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Agenturen mit Werkverträgen

Begonnen von Kaeptn, 09. Mai 2014, 10:34:08

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Kaeptn

Hallo,

ich wollte mal fragen, wie es bei den meisten Agenturen mit Werkverträgen aussieht. Gehen mittlerweile fast alle auf "exklusiv"? Das mag vielleicht seltsam erscheinen, aber wenn ich es mir aussuchen könnte, wären mit Werkverträge eigentlich lieber, was vor allem daran liegt, dass ich "Drauflosschreiber" bin, also gar nicht in der Lage wäre, VOR einem Roman mit der Agentur zu besprechen, was das wird und ob das vermarktbar ist. Außerdem habe ich keine Lust, nur noch zu schreiben, was der Markt will und ich von Konzept zu Konzept zu hangeln und dann im Falle eines interessierten Verlages, plötzlich von jetzt auf gleich liefern zu müssen, obwohl ich gedanklich schon zwei Ideen weiter bin.

Bei einem Werkvertrag könnte ich halt (nach Überarbeitung des Werks mit der Agentur) unbeschwert an meiner nächsten Idee basteln und einfach abwarten, was die Agentur aus dem schon fertigen Werk rausholt - so stelle ich mir das (vielleicht ein bisschen naiv?) vor. Und wenn die Agentur nichts rausholt, muss man nicht auch noch Monate verlieren, bis man mit der neuen Idee wieder an eine andere herantreten kann.

Vielleicht könnte man die Agenturliste entsprechend erweitern, WENN es noch Agenturen gibt die (auch) Werkverträge machen?

gbwolf

Also, ich denke, solche Verhandlungssachen kann man schlecht in eine Agenturliste aufnehmen. Was ich bislang mitbekommen habe, gibt es nur ganz wenige sehr große Agenturen, die auf Exklusivverträgen pochen.
Bei meiner hatte ich auch mit einem befristeten Werksvertrag angefangen. Ob sich da mittlerweile etwas geändert hat, weiß ich natürlich nicht, aber ich denke, das kann man aushandeln. Die mir bekannten Werksverträge enthalten alle eine Option, dass neue Projekte erst von der Agentur geprüft werden und dazu eine Prüffrist, zu der sich die Agentur verpflichtet. Oder du schränkst den Vertrag auf ein Genre oder eine Altersgruppe ein.

Klecks

Was genau ist denn eigentlich der Unterschied zwischen "Werkvertrag" und "Exklusivvertrag"? Das hat sich mir nicht so richtig erschlossen.  :versteck:

Rigalad

Bei einem Werkvertrag verpflichtest du dich erst einmal nur mit einem bestimmten Projekt und darfst mit den anderen machen, was du willst - außer die von Nadine angesprochene Option steht im Vertrag.
Bei einem Exklusivvertrag verpflichtest du dich als AutorIn komplett der Agentur, sodass alle Projekte über deren Tisch laufen.

Koriko

Zitat von: Klecks am 09. Mai 2014, 12:31:45
Was genau ist denn eigentlich der Unterschied zwischen "Werkvertrag" und "Exklusivvertrag"? Das hat sich mir nicht so richtig erschlossen.  :versteck:

Bei einem Werkvertrag betreut die Agentur ein bestimmtes Werk - sprich Roman A (mit Roman B und C kann sich der Autor selbst auf die Suche machen, oder sogar einen anderen Agenten beauftragen) - das wird u.a. bei Autoren macht, die in unterschiedlichen Genres schreiben. Habe schon Autoren gesehen, die von 2 Agenturen vertreten werden, die eine spezialisiert auf Kinderbuch, die andere auf Thriller

Bei einem Exklusivvertrag vertritt die Agentur den Autor komplett, sprich all seine Werke (Roman A, B und C). Der Autor darf in dem Fall natürlich nicht mit anderen Verlagen und Agenten zusammenarbeiten, die erste Wahl hat immer die Agentur, wenn es um neue Ideen und Stoffe geht.
"Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen." - Mark Twain

www.assjah.de
www.juliane-seidel.de
www.like-a-dream.de

gbwolf

Wobei man natürlich auch einen Exklusivvertrag weniger exklusiv machen kann, wenn man beispielsweise seine Kleinverlagsangelegenheiten selbst regelm möchte. Und auch bei Exklusivverträgen kann man Absprachen treffen - dann natürlich am besten schriftlich per Mail. Also, wenn ein Agent ein Projekt nicht oder nicht weiter vertreten möchte oder wenn man von vornerein sagt, man sieht für ein Projekt keine Chance bei Großverlagen.
Und man kann eine Agentur auch erst einschalten, wenn es ein Angebot gibt, man aber die Verhandlungen nicht selbst schafft.

Kaeptn

Danke für die interessanten Rückmeldungen. Die Frage kam bei dir deshalb auf, weil ich bei irgendeiner Agentur (welche, weiß ich leider nicht mehr) stand, dass sie ausschließlich Exklusivverträge macht.

Kleinverlagskram war mir klar, bei den paar Euros die da rumkommen, kann die Agentur mit den 15% ja kaum den Aufwand decken. Aber ist es ercht möglich, dass man  - wenn der Agent sagt, er sieht keine Chance für das Manuskript - man selber abseits von Kleinverlagen weitersuchen kann, sogar bei einem anderen Agenten?

Denn gerade deine Agenturkarriere, Nadine, hat mich da (bis zu ihrem Happy-End) etwas abgeschreckt, denn es schien mir, dass du mehrere Jahre (abgesehen von Wurdack und KGs) nur Konzepte und Leseproben und Exposees geschrieben und überarbeitet hast, bis es mit der Gepardenspur dann endlich geklappt hat. Das hätte mir auf Dauer jede Lust genommen. Wenn ich von einer Idee begeistert bin, will ich die auch schreiben und nicht erstmal Monate warten, ob ein Fisch anbeißt.

Snöblumma

Ich stehe gerade etwas auf der Leitung - aber ein Exklusivvertrag ist doch prinzipiell etwas gutes, oder?  :omn:

Dass du Werke, die die Agentur nicht vermitteln will, selber verkaufen darfst, sollte doch eigentlich nie ein Problem sein, alles andere würde ja quasi an ein Berufsverbot grenzen. Vielleicht bin ich in der Hinsicht sehr naiv, aber worin sollte auch das Interesse der Agentur liegen, dich daran zu hindern? Das sind ja Werke, die wenn überhaupt nur in einem wirtschaftlich für die Agentur vollkommen unbedeutenden Bereich spielen... insofern sollte es da doch eigentlich nie ein Problem geben?


Und was das Schreiben "nach Auftrag" angeht: Es bleibt dir doch selbst überlassen, wann du ein Projekt anbietest. Du bist doch nicht dazu gezwungen, gleich mit dem Exposé oder auch nur dem Pitch bei der Agentur vorstellig zu werden. Selbst wenn du unter Vertrag stehst, kannst du doch immer noch für dich selbst schreiben, und erst das fertige Buch an die Agentur schicken - auf das Risiko hin, dass es eben nicht markttauglich ist. Aber solange es dir nur um den Spaß geht und darum, die Werke dann vermittelt zu bekommen, kann dir das doch relativ egal sein, oder?
Wenn du vom Schreiben leben willst, macht so ein Vorgehen wirtschaftlich einfach keinen Sinn, weil du Arbeitszeit in Dinge jagst, die am Ende keine Marktchancen haben. Da ist es sinnvoller, mit der Idee zu arbeiten und das ganze von Anfang an in eine möglichst marktkonforme Richtung zu lenken. Genauso wie es sinnvoller ist, mit den Exposés an Verlage heranzutreten und abzuwarten, was die Verlage gerne geändert haben möchten, anstatt zuerst dreihundert Seiten zu schreiben, nur um dann gesagt zu bekommen, dass der Hauptcharakter zwar toll ist, aber leider ein paar Jährchen zu jung, und damit das ganze Projekt leider, leider nicht genommen werden kann. Aber solange du auf das Verkaufen nicht angewiesen bist, kannst du doch auch die fertigen Projekte bei deiner Agentur auf den Tisch legen und dann erst anfangen, daran zu arbeiten. Macht halt im Zweifel Mehrarbeit mit Umschreiben und Umstricken, oder "verlorene" Projekte in dem Sinn, dass du eben am Markt vorbeischreibst - mehr aber auch nicht. Oder sehe ich da etwas falsch?

Runaway

Zitat von: Nadine am 09. Mai 2014, 19:55:10
Was ich vor allem sagen möchte: Egal ob Werksvertrag oder Exklusivvertrag und egal welche Agentur, man muss sich immer wieder ins Gedächtnis rufen und kommunizieren, was man als Autor möchte.
Absolut! Hab ich gerade wieder gemerkt - eigentlich ist meine Agentur recht zuverlässig, aber jetzt über Leipzig und London hinweg hat sich doch alles sehr gezogen ... und als ich nach Ostern mal vornehm geklopft habe, wurde ich direkt mit Mails und Konzepten und allem möglichen überschüttet. Das kam mir dann irgendwie kurz so vor, als hätte ich sie aus dem Tiefschlaf gerissen ;)
Allerdings hält sie Versprechen, wenn sie da sind ... nichtsdestotrotz sollte man auch immer wieder nachfragen, das stimmt.

Klecks

Danke für eure Antworten und Erklärungen, ihr Lieben, jetzt weiß ich, was ich mir darunter vorstellen kann und worauf ich bei der Agenturensuche achten sollte.  :knuddel:

Kaeptn

#10
@Nadine: Danke für die ausführliche Info! Und ein Master is ja auch was Feines. ;)

Zitat von: Snöblumma am 09. Mai 2014, 17:14:40
Ich stehe gerade etwas auf der Leitung - aber ein Exklusivvertrag ist doch prinzipiell etwas gutes, oder?  :omn:

Auch wieder die Frage, wie das genau abläuft. Wir hatten doch hier auch schon Fälle wo die Agentur gesagt hat "Das aktuelle Werk ist nicht vermittelbar, aber dein Stil gefällt uns, wir nehmen dich unter Vertrag, schick uns dann was anderes" und dann haben diejenigen Idee um Idee eingereicht, wurden immer wieder abgebügelt und nach einem Jahr waren sie genauso weit wie vor dem Vertrag, nur um viel Frust reicher. Sowas brauche ich nicht. Bei einem Werkvertrag ist doch klar geregelt: Die Agentur ist von dem aktuellen WERK überzeugt und ist dafür da, genau DIESES an den Verlag zu bringen.

Ich sehe eine Agentur eher wie einen Makler. Der sagt mir auch nicht "Die Wohnung verkaufe ich nicht, haben sie keine schönere?", sondern hilft mir, meine aktuell zu verkaufende Wohnung bestmöglich zu präsentieren und das meiste rauszuholen.

Runaway

Oh, ich hab auch schon einen ziemlich gegenteiligen Fall gehört: Jemand ist bei einer sehr namhaften Agentur gelandet und als alles unter Dach und Fach war, hieß es dann "nee, das Manuskript, mit dem wir Sie genommen haben, werden wir jetzt erst mal nicht an Verlage ausschicken, machen Sie uns erst mal was anderes".
Das ist irgendwie auch nicht nett, da hab ich mir dann gedacht, es wäre vielleicht besser gewesen, sie hätten von vornherein gesagt, daß sie dieses Manuskript nicht wollen, sondern lieber ein anderes ... war vielleicht einfach ein Kommunikationsproblem, aber ich weiß, diejenige war wahnsinnig enttäuscht und weiter ist seitdem auch nix passiert.

Kaeptn

So ein Beispiel ist auch ein Argument FÜR einen Werkvertrag.

Runaway

Ja, absolut. Mit meinem damaligen Werkvertrag war ich überhaupt nicht unglücklicher als heute mit Exklusivvertrag. Hat beides seine Vor- und Nachteile.

Klecks

Hm, das stelle ich mir auch enttäuschend vor: Man bewirbt sich mit einem Projekt und freut sich darüber, dass es vermittelt werden soll, und dann will die Agentur doch etwas anderes sehen. Andererseits ist das natürlich auch irgendwie schmeichelhaft: Man hat sich vielleicht mit einem Projekt beworben, das als nicht vermittelbar eingestuft wird, und dennoch will die Agentur etwas anderes sehen. Ich schätze, ich wäre da sehr zwiegespalten - einerseits die Enttäuschung, andererseits die Freude darüber, dass man dennoch meinen Schreibstil gut findet ...  :hmmm: