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Plotten mit der "Schneeflocken-Methode"

Begonnen von Hr. Kürbis, 09. Juni 2008, 07:56:58

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Mina

So jetzt schaffe ich es endlich zu antworten.

Ich bin überrascht, dass der Teil "Schreiben aus der Perspektive" bei euch wegfällt. Ich finde dabei lernt man soviel über die Geschichte und die Charakter. Ich mag den Schritt sehr gerne. Aber wie ihr schon gesagt habt, jeder hat seine andere Arbeitsweise.

Also ich bin kein blutiger Anfänger, was das Schreiben und Planen betrifft. Doch bis jetzt habe ich Fanfiction geschrieben, die ich aber auch mit der Schneeflockenmethode geplant habe. Aber ein eignes Buch zu planen ist Neuland für mich.

Die Frage ist, was definiert man als Nebenfiguren. Natürlich werde ich die Nebenfiguren ausführlicher Planen die meine Hauptprota begleiten oder sehr oft treffen. Doch was ist mit einer Nebenfigur, die vielleicht drei oder vier Szenen im Buch vorkommt? Muss ich die unbedingt ausführlich planen? Ich finde es nicht. Ein Charakterbogen, wo ich das Wichtigste aufschreibe, auch die Motivation oder seine Probleme/Lage, reicht es doch auch. Dadurch kann der Charakter ebenfalls lebendig wirken, auch wenn man nicht ellenlang seine Vergangenheit aufgeschrieben hat oder was er gerade macht, wenn der Hauptprota gejagt wird, sondern einfach nur ein paar wichtige Eckdaten habe.

Ich mag die Charakterentwicklung gerade bei der Schneeflockenmethode. Wie entwickelst du denn deine Charakter @Kerstin ?

Kerstin

Eine Figur, die nur in drei Szenen auftaucht würde bei mir üblicherweise eher in die Kategorie Statist fallen (außer sie hat eine wichtige Rolle in Bezug auf die Archetypen). Dementsprechend plane ich sie nicht wirklich.

Am Anfang plane ich meine Figuren eigentlich nur nach GMC und Essence und Mask. Charakterbögen fülle ich nur nebenher aus, meistens gehe ich nur zu den Figuren zurück, wenn ich bei meinen Szenenlisten hängen bleibe.


Guddy

Wollte nur mal "Danke" für diesen Thread sagen. :)

Kerl und ich haben heute fleißig mit Hilfe der und der 7-Punkte-Methode geplottet und sind nun um einiges klüger geworden, was unsere neuen Projekte angeht. Wir haben nicht alles 1:1 übernommen sondern die wichtigsten Dinge herausgepickt, aber das macht ja nichts.

Bin gespannt, wie es wird, wenn wir dann nächste Woche tatsächlich anfangen werden zu schreiben!

Mina

Zitat von: Kerstin am 05. März 2017, 14:40:39
Eine Figur, die nur in drei Szenen auftaucht würde bei mir üblicherweise eher in die Kategorie Statist fallen (außer sie hat eine wichtige Rolle in Bezug auf die Archetypen). Dementsprechend plane ich sie nicht wirklich.


Ich meinte jetzt Nebenfiguren, die eine Rolle spielen und nicht nur zwei Sätze sagen, aber eben trotzdem nur selten vorkommen.

Zitat von: Kerstin am 05. März 2017, 14:40:39


Am Anfang plane ich meine Figuren eigentlich nur nach GMC und Essence und Mask. Charakterbögen fülle ich nur nebenher aus, meistens gehe ich nur zu den Figuren zurück, wenn ich bei meinen Szenenlisten hängen bleibe.



Sorry, aber was ist GMC, Essence und Mask?

Aljana

Ich schreibe ja auch die meisten meiner Bücher nach diese Methode und muss sagen, das Planen ist bei mir mehr ein Entwickeln. Sicher, meine Protas stehen von Anfang an fest, aber manchmal passiert es wirklich (wie bei meinem Opus magnus), dass ich mich in ne Sackgasse schreibe. Manchmal hilft dann nur, den Plot ab einer gewissen Stelle killen. Meinen nächsten Meilenstein schreiben, also eine Szene, von der ich schon fest weiß, dass sie irgendwann genauso vorkommt. Und dann schaue ich. Wo hängt es, oder an wem? Warum komme ich von dem Punkt wo ich bin, noch nicht zu dem Punkt, an den ich will? Welche Perspektive fehlt mir? Was passiert in der Zwischenzeit (off screen) und was MUSS der Leser wissen, weil er sonst den logischen Schluss nicht ziehen kann?
Um dieses ganze Gebilde an Fragen herum tauchen dann Figuren auf. Manche haben Statistenrolle, weil ich sie nur einmal brauche, andere wirken als Katalysatoren und tauchen mehrfach auf, und wieder andere entwickeln sich zu echten Nebenrollen. Aber das von vornherein immer festzulegen ist für mich fast unmöglich. Meine Figuren tun ehh, was sie wollen.

Christopher

Ich arbeite gerade daran, mein Herzensprojekt nach der Methode einmal zu ordnen, dabei stoße ich aber auf ein paar Probleme:

Wie macht ihr das bei Projekten, deren Umfang erheblich ist? Für ein einzelnes Buch mit einer in sich geschlossenen Geschichte sehe ich, dass die Methode hervorragend funktioniert. Aber was ist mit größeren Projekten? Die sich über mehrere Bücher ziehen und die quasi mehrere Schritte einer Gesamtgeschichte in sich geschlossen abhandeln? Gerade bei den kurzen Zusammenfassungen fällt mir das schwer. Es könnte aber auch an meiner Unfähigkeit mich kurz zu fassen liegen, daher frage ich euch:

Hat da jemand Erfahrung mit? Macht ihr für jedes Buch quasi einmal das Schema, oder schafft ihr es das in eines zu destillieren?
Be brave, dont tryhard.

Araluen

Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ausprobiert habe ich es noch nicht, aber ich würde für jeden in sich geschlossenen Abschnitt eine Schneeflocke machen.

caity

Ich habe mit der Methode meinen Fantasy-5-Bänder durchgearbeitet und dabei für jeden Band die Schritte neu durchgearbeitet. An manchen Stellen ist es wirklich etwas ausgeufert. Und das Projekt war ursprünglich auch nur auf 3 Bände geplant. Aber grundsätzlich fand ich es ganz hilfreich, um die unterschiedlichen Entwicklungen in den Bänden festzuhalten.
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Aphelion

#143
Im Prinzip bin ich bislang wie Caity vorgegangen.

Zusätzlich schreibe ich gerade eine Zusammenfassung für die Gesamthandlung, noch bevor ich mit dem ersten Teil anfange. Interessanterweise schreibe ich die kurze Zusammenfassung (1 Seite) sonst nicht – aber in den Fall fühlt sich der Schritt für mich richtig an. Ich sehe jetzt, dass ich die Einzel-Schneeflocken nochmal anpassen muss, damit vor allem in den mittleren Teilen der Spannungsbogen der übergeordneten Handlung und die Charakterentwicklungen stärker werden.

In meinen Augen kommt es aber auch darauf an, wie stark die einzelnen Teile aufeinander aufbauen oder zusammenhängen. Wenn die Teile auch in sich geschlossen funktionieren (wie du schreibst) und z.B. durcheinander gelesen werden könnten, ist mein Vorgehen vielleicht nicht sinnvoll, sondern möglicherweise sogar hinderlich.

Christopher

Das ausufern ist auch wie gesagt mein Problem. Ein Projekt dieses erheblichem Umfangs lässt sich nur sehr schwer komprimieren. Ein weiteres Problem ist wohl, dass ich das ganze bereits einmal geschrieben hatte, jetzt nur neu fasse. Im Grunde brauche ich also den Kreativ-/Denkanstoß den die gesamte Arbeit liefert nicht.
Dennoch waren/sind einige Schritte sehr hilfreich. Sich mit den verschiedenen Motivationen und Zielen der Nebenfiguren auseinanderzusetzen hilft z.B. bei den Dialogen sehr.
Be brave, dont tryhard.

Tasha

Hier wurde schon sehr lange nicht mehr geschrieben, aber da das Thema mich aktuell sehr interessiert und ich es gerne für ein neues Projekt ausprobieren möchte, grabe ich diesen thread mal wieder aus.
Werde mir jetzt erstmal lesen, was schon dazu geschrieben wurde.
We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars (Oscar Wilde)

FeeamPC

Schneeflocke ist für mich eine gute Metapher. Wie die Schneeflocken schmelzen, zu Rinnsalen, Bächen und am Ende zu einem Fluss werden, müssen auch die einzelnen Schneeflocken einer Erzählung am Ende im großen Fluss der Geschichte aufgehen.

Trippelschritt

Ausprobieren! Nichts bringt einen so gut nach vorn wie ausprobieren.

Die Schneeflockenmethode hat wie alle Methoden ihre Vor- und ihre Nachteile.
Sie klingt idiotensicher und absolut überzeugend, muss aber zur eigenen Schreibweise passen.

Viel Glück
Trippelschritt

LisaKober

Mir geht es wie Natascha, ich lese mich durch eure ganzen Kommentare. Es ist spannend eure Erfahrungen dazu zu hören, sauge alles auf. Danke an alle, die sich hier so ausführlich geäußert haben!

@FeeamPC mir gefällt deine Namenserklärung der Schneeflockenmethode  :wolke:

Tasha

So, ich habe mich jetzt durch viele der Vor- und Nachteile hindurchgelesen und fand das total spannend. Ich habe auch beschlossen, dass ich die Methode für ein zukünftiges Projekt ausprobieren möchte, zu dem ich vermutlich noch eine Weile nicht kommen werde, da ich erst meine jetzige Geschichte abschließen möchte.
Ich kann mir vorstellen, dass die Schneeflocken Methode gut dafür geeignet ist, etwas im Kopf zu behalten, auch wenn sich mit Sicherheit einige der geplanten Verläufe noch verändern, während man schreibt. Aber so geht zumindest nichts verloren, was einem einfällt, während man noch in einem anderen Projekt eingebunden ist.
We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars (Oscar Wilde)