Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Soly am 28. Oktober 2017, 18:03:47

Titel: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Soly am 28. Oktober 2017, 18:03:47
Hallo Tintenzirkel :winke:
Ich hoffe, ich habe die Suchfunktion richtig benutzt, aber ich konnte bisher noch keinen Thread zu dem Thema finden und würde gerne mal eure Meinungen dazu hören.

Gleich zu Anfang: Ich persönlich habe mich noch nie wirklich intensiv mit dem Thema Fan-Fiction auseinandergesetzt - meine einzige Betätigung in diesem Gebiet war, mal eine Star-Wars-Story zu plotten, die ich allerdings nie wirklich geschrieben habe. Alles, was ich jetzt sage, beruht auf persönlichen (geringen) Erfahrungen und ist nicht wirklich statistisch signifikant.
Gestern bin ich auf eine... sagen wir mal Unterkategorie der Fan-Fiction gestoßen, die mir den Blutdruck in ungeahnte Höhen getrieben hat und die ich seitdem liebevoll als Fan-Fic(k)s bezeichne - die Art, in der Charaktere aus bekannten Filmen und Serien in bestimmte Situationen geraten, in denen sich ihre gegenseitige Zuneigung auf meistens recht körperliche Weise Bahn bricht. Gerade im Harry-Potter-Universum scheint das relativ beliebt zu sein, was in teilweise echt abstrusen Konstellationen ausartet (Harry und Snape; Hermine und Lucius Malfoy) - was mir persönlich aber die größte Übelkeit bereitet, sind die Dinger zu SHERLOCK.
In beiden Fällen gibt es die Konstellationen, die einigermaßen Sinn ergeben (Harry und Hermine oder eben Sherlock und John) und solche, die einfach seltsam sind (mein Favorit: Mycroft und Lestrade). Gerade letztere versuchen, die erzwungenen Gefühle zwischen ihren Figuren inmitten von haarsträubenden Szenarien zu platzieren, um irgendwie erklärbar zu machen, was nicht erklärt werden kann. Dabei werden Charaktere aus den Originalen vollkommen neu definiert und haben quasi nichts mehr mit den Figuren zu tun, die wir auf der Leinwand sehen.

Ich will damit nicht generell gegen Fan-Fiction polemisieren. Das gesamte Expanded Universe der Star-Wars-Saga ist im Grunde nur professionelle Fan-Fiction, die originale Themen weiterdenkt, die Welt erweitert, originale Figuren von neuen Seiten präsentiert, ABER... trotzdem alles respektiert und beibehält, was in den Originalen passiert ist und charakterisiert wurde!
Diese Art von Fan-Fiction finde ich großartig, lese ich gerne und denke ich mir zumindest selbst gerne aus - wunderbar!

Was mir tatsächlich gegen den Strich geht, sind die Machwerke, die von Anfang an Charaktere umschreiben - nicht in Form von Entwicklung, sondern einfach so. Epen, in denen der Soldat und Militärarzt Dr. John Haymish Watson sich lautstark darüber beschwert, zweieinhalb Stunden mit dem Auto fahren zu müssen - etwas, was in der Serie undenkbar gewesen wäre.
Gerade bei dem SHERLOCK-Beispiel bin ich der Meinung, dass allein die Annahme, die beiden Hauptfiguren würden - situativ beeinflusst oder nicht - expliziten Sex haben, vollkommen gegen die Tonalität geht, die die Dynamik der beiden in der Serie hat. Bis jetzt hat sich jede der Geschichten, die ich stichprobenartig quergelesen habe (n=3) wie der Wunsch angefühlt, die eigenen Fantasien öffentlich zu machen, und damit es auch Leute lesen, wurden statt Heinz und Peter eben die Namen bekannter und beliebter Serienhelden benutzt.
Diagnose: Clickbait. Übelster Sorte.


Sooo...
Das zur Vorrede. Jetzt meine Frage(n):
(Wozu) schreibt ihr Fan-Fictions? Schreibt ihr lieber Geschichten über neue Charaktere, die mit den originalen Figuren interagieren und die originale Handlung streifen, oder von vornherein über die vorhandenen Charaktere? Wie groß seht ihr das Risiko, gegen die Tonalität und interpersonelle Dynamik der Originale zu arbeiten? Seid ihr Fan davon, sexuell orientierte Plots in Fandoms einzubetten, in denen dieses Thema sonst weniger präsent ist?
Wie weit weicht ihr generell in Sachen Weltenstruktur/Charakterisierung/usw. vom Original ab? Wie viel Abweichung findet ihr grundsätzlich vertretbar und wo liegt bei euch die Grenze zum Clickbait?

Ich freue mich auf eure Meinungen und die Diskussion.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Yamuri am 28. Oktober 2017, 18:38:35
Guten Abend Solmorn,

Ich habe früher viel Fanfiktion geschrieben. Ich habe sie nicht geschrieben, weil ich das Original perfekt fand, sondern weil ich das Original verbesserungswürdig fand. Meine Fanfiktions basierten auf der Frage "was wäre wenn?" und "wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn ein Charakter oder ein ganzer Handlungsstrang komplett anders verlaufen wäre?". Aus manchen meiner Fanfiktions entwickelten sich allein durch diese Frage komplett neue Geschichten, die tatsächlich mit dem Original nur noch ein paar Namen gemeinsam haben. Daher habe ich viele meiner Fanfiktions auch wieder aus dem Netz genommen.

Manch andere Fanfiktion jedoch, wie beispielsweise mein One Piece Epos dienten tatsächlich der Würdigung des Originals und dem Überleben eines Charakters, dessen Tod ich nicht ertragen konnte. Die One Piece Fanfiktion entstand als Antwort auf das große Ereignis und greift eine mögliche Geschichte von Portgas D. Ace auf. Da ich damals den Luffy Flashback nicht kannte, denn meine FF entstand thematisch früher, weichen manche Aspekte und Interpretationen des Charakters vom Original ab. Das ist der Grund, weshalb ich keine Fortsetzung mehr geschrieben habe, da ich das Gefühl hatte, dass jetzt manches einfach nicht mehr zusammen passt und ich bei Ace tatsächlich den Charakter und seine Crew (da habe ich mir selbst Crewmitglieder ausgedacht, da seine Crewmitglieder nicht bekannt waren und nur erwähnt wurde, dass er eine Crew - die Spade Piraten hatte). Bei Stargate habe ich mich auch um Charaktertreue bemüht, allerdings auch eine "Was wäre wenn" geschrieben insbesondere unter dem Aspekt der Frage ob ein Goa'uld unter bestimmten Voraussetzungen eine Wesensänderung durchmachen könnte. Wichtig ist mir jedoch immer die Plausibilität.

Es gibt nur eine Geschichte, bei der es mir tatsächlich gleichgültig ist und das ist eine Final Fantasy Advent Children Fanfiktion, zu der die Idee entstand noch bevor ich die Hintergründe von FFVII oder den Film kannte. Damals, zu Zeiten der Entstehung des Films gab es wilde Spekulationen zu den Charakteren. Ich stieß zufällig auf ein Forum, spekulierte mit und dachte mir eine eigene Geschichte auf Basis der Charakterbilder aus. Ich mag meine Version, auch wenn das Original dann abwich und ich später herausfand, als ich mich mit den Spielen auseinandersetzte, dass meine Geschichte leider so nicht funktioniert, mir manche Charas auch leid tun, weil ich sie in meiner Geschichte anders dargestellt habe. Diese Fanfiktion schreibe ich aber auch nur in einer privaten Gruppe und werde sie vermutlich nie online stellen, interessierten aber durchaus zeigen. Denn sie enthält auch sensible Themen.

Grundsätzlich war ich früher durchaus ein Fan von Geschichten mit originellen Pairings, sofern sie eben gut geschrieben waren. Leider gab/gibt es davon aber nicht viele. Ich hatte in RPGs selbst zeitweise skuriele Pairings, schreibe selbst aber keine Liebesgeschichten bzw. das Thema Beziehungsgeschichten kommt bei mir immer nur am Rande vor oder wird eher stiefmütterlich behandelt, da für mich der Plot/die Geschichte im Vordergrund steht, nicht zwischenmenschliche Gefühle zwischen zwei Charakteren. Nur in RPGs oder FFs, die auf RPGs beruhen, sind solche enthalten, da ich in diesen RPGs zumeist mit Leuten zusammen schrieb, die sich Pairings wünschten. Da kamen dann schon auch skuriele Pairings zu stande. Mein allererstes Pairing waren Marik/Yami Bakura aus YGO, später bei FFVII Advent Children Yazoo/Reno oder sogar crossover Pairings wie Kadaj (FFVII)/ Zexion (KH). Aber das lief eben alles über RPGs die ich im Nachhinein in Geschichteform niederschrieb und die auch nirgendwo online sind, zum Teil auch weil meine Mitschreiberinnen das gar nicht wollten. :)
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Denamio am 28. Oktober 2017, 18:44:45
Naja, man muss ein Genre nicht mögen und kann es trotzdem respektieren. Natürlich finde ich diverse Kombinationen durchaus sehr lustig und fasse mir mitunter auch schon einmal an den Kopf. Doch da gibt es dann es eine simple Erkenntnis: Hey, es ist nicht für mich geschrieben. Jemand anderes hat Spaß, es schadet keinem, wen juckt es? Mich über etwas aufzuregen, wo andere harmlosen Spaß dran haben, das ist mir meine Zeit nicht wert.

ZitatBis jetzt hat sich jede der Geschichten, die ich stichprobenartig quergelesen habe (n=3) wie der Wunsch angefühlt, die eigenen Fantasien öffentlich zu machen, und damit es auch Leute lesen, wurden statt Heinz und Peter eben die Namen bekannter und beliebter Serienhelden benutzt.

Du hattest bisher nicht viel Kontakt mit erotischer Literatur, oder? Das läuft nicht anders wie nicht-erotische Literatur. Es gibt tausende Geschichten von denen manche mindestens so umfangreich und komplex sind, wie die besten Fantasy Bücher - nur dass sie eben ab und zu etwas unanständig werden.
Will sagen, die Fan Fiction ist da nicht speziell anders. Sie nehmen nur bestehendes Material und gehen kreativ damit um. Das geht nicht immer gut. Aber auf der anderen Seite gibt es auch unzählige gruselig schlechte Bücher im Buchregal.Also verbeiße dich nicht so in die Fan Fiction.

Zitat(Wozu) schreibt ihr Fan-Fictions? Schreibt ihr lieber Geschichten über neue Charaktere, die mit den originalen Figuren interagieren und die originale Handlung streifen, oder von vornherein über die vorhandenen Charaktere? Wie groß seht ihr das Risiko, gegen die Tonalität und interpersonelle Dynamik der Originale zu arbeiten? Seid ihr Fan davon, sexuell orientierte Plots in Fandoms einzubetten, in denen dieses Thema sonst weniger präsent ist?
Wie weit weicht ihr generell in Sachen Weltenstruktur/Charakterisierung/usw. vom Original ab? Wie viel Abweichung findet ihr grundsätzlich vertretbar und wo liegt bei euch die Grenze zum Clickbait?

Bevor ich auf die Fragen eingehe, möchte ich eine zentrale Unterscheidung machen. Für privaten Gebrauch sehen meine Antworten bei weitem anders aus, denn für kommerziellen Gebrauch. Letzteres schließe ich ohne das Einverständnis des Autoren  kategorisch aus und finde es auch nicht akzeptabel hier und da beim abschreiben was zu ändern um zu sagen es wäre neu, siehe 50 Shades und Twilight. Das geht für mich in Richtung Plagiat.

Aber bei privatem Gebrauch oder für kleine unentgeltliche Communities? Cool.

(Wozu) schreibt ihr Fan-Fictions?
Nicht ganz zutreffend. Habe ich einmal vor 15 Jahren oder so gemacht. Ich wollte es ausprobieren, wie es ist, in einem festen Kanon zu schreiben und damit experimentell umzugehen. Sprich diesen bewusst zu dehnen und auch zu brechen. Es ist als Schreibübung ganz interessant, weil es die eigenen Interpretations und Denkprozesse offenlegt.

Wie groß seht ihr das Risiko, gegen die Tonalität und interpersonelle Dynamik der Originale zu arbeiten?
Bei exakt 0. Weil ich die Frage nicht zentral finde. Es schadet niemanden, wenn vom Rahmen abgewichen wird. Von daher darf, nein finde ich es sogar begrüßenswert, wenn die Autoren mit dem Quellmaterial experimentieren und es verändern.


Seid ihr Fan davon, sexuell orientierte Plots in Fandoms einzubetten, in denen dieses Thema sonst weniger präsent ist?

Persönlich, meine Meinung: Von mir aus, mit einer Einschränkung. Hoffentlich achten die Schreiber auf das Alter der Charaktere oder passen es an.

Wie viel Abweichung findet ihr grundsätzlich vertretbar und wo liegt bei euch die Grenze zum Clickbait?
Soviel wie der Fan Fiction Autor möchte. Das hat mit Clickbait so ziemlich garnichts zu tun. Es werden nicht manipulativ Emotionen geschürt um daraus Geld zu machen.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Zit am 28. Oktober 2017, 19:24:28
Es ist zwar schon wieder fünfzehn Jahre her, aber ich glaube kaum, dass sich Fan Fiction so sehr geändert haben. Meine ersten Texte sind Fan Fiction, mein erster Fantasy war stark von Vision of Escalowne beeinflusst. Danach kamen auch Sachen zu Harry Potter oder Kingdom Hearts. Bei allen drei Fällen würde ich rückblickend sagen, dass mir die Welt/ das Flair so sehr gefallen hat, dass ich davon nicht genug haben konnte und eben selbst Geschichten geschrieben habe. Veröffentlicht habe ich dann manches davon, weil es Teil der Community war, in der ich damals unterwegs war. Das Bewusstsein für das geistige Eigentum anderer kam dann später. Heute bin ich zwiegespalten gegenüber Fan Fictions, weil ich einerseits natürlich nachvollziehen kann, dass Leute so sehr gefallen an der Welt und den Figuren haben, dass sie selbst Content schaffen, um ihrem Bedarf gerecht zu werden – andererseits ist aber auch einfach nicht ihr eigenes Zeug und gerade Geschichten, in denen die Figuren nur noch den Namen und das Aussehen mit dem Original gemeinsam haben, finde ich da grenzwertig (aus Autorensicht).

Inwieweit da eigen sexuelle Fantasien reinspielen – keine Ahnung. Ich würde durchaus mitgehen, dass FF-Schreiber je nach Community sehr jung sind und die Geschichten und Figuren auch (unbewusst) dazu benutzen, ihre eigene Sexualität zu erkunden. Wie Denamio schon sagte gibt es dabei so viele Spielarten wie es sonst auch in der Erotik gibt. Ich glaube  fast, du hast unglücklicherweise die erwischt, die gerne unter dem Label Slash laufen. ;D
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Nuya am 28. Oktober 2017, 19:37:50
Ich sehe da auch keinen Zusammenhang zum Clickbait.
Ich schrieb und schreibe was mir interessant erscheint und mich emotional packt. Ich gehe da nicht halb so technisch dran, wie meine Vorredner. Ich bilde Pairings, habe aber auch schon Fanfictions mit Wunschpairing verwichtelt.

Generell würde ich das auch nicht so fachlich auseinander nehmen. Es soll in erster Linie Spaß machen und wenn ein Thema, ein Pairing, einige explizite Handlungen dich nicht kriegen/dir zu viel sind so erreichen diese Geschichten aber viele, die sie gern lesen.

EDIT Ich bin Potter-Fanfictionista :vibes: und stimme überdies mit Zit ein: ich habe einfach nicht genug bekommen.
Was das Slash angeht: gerade bei Sherlock - wen willste denn da sonst verkuppeln? ;D
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Soly am 28. Oktober 2017, 21:00:45
Zitat von: Denamio am 28. Oktober 2017, 18:44:45
Du hattest bisher nicht viel Kontakt mit erotischer Literatur, oder? Das läuft nicht anders wie nicht-erotische Literatur. Es gibt tausende Geschichten von denen manche mindestens so umfangreich und komplex sind, wie die besten Fantasy Bücher - nur dass sie eben ab und zu etwas unanständig werden. Will sagen, die Fan Fiction ist da nicht speziell anders.

Also... nö ;)
Mir geht es auch weniger um die Tiefe. Wie gesagt gibt es ja auch wunderschöne FFs, die auch ein bisschen unanständig werden und trotzdem sinnvoll im originalen Setting funktionieren (würden) - sowas wie Harry und Hermine eben. Mich stören nur die erotisch-unanständigen FFs, die durch diese Unanständigkeit per se einen Charakter oder das Verhältnis zweier Charaktere vollkommen anders gestalten, als es im Original möglich wäre.
Mir ist trotzdem bewusst, dass es im Bereich Fan-Fiction genau wie in allen anderen Strömungen eine große qualitative Streuung gibt und da sehr schöne Machwerke bei entstehen können.

Zitat von: Zitkalasa am 28. Oktober 2017, 19:24:28
Ich glaube  fast, du hast unglücklicherweise die erwischt, die gerne unter dem Label Slash laufen. ;D

Sehr gut möglich... :schuldig:

Zitat von: Nuya am 28. Oktober 2017, 19:37:50
Was das Slash angeht: gerade bei Sherlock - wen willste denn da sonst verkuppeln? ;D

Was mich zu der Frage führt: Warum sollte ich da jemanden verkuppeln wollen?
Klar ist SHERLOCK eine wunderbar subtile Homo-Lovestory zwischen zwei einzigartigen Menschen - aber genau diese Subtilität, diese verwaschene Grenze zwischen Faszination, Freundschaft und platonischer Liebe ist es doch, was das Verhältnis zwischen John und Sherlock so berührend macht. Dass man eben nicht klar sagen kann: Die beiden sind ein Paar und fertig. Sie wollen kein Pärchen sein und das nimmt man ihnen auch ab, sie wollen beide unabhängig sein, aber sie haben dieses unglaublich tiefe gegenseitige Verständnis für die Eigenheiten des jeweils anderen und dieses Vertrauen ineinander. Sie sehen sich nicht als Teil einer größeren Beziehung, sondern als völlig alleinstehende Menschen (anders als es zwischen John und Mary später ist), und trotzdem funktionieren sie gemeinsam so wunderbar, dass sie sich immer wieder die "Unterstellung" gefallen lassen müssen, ein Pärchen zu sein, sogar untereinander1.
Und das alles wird komplett eingestampft, wenn man anfängt, die beiden als normales Paar zu handeln und ihnen Sexszenen miteinander gibt.



1 Ich verweise da auf das Ende der Folge "Das große Spiel", als
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Nuya am 28. Oktober 2017, 21:20:12
Du gehst da auf eine Eben ran, die man kaum diskutieren kann. Denn eben weil nichts passiert, eröffnen sich diese Möglichkeiten in den Fanfics.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 28. Oktober 2017, 21:23:48
Zitat von: Solmorn am 28. Oktober 2017, 21:00:45
Was mich zu der Frage führt: Warum sollte ich da jemanden verkuppeln wollen?

Die Antwort darauf ist die gleiche, wie sie für viele Fragen nach seltsamen menschlichen Verhalten gilt: Menschen zimmern Schubladen und packen Zeug hinein, weil es ihnen beim Verständnis hilft. Sie wollen wissen was Sache ist. Ab besten genau genug um Vorhersagen treffen zu können. Unverständliches, Fremdartiges ist im ersten Moment immer mit Vorsicht zu genießen. Wir streben einfach nach Sicherheit, deshalb suchen wir nach Mustern. Die Verbindung von emotionaler und sexueller Beziehung ist einfach umfassend und einfach und an sich jedem vertraut. Abweichungen davon wurden und werden oft missverstanden oder gar missbilligt.

Ich weiß, dass ich mit einer Beziehung bei meinen Königskindern auch in eine ähnliche "Falle" geraten könnte. Schon jetzt meinte eine Testleserin, eine eindeutig sexuelle Konotation heraus zu lesen. Ja, es gibt Intimität zwischen den beiden Figuren, ihre Beziehung ist auch durchaus körperlich - aber sie ist nicht sexueller Natur. Trotzdem liefere ich dem Fandom (so ich es den je haben werde) eine Steilvorlage vors Shipping.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Slenderella am 28. Oktober 2017, 22:04:18
Fanfiction heißt aber nun mal: Anything goes. Ob dir das passt, oder nicht ;)
Und man kann auch ganz tolle Erotikstorys schreiben, oder wüste Fickelgeschichten und die können trotzdem total in Character sein. Muss nur bisschen Fandom plausibel erklärt werden und das funktioniert durchaus.

Was ich nicht mag sind AUs, da machen es sich die Autoren meiner Meinung nach zu einfach. Aber wenn ich schreiben will, wie Harry und Draco in die Kiste hüpfen, muss ich das halt auch im Fandom erklären können (und bitte nicht mit so was wie: Alle Schlammblüter müssen Reinblüter heiraten  - Spontaner Gesetzesentwurf!)
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Nuya am 28. Oktober 2017, 22:09:48
Es gibt so tolle Fanfics die gerade ungewöhnliche Pairings super gut verbandeln.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Zit am 28. Oktober 2017, 22:36:39
Hm, bei so ungewöhnlichen Pairings gehe ich mit, wenn die Spannung, die durch diese Unterschiedlichkeiten entstehen, gut ausgespielt wird. Also Harry und Malfoy nicht wie jedes andere glückliche Pärchen behandelt wird sondern es eher so eine geheime Geschichte mit viel Gewissensbissen und zwischenmenschlichen Spannungen ist.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Fianna am 29. Oktober 2017, 11:54:34
Solmorn, danke für die Fussnote. Ich habe mich ziemlich irritiert gefragt, was Du meinen könntest, bis ich gesehen habe, dass Du auf die Serie anspielst... wenn man mit "Originalität der Figuren" argumentiert, denke ich immer an Conan Doyles Vorlage. Alles andere ist für mich ebenfalls eine interpretierte Variation.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Soly am 29. Oktober 2017, 14:45:27
Zitat von: Slenderella am 28. Oktober 2017, 22:04:18
Und man kann auch ganz tolle Erotikstorys schreiben, oder wüste Fickelgeschichten und die können trotzdem total in Character sein. Muss nur bisschen Fandom plausibel erklärt werden und das funktioniert durchaus.
Zitat von: Nuya am 28. Oktober 2017, 22:09:48
Es gibt so tolle Fanfics die gerade ungewöhnliche Pairings super gut verbandeln.
Zitat von: Zitkalasa am 28. Oktober 2017, 22:36:39
Hm, bei so ungewöhnlichen Pairings gehe ich mit, wenn die Spannung, die durch diese Unterschiedlichkeiten entstehen, gut ausgespielt wird. Also Harry und Malfoy nicht wie jedes andere glückliche Pärchen behandelt wird sondern es eher so eine geheime Geschichte mit viel Gewissensbissen und zwischenmenschlichen Spannungen ist.

Da gehe ich überall mit - wenn es plausibel im Fandom erklärt wird, kann in der Geschichte passieren, was will. Es muss eben nur mehr oder weniger reibungslos passen.
Harry und Malfoy wäre zum Beispiel etwas, das sich vielleicht sogar irgendwie erklären ließe - wenn man dabei die Tatsache umschifft, dass zwischen ihnen von Anfang an die Chemie nicht stimmt und Malfoy Harry eigentlich gar nicht wichtig genug ist, um starke Gefühle hervorzurufen. Wenn Harry in einem Alter ist, in dem er auch Hauptcharakter einer Fickelgeschichte sein könnte, hat er genügend andere deutlich gefährlichere, hassenswertere und mächtigere Feinde wie Snape, Umbridge oder Darth Voldemort und die Todesser, gegen die Malfoy einfach nur nervig ist. Wenn ich aber eine FF präsentiert bekomme, die eine Situation etabliert, in der plausibel und nachvollziehbar a)starke Gefühle zwischen den beiden entstehen, b)diese eine körperliche Wichtung bekommen und c)sich Bahn brechen, und die auch erklärt, warum davon im späteren Verlauf der Originalgeschichte nichts mehr zu merken ist - dann sage ich auch, seltsam aber gut gemacht.

Wahrscheinlich setze ich die Latte einfach zu hoch an mit meinem Perfektionismus, aber bisher hatte ich (hauptsächlich unterbewusst) gedacht, dass FFs an sich selbst den Anspruch stellen, sich perfekt, nahtlos und ohne Anschlussfehler in die eigentliche Story einzupassen.

Zitat von: Nuya am 28. Oktober 2017, 21:20:12
Du gehst da auf eine Eben ran, die man kaum diskutieren kann. Denn eben weil nichts passiert, eröffnen sich diese Möglichkeiten in den Fanfics.

Findest du? Ich finde, es lässt sich ganz gut diskutieren.
Ich bin eben der Meinung, dass eine gelungene Fan-Fiction entweder
aber eben NICHT einzelne Elemente herausgreift und so weit verändert, dass nur noch der Name übrig bleibt, um damit dann eine vollkommen andere Geschichte zu erzählen, die nur noch begrifflich mit dem Fandom zusammenhängt. Denn dann kann man genausogut eine eigene Geschichte schreiben, mit eigenen Charakteren, und dasselbe erzählen.

Wenn du sagst, du schreibst FFs, um Spaß dran zu haben und über die Dinge, die dir interessant erscheinen; dann ist das deine eigene (wesentlich unkompliziertere ;)) Herangehensweise, und wir haben einfach verschiedene Vorstellungen davon, was FFs können und dürfen, und was nicht.
Und genau da beginnt die Diskussion. Wie gesagt, ich will nicht das Genre Fan-Fciction generell angreifen, ich will nur eure Meinungen und Vorstellungen zu den obigen Fragen hören.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 29. Oktober 2017, 15:52:51
Die Ansprüche sind recht hoch, das sage ich aus meiner eigenen FF-Vergangenheit heraus.

- Als ich meine erste FF schrieb, war ich elf Jahre alt und es ging mir ausschließlich darum, eine Geschichte zu schreiben, in der meine beste Freundin und ich Zwillinge sind und nach Hogwarts gehen, wobei natürlich Harry Potter unser Vorfahre ist. Zu dem Zeitpunkt kannte ich nur die Bände eins bis vier und es war weder das Können noch der Wille da, dass das Ding sich perfekt in den Kanon einfügt. Ich wollte nur die RPGs, die ich mit meiner Freundin mit Hilfe von bodenlangen Bademänteln und Bambusstäben gespielt habe, verschriftlichen und daraus ist dann was eigenes geworden, weil wir nicht chronologisch gespielt haben, sondern chaotisch und weil es mich genervt hat, wie oft sie im Spiel ohnmächtig wurde und von heißen Jungs gerettet werden wollte (sie ist zwei Jahre jünger als ich wohlgemerkt und ich war elf).

Hier diente die FF dazu, dass ich überhaupt längere Prosa geschrieben habe - das ist die zum damaligen Zeitpunkt längste zusammenhängende Geschichte meines Lebens - und ... reiner Wunscherfüllung. Ich war elf. Ich wollte nach Hogwarts. Ich hatte Spaß, diesen Schmu zu schreiben.
Der übrigens auch dazu geführt hat, dass ich angefangen habe, englischsprachige Songtexte zu schreiben (über deren Qualität man sich streiten mag, ich war elf.)

Zum Glück hatten wir kein Internet.

In meinem Kopf haben sich aus den Spielen dann, als mir die Freundschaft gekündigt wurde, noch viele Ideen festgesetzt und sich so weiterentwickelt, dass ich wusste: Ich will damit weiterarbeiten. Mit 13 war mir allerdings klar, wie schwachsinnig mit 11 meine Ideen und meine Schreibe gewesen war, also schrieb ich während der Wartezeit auf "Harry Potter und der Orden des Phoenix":

- Meine zweite FF, "The dark Lady" (englischer Titel, aber ich schrieb sie auf Deutsch), parallel dazu das Prequel zu "The dark Lady", getitelt "Chellestrita in Hogwarts" (own character), parallel dazu das Sequel "Merredith talks" (das sogar tatsächlich auf Englisch. Mit 13. Ihr könnt es euch vorstellen).

- "Merredith talks" ist der erste Prosatext, den ich je beendet habe. Er behandelt die Geschichte der Nachfahren von Harry Potter und Cho Chang (jaja, damals dachte ich, vor Band 6, dass aus den zwei was wird!) sowie Chellestrita (natürlich habe ich Cho abgemurkst und Harry mit meinem OC verkuppelt) und ich habe ihn handschriftlich in ein Heft geschrieben, wobei Szenen, auf die ich keine Lust habe, mit "Meanwhile" und "Than that happend and that's what we will see next" kurz zusammengefasst wurden. Aber immerhin.

Worum ging es mir bei den drei FFs?
- Die Wartezeit zwischen Band 5 und Band 6 zu überbrücken
- eine Lücke füllen (was genau taten eigentlich die Slytherins die ganze Zeit? "Chellestrita in Hogwarts" setzt ein Jahr vor Harrys Einschulung ein und hat ein eigenes, ein "silbergrünes" Trio aus drei Slytherins - ich wollte mal ausschreiben, wie für sie die Jahre 1-6 verlaufen sein könnten, kam leider nie über Kapitel 13 oder so hinaus)
- die Ideen aus "Die Sechs Gryffindors und die Geheimnisvolle Schlange" so recyceln, dass sie sinnvoll in den Canon passen (jedenfalls sinnvoller als der Entwurf, den ich mit elf gemacht habe ;-) ) - schon mit elf hatte ich die Idee, dass sich ein neuer Voldemort erhebt und versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen, in "The dark Lady" ist dieser Voldemort II. ein konkreter, in Aktion tretender Antagonist, der unter anderem (das ist die Handlung von "Merredith talks") in Hogwarts eine Neotodessergruppe aufbaut.

Dabei habe ich zwar sehr viele eigene Dinge eingebaut - SO viele eigene Dinge, dass ich sie ohne Schaden aus dem Harry-Potter-Umfeld wieder herauslösen und zu etwas eigenem umwandeln konnte, ohne dass man es dem Material angesehen hätte, dass es je mit HP in Berührung gekommen ist - aber aus meinem Verständnis, während ich es zu schreiben begann heraus, war das völlig plausibel und hätte so in der Potterwelt stattfinden können.
Dass es das nicht tat, steht auf einem anderen Blatt. Dass ich mit fast 27 genau weiß, dass nichts von meinen damaligen Ideen jemals in Rowlings Welt funktionieren könnte, auf einem dritten Blatt. Aber für mich war das, was ich damals schrieb, absolut mit dem kompatibel, was ich las.

Der Wunsch, eine perfekte FF zu schreiben, die sich nahtlos ins HP-Universum einfügen lässt, kam in dieser offenen Form erst 2012. DIE FF will ich irgendwann neu anfangen und wirklich durchziehen, denn sie gefällt mir sehr gut. Allein die liebe Zeit ...

Du musst also bei deinen sehr hohen Ansprüchen auch bedenken: Es kann durchaus sein, dass der Wunsch nach einer nahtlos einzufügenden FF vorhanden ist, aber die Skills der Schreibanfänger*innen dazu nicht ausgereicht haben.

(Wenn man sich in der Szene etwas auskennt, trifft man dann außerdem auf Labels wie grey!Harry oder dark!Hermione - dann weiß man, dass man hier eine Geschichte liest, die innerhalb der Welt funktionieren würde, unter der Prämisse, dass Harry ein grauer statt strahlendweißer Charakter ist oder dass Hermine böse ist. Sowas finde ich sehr spannend).

Und sonst: Wunscherfüllung ist als Motiv für eine FF oder generell einen Text so legitim, wie jedes andere Motiv auch :)
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Mondfräulein am 29. Oktober 2017, 16:21:45
Ich komme aus einem Fandom in dem es wirklich zu jedem denkbar möglichen Pärchen eine Fanfiction gibt und meistens auch eine mit explizitem Sex. Jeder mit jedem. Ja, auch die Inzest-Pärchen, ja, auch Lehrer mit Schülern, ja, auch Hunde mit ihren Herrchen. Manche verdienen damit sogar Geld. Harry und Snape ist absolut gar nichts dagegen. Ich könnte hier Geschichten erzählen, die wirklich absolut niemand hören will. Insofern kann ich gerade nur müde lächeln, denn mich kann wahrscheinlich gar nichts mehr schockieren.

Insofern glaube ich auch nicht, dass es irgendwie Sinn macht, darüber zu diskutieren, was jemand machen darf. Die Leute machen sowieso was sie wollen. Archiveofourown macht es einem da mit einem sehr komfortablen tag-System sehr einfach. Don't like it, don't read it. Man weiß wirklich in den meisten Fällen, worauf man sich einlässt, und kann das, was einem nicht interessiert oder nur verstören würde ziemlich leicht umgehen. Insofern ist die Frage, was eine Fanfiction darf und was nicht für mich überhaupt nicht relevant, sondern nur die, was ich persönlich lesen und schreiben möchte.

Ich mag zum Beispiel gerne Crackships - also ziemlich unwahrscheinliche Paare. Es macht Spaß, zwei Figuren zu nehmen, und ihre Dynamik zu erkunden. Eine Freundin mag das wiederum überhaupt nicht, aber deshalb sage ich ihr nicht, dass sie auch mal andere Pärchen ausprobieren soll, und sie sagt mir nicht, ich soll doch lieber nur das schreiben, was auch irgendwie wahrscheinlich ist. Wir gehen beide anders an unsere Fanfictions heran, aber wir tauschen uns trotzdem gerne darüber aus und koexistieren friedlich miteinander. Don't like it, don't read it. Ich mag auch zum beispiel AUs (alternative universe) sehr, sehr gerne, Slenderella aber nicht. Das ist auch vollkommen in Ordnung, ich würde aber heftig widersprechen zu sagen, dass es sich die Autoren da zu einfach machen. Ich habe beides geschrieben und das eine war nicht einfacher als das andere.

Die Sache ist eben die, dass es bei Fanfictions eben nicht immer nur um das eine geht - und das eine sind hier ganz viele verschiedene Dinge. Leute haben völlig unterschiedliche Motive, wenn sie Fanfictions schreiben. Manche erzählen die Ereignisse, die schon in der Sendung passiert sind, einfach noch einmal neu, vielleicht aus Sicht einer anderen Figur - das finde ich zum Beispiel wahnsinnig langweilig. Ist eben nicht mein Geschmack. Manche leben sich selbst ein wenig aus, manche möchte das wieder gerade biegen, was die Sendung ihrer Meinung nach falsch gemacht hat, manche können einfach nicht mehr auf die neue Staffel warten, manche möchten gerne ein College AU in dem sich Legolas in Eragon verliebt, manche leben ihren Fetisch aus, manche sind einfach nur absolut besessen von einem Pärchen. Es gibt sehr, sehr viele unterschiedliche Motive und dementsprechend auch sehr, sehr viele unterschiedliche Herangehensweisen.

Fanfictions sind aber eben auch nicht nur etwas, was man eben schreibt. "Dann kann ich auch gleich ein eigenes Buch schreiben" stellt sich da nicht als Frage und stellt sich nicht einmal mir als Frage, wo ich doch zehn Jahre nur meine eigenen Sachen geschrieben habe, bevor ich mit Fanfictions angefangen habe. Fanfictions bringen eben auch noch den Effekt mit sich, dass man sie mit anderen Leuten im Fandom teilen kann. Niemand würde da so schnell mein eigenes Buch lesen, aber wenn ich Harry/Draco schreibe, dann kommen schon einmal einige Leute nur deshalb zu mir, weil sie dieses Pärchen mögen. Wenn ich ein neues Kapitel meiner Fanfiction poste, dann habe ich meistens ein oder zwei Leute, die sofort kommentieren - das ist ein Erlebnis, das man als Autor originaler Werke sonst so nicht hat. Außerdem können die meisten sofort mitreden und eigene Gedanken teilen, weil sie eben schon ein gewisses Vorwissen mitbringen.

Ich würde insofern gar nicht sagen, was Fanfictions dürfen oder nicht. Ich will nur, dass die wirklich widerlichen Beziehungen ganz weit von mir weg gehalten und entsprechend gekennzeichnet werden. Ansonsten - Geschmäcker sind verschieden.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Amanita am 29. Oktober 2017, 17:56:55
Meine Fanfiction-Erfahrungen beschränken sich auf Harry Potter. Dort bestand der Reiz ursprünglich vor allem darin, sich in den langen Wartezeiten zwischen den Bänden zu überlegen, wie es weitergehen könnte. Das sollte natürlich auch zu den vorherigen Büchern passen, aber eigene Ideen waren trotzdem möglich. Das hat dann natürlich alles so mehr oder weniger gut geklappt...
Inzwischen ist die Reihe ja längst abgeschlossen und da sind die für mich interessanten Geschichten eher die aus dem "Was wäre wenn-Bereich." Auch da erwarte ich aber, dass das Ganze zum Geist der Bücher passt und lese keine Geschichten, wo die Figuren komplett verdreht werden. Realistische Entwicklungen aufgrund von Erlebnissen sind etwas anderes.
Daneben gibt es natürlich auch noch die "Missing moment"-FFs, die sich wirklich nahtlos einfügen sollten und die auch mit diesem Ziel geschrieben werden und Unmengen von anderen Herangehensweisen. Mich stört das aber nicht, sondern ich lese einfach nur den kleinen Bruchteil, der mich anspricht und interessiert und ignoriere den Rest. Um die ganzen "Slash"-Geschichten mach ich normalerweise sowieso einen Bogen.
Als Autor würde ich mich wohl grundsätzlich freuen, wenn meine Geschichten andere so inspirieren, dass sie darüber Fanfiction schreiben wollen, aber manches würde mich natürlich auch befremden oder abstoßen. Sehr problematisch finde ich in dem Zusammenhang die, angeblich, existierende rechtliche Regelung, dass es als Plagiat gilt, selbst etwas zu verwenden, was in einer Fanfiction vorkam. Das seh ich jetzt irgendwie überhaupt nicht ein. Dass sich jemand in der Welt anderer austoben und auch auch öffentlich machen darf ist ein Privileg und daraus dann solche Ansprüche ableiten zu wollen, kann ich nicht nachvollziehen. Sicher weiß ich aber auch nicht wie die rechtliche Lage da wirklich ist.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Zit am 29. Oktober 2017, 19:04:06
Da die Fanfiction an sich schon ein Rechtsbruch ist, bezweifle ich, dass sich da irgendwelche Ansprüche ableiten. Eine sehr gute FF ist ja gerade jene, mMn, die ohne die Vorlage ja gar nicht mehr funktionieren würde.  :hmmm:
@Snöblumma Was würdest du schätzen? Kann ein FF-Autor selbst urheberrechtliche Ansprüche stellen?
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Mondfräulein am 29. Oktober 2017, 19:08:55
Die Autoren der Serie in dessen Fandom ich unterwegs bin sagen ausdrücklich, dass sie keine Fanfictions lesen, aus rechtlichen Gründen. Das hat Maggie Stiefvater auch mal gesagt. Es gab angeblich (das kam in einem Tumblr post vor, also keine verlässliche Quelle) gab es da mal einen Vorfall mit Marion Zimmer-Bradley.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 29. Oktober 2017, 19:20:14
Es IST heikel, denke ich. Also Fanfiction zu Reihen, an denen die Autor*innen noch arbeiten - und was passiert, wenn die dann von den Autor*innen gelesen werden.
Ich erinnere mich, wie das beim Erscheinen der "Heiligtümer des Todes" war. Beim ersten Lesen war ich vom Buch nicht besonders begeistert, weil ich bis zu dessen Erscheinen drölfzig verschiedenen Versionen von Band 7 aus Fansicht gelesen habe. Auch wenn ich nie eine selbst schrieb. Und wenn man SEHR viele FFs liest, die sich alle mit der Horkruxjagd beschäftigen, dann erwischt man zwangsläufig die eine oder andere, die beispielsweise bei der Frage, welche Gegenstände dazugehören, ins Schwarze trifft, sofern diese Gegenstände auch nur einmal irgendwo erwähnt wurden.
Wo dann das Original - NOCH schlimmer war es eigentlich nur bei "The Cursed Child" - dann anmutet wie eine Mischung aus 1000 Fanfictions, die man gelesen hat.
Und wenn dann die Originalautor*innen dabei erwischt werden würden, wie sie Millionen mit der Idee eines Fans scheffeln, welche*r das Ganze kostenlos ins Netz gestellt hat ... Das kann knifflig werden.

Im Grunde genommen ist der Grad zwischen Fanfiction, die nicht kommerziell ausgebeutet werden kann und der, bei der das erlaubt ist, unter Umständen schmal. Anja Bagus erlaubt es, ihr Universum als Shared Universe zu nutzen, es gibt die Aetherwestern und es gibt die Aether-Agenten von jeweils verschiedenen Autor*innen. Ich selbst habe zu einer Anthologie mit dem Titel Aetherseelen beigetragen, bei der sie als Herausgeberin aufgetreten ist. Autorisierte Fanfiction, shared universe.
Auch bei den Romanen zu Star Wars, Star Trek und - bis heute, der letzte erschien im Januar 2017 - Charmed - ist es oft "nur" eine Frage der Lizenz.
Und zumindest bei den "Charmed"-Romanen weiß ich, dass die nicht kanonisch sein müssen und der Serie auch widersprechen dürfen (was bei Star Wars und auch bei Anja Bagus nicht so ist, da werden Anthologien sorgfältig darauf abgeklopft, dass Vorgänge innerhalb der Welt möglich sind und alles, was veröffentlicht wird, ist immer kanonisch).

Und dann gibt es Grauzonen, die die James-Potter-Romane von G. Norman Lippert, autorisiert von Rowling selbst - er darf sie schreiben und veröffentlichen, solange er keinen Profit daraus schlägt.
Wenn jetzt jemand seine Romane plagiiert - wessen Rechte werden da eigentlich verletzt?

Es ist, wie immer, kompliziert.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Fianna am 29. Oktober 2017, 21:10:26
Sicher, dass es Marion Zimmer Bradley war?
Sie hatte doch auch die jährlich (oder zumindest mehrfach) erscheinenden Anthologien zu ihrem Darkover-Universum.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Kati am 29. Oktober 2017, 21:23:33
Mondi, meinst du Anne Rice? Die ist mal relativ hart gegen Fanfictionautoren vorgegangen und Fanfiction zu ihren Romanen wurde auch auf ihren Wunsch hin von den Portalen entfernt. Das hat die Fanfictiongemeinde sehr stark verändert und ist auch unter anderem der Grund, warum viele sich mit den Disclaimern so eine Mühe geben und immer ganz deutlich machen, dass die Figuren und Grundideen nicht ihnen gehören. Das machen sie nicht, weil ein armer Depp nicht wissen könnte, dass sie Harry Potter nicht erfunden haben, sondern eben wegen dieses Vorfalls mit Rice, der bis heute weite Kreise zieht.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Mondfräulein am 29. Oktober 2017, 21:34:21
@Charlotte: Nein, ich meine einen Vorfall, bei dem ein Buch angeblich nicht veröffentlicht werden konnte, weil angeblich ein Fan ihr ein Manuskript geschickt hat, das ihrem Buch zu sehr geähnelt hat.

Der Fall mit Anne Rice ist mir auch bekannt. Für mich persönlich war das nie relevant, weil ich nur in einem Fandom unterwegs bin, in dem fanwork (fanart, fanfictions, cosplay, etc.) ausdrücklich unterstützt wird, sofern es keinen kommerziellen Zwecken dient. Ich habe Posts auf Tumblr gelesen, in denen Leute erzählen, dass sich die Fanfiction-Landschaft durch JK Rowling und Stephenie Meyer, die Fanfictions ausdrücklich unterstützt haben, maßgeblich geändert hat, aber ich bin wirklich noch nicht lange in diesen Kreisen unterwegs und kann nicht sagen ob das stimmt.

Es verdienen einige aber wirklich schon Geld mit Fanfictions, vor allem mit explizit (sehr explizit) erotischen Fanfictions, häufig über Patreon. Da wäre es wohl zu erwarten, dass es zu rechtlichen Konsequenzen kommt.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Kati am 29. Oktober 2017, 21:40:40
Ich finde es immer schade, wenn Autoren sich da querstellen. Sobald jemand anderes Geld damit verdient kann ich verstehen, dass das nicht mehr in Ordnung ist, aber darüber hinaus... Das mit J.K. Rowling und Stephenie Meyer stimmt tatsächlich, aber es gibt so viele bekannte Namen, die Fanfiction zu ihren Büchern nicht sehen wollen.  :-\
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: canis lupus niger am 30. Oktober 2017, 14:28:33
Zitat von: Charlotte am 29. Oktober 2017, 21:40:40
Ich finde es immer schade, wenn Autoren sich da querstellen. Sobald jemand anderes Geld damit verdient kann ich verstehen, dass das nicht mehr in Ordnung ist, aber darüber hinaus... Das mit J.K. Rowling und Stephenie Meyer stimmt tatsächlich, aber es gibt so viele bekannte Namen, die Fanfiction zu ihren Büchern nicht sehen wollen.  :-\

Das kann ich sehr gut verstehen. Mein Name ist zwar alles andere als berühmt, aber mich würde es ebenfalls extrem stören, wenn einer meinen Wanja oder ein Mitglied seiner Familie in Besitz nehmen und ihn irgend etwas sagen oder tun lassen würde, was dieser aus meiner Sicht niemals tun würde. Das hat aber sowas von gar nichts mit Geldverdienen zu tun! Buchcharaktere sind Schöpfung und damit geistiges Eigentum ihrer Autoren. Ich mag nicht, dass mir jemand etwas (mir) so Wertvolles einfach wegnimmt.

Wer Geschichten erzählen will, soll sich seine eigenen Charaktere und Settings schaffen, oder vorher den Autor fragen, ob dieser mit Fanfiction einverstanden ist.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 30. Oktober 2017, 14:30:51
Ich wäre sowas von aus dem Häuschen, dass jemanden MEINE Geschichte, ausgerechnet, so beschäftigt, dass die Figuren in dessen Kopf herumspuken und zusätzliche Dinge erzählen :vibes:
Aber das sieht jede*r Autor*in anders.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: canis lupus niger am 30. Oktober 2017, 14:37:24
Das kommt vermutlich darauf an, wie sehr man sich mit seinen Figuren beschäftigt hat, und ein wie konkretes Bild man von ihnen hat. Ich habe es auch gehasst und schärfstens verboten, wenn meine Eltern versucht haben, meine Kinder auf ihre Weise (um-)zu erziehen. Genauso würde es sich für mich anfühlen, wenn jemand meine Romanfiguren entführen und sie einer Gehirnwäsche unterziehen würde.

Aber wie Du schon geschrieben hast, @Evanesca Feuerblut: Das sieht jeder Autor auf seine eigene Weise.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Mondfräulein am 30. Oktober 2017, 19:35:52
Ich fürchte, als Autor hat man kaum eine Chance, Fanfictions zu verbieten, ohne sich ins eigene Fleisch zu schneiden. Wahrscheinlich vergrault man sich da gleich alle Fans. Nicht einmal, weil die unbedingt alle Fanfictions schreiben wollen, sondern weil so etwas von den Fans bestimmt nicht gerne gesehen wird. Autoren um Erlaubnis zu fragen finde ich auch schwierig, weil sich gerade bekannte Autoren dann wahrscheinlich vor Anfragen kaum retten können und das ganz ehrlich sowieso nicht alle machen werden. Im Internet haben sowieso alle eine ganz eigene Vorstellung vom Urheberrecht. Versuch mal jemandem zu erklären, warum man nicht einfach Bilder, die man irgendwo gefunden hat, auf Instagram hochladen darf.

Das hat nichts damit zu tun wie ich persönlich zu dem Thema stehe. Wenn jemand eine Fanfiction schreibt, in der der Antagonist meine lesbische Heldin doch noch von ihrer Homosexualität heilt, dann finde ich das natürlich nicht super, aber ich glaube nicht, dass es mir dann irgendetwas bringen würde, dagegen vorzugehen.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Kati am 30. Oktober 2017, 21:59:23
Zitat von: Evanesca Feuerblut am 30. Oktober 2017, 14:30:51
Ich wäre sowas von aus dem Häuschen, dass jemanden MEINE Geschichte, ausgerechnet, so beschäftigt, dass die Figuren in dessen Kopf herumspuken und zusätzliche Dinge erzählen :vibes:
Aber das sieht jede*r Autor*in anders.

Da bin ich bei dir. Mondi und ich haben uns eine Zeit lang "Fanfictions" zu unseren Sachen geschrieben und das fand ich schon so lustig.  ;D Ich dürfte natürlich offizielle Fanfiction zu meinen Sachen wegen der rechtlichen Lage nicht lesen, aber ich würde mich sehr geehrt fühlen, dass jemandem meine Welten so gut gefallen, dass er sich hinsetzt und sie weiterspinnt.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Slenderella am 30. Oktober 2017, 22:09:42
Ich würde nie FFs verbieten. Das wäre Heuchelei, ich hab doch auch Fanfics geschrieben und meine ersten waren sicher nicht gut. Ohne FFs wäre ich allerdings gar nicht Autorin - von daher: Nehmt meine Welten und Chars, tut mit ihnen was ihr wollt (meinetwegen auch ekligen Tentakelporn! Ich les das dann auch :D). Es verbieten, käme mir nie in den Sinn.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 30. Oktober 2017, 22:39:56
Ich stelle mal die Vermutung auf, dass diejenigen, die selbst ihre Ursprünge aus der FF haben, das Ganze grundsätzlich entspannter sehen.
Persönlich bin ich seit 2004 im Fandom unterwegs, einige hier sind es vermutlich noch länger :).

Was die Charaktere angeht: Ich komme ursprünglich aus der Philosophie und habe meine Bachelorarbeit über die Philosophie der Narration geschrieben. Für mich folgt daraus unter anderem die Erkenntnis, dass jede*r Leser*in das Buch beim Lesen neu schafft. Keine zwei Menschen lesen das gleiche Buch, wenn sie das selbe Buch lesen.
Die Leseerfahrung, die Lebenserfahrung, alle möglichen Faktoren beeinflussen, wie mein Buch von Menschen gelesen wird.
Es ist egal, wie ich die Figuren und die Handlung gemeint habe. Jede Deutung ist richtig. Sobald es in der Welt ist, habe ich es nicht in der Hand, denn jedes Lesen ist ein schöpferischer Akt im Kopf der Leser*innen.

Und damit kann ich als Philosophin gar kein Problem damit haben dürfen, dass meine Figuren in Fanfictions potenziell verändert werden können :).

Klingt geschwurbelt, aber ich bin tatsächlich mit jeder Deutung meiner Texte im Reinen. Wenn jemand mal Viktor und Kurschakov miteinander ins Bett schickt, muss ich damit leben.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Koboldkind am 30. Oktober 2017, 23:58:14
Ich denke, der Vergleich mit den eigenen Kindern ist sehr angebracht. Habe zwar noch keine leiblichen, aber diese wie meine fiktionalen kann ich nur so weit erziehen/erfinden, dass sie stabile, für sich selbst sprechende Menschen/Figuren werden. Sobald ich sie ziehen lasse, kann ich ihnen nur noch mit Rat und Tat oder mit einer Sequel (Das ist das offizielle Ende, ihr Fans!) zur Seite stehen :)

Ich kann Solmorons Eingangs-Aufregung verstehen. Darum schleiche ich auch nicht mehr in Portalen rum, zumal meine Fangirl-Phasen eine recht steile Kurve und recht kurze Zeit haben. Aber vor allen kann ich Mondfräulein zustimmen und danke hier jedem Autor, der in seinem Eingangstext deutlich macht, was ihn hier erwartet. Persönlich  mag ich eigene Geschichten, neue Charaktere in einer bekannten Welt oder AUs. Was schwer genug ist, zwischen den ganzen Ships herauszufiltern. Ich habe vereinzelte FanFics zu Hetalia geschrieben und eine zu Dragon Age Origins im Sinn, aber ich behaupte, lieber die Geschichten zu erzählen, die mir noch fehlen, als irgendwas an der bestehenden Story zu ändern. Gut, Hetalia ist eine Miniserie, da bietet sich das ganze Format zum Fan-Erweitern an. Kann ich aber als Schreibübung sehr empfehlen.
An sich kann ich mich aber noch weiter zurück denken - ich habe anfangs zwar nicht aufgeschrieben oder es ist nicht mehr als ein SKizzenbuch geworden, aber ich habe immer wieder zu geliebten Serien einen OC erfunden, also mich selbst reingedacht, der sich in das Geschehen einfügte. Oderein ganz neues Team im selben Setting. Eine schöne Übung, und ein kleiner Ideenpool. Sollte eine standartmäßige Aufgabe im Fach Deutsch sein :)
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Zit am 31. Oktober 2017, 01:34:50
Hm, ich kann mich dunkel erinnern als wir einmal die Aufgabe hatten, etwas umzuschreiben und ich dann auch noch einen Ich-Erzähler gewählt habe, das alles, was von meinen Mitschülern kam, nur Gelächter war. Ich bezweifle, dass die Kinder von heute netter als die von damals sind (oder mehr Fantasie und Offenheit für sowas mitbringen) ...
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: Maja am 31. Oktober 2017, 22:07:57
Ich denke, wenn man Fans genug ist, um eine Fanfiction schreiben zu wollen, sollte man auch den Autor und dessen Wünsche ernst genug nehmen. Ich habe bis jetzt zu keiner Geschichte von mir Fanfictions gefunden, bin aber mehrmals gefragt worden, ob ich damit einverstanden wäre. Deswegen habe ich mich irgendwann hingesetzt und meine Vorgaben für Fanfictions aufgeschrieben und auf mein Blog gesetzt. Meine Vorgaben sind überschaubar, sie beschränken sich auf einen einzigen Punkt: Keine Vergewaltigungen. Ich will nicht, dass ein vierzehnjähriges Mädchen die Vorstellung erotich findet, wie jemand gegen dessen Willen über einen anderen herfällt, und es wird nicht dadurch erotischer, wenn das Opfer ein Mann ist. Vergewaltigungen sind nicht erotisch. Und ich will keine Fanfiction zu meinen Büchern in der Kategorie "Rape/Noncon" finden.

Ich weiß, dass 99% aller Fanfictions davon handeln, dass Figuren, die normalerweise keinen Sex haben, Sex haben. So be it. Wenn den Leuten nichts anderes einfällt, ist das nicht meine Schuld. Ich billige das insofern, als dass ich selbst absolut ungern Sexszenen schreibe. Ich blende dann ab. Wenn Fanfictionautoren meine fehlenden Geschlechtsakte nachreichen, ist das eine Win-Win-Situation für uns alle - die haben Spaß am Schreiben, ich daran, es nicht zu tun. Und wenn sie hingehen und verpartnern zwei Figuren, die sich unter normalen Umständen nicht miteinander abgeben würden, soll mir das recht sein - aber keine Vergewaltigungen. In der Hinsicht sind meine Figuren wie meine Kinder. Ich will nicht, dass ihnen Gewalt angetan wird. Und erst recht will ich nicht, dass ihnen jemand Gewalt antut und das auch noch erotisch findet.

Daher: Wer von sich behauptet, mein Fan zu sein, soll an der Stelle meine Wünsche beherzigen. Sonst ist er nicht mein Fan.
Titel: Re: Fan-Fiction: Wie weit dürfen sie vom Original abweichen?
Beitrag von: canis lupus niger am 01. November 2017, 09:16:56
Zitat von: Maja am 31. Oktober 2017, 22:07:57
Daher: Wer von sich behauptet, mein Fan zu sein, soll an der Stelle meine Wünsche beherzigen. Sonst ist er nicht mein Fan.

Du sprichst mir genau aus dem Herzen!
Darüber hinaus sehe ich noch einen Unterschiede zwischen dem Schreiben von Fanfiction und dem Veröffentlichen. Was jemand zuhause in seiner Datei oder einem Spiralblock liegen hat, stört mich nicht, weil ich nichts davon weiß.