ist die Beziehung anders und zwar, ist er Familie geworden. Er gehört zu mir, wie meine Verwandten. Ich kann mir nicht vorstellen mich von ihm zu trennen, weil ich mich auch nicht einfach von meinen Eltern oder meiner Schwester trennen kann, selbst wenn wir uns gerade nicht grün sind. Wir hatten auch anstrengende Monate, und solche ohne viel körperlichen Kontakt, aber ich weiß, dass ich ihm alles anvertrauen kann und es gibt kein Geheimnis zwischen uns. Wir können auch vier Monate getrennt voneinander leben ohne dass mir wieder schlecht wird und brauchen doch nicht fürchten, dass irgendwer fremd geht. Man vertraut sich eben komplett. Wir gehören einfach zusammen und ich hoffe, das bleibt auch so.

Die rosarote Brille:
Ja, die gibt es. Wenn ich mir einige meiner Beziehungen anschaue, muss ich sagen, dass die teilweise gar nicht so gut aussahen, aber sie das in dem Moment wirklich taten. Oder man übersieht auch charakterliche Schwächen (siehe den umtriebigen da oben) und da wird der Kopf dann tatsächlich glatt übergangen. Aber es kommt sehr auf die Menschen drauf an und bei mir ist der Kopf ziemlich stark und da kann wirklich nur echte Verliebtheit drüber schreiben. Alle anderen haben da keine Chance, ebensowenig Schwärmereien. Bei anderen ist das sicher anders.

Kann man das so schreiben?
Ja. Es gibt so viele Bücher und Erzählungen über die Liebe, dass man tatsächlich ein ganz gutes Gefühl hat und manche Klischees können wirklich eintreffen (die besten Freunde, die zu Partnern werden, die große Schwärmerei, die Liebe auf den ersten Blick), aber ich denke, wenn man selbst einiges erlebt hat, hat man ein viel tiefergehendes Wissen, welche Faktoren da mit rein spielten und was vor allem im Kopf von Person 1 zugeht und da gibt es einfach verschiedene Typen. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass Liebe nicht immer als Superklischee dargestellt wird, sondern mit echten Gefühlen untermauert: Sehnsucht, Herzschmerz, Gewohnheit, Vertrauen, Attraktion. Da jeder Mensch anders ist, ist jedoch auch jede Liebe für irgendwen plausibel und vor allem will der Leser doch auch gerne mal was unrealistisches lesen. Solange nicht alle Bücher nur von der einzig wahren Liebe handeln, kann man da auch gut differenzieren.

So, Roman Ende ;)

Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: HauntingWitch am 06. März 2016, 16:01:38
Zitat von: Zitkalasa am 06. März 2016, 05:00:26
Zitat von: Lina Franken am 28. Januar 2016, 00:57:16
Biologischer Blickwinkel:
Nach Ansicht der meisten wisschenschaftlichen Untersuchungen ist Verliebtheit nichts weiter, als eine körperliche Reaktion auf den Geruch des Gegenübers, der wiederrum darüber aussagt, ob unser Genetischer Code sich sehr voneinander unterscheidet und demnach gesunden Nachwuchs hervorbringen würde. Diese körperliche Reaktion bei uns ist wiederrum einfach nur eine gigantische Flut von Hormonen die plötzlich gesteigert produziert werden um unsere Paarungsbereitschaft zu erhöhen.
Tja... das klingt jetzt alles unglaublich trocken und unromantisch... und viele Menschen möchten ihre Gefühle nicht auf Chemie reduziert sehen, aber ich für meinen Teil finde den Gedanken sehr beruhigend, weil er einem Entschuldigungen für pubertäres Verhalten liefert.

Hm, das ist eine Erklärung dafür, finde ich persönlich aber recht kurz gefasst. Weil: Wie kommt es dann zu Schwärmereien für Promis? Das ist ja auch keine rationale Entscheidung.


Eine rationale Erklärung gibt es für solche Schwärmereien schon, aber es hat natürlich nichts mit dem Geruch zu tun. Ich glaube, das hat es übrigens auch bei Personen im persönlichen Umfeld nicht, jedenfalls nicht nur. Sympathie bzw. allfällige daraus entstehende Gefühle werden ja noch von viel mehr Faktoren beeinflusst. Die Erscheinung der anderen Person, ihr Auftreten, Mimik, Gestik, Stimme/Sprechweise, das sind alles ebenfalls Dinge, die unsere Einschätzung der anderen Person beeinflussen und damit auch, welche Empfindungen wir gegenüber dieser Person haben.
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Akirai am 06. März 2016, 16:17:33
Da es hier ja um das sich verlieben im Roman gehen soll, vielleicht auch noch eine lustige Idee: Muss dein Prota denn bemerken, dass er / sie heftig verliebt ist?


Nähkästchen:
Ich bin, was Zwischenmenschlich-Soziales angeht, manchmal ... sehr langsam  ;D . So auch hier: Ich hatte jemanden kennengelernt. Toll fand ich ihn gar nicht, und dass er meine Nähe gesucht hat, hat mich am Anfang eher amüsiert. Die Tage vergehen. Ich fange an, seine Nähe zu suchen. Ich bin traurig, wenn ich ihn nicht sehe, obwohl ich ihn erwartet habe. Ich mache verdammt viel mit ihm zusammen! Ich rede permanent von ihm. Weil er cool ist (natürlich ... *hust*). Und dann der Tag des Abschieds, unsere Wege trennen sich. Den Schmerz kann ich heute noch nachfühlen, das war wirklich eine bleibende Erinnerung. Und nein, ich bin nicht traurig, weil ich ihn nicht mehr sehe. Nein! Ich bin traurig, weil die schöne Woche rum ist und das ganze Drumherum und der Arbeitsalltag wieder losgeht und und und und und ... Aber nicht wegen ihm. Nein. Niemals!
Drei Tage später, nachdem ich zu Unzeiten aufgewacht bin, um nachzusehen, ob er mir geschrieben hat, überfiel mich folgende Erkenntnis:
:o
Sch*** - ich hab mich verliebt!

Vermutlich habe ich / haben wir uns benommen, wie die letzten Idioten. Zumindest würde das das ständige wissende Grinsen der anderen Leute erklären, wann immer sie uns gesehen haben  :rofl:
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Mailor am 16. März 2016, 07:31:53
Also es ist mir in dieser Runde hier schon fast peinlich zu sagen, aber ich kenne fast nur das typische klassische Verliebtsein auf den ersten Blick. Bei mir hat es total was mit der Ausstrahlung, dem Blick und der Körperhaltung zu tun, die Mimik.

Da gab es Menschen (spätere Partner - mit einem davon bin ich heute noch zusammen  ;) ) da war es innerhalb von ein paar Sekunden um mich geschehen.  :d'oh: Und die Beziehungen, in denen ich so krass verliebt war, haben dann auch mindestens 2 Jahre gehalten und es beruhte immer auf Gegenseitigkeit. Vielleicht ist bei mir die Chemie auch einfach richtig krass  ;D Ein Überschuss an Pheromonen  :rofl:

Ich habe richtig heftige Prüfungsangst und finde das Verliebtheitsgefühl, fast damit vergleichbar. Wie sich der Bauch zusammen zieht, das flattrige, aufgeregte Gefühl, wie vor nem Fallschirmsprung. Mir ist auch immer leicht schlecht, der Magen fühlt sich wie zugekleistert an, mein Kaffekonsum geht ins unermessliche, während ich feste Nahrung kaum noch zu mir nehmen kann. :)
Der ganze Körper kribbelt und ich hatte das Gefühl nen paar Zentimeter über dem Boden zu laufen, wie auf Watte, dann ist da noch das stetige Glücksgefühl. Und das Objekt der Sehnsucht, hatte nie auch nur den kleinsten Fehler. Alles an ihm war, perfekt und toll und hat den Charakter nur noch runder und besser gemacht. An Schlafen war kaum noch zu denken, außerdem hat man eh alle 2 Sekunden aufs Handy geschielt und die Nächte durch geschrieben. Allgemein haben wir in den ersten Tagen ständig die Nächte durchgemacht und geredet/geschrieben ohne Ende (gefühlt 24 h am Tag) und sich gegenseitig tausende kleine Geheimnisse aus dem Herzen entlockt. Und der Geruch ... Ich hatte meist immer ruckzuck ein T-shirt oder eine Halskette/Armband und habe mich tierisch nach dem Geruch gesehnt und den genossen, hab damit geschlafen und bin den ganze Tag in seinem Lapperpulli durch die Gegend gelaufen, in den ich 5 mal reingepasst hätte. Allgemein die Sehnsucht, war immer kaum auszuhalten. SMS nachts um 3:
"Schläfst du schon?"
"Kannst du auch nicht schlafen?"
"Nein"
"Magst du rüber kommen?"
"Bin schon unterwegs  :)" *Klingel*

Liebe hat bei mir immer sehr lang gedauert bis sie entstanden ist. Ich muss gestehen, sie ist für meine Exfreunde zum Teil bis heute noch da zu mindest bei 2en. Verliebtsein ist flattrig und oberflächlich (bei mir). Liebe ist tiefer, wärmer, fürsorglicher, braucht Zeit und wächst mit dem Vertrauen. Ich glaube Liebe kann ganz unabhängig vom Verliebtsein entstehen, man lernt den andern richtig von Innen heraus zu verstehen und manchmal braucht es kein Worte, man sieht und weiß was beim anderen los ist (ganz alltägliche Kleinigkeiten) und daraus kann dann glaube ich auch wieder so eine Art Verliebtsein entstehen, zusätzlich zu der Liebe, gerade, wenn man gemeinsam neue Dinge ausprobiert, Gewohnheiten ändert und Spaß dabei hat (was auch immer das sein mag), oder nach mehreren Jahren trotzdem noch neue Seiten am Partner entdeckt die einen erstaunen. 
Titel: Re: Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Amber am 21. März 2016, 17:21:48
Ein schöner, spannender Thread. Wenn ich Zeit habe, würde ich auch gern ein bisschen was beisteuern.
Titel: Re: [Psychologie] Wie fühlt sich Verliebtsein an?
Beitrag von: Kare am 29. März 2016, 16:32:42
Also, "Verliebt sein" kenn ich als recht heftiges Gefühl - dieses "Liebe auf den ersten Blick" hatte ich aber nur einmal. Reinkommen, ansehen und WUMM. Das für mich absolut Unfassbarste daran: Dass ER mich scheinbar mochte (*hust* im Nachhinein vielleicht eher optisch als sonstwas). Das wollte nicht in meinen Kopf rein - wie kann es sein, dass von all den Menschen auf der Welt tatsächlich zwei Interesse haben füreinander?

Gefühl/Anzeichen Verliebtsein:

- Alles andere ausgeblendet. Rationalität auf null runtergefahren (der Kerl hat bei einem Ausflug unser Auto überschlagen weil er so cool sein wollte, ohne Gurt wär ich wohl drauf gegangen - und ich hab mir nur Sorgen gemacht, wie er je der Autovermietung das Geld zahlen soll. Yeah... ::))
- Jegliche Negativseiten ignorieren
- Zeit verbringen wollen
- Nähe suchen
- In Gedanken jedes Wort wiederholen, ihm doppelt Gewicht geben
- viel viel auf sich nehmen, um den anderen zu sehen
- todunglücklich sein, wenn es doch nicht klappt + wochenlang immer noch total irrational auf Antwort warten, obwohl man längst weiß, dass der andere ein Arsch ist.  :P

Also im Nachhinein betrachtet: Irgendwie was echt Unbrauchbares für mich. :hmhm?:


Bei meinem jetzigen Freund und Mann war ich dagegen nie klassisch verliebt.


Das war mehr: mögen (freundschaftlich) + sexuelle Anziehung --> weiter mögen --> erfahren, dass der andere einen SEHR mag, Irritation, "lass uns Freunde sein" --> weiter mögen --> Team warden --> überzeugen lassen, dass mögen + sexuelle Anziehung scheinbar = Liebe

Liebe ist also für mich:
- gegenseitiger Rückhalt
- den anderen gut kennen, besser als viele andere
- ein Gefühl von Beständigkeit und Verlässlichkeit
- ein Gefühl von Teamwork
- ein Gefühl, miteinander zu wachsen und sich dabei zu unterstützen
- dieses Gefühl, froh zu sein, dass es den anderen gibt
- ein "Wir-Denken" - auf die Zukunft bezogen taucht der andere automatisch auf und die gleiche Zukunftsversion ohne ihn wäre auch nicht schön