• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Plotten mit der "Schneeflocken-Methode"

Begonnen von Hr. Kürbis, 09. Juni 2008, 07:56:58

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Dogtales

Danke für die (schnelle) Rückmeldung, caity  :)

Zitat von: caity am 30. Mai 2012, 16:57:22
Ich habe dabei immer das Gefühl, das unglaublich viel an diesem fünften Schritt hängt. Je nachdem, wie man den macht und wie man da an die Charaktere herankommt, so lebendig werden sie auch nachher. Wie hast du denn diesen fünften Schritt gemacht? Weil ich schaue da immer, dass ich zwar meine grobe Struktur habe, aber dann einfach mal die Charaktere erzählen lasse, wie sie sich bei Ereignis XY gefühlt haben, und dadurch gewinnen sie imho unglaublich viel Lebendigkeit.

Ja, das Gefühl habe ich jetzt mittlerweile auch, dass dieser eine Schritt so ziemlich einer der wichtigsten ist. Aber man lernt ja noch und nie aus, nicht wahr :)
Ich glaube, ich bin diesen Schritt zu theoretisch angegangen und habe mich ein wenig zu sehr auf das beschränkt, was in der "Anleitung" angegeben ist. Sprich, ich habe mich auf den Plot an sich konzentriert und welche Rolle jeder Charakter dabei spielt. Und natürlich auch den Hintergrund der Charaktere. Ich habe ihnen so zwar reichlich Füllmaterial gegeben, aber sie können es nicht rüberbringen. Ich habe sie eigentlich nicht selber zu Wort kommen lassen und deswegen konnten sie wohl auch kein eigenes entwickeln. Aber deine Idee finde ich gut, ich werde sie einfach mal selber erzählen lassen, statt ihnen jedes Wort vorzugeben  ;D

Ludovica

Ich bin bei meiner Superheldengeschichte momentan sozusagen bei Schritt 8 angelangt, allerdings habe ich ein wenig geschummelt, weil ich nebenbei auch noch Elizabeth George's Schreibratgeber lese und ihre Szenen-Methode einfach sehr interessant finde (sie schreibt die Szenen ja schon sehr früh in der Entwicklung des Romans aus, und hat vor allem eine sehr nützliche Methode, diese Szenen miteinander in Verbindung zu setzen, finde ich).

Was ich gemacht habe, war, dass ich im Prinzip Schritt 1 bis 5 chronologisch gemacht habe (vor allem die kurzen Charakterbeschreibungen und die Plots aus Sicht der Charaktere haben mir wahnsinnig geholfen, sowohl in die Charakter als auch in die Story selbst reinzukommen), und jetzt bin ich bei dem Szenenblatt a la Elizabeth George, was im Prinzip ähnlich wie Schritt 8 funktioniert, aber weniger detailiert (eventuell packe ich das ganze noch in Writer's Cafe, um bei den Locations und Charakteren in den Szenen ein wenig Ordnung reinzubekommen, mal sehen). Ich mache Schritt 6 im Prinzip parallel dazu (ich muss einfach wissen, wer wann was macht, sonst kann ich keine so lange Beschreibung reinpacken).

Das mit den Szenen ist vor allem deshalb wahnsinnig praktisch, weil ich da herumschieben kann wie ich mag, und ich bin einfach eine sehr organisationsbewusste Person - es gibt ja einen Grund, warum ich so gern Grammatik anderer Sprachen büffle ;) Ich glaube aber, die Charakterblätter werde ich mir vorerst sparen, und eher während dem Schreiben erstellen (so dass meine Charaktere nicht auf einmal im zweiten Teil des Buches Erdbeeren essen, obwohl ich im ersten Teil geschrieben habe, dass sie darauf allergisch reagieren...). Vielleicht mach ich das auch in Pausen während des Schreibens - aber für mich ist jetzt erst mal wichtig, wirklich zu schreiben anzufangen.

Das ist auch eine der Sachen, die für mich an dieser Methode funktionieren. Man hat eine gewisse Anzahl von Schritten - und dann muss man aber endlich in die Tasten hauen. Das ist bei mir eigentlich immer das größte Problem: dass ich einfach ewig plane und plotte und Charaktere erstelle und so weiter, und dann am Ende nie zum Schreiben komme (bei meinem letzten Projekt hab ich das so lange gemacht, dass ich es schließlich einmotten musste, weil ich absolut rausgewachsen bin).

Also, wie bei den meisten Sachen denke ich, dass das hier durchaus eine gute Basis ist - aber man muss eben wissen, wie man selbst am besten arbeitet. Entweder lässt man ganz die Finger davon, oder versucht es wirklich danach (wenn man sich damit wohl fühlt), oder man mixt das ganze ein wenig durch oder ergänzt es mit anderen Dingen  ;D Das ist immerhin bei allen Arten von Rezepten so. Man hört ja schließlich auch nicht auf, einen Auflauf nach Rezept zu kochen, nur weil man keine Zucchini daheim hat oder wenn man die Dinger nicht mag. Dann nimmt man halt doppelt Auberginen oder Karotten oder was auch immer. Im Endeffekt sollte man sich auf sein Gefühl verlassen, denke ich mal.

Rhi

Ich glaube, ich bin eine Chaos-Schreiberin...

Diese Schneeball-Methode finde ich sehr interessant, danke, dass sie so ausführlich beschrieben wurde. Ich sauge momentan jede Hilfe auf und ich glaube, dass ich die "Schneeflocke" mal ausprobieren werde. Man kann sie ja bestimmt auch etwas umwandeln, also an die eigenen Bedürfnisse anpassen...so zu sagen.
Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt die Pfanne über den Kopf gezogen bekomme, oder allen die Kinnlade runterklappt: Ich habe noch nie eine Geschichte geplant. Ich schreibe einfach drauf los. Keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist...

Aber mich spricht die Schneeball-Methode insofern an, als dass man sich von einem ersten Satz zu einem kompletten Gerüst "hocharbeitet".

Kann man diese Methode auch nachträglich anwenden, auch wenn man schon mitten im Schreiben ist? Denn momentan weiß ich noch nicht, wie es in meiner Geschichte enden wird...vielleicht würde mir das etwas mehr Sicherheit bringen, zu wissen, wohin man eigentlich will, beziehungsweise, genau zu wissen wie das Buch/Geschichte enden soll...

Ihr seht, ich bin wirklich noch eine Anfängerin  :seufz:

Rosentinte

Klar kannst du die Methode auch "in der Mitte" anwenden. Du musst einfach nur schon das Ende wissen  ;) Den groben Plot weißt du dann ja schon und kannst so ganz normal plotten, nur dass du die ersten 2-3 Teile (von den 5) schon geschrieben hast. Das macht gar keinen Unterschied.
Du kannst natürlich auch einfach den Rest in 5 Teile unterteilen und damit weiterplotten, dann kannst allerdings nicht mehr die Theorie mit Ausgangssituation, Höhepunkt etc. anwenden.
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Belle_Carys

Wow, den post habt ihr grad zur rechten Zeit raufgekramt, danke dafür.
Ich sitz grad an meinem Plot für ein etwas ausgeklügelteres Vorhaben. Ich merke wie ich im Plot hänge (ich habe 7 Figuren die die Gruppe ausmacht die im Zentrum der Geschichte steht, die alle unterzubringen und beisammen zu halten, von den diversen Nebenfiguren abgesehen, bereitet mir doch etwas Schwierigkeiten), und da scheint mir ein bisschen Organisation doch angebracht.

Ich bin mir recht sicher dass ich mir die Methode auch schon mal angeschaut hab, nur angewendet hab ich sie noch nie. Also nochmal danke für den Gedankenanstoß, und los gehts :)

Liebe Grüße,
Belle

Rhi

Ich habe gerade festgestellt, dass ich doch irgendwie geplottet hab...Ich hab zu allen Charas etwas aufgeschrieben, und auch zum Ort. Das ist ja irgendwie plotten.

Aber mit Hilfe des Schneeballs habe ich jetzt (Danke für deine Worte Rosentinte, die haben mich dazu ermutigt!!) nochmal angefangen neu zu plotten. Habe mich dabei nicht ganz korrekt an den Schneeball gehalten, aber als Hilfe finde ich ihn richtig gut!

Christian

Zitat von: Rhi am 25. August 2012, 19:23:36
...
Habe mich dabei nicht ganz korrekt an den Schneeball gehalten, aber als Hilfe finde ich ihn richtig gut!

Normalerweise bin ich auch eher der Chaosjünger  ;D aber mit einer abgewandelten Schneeflocke habe ich ganz gut Struktur in meine Geschichten gebracht.
Ich halte mich auch nicht genau dran. Daher finde ich auch den Hinweis "Nimm, was du gebrauchen kannst, lass den Rest da"so hilfreich.

Serafina

Ich verwende gerade auch eine etwas abgewandelte Schneeflocke für eine Kurzgeschichte (der ganze Aufwand wäre für so ein Miniding sowieso zu viel). Der Anfang hat damit ganz gut geklappt, aber dann bin ich zu meiner üblichen "in Stichpunkten die ganze Handlung runterrattern"-Methode übergegangen. Naja, aber so hat mir die Schneeflocke zumindest geholfen, etwas besser in die Handlung reinzukommen und die Charaktere durchzuplanen.  ;)

Belle_Carys

Ich bin jetzt grad an Schritt drei, also den einzelnen Storylines der Charaktere dran... und da allen 7 gerecht zu werden und zwar so dass ihre Geschichten am Ende immer noch zum gewünschten Ergebnis und Handlungsverlauf passen ist schon... naja. Ne kleine Herausforderung. Dabei hilft mir das hier grad echt gut, weil es mich zwingt jetzt schon ausführlich zu sein und ich sofort merke wenn irgendwo etwas nicht zusammen läuft oder Figur A und B sich eigentlich an Stelle xyz gegenseitig helfen sollten, aber leider an unterschiedlichen Enden der Welt rumhängen und ohnehin grad nicht miteinander reden.

Außerdem gehör ich leider in die Fraktion der Leute die ne tolle Idee haben, wissen wie die Story anfängt und aufhört, ihre Charaktere recht gut kennt aber ... ja. Wie war das im Mittelteil? xD Da fehlts meistens. Das jetzt gründlich ausplanen zu müssen / können / dürfen und da direkt zu merken wo es hakt, langweilig wäre oder sonstwas ist schon ganz hilfreich. Und da ich ein disziplinloses Wesen bin, ist es ganz nützlich vorgeschriebene Handlungsschritte zu haben, die ich dann komplett abarbeite. Wenn ich nämlich jetz direkt anfang die Technik zu modifizieren dann lande ich bei: aaaaaaaaaach, das überspring ich jetzt, da kann ich mich ja später drum kümmern... Ich schätze, ihr erkennt das Problem ;)

LG und frohes Plotten euch :)
Belle

Rhi

ZitatNormalerweise bin ich auch eher der Chaosjünger  ;D aber mit einer abgewandelten Schneeflocke habe ich ganz gut Struktur in meine Geschichten gebracht.

Das beruhigt mich Christian!

Ich habe jetzt wirklich geschafft, dank der Schneeflocke etwas Ordnung in meinen Kopf zu bringen. Und somit auch in meine Story. Ich habe die Charakterbeschreibung gemacht und zu jedem einzelnen Kapitel ein paar Sätze Inhaltsangabe geschrieben, auch bei den Kapiteln, die noch nicht existieren. Ich bin schon ein bisschen stolz, so strukturiert habe ich noch nie gearbeitet. Aber: ich fühle mich jetzt schon viel besser, da ich weiß, wo ich hin will.

Also nochmal ein Fazit: Die gesamte Schneeflocke ist nichts für mich, aber Teile daraus finde ich super!

Naudiz

#70
Hm, ich glaube, die Schneeflocke sollte ich mir vielleicht auch mal genauer anschauen. Ich habe momentan sowas von gar keine Struktur in meinem diesjährigen NaNo-Projekt, nur jede Menge tolle Ideen, die mit reinmüssen. Mit Plotten an und für sich habe ich ja schon einige Erfahrung, und ein bisschen Schneeflocke war auch schon dabei. Ob jetzt die komplette Schneeflocke was für mich ist, wird sich dann wohl zeigen. Aber ich will nichts unversucht lassen, um dieses Mistding von Projekt endlich mal an die Leine zu bekommen.

Danke also für's Ausbuddeln des Threads. Ich hätte den sonst bestimmt übersehen.

EDITH sagt: Okay, ich habe die Schneeflocke jetzt ausprobiert und musste feststellen, dass sie überhaupt nichts für mich ist, jedenfalls nicht für dieses Projekt.

Belle_Carys

So, jetzt melde ich mich hier auch mal wieder zu Wort.

Ich befinde mich grade in Schritt drei der Schneeflocke, will heißen, meine Charaktere kommen "zu Wort". Naja. Noch nicht wirklich, aber ich bastele an ihren Storylines herum, und bisher funktioniert das für mich hervorragend.
Ich hatte mir zuvor einen zugegebenermaßen nicht sonderlich kohärenten Plot aufgeschrieben, den ich jetzt zufrieden lächelnd in die Tonne stopfen kann. Was da gerade entsteht, ist wesentlich stringenter, konfliktgeladener und am Ende (hoffentlich) einfach wesentlich interessanter zu lesen.

Ich glaube mir tut es sehr sehr gut, den Handlungsverlauf einmal bewusst aus den verschiedenen Perspektiven meiner Charaktere zu betrachten und mich zu zwingen, ihre jeweiligen Motivationen, Ziele und Problematiken auch wirklich zu formulieren. Dabei entstehen für mich gerade unheimlich viele Anhaltspunkte, nicht nur für den grundlegenden Handlungsverlauf sondern auch für die Konfliktpotentiale einzelner Erzähllinien und für Hintergrundinformationen.

Ich bin dabei jetzt gar nicht SO sehr ins Detail gegangen, so dass mir beim Schreiben immernoch (fast) alle Türen offen stehen, aber ich habe irgendwie jetzt schon das Gefühl, Ungereimtheiten ausmerzen zu können bevor sie entstehen.

Werde euch auf dem laufenden halten wie es für mich weitergeht :)

LG,
Belle

Pandorah

So, den Thread muss ich jetzt ganz dringend aus der Versenkung holen und wieder aufleben lassen. *staubt ab* Ich habe Anfang des Jahres über einen englischen Schreibblog die Schneeflocken-Methode für mich entdeckt und meinen aktuellen Roman damit durchgeplant. Ich gestehe, ich war am Anfang ein wenig skeptisch, aber je länger ich mich damit beschäftigt habe, umso begeisterter wurde ich.

Ich empfinde die Methode nicht als etwas Starres, das keinerlei Möglichkeit bietet, kreativ und spontan zu sein, sondern als ein Werkzeug, ein Gerüst. Man macht sich schlicht systematisch Gedanken zu seinen Figuren, zu dem Inhalt, zu dem Plot. Ich habe alle Punkte durchgearbeitet und ein paar noch vorab eingefügt.

Der einzige Punkt, den ich weggelassen habe, war der, der zwischen der Auflistung der Szenen und dem eigentlichen Schreiben noch eine Ausformulierung der Szenen vorschlägt. Das wäre mir zu viel geworden.

Aber ich komme ganz hervorragend damit klar! Nachdem ich alles durchgeplant habe, weiß ich, wohin es geht, was ich brauche, was noch vor mir liegt. Ich muss mich nicht grübelnd fragen, was als nächstes drankommt, ich werfe einfach einen kleinen Blick in meine schöne Tabelle und weiß es.

Das heißt nicht, dass diese Tabelle starr ist. Ganz und gar nicht, das betont der gute Mann ja auch ausdrücklich. Man soll die die Szenenauflistung im Schreibprozess entsprechend anpassen, und das kann ich nur bestätigen. Wenn ich festgestellt habe, dass sich meine Figuren noch etwas weiter austoben müssen, habe ich ihnen den Raum zugestanden. Die Szenen erweitern sich also oder werden auch mal gekürzt. Ich bin mit dieser Methode sehr produktiv und mir sehr sicher, dass ich den aktuellen Roman auch tatsächlich beenden kann, weil ich mich nicht verfranse.

Hat mittlerweile noch mal jemand anderes Ergebnisse mit dieser Methode vorzuweisen? Nutzt die noch jemand? Wie bist du denn weiter voran gekommen, Belle?

Pintana

Ich, als leidenschaftlicher Plotlosschreiber, habe ich mich dennoch mal mit der Methode befasst und ein Projekt mal wirklich vollkommen durch geplant. Und es hat tatsächlich funktioniert.
Auch wenn ich nachträglich beim Schreiben sowieso alles wieder geändert hat bin ich anhand der Schneeflocken Methode zumindest soweit gekommen, dass ich über einen Plot hatte (funktioniert für mich sonst überhaupt nicht).

Das Gerüst scheint daher mehr Hilfestellung als "zwingender Plan" zu sein und hilft wirklich sehr gut. Da es sich um eins meiner allerersten Projekte handelte kann ich sagen: Es ist definitiv auch für plotfaule Anfänger gut geeignet ;D

Würde ich mich mal wieder an einen festen Plot halten wollen, dann würde ich die Schneeflocken-Methode auch wieder dafür benutzen.

Pandorah

Ja genau, dafür ist es gut! Man befasst sich mit dem Plot und hat danach einen roten Faden, an dem man sich entlang hangeln kann. Wenn man feststellt, dass sich die Route ändert, kann man dem dennoch folgen.

Hast du die Geschichte dann auch bis zum Ende geschrieben?