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Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?

Begonnen von Kaeptn, 22. Januar 2020, 08:25:06

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Kaeptn

Das mit den "Gatekeepern zurück", war etwas unglücklich formuliert. Natürlich finde ich es gut, wenn mehr Leute veröffentlichen und es mehr Vielfalt gibt, aber muss wirklich alles ewig verfügbar bleiben? Wer soll sich in dem Dschungel in 4-5 Jahren denn noch irgendwie auskennen? Die Kunden sehen doch nur noch, was aus der Masse hervorsticht, und dann bringt Vielfalt eben auch nix, wenn die im Schatten der erfolgreichen verkümmert und nicht gefunden wird.

Ich will nicht vom Schreiben leben, den Traum hab ich mir längst abgeschminkt, zumal mir dazu was das Schreiben angeht sowohl die Disziplin als auch der Anpassungswille an eine bestimmte Zielgruppe fehlen. Aber wenn ich mit jedem neuen Buch WENIGER statt mehr verkaufe (und das betrifft ja nicht nur mich oder SPler, jede Menge Verlagsautoren klagen ja auch) und wenn ich als SPler draufzahle, weil die Kosten für Cover/Lektorat nicht reinkommen, dann kann ich meine Geschichten lieber kostenlos bei Wattpad raushauen (und auch da nicht gefunden werden).

Generell glaube ich einfach nicht, dass das Überangebot irgendeinem Marktteilnehmer gut tut, weder uns Autoren (Viel Zeit in Marketing investieren, möglichst viel schreiben/veröffentlichen, Preisdruck), noch den Verlagen (siehe Pleitewelle bei Kleinverlagen) und auch nicht dem Leser der total erschlagen wird und selbst wenn er sich von Blogs... beraten lässt, gar nicht mehr hinterherkommt.
Ja, es gibt mehr Vielfalt, aber mancher begabter Autor (und ich rede jetzt NICHT von mir selbst) schmeißt vielleicht frustriert hin, weil er nach 1-2 Misserfolgen keine Lust mehr hat, das ist aus Lesersicht auch schade.

Ob und wie der Markt das regelt... da bin ich gespannt - und skeptisch.

Alana

#16
Warum sollte das nicht verfügbar bleiben? Bücher, die sich nicht gut verkaufen, werden sich auch nicht besser verkaufen, nur weil es statt 10 Millionen nur 5 Millionen im Angebot gibt. Außerdem ist der sogenannte "Long Tail" Amazons Verkaufsstrategie Nr. 1 und auch ich verdiene an meiner Backlist immer noch ein paar hundert Euro pro Jahr.

Ich denke, dass Autoren allgemein heute viel mehr Chancen haben als früher und meine, dass ich auch mal gelesen habe, dass heute viel mehr Autoren vom Schreiben leben können als vor dem Wandel des Marktes hin zum SP. Wer bereit ist, Arbeit zu investieren, auch in Bereichen, die nichts mit dem Schreiben zu tun haben, hat heute viel mehr Chancen und Möglichkeiten, nicht nur, Bücher zu veröffentlichen und zu verkaufen, sondern auch, bei Verlagen unterzukommen.

Was man tun kann? Sich schlau machen, wie man diese Chancen nutzen kann und dann Arbeit und Geld investieren, um genau das zu tun.

Bücher schreiben kann ein Hobby sein oder eben ein Business und wenn es ein Business ist, dann sollte man sich klar machen, dass die meisten StartUps in den ersten 5 bis 10 Jahren 0 Gewinn machen, weil sie alle Erlöse sofort reinvestieren. Als Künstler tut man sich einen großen Gefallen, wenn man das auch so sieht, und nach Möglichkeiten sucht, sein Kapital sinnvoll und gewinnbringend zu investieren bzw. alles Mögliche zu testen. Man kann auch als Autor einfach nicht erwarten, dass man ein Produkt auf den Markt wirft und es sich von allein verkauft. Das war noch nie so und wird auch nie so sein.

Wichtig ist halt, dass man sich wirklich schlau macht und sein Kapital dort investiert, wo es auch wirklich was nutzt. Gerade am Anfang ist es oft nicht so sinnvoll, Kapital in direkte Verkäufe zu investieren, sondern in den Markenaufbau etc.

Als Autor hat man heute viel mehr Möglichkeiten, selbst darauf einzuwirken, wie viel Erfolg man hat. Man hat den direkten Kontakt zu den Lesern, kann rausfinden, was sich verkaufen lässt und was nicht. Nein, ich möchte nicht zurück. Wirklich nicht.

Und was Verlage angeht: Verlage sind keine Dienstleister, die uns hofieren sollten. Verlage sind Geschäftspartner, mit denen wir zusammen arbeiten. Vorher genau zu klären, was man vom Verlag bekommt und was man selbst tun kann und will bzw. muss, wenn man einen bestimmten Vertrag unterschreibt, ist wichtig. (Und teilweise hartes Lehrgeld.)

Also: nicht verzagen, sondern die Chancen nutzen, die wir heute haben.  :vibes:
Alhambrana

Amber

#17
Zitat von: Alana am 22. Januar 2020, 13:42:07
dass ich auch mal gelesen habe, dass heute viel mehr Autoren vom Schreiben leben können als vor dem Wandel des Marktes hin zum SP.

Ich habe gelesen, dass es mehr oder weniger gleich geblieben sei, weil parallel zum Selfpublishing-Boom bei den Verlagen die Midlist weggebrochen ist. Aber dazu fehlt auch mir eine Quelle.

Erfolgreiche Selfpublisher (= solche, die davon leben können) sind in den letzten Jahren stark an die Öffentlichkeit gegangen, durch Testimonials auf Amazon, Berichterstattung in Medien etc. Ich denke, das verzerrt das Bild vom Selfpublising-Markt einfach sehr. Früher hatten Berufsautorinnen und -autoren viel weniger oder gar keinen Kontakt zu ihren Leser*innen, auch weniger direkte Öffentlichkeit, das Marketing der Verlage richtete sich in erster Linie an Buchhandlungen. Dafür hat es offenbar meistens gereicht, sein Buch in der Buchhandlung stehen zu haben, damit es gekauft wurde.

Es ist meines Erachtens alles eine Frage der Perspektive, ob man, sowohl als auch Autor*in als auch als Leser*in sich hier eher auf der Gewinner- oder eher auf der Verliererseite erlebt.

Wenn ich heute New Adult Romance schreiben würde, wäre ich wahrscheinlich optimistisch gestimmt. Aber das kann natürlich nicht jeder schreiben, und zweitens hilft es, wenn man dabei jung, weiblich, attraktiv und social-media-affin ist (und dazu auch noch bereit, sehr hart zu arbeiten!). Das meine ich absolut nicht negativ, denn mit diesem Genre verdiene ich als Lektorin und Übersetzerin derzeit vorrangig meine Brötchen ...

Sascha

Zitat von: Steffi am 22. Januar 2020, 10:23:54
@Sascha: @Marta braucht keinen "Brotjob" weil sie sich beim Schreiben und Marketing voll reinhängt und darum vom Schreiben leben kann.  ::)
Jaja, das war mir schon klar. Aber genau das meine ich: Man muß vom Schreiben leben können, um genug Zeit zu haben, vom Schreiben zu leben. Oder man braucht einen satten Lottogewinn ...

Marta

ZitatMan muß vom Schreiben leben können, um genug Zeit zu haben, vom Schreiben zu leben. Oder man braucht einen satten Lottogewinn ...
Es geht tatsächlich auch ohne.  ;D Solange man noch das Brotjob-Gehalt hat, braucht man ja kein weiteres Voll-Gehalt als Autor. Nur ein paar Jahre, um herauszufinden, wie viel man in welcher Zeit schreiben kann und wie viel pro Veröffentlichung ungefähr rumkommt. Ich habe jahrelang neben dem Brotjob 2 bis 3 Stunden täglich geschrieben (am Wochenende natürlich mehr), Kurse gemacht, Bücher gelesen, Videos geschaut, um besser zu werden, für Lektorate gezahlt, veröffentlicht ... Als ich mich selbständig gemacht habe, wusste ich ungefähr, wie viele Bücher ich im Jahr schreiben muss, um über die Runden zu kommen (und war handwerklich ungefähr da, wo ich sein musste).

Zugegeben: Ich hätte das zeitlich nicht geschafft, wenn ich damals schon Kinder gehabt hätte. Also ich. Es gibt genug toughere Leute als mich, die das irgendwie hinkriegen. Und dann auch noch mehr Wörter im Jahr schreiben als ich. Frechheit.  ;D

Ich finde das E-Book-Modell eigentlich entspannter als das alte. Weil ein Buch für immer entdeckt werden kann. Weil ich auch in 20, 30 Jahren noch Geld mit den Büchern verdienen werde. Weil ich Marketing betreiben kann, aber nicht muss. Nicht jetzt. Man kann auch in Ruhe 10 Bücher schreiben und veröffentlichen und dann erst Werbung schalten. Die sich dann gleich auf alle Bücher auswirkt statt nur auf eins. Oder auf 100, wenn man Dean Wesley Smith ist. Hat er wohl echt so gemacht.

Und, wie @Alana schon meinte: Es ist normal, dass es ein paar Jahre dauert. Auch mal zehn oder mehr.

Alina

ZitatDas impliziert einen begrenzten Raum, in dem er ersticken könnte. Der ist nur bei bedruckten Büchern gegeben, aufgrund von Druckkosten, Lagerkosten, begrenztem Raum in den Buchläden usw. Der E-Book-Markt, von dem du sprichst, ist unendlich.
Naja, ich denke, das was begrenzt ist, das ist die Nachfrage. Es gibt soundsoviele Leser, die gerne ein bestimmtes Genre lesen, und die lesen soundsoviele Bücher im Jahr. Die Menge an gelesenen Büchern ist sicher Schwankungen unterworfen, aber so stark ändert sie sich dann auch nicht. Und wenn immer mehr Autoren auf den Markt drängen, und es sind ja viele sehr gute Autoren dabei, dann wird es für den einzelnen Autor schon schwerer, Leser zu finden, denke ich.

ZitatGenerell glaube ich einfach nicht, dass das Überangebot irgendeinem Marktteilnehmer gut tut, weder uns Autoren (Viel Zeit in Marketing investieren, möglichst viel schreiben/veröffentlichen, Preisdruck), noch den Verlagen (siehe Pleitewelle bei Kleinverlagen) und auch nicht dem Leser der total erschlagen wird und selbst wenn er sich von Blogs... beraten lässt, gar nicht mehr hinterherkommt.
Also jetzt mal rein aus Lesersicht gesprochen: Als Leserin möchte ich in erster Linie gute Bücher lesen, ich habe nicht das Ziel, irgendwo hinterherzukommen. Ich möchte so in die Geschichte reingezogen werden, dass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen will, dass ich mich richtig darauf freue, noch ein Stück in meinem Buch weiterlesen zu können. Und da profitiere ich schon von dem größeren Angebot. Ja, es stimmt, dass es der Markt sehr unübersichtlich geworden ist. Aber ich habe als Leserin viele Möglichkeiten, mich zu orientieren, ich kann wie bisher Bücher nehmen, die von größeren Verlagen herausgegeben sind, ich kann gucken, welche Bücher andere Leser gut fanden (und viele gute Bewertungen haben), ich kann mir Rezensionen oder Leseproben durchlesen. Auf diese Weise kann ich die Geschichten finden, die meinen persönlichen Vorlieben besonders gut entsprechen. Also aus Lesersicht gesehen ist dieses große Angebot  sehr positiv, finde ich.


Kaeptn

@Alina: Mit hinterherkommen meinte ich, dass es viel mehr interessante Bücher gibt, als man lesen kann. Mein SuB wächst und wächst, von der Liste der "klingt interessant, vielleicht mal kaufen"-Titel ganz zu schweigen, aber viele Titel werden da auf ewig versauern, weil jeden Monat viel mehr interessante Titel hinzukommen, als ich weggelesen habe (ich schaffe nur 2 Bücher/Monat, aber ich denke damit bin ich ein "Normalleser").
Schon alle Neuerscheinungen meiner Lieblingsautoren zu lesen, schaffe ich kaum noch. Und andererseits führt das eben auch zu, dass jeder Autor, der mich einmal enttäuscht, gnadenlos ausgesiebt wird, es gibt einfach zu viele andere.

Gerade das empfinde ich als Autor wiederum als Druck und deswegen würde ich mich auch nie trauen, so viele Bücher im Jahr zu schreiben. Klar, vor allem, weil ich kein Vielschreiber bin (auch wenn ich meine 1000 Wörter pro Tag in 45 Minuten schaffe, wenn ich will, aber dann hab ich auch meist keine Lust mehr), sondern einfach, weil ich nie genug von meinen Ideen überzeugt bin, um mehr als eine/Jahr für veröffentlichungswürdig zu halten, auch aus der Sorge heraus, dass ein schwaches Buch mich meine ohnehin eher mickrige Fanbase kosten kann.

Sascha

@Marta: Ja, da hattest Du Glück, daß Du damals noch die Zeit hattest. Ich bin froh, wenn ich wenigstens am Wochenende mal zum Schreiben komme oder jetzt über Weihnachten, als ich mir einfach mal frech ein paar freie Tage genommen habe. Ansonsten ist mein Tag ausgefüllt mit Arbeit, Haushalt, den Kindern bei Hausaufgaben helfen oder sie auf Prüfungen vorbereiten usw. Da auch noch Zeit für Marketing-Aktionen zu verballern ist absolut undenkbar. Davon ab, daß mir das null Komma garnicht liegt. Als Autor sollte ich mich aufs Schreiben konzentrieren können und mich nicht noch auf FB & Co. rumtreiben müssen.

Kaeptn

#23
Zitat von: Sascha am 23. Januar 2020, 09:37:36
Da auch noch Zeit für Marketing-Aktionen zu verballern ist absolut undenkbar. Davon ab, daß mir das null Komma garnicht liegt. Als Autor sollte ich mich aufs Schreiben konzentrieren können und mich nicht noch auf FB & Co. rumtreiben müssen.

Ich denke, das ist genau das, was uns beide von Marta oder Alana unterscheidet. Die beiden haben offensichtlich (wenigstens in Maßen) Freude am Marketing und auch Geduld, bis das fruchtet. Beides muss man als SPler wohl mitbringen, weswegen Leute wie wir uns da eben nicht so zurechtfinden. Wir sind in Kleinverlagen wohl besser aufgehoben, nur wird es da durch die aktuelle Krise, schwarze Schafe... eben auch nicht einfacher, einen Platz zu ergattern.

Letztlich stimmt es sogar, dass man als SPler mehr einnimmt, als in Kleinverlagen, also rein vom Umsatz her. Problem ist eben nur, dass man erstmal investieren und dabei das Risiko eingehen muss, dass diese Investition nie wieder reinkommt. Auch das ist eine Mentalitätsfrage.

Ich denke @Amber hat es gut zusammengefasst: Einige finden sich in der aktuellen Marktsituation gut zurecht, haben sich an die Gegebenheiten angepasst und bringen die nötigen Fähigkeiten und die Geduld mit, andere eben nicht. Und für die ist die Marktsituation schlecht mit der Aussicht auf noch schlechter.

Lothen

#24
Ehrlich gesagt sehe ich am Buchmarkt keinen eklatanten Unterschied zu jedem anderen Business auch. Wie Alana sagte, als Autor*in erfolgreich zu werden ist letztlich nichts anderes, als ein 1-Mann*Frau-Startup zu gründen.

Sagen wir, ich möchte selbst gehäkelte Topflappen verkaufen. Dann habe ich mehrere Möglichkeiten. Ich kann einfach einen Tisch beim Flohmarkt oder bei kleinen Handwerker-Märkten in der Region aufstellen und kriege damit vielleicht, wenn's gut läuft, die Materialkosten rein. Ich kann auch einen Shop bei Etsy einrichten und online verkaufen, ohne Werbung stolpern vielleicht 3-4 Menschen über die Topflappen und kaufen sie. Auch schön. Leben kann man davon nicht. Aber man hat ein schönes Hobby und kann ein paar Leute glücklich machen.

Wenn ich aber ein echtes Topflappen-Business aufbauen will, dann muss ich halt Arbeit, Zeit und Geld investieren. Ich muss entweder einen Großabnehmer finden, der meine Topflappen verkauft oder meine Idee haben will, dann muss ich aber auch genug davon produzieren können und die Qualität muss stimmen. Oder ich mache mich selbständig und promote meine Topflappen online, so richtig im großen Stil. Das kostet Geld und Zeit, die ich investieren muss.

Niemand würde sich hinstellen und sagen: "Mann, ich will mit meinen Topflappen reich werden, aber ich will nichts dafür tun, kein Geld investieren und keine Risiken eingehen müssen." Das hat wenig Aussicht auf Erfolg. Wieso sollte das auf dem Buchmarkt anders sein?

Das Schöne ist doch, dass der Buchmarkt mittlerweile viele Optionen bietet, Leser*innen zu erreichen und Bücher zu verkaufen, zumindest im kleinen Stil. Wer glücklich damit ist, ein paar Leser*innen zu finden, sich ein kleines Standing zu erarbeiten, vielleicht mal eine Lesung zu haben, der findet diesen Weg auf die eine oder andere Weise. Das ist super. Aber Erfolg fällt nicht vom Himmel, auch auf dem Buchmarkt nicht. Da gehört eine Menge mehr dazu als "nur" gute Bücher zu schreiben, z.B. die richtige Portion Glück, gutes Timing, passende Zielgruppe und so weiter. Manches davon hat man in der Hand, vieles leider nicht. Letztlich bleibt der Buchmarkt ein Russisch-Roulette-Spiel.

Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass das "früher" anders war. Mittlerweile kann man sich mit entsprechendem Know-How und Investment ein gutes Standing als Selfpublisher*in erarbeiten, früher war man 100 % auf das Wohlwollen der Verlage und des Buchmarks angewiesen. Mit allen Gatekeeping-Nachteilen, die das mit sich bringt, auch für Autor*innen. Ich vermute, der Gedanke "ich schreibe ein Buch und dann läuft alles von alleine" ist schon immer eher Wunschtraum als Realität gewesen.

Steffi

#25
Zitat von: Lothen am 23. Januar 2020, 10:06:26
Niemand würde sich hinstellen und sagen: "Mann, ich will mit meinen Topflappen reich werden, aber ich will nichts dafür tun, kein Geld investieren und keine Risiken eingehen müssen." Das hat wenig Aussicht auf Erfolg. Wieso sollte das auf dem Buchmarkt anders sein?

Schade, dass man hier keine Gifs einblenden kann, ich fürchte, ich kann dich ohne nicht gebührend feiern  ;D

@Sascha Ich möchte nur drauf hinweisen, dass sehr viele Autor*innen noch nebenbei arbeiten, im Zweifelsfall Kinder haben und trotzdem Marketingaktionen schaffen. ::)

Nochmal, es ist völlig legitim, wenn man keine Lust hat, sich neben dem stressigen Alltag und dem Schreiben noch in Marketing-Aktionen zu stürzen und sich da aufzureiben. Verstehe ich völlig, ich hab auch nicht sonderlich Bock drauf und ich vermute stark, dass längst nicht jeder, der sich gut über Instagram verkaufen kann, das auch leidenschaftlich gerne tut und nicht viel lieber gerade schreiben würde. Es nutzt m.E.n. aber auch nichts, jetzt "der guten alten Zeit" nachzutrauern, als Verlage noch meinten, ein Fantasyautor pro Programm reiche dicke.

Die entscheidende Frage ist die, die Alana und Lothen bereits angesprochen haben: Sieht man das Schreiben als Business, oder als Hobby?

Zumal jeder und jede hier genau so ein Rädchen im Buch-Business ist wie diejenigen, über die hier gerade die Nase gerümpft wird. Ich meine, die konsequenteste Reaktion derjenigen, die den Markt zu überschwemmt finden wäre ja, die eigenen Bücher vom Markt zu ziehen und ab sofort nur noch fürs eigene Kämmerlein zu schreiben. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das wird nicht passieren ;)
Sic parvis magna

Alana

#26
Ich verstehe auch wirklich jeden, der keine Zeit oder Lust für Marketing hat. Aber wer trotzdem Bücher verkaufen möchte, muss dann eben andere Lösungen finden. Man hat z.b. immer die Möglichkeit, eine Agentur oder einen virtuellen Assistenten dafür zu bezahlen, dass er das Marketing für einen macht. Das kostet natürlich ein bisschen was, aber solche Investitionen sind z.b. im Startup Bereich völlig normal. Da ist halt wieder die Frage, wie professionell will man das angehen und was ist es einem wert.

Ich habe mir jetzt auch eine VA gesucht, die mir in Zukunft Landing Pages für meine Website etc. machen soll. Instagram und Facebook hingegen mache ich auf jeden Fall selbst.

Und ich bin übrigens Verlagsautor, hab noch nie was im SP gemacht und habe es in nächster Zeit auch nicht vor, obwohl es mich prinzipiell schon reizen würde. :)
Zitat
Zumal jeder und jede hier genau so ein Rädchen im Buch-Business ist wie diejenigen, über die hier gerade die Nase gerümpft wird. Ich meine, die konsequenteste Reaktion derjenigen, die den Markt zu überschwemmt finden wäre ja, die eigenen Bücher vom Markt zu ziehen und ab sofort nur noch fürs eigene Kämmerlein zu schreiben. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das wird nicht passieren

😁 Genau. Und wie gesagt: es würde in meinen Augen auch nichts helfen.

@Lothen: genialer Vergleich.  :rofl:
Alhambrana

Coppelia

#27
Den Aspekt, jemand anders für das Marketing zu bezahlen, finde ich total interessant. Ich habe mich schon gefragt, ob das tatsächlich für Privatpersonen infrage kommt. Ob ich damit Plus machen kann, bezweifle ich, aber trotzdem würde es mich sehr interessieren. Das könnte ich mir eher vorstellen, als mich komplett selbst zu vermarkten.

Was mich an der Diskussion immer ein bisschen stört (aber vielleicht verstehe ich das auch falsch) ist dieser Aspekt von "Wenn du es nicht geschafft hast, hast du dich nur nicht genug angestrengt", der für mich da manchmal durchschimmert.
Ich z. B. strenge mich immer extrem an, aber wohl irgendwie "falsch". Aber ich stehe z. B. täglich gegen 5/halb 5 auf, um vor der Arbeit noch was für die Autoren"karriere" zu machen. ;) Ich "erwarte" dafür nichts, hoffe aber trotzdem, dass sich die Anstrengung doch irgendwann noch mal auswirkt.

Es ist auch nicht so, als könne man immer und grundsätzlich die Prioritäten im Leben selbst bestimmen.

Sascha

Zitat von: Steffi am 23. Januar 2020, 12:13:08
@Sascha Ich möchte nur drauf hinweisen, dass sehr viele Autor*innen noch nebenbei arbeiten, im Zweifelsfall Kinder haben und trotzdem Marketingaktionen schaffen. ::)
Dann wage ich zu behaupten, daß irgendwas anderes auf der Strecke bleibt. Die Kinder, der Partner, die Gesundheit ... Ich kann mich schon so nicht ausreichend um die Familie kümmern, müßte eigentlich wöchentlich viele Stunden für die Kinder da sein, und meine Frau will auch was von mir haben. Geht eh schon nicht alles. Aber andere haben vielleicht pflegeleichtere Kinder oder Partner, die sich mit wenig Aufmerksamkeit zufrieden geben.
Nebenbei hab ich als Selbständiger halt auch keinen Urlaub. Ein paar Tage um Weihnachten konnte ich mir erkämpfen, aber mehr ist eben nicht.

Zitat von: Coppelia am 23. Januar 2020, 12:38:17
Es ist auch nicht so, als könne man immer und grundsätzlich die Prioritäten im Leben selbst bestimmen.
Ebendieses ...

Aber das führt jetzt alles viel zu sehr vom Threadthema weg.

Alana

#29
ZitatWas mich an der Diskussion immer ein bisschen stört (aber vielleicht verstehe ich das auch falsch) ist dieser Aspekt von "Wenn du es nicht geschafft hast, hast du dich nur nicht genug angestrengt", der für mich da manchmal durchschimmert.

Falls das von meiner Seite aus so rüberkommt, tut es mir leid.  :knuddel: So meine ich das nicht. Aber bei mir kommt immer an, dass Leute Bücher verkaufen wollen, ohne was dafür zu tun. Und als jemand, der extrem viel Zeit (und Geld) in Marketing und das Lernen von Marketing (es ist ein Handwerk und ein schwieriges noch dazu) investiert, ist das für mich immer sehr unschön. Bzw. ich versuche einfach, aufzuklären und Tipps zu geben, so gut ich kann. Eben damit jemand, der wenig Zeit zur Verfügung hat, sie vielleicht in Zukunft an den richtigen Stellen investieren kann, weil ich selbst weiß, wie schlimm es ist, wenn man viel Zeit investiert und die Anstrengung dann nicht fruchtet.

Selbstverständlich hat man Erfolg nicht immer selbst in der Hand und selbstverständlich ist investierte Zeit nicht immer gleich zufriedenstellende Ergebnisse. Tatsächlich ist es häufiger so, dass man gefrustet ist und daran verzeifelt, bis man irgendwann eine Möglichkeit findet, wie es eben vielleicht doch funktioniert. Try and Error auf höchstem Level.

Ich denke auch, man sollte sich die Frage von Schuld nicht stellen, sondern eher die: was ist mein Ziel und was kann ich aktiv in der mir zur Verfügung stehenden Zeit tun, um das zu erreichen? Ich habe in der Vergangenheit sehr viel Zeit damit verbracht, Videos über Zielsetzung zu schauen. Fast alle Hörbücher, die ich höre, beschäftigen sich mit Marketing, Arbeitstechniken, Business-Strategie etc. Ist das ein Erfolgsgarant? Nein. Nicht mal großes Verlagsmarketing gibt einem eine Garantie. Es kann immer schief gehen. Aber ich will einfach mein möglichstes beitragen, damit das eben nicht passiert, und meine Zeit und mein Geld so schlau wie möglich einsetzen, um meine Ziele zu erreichen.

Wenn man sowieso wenig Zeit hat, ist es umso wichtiger, sie richtig zu investieren. Und das bedeutet wirklich nicht immer, dass man sie in Marketing investieren soll. Gut investierte Zeit kann auch Zeit sein, die man damit verbringt, sich selbst was Gutes zu tun oder einfach nur zu schreiben, ohne an Verkäufe etc. zu denken. Wichtig ist, dass man sich bewusst macht: Was will ich erreichen? Kann und will ich dafür jetzt in diesem Moment die Energie aufbringen? Wenn ich das nicht tue, dann ist es aber auch okay für mich, wenn die gesetzten Ziele sich eben jetzt nicht erfüllen. Ich empfinde das als sehr wichtig für meinen Seelenfrieden, mir das so klar zu machen. Das nimmt teilweise eine Menge Druck raus.

Alhambrana