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Handwerk - Bücher übers Schreiben - Schreibratgeber

Begonnen von Mara, 30. November 2008, 23:15:50

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Ary

#30
Ray Bradbury - Zen in der Kunst des Schreibens...

... ist in meinen Augen der beste Schreibratgeber, den ich je gelesen habe - weil es in dem Sinne gar kein Ratgeber ist. Es ist ein Buch über das Leben eines Autoren, die Geschichte eines jungen Mannes, der in der Garage auf einer uralten Schreibmaschine herumhämmert, seitenweise Absagen bekommt und dann doch irgendwann irgendwie Erfolg hat. Und warum? Weil er das Schreiben wirklich lebt.
Für die, die im Loch sitzen, denen die Begeisterung für das eigene Hobby/den eigenen Beruf gerade irgendwie fehlt, für die ist dieses Buch genau das richtige, um "wieder rein zu kommen". ich habe es in einem Rutsch durchgelesen udn immer nur gedacht: "Wow". "Wahnsinn". "Phantastisch". "Das GEHT?"
Ja, es geht.
Es gibt Tipps, auch an konkreten Beispielen, aber sie sind ganz anders verpackt als in anderen Schreibratgebern (kein "Sie sollten das und das tun und das und das möglicht lassen..."). Ein Buch, auf das man sich einlassen muss - und ein Buch, das einem viel, sehr viel, geben kann.

James R. Frey - Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
Frey nennt sein Buch selbst eine "grobe Übersicht über das Schreiben". Kurz und knapp, in weiten Teilen sehr gut verständlich und nachvollziehbar gibt das Buch einen Überblick über Charaktere (Prota-und Antagonisten) und das vielgehaste Plotten. Vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss, aber ein guter Einstieg allemal (für mich der erste Schreibratgeber, den ich je gelesen habe, und ich mochte es).

Im Moment ackere ich gerade Sol Stein - Über das Schreiben durch, ich bin gerade so in der Mitte und selbst ziemlich, ziemlich zwiegespalten. Wenn jemand ein Buch schreiben möchte, das sich wie ein Film anfühlen soll, ist er bei Stein absolut richtig. Wenn er ein Buch schreiben will, das ein BUCH ist, dann eher... nicht. Nur so ein Gefühl. Stein legt Wert auf Knappheit, wie weiter oben von Maria schon beschrieben. Keine ausführlichen Beschreibungen, keine einfach so beschriebenen Fakten (kein "Er war groß" sondern "Er war ein Mann wie ein Berg"). Das Kapitel über Personenbeschreibungen und Kurzcharakterisieren wimmelt von solchen Beispielen, die ich alle durchweg gruselig finde. Ich finde einfach, dass man es mit dem vielgelobten "Show, don't tell" auch übertreiben kann. Ist wahrscheinlich Geschmackssache. Lesen sollte man den Stein auf jeden Fall, aber ob man alles übernehmen muss, was er beschreibt? Ich bin da sehr vorsichtig.  Mir ist das teilweise zu "amerikanisch" und zu "profitbezogen" - Stein zeigt, wie man Bücher schreibt, die sich auf dem amerikanischen Markt gut verkaufen lassen. Ich werde einiges an ideen aus dem Buch übernehmen, aber sicher nicht alles.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Arrisull

Ich habe die ältere Version von Ray Bradburys Buch ausgeliehen und da kommt kein Mensch in der Garage vor. Das Buch fand ich persönlich nichts aussagend, wobei wie gesagt, es war eine frühere Version mit grad 99 Seiten. Ich hab mich schon gewundert, wann der Typ in der Garage auftaucht  ;)

Momentan lese ich Sol Steins Werk. Bin noch sehr am Anfang und ich kann Aryana nur zustimmen. Einige Sachen werde ich mir bestimmt rausschreiben und einiges wird wieder den Weg aus meinem Oberstübchen finden.

nina b.

Weiter oben wird bereits "Drei Seiten für ein Exposé - Schreibratgeber von Hans Peter Roentgen" genannt.
Ich selbst habe das Buch auch empfohlen bekommen und habe es "studiert". Es gibt viele anschauliche Beispiele und Verbesserungen etc, nach denen ich mein Exposé immer und immer wieder verbessert und gekürzt habe.
Jedoch fand ich persönlich, dass es einen Nachteil gab. So gut ich die fremden Exposés auseinander genommen hatte und die Fehler verstanden hatte und natürlich so gut es ging auch bei mir rausgehauen habe, so fern sie vorhanden waren, ich war nichtsdestotrotz noch subjektiv und musste mir jemanden suchen, der mich auf holprige Stellen aufmerksam machte, so wie es Roentgen bei den Exposés in seinem Ratgeber getan hatte.
Erst mit der Kritik meiner beiden Testleser konnte ich dann richtig weiter arbeiten und tue dies noch immer...
Die Theorie kennt man nach dem Ratgeber, aber mit der Umsetzung könnte es dennoch noch hapern, weil man weiterhin subjektiv bleibt.
Was mir logisch erscheint, klingt für andere noch lange nicht so. Immerhin ist die Geschichte ein Teil von mir  und ich kenne jede Einzelheit. Aber es ist schwer einschätzbar zu sagen, was jemand denkt, für den der Text unbekannt ist.
Trotzdem hilft der Schreibratgeber sehr, wenn man zuvor Null Ahnung hat, wie man soetwas anpacken soll. Das finde auch ich. :)

Drachenfeder

Bücher übers schreiben. Diese lese ich neben den normalen Romanen. Momantan ist es "Beim Schreiben allein - Handwerk und Kunst"  von Joyce Carol Oates.
Zu diesem Buch kann ich noch nicht viel sagen, da ich es erst angefangen habe. Vom ersten Eindruck her ist es ganz ok.

Ein Buch übers Exposé schreiben wäre für mich auch mal eine Maßnahme, da ich es mir eh beibringen muss.



Elona

Schönen guten Morgen ihr Lieben!  :)

Erst einmal: Die Suche hat mir keine Treffer ausgespuckt, was mich total verwundert hat (oder ich habe falsch gesucht, auch möglich). Außerdem habe ich keine Ahnung, ob ich hier im Board richtig bin, aber im Off Topic Bereich erschien mir das Thema noch verkehrter, weil es ja nicht wirklich Off Topic ist. Also, falls ich hier falsch sein sollte, sorry, und bitte umtopfen.  :vibes:

Ich bin auf der Suche nach Schreibratgebern und würde hier im Eingangspost auch gerne eine Übersicht bzw. Liste pflegen. Von daher wäre es mir ganz lieb, wenn ihr die Infos mit angeben könntet, worum es in dem Ratgeber geht, auf welcher Sprache er verfasst ist, und – was mir ganz wichtig ist – für welchem Stand er gedacht ist (also eben Anfänger, Fortgeschritten, Profi).

Lieben Dank euch
Elona

Christian

#35
Es gibt diesen Thread hier: https://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=3564.0 Staubt zwar etwas, aber es gibt ihn. Gefühlt werden zwar drölfzigmal Stein und HPR genannt, aber gut. Mir war so, dass es noch wenigstens einen Thread zum Thema gibt, aber den finde ich auch nicht mehr.

Edit: Selbstzitat entfernt und umgetopft.

Marta

Vorschlag: Den von @Christian genannten Thread könnte man vielleicht umbenennen, damit er leichter gefunden wird. Ich würde gar nicht darauf kommen, nach "Bücher übers schreiben" zu suchen. "Schreibratgeber" fände ich prägnanter. Der Thread besteht nämlich schon aus zweien, die zusammengefügt wurden, weil er so schwer zu finden ist.

Christian

Zitat von: Marta am 21. Mai 2020, 09:02:20
Ich würde gar nicht darauf kommen, nach "Bücher übers schreiben" zu suchen.
Ist mir auch nur eingefallen, weil ich das gestern so benutzt hab. :rofl: Wäre auch dafür, die Threads zusammenzulegen.

Marta

He, nicht dein Licht unter den Scheffel stellen, du Such-Genie. 😁
Dann wandere ich mal zum anderen Thread rüber und stelle meine Lieblings-Ratgeber vor. Ich habe so viele!

Marta

Da @Christian mich gerade auf diesen Thread aufmerksam gemacht hat, muss ich unbedingt auch meinen Senf dazugeben. Ich liebe Schreibratgeber. Sie haben mir wahnsinnig viel geholfen und ich finde Storystruktur und Co. eh total interessant. Meine allersuperliebsten Schreibratgeber sind:

Writing Into The Dark von Dean Wesley Smith

Das Buch war eine Offenbarung. Es ist das erste und letzte Buch übers Bauchschreiben, das ich je gelesen habe und es hat mich gerettet (ja, die Jahre alte Lobhudel-Rezi auf Amazon ist von mir). Vorher war ich komplett im "Ein RICHTIGER Autor plottet"-Mindset gefangen und hatte den Spaß am Schreiben komplett verloren. Ich habe noch geschrieben, weil ich es einfach nicht lassen kann, aber die Freude war weg. Bis zu diesem Buch. Es ist dünn und knapp, aber es steht alles drin, was man wissen muss. Smith macht einem Mut, zum Bauchschreiben zu stehen. Nicht auf die übliche Art, bei der man sich hundert Mal rechtfertigt und gelobt, später ganz doll viel zu überarbeiten, sondern mit echtem Selbstbewusstsein. Der Schlüssel ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und darin, dass man von Kindheit an weiß, wie Storys funktionieren. Er stellt auch einige Tricks vor, von denen der simpelste "Du kommst nicht weiter? Schlaf drüber!" wäre. Klingt ZU leicht, funktioniert aber. Jedes. Verdammte Mal. Mann muss nur daran glauben. Der Trick mit der Reverse Outline ist auch super, leider vergesse ich ihn dauernd.  ;D
Auch sehr schön, vom gleichen Autor: Heinleins Rules, mehr oder weniger darüber, wie man schreibt was man liebt und damit Geld verdient.

The Pursuit Of Perfection (And How It Harms Writers) von Kristine Kathryn Rusch

Ein weiteres Augenöffner-Buch für mich. Es geht um die für Autoren tödliche Kombination aus schwachem Selbstbewusstsein und gigantischem Ego, die einen dazu bringt, ein Buch jahrelang zu überarbeiten und nie für fertig zu halten. Und um die Gefahr, alles "richtig" machen zu wollen und darüber den Spaß am Schreiben zu verlieren. Nicht falsch verstehen, weder Rusch noch Smith sagen, dass man schlampig schreiben soll, oder, dass Schreibkurse usw. Blödsinn sind. Ganz im Gegenteil. Aber sie haben die gesunde Einstellung, dass ein Buch weder perfekt sein kann noch muss, und dass man als Autor eh nicht in der Lage ist, die Qualität des eigenen Werks zu beurteilen.

Ich habe noch mehr Lieblings-Ratgeber, aber ich muss leider los. Die Liste wird bald ergänzt.

Elona

Ei super, danke dir @Christian  :vibes:

Und was bin ich froh, dass es @Marta auch so geht. Ich wäre auch dafür, den alten Thread umzubenennen. Den findet ja kein Mensch.  :rofl:

Elona

Danke dir @Marta und bin gespannt, was noch dazu kommt.  :vibes:

Christian

Zitat von: Marta am 21. Mai 2020, 12:16:36
(ja, die Jahre alte Lobhudel-Rezi auf Amazon ist von mir).
Ok, dann bist du schuld, dass ich mir das Buch vor Jahren gekauft habe. :rofl: Ich nehme mir schon länger vor, es nochmal zu lesen und dann auch mal richtig umzusetzen, aber ich fürchte, die Arbeitsweise liegt mir einfach nicht. Aber interessant zu lesen ist es allemal. Wenn ich den Kerl auch etwas seltsam finde. Aber gut, das wäre umgekehrt wahrscheinlich ähnlich. ;D

ZitatEr stellt auch einige Tricks vor, von denen der simpelste "Du kommst nicht weiter? Schlaf drüber!" wäre. Klingt ZU leicht, funktioniert aber. Jedes. Verdammte Mal.
It just works. Auf jeden Fall.

Ich kopiere noch mal rein, was ich drüben geschrieben habe (und lösche es dort):

ZitatDas finde ich auch ziemlich gut. James Scott Bell hat generell interessante Bücher übers Schreiben. Dann ist"Rock your Plot" von Cathy Yardley Gold in meinen Augen. Rachel Aarons "2k to 10k" fand ich auch sehr nett. Wen man sich auch geben kann, speziell am Anfang, ist Frey (James N. nicht L.C.). Aber den muss man mit Vorsicht genießen. Ab und an zuckt mir bei dem ein Augenlid. "Characters & Viewpoints" von Orson Scott Card wäre ein Tipp. Im deutschsprachigen Bereich wäre Waldscheidt meine erste Wahl, denke ich. Uuund Kings "Das Leben und das Schreiben". Weniger fürs Handwerk, als mehr fürs ganze Bild. Ansonsten gibt es noch drölfzigtausend andere, die mir grad nicht einfallen.

Was meiner Meinung nach gut mit "Rock your Plot" zusammengeht, sind die Bücher von K.M. Weiland. Eines ist/war(?) mal kostenlos: "5 Secrets of Story Structure". Das ist zwar dünn, hat es aber durchaus in sich. Auch die anderen, etwas ausführlicheren Ratgeber von ihr sind gut. Eines gibt es auch als deutsche Übersetzung.

Elona

Zitat von: ChristianWas meiner Meinung nach gut mit "Rock your Plot" zusammengeht, sind die Bücher von K.M. Weiland. Eines ist/war(?) mal kostenlos: "5 Secrets of Story Structure". Das ist zwar dünn, hat es aber durchaus in sich.
Es ist noch kostenlos, wenn man sich für die Mailing-Liste einträgt.  ;D

Danke dir für den Tipp!

Marta

ZitatIch nehme mir schon länger vor, es nochmal zu lesen und dann auch mal richtig umzusetzen, aber ich fürchte, die Arbeitsweise liegt mir einfach nicht.

Hey, wahrscheinlich hattest du damals schon recht und es ist wirklich nichts für dich. Dann bist du eher Plotter oder eine andere Art Bauchschreiber. Ich komme mir als Bauchschreiberin halt oft vor wie das peinliche Stiefkind der Autorenszene, und deshalb war das Buch für mich so eine Offenbarung. Es ist okay, ich zu sein. Das ist doch was.  ;D

Das dritte Buch, das mir wirklich, wirklich (!) was gebracht hat, war:

"How not to write a novel" von Howard Mittelmark und Sandra Newman

Ich habe es gelesen, als ich mein erstes Manuskript beendet habe und, äh, ja. Ein oder zwei der Beispiele in diesem Buch trafen total auf mein Geschreibsel zu.

ZitatKlappentext
Many writing books offer sound advice on how to write well. This is not one of those books. On the contrary, this is a collection of terrible, awkward, and laughably unreadable excerpts that will teach you what to avoid—at all costs—if you ever want your novel published.

Das Buch ist sehr lustig, aber auch sehr lehrreich und es lohnt sich auf jeden Fall, mal reinzuschauen.

Oh, und "5 Secrets of Story Structure" ist auf Amazon.de gratis.