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Kleidungsstile

Begonnen von Smaragd, 28. Januar 2010, 13:35:58

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Chris

Upps, in meiner Begeisterung über noch einen Paper Doll-Fan habe ich vergessen, die eigentliche Antwort zu posten. Da ich als Leserin bei ausführlichen Kleidungsbeschreibungen immer das große Gähnen beginne und mutmaße, dass die Autorin oder der Autor nach Zeilen bezahlt wird  ;), erspare ich mir detaillierte Beschreibungen an sich und bemühe mich, sie - sofern nötig - in die Handlung einzubinden.
Es sei denn, die Kleidung hat besondere Bedeutung, z. B. um die soziale Stellung der Figur zu bezeichnen.
Schuhe kommen bei mir auch zu kurz - aber nur in den Texten, nicht im wahren Leben  :winke:
Viele Grüße
Chris

Guddy

#31
Ich möchte nur mal eine Gegenstimme abbilden: Ich mag diese typische Beschränkung auf irdisch-mittelalterliche Kleidung nicht. Ich glaube, dass man das auch zT. auf meinen Bildern sieht. Ich persönlich ziehe meine Inspirationen aus allem, was ich sehe: Die jetzige Realität, Bühnenoutfits von Popstars, aber auch natürlich Fantasy- und Videospielen. Das bringt eine gewisse Vielfalt rein und ich fühle mich nicht so mittelalter-versklavt ;)
Bei mir gibt's entsprechend auch eher fortschrittliche Kleidung, was die Schnitte angeht, denn Stoffe schneiden kann man so, wie man will - auch in einem Fantasysetting. Bei mir gibt's auch Unterwäsche *g*
Ich weiß bei jedem Char, was er trägt und wie er sich stylt. Ins Detail beschreiben tue ich das jedoch natürlich nicht sondern dann, wenn es meiner Ansicht nach in den Kontext passt.

Churke

Zitat von: Guddy am 05. März 2014, 19:38:06
Ich möchte nur mal eine Gegenstimme abbilden: ich mag diese typische Beschränkung auf irdisch-mittelalterliche Kleidung nicht.
Ich sehe Kleidung und Mode als Ausdruck einer Gesellschaft. Ich weiß nicht, ob man das trennen kann.

Zitat
Bei mir gibt's auch Unterwäsche *g*
Die gab's im Mittelalter aus. Nur wussten das die Historiker nicht.  ;D

Guddy

Zitat von: Churke am 05. März 2014, 19:52:18
Ich sehe Kleidung und Mode als Ausdruck einer Gesellschaft.

Natürlich. Aber wir sind ja auch im Weltenbauforum eines Fantasyforums und da gibt es zum Glück mehr als nur real-mittelalterliche Gesellschaften :)

Kati

Zitat von: ChurkeIch sehe Kleidung und Mode als Ausdruck einer Gesellschaft. Ich weiß nicht, ob man das trennen kann.

Zitat von: GuddyNatürlich. Aber wir sind ja auch im Weltenbauforum eines Fantasyforums und da gibt es zum Glück mehr als nur real-mittelalterliche Gesellschaften.

Das oben ist sehr, sehr richtig. Ich denke, man muss sich nicht streng an die Mode einer historischen Gesellschaft halten, aber vielleicht kann man so vorgehen, dass man schaut, was die Gesellschaft auszeichnet und wie sich das in der wirklichen Modegeschichte niedergeschlagen hat. (Es vergessen eh auch viele Histo-Schreiber, das Modegeschichte nicht zum Spaß existiert. Man kann über die Mode sehr viel über eine Epoche lernen.) Also ja, Kleidung sollte auch in Fantasywelten logisch sein und einen Sinn ergeben. Nichts ist einfach so aus Willkür in, ganz besonders bei Damenmode, bei den Herren aber auch.

Bei Fantasy hat man natürlich alle Freiheiten (besonders in der Gesellschaftsbildung selber, aber das hatten wir erst kürzlich an anderer Stelle), aber es muss inhaltlich doch auch in sich logisch sein. Mode ist niemals nur eye candy, sondern immer ein Ausdruck einer Gesellschaftsform und gewisser Entwicklungen. Wenn es bei dir Unterwäsche gibt (die es im echten Mittelalter auch gab, bloß anders, als moderne Unterwäsche), dann steht da eine gesellschaftliche Veränderung hinter, sowas kommt nicht einfach so. Ich weiß nicht, Mode wird ganz oft ganz stark unterschätzt. Mode kann, wenn man sie richtig schreibt, ein sehr tolles Hilfsmittel sein, um die Gesellschaft darzustellen und ihre Ideale zu zeigen. Das ist eine Chance, die sich viele durch die Lappen gehen lassen und das finde ich schade.

Guddy

#35
 ??? Sprichst du mich damit an? Aber ich sehe das doch ganz genauso. Ich finde schlichtweg, dass oft zu starr gedacht wird. Und das finde ich persönlich schade.

(ja, klar gab es auch damals Unterwäsche *g* Habe mich da falsch ausgedrückt.)

Kati

Nein, ich wollte das nur allgemein ansprechen und dein Post hat sehr gut gepasst, deshalb habe ich es daran aufgehängt. Ich glaube, das Problem ist eher, dass vielen gar nicht klar ist, was sie mit Mode alles machen können. Die Mode machen macht mir bei meiner Court-Fantasy im Moment am meisten Spaß, weil ich wirklich selbst zusammenstellen kann, was meine Gesellschaft ausmacht und was man weshalb trägt. Ich habe die politischen Intrigen noch nicht ansatzweise beisammen, aber ich kann glaube ich ganze Abhandlungen über die Mode schreiben.  ;) Aber ja, ich denke, viele nehmen die Mittelaltermode nicht, weil sie zu starr denken, sondern, weil sie sich nicht bewusst sind, wie viel Weltenbau auch in einer eigenen Mode stecken kann.

Sternsaphir

Der Kleidungsstil kann sehr gut das Bild einer Kultur wiedergeben, die man beschreiben möchte.
Ich lasse mich ab uns zu von historischen Kleidern inspirieren, halte mich aber nicht allzu streng daran. Manchmal erfinde ich auch Kleidung frei oder orientiere mich an Fantasy-Bildern.

Für mich ist Kleidung schon recht wichtig. Kleidung reflektiert die Art der Volkes, seine Spiritualität, seine Weltanschauung, sein Stellung. Sie vervollständigt das Bild, kann auch ein schöner Lückenfüller oder sogar plotrelevant sein.
z.B. kann es eine Erniedrigung sein, jemanden zu zwingen, die Kleidung seines Eroberers tragen zu  müssen.

Allerdings sollten Kleidungsbeschreibungen nicht zu ausführlich werden. Fast jeder kann sich unter einem "weiten Hemd mit dunkler Hose" etwas vorstellen, da muss nicht die Anzahl der Knöpfe oder die geflochtenen Lederriemen an der Schnürung erwähnt werden. Das kann sehr schnell zu Langeweile führen.

Merlinda

Ein sehr schönes Thema. :)
Kleidung spielt für mich schon eine wichtige Rolle. Durch die Kleidung charakterisiere ich meine Figuren. Sie spielt bei meinen Geschichten immer ein wichtiges Erkennungsmerkmal.
So wissen die Leser zum Beispiel durch den "roten Kapuzenumhang" wer gerade hinter dem Dornenbusch kauert oder weiße, wallende Totenkleid, dass einen Auftritt von Dornröschen abrundet.
Ich orientiere mich meistens an Filmen, die in die Richtung meiner Welten gehen.
Und dann wird umgeändert und dazugedichtet.
Aber ich finde es interessant, wie ihr das mit den Kleidern handhabt. :)

Kati

ZitatFast jeder kann sich unter einem "weiten Hemd mit dunkler Hose" etwas vorstellen, da muss nicht die Anzahl der Knöpfe oder die geflochtenen Lederriemen an der Schnürung erwähnt werden. Das kann sehr schnell zu Langeweile führen.

Bei mir nicht.  :versteck: Aber ich stehe auch total auf sowas. Wenn das an meiner Uni ginge, würde ich Modegeschichte studieren. Geflochtene Lederriemen zum Beispiel würde ich erwähnen oder Perlmuttknöpfe, die schön glänzen. Ich beschreibe Mode jetzt auch nicht seitenlang, aber bei mir kommt es schon vor, dass ich nicht von dem "ausladenden blauen Kleid" spreche, sondern die Rüschen am Kragen erwähne und aus welchem Stoff es ist und welche Art von Reifrock darunter getragen wird. Ich persönlich liebe sowas beim Lesen und hoffe jetzt, dass das nicht alle Leser langweilig finden. Vielleicht sollte ich Betas ab jetzt bitten, darauf zu achten, dass ich da nicht übertreibe.  ;) Aber ja, für mich ist das auch Ausdruck des Charakters einer Figur. Wenn eine Figur a la Marie Antoinette die wuchtige Hofmode ablehnt und lieber einfache, wenn auch aus kostbarem Stoff gemachte Kleider trägt, dann sagt das sehr viel über diese Person aus. Mich stört es besonders bei Histos immer, wenn die Mode zu wenig beschrieben wird. Ich hatte gerade ein Buch, da trägt die Prota einen langen grünen Rock und eine weiße Bluse und ich frage mich dann halt, wie genau sieht das aus? Welche Form hat das, wie wird das zusammen getragen?

Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass das einfach an mir liegt, historische Mode ist halt ein Steckenpferd von mir. Im Film ist das natürlich leichter, da sieht man, was die Leute anhaben, ohne lange Beschreibungen, aber ich versuche gern lebhafte Bilder von der Kleidung zu vermitteln, hoffentlich ohne mich zu lang daran aufzuhalten. Aber es ist echt interessant, wie andere das handhaben.

Szazira

Ich finde, das Jordan im "Rad der Zeit" das sehr gut vorführt. Manchmal ist er sogar ein kleines bisschen zu verliebt in Kleidungsbeschreibungen.

Hier zeigen Kleidung nicht nur Stand und Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaft an, sondern auch wie "freizügig" eine Gesellschaft ist. Wobei für mich zum Kleidungsstil auch die Frisuren gehören. Dazu kommen noch geografisch bedingte Entwicklung von Schuhwerk. In Tear tragen die betuchteren Holzschuhe auf "Stelzen" wie im alten China um nicht durch den Morast waten zu müssen.

Es gibt zum Beispiel bei den Two-Rivers-Leuten bedeuten geflochtene Haare, dass man es mit einer Erwachsenen zu tun hat, bei den Aiel mit einem kleinen Mädchen. Zöpfe mit eingeflochtenen Bändern trägt in den Two-Rivers eine Braut, bei den Aiel ein verspieltes, kleines Mädchen.

Wichtig ist vor allem, dass es stimmig ist und in DIESE Welt paßt.

Sternsaphir

#41
Zitat von: Kati am 07. März 2014, 14:44:22
Bei mir nicht.  :versteck: Aber ich stehe auch total auf sowas. Wenn das an meiner Uni ginge, würde ich Modegeschichte studieren. Geflochtene Lederriemen zum Beispiel würde ich erwähnen oder Perlmuttknöpfe, die schön glänzen. Ich beschreibe Mode jetzt auch nicht seitenlang, aber bei mir kommt es schon vor, dass ich nicht von dem "ausladenden blauen Kleid" spreche, sondern die Rüschen am Kragen erwähne und aus welchem Stoff es ist und welche Art von Reifrock darunter getragen wird. Ich persönlich liebe sowas beim Lesen und hoffe jetzt, dass das nicht alle Leser langweilig finden. Vielleicht sollte ich Betas ab jetzt bitten, darauf zu achten, dass ich da nicht übertreibe.  ;) Aber ja, für mich ist das auch Ausdruck des Charakters einer Figur. Wenn eine Figur a la Marie Antoinette die wuchtige Hofmode ablehnt und lieber einfache, wenn auch aus kostbarem Stoff gemachte Kleider trägt, dann sagt das sehr viel über diese Person aus. Mich stört es besonders bei Histos immer, wenn die Mode zu wenig beschrieben wird. Ich hatte gerade ein Buch, da trägt die Prota einen langen grünen Rock und eine weiße Bluse und ich frage mich dann halt, wie genau sieht das aus? Welche Form hat das, wie wird das zusammen getragen?


Wenn die Mode eine wichtige Rolle spielt, dann muss sie auch entsprechend beschrieben werden.
Das Material ist auch wichtig wie der Schnitt. Und ich denke, dass man Hofmode oder generell besondere Kleidung auch etwas mehr beschreiben kann, als die Alltagsfetzen, die man so trägt. Ich muss jetzt nicht wissen, was Bauer Lumpi vom Feld an Unterwäsche trägt, nur weil er gerade durch die Szene läuft.  ;) Da bleibt die Beschreibung etwas spartanischer. Aber was die Prota z.B. am Hofe trägt oder wie die Kleidung der wichtigen Personen aussieht, sollte man schon beschreiben. Immerhin hat der Leser ja ein Bild dazu im Kopf und mit der Kleidung kann man dieses Bild noch mehr ausarbeiten.
In den Tributen von Panem spielt Kleidung z.B. eine wichtige Rolle. Sie stellt die einzelnen Charaktere dar und unterstreicht die Unterschiede zueinander. Ich glaube, ohne die Kleidungsbeschreibungen wäre die Geschichte etwas farbloser geworden.

Aber ich habe auch schon Bücher gelesen, wo seitenweise die Kleidung der einzelnen Personen beschrieben wurde, und am Ende hatte ich bereits vergessen, was der erste überhaupt trug.

Pandorah

Bis zu einem gewissen Punkt gehört die Kleidungsbeschreibung aber auch einfach zum Charakter. Eloise mag morgens gähnend und mit kleinen Augen in ihre Lieblingsjeans schlüpfen und irgendein T-Shirt aus dem Kleiderschrank ziehen, bei dem es ihr vollkommen egal ist, was auch nur für eine Farbe das hat und irgendwann im Laufe des Tages feststellen, dass sie einen roten und einen braunen Socken trägt. Und Miriam steht zwei Stunden früher auf, um zu dem Seidenrock mit dem Weiß-der-Geier-was-Schnitt die passenden Strumpfhosen herauszusuchen, aus ihrem Schuhschrank das perfekt passende Paar Schuhe zu erwählen, den Schmuck abzustimmen, das Haste-nicht-gesehen-Shirt gegen die Schau-doch-mal-Bluse abzuwägen und dann das Designertop zu wählen, dazu die ... usw.

Und da Mode nicht gerade mein Fachgebiet ist, tue ich mich immer extrem schwer damit und lasse meine Charaktere häufig gar nicht besonders angezogen in Weltgeschichte rumstiefeln oder muss mich extrem schwitzend darauf konzentrieren, irgendwas zu beschreiben.

Fianna

#43
Man kann ja, neben der Beschreibung des aktuellen Kleidungsstückes, direkt den allgemeinen Kleidungsstil der Figur beschreiben.
Die eine trägt vornehmlich [... Farbe ...], und zwar weil [... Assoziation/begründung...], jemand anderes trägt nur die neueste Mode, ein anderer bricht diese Mode, der ansonsten gefolgt wird, durch bestimmte Details (vielleicht spiegelt sich darin die politische Überzeugung, wem also irgendwelche Rechte bzw. Rechtelosigkeit einer bestimmten Gesellschaftsklasse oder Stand am herzen liegen, trägt vielleicht kleine Dinge, die nur dieser Schicht angehören, nicht aber der eigenen, um beharrlich an das eigene Anliegen zu erinnern) usw.

Dann muss man nicht immer soviel beschreiben, sondern der Leser hat schon mit 1-2 Sätzen ein Bild vor Augen.

~~~~~~

Bisher hat sich nicht die Möglichkeit ergeben, das wirklich umzusetzen, aber ich sammel in meinem Weltenbau-Kasten auch immer historische Details zur Inspiration. Zum Beispiel gab es zur Zeit des Sonnenkönigs wohl die Inspiration der Oberschichtsdamen durch Prostituierte - sobald die hohen Damen dann die Details oder Frisuren trugen, durften die Straßenschwalben das nicht mehr tragen.
Diese umgedrehte Inspiration (ich hätte eher gedacht, dass es umgekehrt ist - sobalds außer Mode ist, nehmen das die niederen Schichten auf) fand ich faszinierend.

Leider habe ich damals die Quelle nicht dazugeschrieben.  >:(


EDIT:
Es passt nur halb zu Kleidung, aber bei meinen Rüstungen habe ich bisher immer darauf geachtet. Da trägt niemand nur ein Kettenhemd, sondern die Länge oder das Material, mit dem der Lederharnisch verstärkt ist oder so - deutet auf die Herkunft des Trägers hin.
(Bzw. wo er sich lange aufgehalten hat.)

Franziska

Bei mir tragen die Leute häufig Kleider aus der arabischenWelt, weil ich häufig Wünstenlandschaften habe, und wenn es heiß ist, läuft man nicht in Wollkleidern rum. Daher tragen Männer auch mal Hemden bis über die Knie, in einer Welt verschleiern Männer ihr Gesicht. Ich finde es schade, wenn immer nur Mittelalterkleidung genommen wird oder die Kleidung gar nicht beschrieben wird.
Was ich eine tolle Inspiration finde ist die irdische Kostümgeschichte, da gab es ja mehr als die westlichen Kostüme.
Eins meiner Lieblingsbücher ist das hier:
"Racinet. Vollständige Kostümgeschichte."

Gerade entwerfe ich eine Kultur, die sehr auf klare einfache Formen setzt. Alle tragen helle Kleidung, und sogar der König hat eher ein einfaches Kostüm, das sich nur durch Qualität und Verzierung von dem der Diener unterscheidet. Ich überlege noch, wie ich da die Kleidung der Frauen gestalte.