Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Weltenbau => Thema gestartet von: Kolibri am 08. Dezember 2009, 17:20:42

Titel: Zeitrechnung
Beitrag von: Kolibri am 08. Dezember 2009, 17:20:42
Hallo an Alle!

Ich hoffe sehr, dass es dieses Thema noch nicht gibt, ich habe bei ausführlichen suchen nichts vergleichliches gefunden.


Es ist bei mir so, dass ich ein wenig Probleme habe, wenn es um die Zeitrechnung meiner Welt geht.
Ich bin gerade dabei, meiner Geschichte eine relativ glaubhafte Geschichte zu verpassen, und die ganzen Geschehnisse und Kriege der Vergangenheit machen mir auch kein Problem, gehen sozusagen fast von selbst von der Hand.
Aber ich komme immer etwas ins Schludern, wenn es um die Jahreszahlen geht, wiederspricht sich da doch einiges, und ist doch so viel zu ergänzen...


Wie macht ihr das?

Macht ihr es wie Tolkien, dass ihr eine ganze Chronolgie der vorherigen Jahrhunderte in den Anhang packt?
Und was ist für euch überhaupt ein Zeitalter, bzw Jahrhundert?
Bis wohin führen eure Aufzeichnungen? Bis in die Steinzeit zurück?
Führt ihr wirklich jedes Geburtsdatum der Personen eurer Geschichte auf?

Mir beginnt das langsam alles etwas über den Kopf zu wachsen..   :-\


Ach, wo wir gerade beim Thema sind:
Was ist für euch ein Jahr? Wieviele Monate hat es? Gibt es soetwas bei euch überhaupt? Und wie sieht es mit den Wochen aus? Ist ein Tag bei euch von Sonnenaufgang bis Untergang?

Liebe Grüße,
Kolibri
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Aidan am 08. Dezember 2009, 17:52:57
Hallo Kolibri!

An dem Punkt, wo es mir über den Kopf wuchs, war ich auch irgendwann. Das einzige, was mir geholfen hat, war zu versuchen, die Daten meiner Figuren und Nebenfiguren, Ereignisse und so weiter einmal auf einem Zeitstrahl anzuordnen. Danach hatte ich wieder halbwegs den Überblick. Aber wenn bestimmte Figuren zu bestimmten Ereignissen etwas beitragen sollten, dann musste das ja auch irgendwie möglich sein. Nicht das der große Magier in Windeln in den Krieg gezogen sein müsste und so.

Ich führe nicht alle Geburtsdaten meiner Figuren auf, nein, aber ich habe sie gerne wenigstens grob im Hinterkopf, damit alles zusammenpasst. Und wenn ein Nebencharakter wichtiger wird, dann bekommt er eine Kurzbiographie. Wichtig heißt aber nicht, dass das in der Story zu sehen ist, aber wenn er zum Beispiel eine wichtige Interaktion mit einem anderen (Neben-)Charakter hat, die das Verhalten beeinflusst. Dient dann mehr zur Färbung der Erzählung, weil die Figuren lebendiger sind. (Nebenbei der Grund, warum meine Rollenspielunterlagen eine wahre Fundgrube für Geschichten sind.)

Die Zeitrechnung meiner Welt angeht:

-> die 24 Stunden habe ich beibehalten, wie bei uns. Wonach sich der Tageswechsel definiert, weiß ich im Moment noch nicht. Habe ich nie gebraucht bisher.
-> 10 Tage ergeben eine Woche, 4 Wochen einen Monat
-> 10 Monate sind ein Jahr

Diese Einteilung findet sich in bestimmten Betrachtungen wieder, so dass die Zahlen 4 und 10 immer wieder Bedeutungen haben. Vermutlich werde ich mich da auch irgendwann tiefer mit befassen, wenn ich für meine eine Story eine grobe Astronomiebasis schaffen muss.

In meiner Rollenspielgeschichte gibt es 2-3 verschiedene Zeitalter, das wird aber in anderen Teilen des Planeten anders eingeteilt, und hat mit der Geschichte zu tun. Gespielt haben wir zum Ende des zweiten Zeitalters, welches sich selber in bestimmte Phasen einteilt, die durch verschiedene religiöse Strömungen, aber auch durch politische Zeiten entstanden sind und unterschiedlich lang waren.

Aufzeichnungen habe ich selber vor allem von der aktuellen "Spielzeit", aber auch einige Notizen zu bestimmten Ereignissen viel früher, so dass die einzelnen Zeiten ungleichmäßig dicht notiert sind. Wie halt Bedarf war. Der Rest wird bei Bedarf ergänzt.

Ich habe das Gefühl, dass es mich kolossal überfordern würde, würde ich jetzt wirklich bis zu den Entstehungszeiten des ältesten Menschenvolkes alles chronologisch erfassen und sämtliche Geburtsdaten notieren. Seit ich mein grobes Gerüst habe, füge ich ein, was hinzukommt, so dass es passt und dann ergeben sich auch plötzlich Begegnungen einzelner Figuren, Anekdoten und Hintergrundgeschichten, die allerdings nicht unbedingt in der Geschichte erzählt werden.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Churke am 08. Dezember 2009, 18:12:57
Zitat von: Kolibri am 08. Dezember 2009, 17:20:42
Was ist für euch ein Jahr? Wieviele Monate hat es? Gibt es soetwas bei euch überhaupt? Und wie sieht es mit den Wochen aus? Ist ein Tag bei euch von Sonnenaufgang bis Untergang?

Ich wüsste keinen Grund, vom "Standard-Jahr" abzurücken. Was nützt es dem Leser, wenn ich das Jahr für 320 Tage lang erkläre? Wenn ein Tag 26 Stunden hat?
Ich hatte ein vergleichbares Problem mit römischen Uhrzeiten und mich so durchlaviert, wenn es ging, bzw. in moderne Uhrzeiten übersetzt. Solche Kinkerlitzchen machen dem Leser vor allem Arbeit, und einen Sinn kann ich nur darin erkennen, wenn es für den Plot relevant ist.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Moni am 09. Dezember 2009, 10:48:34
Ich habe für mein Opus erst eine Reihe von Ereignissen entwickelt und diese dann chronologisch auf einem Zeitstrahl geordnet. Hier (http://www.shadowdaughter.de/hintergrund/tafel.htm) kannst du auf meiner Webseite sehen, wie das dann letztendlich ausgeufert ist.

Ich bin Weltenbastler und habe extremen Spaß an der Entwicklung historischer und kultureller Hintergründe, dementsprechend.

Grundlage war bei mir das Reich von Dherrin, an dessen Zeitrechung ich alles anlehne. Dieses Vorgehen ist hilfreich, um einen Fixpunkt zu haben, an dem man sich orientiert. Weitere parallele Zeitrechnungen habe ich noch nicht ausgearbeitet, aber es gibt sie im Hintergrund bereits. Besonders große Kulturen tendieren dazu, alle Zeitrechnung auf sich auszurichten, was man z.B. bei Eroberungen beachten muß.


Ein Jahr hat bei mir 365 Tage, 12 Monate, 52 Wochen, 7 Tage Woche, 24 Stunden Tag.

Mein Welt ist ein Planet der KLasse M (für Trekkies  ;) ) und darum hatte ich wenig Lust, da etwas neues zu erdenken. Die Namen der Monate sollen passend zur Welt ersetzt werden, genauso die Tagesnamen, da der kulturelle Hintergrund ein anderer ist. Römische oder germanische Ursprünge passen da nicht recht.
Aber das mache ich nach und nach, während des Schreibens nenne ich die Dinge, wie sie auch bei uns heißen.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Volker am 09. Dezember 2009, 12:46:39
Beim englischen MegaTraveller-Rollenspiel hatten die eine witzige Zeitrechnung:
1 Jahr = 365.25  Tage zu je 24 Stunden

7 Tage Woche:
On(e)day   = Onday (Monday)
T(w)oday   = Today  (Tuesday)
Thir(d)iday = Thirday (Wednesday)
Fo(ur)day   = Forday (Thursday)
Fi(ve)day   = Fiday  (Friday)
Si(x)day     = Siday (Saturday)
Se(ve)nday = Senday (Sunday)

Keine Monate - die Tage werden einfach 1-365 durchgezählt, damit hat jeder Tag auch immer denselben Wochentag.

...was nicht ganz hinhaut - weshalb es am Ende eines Jahres einen "Holiday" gibt, und in Schaltjahren zwei davon.

Ich fand die Idee cool...   ;D
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Churke am 09. Dezember 2009, 13:22:08
Cool ja - in einer vorindustriellen Gesellschaft aber wenig handhabbar.
"Ma, welcher Tag ist heute?"
"Weiß nicht, Pap."
"Meinst du, ich soll schon mal aussäen?"
"Musst du wissen, Pap."
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Moa-Bella am 09. Dezember 2009, 14:17:07
Da einige Kulturen in der Welt meines aktuellen Projekts schon Uhren, Zahnräder und sowas haben, habe ich normale Uhrzeiten wie hier auch, nur eben nicht 23 Uhr oder 18 Uhr sondern dann 11 und 6 Uhr. Über den Rest habe ich mir noch wenig Gedanken gemacht, da muss ich mir aber noch etwas einfallen lassen. Auf jeden Fall werde ich Monate haben, Wochen warscheinlich eher nicht, und Jahre, 12 Monate pro Jahr.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Joscha am 09. Dezember 2009, 15:05:41
Ich habe - einfach um des Komfortes der Leser (und meiner selbst ;)) willen - meinen Planeten ähnlich groß wie die Erde und ähnlich weit zur Sonne entfernt entstehen lassen. Dadurch dauert eine Sonnenumdrehung exakt 359 Tage à 24 Stunden. Die paar Tage fallen in einer medievälen Welt kaum ins Gewicht und ich beuge somit Verwirrung vor, indem etwa ein 20 Jahre alter Mensch auch wirklich zwanzig Jahre alt ist und sein Alter in unserem Maßstab nicht mit einem Faktor von 1,357 errechnet werden muss und sich tatsächlich auf etwa 27 beläuft. Eine detaillierte Welt ist schön, aber manchmal ist weniger mehr.

Nur bei der Einteilung der Jahre habe ich mir gewisse Freiheiten genommen. Das Jahr ist nämlich genau genommen in drei Zyklen unterteilt: den Regenzyklus (etwa Ende September bis Ende Dezember), den Kältezyklus (Anfang Januar bis Mitte April) und den Sonnenzyklus (Ende April bis Mitte September). Innerhalb dieser Zyklen wird in Monden gerechnet, die allerdings keine Eigennamen o.ä. wie unsere Monate hatten. Etwa "der vierte Vollmond des Kältezyklus". Das Jahr beginnt dabei jeweils mit dem Wärmezyklus.

Der Beginn der Zeitrechnung ist die Erschaffung der Welt nach dem vorherrschenden Glauben, meine aktuelle Geschichte ist auf das Jahr 1951 datiert. Tatsächlich existierte die Welt jedoch schon um einiges früher, was die Kirche allerdings nicht akzeptiert.

Tagesnamen gibt es bei mir nicht, da nicht in Wochen unterteilt wird und es somit auch keine Regelmäßigkeit gibt. Da präzise Tagesangaben kaum eine Rolle spielen, ist das aber nicht so wichtig.
Titel: Antw:Zeitrechnung
Beitrag von: Rhiannon am 09. Dezember 2009, 21:46:12
Bei mir hat der Tag 24 Stunden, das Jahr eigentlich 365 Tage, daran führt kein Weg vorbei, aber ich habe eine Kultur mit 10-Tage-Woche, die dann halt vom Ersttag bis zum Zehnttag durchzählt. Ansonsten gehen sie meistens nach dem Mondkalender, sprich Monate mit 28 Tage.  Da aber 12 mal 28 immer noch nur 326 ist, gibt es dort noch den Langwinter, der 39 Tage dauert und von der Wintersonnwende geteilt wird. 14 Tage nach der Wintersonnwende, also nach unserer Rechnung am 4. Januar, vier Tage später als bei uns, beginnen die Menschen dort ein neues Jahr, aber das tut eigentlich nur die Oberschicht, oder meine Amazonen, für die die Monde rituelle Bedeutungen haben, die bei ihnen, im Gegensatz zu der Oberschicht, die auch die Monde durchnummeriert, auch Namen haben nämlich: Kältemond, Hungermond,Schmelzemond, Wonnemond, Fohlenmond, Hitzemond, Zugmond (in dieser Zeit ziehen sie weit herum mit den Herden), Erntemond, Regenmond, Nebelmond,  Schneemond, Hirschmond. Die Bauern müssen ihr Vieh schließlich auch am Zehnttag füttern, weshalb sie eigentlich nur Saatzeit, Wachstumszeit, Erntezeit und Hungerzeit kennen, ist in dieser Reihenfolge die Bezeichnung für unsere Jahreszeiten.

In den anderen Projekten habe ich mir diese Mühe nicht gemacht, außer, dass ich momentan mit keltischem Kalender rechne, aber das wäre anders auch sinnlos wenn ich über Kelten schreibe.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Volker am 10. Dezember 2009, 14:13:05
Zitat von: Churke am 09. Dezember 2009, 13:22:08
Cool ja - in einer vorindustriellen Gesellschaft aber wenig handhabbar.

MegatTraveller spielt in einem SF-/Raumfahrt-Universum - und da funktionierts natürlich...
;D
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: FeeamPC am 18. Dezember 2009, 09:23:37
Es gab ja durchaus auch in unserer tatsächlichen Geschichte vorindustrielle Völker mit detaillierter Zeitrechnung, sieh die Maya in Mittelamerika.
Und unsere steinzeitlichen Vorfahren bestimmten die Jahreszeiten und wichtige Festtage nach einem astronomischen Kalender aus aufgestellten Steinen mit taggenauer Präzision.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Lisande am 21. Januar 2010, 19:05:20
*Thread ausbuddel*

Warum gibt es bloß so viele, die ihre Woche in 10 Tag einteilen?  ???

Naja, egal. Eigentlich wollte ich nur mal anmerken, dass mich Zeitrechnungen, die stark von unserer abweichen, einfach nur wahnsinnig machen. Wenn von "einer Woche" die Rede ist, dann sind das für mich sieben Tage, da kann fünf Kapitel vorher oder im Prolog oder sonstwo noch so oft erwähnt worden sein, dass in dieser Welt eine Woche aus 10 Tagen besteht, das kommt beim Lesen bei mir nicht mehr an.
Mir sind Zeitabläufe sehr wichtig und mir fällt auch sofort auf, wenn die nicht stimmig sind - ich glaube, ich habe mich als Betaleserin in diesem Punkt schon sehr unbeliebt gemacht - und deswegen nervt es mich erheblich, wenn irgendwelche kuriosen Zeitrechnungen auftauchen.

Ich verstehe, warum man das macht, es gibt auch durchaus nachvollziehbare Gründe dafür - aber es macht mich trotzdem wahnsinnig.





Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Ary am 21. Januar 2010, 19:26:59
*Lisande anblinzel* meinst du eventuell mein nachtaktiaves Völkchen, für das ich jede handelsübliche Zeitrechnung umkrempeln musste?

Ich gehe in meinen Welten von Wochen und Monaten aus, wie sie hier auch üblich sind, vermeide weitestgehend Monatsnamen oder numeriere einfach durch udn nenne die Monate "Monde". Wochentage bleiben auch namenlos udn werden im Monat durchnumeriert - "am deizehnten Tag des zehnten Monats... blahblah..." wenn ich es denn schon mal so genau brauche. Ich versuche, so gut es geht ohne konkrete Zeitangaben auszukommen.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Rika am 21. Januar 2010, 20:19:02
Mmm, ich bin flexibler als Lisande, aber auch ich finde es blöd, wenn der Begriff "Woche" zeitlich anders definiert wird. Wenn es denn schon eine ganz andere Gruppierung von Tagen ist, z.B. 10, dann sollte es auch einen anderen Namen bekommen. Ich kann gut mit etwas vagere "Monden" leben (Monate sind ja auch nicht alle gleich lang, da reicht's mir dann in der Fantasy auch ungefähr), aber eine 5 oder 10-Tage Woche, die "Woche" heißt würde mich stören.
Andererseits stört es mich nicht, wenn generell eine andere Zeitrechnung eingeführt wird, solange diese eben in sich stimmig ist und eigene Begriffe benutzt. In der Fantasy ist mir das allerdings nur sehr wenig begegnet, im Moment fällt mir gar kein Beispiel ein. (Mal von anderen Monatsnamen bei gleicher Rechnung abgesehen, obwohl ich sowas sicher auch schon begegnet bin.) Dort kommt es meist ja auch nicht so exakt auf Zeitrechnung drauf an.
In SF ist es mir schon eher begegnet, und ich denke dort spielt es auch eher eine Rolle.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Churke am 21. Januar 2010, 21:46:16
Ich glaube, es ist L. E. Modesitt Jr., bei dem die *Woche* ein "Achttag" ist. Man weiß sofort, was gemeint ist. Obwohl sich mir der tiefere Sinn des Ganzen nicht erschließt.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Joscha am 23. Januar 2010, 18:28:57
Für mich ist es durchaus möglich, dass in Zeitspannen von etwa 10 Tagen o.ä. gerechnet wird. Allerdings sollte man diese dann nicht "Woche" nennen. Mit einer Woche assoziiere ich - und die meisten Leser mit mir, wie ich vermute - sieben Tage. In "Der Name des Windes" etwa ist nicht von Wochen die Rede, sondern von Spannen, die zehn Tage lang sind. Mit dem Begriff Spannen habe ich damit von Anfang an zehn Tage verknüpft und rechne auch damit, wenn ich über die Zeitspanne des Buches nachdenke.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es problematisch für mich wäre, wenn nun plötzlich ein anderes Buch den Begriff "Spanne" aufgriffe und daraus fünf Tage machen würde. Das ist die Gefahr dabei, wenn man neue Namen, oder zumindest Namen, von denen man glaubt, sie seien neu, verwendet: Hat sie sich schon ein anderer Autor zu eigen gemacht, neigen Leser dazu, sich völlig falsche Vorstellungen darunter zu machen.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Lisande am 23. Januar 2010, 20:06:13
Zitat von: Aryana am 21. Januar 2010, 19:26:59
*Lisande anblinzel* meinst du eventuell mein nachtaktiaves Völkchen, für das ich jede handelsübliche Zeitrechnung umkrempeln musste?

Was bringt Dich bloß auf diese Idee?  :engel:

Was das Umbenennen von Zeitspannen angeht: ja, damit kann ich auch leben. Allerdings hätte ich dann bitte gerne irgendwo im Buch - ob vorne oder hinten ist mir egal - ein Glossar, in dem ich nachschlagen kann, was jetzt gerade wieder was war. Wie gesagt, Zeitangaben sind mir wichtig, ich kann es nicht haben, wenn ich es nicht einschätzen kann.
Und es gibt extrem viele Autoren, die ihre Zeiten durcheinander werfen, so dass sie nicht passen - schon mal im 3. Harry Potter die Vollmondzeiten nachgerechnet? Die passen hinten und vorne nicht...

Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Rakso am 18. November 2010, 21:15:07
Auch auf die Gefahr hin, dass das niemanden mehr interessiert.

Über ein Kalendersystem sollte man sich schon ein paar Gedanken machen. Zum Beispiel wer benutzt welchen Kalender.

Die Maya hatten zum Beispiel drei Kalender. Einen zivilen Haab, einen rituellen Tzolkin und die sogenannte Lange Zählung, mit der man lange Zeiträume berechnen kann. Er wurde vorallem in der Astronomie verwendet. (Übrigens war/ist dieser Kalender ziemlich genau astronomische Ereignisse berechnen könne, das genaue Datum hatte gestimmt, nur manchmal die Jahreszahl nicht, kann aber jedem mal passieren)

Als Autor sollte man sich also fragen: Auf was wird in meiner Kultur wert gelegt?  Gibt es möglicherweise mehr Kalender, und wenn ja greifen sie in einander ein?

In meinen Romanen habe ich mich für eine Haab-Variante entschieden.

Es gibt 18 Monate à 20 Tage und eine Woche (oder wie man es nennen sollte) hat 5 Tage. Weiter fünf Tage fallen aus dem Schema raus und an denen hat man halt frei.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Spinnenkind am 19. November 2010, 00:01:38
Wenn man keine Lust hat, sich über so etwas mehr Gedanken als nötig zu machen (So wie ich *ärhem*), dann kann man auch eine etwas gröbere Zeiteinteilung wählen...eine meiner Geschichten hatte zum Beispiel eine Zeitrechnung, die sich nach dem Wanderungszyklus einer bestimmten Walart gerichtet hat...den Fortschritt des Zyklus kann man dann erwähnen, ohne sich dabei auf eine unserer modernen Zeiteinteilungen festlegen zu müssen (Wie zum Beispiel: es war zur Zeit der Südwanderung).

Wenn auf historische Ereignisse Bezug genommen werden soll, lasse ich auch die Zeit meist einfach weg  :-X Das war dann eben in alten Zeiten, die hatten ja sowieso eine ganz andere Zeitrechnung, keine genauen Aufzeichnungen etc.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: KaPunkt am 20. November 2010, 11:31:25
Okay, bis vor drei Wochen war meine Zeitrechnung ziemlich übersichtlich:
Wir haben das Jetzt. So
Vor 300 Jahren gab es die Katatrophe Große Apokalypse, die Ordnung zerbricht, alles ändert sich.
Vor der Katastrophe gab es ca 2000 Jahre lang das Kaiserreich.
Laut Legende wurde das Kaiserreich von einem Gott gegründet.
Davor war ... Anarchie ... Urzeit ... k.A.
Die Jahres Zählung erfolgt noch immer ab der Geburt des zweiten Kaisers, dem Sohn des Gottes (Tagore)
Allerdings ist dass die offizielle Version für das Gebiet des Kaiserreiches. Nach der Katastrophe haben sich einige Gebiete vermutlich neue Zeitrechnung gegeben, und außerhalb des Reiches ist Tagore den Leuten auch ziemlich egal. Aber es wohl wie mit der christlichen Zeitrechnung - wenn sich Leute aus unterschiedlichen Kulturen austauschen, nehmen sie die Tagorisches Rechnung, um Mißverständnisse zu vermeiden.

Große Geschichtliche Ausflüge brauchte ich bis jetzt noch nicht, also gibt es aus der Vergangenheit höchstens Sprichwörter und Anekdoten und sowas, was mal einfließt. Auch religiöse Überzeugungen.
Diese Flecken sind aber immer so gewählt, dass sie irgendwann mal ein großes, stimmiges Bild ergeben könnten.
Wenn ich irgendwo aus den heiligen Schriften zitiere, wird dieser Fitzel aufgehoben und von da an in alle weiteren Überlegungen mit einbezogen.

Nachdem ich mir seit etwas anderthalb Jahren über die Religion klarer geworden bin, hat sich vor drei Wochen ein Kalender quasi von selbst ergeben:
Es gibt drei Götter: Ana (Der Anfang), Tagore (Die Ordnung) und Etale (Das Ende)
Eine Woche hat neun Tage: AnaAna, AnaTagore, AnaEtale, TagoreAna, TagoreTagore, na, das Prinzip ist erkennbar. Ein Wochenende gibt es nicht. Jeder Berufsstand (Vielleicht auch jeder einzelne Betrieb) entscheidet für sich selbst, welchen Göttern er sich zugehörig fühlt (Hebammen z.B. Ana, Schlachter Etale) und macht am entsprechenden Tag frei.
Die Wochen werden bei mir nicht Wochen heißen, sondern NeunTag (Thanks to this Thread, das Problem war mir schon bewusst, eine Lösung hatte ich noch nicht)
3 NeunTage macht 27 Tage.
Plus Drei Tage, die wieder den einzelnen Göttern zugeordnet sind und daher frei.
Macht 30 Tage pro Monat.
4x3 = 12. Da 4 nach 3 die wichtigste Zahl ist, passt das. Die Monate werden einfach durchgezählt. (Auf meinem Kontinent ist Tagore der höchste Gott, Ordnung und Mathematik daher sehr wichtig)
Jeder Monat hat demnach 30 Tage.
Bleiben für ein Jahr (365 Tage) 5 Tage übrig.
Aber bis jetzt gibt es noch keine Feiertage (Hohe Tage)
5 Hohe Tage sind über das Jahr verteilt:
Ana Gebiert Die Welt, Tagore betritt die Welt, Die Geburt Des Zweiten Kaisers usw.
Diese Tage werden nicht zu den Wochen oder Monaten dazugezählt.
Ana Gebiert die Welt ist der erste Tage des Jahres. Er ist allerdings nicht der 1. Tag des 1. Monats, AnaAna - Das ist erst der Tag danach.

Und jetzt muss ich nur noch einen alten Kalender auftreiben, den ich mir entsprechend umschreiben kann und dann kann ich ganz genau eintragen, wer sich wann wo rumtreibt.  :pompom:

Ach ja, das

Ich hoffe, das war erhellend.

Liebe Grüße,
Kirsten
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Malinche am 20. November 2010, 11:38:57
Das klingt soweit spannend und nachvollziehbar, nur eine Frage kommt mir beim Lesen: Wieso muss denn dein Jahr unbedingt auch 365 Tage haben? Ist das so, damit du selbst besser damit klarkommst? Aber unbedingt nötig wäre es ja eigentlich nicht, finde ich. Das impliziert ja auch, dass es sich um einen Sonnenkalender handelt, was ja nicht immer der einzige kalendarische Bezugspunkt sein muss. (Auch in unserer Welt nicht, die Azteken und Maya hatten zusätzlich zum Sonnen- noch einen Mondkalender, dreizehn Monate à zwanzig Tage, wenn ich mich richtig erinnere.) Für den Sonnenkalender gab es bei den Azteken lustigerweise auch fünf Extratage, die nicht zum Kalender zählten, da saß man dann rum und hatte Angst, dass die Welt untergeht.

Worauf ich hinaus will, es müssen ja nicht zwingend 365 Tage sein ... oder? Wenn 3 die wichtigste Zahl in deiner Weltordnung ist, taucht bei mir halt die Frage auf, warum es 5 Feiertage sind, stimmiger fände ich 3 oder 6 oder so.

Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: KaPunkt am 20. November 2010, 11:54:54
Vor allem sind 365, damit das eigene Zeitgefühl weiter funktioniert.
Bei Darkover hat es mich wuschig gemacht, wenn erwähnt wurde, dass das Darkovanische Jahr etwas länger ist als das Standard Jahr. Und dann steht man, und es wird einem erzählt, dass man auf Darkover mit 15 Volljährig ist. Ja, ist der jetzt 15 nach Standardjahren, oder D. Jahren? Und wenn es D. Jahre sind, wie alt ist der Knabe dann in Standard? Wie alt soll ich ihn mir denn vorstellen?
*gnaaah*

Fünf Feiertage passte einfach ganz hervorragend. Einer der Momente, wo es einfach ploppte und alles passte.
Ana Gebiert die Welt: Neujahr
Tagore betritt die Welt: Frühlingsanfang
Die Geburt des zweiten Kaisers: Sommermitte (Vielleicht auch ein beweglicher Staatsfeiertag, der immer am Geburtstag des aktuellen Kaisers gefeiert wird
Tagore Verlässt die Welt: Herbstende.
Etale zerschlägt die Welt: Silvester.

Damit ist im Jahresverlauf auch die gesamte Religionsgeschichte vertreten. (So wie bei uns mit Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten)
Passte also super, und warum etwas komplizierter machen, wenn es auch einfach geht.
Außerdem ist 5 ja 3+2 und 2 ist die Hälfte von 4, bzw. die Zahl der Symmetrie und überhaupt  ;D

Liebe Grüße,
Kirsten
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Malinche am 20. November 2010, 11:56:29
ZitatAußerdem ist 5 ja 3+2 und 2 ist die Hälfte von 4, bzw. die Zahl der Symmetrie und überhaupt  ;D
:rofl: Zahlenspiele sind cool. Ja, das klingt einleuchtend!
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Hanna am 21. November 2010, 14:37:40
Zitat von: Malinche am 20. November 2010, 11:38:57
Für den Sonnenkalender gab es bei den Azteken lustigerweise auch fünf Extratage, die nicht zum Kalender zählten, da saß man dann rum und hatte Angst, dass die Welt untergeht.

Klingt nach einem netten Feiertag. Wer will da noch Weihnachten feiern?  :rofl: Ich bin gerade froh, dass ich keine High Fantasy mehr schreibe. Ich erinnere mich, dass ich in Drachenblut eine Schwangere hatte und immer genau aufschreiben musste, wie lange sie von a nach b gegangen sind, damit ich ja den Bauchumfang erwähne und so weiter. Das hat mich wahnsinnig gemacht!
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Sanjani am 21. November 2010, 18:49:13
Hallo zusammen,

heute Morgen lief im Fernsehen etwas über die Entstehung des Sonnensystems. Dabei wurde auch erwähnt, dass die Planeten unterschiedlich lang brauchen um sich um die Sonne zu drehen. Wenn man also seine Fantasy-Welt auf einen erdähnlichen Planeten setzt, der aber länger braucht für die Reise um die Sonne und man sich einen Sonnenkalender zugrunde legt, könnte das auch ein Grund sein um das Jahr zu verlängern. Bei mir stellte sich die Frage auch, leider erst, nachdem meine Geschichte schon fertig war, denn es beginnt so am Frühlingsanfang und soll im spätsommer bzw. anfang Herbst enden, das sind ca. 6 Monate, was aber für den ablauf etwas eng kalkuliert ist. Deshalb überlege ich gerade, ob ich einen Hinweis fallen lasse, dass die Winter recht kurz sind oder aber dass das Jahr etwas länger ist oder ich lasse es einfach, wie es ist und hoffe, dass es niemandem auffällt ;-)

auf jeden Fall ein Thema, dem man mehr Beachtung schenken sollte als ich es bisher getan habe :-)

LG Sanjani
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Celtur am 22. November 2010, 17:02:54
Hallo Kolibri

Um gleich zu deiner Frage zu kommen:
Ich hab die für den Roman wichtige Zeitrechnung an einem wichtigen Ereignis der Vorgeschichte festgemacht und, wenn mir keine bessere Idee kommt, werde ich dies auch fürs erst so halten :)
lg
Celtur
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Lothen am 24. Oktober 2013, 23:53:48
Sorry für die nekromantischen Aktivitäten  :darth:, ich weiß, dieser Thread ist/war ziemlich tot, aber ich dachte, ich versuche mal, ihn kurzfristig wiederzubeleben :)

Ich hab mich heute eine Ewigkeit mit dem Kalender meiner Welt gespielt und bin am Ende zu einem Ergebnis gekommen, das ich eigentlich ganz gut finde, das aber einige Probleme aufweist. Ich habe versucht, möglichst viel mit den gleichen Zahlen und mit den Mondphasen zu arbeiten: Die Welt hat 7 Götter, eine Woche 9 Tage, ein Jahr 11 Monde - das gefiel mir irgendwie :)

* Das Jahr hat 11 Monde mit je 4 "Wochen" à 9 Tagen, die jeweils den einzelnen Mondphasen entsprechend (Zunehmender Mond, Vollmond, abnehmender Mond, Neumond).
* Eine Jahreszeit dauert 99 Tage (also 11 mal 9 Tage) und beginnt jeweils mit den Sonnwenden (Sommer, Winter) bzw. den Tag- und Nachtgleichen (Frühjahr, Herbst)
* damit hat das Jahr 396 Tage, dauert also etwa einen Monat länger als unser Jahr.

Könntet ihr als Leser damit leben?
Zum einen damit, dass eine "Woche" nun mal 9 Tage dauert (ich bin noch immer auf der Suche nach einem anderen Begriff, aber so richtig fällt mir nichts Griffiges ein)?
Oder damit, dass ein Jahr länger ist als unseres und die Personen damit jünger sind als angegeben (allerdings kommen abgesehen von der Prota nie exakte Altersangaben vor)?

KaPunkt und Lisande haben das im Vorfeld ja schon mal kritisiert, vielleicht gibt es noch andere Stimmen oder Tipps dazu?
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Liliane am 26. Oktober 2013, 16:13:46
Hi Lothen,

also ich finde dieses System nicht allzu kompliziert und ich denke, wenn immer wieder die Zahlen genannt werden und immer wieder damit gerechnet wird in der Geschichte, gewöhnt man sich recht schnell daran. Man kann es sich recht gut merken und es ist auch logisch nachvollziehbar, also ich denke nicht, dass das ein Problem sein wird :)
Was das Alter der Personen angeht, ist es wohl auch kein Problem, solange man irgendwie eine Vorstellung bekommt, wie alt sie ungefähr in unserer Welt wären. Ansonsten; wer weiß bei Geschichten, die in unserer Welt und Zeitrechnung spielen, schon so genau das Alter? Dieser eine Monat, um den es sich pro Jahr verschiebt, ist nun wirklich nicht relevant, denke ich.

Grüße, Lili
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Assantora am 26. Oktober 2013, 19:52:58
@ Lothen

Anstatt dir Sorgen zu machen, ob das Jahr nicht zu lang ist, könntest du dir doch auch Gedanken darüber machen, wie lange eine Stunde auf der Welt ist. Ist eine Stunde genauso lang, wie auf unserer Erde? Hat ein Tag überhaupt 24 Stunden? Tatsächlich wäre es so, wenn du deiner Welt einen 22 Stunden Tag aufdrückst und die Stunde ist genauso lang, wie auf unserer Erde, wäre das Jahr auf deiner Welt sogar noch ein Stückchen kürzer, weil jeden Tag ungefähr 6 Minuten fehlen würden ;)  :lehrer:

Ich habe auf meiner Welt, die ich nebenbei bastle, einen Kalender, der aus 16 Monaten a 23 Tage besteht, jeder Tag hat 26 Stunden, die wiederum aus 70 Minuten und eine Minute besteht aus 70 Sekunden, die Sekunde, oder auch Herzschlag ist mit der irdischen Zeit identisch. Mein Jahr ist dadurch bedeutend länger als deines. Ich liege nämlich bei 542 Erdtagen.
Was ich mit dem Alter meiner Bewohner mache? Sie altern einfach langsamer. Das führt dazu, dass ein sechs jahre altes Kind, hier wie dort gleich alt zu sein scheint. Vielleicht wäre das die einfachste Methode, um mit diesem Problem umzugehen. :)
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Fianna am 28. Oktober 2013, 09:36:18
Ich finde abweichende Zeitsysteme sehr leserunfreundlich. Bei einer guten, komplex durchdachten Welt gibt es soviele Aspekte, die dem Leser fremd sind - bei sehr gut gemachten Welten auch ein ganz anderes Verständnis der Bewohner von nicht fassbaren Dingen - dass ich Leser nicht gerne überfrachte.
Lieber ein extrem gutes, glaubwürdiges, anderes gesellschaftliches System oder Verständnis von Familie, Ehre, Gastfreundschaft, Recht.... (...) als ein komplexer Kalender. Und mit beidem/mehreren Dingen verliert man direkt viele Leser.

Daher würde ich immer nah an den 360 oder 365 Tagen dran bleiben, 7 oder 10 Tage Woche, 12 oder 10 Monate und nicht zuviel am Kalender schrauben, wenn es nur der Panorama-Bildung dient.

Sowas kann man auch mit "normallangen" Jahren gut machen, in der Art und Weise wie die Jahre gezählt werden: "Im 2. Jahr des (Amtsbezeichnung)" macht sich immer gut, wenn das ein kurzfristiges Amt ist, wie ein Konsulat im Alten Rom  Man kann mit jedem König bei 1 anfangen zu zählen, wie die Ägypter, man zählt vor/nach wichtigen Ereignissen... Auch mit "Standardjahr" gibt es viele Panorama-Möglichkeiten, und das "Standardjahr" erleichtert dem Leser das Zurechtfinden in einer fremden Welt.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Lothen am 28. Oktober 2013, 20:26:14
@ Assantora: Wow, das klingt ja wirklich komplex  :lehrer: Respekt für so viel Arbeit, ich bin ja bei meinem vergleichsweise schlichten Kalender schon wahnsinnig geworden ^^ Ich denke, ich bleibe bei den klassischen Stunden und Minuten, einfach weil ich meine Schludrigkeit kenne - ich glaube, da würde ich recht bald Fehler machen und das wäre mehr als peinlich ;)

@ Fianna: Ich kann deine Bedenken gut nachvollziehen... Die Überlegung, das System zu ändern, basiert darauf, dass meine Hintergrundwelt eher im Low-Fantasy-Bereich verordnet ist, ich aber den Fantasy-Aspekt nicht ganz vernachlässigen möchte. Ich wünsche mir ein paar "Besonderheiten", die die Welt besonders und einzigartig machen und von der Realität abheben. In der Tat ist das gesellschaftliche System, das du erwähnst, in dieser Welt recht nahe am europäischen Mittelalter (das ist auch so gewollt), insofern fällt es als Besonderheit raus.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Fianna am 29. Oktober 2013, 16:55:54
Das irritiert mich. Damit hatte ich niemals Probleme. Es gibt soviele kulturelle Aspekte, das allein wegen des Plots oder Welt oder der logischen Verbindung von beidem etwas ganz eigenes, Tolles entsteht... Das ist eine meiner tiefen Grundüberzeugungen, dass das bei allen Welten/Autoren so ist, man merkt es nur evt selbst nicht wegen Betriebsblindheit oder sonstwas...
... hast Du am Mittwoch oder Donnerstag Lust auf einen Brainstorm-Chat bei FB oder Skype? Ich kitzel gerne aus anderen Leuten Weltendetails heraus, bisher hats auch immer geklappt :)

Schreib mir am besten eine PN, sonst gibts Schläge vom Mod  wegen OT:-D
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Mithras am 07. März 2014, 12:23:11
Für meine Welt ist es eminent wichtig, dass sich Tag und Jahr in meiner Welt genauso gliedern wie auf der Erde, da für die Mythologie meiner Welt Astronomie und Astrologie von großer Bedeutung sind. Im Wesentlichen geht es mir darum, dass die Präzession/das Platonische Jahr, d. h. der Zyklus der Verschiebung des Tierkreisrs, genauso funktioniert wie in unserer Welt. Daher muss ein Tag genauso lang sein wie auf der Erde, und das Jahr aus ebenso vielen Tagen bestehen, da sich der kosmische Hintergrund ansonsten nicht automatisch in das Kalendersystem einfügen würde, sondern neu berechnet werden müsste.

Zweitrangig ist jedoch, wie sich diese 365,25 Tage nun zu Wochen und Monaten zusammenfügen. Nach anfänglichen Versuchen, einer meiner Kulturen, für die die Zahlen 8 (= Symbol der Unendlichkeit) und 12 (= Zahl der Tierkreiszeichen) eine immense Rolle spielen, ein System aufzudrücken, das beide Zahlen berücksichtigt, musste ich feststellen, dass das System bei feststehender Jahreslänge nur schwer aufgeht, wenn ich versuche, eine gerade Zahl von Wochen in einen Monat zu quetschen. Es wird daher wohl darauf hinauslaufen, dass sich beide Systeme überschneiden und Wochen und Monate nicht korrespondieren. Schaltjahre wird es natürlich auch geben; der zusätzliche Tag wird dann als letzter Tag des Jahres eingeschoben und als Chodadad, als Geschenk Gottes, begangen.
Die Zeitrechnung beginnt - ganz klassisch - mit der göttlichen Offenbarung, die zugleich ein Ende der Fremdherrschaft und die Entstehung eines neuen Großreiches einläutet. Ironischerweise wurde das Kalendersystem der Fremdherrscher jedoch von der neuen Religion übernommen, während bis dahin in diesem Kulturkreis der Mondkalender verwendet wurde. Der Sonnenkalender eignet sich jedoch viel besser für die Zeitrechnung - gerade in Hinblick auf die religiösen Aspekte - und wird daher für die offzielle, religiöse Zeitrechnung wie auch in der damit untrennbar verbundenen Sternenkunde verwendet. In einigen Regionen hat sich der Mondkalender allerdings noch immer für den alltäglichen Gebrauch halten können und existiert parallel zum Sonnenkalender.
Tages- und Monatsnamen stehen bis auf wenige Ausnahmen noch nicht fest.

Das Kalendersystem einer anderen Kultur basiert 1 zu 1 auf unserem gregorianischen Kalender, dazu gibt's nicht viel zu sagen. Die Zeitrechnung beginnt ebenfalls mit einer religiösen Offenbarung, während Tages- und Monatsnamen auch hier noch nicht existieren.

In meinem Kopf - und mittlerweile auch auf Papier - existiert eine ausführliche Chronologie der letzten drei Jahrtausende. Zeitalter als festgelegte Kategorien kommen bei mir natürlich nicht vor, da jeder Teil meiner Welt anders tickt und es keine Ereignisse von globaler Bedeutung geben kann, die Anfang und Ende eines Zeitalters markieren könnten. Dieses Zeitalter-Konzept der klassischen Fantasyliteratur halte ich allgmein für sehr gewagt und unrealistisch.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Volker am 07. März 2014, 15:41:08
Im MegaTraveller Science-Fiction-Rollenspiel haben sie die Wochen ganz weggelassen:

Bei 8 Wochentagen in 365.25 Tagen sind das 45 Wochen und 6.25 "übrige" Tage.
45 Wochen plus eine "angebrochene" auf 12 Monate aufteilen?


Wie wäre es mit einem ähnlich "krummem" Ansatz wie bei Megatraveller:
11 Monate zu je 4 Wochen - plus ein kurzer, 14 bzw. 15 tägiger, heiliger Feiertags-(Halb)Monat?
Nach 11 Monaten ist das reguläre Jahr "zu Ende" und alle warten/feiern/hoffen/beten auf die Wintersonnenwende, die dann das Jahr abschließt - wann immer sie auch kommt (Dank der fleißig opfernden Priester meist schon nach 14-15 Tagen...)
;-)
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: canis lupus niger am 13. März 2014, 19:18:52
Ein "halber" Monat ist, finde ich, schwierig zu begründen, nicht, von der Sache her (Feiertagsmonat), sondern von der Entstehung her. Ein MONaT leitet sich ja eigentlich von der astronomischen Erscheinung einer Mondphase her. Deshalb kann eine andere Welt mit einem schnelleren oder langsameren Mond (oder mehreren!) auch eine ganz andere Zeitrechnung haben. Eine Kultur/Zivilisation, die sich von der altertümlichen Beobachtung eines Trabanten unabhängig gemacht hat, kann natürlich jede beliebige andere Zeitrechnung haben , z.B. Sternzeit 321157,3 (Logbuch der Enterprise, Captain Picard ...)  :winke:

Mithras schrieb:
"Zeitalter als festgelegte Kategorien kommen bei mir natürlich nicht vor, da jeder Teil meiner Welt anders tickt und es keine Ereignisse von globaler Bedeutung geben kann, die Anfang und Ende eines Zeitalters markieren könnten. Dieses Zeitalter-Konzept der klassischen Fantasyliteratur halte ich allgmein für sehr gewagt und unrealistisch."
Andererseits könnten Angehörige einer bestimmten lokalen Kultur so überheblich sein, ihre Zeitrechnung (und damit ihre Festlegung von Zeitaltern) dorthin mitzunehmen, wohin sie gehen, bzw. wo sie erobern, missionieren  und kolonisieren. Unsere christlichen Missionare und Kolonisatoren (heißt das so?) haben ja auch in Südamerika und Asien die Jahre seit "Christi Geburt" gezählt. In Mittelerde sprach man unter den Elben und elbennahen anderen Kulturen allgemein vom dritten Zeitalter der Sonne. (Welche Zeitrechnung hatte man wohl in Harad?). Und auf Pratchetts Scheibenwelt hatte man das Zeitalter des Flughunds, wohin die Leute aus Ankh-Morpork auch gereist sind. Das muss man nicht so machen, aber wenn man will, kann man das auch ganz schön zum Belegen kultureller Missverständnisse verwenden.
-Als XY das Andersland erobert hat, war gerade das Jahr des überfahrenen Eichhörnchens, erinnerst du dich?
-Das Jahr des WAS?
- Ach ja , nach eurer Zeitrechnung war es ja das elfte Regierungsjahr eures Königs Ganzbesondersrumreich, des fünfzehnten aus der Dynastie der Kleinenteppichbeißer.
- Stimmt. Warum sagst du das nicht gleich? 
   
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: Mithras am 13. März 2014, 21:54:52
Zitat von: canis lupus niger am 13. März 2014, 19:18:52Andererseits könnten Angehörige einer bestimmten lokalen Kultur so überheblich sein, ihre Zeitrechnung (und damit ihre Festlegung von Zeitaltern) dorthin mitzunehmen, wohin sie gehen, bzw. wo sie erobern, missionieren  und kolonisieren.
Das sind aber auch zwei Paar Stiefel - das eine wird von den Charakteren/Kulturen im Buch festgelegt, das andere ist ein Konzept, das der Autor der Geschichte überstülpt. Anderen Kulturen seinen Stempel aufzudrücken oder sie gar auszulöschen ist ja leider etwas allzu Normales, doch wenn man so etwas in einem Buch schildert, ist dem Leser meistens klar, dass er diese Vorstellungen nicht allzu ernst nehmen darf. Grenzwertig wird es, wenn der Autor seiner Geschichte dieses Konzept einfach überstülpt und damit festlegt, dass es so ist. Den ersten Fall kann man als Leser hinterfragen, nicht jedoch den zweiten, den man einfach so hinnehmen muss. Und das stört mich eben, weil es die Komplexität und Vielschichtigkeit einer Welt zum Teil ignoriert.
Titel: Re: Zeitrechnung
Beitrag von: canis lupus niger am 16. März 2014, 22:44:27
Zitat von: Mithras am 13. März 2014, 21:54:52
Das sind aber auch zwei Paar Stiefel - das eine wird von den Charakteren/Kulturen im Buch festgelegt, das andere ist ein Konzept, das der Autor der Geschichte überstülpt.
[...]
Grenzwertig wird es, wenn der Autor seiner Geschichte dieses Konzept einfach überstülpt und damit festlegt, dass es so ist.

Keine Frage, da hast Du natürlich Recht.

Aber ob das so wirkt, als würdest du Deiner Geschichte etwas Plattes überstülpen, hängt ja auch davon ab, wie eng Du Deinen Leser an Deinen Perspektivträger und dessen kulturellen Hintergrund anbindest. Schreibst Du aus der Sicht eines Charakters, dann wäre es nicht mehr als korrekt, auch dessen kulturellen Hintergrund mitsamt Zeitrechnung vorrangig zu berücksichtigen. Dass andere Charaktere aus anderen Kulturkreisen Deiner Welt andere Zeitrechnungen haben, wird dadurch ja nicht ausgeschlossen.

Wie komplex Du Deine Welt in allen Aspekten gestaltest, bewundere ich sehr. Wir haben uns ja schon gelegentlich darüber ausgetauscht. Auch wenn Du in Deiner Geschichte nicht alles darstellen kannst, was Du gestaltet hast, so wird man doch bemerken, dass diese Komplexität DA ist. Du kannst bei Bedarf jederzeit auf die Hintergrundinformation zugreifen, als handelte es sich um reale Fakten einer realen Welt, ohne Dir irgend etwas aus den Fingern saugen zu müssen.