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Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: Silvia am 11. September 2006, 16:04:20

Titel: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Silvia am 11. September 2006, 16:04:20
Auch sowas gibt es:

Der Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg, der jährlich zur KIBUM, der Kinder- und Jugendbuchmesse, im November verliehen wird, wird für das Jahr 2006 nicht vergeben.
Zur Begründung heißt es, die Jury habe keine Einsendung als preiswürdig erachtet und daher auf die Verleihung des Preises verzichtet.

Hier die offizielle Begründung:

Trotz einer gestiegenen Anzahl von Bewerbungen befanden die Juroren keinen Titel für empfehlenswert.
Insgesamt vermisste die Jury die sprachliche und bildkünstlerische Eigenständigkeit und den Mut zu ungewöhnlichen, fesselnden Geschichten. Es fehlte die individuelle Ausgestaltung in Text und Illustration jenseits der gängigen Kinder- und Jugend­literarischen Klischees.
Mit ihrer Entscheidung betont die Jury den Anspruch des Preises, ausschließlich Werke von herausragender Qualität zu prämieren.

In diesem Jahr wurden 298 Titel eingesandt, davon waren 92 Bücher und 206 Manuskripte. Die Jury hatte 265 Einsendungen zu begutachten. 33 Titel konnten aus formalen Gründen nicht zugelassen werden.

Mitglieder der Jury sind:
Christian Bittner (wissenschaftlicher Mitarbeiter am germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum), Robert Elstner (Dipl. Pädagoge und Wissenschaftlicher Bibliothekar in der Stadtbibliothek in Leipzig), Annika Gloystein (Schülerin an der Cäcilienschule in Oldenburg), Dr. Maria Linsmann-Dege (Leiterin des Bilderbuchmuseums Burg Wissem in Troisdorf) und Ralf Schweikart (Redakteur des Bulletins "Jugend und Literatur und freier Journalist in Hamburg).

Die diesjährige KIBUM findet vom 4. - 14. November unter dem Motto "Sesam öffne dich – literarische Begegnungen zwischen Orient und Okzident" wie immer im Oldenburger PFL statt.

gefunden auf http://buchmarkt.de
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Rei am 11. September 2006, 20:26:57
Aber ich finde es gut, daß die den Mut hatten, zu sagen, daß nichts Passendes dabei war...
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Coppelia am 11. September 2006, 21:41:20
Ich stelle es mir herb vor, wenn man da mitgemacht hat. O.o Gut, dass ich es nicht getan habe.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Kalderon am 11. September 2006, 23:31:28
Zitat von: Silvia am 11. September 2006, 16:04:20
Mit ihrer Entscheidung betont die Jury den Anspruch des Preises, ausschließlich Werke von herausragender Qualität zu prämieren.

Finde ich richtig. Qualität ist wichtig. :jau:
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Elena am 12. September 2006, 13:27:27
Ich finde die Entscheidung auch gut, ich denke, das zeigt Konsequenz und Anspruch. Und - wenn man im nächsten Jahr gewinnt - kann man sich ganz schön was drauf einbilden, oder? :)

Liebe Grüße,

Elena
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Termoniaelfe am 12. September 2006, 16:01:17
Ich finds Schade. Ja auch weil ich meine Wuddelbucks eingereicht habe. Aber was Schelmin sagte ist so schon richtig. Die letzten Gewinner hatten wohl ein völlig anderes Bild von einem Kinderbuch im Kopf. Da las ich über Gewinner, die Geschichte von jüdischen Kindern, oder vom Aufwachsen in der DDR schrieben. Egal, ich finde meine Wuddesl nach wie vor toll und irgendwann klappt es schon noch. Neues Spiel, neues Glück.

LG
Termi
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Termoniaelfe am 12. September 2006, 17:22:44
Danke Schelmin, dass tröstet mich und die anderen, vielen Einsender. Denn auch ich kann mir nicht vorstellen, dass bei so vielen Einsendungen alle daneben waren.
Vielleicht sollte die Jury im nächsten Jahr mal über mehr Mitglieder aus der Zielgruppe nachdenken. Denn die, sind es ja schließlich, die am aller besten beurteilen könnten, was nun ein gutes Kinderbuch ausmacht. Ich weiß es nämlich allmälich auch nicht mehr.

LG
Termi
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Schelmin am 12. September 2006, 17:24:36
Sorry hab gerade nochmal editiert, während du geantwortet hast. Das hat sich jetzt überschnitten. ;)
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: MarkOh am 13. September 2006, 06:51:13
Also ich für meinen Teil finde es auch nicht gerade prickelnd. Aus so vielen Einsendungen kein einziges akzeptables Werk? Was stellen denn die für Ansprüche?
Ich lass mir in Sachen Auswahl und Qualität schon auch was eingehen, aber es richtet sich auch schon ein wenig nach den Anforderungen im Ausschreibungsprofil. Wenn die nicht wirklich nur Profiautoren angesprochen haben, finde ich die Entscheidung eher etwas unverschämt, und ein Schlag ins Gesicht derer, die sich da wirklich mit Herzblut reingehängt haben. Schade...

Aber so in Sachen "pädagogisch wertvolle" Kinder- und Jugendliteratur geht mir eh schon bald die Hutschnur hoch. Wo bleiben die einfachen Geschichten, die Spaß machen? Wo neue Helden undMärchen? Muss es denn immer gleich das Kind im Rollstuhl sein, dass die Welt erobert? Ein Grüppchen Jugendlicher beim Kiffen am Bahnhof Zoo? Hauptsache zeitkritisch und aktuell?
Also ich weiß ja nicht. So richtige Fantasygeschichten, Märchen, neue Sagen und alles das. So etwas hat mich als Kind angesprochen. Nicht der Fluchtversuch eines 12-jährigen an der Berliner Mauer.

Soo, nun muss ich aber erstmal meine Kids in die Schule scheuchen. Erster Schultag nach den Ferien...
:40°C:
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Rei am 13. September 2006, 08:01:46
Ich sag nur "Mozart auf der Reise nach Prag"... Ein Greul! So mies, daß man sich echt gefragt hat, warum das gedruckt wurde. Und vor allem, warum man das in der Schule lesen muß...
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Coppelia am 13. September 2006, 20:53:59
Es gibt ja auch sehr gute prämierte Jugendbücher, die nicht direkt von Problemen handeln.
Ich als Kind hab immer die pädagogische Absicht schnell durchschaut und hatte auch keinen Spaß mehr an einer Geschichte.
Wenn sie solche Bücher suchen wie "Mein Urgroßvater und ich" oder "Die Zwölf vom Dachboden", dann kann ich verstehen, wieso sie nichts prämiert haben. Das sind ja Ausnahmewerke.

Wenn ich eingesandt hätte, wäre ich jetzt auf jeden Fall total sauer. ;)
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Schelmin am 14. September 2006, 11:17:29
Gerade habe ich das Kinderbuch "Despereaux" gelesen, das wirklich süß ist. Das war immerhin für einen Preis nominiert, aber gewonnen hat es auch nicht.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Steffi am 15. September 2006, 00:22:32
Aber weshalb soll bei 200 Werken denn unbedingt was Preiswürdiges dabei gewesen sein? Mal ehrlich, die meiste Literatur ist bloß Durchschnitt (da schließe ich mich ein), und warum sollte der honoriert werden wenn was Hervorragendes gesucht wird? Leichte Geschichten mögen zwar gut sein und Spaß machen, aber ihnen fehlt eben das was premiert wird - Anspruch.

Ich finde die Entscheidung richtig und mutig.

Übrigens - ich hab als Kind immer gerne Geschichten aus dem dritten Reich gelesen. *schulterzuck*
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: MarkOh am 15. September 2006, 07:58:23
Ausschnitt von Steffi
ZitatAber weshalb soll bei 200 Werken denn unbedingt was Preiswürdiges dabei gewesen sein? Mal ehrlich, die meiste Literatur ist bloß Durchschnitt (da schließe ich mich ein), und warum sollte der honoriert werden wenn was Hervorragendes gesucht wird? Leichte Geschichten mögen zwar gut sein und Spaß machen, aber ihnen fehlt eben das was premiert wird - Anspruch.

...vielleicht weil nicht jeder Hohlbein heißt? Nee, mal im ernst. Ich halte es für sehr fragwürdig, wenn die Jury nicht zumindest teilweise von der Altersgruppe besetzt ist, für die das Projekt letztlich gedacht ist. Und soweit ich weiß, war dies in dem Fall nicht gegeben.

Und übrigends... Durchschnitt? Na ja, man nehme es mir bitte nicht übel, aber es kommt einem schon langsam so vor, als würde alles zum Durchschnitt degradiert, was nicht mit dem Erfolg eines Harry Potter, Sakrileg oder Herr der Ringe aufwarten kann. Aber genau dies sind für mich die "Spitzen" des Ganzen. Die Sachen, die wirklich überragen. Aber es ist nunmal nicht die Masse, sondern sehr seltene Ausnahmen, welche nicht das Gesamtbild prägen können.

Was mich jedoch am allermeisten daran ärgert ist die Tatsache, dass hier vergessen wird, dass nunmal 95% der Autoren Hobbyautoren sind. Und die waren soweit ich weiß ja auch angesprochen. Oder? Ich kann doch den Anspruch nicht künstlich so hochschrauben. Was erwarten die denn? Einen zweiten "Harry Potter"?

Mal ehrlich... Ich habe jetzt mein zweites Romanprojekt fertiggestellt und ein Sachbuchprojekt. Am dritten Roman arbeite ich gerade. Super! Aber dennoch bin ich irgendwo wie viele andere auch nur ein Hobbyautor, der letztlich zum Spaß an der Freude schreibt.
Den Mega Bestseller habe ich noch nicht rausquetschen können aus meiner Tastatur, und ich bezeichne meine "Schreiberei" selbst als durchschnittliche Fantasy. Denn alles andere wäre wohl auch irgendwo eingebildet und unangebracht.
Und sollte es mir vergönnt sein, so kommen vielleicht noch einige Werke aus meiner Feder. Aber sicher wird nie allen gefallen was ich schreibe. In einigen Jahren lache ich mich vielleicht sogar kaputt über den Stuss den ich anfangs mal geschrieben habe.
Was ich eigentlich damit zum Ausdruck bringen will ist eigentlich die Frage, warum die dann solch eine Ausschreibung nicht gleich für "anerkannte" Profiautoren machen? Dann würden Leute wie ich auch nichts mehr einsenden, ( mal abgesehen davon ...hab ich auch nicht ) und niemand bräuchte sich dannach künstlich aufregen.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Steffi am 15. September 2006, 11:01:35
Der "Durchschnitt" war nicht auf den Erfolg eines Buches bezogen, sondern auf dessen Anspruch. - zum Beispiel Sakrileg... ich habs nicht gelesen aber ich vermute stark, dass der literarische Anspruch nicht wesentlich höher liegt als bei anderen Krimis. 

Es wurde doch klar gesagt, was bewertet wurde: sprachliche und inhaltliche Originalität. Und bemängelt ihr nicht selber ständig, dass eben diese heutzutage sehr oft fehlt? Also ist es gut möglich, dass bei 300 Einsendungen eben nicht das dabei war. Das hat doch nichts mit Profiautor oder Laie zu tun - entweder man hat eine wirklich originelle Idee, die man ebenso kreativ umsetzt oder nicht (und ich behaupte nicht, dass ich das könnte). (So viel ich weiß war J.K. Rowling auch nicht schon vorher eine bekannte Autorin, oder?)

Du sagst selber, dass Herr der Ringe und Harry Potter für dich die herausragenden Werke sind - und eben genau so was wurde gesucht.  Wenn es nicht dabei war, dann ist das schade, aber nicht zu ändern. Finde ich besser als den Anspruch des Preises herunterzuschrauben um irgendwas zu bewerten, das, was deren Vorstellungen immer noch am nächsten kommt.

Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Schelmin am 15. September 2006, 13:16:07
Anspruch wäre für aber auch, ein Buch zu finden, das Kinder in der Alterszielgruppe anspricht. Nur weil ein Problemthema behandelt wird, ist das Buch nicht automatisch anspruchsvoll. Vor allem dann nicht, wenn es keiner freiwillig lesen will.
Ich wurde in der Schule auch mit problemlastigen Büchern traktiert und fand es grausig.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Steffi am 15. September 2006, 15:35:47
Zitat von: Schelmin am 15. September 2006, 13:16:07
Nur weil ein Problemthema behandelt wird, ist das Buch nicht automatisch anspruchsvoll.

Das habe ich auch nicht behauptet.

Und wahrscheinlich liegt dort genau das Problem - es ist schwierig ein Buch zu finden, das ansprechend und anspruchsvoll ist.

Übrigens - keine Ahnung, was ihr so als "Problembücher" bezeichnet aber ich fand so Bücher wie den Trümmersommer oder "Maikäfer flieg" immer super.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: MarkOh am 15. September 2006, 16:00:26
Ausschnitt von Schelmin
ZitatAnspruch wäre für aber auch, ein Buch zu finden, das Kinder in der Alterszielgruppe anspricht. Nur weil ein Problemthema behandelt wird, ist das Buch nicht automatisch anspruchsvoll. Vor allem dann nicht, wenn es keiner freiwillig lesen will.
Ich wurde in der Schule auch mit problemlastigen Büchern traktiert und fand es grausig.

Stimmt, so sehe ich es weitestgehend auch. Auf die Alters- und Zielgruppe gruppe kommt es doch irgendwo an. Oder nicht? Und natürlich darauf, an welche Art von Autoren sich dieser Aufruf richtet.
Ich kann mich schlecht hinstellen und sagen: "Ich suche etwas, was den Umfang von Herr der Ringe, die orginelle Idee von Harry Potter und das schreiberische Geschick eines Dan Brown widerspiegelt...!"

... denn dann würde ich wahrscheinlich bei Klett-Cotta, Bastei, Lübbe & Co vorsprechen und nicht beim KJL Buchpreis der Stadt Oldenburg.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Aarmaan am 15. September 2006, 20:27:49
dann war unter 200 eingereichten skripten halt kein herausrangendes dabei. denn darum geht es doch: etwas HERAUSRAGENDES, nicht einfach das beste dieser 200.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Isabel am 15. September 2006, 20:33:23
Ich kann beide Standpunkte verstehen, und es würde mich auch sehr ärgern, wenn ich teilgenommen hätte. Andererseits finde ich die Entscheidung richtig. Lieber gar nichts prämieren als einen faulen Kompromiss eingehen. Das finde ich ehrlich und konsequent. Wobei ich natürlich niemandem hier auf die Füße treten will, aber ich kann mir gut vorstellen, dass bei den eingesandten Manuskripten tatsächlich nichts Überzeugendes und Herausragendes dabei war, zumindest den Maßstäben der Jury zufolge.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Termoniaelfe am 16. September 2006, 14:35:42
Und was ist mit den nichtvergebenen Preisen aus vergangenen Jahren, wo die Jury sich nicht auf einen Preisträger einigen konnte. Ich bitte Euch, das es in diesem Jahr vielleicht an Anspruch und Ideenreichtum gemangelt haben soll, will ich ja noch nachvollziehen, aber he, wenn eine Jury sich auf einen Preisträger nicht einigen kann/will, wie auch immer, den Preis einfach nicht zu vergeben, halte ich schon für sehr fragwürdig. Man hätte in diesem Falle das Los entscheiden lassen können.

LG
Termi
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Kalderon am 16. September 2006, 15:12:24
Zitat von: Termoniaelfe am 16. September 2006, 14:35:42
Und was ist mit den nichtvergebenen Preisen aus vergangenen Jahren, wo die Jury sich nicht auf einen Preisträger einigen konnte. Ich bitte Euch, das es in diesem Jahr vielleicht an Anspruch und Ideenreichtum gemangelt haben soll, will ich ja noch nachvollziehen, aber he, wenn eine Jury sich auf einen Preisträger nicht einigen kann/will, wie auch immer, den Preis einfach nicht zu vergeben, halte ich schon für sehr fragwürdig. Man hätte in diesem Falle das Los entscheiden lassen können.

LG
Termi

Das kommt darauf an, wie man einen Preis betrachtet. Der Geldpreis oder Veröffentlichungspreis ist ein Nutzenpreis.
Wenn der Preis aber kein Nutzenpreis ist, sondern "lediglich" als eine Auszeichnung für hervorragende Qualität dient, dann kann ich mir nicht vorstellen, einen solchen zu vergeben, wenn er nicht gerechtfertigt ist.

Ein Los über Qualität entscheiden zu lassen käme für mich diesbezüglich niemals in frage.

Ein Preis ist nicht gleich ein Preis.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Aneirin am 18. September 2006, 14:31:19
Hallo,

ich weiß nicht, warum man sich ärgern sollte. Die Macher vom KJL legen die Kriterien fest und sind da ganz und frei in ihrer Entscheidung. Sie können den Anspruch so hoch schrauben wie sie wollen. Wenn dann nichts dabei ist, was ihren Ansprüchen, ist es nur konsequent, den Preis nicht zu vergeben, als nun einfach die beste von 300 Einsendungen zu prämieren.

ZitatIch kann mich schlecht hinstellen und sagen: "Ich suche etwas, was den Umfang von Herr der Ringe, die orginelle Idee von Harry Potter und das schreiberische Geschick eines Dan Brown widerspiegelt...!"
Natürlich können sie das tun, obwohl sie wahrscheinlich kaum diese Autoren gewählt haben, weil sicher nicht kommerzieller Erfolg die Richtschnur war.

Die Entscheidung der juroren hat für mich auch gar ncihts mit der unseligen Frage zu tun, ob man in der Schule langweilige Problemliteratur lesen musste oder nicht.

Grüße
Aneirin
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: gbwolf am 10. April 2007, 09:56:24
Der Preis wird in diesem Jahr wieder ausgeschrieben und für Kurzentschlossene ist nicht mehr viel Zeit bis zum 15. Juni.

Was genau sie mit
Zitatliterarische und künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur
defineren weiß ich allerdings auch nicht. Die Kinder sollen an dem künstlerisch-wertvollen buch ja auch ihren Spaß haben  ;)

Schade, dass nicht mal ungefähr auf die Altersgruppe hingewisen wird.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Wilfried am 10. April 2007, 14:41:18
Wenn der Hammer so hoch hängt:
ZitatSeit 1977 vergibt die Stadt Oldenburg einen Preis für herausragende literarische und künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur. Der Preis ist der einzige seiner Art in Deutschland.
Als Förderpreis dient er dem Ansporn und der Ermutigung von AutorInnen und IllustratorInnen, die ein Erstlingswerk vorlegen. Zugleich soll innovativen Ideen eine Chance gegeben und ein Anreiz geschaffen werden, die Werke Unbekannter in die Verlagsprogramme aufzunehmen.
....
Der Erfolg läßt sich auch daran ablesen, daß viele Preisträger weitere Veröffentlichungen vorgelegt haben und ausgezeichnete Erstlingswerke mehrfach aufgelegt wurden oder weitere Ehrungen erhielten. Einige der Preisträger gehören heute zu den bekanntesten und erfolgreichsten Schaffenden der Kinder- und Jugendliteratur im deutschsprachigen Raum.

ist es doch ganz logisch, dass die sich das mit dem Preis genau überlegen.

... nur mal laut gedacht .... Hohlbein-Preis und KJL dürften sich doch gegenseitig nix tun, oder?

LG

Wilfried
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Elena am 10. April 2007, 15:01:45
Ganz sicher nicht. Ich habe mir jetzt mal ein Buch einer vorherigen Preisträgerin besorgt ("Marsmädchen" von Tamara Bach) und werde mal schauen, was sie nun unter "literarische und künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur" verstehen. Fantasy ganz sicher nicht ...
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: fuxli am 10. April 2007, 15:55:38
Wenn man bedenkt, daß der Preis auch schon im Jahr davon mit einer ähnlichen Begründung nicht vergeben wurde, fragt man sich schon, ob es wirklich nur an der Qualität der Einsendungen lag.  :hmmm:
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Elena am 10. April 2007, 18:21:31
Ich frage mich viel mehr, was sie unter Qualität verstehen ... Ich habe in das Buch mal reingelesen, und ich sag mal so, ne Offenbarung ist es nicht gerade.  ::)
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Deyourah am 10. April 2007, 18:50:26
Hi!

Ich hab mich bislang nicht wirklich mit der Kibum oder dem Preis beschäftigt, deshalb würde mich mal interessieren, was für Bücher da schon gewonnen haben? Die würde ich mir gerne mal ansehen, vielleicht kann mir ja wer von euch die Titel nennen?

(Übrigens finde ich, wenn ein Preis (in diesem Falle meine ich einen Sach-/Nutzpreis) fest ausgeschrieben wird, muss auch einer vergeben werden. Heißt es, es wird "unter Umständen", "gegebenenfalls", oder ähnliches ein Preis vergeben, ist das eine andere Sache. Aber die Veranstalter müssen damit rechnen, dass sie auch mal Einsendungen kriegen, die ihnen alle nicht so hundertprozentig zusagen. Wenn es um eine Auszeichnugn geht, sehe ich das anders. Die sollte nur dann vergeben werden, wenn das Buch auch wirklich hervorragend ist!)


Deyourah
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Schelmin am 10. April 2007, 18:52:21
http://www.oldenburg.de/stadtol/index.php?id=1224
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Deyourah am 10. April 2007, 18:59:58
Danke! :)

Teils klingen die Titel aber nicht nach Kinderbüchern... Wenn man das so sagen darf...
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Elena am 10. April 2007, 19:40:57
Es sind halt auch Jugendbücher dabei, Bücher wie "Marsmädchen" und "Heim" gehen eher in die Richtung.

Das ganze scheint auch eine Entwicklung zu sein. "Die große Flatter" und "Der Bleisiegelfälscher" habe ich auch gelesen, die waren wirklich gut. "Der Bleisiegelfälscher" war bisher einer der wenigen historischen Romane, für die ich mich erwärmen konnte.
In "Bitterschokolade" habe ich mal reingelesen, scheint ein ganz normales Problembuch zu sein, "Marsmädchen" und "Jo im roten Kleid" sind in einem sehr literarischen, ziemlich farblosen Stil verfasst, nicht, was ich als Jugendliche ansprechend gefunden hätte. Jugendbücher für Erwachsene.

Das heißt? Vermutlich muss inzwischen einigermaßen "literarisch" schreiben, und letztendlich kann es keiner sagen. Ich hab meine Idee und mein Projekt, und wenn sie es gut finden, okay, wenn nicht, dann habe ich wenigstens den Roman. Und letztendlich wäre es mir lieber, hundert begeisterte jugendliche Leser zu haben als fünf begeisterte Jurymitglieder.

Liebe Grüße,

Elena
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Papiervogel am 11. April 2007, 17:03:53
Na, nur kein Neid!
Da sind eine ganze Reihe toller AutorInnen und erfolgreicher Bücher dabei. Und literarisch zu schreiben ist nicht automatisch dasselbe wie nicht gelesen zu werden!
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Papiervogel am 11. April 2007, 17:38:00
Ja, das ist sicher richtig.
Wenn Euch die Namen der bisherigen PreisträgerInnen nichts sagen, könnte das einfach daran liegen, dass Ihr Euch in Nicht-Fantasy nicht so auskennt bzw. Euch nicht dafür interessiert.
Mirjam Pressler z.B. ist durchaus ein "Star" und auf jeden Fall das, was Du wohl unter Dauerbrenner verstehst. Und Tamara Bach ist eine der großen Nachwuchshoffnungen. "Busfahrt mit Kuhn" z.B. ist richtig klasse und sehr innovativ von der Schreibe her!
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Elena am 11. April 2007, 21:52:58
ZitatWenn Euch die Namen der bisherigen PreisträgerInnen nichts sagen, könnte das einfach daran liegen, dass Ihr Euch in Nicht-Fantasy nicht so auskennt bzw. Euch nicht dafür interessiert.

Das würde ich so nicht sagen, ehrlich gesagt ich fühle mich dadurch etwas, hm, in eine bestimmte Ecke gedrängt. Ich lese im Verhältnis sehr viel weniger Fantasy als nicht-Fantasy, und natürlich ist mir Mirjam Pressler ein Begriff. "Bitterschokolade" habe ich auch nicht in die Hand genommen, weil ich wusste, dass es den Preis gewonnen hat - das wusste ich nicht. Sondern weil ich es als Jugendliche in der Jugendbuchabteilung gefunden habe, aber ich habe es eben wieder zurück gestellt (wie auch "Jo im roten Kleid" z.B.).

Es gestaltet sich nur schwierig, anhand der bisherigen Preisträger auszumachen, was die  Jury als prämierenswert findet (ich habe gestern Marsmädchen gelesen, und es unterscheidet sich schon extrem von zum Beispiel dem Bleisiegelfälscher). Schelmin hat da schon etwas zu geschrieben ...
Andererseits denke ich, dass es allein deswegen keine Linie gibt und geben kann, weil die Jury jedes Jahr aus anderen Mitgliedern besteht, wenn ich das richtig gesehen habe. Da Tendenzen zu erkennen ist sicher allein deswegen nicht möglich, außer, dass Fantasy den Ansprüchen wohl als Genre allein schon nicht genügt.
Gefordert sind wohl Bücher, die die Lebenswelt der Jugendlichen darstellen, oder was dafür gehalten wird.

Nun gut, wie gesagt: ich habe meine Idee und hoffe, dass die Zeit dafür reichen wird, sie umzusetzen. Alles andere werden wir dann sehen.

Liebe Grüße,

Elena
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: gbwolf am 18. Oktober 2016, 14:55:38
Zehn Jahre später - der Preis wird wieder nicht vergeben, weil sich kein preiswürdiges Manuskript gefunden hat: https://www.boersenblatt.net/artikel-oldenburger_jugendbuchpreis_wird_2016_nicht_vergeben.1243757.html
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Ary am 18. Oktober 2016, 15:08:58
Okay, ich kenne mich auf dem KiJuBu-Sektor nicht aus, vor allem auf dem fantasyfreien nicht, wahrscheinlich liegt es daran, dass ich keinen der genannten Preisträger kenne.
Ich habe das Gefühl, die Messlatte liegt da zum einen recht hoch, und zum anderen ... wenn ich mir so durchlese, was für eine Art Bücher da schon prämiert wurde und was für eine Art Bücher da eingereicht wurde, wäre das nichts, was ich als Kind hätte unbedingt lesen wollen. Klingt alles so nach "Problembuch".
Ich frage mich, ob es sinnvoll wäre, neben den ganzen diplomierten Pädagogikherrschaften vielleicht auch mal parallel dazu eine Jugend-Jury zur Auswahl zu prämierender Jugend-Bücher einzusetzen.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Kati am 18. Oktober 2016, 15:23:29
Ich frage mich gerade, weshalb sie einige Autoren und Manuskripte hervorheben und sogar empfehlen, aber den Preis trotzdem nicht verleihen. Wieso einerseits sagen, die Qualität war nicht gut genug aber dann doch vier Manuskripte als empfehlenswert einstufen? Das verstehe ich nicht so ganz, wenn diese vier Manuskripte so lesenswert sind, hätte dann nicht eines davon den Preis verdient? Das muss sich ja auch super anfühlen, wenn sie sagen "Ja, dein Buch war richtig toll und wir empfehlen es, aber den Preis kriegt es trotzdem nicht, dafür hat die Qualität dann doch nicht ausgereicht". Einige der genannten, in den Vorjahren ausgezeichneten Autoren kenne ich und natürlich schreiben die gute Bücher, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass unter so vielen Einsendungen gar nichts dabei war, das eine Auszeichnung verdient hätte. Ansonsten bin ich da bei Aryana. Vielleicht wäre es sinnvoll zumindest ein paar Jurymitglieder hinzuzuziehen, die tatsächlich zur Zielgruppe gehören.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Denamio am 18. Oktober 2016, 15:35:44
Zitat von: Charlotte am 18. Oktober 2016, 15:23:29
Vielleicht wäre es sinnvoll zumindest ein paar Jurymitglieder hinzuzuziehen, die tatsächlich zur Zielgruppe gehören.

Das ist ein guter Punkt, selber wollte ich da auch schon drauf hinweisen. Allerdings haben sie wohl genau das getan. Zumindest eingeschränkt, eins von fünf Jury Mitgliedern wird als Schülerin aufgelistet. Naja und zwei sind Pädagoge, was wohl eine gewisse Neigung zur Problemliteratur erklären könnte.

Aber davon ab finde ich die Umgangsart ziemlich heftig. Nicht nur genug damit, dass sie pauschal eine vernichtende Aussage über alle Einsendungen treffen; Und zwar nicht als entsprach nicht unseren Vorstellungen sondern gleich wegen "mangels Qualität". Der Großteil der Autoren, welche ihre Werke eingeschickt haben, sind im Glück. Ihr Name steht da nicht für alle Ewigkeit bei einem Preis festgebrannt, der mangels Qualität keinen Sieger hatte.
Schlimmer trifft es die Autoren die nun namentlich genannt wurden. Die Intention war vielleicht gut gemeint, aber die Bücher sind jetzt verbrannte Erde und die Autoren damit stigmatisiert. Autsch.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Franziska am 18. Oktober 2016, 16:26:15
Das ist doch der Preis, wo man damit einverstanden sein muss, dass der reale Name genannt wird, oder? Das war für mich schon ein Kriterium, da nicht mitzumachen. Was bringt mir dass, wenn ich unter einem Pseudonym schreibe? Und wenn einen Job hat, bei dem man den Namen nicht veröffentlichen möchte ist das auch doof. So hoch ist das Preisgeld dann auch nicht, dass man davon jahrelang leben könnte. Wenn sie meinen, da ist nichts bei den Einsendungen dabei, was gut genug ist, gut und schön. Dann noch die Namen der Autoren zu nennen finde ich auch dabeben. ::)

In Deutschland fehlt wirklich ein guter Preis für deutschsprachige Jugendliteratur. Der deutsche! Jugendliteraturpreis wird ja immer an amerikanische Bestsellerautoren vergeben.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: traumfängerin am 18. Oktober 2016, 16:39:34
Ich habe mir die Begründungen der Jurymitglieder durchgelesen, die durchaus differenziert sind, und für mich hört es sich so an, als wolle man mit der Nicht-Vergabe des Preises ein Statement setzen. Ein Statement gegen den Mainstream der Literatur, ein Statement für Wagnisse, Experimente und eine einzigartige Stimme, die man als Autor entwickelt.

Nach diesen Begründungen bin ich mir unsicher, wie ich die Nicht-Vergabe bewerten soll. Einerseits ist es das, was wir uns wünschen. Wir wollen mit einzigartigen Stoffen, mit neuen Geschichten, die total verrückt und abstrus sind, mit diesen Geschichten wollen wir eine Chance haben. Ich will solche Bücher auch lesen, Bücher, die eben nicht schon immer da waren. In den Begründungen klingt durch, dass die Jury so etwas auch lesen wollte. Somit ist diese Nicht-Vergabe eine Ohrfeige an die Verlage und ein Aufruf dazu mehr zu wagen.

Andererseits jedoch kenne ich die Bücher nicht, die eingereicht wurden. Ich weiß nicht, ob diese wirklich so beliebig waren, handwerklich zwar gut gemacht, nette Figurenentwicklung, gute Sprache, aber eben nicht so besonders, wie man sich das gerne wünschte, bzw. wie die Jury sich das gerne wünschte. Aber Fachjurys tendieren ja gerne mal dazu, ihren Anspruch so hoch zu setzen, dass niemand ihn erreichen kann. Und wer weiß, ob das, was die Fachjury als auszeichnungswürdig ansehen würde auch lesenswert wäre.  ::)
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Ary am 18. Oktober 2016, 18:41:25
ZitatIch habe mir die Begründungen der Jurymitglieder durchgelesen, die durchaus differenziert sind, und für mich hört es sich so an, als wolle man mit der Nicht-Vergabe des Preises ein Statement setzen. Ein Statement gegen den Mainstream der Literatur, ein Statement für Wagnisse, Experimente und eine einzigartige Stimme, die man als Autor entwickelt.

Dann sehe ich das Problem aber auch zum Teil in einer Publikumsverlags/Literaturverlagswelt, die eine große Scheu vor Neuerungen, vor Experimentellem und noch-nie-Dagwesenem hat und sich lieber in der Sicherheit des Mainstreams ausruht, der die Verkaufszahlen bringt.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Alana am 18. Oktober 2016, 19:01:45
ZitatUnd wer weiß, ob das, was die Fachjury als auszeichnungswürdig ansehen würde auch lesenswert wäre.

Das ist auch eine Frage, die ich mir oft stelle. Viele deutsche Buchpreise sind in ihrer Auswahl so weltfremd und leserfern ... ja, da werden vielleicht ausgefallene, tolle Bücher ausgezeichnet und solche Preise muss es auch geben, aber die vorhandenen Preise sollten eigentlich eine gute Mischung der deutschen Literatur abbilden und nicht alle auf E-Literatur abzielen. Ich finde die Begründung der Nicht-Vergabe durchaus verständlich und gar nicht negativ gegen die Autoren gerichtet. Vielleicht sieht sich der Preis eher wie der Oscar in den Achievement-Kategorien: die werden eben nur verliehen, wenn jemand wirklich etwas neues, herausragendes geleistet hat und das finde ich durchaus legitim. Das bedeutet nicht, dass das vorhandene nicht gut war.

@Franziska: Immerhin gibt es ja ab diesem Jahr den Jugendbuchpreis von Delia, für deutschsprachige Jugend-Liebesromane. :)
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: traumfängerin am 18. Oktober 2016, 19:21:37
Zitat von: Aryana am 18. Oktober 2016, 18:41:25
Dann sehe ich das Problem aber auch zum Teil in einer Publikumsverlags/Literaturverlagswelt, die eine große Scheu vor Neuerungen, vor Experimentellem und noch-nie-Dagwesenem hat und sich lieber in der Sicherheit des Mainstreams ausruht, der die Verkaufszahlen bringt.
Ja, genauso würde ich dieses Statement beurteilen, dass die Fachjury mit der Nicht-Vergabe des Preises machen wollte: Als Kritik an den Publikums-/Literaturverlagen, dass sie eben nichts Neues wagen, und als ihr kleiner Beitrag dafür, dass sich daran etwas ändert.

Aber wie gesagt, ob es tatsächlich so war, dass nichts Innovatives dabei war, oder ob der Anspruch der Fachjury einfach nur zu hoch war, kann ich nicht beurteilen.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Alana am 18. Oktober 2016, 19:38:54
ZitatAls Kritik an den Publikums-/Literaturverlagen, dass sie eben nichts Neues wagen

Mag sein, aber das passt dann für mich nicht ganz zusammen. Denn die Begründung bezieht sich ja vor allem auf außerordentliches Handwerk und originelle Stimme des Autors. Das sind Details, die eher nicht der Grund sind, warum Verlage Manuskripte ablehnen. Die Verkaufbarkeit richtet sich ja eher nach dem Plot und den Figuren, nach dem Genre und den gerade gefragten Trends. Originelle Stimmen mit gut verkaufbaren Stoffen sind ja eigentlich genau das, was Verlage suchen.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: traumfängerin am 18. Oktober 2016, 19:46:09
Lies dir die Begründung von Robert Elstner durch, dann findest du genau das, was ich meine - zumindest wenn ich den Passus "bereits lektorierte Debüts" richtig interpretiere. Er geht darin auch ein wenig mit dem Kinder- und Jugendbuchmarkt ins Gericht.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Alana am 18. Oktober 2016, 20:01:10
Ja, stimmt schon, das könnte man als Kritik an den Verlagen verstehen.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Ahneun am 18. Oktober 2016, 20:17:53
Zitat von: traumfängerin am 18. Oktober 2016, 16:39:34
Andererseits jedoch kenne ich die Bücher nicht, die eingereicht wurden. Ich weiß nicht, ob diese wirklich so beliebig waren, handwerklich zwar gut gemacht, nette Figurenentwicklung, gute Sprache, aber eben nicht so besonders, wie man sich das gerne wünschte, bzw. wie die Jury sich das gerne wünschte. Aber Fachjurys tendieren ja gerne mal dazu, ihren Anspruch so hoch zu setzen, dass niemand ihn erreichen kann. Und wer weiß, ob das, was die Fachjury als auszeichnungswürdig ansehen würde auch lesenswert wäre.  ::)

Beim lesen Deines Beitrages stellt sich mir auch die Frage, ob man für die Fachjury schreibt, oder für den gemeinen Leser schlechthin.
Was wäre dann das Ziel? Eine Leserschaft die einem die Werke aus den Händen reißt. Oder ein anerkannter Titel wo nur die Fachjury letztendlich das Werk toll findet.
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: traumfängerin am 18. Oktober 2016, 20:30:36
Zitat von: A9 am 18. Oktober 2016, 20:17:53
Beim lesen Deines Beitrages stellt sich mir auch die Frage, ob man für die Fachjury schreibt, oder für den gemeinen Leser schlechthin.
Was wäre dann das Ziel? Eine Leserschaft die einem die Werke aus den Händen reißt. Oder ein anerkannter Titel wo nur die Fachjury letztendlich das Werk toll findet.
Im besten Fall ja beides. Und bei aller vielleicht berechtigter Kritik an Fachjurys, es gibt auch sehr viele, wirklich gute Bücher, die sowohl eine Fachjury als auch das Publikum zu überzeugen vermochten. Sieht man sich die Kinder- und Jugenbuchautoren auf den Bestsellerlisten an, so haben diese oft auch eine beeindruckende Liste an Preisen aufzuweisen, die sie bereits gewonnen haben. Ganz auseinander gehen Publikums- und Fachjury-Geschmack also nicht.  :)
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Ahneun am 18. Oktober 2016, 20:40:11
@traumfängerin  "Die Hoffnung stirbt zuletzt" :hmhm?:
Aber natürlich beides. Denn wenn man einen Preis bekommt ist das schon nicht schlecht für´s Image und wenn das sich auf den Zuspruch der Leserschaft auswirkt - und nicht nur wegen dem Preis - dann hat man doch ein gutes Buch geschrieben.  :vibes:

... also ich muss noch!  :engel:
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Alana am 03. November 2016, 10:16:50
Hier gibt es noch eine ausführliche Meinung dazu: http://www.buecher-leben.de/2016/11/warum-ist-das-so-salah-naoura-antwortet/#more-12072
Titel: Re: KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben
Beitrag von: Steffi am 03. November 2016, 11:24:10
Zitat von: Aryana am 18. Oktober 2016, 15:08:58
[...] nichts, was ich als Kind hätte unbedingt lesen wollen. Klingt alles so nach "Problembuch".
Ich frage mich, ob es sinnvoll wäre, neben den ganzen diplomierten Pädagogikherrschaften [...]

Da muss ich echt reingrätschen. _Ich_ habe solche "Problembücher" als Kind gerne und zuhauf und mit viel Begeisterung gelesen.  ::) Nur, weil etwas als E-Literatur abgestempelt wird (allein schon diesen Mechanismus finde ich kurios, also daraus einen Makel zu machen) bedeutet das ja nicht, dass es ein schlechtes und nicht lesbares Buch ist. Und dass man eben genau solche anspruchsvollen Bücher auszeichnen möchte und ggfs mangels passendem Kandidaten darauf verzichtet, finde ich nach wie vor völlig legitim und wichtig.