Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Weltenbau => Thema gestartet von: Drachenfeder am 21. Februar 2009, 11:17:23

Titel: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Drachenfeder am 21. Februar 2009, 11:17:23
In der letzten Zeit habe ich mich öfters gefragt ob ich sie nicht alle habe... obwohl es dafür doch eigentlich keinen Grund gibt, oder doch? Ich befasse mich momentan vorallem mit der Arbeit drumherum von meinem Romanprojekt. Landkarte zeichnen, Charaktere zeichnen, Charakterfragebögen herstellen sowie eine Art Lexikon fertigen weil ich selbst mit den ganzen erfundenen Wörtern, Orte und Wesen durcheinander komme. Es macht mir auch unheimlich Spaß mich um diese Sachen zu kümmern. Nur jetzt kam die Frage von jemanden "Kommst du überhaupt noch zum Schreiben? So wird dein Buch nie fertig." Das war eine Aussage mit der ich mich jetzt befasse. Da hat sich mir selbst die Frage gestellt: Will ich denn ausschließlich nur fertig werden? Antwort: Nein. Ich möchte Spaß am Schreiben haben, mich darin verlieren und dazu gehört doch auch die Arbeit an dem drumherum, oder etwa nicht? Ich bin noch richtig Hobbyautorin, habe also allezeit der Welt...

Wie seht ihr das denn? Konzentriert ihr euch nur auf das Schreiben oder sind euch die Arbeiten drumherum genauso wichtig und machen euch einfach Spaß?

LG Drachenfeder
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Schelmin am 21. Februar 2009, 16:02:49
Ich glaube, man kommt nicht daran vorbei, die Arbeit "drumherum" zu erledigen. Irgendwann muß man Landkarten oder Stadtpläne zeichnen, damit man sich beim Schreiben nicht widerspricht. Blöd, wenn die Taverne, die man schon mal beschrieben hat, plötzlich einem anderen Stadtteil auftaucht, oder wenn der Fluß plötzlich in die andere Richtung fließt.
Jeder geht beim Schreiben anders vor, aber mir persönlich ist es wichtig, ein klares Bild vor Augen zu haben, egal, ob es eine Person, ein Haus oder eine Landschaft ist, sonst kann ich es nicht richtig beschreiben.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Schreiberling am 21. Februar 2009, 16:29:37
Mir geht es ähnlich wie Schelmin.
Ich kann nicht richtig, bzw. gut schreiben, wenn ich mir selbst meine Orte nicht vorstellen kann. Wenn ich als Autor noch nicht einmal ein klares Bild meiner Personen/Orte vor Augen habe, wie kann ich das dann von einem Leser erwarten?
Außerdem macht es irre viel Spaß, nicht nur an dem eigentlichen Text zu arbeiten, sondern auch am drumherum. Dadurch bekomme ich erst das Gefühl, dass meine Geschichte wirklich lebt. Und je lebendiger sie erscheint, umso mehr Spaß macht es, sie zu lesen und vor allem sie zu schreiben. (Erst dann flutschts beim Schreiben  ;) )

Liebe Grüße,
Schreiberling
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: caity am 21. Februar 2009, 17:16:48
Hallo,

ich kann mich euch da nahtlos anschließen:
Auch ich arbeite wahnsinnig viel umd as Projekt herum. Vom "Welt" zeichnen, über die einzelnen "Länder" bis zum "Städteplan" und sogar einer Skizze der Zimmeraufteilung meiner wichtigsten Räumlichkeiten - und es macht mir unglaublich viel Spaß. Vieles kann ich in mein momentanes Projekt gar nicht einbauen, aber gerade beim Bearbeiten nimmt die Welt Konturen an und dadurch entstehen neue Geschichten, die sich alle um diese Welt ranken. Das ist es doch, was unser Setting auch anspruchsvoll macht. Unsere Welt gibt es doch auch nicht erst seit 20 Jahren, sondern schon seit 2000, warum also nicht eine Historie aufbauen. Wir haben auch Landkarten, warum das nicht auf eine Fantasywelt übertragen? Sicher verschlingt das Zeit und wie gesagt taucht manches vielleicht gar nicht im Roman selbst auf, aber das ist es, was meiner Meinung nach einer Welt Vielschichtigkeit verlangt und einen Roman in einer vielschichtigen Welt zu lesen und bei weitem spannender als einen in einer blassen, farblosen Welt zu lesen ;)

Bye
caity
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Moni am 21. Februar 2009, 18:07:26
Das drumherum verschlingt bei mir wesentlich mehr Zeit, als ich für das Schreiben aufwende. Ich finde es einfacher, eine Geschichte zu schreiben, wenn ich die Welt genau kenne. Außerdem macht es mir einfach wahnsinnig viel Spaß, Weltenbau zu betreiben und meine Welten zu entdecken.

Es gibt schon einen Grund, weshalb ich fürs Forum immer schon einen eigenen Weltenbaubereich wollte...  :innocent:
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Hanna am 21. Februar 2009, 18:42:08
Hallo Drachenfeder!

Mach dir keinen Kopf: lass die anderen reden!

Die Arbeit drumherum muss gemacht werden. Je besser man sich in seinem Buch und seiner Welt auskennt, desto besser kann man das Buch schließlich schreiben. Man vermeidet Fehler und Wiederholungen, die später Zeit kosten, wenn man sie wieder ausradieren muss.

Und wenn dir das auch noch Spaß macht: umso besser!

Bei mir kostet das alles auch immer eine Menge Zeit, aber was ich habe, das habe ich. Meine Welt ist inzwischen ziemlich groß und ich kenne sie besser als die in der ich lebe. So habe ich die Möglichkeit, auch andere Geschichten dort spielen zu lassen. Und das Schreiben geht viel schneller, wenn man nicht immer anhalten muss, weil man irgend etwas nicht mehr weiß oder sich verlaufen hat.

Also, volle Kraft voraus!

Hanna
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Vali am 21. Februar 2009, 19:05:48
Bei mir als Weltenbastler war es andersrum. Die Welt war zuerst da und dann kam der Roman. Es hat sich über die Jahre jede Menge Stoff angesammelt, die eine gute Grundlage für den Roman bilden. Aber auch jede Menge Information, die da nie erwähnt werden, sind angefallen. Dieses überschüssige Material ist aber alles andere als Ballast, sondern eine Quelle für viele weitere Ideen und Geschichten. So schleppen manche scheinbar unwichtige Romanfiguren eine bewegte Lebensgeschichte mit sich, manche nebenbei erwähnte Dinge haben eine besondere Symbolik oder blickt auf eine jahrhundert alte Entwicklungsgeschichte zurück. Ganz besonderen Einfluss auf das Handeln meiner Charaktere haben auch geschichtliche Ereignisse, die ich zwar so gut wie nie erwähne, aber gerne mal ihren langen Schatten werfen.
Ottonormalleser wird es wahrscheinlich nicht merken und wird ihm egal sein, aber für den interessierten Leser hätte ich noch jede Menge Lesefutter da. Mit dieser Fülle an Hintergrundinformation dürften viele Szenen bunter und verständlicher erscheinen oder völlig neue Blickwinkel eröffnen. So hat es mir mehr Spaß beim Schreiben bereitet und ich bin guter Hoffnung, dass das auch dem Leser zugute kommt.
Ich finde, eine umfangreiche Sammlung an Hintergrundinformation kann einem noch mehr Spaß am Schreiben bereiten und haucht einem Roman mehr Leben ein, allerdings stimmt es schon, dass das sehr zeitaufwendig ist. Vor allem wenn man es so ausführlich machen will, dass man von einer "Welt" sprechen kann. Man muss jede Menge recherchieren, zusammenschreiben, im Zusammenhang betrachten und bearbeiten, dass alles aus einem Guss kommt. Wenn man noch anfängt zu illustrieren und kein begnadeter Zeichner ist, braucht man noch länger. Dafür tauchen im Roman weniger Logikfehler auf, wenn man sich an seine Vorlage gehalten hat. Sehr schön finde ich auch, dass so auch mehr über die reale Welt erfährt, man seinen Horizont erweitern kann und es Spaß macht.
Ich fürchte aber, dass ein Autor, der unter Zeitdruck schreibt, sich mit weniger Details begnügen muss. Sonst würde man nicht rechtzeitig fertig werden.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Mrs.Finster am 21. Februar 2009, 19:40:04
Ganz klar- ohne das Drumherum geht es nicht  ;D Gerade die verschiedenen Charakterer zu entwerfen, Karten zu malen immer wieder was zu verändern, macht das Ganze doch erst reizvoll. Dennoch bin ich der Meinung, man darf sich nicht zu sehr in das Drumherum verlieren, denn der Roman ist für mich das Ziel.
Das Drumherum ist das Haus- das Schreiben die Einrichtung  ;) Und wie lange man dafür braucht ist ganz individuell- lass dich da nicht stressen. Du hast da schon die richtige Einstellung. Schließlich ist das Schreiben ja kein Muss, sondern ein geliebtes Hobby, dass Spass machen sollte...
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Feather am 21. Februar 2009, 20:02:57
Auch ich will mich der allgemeinen Meinung anschließen- ohne Drumherum geht es nicht.
Früher habe ich auch versucht einfach mal drauflos zu schreiben, habe aber dann gemerkt das es alles gar nicht zusammen passt. Da ist hinter grünen Bergen plötzlich eine karge Wüste. Inzwischen versuche ich wenigsten eine grobe Skizze meiner Welt zu erschaffen sie wächst je weiter meine Geschichte wächst. Oder mir die verschiedenen Gänge der Gebäude aufzuzeichnen. Auch meine Figuren bekommen dann und wann eine Skizze und die passenden Sachen auf den Leib gezeichnet, auch um dem vorzubeugen das ich nicht vergesse was sie tragen und welche Farben sie anhaben.
Und ich finde das wichtigste, es macht Spaß Informationen zu sammeln, sich neues Wissen an zueignen auch wenn man damit wirklich manchmal mehr beschäftigt und abgelenkt ist als sich mit der eigentlichen Geschichte zu befassen.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Drachenfeder am 21. Februar 2009, 20:58:12
Ich bin wirklich sehr froh das hier von euch zu lesen. Fühle mich oft mit meinem "seltsamen" Hobby ziemlich alleine, und wenn ich dann im Zirkel unterwegs bin... hachja... ich hab euch einfach lieb  :knuddel:

@Moni - das mit dem Weltenbau fand ich total genial als ich es gelesen habe. Da muss ich mich mal richtig durchlesen, bin leider bis jetzt noch nicht dazu gekommen. Wird aber nachgeholt.

LG Drachenfeder
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: FeeamPC am 21. Februar 2009, 23:57:31
@ Feather:
Hinter grünen Bergen darf durchaus eine Wüste liegen. Dann nämlich, wenn die Berge eine Wetterscheide sind. Wenn auf deiner Welt die Wolken bevorzugt aus einer Richtung kommen, sich an den Bergen ausregnen und für die andere Seite keine Wolken übrig bleiben. Reale Berge mit Wüsten dahinter gibt es schließlich auch auf unserer altvertrauten Erde.

Was die allgemeine Diskussion angeht:
An irgendeiner Stelle meines Buches pflege ich festzustellen, daß ich ohne Weltenhintergrund die Orientierung verliere. Dann schreibe ich auf ein neues Blatt Papier (ohne PC!) alle wesentlichen Punkte auf in der richtigen zeitlichen Reihenfolge, vermerke die dazu passenden Orte und versucht, Zeit und Ort mit Entfernungen zu versehen. Daraus entsteht dann eine Karte.

Beispiel: Stadt A liegt 5 Tage mit dem Ochsenkarren von Stadt B entfernt. Der Karren schafft durchschnittlich in der Ebene 30 km am Tag. Also liegen Stadt A und Stadt B  150 km auseinander. Was paßt demnach alles an Landschaft dazwischen? usw.usw....
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: xadhoom am 22. Februar 2009, 01:34:57
Aloha!

Zitat von: FeeamPC am 21. Februar 2009, 23:57:31
Dann schreibe ich auf ein neues Blatt Papier ...
Gute Güte! Das wird dereinst zum Aufstand der Dryaden führen ...

Ich begutachtete einst Barbara Stracheys "Frodos Reisen". Dort wird Weg und Zeitrahmen eines gewissen Hobbits nebst Begleitern auseinandergenommen. Ich bekomm das jetzt ohne Nachblättern nicht auf die Reihe, aber der Kontext, der sich bei mir festsetzte war: Der Mond konnte nicht voll gewesen sein, als man sich auf der Wetterspitze zum gemütlichen Grillabend von Frodos Schulter mit den Nazgul traf, weil wegens Distanz und Kalender und Geschwindigkeit von Hobbit auf und neben Fluss und Fantasie und Schneegestöber ...

Mit anderen Worten: Ich bin da sehr akribisch, wenn es um die Ausarbeitung einer Welt geht, in der ein Roman oder mehrere – mehr oder wenige kurze – Erzählungen angesiedelt sind. Es spricht also ganz und gar nicht gegen Dich, wenn Du Dir da Mühe machst und auf Einzelheiten achtest, die auf den ersten Augenschein gar nicht interessant sind. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass neben den Lesern durchaus auch die Autorin einen Anspruch darauf hat, von dem Roman unterhalten zu werden. Für mich ist das neben der Ausarbeitung von Charakteren eben auch das Umfeld, mit dem diese leben müssen. Müssen, weil ich als Gott dieses Universums es so will ... und trotzdem den Tanz im Zwielicht mit diesen gestalten zulasse, um mehr über diese Welt zu erfahren, die auch eine Gottheit in all ihren Nuancen nicht völlig durchdenken kann. Manches lässt sich nur durch die Charaktere selbst erfahren.

shade & sweet water
>x<
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: FeeamPC am 22. Februar 2009, 02:46:07
Die Dryaden beruhigen sich bestimmt wieder, wenn ich in Zukunft Papier aus Papyrus nehme!

Übrigens scheint es nur sehr wenige Dryaden-taugliche Welten zu geben, danach zu urteilen, wie wenig diese speziellen Lebewesen in der Literatur vorkommen. Es wäre sicher interessant, mal eine Umgebung zu entwerfen, in der die Existenz von Dryaden schlüssig ist und sie einen nennenswerten Beitrag zum Geschehen beitragen können.
Aber das ist schon hart grenzwertig OffTopic für diesen Thread.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Leon am 22. Februar 2009, 10:01:24
Hin und wieder brauche ich einfach mal eine kleine Pause vom Schreiben. Diese Zeit nutze ich, indem ich ebenfalls an einer Art Karte zeichne. Da ich noch keine Betaleser oder Paten habe, die mich auf Unstimmigkeiten in meiner Geschichte aufmerksam machen, ist es die Karte die mir zumeist sagt: "Hoppla hier passt was nicht zusammen". Darüber hinaus kann ich beim zeichnen sehr gut entspannen und abschalten.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Coppelia am 22. Februar 2009, 10:57:47
Auch ich gehöre zur Weltenbastler-Fraktion. Zwar fehlt mir im Moment die Zeit, um das meiste schriftlich festzuhalten, aber ich habe hunderte Seiten mit Welten-Hintergrundinformationen und noch mal viel mehr in meinem Kopf. ;) Das gilt sogar für Welten, die ich mir nicht selbst ausgedacht habe - sie werden mit Infos von mir ergänzt, wenn Geschichten dort spielen.
So habe ich nicht nur alle Details über die Figuren im Kopf, die mitspielen, sondern auch meist die Biografien aller Figuren, die nur am Rand vorkommen, und alle möglichen Welten-Details.
Allerdings sind die Schwerpunkte oft unterschiedlich, je nachdem, wo auch die Schwerpunkte der Romane liegen. Für den Stadstaat Kessel hab ich z. B. Geschichte, Politik und bestimmt 100 Leute mit Biografie, Familie, politischem Profil, ihre Beziehungen untereinander, Ausbildung bis hin zu den Namen und der Herkunft ihrer Lehrer usw. extrem ausführlich ausgearbeitet, dazu noch so Sachen wie Mythen über die jeweiligen Familien und so ein Zeug. Nur ein winziger Bruchteil von all der Information schafft es in die tatsächlichen Romane.
Am besten ausgearbeitet ist wohl die "E-Welt", wo mein Funkenfänger spielt. ;) Da ist mal ganz interessant, wie viel NIE im Roman vorkommt. Was ich dafür nicht alles ausgearbeitet hab - es geht wirklich bis zur Zubereitung von Marmelade. Vor allem auch die Religion samt jeder Menge Mythen und lokalen Ausprägungen sogar mit der genauen Ausbildung von Klerikern ist detailliert ausbaldowert. Aber davon ist wirklich nichts für den Roman relevant ...
Ich finde aber, dass die Welt glaubwürdig wirkt, wenn man spürt, dass der Autor "zuHause" ist. Das ist wohl der entscheidende Vorteil.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: FeeamPC am 22. Februar 2009, 12:53:02
Ich denke, eine Welt wird immer dann glaubwürdig, wenn man sie "fühlen" kann.

Als Autor, indem die Informationen so selbstverständlich werden, daß sie quasi nebenher in die Handlung mit einfließen.

Als Leser, wenn er die Welt so kennenlenrt, wie er einen Film sehen würde: als eine große exotische Szenerie, deren Details er nur im Unterbewußtsein mitbekommt, die aber dem Ganzen Lokalkolorit verleihen.

Deshalb ist eine gewisse Arbeit an dem "Drumherum" wohl für jede erfundene Welt notwendig.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Junipera am 22. Februar 2009, 15:01:48
Hallo!


ZitatDeshalb ist eine gewisse Arbeit an dem "Drumherum" wohl für jede erfundene Welt notwendig.

Hätte Früher nie gedacht so einem Satz zu hundert Prozent recht geben zu müssen.  :)

Habe inzwischen so viele Notizen zu meiner Welt, das ich mir eine Fächermappe dafür angeschafft habe. Lebensläufe der Figuren, Alter Aussehen etc, Landkarten, Wetter und Vegetations Notizen, Kleidung, Namen, Religion, Sitten, Gebräuche usw.
Ich finde es schon etwas beängstigend, und es wird immer noch mehr!

Finde es aber total Beruhigend, das gleiche von euch zu lesen. Hätte sonst irgendwann wirklich befürchtet es ist eine Meise in meinem Kopf eingezogen.

Und ja, es macht mir immer mehr Spaß und die Welt wird irgendwie vertrauter und bekommt eine Seele.

Liebe Grüße Juni
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Issun am 22. Februar 2009, 15:14:14
Wichtig ist, dass die Welt mit allen ihren Details und Figuren überzeugend wirkt- also besser nicht so, als sei sie eben einem wirren Autorenhirn entsprungen (wie es bei mir wohl öfters vorkommt), sondern als habe es sie bereits lange vor dem Beginn der Geschichte gegeben, als fixen Bestandteil der Realität.
Das ist meiner Meinung nach ohne Arbeit drumherum einfach nicht möglich. Ich gehöre aber auch zu den Personen, denen "Bühnenbild" und "Maske" Spaß machen, und ich kann problemlos Stunden damit totschlagen, Charaktere zu zeichnen und mir Biografien auszudenken.
Menschen haben eine Vergangenheit, Welten eine Geographie... wenn man die weglässt, fehlt das Fundament und die Geschichte steht auf wackeligen Beinen. Manchmal ist es natürlich auch mühsam, sich all das zurechtzulegen, aber ich glaube, sich in gewissem Maß mit Hintergründen auseinanderzusetzen ist nötig. Umso interessanter wird es dann, die Geschichte mit dem vorher zurechtgelegten Material auszuschmücken.

LG,
Issun
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Romy am 22. Februar 2009, 23:50:10
Hm, ich hab immer gedacht, ich mache relativ viel Vorarbeit, aber wenn ich das in diesem Thread so lese, ist es wohl doch noch relativ wenig.  ::) - Wobei die ein oder andere Seite auch bei mir zusammen kommt und Karten zeichnen ist selbstverständlich ein MUSS! Aber hunderte Seiten werden es dann doch nicht.
Trotzdem, ganz ohne Vorarbeiten zur Welt und zu den Charakteren und deren Familien geht es einfach nicht! Wenn man erst anfängt, sich was zu überlegen, sobald man es im Roman gebrauchen könnte, hemmt das ungemein und führt am Ende noch zur Schreibblockade. Dann lieber von Anfang an alles vorbereiten was geht, egal ob es mal im Roman auftauchen wird, oder nicht! Letztlich macht es ja auch Spaß, also warum nicht?
Und denken wir doch mal an Tolkien! Was wäre, wenn der sich nicht so viel Mühe gemacht hätte, Mittelerde in aller Ausführlichkeit auszuarbeiten?

Momentan hat mich aber vor allem das Recherchefieber gepackt. Da hab ich mir gedacht, ich siedle meinen Kurzroman für Arcanum mal im Mittelalter unserer realen Welt an, um mir das alles etwas einfacher zu machen - aber die letzten Tage bin ich am recherchieren und komme von Hölzchen aufs Stöckchen. Wenn man das alles zusammenzählt, was ich da schon hervorgekramt habe, kommen definitiv auch ein paar mehr Seiten zusammen.
Aber hey, es ist zwar anstrengend und raubt mir auch ein wenig die Nerven, aber es macht auch Spaß und lernen tue ich nebenbei auch noch was. Also ist doch alles super  :D

Ob man sich so was immer noch leisten kann, wenn man Berufsautor sein will und seine 2-3 Romane im Jahr abzuliefern hat, da habe ich zwar meine Zweifel, aber bis es soweit ist, würde ich mich gar nicht aus der Ruhe bringen lassen  ;D
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Amber am 17. März 2009, 23:17:30
Die Arbeit drumherum ist für mich das beste Mittel, mich vor dem Schreiben zu drücken....

Nein, im Ernst, manches muss auf jeden Fall gemacht werden, ehe man zu schreiben beginnt, aber irgendwann ist es auch genug, und dann kommt man nur noch vom Weg ab... habe ich jedenfalls so erlebt.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Lila am 23. März 2009, 17:21:40
Zitat von: Drachenfeder am 21. Februar 2009, 11:17:23In der letzten Zeit habe ich mich öfters gefragt ob ich sie nicht alle habe... (...) Ich befasse mich momentan vorallem mit der Arbeit drumherum von meinem Romanprojekt. Landkarte zeichnen, Charaktere zeichnen, Charakterfragebögen herstellen sowie eine Art Lexikon fertigen weil ich selbst mit den ganzen erfundenen Wörtern, Orte und Wesen durcheinander komme. Es macht mir auch unheimlich Spaß mich um diese Sachen zu kümmern.

Ja bitte, was? :o Warum um alles in der Welt solltest du sie denn nicht mehr alle haben? Ja, ganz im Gegenteil! Es ist doch toll und, meiner bescheidenen Meinung nach, durchaus verständlich, dass du gerade in dem "Drumherum" so aufgehst. Ich selbst kann das nur allzu gut nachvollziehen, denn ich könnte bei jedem neuen Projekt Tag und Nacht damit verbringen mir Charaktere auszudenken, diesen passende Namen zu geben, mir Details zu der Welt auszumalen, neue Begriffe zu erfinden und so weiter. Um ganz ehrlich zu sein liebe ich das alles fast mehr, als das Schreiben selbst. ::) Ich könnte allein Stunden damit verbringen in Fremdwörterbüchern nach Begriffen zu suchen, die ich mit anderen kombinieren kann um so neue Arten, Rassen oder Gegenstände zu benennen. Gibt es was Schöneres? Das ist doch wichtig und gehört dazu! Ich finde es völlig normal sich gerne damit zu beschäftigen. Das zeigt doch, dass man sich ausgiebig und intensiv mit einer Sache befassen kann, dass man durchdacht schreibt und plant und nicht jemand ist, der einfach nur mal eben schnell husch husch einen Roman runterschreiben will, koste es was es wolle. ;)
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Beate am 25. März 2009, 09:47:02
Ich finde gerade die Arbeit drum herum ist es, was das Fantasy-Schreiben so schön macht. Wenn man seine ganze Fantasy aus sich rauslassen kann und sich über alles mögliche Gedanken macht, selbst wenn man das im Roman dann nicht sicher braucht.

Als Autor ist man schließlich eine Art "Schöpfer". Wenn man selbst nicht bis ins kleinste Detail über seine Welt Bescheid weiß, wer denn dann? Und um sich über diese ganzen Details klar zu werden, muss man einfach die Arbeit "drumherum" erledigen.
Momentan bin ich auch dabei, eine Welt zu Papier zu bringen, die schon seit etwa einem halben Jahr in meinem Kopf rumschwirrt - im Groben und Ganzen. Doch sobald ich anfange, daran zu schreiben, bilden sich immer neue Details vor meinem inneren Auge, die mir vorher noch gar nicht bewusst waren. Und so nimmt die Welt Gestalt an, in ihren ganzen Besonderheiten.

Wenn ich mir vorstelle, ich schreibe einen Roman und gebe sie dann einem Betaleser. Der liest es und fragt dann: "du, mir ist da was noch nicht klar geworden zu dem-und-dem Ort oder der-und-der Tatsache". Wenn ich dann - weil ich die Arbeit "drumherum" nicht richtig erledigt habe, nur sagen kann "sorry, weiß ich auch nicht", dann komme ich mir irgendwie schon so vor, als wäre ich ein "schlechter" Autor/Schöpfer.

Und ganz nebenbei macht es einfach riesigen Spaß, über seine eigene Welt so genau Bescheid zu wissen, dass man jederzeit Fragen dazu beantworten kann.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Drachenfeder am 25. März 2009, 10:59:35
Ach wisst ihr was?? Ich hab euch soooooooo lieb  :knuddel: Bin ich froh das Thema angebracht zu haben. Jetzt geht es mir ein ganzes Stück besser und ich weiß nun, dass ich nicht ganz so verrückt bin wie ich erst dachte.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Smaragd am 25. März 2009, 11:32:14
Ich kann mich der Mehrheit nur anschließen, eine fantasy-Welt sollte doch mehr bieten als festen Boden unter den Füßen der Protagonisten ;) Je ausgefeilter und komplexer eine Welt ist, desto faszinierender ist sie. Und was man alles für glaubwürdige Charaktere brauchen kann - Religion, Lebensumstände (da spielen Gesellschaft, technologischer Standard usw rein), Geschichte (um grundsätzliche Einstellungen gegenüber anderen Ländern zu erklären) usw. - ist allein schon so viel, dass man sich damit so einige Zeit beschäftigen kann.
Manchmal nervt es mich etwas, aber im Großen und Ganzen macht`s auch Spaß. Verrückt finde ich das überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Ich mag Bücher, die in ausgearbeiteten Welten spielen.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Lila am 25. März 2009, 15:25:26
Zitat von: Drachenfeder am 25. März 2009, 10:59:35Ach wisst ihr was?? Ich hab euch soooooooo lieb  :knuddel: Bin ich froh das Thema angebracht zu haben. Jetzt geht es mir ein ganzes Stück besser und ich weiß nun, dass ich nicht ganz so verrückt bin wie ich erst dachte.

Da nich für. :knuddel: Wäre doch aber wirklich etwas dröge und langweilig, wenn es das Drumherum nicht gäbe. Okay, bei historischen Romanen muss man zum Beispiel ganz viel recherchieren (naja, MUSS man natürlich nicht, aber SOLLTE man meiner Meinung nach). Aber recherchieren ist nun wirklich nicht gerade mein größtes Hobby. Klar, manchmal braucht man es einfach. Aber grundsätzlich finde ich es viel toller und viel spannender mir meine Welt selbst auszudenken. Das ist irgendwie viel kreativer und auch fordernder. ::)
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Dämmerungshexe am 16. Juni 2009, 12:09:56
Also ich verwende auch immer sehr viel Zeit darauf meine Welt aufzubauen, zu beschreiben und Skizzen zu machen. das hilft mir sehr viel bei meiner eigentlichen Arbeit dann. Wenn ich erstmal alles beschrieben habe, habe ich so eine unglaubliche Fülle an Details und Informationen, dass ich mir heraussuchen kann was genau ich denn beschreiben möchte. Und umso mehr Details man dem Leser gibt, umso dichter wird die Welt auch für ihn.
Zum Beispiel bin ich gerade dabei eine Welt und die darin lebenden Rassen zu entwickeln. Dabei konzentriere ich mich fast ausschließlich au meine derzeitige Lieblingsrasse, die Rastayi. Welche Farben spielen eine wichtige Rolle in ihrer Gesellschaft, wie ist ihre Gesellschaft aufgebaut, welche Merkmale unterscheiden die Stände, weie sieht die Architektur aus, warum sieht sie so aus? Welche Muster benutzen sie für Stoffe, welche Formen haben ihre Waffen? ...
Neulich habe ich sogar aufgeschrieben wie ihre haut genau aussieht, nachdem ich auf einem Blütenblatt ein sehr schönes Muster entdeckt hatte, bei dem ich mir dachte: so etwas wäre schön zu beschreiben.

Ich denke beim Schreiben sollte die Arbeit drumherum viel Zeit einnehmen. Das ist auch das was man uns in meinem Studium beibringt, Recherche, Ideenfindung, Entwicklung eines Konzepts, ausbau von Details usw. nehmen wesentlich mehr Zeit in Anspruch als das eigentliche Projekt. Ein gutes Beispiel wäre auch eine Geburtstagsfeier - wie lange planst du so ein ereignis und bereitest es vor, damit die Party am Schluss wirklich toll wird?
Anders ist es beim Weltenbau auch nicht. Schreibe einfach auf was dir einfällt und was dir gefällt. es ist immer besser solche Hintergründe schonmal sortiert im Hinterkopf zu haben, als sich dauernd etwas neues auszudenken wenn man gerade muss. Da kommt man nur durcheinander.
In diesem Sinne noch viel Spaß beim Weltenbau!  :jau:
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Nessa am 23. Juli 2009, 16:03:11
Ich kann mich noch an den letzten November erinnern. Mehr oder weniger wurde ich überredet am NaNo teilzunehmen.
Ich hatte eine Handlung und meine Hauptcharaktere. Ich habe auch den NaNo geschafft, doch als ich mit dem Überarbeiten angefangen habe, da wurde mir mit einem Mal bewusst, da fehlt noch ne ganze Menge.
Also der FirstDraft liegt zwar noch auf meiner Festplatte aber dort wird er auch bleiben.
Zum Überarbeiten lohnt es sich einfach nicht.
Mittlerweile habe ich das Storykonzept komplett übern Haufen geworfen und nachdem das Grundgerüst steht, weiss ich, was ich brauche und erarbeite mir meine Welt dementsprechend. Naja, es kommt auch vor, dass eine ganz unbedeutende Stadt entsteht, die bisher noch nicht wirklich erwähnt werden wird (oder vielleich doch? Wer weiß das schon so genau?).
Jedenfalls entsteht nun meine Welt und seit letztem Jahr hab ich eigentlich nicht wirklich am Roman gearbeitet, sondern nur drumherum gebaut.
Mir fällt es jedoch sehr schwer das auch niederzuschreiben, im Kopf ist da schon so viel mehr abgespeichert.

Also ich glaube kaum, dass es verkehrt ist, seine Zeit mit der Erschaffung seiner Welt zu verbringen, wie schon gesagt wurde, ohne ein ordentliches Fundament kann ein Haus kaum stehen bleiben und dem Wetter trotzen.

LG Nessa
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Sprotte am 23. Juli 2009, 16:11:26
Ich habe es relativ leicht mit meiner Welt, da die Romane in unserer Welt spielen.
Aber: Ich kämpfe mit dem Stammbaum der Familie - fängt 1418 an, geht bis heute. Bislang war ich mit keinem Programm zufrieden. Die Ausdrucke lassen meist irgend einen Nebenzweig weg, Mehrehen nimmt jedes übel.
Ja, ich brauche den Stammbaum, da ich auch immer wieder Geschichten habe, die z.B. 1488, 1630 oder 1595 spielen! GNA
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Lucien am 23. Juli 2009, 16:36:25
In einem meiner Romane wird noch eine äußerst alte und seeehr aufschlussreiche Legende aus dunkler Vergangenheit eine Rolle spielen. Aber bis auf die Tatsache, wen/was diese Legende zum Thema hat, weiß ich überhaupt nicht, was genau abgeht in dieser mysteriösen Legende. Und die Feen wollten sie auch noch nicht rausrücken, damit ich die mal lesen kann.  ???
Zum Glück wurde ich von Stammbäumen bisher verschont, aber da ich nun eine Weltkarte gebastelt habe, die geographisch logischer ist, muss ich nun den Plot ändern, da manche Dinge unter den neuen Umständen nicht mehr möglich sind.
Also Memo an mich: In Zukunft ERST gründlich über die örtlichen Gegebenheiten nachdenken und DANN plotten.  :wums:
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Schreiberling am 23. Juli 2009, 17:56:10
@Sprotte: Warum zeichnest du ihn nicht dann einfach per Hand? Man kann ihn dann zur Sicherheit ja auch kopieren.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Katharina am 23. Juli 2009, 18:24:07
Ja, nach einem guten Programm für Lebensläufe suche ich auch noch. Das wird dann zwar erst für mein nächstes Projekt wichtig (sprich irgendwann nächstes Jahr), aber was man hat, das hat man. :)

Ich finde das Drumherum macht mindestens genausoviel Spaß als das Schreiben. Als Hobbyautorin möchte ich natürlich überwiegend Spaß an meinen Geschichten haben, ich nehme mir daher so viel Zeit wie ich will um die Hintergründe zu erarbeiten.

Ausserdem finde ich, dass um so mehr man über die Welt in der der Roman spielt weiß, umso mehr weiß man auch über die Charaktere die darin leben und das kann ja nur von Vorteil sein.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Joscha am 23. Juli 2009, 18:32:27
Ich mache mir auch gewöhnlich sehr viel "Arbeit drumherum". Wie ich dazu stehe, ändert sich je nach Stimmung. Mal finde ich das ganze unglaublich hemmend und will am liebsten gleich schon mit dem eigentlichen Roman loslegen, muss mich aber immer noch zurückhalten, weil sonst wohl wieder zahllose kleine und größere Logikfehler in der Welt auftauchen. Dann macht es mir aber auch wieder unglaublich Spaß und ich bin begeistert dabei, die Geschichte meiner Welt zu stricken. Die verwende ich außerdem für mehrere Projekte, was heißt, dass ich mir die ganze Arbeit nicht x-mal machen muss, sondern eben nur ein paar Male.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Sprotte am 23. Juli 2009, 18:34:58
@Schreiberling: Ich habe mit winzigen Karteikarten angefangen, die ich an meine Tür geklebt habe. Das Problem ist, daß dieser Stammbaum - mehr als 500 Jahre, mehrere Ehen, alle Seitenlinien - verdammt viel Platz braucht. An der Tür habe ich bislang sieben Generationen, und ich bräuchte links und rechts mindestens noch eine Tür.  :wums: Ist wahrscheinlich ungewöhnlich: Aber ich fange oben an, mit dem Begründer der Linie. Das Ganze sieht dann aus wie das Delta des Nils  :happs:

Kollege meinte, ich soll excel nehmen - damit kann ich nicht umgehen, und in Word (mein Lieblingsprogramm, in dem ich sonst echt alles mache) wird es grottig unübersichtlich.  :wums:
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Schreiberling am 23. Juli 2009, 20:17:45
@Sprotte: Das mit dem Platz ist verständlich. Ich hätte dann rigoros eine ganze Zimmerwand von mir genommen. Zum Plotten benutze ich auch eine sehr große Pinnwand, da musste auch Wand-Deko dran glauben und jeder der reinkommt, fragt immer, was das ist. :D
Aber ich hatte dann auch daran gedacht, dass man die Teile dann immer auf verschiedene A4 Seiten überträgt, die dann durchnummeriert und bei Bedarf ausbreiten kann. (Vielleicht für jeden größeren Abzweig eine Seite oder so). Aber auf Dauer auch umständlich.  :hmmm:
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Sprotte am 24. Juli 2009, 13:09:18
Eine Zimmerwand habe ich leider nicht über, mein Arbeitszimmer ist - gelinde gesagt - verschachtelt. Die einzige Wand ohne Tür, Fenster oder Heizkörper ist diejenige, die meine Schränke und Regale bedecken.
Aber! Du hast mich auf DIE Idee gebracht:

Ich drucke meine Romane, wenn sie meiner Meinung nach fertig sind, als DinA5-Taschenbücher (beidseitig bedruckt, schicke Leimbindung in Heimarbeit, selbstgebasteltes Cover auf Fotokarton). Einfach, weil es mir Spaß macht und mir gefällt.
Meine Idee - Danke Dir! - ist es nun, die Ahnentafeln ebenfalls auf DinA5 auszuarbeiten. Ein Blatt je Vater einer Generation. Mit Hinweis "siehe Seite sowieso" für vorherige und nachfolgende Generationen, Geschwisterlinien, Nebenlinien.
Das Ganze ist als Worddokument vielleicht unpraktisch, aber als Taschenbuch eine unschlagbare Hilfe.
Super, Danke für die Inspiration, jetzt kann ich diesen dusseligen Stammbaum endlich vernünftig in Angriff nehmen!
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Schreiberling am 24. Juli 2009, 13:28:14
Freut mich, dass es dich auf eine Idee gebracht hat. :)
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Lucien am 24. Juli 2009, 14:18:30
Hm, ich hab grad mal versucht, hinter die Taschentuch-Logik zu kommen, aber ich komme einfach nicht dahinter!  ???
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Sprotte am 24. Juli 2009, 14:28:31
Die Logik dahinter?  ;D

Wenn ich einen Stammbaum als Poster erstelle (das bietet das Stammbaumprogramm an), habe ich einen riesigen Faltzettel, der auch nicht übersichtlich ist. Zumal das Programm Nebenlinien gerne nicht ausdruckt.

Als Taschenbuch habe ich jede Generation je Mann auf einer Seite.

Bsp: Vater Maynard, sechs Kinder, davon zwei überlebende Söhne Robert und Malcolm. Robert führt die Hauptlinie fort, kriegt ein eigenes Blatt, auf dem seine zwei Söhne stehen. Die kriegen jeder ein eigenes Blatt mit ihren Ehefrauen und Kindern.
Maynards Blatt ist z.B. Nummer 1, Robert 2, Malcolm 3.
Auf dem Blatt von Roberts Sohn Sean stünde als Querverweis die 2 für seine Abstammung etc.

Das Taschenbuch ist eben handlich, überall mit hinzunehmen. Da ich häufiger Bezüge auf Jahreszahlen und die dann gerade lebenden Generationen nehmen muß, ist das wirklich hilfreich.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Lucien am 24. Juli 2009, 16:19:10
Ach so, jetzt verstehe ich. Übrigens gebe ich mich grad einem köstlichen Lachkrampf hin, weil ich auch eben geschnackelt hab, dass da überall Taschenbuch steht. Taschentuch...  :wums:
Ich bin heute echt nicht zurechnungsfähig.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Czara Niyaha am 13. September 2016, 12:11:08
Ich beschäftige mich auch viel mit dem ganzen "drumherum" in meiner Welt.
Vielleicht in letzter Zeit schon ein wenig zu viel?!  ???

Aber je ausgearbeiteter meine Welt ist, desto einfacher fällt es mir später beim Schreiben.
Allerdings habe ich im Moment das große Problem, dass sich meine eigentliche Geschichte, mit ständigem Wachsen der Welt, der Völker und der einzelnen Charaktere, auch ständig verändert hat.

Ich kann die zig DIN A3 und DIN A4 Blätter nicht mehr zählen, die ich mit unzähligen Grundrissen der Landkarte meiner Welt "bekritzelt" habe. Aber dadurch hat meine Welt erst ihre heutige Form bekommen.
Ich glaube allein mit meinen ganzen Dateien zu meiner Welt, Völkern usw. würde ich mittlerweile schon fast ein halbes Buch voll kriegen.  ;)

Mir macht es auch Spaß meiner Welt immer mehr Leben einzuhauchen.
Ich sehe das als enorm wichtige Vorarbeit, weil man sich später beim Schreiben viel besser in der Welt zurechtfindet und auch eventuell auftauchende Logikfehler vermeiden kann.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: zDatze am 02. Oktober 2016, 00:22:28
Das "Drumherum" macht mir auch unglaublich viel Spaß und ich laufe auch durchaus in das Problem, dass ich einmal einen Schlussstrich ziehen muss, um mich nicht ewig bei der Entwicklung der Welt im Kreis zu drehen. Gerade weil immer wieder eine tolle Idee auftaucht, die ich natürlich noch unterbringen möchte. Eine Zeit lang habe ich das auch gemacht, leider mit dem Ergebnis, dass ständig der Plot auseinander gebrochen ist.

Um mich nicht endlos zu verlaufen, versuche ich auch möglichst bald herauszufinden, mit welchen Hauptpunkten ich mich beschäftigen möchte. Heißt, welche Aspekte der Welt ich in den Vordergrund stellen möchte. Ist es die Magie? Sind es die Völker? Ein althergebrachter Konflikt? Religion? Die Waffen und Kampftechniken?
Beim Brainstormen tauchen jede Menge Details auf. Manche bleiben, viele fallen weg oder werden durch andere ersetzt. Das ist manchmal ein langer Prozess und manchmal geht das aber auch sehr zackig bis ich bei einem Ergebnis bin, mit dem ich zufrieden bin.

Mir gefällt beim Weltenbau die Eisberg-Metapher sehr gut. 10% sind sichtbar (also, in der Geschichte verarbeitet) und die restlichen 90% sind unter der Wasseroberfläche und schimmert immer mal wieder durch. Man muss nicht jedes Detail unterbringen, andeuten reicht oft genauso und ich finde, dass eine Geschichte gerade durch diese Andeutungen sehr viel mehr Tiefe und Breite bekommt.
Und selbst wenn man die 90% nicht ausgearbeitet hat, dann kann man sich mit Andeutungen gut "drüberschummeln". Das ist nichts Verwerfliches und ich mach das in manchen Themengebieten lieber, als mich lange mit der Planung zu beschäftigen - gerade wenn mich das Thema nicht sooo brennend interessiert.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Veldrys am 10. Oktober 2016, 17:48:11
Mir ist die Arbeit drum herum genauso wichtig wie das Schreiben meiner Geschichten. Um ehrlich zu sein, habe ich anfangs eine ganze Zeit lang einfach nur an meiner Fantasywelt gebastelt, bevor ich mich dann einigermaßen ernsthaft ans Schreiben gemacht habe. Ich könnte gar nicht schreiben, ohne vorher den Hintergrund ausgearbeitet zu haben. Um eine ordentliche Geschichte zustande zu bringen, brauche ich Informationen über die Welt, in der sie spielt und die dortigen Gegebenheiten. Und wenn ich einmal aus irgendeinem Grund an einer Schreibblockade leide, zeichne ich zum Beispiel Landkarten und arbeite somit trotzdem an meinem Projekt.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Faye am 10. Oktober 2016, 19:54:30
Ich arbeite sehr gerne drumherum  :)
Beginnt bei den Charakteren mit ausgedruckten Bögen, dann die Weltkarte, Bräuche, Gesetze...
Bei meinem letzten Buch hatte ich das Problem, dass ich ewig geplottet habe um mich vor dem Schreiben zu drücken.
Aber Karten und Hintergründe sind mir schon sehr wichtig, da ich nachher sonst wirklich nicht mehr weiß, was ich am Anfang gesagt habe über die Landschaft oder die Gesetze.  Das gibt der Geschichte erst die gewisse Logik.  ;)
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Koboldkind am 10. Oktober 2016, 21:22:00
Anfangs meiner Schreibzeit habe ich unglaublich viel und gerne gebaut. Hab noch die ganzen Skizzen und vor allen die Weltkarte und Kleidungsskizzen und hach ...
Dann hatte ich irgendwann einen Bruch und andere Storys gemacht und dann ist es mit dem Out-Story-Bauen gestorben. Ich Baue eigentlich nur noch mit der Story, das was gebraucht wird, wird entwickelt und ein bisschen drum herum. Ansonsten wird seeeehr viel beim Schreiben gebaut, ich gehe dann mit meinen Charas spazieren (trifft sich besonders gut, wenn es ein Roadtrip ist ;) ). Das artet dann natürlich auch in Unnützes Wissen aus und so interessante und eigentlich wichtige Sachen wie Landschaft oder Agrarbeschaffenheit fallen dann untern Tisch, aber das ist in Ordnung.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Trippelschritt am 11. Oktober 2016, 10:00:35
Als ich "Zauberer wider Willen" schrieb, entstand die Welt beim Schreiben so nebenher. Das geht auch ganz gut. Eine idee zur Welt folgt der anderen und ab und zu muss man mal Pause machen und überprüfen, ob noch alles unter sich stimmig ist und ob es klare Lücken gibt, die gefüllt werden müssen. Die Figuren hingegen müssen bei mir immer stehen. Sonst kommt nichts Brauchb ares dabei heraus.

Ganz anderes war es bei meiner Pentamuria- Trilogie. Da war das Drumherum mehr Arbeit als die eigentliche Geschichte, da Mythologie und die Welt an sich Teil der Geschichte war. Das Schreiben geht dann verhältnismäßig schnell, wenn klar ist, was man schreiben möchte.
Und jetzt bei der Paranaea-Trilogie, die im selben Universum spielt, aber zu einer anderen Zeit muss ich meine alte Welt nur ein wenig ergänzen. Die Arbeit des Drumherums hat sich also wirklich ausgezahlt.

Liebe Grüße
Trippelschritt
(dem es Spaß macht, auch mal aus seiner Werkstatt zu plaudern)
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Sternsaphir am 11. Oktober 2016, 18:03:54
Die "Arbeit drumherum" kommt immer dann für mich zum tragen, wenn ich grad eine schöpferische Pause brauche, einen Schreibkrampf habe oder sich meine Muse im Sitzstreik befindet.
Dann fange ich an zu zeichnen, Charaktere zu erstellen, Schmuck anzufertigen, manchmal nähe ich auch ein Kleidungsstück dazu u.ä.
Landkarten zeichne ich vor allem als Orientierung für mich selbst, damit ich nicht durcheinanderkomme.
Ich mag die Arbeit drumherum, sie komplettiert sozusagen meine Romane.
Früher habe ich meine Szenenbilder sogar in die Bücher geklebt. Heute bin ich leider viel zu unzufrieden mit meinem Zeichenstil.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Gamalda am 14. Oktober 2016, 15:33:12
Ehrlich gesagt habe ich noch nie eine Karte gezeichnet, aber mir kam gerade in den Sinn, dass ich das für mein Nanoprojekt durchaus mal machen sollte, wo ich doch eh auch gerne male.
Meine Welten entstehen immer so beim Schreiben, aber ich sollte mir mal die Zeit nehmen und diese ganzen Threads lesen. Da scheinen mir jede Menge tolle Sachen drin zu stehen :)
Übrigens finde ich die Taschenbuchidee gut und werde das in meinem Ringbuch-BuJo mal in die Tat umsetzten! Man kann ja nicht nur eine Seite pro Charakter sondern danach auch die wichtigsten Orte der Welt pro Seite in Stichworten sammeln, wann immer man mal irgendwo warten muss oder sonst kurz Zeit hat. Sonst schreib ich immer alles durcheinander auf und finde es nicht wieder.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Chrissy am 09. August 2017, 17:26:52
Also eine skizzenartige Karte zeichne im zu Beginn meiner Romanidee immer gerne. Skizzenhaft weil ich nicht so zufrieden mit meinen Zeichnungen bin und mir dadurch Frust vorab bereits wegnehme. Um beim Schreiben die Fakten nicht zu verändern habe ich sie mir früher grob aufgeschrieben oder im Text markiert. Das wurde mir mit der Zeit zu umständlich und nun versuche ich es gerade mit Karteikarten. Ich kenne das auch, dass das Drumherum immer mehr in den Vordergrund gelangt - macht mir aber ehrlich gesagt weniger aus weil ich mich da mit meinem Roman gut beschäftigen kann, selbst wenn ich beim Schreiben gerade nicht voran komme.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Alina am 09. August 2017, 20:06:36
Ich beschäftige mich auch viel und gerne mit dem Drumrum. Zum Beispiel finde ich es wichtig, mir zu überlegen, warum eine Gesellschaftsform so aufgebaut ist wie sie ist, wie die geschichtliche Entwicklung ausgesehen hat usw. Bei solchen Überlegungen kommen mir manchmal neue Ideen für die Story selbst. Eine Landkarte finde ich auch wichtig.
Ich suche mir auch gerne Bilder im Internet, die zu meinen Szenarios oder Charakteren passen. Solche Bilder haben mich schon häufiger weitergebracht und mir fällt es dann leichter, eine Szene zu beschreiben. Ich sammle meine ganzen Infos und Bilder in OneNote-Notizbüchern. Da kann ich die Sachen gut einsortieren und schnell wiederfinden.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: zDatze am 10. August 2017, 17:37:23
Bilder und Wallpapers suche ich mir auch gerne zu meinen Projekten. Eines der Bilder landet dann auch direkt als Hintergrund in meinem Schreibprogramm (FocusWriter), daher suche ich da meistens auch sehr lange, um die richtige Stimmung einzufangen. Ansonsten bastel ich mir auch gerne ein Buchcover zu meinen Projekten.
Ein weiterer Tick von mir ist, dass ich mir einen Soundtrack zum Projekt bastle oder zumindest 2-3 Lieder suche, die zu meinen Figuren passen. Wenn ich dann nicht in Stimmung bin, brauche ich nur den Soundtrack anwerfen und bekomme wieder Lust an dem Projekt zu arbeiten (oder oft auch einfach ein schlechtes Gewissen, dass ich schon wieder so faul bin).

Landkarten sind auch so eine nette Beschäftigung. Oder auch das Entwerfen von Gegenständen aus den Welten wie z.B. Ringe, Anhänger, Embleme usw. Manchmal suche ich mir sogar so Details raus wie die Knöpfe, die eine meiner Figuren an der Jacke trägt und mache im Gegenzug meist einen Bogen um Charakterportraits, da ich das konkrete Aussehen nicht als sonderlich wichtig empfinde.

Ein weiteres Drumherum sind dann auch noch Namen. Zum Glück gibt es da Namens-Generatoren, die weiterhelfen, denn beim Benennen von Figuren und Nebenfiguren brauche ich gefühlt ewig. Dann auch noch erst Namen für die Titel, Familien, Länder, Städte, Gebirge, Ebenen, Täler, das Kuhdorf nebenan ... das dauert. ;D
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Jiela am 11. August 2017, 11:23:16
Für die Vorbereitung meines letzten NaNo-Projektes hatte ich nicht genug Zeit, wodurch ich keine Karten gezeichnet habe... das resultierte in einem schwammigen Setting. Zumindest habe ich das so empfunden. Für mein aktuelles Projekt zeichne ich wie @Chrissy skizzenmäßig alle möglichen Karten und Grundrisse... Häuser, Stätte, Zimmer... alles was irgendwie wichtig ist für den Roman. Ich kann mich dann besser orientieren.

Auch die Gesellschaftsformen spielen bei mir meist eine große Rolle und werden ausgefeilt. Ich hab extra ein Notizbuch für Sachen, wie Gesellschaft und Klima und Geschichte etc.

Ich habe für jedes meiner Bücher eine Pinterest-Pinnwand, damit ich in die Atmosphäre reinfinde. Musik läuft bei mir zwar meistens, wenn ich schreibe, aber selten hat ein Buch seinen eigenen Soundtrack. Ich hab dafür Playlists für verschiedene Stimmungen und Orte.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: canis lupus niger am 12. August 2017, 14:13:14
Das "Drumherum" ist die alternative Realität, in die ich mich geistig flüchte, wenn mir die reale Realität zuviel wird. Eigentlich fing meine Schreiberei damit überhaupt erst an.

Im "Drumherum" entwickeln sich meine Geschichten und Charaktere fast von selber und ich muss sie dabei eigentlich nur beobachten, ihnen folgen und ihnen auch machmal einen kleinen Stups geben, damit ich sehen kann, wie sie sich unter bestimmten Bedingungen verhalten. Dabei stelle ich dann auch schon mal fest, dass es hier und da noch Klärungs- oder Ausgestaltungsbedarf gibt.

Bestimmt wäre es vorteilhaft, wenn ich mir systematische Notzizen machen würde, aber ich kann ja nicht ununterbrochen mit einem Block vor der Nase durchs Leben gehen.  ;D
Aber für eine Landkarte oder eine Skizze von Gebäuden, Tieren oder Charakteren habe ich trotzdem gelegentlich Zeit.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Rakso am 13. August 2017, 10:30:22
Die Arbeit um das Schreiben herum nimmt bei mir auch viel Raum ein. Im Moment sogar den meisten, da zündende Ideen für einen Plot auf sich warten lassen. Leider habe ich auch die ,,schlechte" Angewohnheit, Gegenden der Welt zu bearbeiten, die nichts mit meinen Projekten zu tun haben.

Karten zählen natürlich auch dazu. Zwar habe ich eine skizzenhafte Karte der Welt im Kopf, aber leider scheitere ich oft an der Linienführung, wenn es um Küsten, Gebirge oder Grenzen geht. Hinzu kommt, dass ich in den letzten Jahren mehr als ein Dutzend Entwürfe angehäuft habe, die in etwa zwischen 1/5 bis zur Hälfte jeweils fertig sind, die mir aber – aus diversen Gründen – unpassend vorkommen. Momentan versuche ich das unter einen Hut zu bringen.

Neben Kulturen (und wie diese sich Entwickelt haben), lege ich auch viel Wert auf Sprachen und Dialekte. Mittlerweile bin ich bei acht Sprachen und mit jeweils zwei bis vier Dialektskizzen. Grammatikalisch sind alle mehr oder weniger ausgearbeitet, nur wenn es darum geht Wörter und Morpheme zu ,,gestalten" hab' ich noch so meine Probleme. Das wirkt sich dann leider auch auf Personen-, Orts- und Landschaftsnamen aus.

Geschichte ist auch immer ein sehr interessanter Punkt. Für mein drei aktuellen Projekte (die quasi eine Art Triptychon bilden), erarbeite ich etwa rund 1000 Jahre Vorgeschichte der Region. Nicht nur, wer was wann wo gemacht hat, sondern auch wie sich eine Stadt am ,,Rand der zivilisierten Welt", zu einer der führende Wirtschaftsmacht entwickeln konnte. Das beinhaltet dann natürlich auch Staatsgeschichte, Sozialgeschichte, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen, den Einfluss von klimatischen Veränderungen, usw.
Nur die Religion macht mir noch Probleme, da mir dazu einfach eine gute Grundidee fehlt.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: FeeamPC am 12. September 2017, 18:30:51
Die Arbeit drumherum kommt bei mir hinterher. Wenn der Text geschrieben ist, setzte ich mich hin, sortiere, ob der Zeitstrahl passt, Welt und Charaktere aussehen und überlege, was für Rand-und Rahmenbedingungen zum Plot geführt haben könnten.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Angela am 12. September 2017, 18:47:27
Zitat von: FeeamPC am 12. September 2017, 18:30:51
Die Arbeit drumherum kommt bei mir hinterher. Wenn der Text geschrieben ist, setzte ich mich hin, sortiere, ob der Zeitstrahl passt, Welt und Charaktere aussehen und überlege, was für Rand-und Rahmenbedingungen zum Plot geführt haben könnten.
Das mache ich oft auch so. Ich habe eine Idee und eine Geschichte und suche dann den Ort, an dem es hätte stattfinden können. Durchaus auch in der Realwelt, dann mache ich noch einige Veränderungen und passe es an. Auch Karten/Landschaften erschaffe ich erst später, wenn ich weiß, wie die Geschicht abgelaufen ist. Wenn es unlogisch wird, muss ich den Text ändern, klar.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Gwendi am 21. September 2017, 18:57:25
Bei dem "Drumherum" unterscheide ich zwischen dem großen Ganzen und den Dingen mit direktem Bezug auf die laufende Geschichte.

Den Entwicklungsprozess der Welt (kulturell, politisch, geografisch, etc.) mache ich nach und nach, da ich es gut finde wenn diese Sachen etwas reifen können und ich mich weniger gebunden beim Schreiben fühle.

Dinge wie das Aussehen meiner Hauptcharaktere, die Flora und Fauna des Landes indem das Ganze spielt und das Erscheinungsbild von Requisiten lege ich schon vorher fest, da das bei mir schon für die ersten Seiten der Geschichte wichtig ist. Mir macht das "Drumherum" immer sehr viel Spaß und manchmal kann das schon ausufern.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Loki am 02. Oktober 2017, 11:04:16
Womit ich in letzter Zeit Probleme habe ist die Organisation. Irgendwie habe ich zu viele Quellen/ Ablageorte für meine Ideen und verstreue somit zu viele Informationen, sodass ich sie kaum wieder finde und im schlimmsten Fall vergesse. Wie organisiert ihr das? Schreibt ihr alles auf Papier auf und macht Ordner? Bzw. wie haltet ihr generell eure Ideen zusammen?
Freue mich auf eure Tipps!

Falls dazu bereits etwas geschrieben wurde und ich es überlesen habe tut es mir Leid!
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Elona am 02. Oktober 2017, 12:52:03
Ich habe einen großen Ordner mit allgemeinem Schreibkram, unterteilt nach Charakterentwicklung, Recherche, Schreibhandwerk, Weltenbau, Inspiration. Verallgemeinert landet da alles drinnen, was ich für jedes Projekt verwenden könnte.
Daneben habe ich noch einen Schnellhefter mit Namenslisten (den dicken Ordner für Namen wälzen wäre irgendwie unhandlich  ;) ).

Dann einen Ordner je Projekt, der auch wieder unterteilt ist und wo obendrauf das Rohmanuskript landet. Zu meinem Hauptprojekt (hat bereits auch mehrere Ordner  ::) ) gibt es auch noch zusätzlich ein Plotbüchlein, was ich aber schon Ewigkeiten nicht mehr geführt habe (weil*).

Ansonsten noch eine Mappe in der alle losen Ideen landen und ein Büchlein, in welchem ich diese konkretisiere. *Mittlerweile gehe ich aber zunehmend dazu über Exposés in Papyrus zu erstellen. Dieses Dokument ist dann parallel zum Schreiben offen. Die Datein sind dann natürlich wieder nach Projekten/Welten und je nachdem weiteren Unterordner unterteilt.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Churke am 02. Oktober 2017, 13:47:56
Wenn ich an einem Projekt arbeite, schreibe ich alles in die selbe Textdatei, meist am Schluss.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Aphelion am 02. Oktober 2017, 15:21:32
Ich organisiere mein Material je nach Umfang und Bedarf unterschiedlich.

Kurzinfos schreibe ich ans Ende des Manuskripts, farbig u unterlegt. Dort landen auch andere Hinweise, z.B. für Änderungen am Text, die ich nicht sofort vornehme.

Wenn ich aber z.B. verschiedene Artikel sammle, lege ich einen digitalen Ordner an. In den kommt alles, was zum Projekt gehört, einschließlich verschiedener Unter-Ordner mit Recherchethemen.

Meistens ist meine Lösung ein Mittelding: Ich lege ein zusätzliches Textdokument an, in dem die wichtigsten Infos oder eine grobe Übersicht steht. Wenn ich ganz ordentlich sein will, verlinke ich aus diesem Dokument alle weiteren Artikel, Quellen, PDF-Drucke usw. Dieses Übersichts-Dokument lege ich meist erst an, wenn ich im Plotten oder Schreiben schon weiter fortgeschritten bin - je nachdem, wann ich es brauche.

Eines meiner Monsterprojekte hat einen (privaten) Blog, in dem ich alle Infos wie eine normale Website organisiere.

Außerdem gibt es noch meine Unsäglichen Zettelsammlungen™, die sich über mehrere dicke Versandtaschen verteilen, aber die sind nicht unbedingt empfehlenswert. ;D
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Zit am 02. Oktober 2017, 19:38:29
Mehrere Projektnotizbücher und -hefte sowie manches in Scrivener (Figurenbeschreibungen und -charakterisierungen bspw.) und Sammelordner aufm Rechner für Bilder. Ist an sich zerstreut und ich komme zurecht. :D Es gibt Arbeitsschritte, die ich lieber von Hand mache und andere dann digital.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Loki am 05. Oktober 2017, 17:05:39
Wow @Elona das hört sich wirklich gut an! Aber auch als hättest du ein eigenes kleines Regal für die ganzen Ordner ...  :D
So ähnlich stelle ich mir es aber auch vor - sollte sich irgendwann mal der Platz dafür ergeben.

Ansonsten sieht es bei mir grob aus wie bei @Aphelion  , wobei ich bei dem Versuch einen Blog zu machen gescheitert bin  :versteck:
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Venetia am 13. Oktober 2019, 14:00:37
Ohne die Arbeit drumherum funktioniert bei mir jedenfalls nichts. Mich wurmt es eher, wenn ich nur strikt schreibe. Für mich gehört einfach Weltenbau, Karten zeichnen, Charaktere durch Programme "sichtbar" aus meinen Kopf zu graben, etc. dazu.

Dabei ist es für mich nicht zu viel. Ich habe jede Menge Spaß dabei. Wenn ich schreibe, verbinde ich das mit diesen drumherum. Ich ergänze nebenbei in meinen Kopf Ideen, später füge ich sie Steckbriefen und Übersichten hinzu. Am Anfang habe ich eine Karte auf Papier gezeichnet, mittlerweile sammle ich mein Material so gut wie nur noch digital.  Dabei habe ich die Informationen in verschiedenen Dokumenten organisiert, die wiederum ein wenig sortiert sind. Grundlegend bearbeite und erschaffe ich jedoch mehr, als für eine Geschichte mit ihrem Plot nötig ist.
Damit es allerdings nicht zu viel wird, habe ich noch keinen Entwicklungsprozess festgelegt. Bei mir gibt es weder Schöpfungsgeschichte noch eine detaillierte Planung der Geschichte bis zu dem Plot, der überhaupt zu dieser Welt geführt hat. Nur das Grundlegende habe ich notiert, um irgendwann es doch auszuarbeiten.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Teben von Westend am 13. Oktober 2019, 21:53:32
Zitat von: Venetia am 13. Oktober 2019, 14:00:37
Ohne die Arbeit drumherum funktioniert bei mir jedenfalls nichts. Mich wurmt es eher, wenn ich nur strikt schreibe. Für mich gehört einfach Weltenbau, Karten zeichnen, Charaktere durch Programme "sichtbar" aus meinen Kopf zu graben, etc. dazu.

Dabei ist es für mich nicht zu viel. Ich habe jede Menge Spaß dabei. Wenn ich schreibe, verbinde ich das mit diesen drumherum. Ich ergänze nebenbei in meinen Kopf Ideen, später füge ich sie Steckbriefen und Übersichten hinzu. Am Anfang habe ich eine Karte auf Papier gezeichnet, mittlerweile sammle ich mein Material so gut wie nur noch digital.  Dabei habe ich die Informationen in verschiedenen Dokumenten organisiert, die wiederum ein wenig sortiert sind. Grundlegend bearbeite und erschaffe ich jedoch mehr, als für eine Geschichte mit ihrem Plot nötig ist.
Damit es allerdings nicht zu viel wird, habe ich noch keinen Entwicklungsprozess festgelegt. Bei mir gibt es weder Schöpfungsgeschichte noch eine detaillierte Planung der Geschichte bis zu dem Plot, der überhaupt zu dieser Welt geführt hat. Nur das Grundlegende habe ich notiert, um irgendwann es doch auszuarbeiten.

Mir geht es da ähnlich. Nachdem ich jahrelang "drumherum" gearbeitet hab, hat sich gerade dadurch immer klarer die eigentliche Geschichte herauskristallisiert. Ich habe auch brav jede einzelne Version als eigene Datei gespeichert und es fasziniert mich ungemein, wenn ich die Entwicklung meiner eigenen Welt bis zu ihren Anfängen zurückverfolgen kann.

Auch mit deiner Aussage, dass du nebenbei Ideen in deinem Kopf ergänzt, kann ich mich anfreunden. Wie oft habe ich schon an meiner Karte gearbeitet, nur um einen neuen Ort zu entdecken? Oft kommt dann gleich ein neuer Charakter einher, mit einer eigenen Geschichte, mit einer eigenen Verknüpfung zum "großen Ganzen". Ich denke, Abwechslung und Vielseitigkeit ist eine sehr wichtige Vorraussetzung für Kreativität.

Kleines Beispiel: der südwestliche Teil meines Hauptkontinents war schon immer eine große, langgezogene Halbinsel. Irgendwann habe ich jedoch - mehr aus ästhetischen Gründen - die Halbinsel in eine zersplitterte Inselkette verwandelt. Das dazugehörige Volk verwandelte sich wie von selbst in ein Seefahrervolk - klar, irgendwie müssen die einzelnen Inseln ja miteinander in Austausch treten. Und gleichzeitig hat sich sogar die Religion verändert, denn statt eines homogenen, polytheistischen Volkes gab es nun mehrere Stadtstaaten. Zwar glauben alle an dieselben Götter, doch auf jeder Insel wird ein anderer verehrt.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: flowrite am 14. Oktober 2019, 10:56:31
Cooler Thread! Hin und wieder sag ich mir, das möchte ich auch, um mein Schreiben in Gang zu bringen: Charaktere, Dinge, Räume, Zeitdaten und geschichtliche Ereignisse, Handlungsverläufe und Dialoge organisieren. Dann befällt mich leider regelmäßig die Angst vor dem Chaos und flüchte auf die Metaebene: Wie organisier ich denn, frag ich mich. Natürlich mit etwas, das ich kenne, insofern normal: In meinem Fall wäre es eine SQLite-Datenbank hinter einer Oberfläche im Webbrowser, also voll krass hipp (man verdrehe die Augen), gewissermaßen ein CMS für Autoren ... da rein schreib ich dann Texte und Notizen, z.B. etwas zu einer Figur namens Xy, und speichere dazu im Stile relationaler Datenbanken, dass es in der gegebenen Notiz um  Xy geht, genauer um ihre Biografie und aber auch auf ihr Aussehen verwiesen wird. So strukturiert gespeichert kann ich die Datenbank befragen, in welchen Textfragmenten, Bildern etc. auf das Aussehen Xy's eingegangen wird. So kann ich etwa den Widerspruch der falschen Augenfarbe frühzeitig vermeiden. *bla* *träum*.

Das wäre nicht allzu kompliziert, wenn ich das strukturelle Zeug auf eine möglichst intuitive Art dem Anwender (in erster Linie mir) zugänglich mache, etwa per Textauszeichnung: <p>Xy</p> betrachtete ihre <look of=Xy>blauen Augen</look> im Fluss Yr, denn der war merkwürdig glasklar, da kein Lüftchen wehte. Ihr seht genauso wie ich voraus, das wird ein Faß ohne Boden.

EDIT: Puh, zum Glück ist der Anfall von Software-Problemlöseritis schnell wieder abgeflaut. Software löst schließlich keine Probleme, schiebt sie nur knapp aus der Domäne, die der Programmierer überblickt.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Venetia am 26. Oktober 2019, 12:42:29
Zitat von: Teben von Westend am 13. Oktober 2019, 21:53:32

Kleines Beispiel: der südwestliche Teil meines Hauptkontinents war schon immer eine große, langgezogene Halbinsel. Irgendwann habe ich jedoch - mehr aus ästhetischen Gründen - die Halbinsel in eine zersplitterte Inselkette verwandelt. Das dazugehörige Volk verwandelte sich wie von selbst in ein Seefahrervolk - klar, irgendwie müssen die einzelnen Inseln ja miteinander in Austausch treten. Und gleichzeitig hat sich sogar die Religion verändert, denn statt eines homogenen, polytheistischen Volkes gab es nun mehrere Stadtstaaten. Zwar glauben alle an dieselben Götter, doch auf jeder Insel wird ein anderer verehrt.

Da haben wir ja was gemeinsam, wie schön!  ;D
Anfangs war Aralirin, mein strahlender Schatz, ebenfalls nur eine große, blanke Fläche. Inzwischen hat die Fläche ein Loch und kleinere Freunde drumherum. Im Vergleich zu den Göttern: Es ist eine Göttin, die auf all diesen Inseln verehrt wird. Das Ganze hat sich ergeben noch vor dem Schreibprozess. Noch vor der Idee zur Geschichte, sogar. Ich kann inzwischen stolz behaupten, einen Plot in meinen Kopf zu haben, dessen Verlauf mich sehr fesselt. Ja, ich habe richtig viel Spaß mit diesen Plot und hoffe, dass dies einmal auf uns alle zutrifft!  ;)

Wieder zurück zum Thema... Ich habe letztens in das Buch "Die Verlobte des Winters" mich eingelesen. Ich kann mir kaum vorstellen, was für ein Berg an Notizen, Dokumenten, usw. angefallen ist beim Schreiben dieser Geschichte. Wobei jeder Autor und Autorin, man merkt es hier im Thread beim lesen, die angefallenen Daten anders sortiert und markiert. Order im RL, auf dem Rechner oder im Kopf: mir gefällt die unterschiedliche Herangehensweise und kann abschließend sagen, dass ich hier durchaus Inspiration für die Zukunft gesammelt habe. In einer eigenen Wohnung ein Regal mit Ordnern über ein ganzes Fantasy-Imperium? Warum nicht?
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Oneira am 26. Oktober 2019, 16:45:42
Arbeit drumherum finde ich auf jeden Fall wichtig. So eine Art Lexikon, wie @Drachenfeder es beschrieben hat, wird es bei mir auch manchmal, weil ich mir bei größeren Projekten dann auch Geburtsdaten und andere Sachen zu jedem Charakter aufschreibe, sodass ich selber nie durcheinanderkomme, wenn ich einen Charakter nach langer Zeit mal wiedertreffe  ;) @flowrite hat das ganz treffend beschrieben, mit den Widersprüchen bei Augenfarbe und Ähnlichem.
Und vor allem habe ich auch Spaß daran, mir so Fantasy-Sprachen für das Land (oder zumindest als Schrift für historische Dokumente im Roman) auszudenken. Das dauert natürlich immer ziemlich. Aber die Arbeit drumherum macht mir manchmal sogar mehr Spaß als das Schreiben an sich, abhängig vom Kapitel.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Halblingschruut am 15. März 2020, 10:05:29
Schliesse mich euch da an.
Meine Geschichte hat einige Bezüge in eine bereits existierende Mythologie und Geschichte, daher komme ich gar nicht drumherum, mich näher damit zu beschäftigen.

Habe gestern einen tollen Charakterbogen (deinbuchschreiben.de) entdeckt und ihn grad für meine Hauptprotas ausgedruckt.
Auch sitze ich gerade an der Stammbaumentwicklung, um alles besser miteinander verstricken zu können.
(Ahnenblatt heisst es, falls jemand interessiert ist)

Ich finde es macht viel mehr Spass die Geschichte zu schreiben, wenn man das drumherum kennt.
Allerdings plane ich auch nicht alles bis ins kleinste Detail.
Viele Punkte auf meinem Charakterbogen beispielsweise sind noch offen, da ich diese erst im Laufe der Geschichte eintragen will/kann. Ansonsten hätte ich das Gefühl, dass sich meine Leute gar nicht weiterentwickeln bzw "keinen eigenen Willen" mehr haben  ;D
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Federstreich am 31. März 2020, 19:35:41
Ich nutze zum Plotten die Schneeflockenmethode. Da gibt es schon einige Aufgaben, die erst einmal nichts mit dem Schreiben direkt zu tun haben. Teilweise stürme ich durch die einzelnen Aufgaben wie z. B. Pitch und Kürzestzusammenfassung, weil sich da vieles durch die Figurenerstellung, die erst anschließend kommt, noch ändern kann.

Gerade aktuell bin ich ziemlich am Anfang der Schneeflockenmethode. Meine Geschichte spielt überwiegend in einer Seniorenresidenz für besser situierte Senioren. Deshalb musste ich gleich acht Senioren erstellen. Bisher habe ich nur die acht Bilder, die Figurennamen und teilweise deren Enkel samt Bildern und Namen. Durch erste Überlegungen weiß ich, dass einer dieser Enkel schwul ist. Da ich die Seniorenresidenz kennen muss, habe ich mir eine Software zum Planen von Gebäuden nebst Einrichtung installiert. Der Keller und das Erdgeschoss stehen bereits. Das 1. OG hat Wände und zwei Senioren haben bereits ihre persönlichen Wohnbereiche bezogen. Dadurch kenne ich von diesen beiden Senioren ihren Stil besser, weiß, was sie früher gearbeitet haben. Das habe ich nicht erwartet. Mir ging es ja erst einmal darum, dass die Senioren auch wirklich in ihre Wohnbereiche verschwinden und nicht in denen eines Nachbarn und dass ich nicht direkt vom Aufenthaltsraum in den Hauswirtschaftsraum "nebenan" kann, weil der auf der anderen Seite des Gebäudes liegt.

Jetzt stelle ich fest, dass ich seit Beginn dieses Projekts bereits dreizehn Stunden für die ersten drei Punkte der Schneeflockenmethode und den Aufbau der Residenz verpulvert habe. Dabei habe ich kaum etwas zu den Figuren geschrieben und bei der Residenz fehlt zum Rest des 1. OG noch das Dachgeschoss. Da verliere ich mich gerade in den Details, die ich vermutlich zum großen Teil nicht brauchen werde. Aber anders fühlt es sich unvollständig an.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Tex am 01. April 2020, 14:17:41
Oh je. Wenn ich so an das Ausformulieren von Details denke ;D ;D ...

Ich bin seit fast 11 Jahren damit beschäftigt, eine einzige Welt zu konzipieren. Zugegeben, ich habe die Arbeit daran immer wieder unterbrochen für andere Welten oder weil mir einfach die Zeit gefehlt hat, aber ich denke, in Sachen Worldbuilding habe ich es dennoch etwas übertrieben.

Mittlerweile habe ich alleine aus dieser Welt heraus 14 größere Geschichten geplottet und etliche Kurzgeschichten geschrieben und bin erst jetzt, da ich meine, die Welt hinreichend zu kennen, drauf und dran, die erste größere Geschichte fertigzuschreiben. Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, bin ich ein großer Fan des Weltenbaus, Plottens und allem, was um das Schreiben herum so passiert.

Ich schließe mich auch @Halblingsschruuts Meinung an: Es macht mir auch deutlich mehr Spaß, zu schreiben, wenn ich die erdachte Welt besser kenne.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Federstreich am 01. April 2020, 16:34:04
Wow, elf Jahre! Selbst mit Unterbrechungen ist das eine Menge Arbeit. Das sieht man gut an den vielen Geschichten, die du bisher in dieser Welt spielen lassen konntest.

Ganz weit hinten im Hinterkopf regt sich da ja auch eine Geschichte, die ihre eigene Welt und mehrere Bände haben will. Vermutlich hängt da der Ehrgeiz dahinter, gerne mal etwas länger mit meinen Figuren und Welten zu tun zu haben. Bisher habe ich ausschließlich Geschichten geschrieben, die in veröffentlichter Form Einzelromane mit eigenen Welten und Figuren wären. Das an sich ist ja nichts schlimmes, aber da ist so eine Gollumstimme, die hinter der Geschichtenidee hervorflüstert "Ich - will - meeeeeheeeer!". :D 
Alleine wenn ich an die Welt der Herbstlande-Geschichten aus dem Verlag Torsten Low denke, wird mir schwindelig vor Glück. Gleichzeitig wird mir schlecht vor Neid (größtes, ehrlich gemeintes Lob ;) ). Ein verhältnismäßig kleines Land mit vielen unterschiedlichen Völkern und Wesen und auch das Land an sich hat so viele Überraschungen für uns Leser bereit. Genau sowas will ich hinkriegen. Gerne auch in diesem fantastisch-märchenhaften Stil. Oh, da muss ich noch so viel üben! :brüll: Und noch viel mehr Gehirnschmalz durch den Fleischwolf drehen.  :pfanne:
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Tasha am 11. April 2020, 19:14:37
@Earu: Ich finde aber, dass dein Entwurf von der Seniorenheimgeschichte auch richtig toll klingt. Habe ich als setting in Büchern noch nicht oft gesehen und ich finde es klasse, wie viel Arbeit du in die Vorarbeit investierst.

Ich möchte für ein Projekt, das ich im Moment im Kopf habe auch gerne die Schneeflockenmethode ausprobieren. Bisher habe ich meist so gearbeitet, dass ich als erstes das Exposé geschrieben habe und dann die wichtigsten Charaktere beschrieben habe. Entweder indem ich selbst einen Text über sie geschrieben habe, oder ein anderer Charakter aus der Geschichte. Auch für Nebenfiguren mache ich das ganz gern, einfach weil ich mir schon immer gerne Charaktere überlegt habe. Karten zeichne ich meist per Hand, einfach weil ich mit Software dafür nicht umgehen kann und das auch ganz gern mache. Für die Geschichten komme dann immer ein digitaler und ein schmaler realer Ordner dabei heraus.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Federstreich am 11. April 2020, 20:34:04
@Natascha Vielen Dank! Da sprichst du etwas an, das mir noch gar nicht bewusst war. Stimmt, ich glaube, in einem Seniorenheim habe ich bisher noch gar keine Geschichte spielen sehen.

Ich hatte beim ersten Mal mit der Schneeflockenmethode ziemliche Probleme. Die geht sehr ins Detail. Damals konnte ich die Methode zwar gut umsetzen, aber sie funktionierte nicht. Ich habe den Roman im zweiten Kapitel abgebrochen. Ich weiß nicht, was sich geändert hat, aber jetzt plane ich bereits den dritten Roman wieder mit der Schneeflockenmethode. Vielleicht liegt es daran, dass ich sie nicht mehr zu 100% ausführlich durchkaue, sondern noch etwas Luft für Spielraum lasse. Ein wenig will ich mich dann doch noch überraschen lassen.
Deine Methode klingt aber auch interessant. Ich kann mir vorstellen, dass deine Figuren ziemlich viel Tiefe besitzen. Das muss ich mal ausprobieren. Ich habe das Gefühl, dass meine Figuren noch zu schablonenhaft und zweidimensional sind. Das behalte ich mir im Hinterkopf. Ich bin ja gerade genau an dem Punkt und ich finde es furchtbar langweilig, die Figurendatenblätter stur auszufüllen.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: FeeamPC am 12. April 2020, 13:35:15
Probiert es doch einfach mal mit Bildern. Sucht eine Person im Internet als Bild, die eurer Vorstellung von eurem Charakter entspricht, dann sucht die passende Wohnumgebung, die Landschaft, was immer euch spontan anspricht, wenn ihr euren Charakter vor Augen habt. Auch das kann hinterher ein sehr umfassendes Bild eurer Protas geben.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Federstreich am 12. April 2020, 13:59:01
Das mache ich beim Ausfüllen meiner Figurendatenbank, sobald ich weiß, dass ich diese Figur brauche. Der Name und der Charakter folgen erst danach. :)
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Tasha am 12. April 2020, 19:07:49
Ich habe glaube ich auch noch nie einen Roman gelesen, der in einem Seniorenheim spielt. Dabei mag ich ältere Protagonisten total. Miss Marple ist eine meiner Heldinnen.  :)

Stimmt, Bilder von Charakteren suche ich auch immer sehr gerne. Manchmal sind sogar Figuren erst dadurch entstanden, dass ich ein Bild gefunden habe, zu dem mir eine Geschichte eingefallen ist.
Ich denke Figurendatenblätter können echt eine große Hilfe sein, wenn man Details in Erinnerung behalten muss. Da bin ich manchmal zu nachlässig und muss jetzt gerade einen Romananfang nochmal lesen, weil ich mir zu wenig Notizen gemacht habe. Aber wenn ich die Charaktere Briefe oder Tagebuch schreiben lasse, oder einfach einen inneren Monolog verfasse, dann kommen mir manchmal auch echt gute Ideen für die Geschichte.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Federstreich am 12. April 2020, 19:26:19
Ich bin ja mal gespannt, wie sich meine alten Leutchen entwickeln und im Roman loslegen. Das sind alles Leute, die auf irgendeine Weise ein kleines Vermögen aufgebaut haben. Dafür muss man einen starken Willen haben und sie gehören sicher noch nicht zum alten Eisen. Vor allem freue ich mich auf die "Chefin" der Seniorentruppe.

Miss Marple finde ich auch klasse. Mord ist ihr Hobby schlägt ja in eine ähnliche Kerbe. Ich habe die Serie gesuchtet.

In einem meiner unveröffentlichten Romane stirbt ein Pferd. Viel später denkt der ehemalige Besitzer nochmal an den Hengst. Da stolperte ich beim Schreiben. Verdammt, wie hieß der nochmal? Der Besitzer denkt ja nicht über seinen Hengst nach, sondern über Shun (Der Name des Pferdes.). Ich hatte Glück. Ich hatte den Namen der Pferde, die ihm gehörten, in sein Figurendatenblatt eingetragen und musste mich nur etwas durchscrollen. Ansonsten hätte ich im Dokument nach Hengst suchen und ein paar Absätze lesen müssen. So ging es schneller, weil es noch weitere Hengste in der Geschichte gibt.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Yamuri am 12. April 2020, 19:32:43
Es gibt von Stephen King einen Roman, in dessen Fokus ein Pensionist steht: Insomnia. Der Roman handelt von einem älteren Herrn, der schon in Rente ist und der plötzlich nicht mehr schlafen kann und die Fähigkeit entwickelt in andere Seinsebenenen einzutauchen, wodurch er von übernatürlichen Prozessen und Geschehnissen Kenntnis erlangt.

Ich muss gestehen ich denke mir aktiv tatsächlich gar keine Charaktere aus. Die Charaktere stellen sich mir vor und ich lerne sie kennen, erfahre von ihnen, wer sie sind, wie sie sind. Bei mir steht am Anfang immer eine Idee, ein abstraktes Konzept, ein was wäre wenn. Dieses was wäre wenn oder die Idee selbst hat meist noch keine Geschichte und hängt nur einfach in der Luft, bis sich Charaktere bei mir melden, sich vorstellen und mich an meine Theorien erinnern, weil sie die Realität der Theorie erleben. Sie nehmen mich mit auf eine Reise, erlauben mir einzutauchen in andere Welten, andere Dimensionen und Ebenen. Ich verschmelze mit ihnen und indem ich erlebe, was sie erlebt haben, weil es wie eine Art Wachtraum ist, kann ich es aufschreiben. Daher verstehe ich mich selbst auch als Bote von Geschichten. Wenn ich plotte ist das kein echtes Plotten, es ist eher ein Erforschen, ein - Messinstrumente einpacken, ein Equipment mitnehmen, um nach und nach herauszuarbeiten was da alles passiert. Ich konstruiere nicht wirklich, und wenn ich mal versuche zu konstruieren, dann sind das die Stellen, an denen Murks entsteht, weil ich nicht gewartet habe, bis mir die Welten offenbaren, was ihre Realität bereit hält. Manchmal verschwimmen auch verschiedene Realitäten miteinander und es ist schwer die eine Geschichte zu erzählen, die ich erzählen will, da die andren Realitäten mit ihr konkurrieren zusagen. Ich weiß nicht ob das alles hier verständlich ist. Ich habe versucht mit allen möglichen Plotmethoden zu arbeiten und auch selbst welche entwickelt, aber letztlich funktioniert am Besten, wenn ich mich auf die Reise einlasse und in die anderen Welten hinüber wechsle, indem ich in die Körper der Menschen springe, über die ich dann schreibe  und wenn ich die Plotmethoden nur als Werkzeuge verstehe, die mir helfen das was ich sehe und wahrnehme strukturiert zu Papier zu bringen.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Tasha am 13. April 2020, 10:57:18
@Yamuri Stimmt, das habe ich sogar auch gelesen. Das war ebenfalls ein älterer Protagonist, den ich sehr mochte. Genauso ging es mir bei Paulette aus "Zusammen ist man weniger allein". Würde mir mehr betagte Protagonisten wünschen.

Immer wieder interessant, wie unterschiedlich die Charaktererschaffung funktioniert. Ich habe festgestellt, dass es für mich ganz gut ist, wenn ich eine gewisse Distanz zu den Charakteren wahre und nicht zu sehr emotional involviert bin, weil meine Geschichten dann besser werden. Das gelingt mir aber auch nicht immer.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Wahtaria am 13. August 2020, 14:55:16
Die Arbeit drumherum kenne ich zur Genüge, dass habe ich in den letzten Jahren bei meinem Projekt gemacht. Ich persönlich, habe allerdings festgestellt, dass ich mich dahinter auch gut verstecken. Weltenbau, Charakter und Plot, dass kann ich, da fühle ich mich sicher. Ich liebe meine Welt, liebe meine Ideen und finde meinen Plot klasse. Doch ich habe auch immer ne Heidenangst gehabt, das beim Schreiben nicht umsetzen zu können. Und so habe ich einfach weiter an Weltenbau, Charakter und Plot gearbeitet - man findet ja immer was- und mich versteckt. Dieses Jahr, vor glaube zwei-drei Monaten habe ich endlich angefangen zu schreiben und so manches Mal habe ich Gejammert: "Ich will wieder plotten!"
Daraus hab ich für mich gezogen, wenn es danach nochmal ein größeres Projekte gebe, setze ich mir ein Limit für das Drumherum, denn letztendlich möchte ich auch irgendwann schreiben und alles richtig zum Leben erwecken.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: FeeamPC am 13. August 2020, 18:47:02
ich mache nach wie vor die Arbeit drumherum während des Schreibens. ich habe meine Hauptpersonen, weiß ungefähr, welches Ende ich brauche, und schreibe. meist einen kompletten Lebenszyklus, von Kindheit bis Tod (wobei der durchaus früh erfolgen kann, manchmal aber zieht sich ein Lebenslauf auch über mehrere Bücher). Während der Handlung erkunde ich die Welt und mache mir Notizen. Das geht natürlich nur beim ersten Buch reinrassig so, danach muss ich ja immer auf die bereits bestehende Welt Rücksicht nehmen. Also lege ich dafür so eine Art Mini-Lexikon an, in dem alles an Fakten landet, was buchübergreifend ist. Iklusive Timeline der Welt, Karte, Entfernungsangaben, allgemeine Angaben zu Völkern und Staaten. Ein Teil dieser Infos kommt dann in die fertigen Bücher als Anhang für die Leser, etwas, was bislang immer sehr positiv aufgenommen wurde.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Akirai am 24. August 2020, 17:30:03
Ich habe mich jetzt die letzten Tage durch diesen Bereich hier gearbeitet und muss sagen: ich bin einfach kein Weltenbauer  :d'oh: . Ich bin ein hardcore-"ich schalte meinen kritischen Verstand aus, denn ich will unterhalten werden"-Leser, weshalb es mir jetzt als Autor richtig richtig schwer fällt, auf diese Details zu achten.
Aber hey, im Fortlauf der Geschichte gibt es nicht nur die Entscheidungsschlacht, auf die aktuell alles zustrebt, sondern ich muss ja noch einen Bürgerkrieg basteln. Dementsprechend unschön wäre es, wenn ich so rein gar nichts von der Welt wüsste, also muss Weltenbau betrieben werden, bevor ich alles um- und neuschreiben darf.
Die Threads hier haben mir teils schon echt gut geholfen.
Trotzdem hätte ich noch eine ganz konkrete Frage an die Experten hier im Forum: woher nehmt ihr euer Wissen zu den folgenden Themenbereichen?


Götterglaube und Gesundsheitsversorgung bekomme ich als Themen noch hin, Kultur, Sprache und Literatur geht auch ohne große Probleme und dank der tollen Städte- und Weltenbaubögen hier ist mir auch aufgefallen, dass mein Land evtl. so etwas wie ein funktionierendes Bildungssystem braucht. Aber bei den oben genannten, ganz praktischen Aspekten hakt es bei mir einfach.

Mir gehts auch gar nicht so konkret um Hilfe zu den Problemen im Klammern, sondern ich will wirklich ganz allgemein wissen, woher ihr euer Wissen nehmt. Lasst mich nicht dumm bleiben und schon jetzt ganz herzlichen Dank für eure Hilfe  :)
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Araluen am 24. August 2020, 18:36:57
Ich bin jetzt kein Weltenbauexperte, da ich mich meist im Urban Fantasy Bereich herumtreibe, aber ich verusche mich trotzdem einmal an einer Antwort ;)
Ich nutze das Internet und bei uns läuft abends meist Phönix, ZDFinfo, Welt usw. kurz irgendeine Doku. Die mögen mal mehr, mal weniger gut sein. Aber irgendwas schnappt man immer auf, zu allen möglichen Themen (und jedes Mal wenn ich eine Doku über die Meeresfauna sehe, vor allem zum Thema Tiefsee, will ich meine Aquafantasy schreiben). Wenn man wirklich mal ins Detail gehen will, kann es nicht schaden entsprechende Experten an Universitäten anzuschreiben oder anzurufen. Die sind oft überraschend redselig.
Ansonsten pflege ich Mut zur Lücke und recherchiere Dinge erst, wenn ich sie brauche und der Meinung bin, dass es offensichtlich ist, dass ich keine Ahnung habe ;)
Es gibt nichts schöneres als eine detailiert durchdachte Fantasywelt. Aber letztlich ist es doch auch so, dass sich niemand an dem Gebirge rund um Mordor stört, weil die Geschichte einfach Spaß macht und man beim Lesen besseres zu tun hat, als über die Sinnhaftigkeit eines Flusslaufs oder eines Gebirges nachzudenken. Das soll jetzt von mir kein Freibrief sein, auf Worldbuilding und Recherche zu verzichten, denn nachvollziehbar und sinnhaft sollte auch eine erdachte Welt sein. Aber man sollte sich in meinen Augen überlegen, ab wann man Fünfe grade sein lässt, um nicht zu weit von dem abzukommen, was man eigentlich will: eine tolle Geschichte erzählen.

Zu deinen Beispielthemen:
Geographie und Geologie: Da habe ich das Glück mit @Maubel befreundet zu sein. Da habe ich meine Expertin und wenn ich je in die Verlegenheit komme, eine Karte zeichnen zu wollen, frage ich sie ;) Zuvor würde ich google mit Suchanfrage fütter wie: Wie entstehen Flüsse? So kriege ich dann hoffentlich ein paar Basics zu den Gesetzmäßigkeiten heraus. Grundlagen Plattentektonik, um ein paar Basics zu Gebirgen, Gräben und Erdbeben abzugreifen. Und vielleicht noch "Entstehung Klimazonen".

Zum Thema Handel und Wirtschaft gibt es ein paar nette Dokus über die Hanse und Holland. Google lässt sich sicher ähnlich füttern. Daran würde ich mich orientieren, zumindest wenn es um ein Handelsimperium geht.

Stadtentwicklung... wäre für mich ehrlich gesagt eine Frage von who cares? Also die Frage ist hier für mich: Welchen Einfluss hat dieses Wissen auf die Geschichte. Ist es wirklich wichtig zu wissen, warum diese Stadt so aussieht (und wie sie früher aussah und warum und überhaupt), wie sie aussieht oder ist es nicht wichtiger zu wissen, wie sie jetzt aussieht? Ansonsten würde ich tatsächlich eine geographisch und kulturell ähnliche gelegene Stadt als Vorbild nehmen.

Entfernungen und Wegenetze: Ich hatte mir mal vor Urzeiten eine Tabelle mit historischen Längenmaßen zusammengesucht und erstellt. Basierend auf dieser Tabelle bemühe ich auch jetzt noch Größen und Entfernungen. Tagesmarsch und Tagesritt empfand ich immer als gute Orientierung. Wenn ich das richtig im Kopf habe, geht es hierbei um eine Entfernung zwischen 10 und 40km (je nachdem ob zu Fuß mit Fuhrwerk oder Reittier). Das war die Strecke, die man an einem Tag zurücklegen kann. Bleibt dann die Frage, wie lange die Figuren von A nach B unterwegs sein sollen und dann vielleicht noch der direkte Vergleich mit einer Deutschlandkarte um ein Gefühl dafür zu kriegen, in welchen Dimensionen man sich bewegt.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Wildfee am 24. August 2020, 19:13:49
Hihi, die Frage nach Entfernungen, die man per Fuß, Pferd, Wagen oder Schiff/Boot an einem Tag zurücklegen kann, hat mich mal hierher ins Forum getrieben ;-)
@Araluen Du hast diese Tabelle nicht rein zufällig zur Hand und würdest sie weitergeben?  :bittebittebitte:
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Araluen am 24. August 2020, 19:27:08
Da muss ich suchen. Im schlimmsten Fall, befindet sie sich auf meinem alten Schlepptop und ist damit unwiderbringlich verloren. Ich weiß noch, dass ich damals mehrere Quellen zu Rate gezogen hatte und mir dann einen gut merkbaren Mittelwert gezogen hatte wie 1 Fuß = 30 cm. Das ist nicht penibel korrekt, aber das waren die damaligen Einheiten ohnehin nicht ;)
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Akirai am 25. August 2020, 08:52:17
Also für diese Liste wäre ich auch sehr dankbar  :bittebittebitte:

ZitatAber man sollte sich in meinen Augen überlegen, ab wann man Fünfe grade sein lässt, um nicht zu weit von dem abzukommen, was man eigentlich will: eine tolle Geschichte erzählen.

Das ist aktuell so die Frage, die mich auch umtreibt ... Gut, das World-Building hat mir jetzt immerhin geholfen, die Lösung für mein Stadt-Belagerungsproblem in Band 3 zu finden (yeahy!  :vibes: ). Aber ich werde noch immer nicht mit dem Thema warm. Obwohl Phönix, ZDF und Co. bei mir eigentlich auch immer mal wieder laufen und Terra X zu meinen viel-gesehenen Sendungen gehört. Vermutlich liegt es wirklich daran, dass ich als Leser keinen bis wenig Wert auf so etwas lege (bzw. es nicht wahrnehme). Damit lege ich mir als Autor dann ein ganz schönes Ei ...  :d'oh:
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Wahtaria am 25. August 2020, 09:08:05
@Puzzle Ich hab mir das Wissen nach und nach angeeignet, so ist es auch nicht so langweilig. Ein Beispiel: Bei mir gibt es Vulkane, also recherchiert zum Thema Vulkane, biss Magie und voila die Lösung. Dadurch das ich alles Wissen direkt mit der Geschichte verbinden konnte, fand ich fast alles auch interessant.
Am meisten habe ich im Internet recherchiert, also alles nach und nach. So macht es auch Spaß!
Also mein Tipp, mach nicht alles auf einmal.

Zum Thema Entfernungen, ich rechne in Tagesmärsche, da meine Entfernungen von Stadt zu Stadt auch ziemlich groß sind. Damit bin ich bis jetzt ganz gut gefahren. Allerdings habe ich mir bei dem Thema nie die Frage nach dem Realismus gestellt, weil es ist ja meine eigene Karte.
Titel: Re: Die Arbeit drumherum
Beitrag von: Maubel am 25. August 2020, 10:45:03
Zitat von: Araluen am 24. August 2020, 18:36:57
Zu deinen Beispielthemen:
Geographie und Geologie: Da habe ich das Glück mit @Maubel befreundet zu sein. Da habe ich meine Expertin und wenn ich je in die Verlegenheit komme, eine Karte zeichnen zu wollen, frage ich sie ;) Zuvor würde ich google mit Suchanfrage fütter wie: Wie entstehen Flüsse? So kriege ich dann hoffentlich ein paar Basics zu den Gesetzmäßigkeiten heraus. Grundlagen Plattentektonik, um ein paar Basics zu Gebirgen, Gräben und Erdbeben abzugreifen. Und vielleicht noch "Entstehung Klimazonen".

Da muss ich ja schon fast Schleichwerbung für Kiwiberry Editing machen  ;D Tatsächlich biete ich meine Dienste für geologischen Kartenbau mittlerweile an. Ich habe erst letztens auf der WorldCon einen Workshop über die Basics gehalten, der sehr gut ankam. Und Stück für Stück wollte ich den Blog bei Kiwiberry Editing füttern mit detailreicheren Beiträgen. Das erinnert mich, dass ich Teil 1 - Gebirge mal langsam online stellen könnte :)

ZitatAber was ist, wenn ich einen Dschungel, ein Gebirge, und dahinter äußerst fruchtbare Täler setzen möchte? Geht das überhaupt, so rein praktisch??

Na klar geht das. Kommt halt auf deine Klimazone, die Lage des Gebirges und die Wetterbewegungen (aka Regenschatten) an. Es kann ja auch ein kalter tropischer Regenwald sein, wie um Seattle herum. Ansonsten ist äußerst fruchtbar eigentlich immer Regen und Sonne im idealen Wechsel und vielleicht noch etwas Vulkanasche zum düngen.