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Schreiben muss man nicht lernen, man braucht nur Fantasie

Begonnen von Alana, 20. Februar 2009, 00:55:58

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Schreiberling

Was mich auch immer wieder erstaunt, ist zu hören, dass andere Nicht-Schreiberlinge glauben, man setzt sich mal eben für 'ne halbe Stunde hin und hat dann ein ganzes Kapitel fertig geschrieben.  :no:
Die meisten wissen gar nicht, dass vor und nach dem Schreiben auch noch Arbeit folgt (abgesehen von der Tatsache, dass das mit dem Schreiben meistens nicht so schnell geht). Überarbeiten, recherchieren, plotten,... viele Leute, die ich getroffen habe, bringen diese Dinge nicht mit dem Schreiben in Verbindung und übersehen, dass Schreiben oft alles andere als ein Zuckerschlecken ist.

Liebe Grüße,
Schreiberling

Drachenfeder

#16
Jemand hatte vorhin geschrieben, dass manche sagen und denken, wenn sie Zeit haben, dass sie sich dann auch mal hinsetzen und ein Buch schreiben. Da gibt es sogar viele die das auch machen. Habt ihr so ein schon mal gelesen?? Man merkt das sie nie gelernt haben zu schreiben. Ich frag mich dann nur welche Verlage sich auf so einen Mist einlassen.  :wums: Learning by Doing heißt noch lange nicht ein gutes Buch zu schreiben.



Sooky

Ich schliesse mich den anderen an - Talent oder Fantasie hin oder her, man muss es können. Und können gliedert sich in zwei Spalten: Handwerk - Grammatik, Orthographie, sowas, zusätzlich zu dem, was man halt in einem klassischen Roman braucht, also plotting, spannungskurve und andere, halt eher handwerkliche Sachen - und Übung.
Übung, wie schon oft erwähnt, ist schreiben bis die Finger abbrechen (Natürlich symbolisch gemeint ;)). Ich glaube überdies auch, dass "viel geschrieben haben" nicht gleich "gutes Handwerk" ist. Darauf deuten erstens meine frühen Schreiberfahrungen hin: Ich habe extrem viel geschrieben, keine ganzen Romane oder so, aber  viele kurze Geschichten und noch mehr angefangene Kurz- und Langgeschichten, die alle samt grottenschlecht waren. Und der Grund dafür ist einfach, dass ich mich keinen blassen Schimmer um mein Handwerk gekümmert habe. Erst seit einiger Zeit versuche ich intensiv im Geschreibsel meine Fehler, Löchrigkeiten und den Quark auszupolieren, und das erst verbessert wirklich die Qualität meines Schreibens ;D

Und was Romilly sagt, ist natürlich auch richtig, man braucht alles: Talent, Fantasie, Gutes Deutsch, Können, Übung, Begeisterung - wenn ich mir mal die Freiheit lasse, die 3 Sachen weiter aufzuspalten. Vielleicht in anderen Mengen, selbst Leute, die nicht soo viel Talent haben, können gute Schreiber werden, meiner Meinung nach, aber bestimmt geht es nicht ganz ohne. 

Ausserdem unterschreibe ich Korikos Satz:
ZitatFantasie ist der Anfang, doch eine Geschichte im Kopf zu haben und sie auch stilistisch passend aufs Papier zu bringen, ist ein himmelweiter Unterschied.  :engel:

Romy

Zitat von: Schreiberling am 20. Februar 2009, 15:06:45
Was mich auch immer wieder erstaunt, ist zu hören, dass andere Nicht-Schreiberlinge glauben, man setzt sich mal eben für 'ne halbe Stunde hin und hat dann ein ganzes Kapitel fertig geschrieben.  :no:

So was in der Art denke ich mir auch häufiger mal. Ein Kapitel zu lesen dauert (je nach Länge) vielleicht eine halbe Stunde, aber wie lange musste der Autor insgesamt daran arbeiten, bis es wirklich veröffentlichungswürdig war? Reicht da eine Woche?  ::)

Ich muss ja zugeben, dass es mich ziemlich langweilt, über diese Sache mit Nicht-Schreibern zu diskutieren. Da sage ich dann 1-2 Mal was und lasse ihnen dann ihren Glauben. Die Meisten, die immer behaupten, sie hätten ja so viele Ideen, aber leider leider gar kein Talent zum schreiben, wollen gar nicht hören, dass sie es mit viel Übung doch schaffen könnten. Aber das wäre ja mit Anstrengung verbunden und die wollen die Meisten sich nicht machen.

Mrs.Finster

#19
Ohne die Beiträge verweg alle gelesen zu haben, schließe ich mich dem einen oder anderen an. Es ist einfach nicht möglich, ohne Vorkenntnisse drauf los zu tippen und zu hoffen man schreibt gleich ein Meisterwerk. Ich setzte da immer wieder auf das Altbewerte:
Schreiben, Schreiben, Schreiben
Lesen, Lesen, Lesen ;D

Wenn ich alte Texte von mir anschaue, bevor ich angefangen habe mich intensiv mit dem Schreiben zu beschäftigen, kann ich nur sagen OH MEIN GOTT  :hmhm?: wo ist die nächste Mülltonne?
Aber gerade diesen Prozess finde ich so unheimlich spannend: zu sehen wie man sich Schritt für Schrittt weiter entwickelt.

Was der Freund deiner Mutter vielleicht meinte, aber nicht genau ausgedrückt hat ist das Gefühl für die Sprache. In dem Punkt gebe ich ihm sogar recht. Jemand der die Sprache nicht fühlt, sondern die Schrift nur als bloße Zeichen auf dem Papier ansieht, wird nie einen guten Roman verfassen.
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Alana

Zitat von: Mrs.Finster am 20. Februar 2009, 15:39:00
Was der Freund deiner Mutter vielleicht meinte, aber nicht genau ausgedrückt hat ist das Gefühl für die Sprache. In dem Punkt gebe ich ihm sogar recht. Jemand der die Sprache nicht fühlt, sondern die Schrift nur als bloße Zeichen auf dem Papier ansieht, wird nie einen guten Roman verfassen.

Ich glaube schon, dass man auch gerade sprachlich sehr viel lernen kann.
Außerdem ist sprachliche Virtuosität ja heute auch gar nicht mehr nötig um einen Bestseller zu schreiben  ::)

Aber es stimmt schon, man muss irgendwie einen Zugang dazu finden, sonst bekommt man auch kein Buch zustande.

Ich bin übrigens selbst einer von diesen Ex-Nichtschreibern und habe immer gedacht, dass man das eben einfach mal so runter schreibt.
Ich habe immer gedacht, dass es mir an Kreativität mangelt, weil ich nie über die erste Seite hinausgekommen bin.
Jetzt weiß ich, dass es mir am Handwerklichen fehlt, dass die Ideen hingegen nur so sprudeln und das macht mich unheimlich froh, denn das Handwerkliche kann man lernen und das macht sogar Spaß.
Alhambrana

Feuertraum

Diese Frage kann man mit einem eindeutigen Jain beantworten.
Im Montsegur-Forum gibt es Autoren, die es geschafft haben, Romane zu veröffentlichen OHNE das Handwerk des Schreibens wirklich erlernt zu haben. Sie haben viel gelesen, sie haben analysiert.  Sie haben nicht bloß ein Genre gelesen und nicht bloß einen Autor. Sie haben sich durch viele Jahrzehnte Literatur durchgearbeitet.
Sie haben nie Bücher übers Schreiben gelesen.
Und schreiben trotzdem Bestseller.

Ich gehe auch einen Schritt weiter, auch wenn ich damit Gefahr laufe,  :pfanne: zu bekommen, aber ich sage es ganz ehrlich: Schreiben ist einfach!
Gut zu schreiben ist schon um einiges schwieriger.
Die wirkliche Hauptarbeit jedoch, die mbMn wirklich Talent, Technik und Handwerk erfordert, das ist das Überarbeiten. Da trennt sich Spreu vom Weizen, erkennt man den "Meister" gegenüber den "Anfänger".

In diesem Sinne
LG
Feuertraum
(Amateur)

Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Manja_Bindig

Feuertraum, viel zu lesen gehört auch zum Handwerk.
durch Lesen entwickelt sich das Sprachgefühl weiter, du entdeckst in verschiedenen Stilen merkmale, die dir gefallen, die du irgendwann mitübernimmst - oder du siehst, wie man es eben NICHT machen sollte. Malen und Zeichnen lernt man schließlich auch TEILWEISE darüber, dass man abmalt/abzeichnet(ja, auch nach der Natur oder nach Modell zu malen ist meiner Meinung nach abmalen. ;) ). Zumindest kann es einem helfen, wenn man das, was man nachahmen will, nachzuvollziehen versucht - was ja nun mal die von ihnen erwähnte Analyse ist.
Aber die ist der erste Schritt zut Umsetzung.


TheaEvanda

Feuertraum:

Die Leute, die das "schreiberische Handwerk" nie erlernt haben, haben es trotzdem studiert - und haben es sich als Autodidakten sicherlich nicht leicht gemacht.

Schreiben ist meiner Erfahrung nach wie Harfe spielen: Solange das Instrument gestimmt ist (eine Idee da ist), ist es einfach, ihm ein paar schöne Töne zu entlocken. Auf Zuruf allerdings komplexe Stücke zu spielen - das verlangt Jahre der Übung und viel Erfahrung.

Schoene Gruesse,

Thea
Herzogenaurach, Germany


Sprotte

Ich bezweifle, daß man ohne Phantasie oder lebhafte Kreativität ein Buch schreiben kann. Aber: Man muß die auf einen einstürmenden Ideen auch sortieren, ordnen und bewerten können! Lange nicht jede Idee, die einen plötzlich überfällt (meist an einem höchst unwahrscheinlichen Ort), taugt auch, geschrieben zu werden.
Vom Gefühl und Gespür für Sprache ganz abgesehen, vom Einfühlen in die Charaktere.
Dann kommt der handwerkliche Teil  :wums: Ich schreibe direkt in den PC, und ich fluche oft, weil mir die Tastatur zu langsam ist. Wenn ich einen Lauf habe, kann es mir gar nicht schnell genug gehen, die Ideen in die Kiste zu bringen - nur um dann etliches beim Überarbeiten wieder rauszustreichen, weil es in dem Augenblick zu sehr hervorsprudelte.

Ich denke auch, daß Lesen eine der wichtigsten Voraussetzungen überhaupt ist. Alles lesen, Schlechtes (und erkennen, warum es schlecht ist), Gutes (um möglichst viel davon zu lernen), Brillantes (um zu verstehen, wie Birllanz entsteht).
Wer kennt Georgette Heyer? Die Frau hat unglaubliche Dialoge geschrieben, die dank behutsamer und sorgfältiger Übersetzung auch in den deutschen Fassungen brillieren. Ich war sooo neidisch auf diese spitzfindigen, humorvollen Wortwechsel! Wie kann man solche Dialoge schreiben? Worauf basiert der Humor? Das ist Forschung, die einen Autoren weiterbringt auf dem laaaangen, mühevollen Weg, ein guter Erzähler zu werden.

Romy

Zitat von: Feuertraum am 20. Februar 2009, 19:47:13
Diese Frage kann man mit einem eindeutigen Jain beantworten.
Im Montsegur-Forum gibt es Autoren, die es geschafft haben, Romane zu veröffentlichen OHNE das Handwerk des Schreibens wirklich erlernt zu haben. Sie haben viel gelesen, sie haben analysiert.  Sie haben nicht bloß ein Genre gelesen und nicht bloß einen Autor. Sie haben sich durch viele Jahrzehnte Literatur durchgearbeitet.
Sie haben nie Bücher übers Schreiben gelesen.
Und schreiben trotzdem Bestseller.

Feuertraum, eigentlich beantworten Sie sich die Frage doch selbst.  ;) Ohne das ich diese Autoren kenne, Sie sagen es doch selbst, dass diese Menschen furchtbar viel getan haben, um dem Schreiben näher zu kommen. Alle diese kleinen Maßnahmen, die Sie aufzählen haben dazu gedient, das Schreiben zu erlernen.
Das passiert meistens ganz unbewusst und man entwickelt sich weiter. Selbst wenn man das Schreiben richtig studiert hat (ob nun an einer richtigen Hochschule oder in einem ominösen Fernstudium) kann man nicht davon ausgehen, dass man anschließend total perfekte Texte schreibt und der neue Bestsellerautor ist. Leider gibt es kein Patentrezept, um ein guter und im Idealfall erfolgreicher Autor zu werden, da spielen so einige Faktoren mit ...  ;)

Coppelia

#26
Hm, ich wär bei den Äußerungen vorsichtig, dass es jemand ohne Üben bis zur Spitze bringt. Manche Leute sagen das nämlich auch nur, um sich wichtig zu machen, und heimlich üben sie wie die Blöden. Sie glauben offenbar, sie würden toller dastehen, wenn man glaubt, sie seien Genies, als wenn sie sich dazu bekennen, fleißig (und natürlich auch talentiert) zu sein.
Ich kenne das aus Latein. Am Anfang war ich auch immer schwer beeindruckt, wenn ich solche Leute getroffen habe, und habe mich unfähig gefühlt, weil ich immer so viel üben musste und auch dazu gestanden hab, aber letzten Endes bin ich ziemlich sicher, dass sie dasselbe getan und nur nicht zugegeben haben.
Das ist jetzt gegen niemand bestimmten gerichtet, nur eine allgemeine Ansicht. ;)

Tenryu

#27
Vielleicht liegt das daran, daß in Deutschland diesem Genie-Kult stärker gefrönt wird, als in anderen Kulturkreisen. In Amerika würde sich keiner genieren zuzugeben, daß er einen Kursus in "creative writing" belegt hatte.

Interesanterweise gibt es bei uns auch eine unterschiedliche Wahrnehmung der verschiedenen Künste:
Ein Musiker besucht selbstverständlich jahrelang ein Konservatorium und ein Maler eine Kunsthochschule. Aber der Dichter hat gefälligst aus eigenem Genie heraus zu dichten.
Und ich denke, daß viele (besonders die elitären) Autoren auch gerne diesen Mythos pflegen. Es macht sich nun einmal besser, wenn einer in seiner Biographie behaupten kann, gleich mit seinem ersten Roman einen Erfolg gelandet zu haben. Wie viele Tausend Seiten davor in den Papierkorb gewandert sind, wie viel irgendwelche Lektoren und Redakteure und Testleser an dem Manuskript verbessert haben, findet natürlich keine Erwähnung.

Und dann gibt es natürlich diese 15jährigen Bestsellerautoren, deren internationaler Riesenerfolg die Leute leicht glauben macht, man könne eben mal so neben der Schule einen großen Roman verfassen...

Manja_Bindig

Kann man ja auch, Tenryu. Und manchmal kann man das auch veröffentlichen. ;D
Kann sogar passieren, dass es sich zum Bestseller mausert.
Bleibt trotzdem die Frage, ob das Buch die Verkaufszahlen rechtfertigt.

In den USA ist streckenweise - vor allem wenn es um Arbeit und Fleiß geht - noch immer der Calvinismus verankert.
"Wer reich ist, den liebt Gott, wer arm ist, den straft Gott. Ich arbeite viel, damit Gott mich liebt und damit sich das zeigt, indem ich reich werde." (man kanns als religiöse Grundlage des Kapitalismus sehen)
Es ist eben diese typische Tellerwäscher-Millionärs-Mentalität - man erreicht nur viel, wenn man auch viel ackert und wer viel ackert und dann auch viel erreicht, wird hoch geachtet, höher als jemand, der sich ins gemachte Nest setzt.

In WEsteuropa gilt dagegen tatsächlich eher der Genie-Status... bzw. dieser Status ist auch teilweise ein Ergebnis einer ziemlich verbreiteten Einstellung. Man redet nicht über das, was hinter dem steht, was man sieht. Es gehört sich nicht, über die Arbeit zu reden, die es kostet, einen guten Roman zu schreiben, es gehört sich nciht, darüber zu reden, wie anstrengend der Weg zum Erfolg ist. Wichtig ist, was rauskommt. Fertig.
Dank dessen glaubt alle welt dann allerdings entweder, dass ein Schriftsteller ein seltenes Tier mit gottgleichem Status ist oder dass jeder sich sofort hinsetzen und nen Bestseller aufs Papier rotzen kann.(aus dieser Mentalität nähren sich viele Schreiblern-Fernkurse.)
Beides nicht gesund...

Ich glaub, ausnahmsweise halt ich es mal mit den USA. Von nix kommt nix.

Feuertraum

Sorry, Manja, aber dem wage ich gleich mehrmals zu widersprechen

1. Wenn ein kleiner Mensch mit Ideen ankommt, wird er - vorzugsweise in Deutschland - als Spinner und Schwachmat abgestempelt. Hat ein großer dieselbe Idee, ist das ganze selbstverständlich ein Geniestreich. Aber solange man nicht zu den "großen Haien" gehört, hat man einen schlechten Stand. Das zumindest sind meine Erfahrungen.

2. Haben Sie einen Schreibkursus mitgemacht? Wenn ja, dann muss es ein schlechter gewesen sein. Ich habe einen mitgemacht (damals noch Axel Anderson Akademie), die zwar in der Werbung versprachen, dass ein jeder schreiben lernen kann, die aber in ihren Kursen auch ehrlich warnten, das gute Geschichten gut zu schreiben eine Knochenarbeit ist.

Und das etwas, was nun wirklich schlecht ist, trotzdem Erfolg haben kann, beweist ein Comedian namens Oliver P. Obwohl ich viele Menschen kenne, die seinen "Humor" alles andere als gut finden, verdient er pro Jahr 1 Millionen € (ob brutto oder netto entzieht sich zwar meiner Kenntnis, aber...)
Klar spielen da ein paar Faktoren eine entscheidende Rolle: Man muss das Glück haben, dass man zur rechten Zeit am rechten Ort die richtigen Menschen trifft - und den Nerv der Massen trifft.

Trotzdem gebe ich Ihnen recht: Von nix kommt nix. Egal ob ein Buch nun gut oder schlecht ist: es muss auf jeden Fall erstmal geschrieben werden...;)

LG
Feuertraum 
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...