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Da war doch was ...? - Übersicht beim Weltenbau behalten

Begonnen von Akirai, 17. Dezember 2020, 20:45:42

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Akirai

Hallo zusammen!

Ich stecke gerade in der Überarbeitung meiner Fantasy-Trilogie und habe schon beim Schreiben entsetzt festgestellt: der Weltenbau macht mich kirre. Inzwischen existiert bei mir sogar so etwas, wie Welt, aber jetzt bin ich gerade damit beschäftigt, all die Details, die ich als Pantser ins Dokument eingefügt habe, extra zu notieren.
Ich merke aber jetzt schon, dass dazu ein einfaches Word-Dokument mit Überschriften nicht reicht.

Meine Frage daher an alle Weltenbauer: wie löst ihr das? Wie habt ihr all die Details in eurer Welt gespeichert und wie habt ihr sie so griffbereit sortiert, dass ihr sie sofort beim Schreiben zur Hand habt und nicht erst 15min suchen müsst (und dann aus dem Flow seid ...)

Danke für eure Hilfe!  :winke:

LG
Aki

Yamuri

Ich arbeite mit X-Mind, das ist ein Programm mit dem ich mir einen Zeitstrahl und andere Vernetzungen mit Notizen erstellen kann. Man kann sich auch Bilder dort hineinladen und komplexe Storyboards sozusagen anlegen. Die meisten Details habe ich allerdings im Kopf bzw. sie ergeben sich dann einfach beim Schreiben. Denn alles, das ich selbst vergesse, ist meist nicht wichtig genug, um überhaupt im Text zu erscheinen. Ich habe meine komplexen Welten, mein multidimensionales Multiversum wie eine VR Welt in meinen Erinnerungen und bewege mich auch regelmäßig geistig in diesen Welten, soll heißen, ich lebe nur zur Hälfte in dieser Realität und bin immer mit einem Fuß in einer andren Welt. Ich spüre und erlebe diese Welten, fast so, als wäre ich ein Teil von ihnen. Im X-Mind mache ich mir Notizen zu den wichtigsten Eckdaten. Details ergeben sich dann beim schreiben. :)
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman

Wildfee

Ich habe das früher alles auf Zetteln gehabt, mittlerweile nutze ich dafür die Datenbanken in papyrus. Bei papyrus kann man Projekte anlegen, bei denen man dann alles zusammen griffbereit hat. Figurendatenbank, Recherchedatenbank, Denkbrett usw. Die neue Version 11 scheint da noch mal eine Schippe draufzulegen und noch organisierter zu sein.
Papyrus ist allerdings nicht kostenlos, sondern kostet schon ne Stange Geld.


Atra

Ich arbeite klassisch mit einem Notizbuch und Zetteln, die ich bei Bedarf hineinlege. Das hat den Grund, dass ich mir per Hand Geschriebenes besser merke. Weltenbau habe ich zu Beginn meiner Idee (vor ca. 10 Jahren  :o) recht intensiv betrieben und die Grundstruktur hat sich seitdem wenig verändert. Viele Details hingegen schon, weil ich das inzwischen aus dem Bauch heraus mache und nur bei Bedarf weiter an der Welt arbeite. Dann kommt alles in mein Notizbuch. Das Notizbuch liegt immer neben dem Schreibtisch, so dass ich rasch nachschlagen kann.

Sollte ich im Schreibflow sein, dann schreibe ich Szenen so wie sie mir gerade gefallen und ich füge bei Word eine Notiz hinzu, die mir mitteilt, dass ich nachprüfen muss, ob das so passt. Auf diese Weise haben sich schon Änderungen in meiner Welt und in meiner Handlung ergeben ;D Ich mag die Offenheit, die dadurch beim Schreiben entsteht.
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Akirai

Ok, sehr spannend, dass ihr alle unterschiedliche Ansätze habt. Papyrus habe ich mir schon angesehen, aber die vielen Funktionen schüchtern mich irgendwie ein  :versteck: (und fürs nur zu 10% nutzen ist es mir zu teuer ....)

@Atra: Hast du dann ein bestimmtes Ablagesystem? Bei mir ist es aktuell so, dass ich mir zu Städten, Ländern, Figuren, Politik und Religion teilweise die selben Notizen machen müsste. Diese Unübersichtlichkeit nervt mich  :wums: Hast du Tipps?

Atra

Zitat von: Akirai am 18. Dezember 2020, 15:42:41
@Atra: Hast du dann ein bestimmtes Ablagesystem? Bei mir ist es aktuell so, dass ich mir zu Städten, Ländern, Figuren, Politik und Religion teilweise die selben Notizen machen müsste. Diese Unübersichtlichkeit nervt mich :wums: Hast du Tipps?

Ich habe kein bestimmtes System, das ich verwende. Bei der Aufteilung meines Notizbuches habe ich zuerst meine Welt und im Anschluss daran die Kulturen bzw. Länder. Im Anschluss kommen die Figuren. Wenn ich etwas ergänze, dann schreibe ich es entweder auf Zettel und lege sie dazu oder schreibe im Notizbuch unter einer passenden Überschrift weiter. Weil ich diese doch recht großen Überpunkte habe, kann ich sehr viel immer zu einem Punkt hinzufügen. Inwiefern müsstest du dir die gleichen Notizen machen? Besteht da nicht die Möglichkeit, dass du dies zusammenfässt?

"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

FeeamPC

#6
Ich arbeite mit Scrivener. Der Schreib-Bildschirm lässt sich teilen, sodass ich, wenn nötig,. die im Recherche-Teil eingegebenen Notizen parallel aufmachen kann. Wichtig war für mich erst mal eine Landkarte für meine Serie, und beim Zeichnen der Landkarte konnte ich schon merken, wo es hakelte im Weltenbau.

Irgendwann habe ich dann mein Weltenbau-Wissen zu einem kleinen Handbuchzusammengefasst:
https://www.amazon.de/Weltenbau-f%C3%BCr-Anf%C3%A4nger-Carla-Erpenbeck-ebook/dp/B00GU1165G
Wenn man ein wenig sucht, ist aber auch vieles im Internet zu finden.

Alina

Als ich noch einen Windows Rechner hatte, habe ich OneNote von Microsoft benutzt. Da kann man sich Kategorien anlegen, wie man sie braucht, z.B. Magiesystem, Magierorden, Aufbau der Gesellschaft, Geschichte etc. Zu jeder Kategorie kann man beliebig viele Unterkategorien anlegen. In die Dokumente selbst kann man neben Text auch Links auf andere Dokumente einfügen und Bilder hineinkopieren. Ich fand das Progamm einfach zu bedienen und übersichtlich.

Ich bin dann irgendwann auf Linux umgestiegen und weil es kein OneNote für Linux gibt, habe ich etwas Vergleichbares gesucht. Da bin ich auf CherryTree gestoßen. Das ist wie OneNote auch ein Notizverwaltungssystem. Man kann Hauptkategorien anlegen und dazu beliebig viele Unterkategorien in einer Baumstruktur. Diese Baumstruktur wird dann auf der linken Seite angezeigt, so dass man ziemlich schnell das gewünschte Dokument finden kann.
Im Text selbst kann man auch auf externe Dokumente (z.B. Worddokumente) verlinken und man kann auch Bilder ablegen.
Ich fand es umständlicher in der Bedienung als OneNote, dafür ist es OpenSource und Freeware.

Volker

OneNote gibt's auch nicht mehr (lange) in einer Offline-Version, sondern (demnächst) nur noch online und mit Microsoft-Abo.

Ich habe zusätzlich das Problem unter Linux UND Microsoft arbeiten zu "dürfen". Und das beschränklt die Auswahls chon mal ziemlich.
Nach diversen Wikis (wer mag, dem empfehle ich ZIM, für kleinerwes auch das TiddlyWiki) bin ich nun bei *Tusch* LibreOffice gelandet.

Wenn man mit Überschriften arbeitet, dann hart man mit der eingeblendeten Navigationsleiste schnell navigieren - und natürlich auch den gesamten Wissensschaftz durchsuchen.
Damit ist das dann so halbwegs als Outliner nutznar.
Word kann das zwar auch, aber bei LibreOffice kann ich zusätzlich die entsprechenden Überschriften aus der Navigationsleite an beliebige Stellen im Dokument ziehen und habe dann einen klicknaren Link - sehr praktisch für "siehe aich *LINK*"..

Turiken

Tatsächlich behalte ich, trotz Nutzung von Scrivener, am besten die Übersicht mit einem klassischen Worddokument. Natürlich etwas aufgepimpt mit Inhaltsverzeichnis, Verlinkungen und ähnlichem. Und oftmals mehreren Dokumenten, z.B. eins für die Welt selbst, eins für Charaktere usw.

Ich hab mich auch schon anderweitig ausprobiert (Scrivener, diverse Freeware-Programme, Mindmaps u.ä.), aber ich bleibe nirgends so konsequent dahinter wie bei einem Worddokument. Damit will ich nicht sagen, dass das die beste Lösung ist, aber sie ist mir immer noch am vertrautesten. Und da ich zwei Bildschirme habe, kann ich auf einem Word geöffnet lassen und auf dem anderen in meinem Schreibprogramm arbeiten.

@Atra
Respekt, dass du alles handschriftlich festhältst! Ich stimme mit dir darin überein, dass man sich viele Dinge besser merken kann, die man handschriftlich verfasst hat. Aber bei Notizbüchern stört es mich einfach, dass ich Nachträge und Ergänzungen dann nicht an der genau passenden Stelle eintragen kann, sondern sie gesondert nachträglich abheften muss. Da habe ich noch kein funktionierendes System für mich gefunden, sonst wäre das definitiv eine gute Alternative.

Es kommt ja auch immer darauf an, wie weit man ins Detail gehen mag. Ich versuche immer, mich zu bremsen und aus meinem Weltenbau keine Doktorarbeit zu machen, einfach um mir auch gewisse Freiheiten bei der Konzeption zu erlauben. Wichtige Sachverhalte werden dann schnell entsprechend in Word notiert und bei Bedarf etwas ausgearbeitet.

Michael W

#10
Fantasy-Projekte ziehen sich oft über Jahre. Das macht es noch schwieriger, den Überblick zu behalten. Bei meinem aktuellen Projekt TARVOS hat sich seit den ersten Ideen so viel geändert, dass vieles davon längst veraltet ist (sogar das Genre hat sich von Fantasy auf Science Fiction geändert). Die digitalen Unterlagen dazu bewahre ich in Sicherungs-Ordnern auf, jeweils mit dem Datum versehen. Die durchforste ich nur, falls ich etwas vergleichen oder in neuem Licht betrachten möchte.

Im aktuellen Ordner sind nur die Unterlagen, die momentan gültig sind. In einer Datei habe ich Aspekte wie Geschichte, Wirtschaft, Politik oder Technologie aufgelistet, ähnlich wie in einem kurzen Wikipedia-Artikel. Dann habe ich noch eine riesige Datei zur Entstehungsgeschichte des Projektes, in der ich allgemein und zusätzlich für jedes Kapitel (inklusive der gelöschten Kapitel) den Änderungsverlauf beschreibe. Aber die ist eher dazu da, damit ich nicht das Gefühl habe, dass meine verworfenen Ideen nutzlos waren.

Tex

Gut, der Thread ist schon etwas älter, aber ich denke, ich schreibe doch noch meine eigene Antwort dazu:
Ich habe tatsächlich eine Mischung, um alle Details beisammenzuhalten:
1.) Die wichtigste Stütze bei mir ist One Note. Ich habe zu allen wichtigen Themen (Orte, Personen, Magiesystem etc) einen Ordner angelegt und da stichpunktartig oder mit Kurztext Artikel reingeschrieben, die das Wichtigste zusammenfassen.
2.) Danach habe ich noch einen Ordner. Da lagern hauptsächlich Schemata für das Magiesystem (zB Proben für Hexenschriften, Siegelsysteme und Symbolmagie) und Karten aller Art.
3.) Das nächste sind meine drei Notizbücher: eines für schnelle Ideen zwischendurch, die dann in OneNote übertragen werden, eines für kleine Artikel, wo ich mir süße Details für die Welt ausdenke (jedes wird genau eine Seite lang beschrieben), und eines für die Sprachen und Schriften der Welt.
4.) Und seit neuestem jetzt auch noch ein Papyrusprojekt, wo ich zu wichtigen Themen noch längere Artikel schreibe, damit all meine Vorstellungen und Ideen endlich mal manifestiert sind und nicht in einer unbestimmten, fluktuierenden Form durch meine Gedanken wabern.