Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Silvia am 13. Oktober 2017, 21:39:36

Titel: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Silvia am 13. Oktober 2017, 21:39:36
Der Verleger des Trikont Musikverlages wurde auf der Buchmesse von einem Besucher der Messe ins Gesicht geschlagen. Der Vorfall hat sich am Rande einer Lesung beim Verlag der "Jungen Freiheit" ereignet.

http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Mutmasslich-Rechter-schlaegt-linken-Verleger-ins-Gesicht;art675,2795610

Na super.


Die andere Seite bekleckert sich angeblich aber auch nicht immer mit Ruhm:
"In Halle 3.1 in Reihe G der Frankfurter Messehallen [...] hat der rechte Verlag Antaios seinen Stand. Bücher wie "Gibt es Germanen?", "Völkerpsychologie" oder "Identitär!" liegen in den Regalen [...] "Am Morgen hatten Unbekannte 30 Bücher des Verlags mit Kaffeesatz und einer Art Zahnpasta verdreckt, wie der Verlag per Twitter mitteilte. Man werde Anzeige erstatten."

Und was sonst noch so los war in Sachen "Aktion gegen rechte Verlage auf der Messe": http://www.hessenschau.de/kultur/buchmesse/mit-plakaten-buttons-und-offenen-muendern-gegen-rechte-verlage,rechte-verlage-102.html (hier wird auch über die Sache mit dem Antaios-Verlag berichtet)
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Fledermaus am 13. Oktober 2017, 22:02:50
Oh mein Gott :o Ich bin gerade total entsetzt! Da kann man echt nur noch sprachlos sein, wie schrecklich! Hoffentlich wird das gravierende Konsequenzen für den Schläger haben.

Ich weiß gerade gar nicht, was ich zu den Vorwürfen gegen die Messeorganisation sagen soll. Prinzipiell macht mir einfach diese immer schlimmer werdende Spaltung der Gesellschaft in letzter Zeit unglaubliche Sorgen.

Persönlich bin ich ja, obwohl ich politisch definitiv recht weit links stehe, auch durchaus mit Leuten befreundet, die sich selbst eher rechts der Mitte sehen würden (natürlich nicht extrem, ich bin mir z.B. auch ganz sicher, dass all diese Leute auch den Vorfall zutiefst abscheulich finden würden). Das finde ich auch wichtig, eben, um dieser Spaltung ein Stück weit entgegenzuwirken. Wir diskutieren dann natürlich auch viel über Politik, um unsere unterschiedlichen Positionen besser zu verstehen, und am Ende ist es meist tatsächlich so, dass man trotz hitziger Diskussion aufeinander zugeht, und die Meinungen des anderen zumindest verstehen kann, auch wenn man sie nicht teilt. Also so eine Art Treffen in der Mitte. Ich vermute jetzt einfach mal, das so etwas auch das Ziel der gemischten Platzierung war. Also mehr Miteinander statt Gegeneinander.

Aber mit solchen Extremisten kann man natürlich nicht mehr diskutieren :'( Da gibt es dann nur noch Gewalt. Einfach nur schrecklich. Sorry, falls dieser Post jetzt etwas wirr war, mich entsetzt das einfach.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: HauntingWitch am 14. Oktober 2017, 13:07:19
Fledermaus, du sprichst mir aus der Seele. Solche Sachen (beides, auch das mit den verdreckten Büchern) machen mich wütend und traurig zugleich. Die Buchmesse sollte ein Ort des Dialoges und der Aufklärung sein, des Miteinander und der Offenheit. Das ist einfach kein Ort, um Differenzen auf diese Weise auszutragen. Abgesehen davon, dass politische Differnzen nie auf solche Art ausgetragen werden sollten. Ich kann gerade echt nur noch den Kopf schütteln über das alles. :no:
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Slenderella am 14. Oktober 2017, 14:13:01
 :-X
Absolut erschreckend. Beides übrigens. Klar will niemand so rechte Arschbücher haben. Aber sich deswegen direkt am Eigentum anderer Leute vergreifen? Mit Missachtung wäre man besser gefahren. So bekommen die auch nur noch unnötig Aufmerksamkeit. Wer tut denn so was?

Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Churke am 14. Oktober 2017, 19:35:50
Aus Erfahrung würde ich vermuten, dass das Opfer den vorangehenden Wortwechsel verkürzt wiedergibt.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Angela am 14. Oktober 2017, 21:27:19
Beides geht natürlich überhaupt nicht.
Ich muss keine rechten Arschbücher (danke, Slenderella) kaufen, muss das auch nicht gut finden und kann das auch sagen (wobei das auch nicht mit Anschreien und Hinbrüllen geht, das eskaliert dann alles ganz schnell), aber solche Aktionen gehen doch nur nach hinten los. Sehr unreif.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Silvia am 14. Oktober 2017, 22:40:19
Und da erreicht mich auf FB der nächste seltsame Vorfall dieser Art auf der FBM:
https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Politik-10/Bei-Protest-gegen-Nazi-Aussteller-auf-Buchmesse-Frankfurter-Stadtverordneter-Nico-Wehnemann-auf-Buchmesse-verpruegelt-Sieg-Heil-Rufe-von-Nazis-30574.html
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Zit am 15. Oktober 2017, 00:07:23
 :no: Was auch immer da vorgefallen ist, die Messe hätte besser daran getan, die Verlage einfach nicht zuzulassen. Die Sache mit den Sieg-heil-Rufen finde ich auch hart. Dachte immer, dass das unter die verbotenen Äußerungen fällt und man deswegen verknackt werden kann.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Silvia am 15. Oktober 2017, 08:47:31
Morgendliche Zeitungsschau im Netz: Die Hessenschau sammelt anscheinend Berichte, am Samstagabend ging es weiter.

http://www.hessenschau.de/kultur/buchmesse/buchmesse-lautstarke-tumulte-bei-antaios-veranstaltung,protest-buchmesse-100.html

Der Ticker dazu:
+++ Buchmesse-Organisatoren verurteilen "jede Form von Gewalt" +++
Nach den Tumulten vom Samstagabend haben die Organisatoren der Frankfurter Buchmesse Stellung bezogen. Es habe in den vergangenen Tagen "gezielte Provokationen, Sachbeschädigungen und tätliche Übergriffe zwischen linken und rechten Gruppierungen" gegeben, hieß es in einer Stellungnahme des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Man verurteile "jede Form von Gewalt" und werde sie "als Mittel der Auseinandersetzung nicht zulassen". Der Börsenverein ist der Veranstalter der Buchmesse und hatte rechte Verlage zugelassen. Diesen Schritt kritisierte unter anderem Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Ob der Börsenverein Konsequenzen aus den Vorfällen zieht, ist bislang nicht bekannt.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Klecks am 15. Oktober 2017, 10:22:47
Ich hab das gerade auch gelesen und habe mich gleich in den TiZi eingeloggt, um zu schauen, ob es hier schon einen Thread gibt. Mir fällt dazu gar nicht viel ein, außer: ekelhaft, verabscheuungswürdig, unfassbar.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 15. Oktober 2017, 10:27:34
Ohne Worte. Ich hatte ein wundervolles Gespräch mit einem kleinen Verlag für jüdische Kinder- und Jugendbücher auf der FBM. Und am selben Ort passiert sowas ... Ich bin wütend und vor allem unfassbar traurig.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: KaPunkt am 15. Oktober 2017, 10:40:01
Im oben verlinkten Artikel über den Angriff auf einen Frankfurter Stadtverordneten habe ich folgenden Ausschnitt gefunden:
ZitatDie Buchmesse hatte sich bewusst dafür entschieden, die Verlage zuzulassen, jedoch auch gleichzeitig zu Protesten aufgerufen. Außerdem wurden dezidiert linke Gruppen in die Nachbarschaft gesetzt

Gut, das mag ja irgendwie demokratisch sein, aber ... die müssen sich doch vorher gedacht haben, dass das Ärger geben wird und zwar so richtig. So blöd ist die PR Abteilung des Börsenvereins doch nicht. Im Gegenteil. Für macht das ein wenig den Eindruck, als ob die Veranstalter bewusst Aggression und damit Medienpräsenz generieren wollten. Finde ich fragwürdig.

Liebe Grüße,
KaPunkt

Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Churke am 15. Oktober 2017, 11:23:54
Frontbericht von der Antifa:

https://www.metronaut.de/2017/10/nazis-bei-frankfurter-buchmesse-jeder-hasst-die-antifa/

ZitatDiese Vorträge konnten gestört werden. Verschiedene antifaschistische Gruppen konterten den Aussagen des AfD-Politikers Höcke: Rechts der Bühne skandierten Antifaschist:innen, dass es kein Recht auf Nazipropaganda gibt. (...) Links der Bühne hielten Aktivist:innen Plakate hoch, unter anderem: "Ihr könnt nicht schreiben, ihr könnt nur hetzen" / "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen" / "Ihr seid Nazis. Punkt.". Daraufhin rief Ellen Kositza, Ehefrau von Kubitschek und Autorin bei Antaios, die Menge per Mikrofon auf, zu antworten: "Jeder hasst die Antifa". Der Mob folgte und schrie lautstark.

Sie stören eine Veranstaltung und sehen sich dann in der Opferrolle:

ZitatRechte gingen auf die Antifaschist:innen mit den Schildern zu. Nach und nach wurden die Transparente weggerissen und weiter eingeschüchtert.

Irgendwann gibt's halt aufs Maul. :wart:

Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Maja am 15. Oktober 2017, 11:33:12
Zitat von: Churke am 15. Oktober 2017, 11:23:54
Irgendwann gibt's halt aufs Maul. :wart:
Was möchtest du damit sagen? Dass die Gewalt begründet war? Verdient? Gerechtfertigt?
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Yamuri am 15. Oktober 2017, 11:45:08
Wir leben in einer Demokratie.
Wir schreiben das Recht auf Meinungsfreiheit groß an unsere Tür.
Es ist traurig, dass diese Meinungsfreiheit offenbar aufhört, sobald der Nachbar eine andere Meinung vertritt, die dem eigenen Weltbild zuwider ist.

Extreme sind niemals gut, aber Extreme weisen uns immer darauf hin, dass irgendwo in der Gesellschaft etwas im Argen liegt.
Extreme entwickeln sich aus einem Ungleichgewicht heraus.

Sie haben ebenso ihre Berechtigung, solange sie anderen keine Gewalt antun.
Verbale, hitzige Diskussionen würden doch genügen, warum muss Sachbeschädigung und körperliche Gewalt sein?
Es ist traurig, dass es Menschen gibt, die so ticken.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Trippelschritt am 15. Oktober 2017, 11:53:37
Man kann deeskalieren, man kann aber auch mit der Gewalt spielen, indem man mit Provokationen auf Randale hofft, die sich dann medienwirksam vermarkten lässt, während man öffentlich eine große Schüssel aufstellt, sie mit Unschuld füllt und sich darin die Hände wäscht.

So isses nun mal. Man muss es aber nicht mögen,

meint Trippelschritt
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Churke am 15. Oktober 2017, 12:04:43
Zitat von: Maja am 15. Oktober 2017, 11:33:12
Zitat von: Churke am 15. Oktober 2017, 11:23:54
Irgendwann gibt's halt aufs Maul. :wart:
Was möchtest du damit sagen? Dass die Gewalt begründet war? Verdient? Gerechtfertigt?

Provokation ist bekanntermaßen kein Rechtfertigungsgrund. Aber wenn dann die Faust kommt, weil jemandem der Kragen geplatzt ist, ist das eine ziemlich nachvollziehbare Reaktion.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Denamio am 15. Oktober 2017, 13:01:51
Zitat von: Churke am 15. Oktober 2017, 12:04:43
Aber wenn dann die Faust kommt, weil jemandem der Kragen geplatzt ist, ist das eine ziemlich nachvollziehbare Reaktion.

Die gleiche Argumentation benutzt die Rechte wie auch die Antifa um sich die Köpfe einzuschlagen. Und leider nicht nur sich, sondern gerne und sehr beliebt auch allen anderen. In einem Rechtsstaat hat das nichts verloren und ich finde es auch nicht nachvollziehbar anderen Gewalt anzutun, weil sie etwas sagen, was mir stinkt oder mich verbal trifft. Ganz entschieden nicht.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Silvia am 15. Oktober 2017, 13:12:06
Nein, Gewalt ist keine Rechtfertigung, außer in Notwehr. Und die kann ich hier von Seiten der Schlägertypen bisher in den Berichten nicht erkennen. Das versucht man übrigens den Kids im Kindergarten beizubringen: Nicht schlagen! ... Das sollte auch für Erwachsene gelten.
Aber auch Sachbeschädigung der Bücher oder "Stand leer räumen", wie anscheinend von irgendwelchen Gegner praktiziert, ist keine Art der Auseinandersetzung.

In den großen Medien ist es inzwischen auch angekommen. Hier mal eine Zusammenfassung aus dem "Spiegel":
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/frankfurter-buchmesse-die-auseinandersetzung-mit-den-rechten-a-1172953.html

Und die Leuts von #ichbinhier haben heute mal mit dem Buchmarkt zu tun in den Facebook-Kommentarspalten der Zeitungen ... mal was Neues, das hatten wir noch nicht bisher.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Zit am 15. Oktober 2017, 13:25:20
Zitat von: Yamuri am 15. Oktober 2017, 11:45:08
Wir leben in einer Demokratie.
Wir schreiben das Recht auf Meinungsfreiheit groß an unsere Tür.
Es ist traurig, dass diese Meinungsfreiheit offenbar aufhört, sobald der Nachbar eine andere Meinung vertritt, die dem eigenen Weltbild zuwider ist.

Meinungsfreiheit hört bei Hetze gegen Teile der Bevölkerung auf und sie ist auch kein Mantel, hinter dem man staatsfeindliche Parolen verstecken kann. Nationalsozialistisch geprägte Meinungen sind auch keine Kultur, die ich gepflegt und ausgestellt sehen möchte im positiven Sinne. Sowas hat auf einer Buchmesse nichts zu suchen beziehungsweise auf gar keiner Messe. (Höchstens passiv im Museum mit kritischer Auseinandersetzung.)

Dass sie dann Verlage von der anderen Seite des Spektrums in die Nähe gesetzt haben, war vielleicht ein Versuch, die Rechten kleinlaut zu halten bzw. hat man an Ort und Stelle gezeigt, dass man nicht pro-rechts sein kann, wenn da auch pro-links im selben Raum sitzt. Ist nach hinten losgegangen, die Gewaltausschreitungen hätten sie kommen sehen müssen.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Maja am 15. Oktober 2017, 13:30:40
Zitat von: Churke am 15. Oktober 2017, 12:04:43
Zitat von: Maja am 15. Oktober 2017, 11:33:12
Zitat von: Churke am 15. Oktober 2017, 11:23:54
Irgendwann gibt's halt aufs Maul. :wart:
Was möchtest du damit sagen? Dass die Gewalt begründet war? Verdient? Gerechtfertigt?

Provokation ist bekanntermaßen kein Rechtfertigungsgrund. Aber wenn dann die Faust kommt, weil jemandem der Kragen geplatzt ist, ist das eine ziemlich nachvollziehbare Reaktion.
Wir haben hier im Forum ein bestimmtes Mitglied, das liebt es, zu provozieren. Nutzt jede sich dazu bietende Gelegenheit, andere vor den Kopf zu stoßen. Man könnte dast meinen, es mit einem Troll zu tun zu haben. Soll ich dem dann in die Fresse hauen? Oder versuchen wir es nicht  doch besser mit einer gesunden Mischung aus Argumenten und Ignorieren?
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Slenderella am 15. Oktober 2017, 14:01:30
Es geht hier "lediglich" um Überzeugungen. Dafür sollte man sich niemals "aufs Maul hauen müssen".
Obwohl sich mein Mitleid für rechte Schwachmaten irgendwo in Grenzen hält und ich deren Schundbücher (allein die Titel!) eigentlich nicht sehen will. Aber da gehe ich dann halt dran vorbei. Aber Straftaten gegen die zu begehen ist halt auch nur ein Extrem. Und Extremismus ist verachtenswert. Egal in welcher Form.

Stand leerräumen ist dann auch noch mal so ein Ding ... ganz ehrlich, wer öfter auf Messen ist, weiß, wieviel geklaut wird. Das ist tatsächlich (leider) normal. Auf der Equitana haben sie bei uns am Stand geklaut, sind nachts hinten bei Loesdau eingestiegen und haben da geklaut, usw. Will gar nicht wissen, wie viele Bücher auf der Buchmesse mitgenommen werden.

Zu den "Demonstranten" ... ganz ehrlich, das ist halt auch okay. Man kann doch solche Veranstaltungen durchaus boykottieren oder die Autoren ausbuhen, wenn die mit ihrem rechten Gedankengut auch noch auftreten wollen. Ich hätte da mitgebuht. Alles Handgreifliche geht allerdings nicht.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Kati am 15. Oktober 2017, 14:07:22
Ganz ehrlich, ich kann es gerade nicht unbedingt verurteilen, wenn Leute rechte Stände auf der FBM mit solchen Mitteln boykottieren. Gutheißen tue ich es auch nicht, aber verurteilen? Rechtes Gedankengut hat weder im Bundestag was zu suchen, noch auf einer Buchmesse. Ich kann nicht verstehen, dass jetzt Leute körperliche Gewalt gegen einen Verleger damit gleichsetzen, dass jemand Zahncreme auf Bücher mit rechtem Inhalt geschmiert hat, die auf der Messe sowieso nichts zu suchen hatten. Mal ehrlich: Was soll man denn sonst noch tun? Den Dialog, den viele suchen wollen, gibt es einfach nicht. Nazis sind zum Dialog nicht bereit, werden es auch nie sein und waren es bekanntermaßen auch nie. Und einfach ignorieren wie die Gesellschaft immer weiter nach rechts rückt, während ein rechter Mob auf der FBM randaliert, bringt doch auch nichts. Das sollte doch langsam klar geworden sein.

Mir gefällt Sachbeschädigung auch nicht, wirklich nicht. Aber das Gleichsetzen von rechter körperlicher Gewalt gegen einen linken Verleger und ein paar Linker, die Zahncreme auf ein paar rechte Bücher geschmiert haben, erschreckt mich. Wenn wir jetzt mehr Energie darauf aufwenden zu versichern, dass wir ja beides gleich schlimm finden (nein, finde ich nicht) und doch besser ignorieren sollten, wenn Rechte ihr Gedankengut auf einer riesigen Buchmesse unter die Leute zu bringen versuchen, dann müssen wir uns auch einfach nicht mehr wundern, das Nazis im Bundestag sitzen. Ignorieren und ,,Sind doch alle gleich schlimm" sagen hält Nazis nämlich leider nicht auf. Das hat schonmal nicht funktioniert.

Zitat von: ZitkalasaWas auch immer da vorgefallen ist, die Messe hätte besser daran getan, die Verlage einfach nicht zuzulassen.

Absolut. Meinungsfreiheit hört einfach da auf, wo die Meinung einer Person die Menschenrechte anderer Personen verletzt. Und hier handelt es sich nicht um die Meinung einer einzelnen Person, sondern um eine Gruppe, die immer größer und stärker wird. Vor einigen Jahren wäre noch ganz klar gewesen, dass rechtes Gedankengut auf der Messe nichts zu suchen hat. Heute heißt es, man müsse das ja auch tolerieren, das da jemand ,,anders denkt". Ich finde das einfach nur noch erschreckend. Danke für deine Beiträge, Zit.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Tintenteufel am 15. Oktober 2017, 14:20:27
Es gibt durchaus Argumente, die dafür sprechen, Sachbeschädigung als einen politischen Akt zu verstehen. Das hat unter Anderem damit zu tun, dass Besitz selbst in unseren aktuellen Verhältnissen eine politische Dimension hat (vgl. dasBuckley v. Valeo Urteil des obersten Gerichtshofes der vereinigten Staaten (https://en.wikipedia.org/wiki/Buckley_v._Valeo), der das recht hübsch und nur etwas verkürzt darstellt) und dass gewisse Personen strukturell von dieser Art politischer Betrachtung ausgeschlossen sind. Die einzige Möglichkeit diesen Umstand zu ändern ist daher die Gewalt gegen die politischen Mittel, was in jedem Fall aber individuell gerechtfertigt und betrachtet werden muss.
Es gibt darüber hinaus einen nicht zu verachtenden Unterschied zwischen körperlicher Gewalt und materieller - Maschinensturm (https://de.wikipedia.org/wiki/Maschinenst%C3%BCrmer) und Klassenkampf haben uns den Sozialstaat gebracht, nicht liebes Bitte, Bitte beim Onkel Bismarck. Ich halte es für stark verkürzend, sich auf einen irgendwie Bauchgefühl-linksliberalen Pazifismus zu berufen. In gewissen Umständen ist so eine Haltung ganz einfach eine Feigheit und die Weigerung, Verantwortung zu übernehmen.
Das an sich ist kein Extremismus sondern das, wovon Zitkalasa spricht.
So viel ganz kurz zu theoretischen Hintergründen.

Ich lehne dennoch beide Vorfälle ab. Offene Gewalt gegen Einzelpersonen ist ohnehin verachtenswert, da müssen wir nicht drüber reden.
Das Besudeln eines Aushängeschilds - d.h. des Verlagsstandes - auf der Buchmesse ist auch ein eher verzweifelter Versuch, jemanden mundtot zu machen, als tatsächlich effektiv. Man hätte in der Produktion dieser Nazi-Scheiße dazwischen grätschen müssen, noch bevor der Dreck überhaupt das Licht der Öffentlichkeit erblickt.
Ganz zu schweigen davon, dass die Frankfurter Buchmesse vielleicht auch einfach mal das Rückgrat hätte haben können, solchen Verlagen zu sagen, dass die damit nichts zu tun haben wollen. Nazis boykottieren ist keine politische Haltung, das ist menschlicher Anstand. Sollte man denen vielleicht mal erklären.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Churke am 15. Oktober 2017, 15:16:45
Zitat von: Maja am 15. Oktober 2017, 13:30:40
Wir haben hier im Forum ein bestimmtes Mitglied, das liebt es, zu provozieren. Nutzt jede sich dazu bietende Gelegenheit, andere vor den Kopf zu stoßen. Man könnte dast meinen, es mit einem Troll zu tun zu haben. Soll ich dem dann in die Fresse hauen? Oder versuchen wir es nicht  doch besser mit einer gesunden Mischung aus Argumenten und Ignorieren?

Ich möchte dir ja zustimmen, aber wenn jemand deine Lesung niederbrüllt, ist die tot, da bringt dich der Ignore-Button nicht weiter.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Aphelion am 15. Oktober 2017, 17:06:24
Zitat von: Churke am 15. Oktober 2017, 15:16:45
Ich möchte dir ja zustimmen, aber wenn jemand deine Lesung niederbrüllt, ist die tot, da bringt dich der Ignore-Button nicht weiter.
Es gibt viele Möglichkeiten, mit solchen Situationen umzugehen. Allein darauf hinweisen zu müssen fühlt sich ziemlich traurig an.

Bei mir kommt so oder so allerdings kein Mitleid mit den rechten Verlagen, Autoren und Rednern auf, zumal Rechte diese Opferhaltung lieben und damit gezielt Stimmung machen.

Wenn wir deine Argumentation allerdings konsequent anwenden, dann hätten die Feinde der Menschenrechte und Menschenwürde noch ganz anderes verdient gehabt. Wenn du also eine derartige Sichtweise bevorzugst, solltest du sie auf beide Seiten ausdehnen und nicht einseitig anwenden.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Tanrien am 15. Oktober 2017, 17:27:30
Zeit Online hat jetzt auch drüber geschrieben und nochmal auf die Frage nach Toleranz für Intoleranz hingewiesen: http://www.zeit.de/kultur/literatur/2017-10/frankfurt-am-main-buchmesse-bjoern-hoecke-rechte-gewalt inklusive der Reaktionen auf das Statement des Börsenvereins.

In der Süddeutschen (http://www.sueddeutsche.de/kultur/frankfurter-buchmesse-tumulte-bei-hoecke-auftritt-auf-der-frankfurter-buchmesse-1.3708891) findet sich der faszinierende Absatz:
ZitatDer Börsenverein des Deutschen Buchhandels als Organisator der Messe hat die Zulassung der Stände mit der Meinungsfreiheit begründet und zur "aktiven Auseinandersetzung" aufgerufen. Auch nach den Auseinandersetzungen verteidigten die Verantwortlichen diese Entscheidung. "Die Frankfurter Buchmesse lebt von der Vielfalt der Meinungen und ist ein Ort des freien Dialogs." Gewalt verhindere den Austausch von politischen Positionen. "Wir werden sie als Mittel der Auseinandersetzung nicht zulassen."
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Churke am 15. Oktober 2017, 18:45:49
Zitat von: Aphelion am 15. Oktober 2017, 17:06:24
Bei mir kommt so oder so allerdings kein Mitleid mit den rechten Verlagen, Autoren und Rednern auf, zumal Rechte diese Opferhaltung lieben und damit gezielt Stimmung machen.
Da laufen Krawallmacher auf und brüllen "Nazi! Nazi!", um gegen "Stimmungmache" zu protestieren. Der Gag könnte glatt von mir sein.  :wart:

Ich habe das auch nicht gerechtfertigt, aber es gibt nicht umsonst die Redewendung "ein dicke Lippe riskieren". Wenn's dann knallt, sehe ich keinen Grund, gleich die Systemfrage zu stellen.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Denamio am 15. Oktober 2017, 19:09:09
Zitat von: Charlotte am 15. Oktober 2017, 14:07:22
Den Dialog, den viele suchen wollen, gibt es einfach nicht. Nazis sind zum Dialog nicht bereit, werden es auch nie sein und waren es bekanntermaßen auch nie.

Das hängt davon ab wie der Dialog aufgezogen wird. Wenn der damit beginnt den Nazis zu erzählen was für minderwertige Monster sie sind, dass sie keinen Platz in der Gesellschaft haben, Hashtag Bash a Fash, dann ist es logisch wenn kein Dialog zustande kommt. Das ist Druckausgleich, Ventil ablassen, Eskalation.
Ein Dialog hat nur dann eine Chance, wenn man bereit ist hinzusehen und zu schauen was die Ursachen für dieses Verhalten sind. Sind die Ursachen erkannt, dann lässt sich den extremen Tendenzen die Wurzel entziehen. Deine Ansicht, dass die Personen immer so waren und nie anders sein können, basiert auf einem Nature statt Nurture Ansatz.

ZitatUnd einfach ignorieren wie die Gesellschaft immer weiter nach rechts rückt, während ein rechter Mob auf der FBM randaliert, bringt doch auch nichts. Das sollte doch langsam klar geworden sein.

Es wird nicht ignoriert. Auch wenn das Vertrauen in den Staat an einem absoluten Tiefpunkt ist, gibt es überall Stellen die versuchen einigen der Faktoren - zum Beispiel Armut - abzuschwächen und Auffangnetze aufzubauen. Es gibt zahlreiche Menschen die versuchen ins Extreme gerutschte Menschen da rauszuholen, aber das bedingt eben den Dialog, den du oben als unmöglich abgesprochen hast.

ZitatAber das Gleichsetzen von rechter körperlicher Gewalt gegen einen linken Verleger und ein paar Linker, die Zahncreme auf ein paar rechte Bücher geschmiert haben, erschreckt mich. Wenn wir jetzt mehr Energie darauf aufwenden zu versichern, dass wir ja beides gleich schlimm finden (nein, finde ich nicht) und doch besser ignorieren sollten, wenn Rechte ihr Gedankengut auf einer riesigen Buchmesse unter die Leute zu bringen versuchen, dann müssen wir uns auch einfach nicht mehr wundern, das Nazis im Bundestag sitzen.
Ignorieren und ,,Sind doch alle gleich schlimm" sagen hält Nazis nämlich leider nicht auf. Das hat schonmal nicht funktioniert.

Der Strohmann ist so groß, dass irgendeinem Pferdestall jetzt ordentlich Heu fehlt. ;) Hier sehe ich keinen einzigen Beitrag, der die beiden Straftaten gleichsetzt, wohl aber eine Verurteilung beider Straftaten. Es sind beides Straftaten und diese haben in unserem Rechtsstaat nichts verloren. Wenn wir anfangen Straftaten zu dulden, wenn die richtigen Personen sie einsetzen, dann landen wir wirklich in der Vergangenheit, denn DAS hat schon einmal nicht funktioniert. Ernsthaft, alles was die Aktion erreicht hat, war zusätzliche Eskalation.

ZitatHeute heißt es, man müsse das ja auch tolerieren, das da jemand ,,anders denkt". Ich finde das einfach nur noch erschreckend.

Nein, man muss es nicht tolerieren. Aber es gibt weit mehr Aktionsraum zwischen Gewalt und ignorieren. Diesen Zwischenraum gilt es zu nutzen, er wird von diversen Institutionen und engagierten Privatpersonen auch genutzt, aber da ist ordentlich Raum für mehr Leute. Warst du schon einmal bei einer gemeinnützigen Stelle helfen?
Falls nein, komm einfach mal vorbei, helfe mit, freuen uns an den Brennpunkten immer über mehr Hilfe - und die braucht es. Ernsthaft und ich sage das nicht um Leuten vor den Kopf zu stoßen, sich auf sozialen Medien zu echauffieren erreicht das Gegenteil, nämlich die Eskalation.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Sascha am 15. Oktober 2017, 20:09:49
Nur mal so zum Thema Meinungsfreiheit:
Gerade die Rechten bis Ultrarechten jammern ja gerne rum, daß man ihnen ihre Meinungsfreiheit nicht läßt.
Denen (und natürlich nicht Euch, nicht, daß sich jetzt ein TiZi angesprochen fühlt) sage ich:
Okay, ihr wollt Meinungsfreiheit? Bitteschön. Von mir aus stellt Euch hin und gebt eure gequirlte Sch... von Euch.
"Schwarze sind von Natur aus minderwertig, die Juden wollen in einem fort die Weltherrschaft, Deutschland den Deutschen" usw. usf.
Ist recht. Dann wissen wir auch genau, woran wir sind.
Aber dann laßt mir auch die Meinungsfreiheit, euch als hirnlose Arschlöcher zu bezeichnen. Ohne mir aufs Maul zu geben, mach ich ja umgekehrt auch nicht.

Daß auf der sogenannt linken Seite auch einige Vollidioten und Krawallmacher rumlaufen, ist ja nix Neues. Die haben mit Politik so wenig zu tun wie Hooligans mit Fußball.
Aber: Um gegen Rassismus, Nationalismus und sonstige Sorten von Chauvinismus und Menschenverachtung zu sein, muß man nicht links sein. Nur ansatzweise anständig.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Aphelion am 15. Oktober 2017, 22:13:55
Zitat von: Churke am 15. Oktober 2017, 18:45:49Da laufen Krawallmacher auf und brüllen "Nazi! Nazi!", um gegen "Stimmungmache" zu protestieren.
"Aber die anderen!" war noch nie ein gutes Argument, um Gewalt zu rechtfertigen. Wir reden hier nicht von Notwehr, wie bereits ein anderes Forumsmitglied festgestellt hat.

Im Übrigen vermischst du hier einiges; dein Finalsatz hat nichts mit dem zu tun, was ich geschrieben habe. Das ist ein Zusammenhang, den du jetzt konstruiert hast und den ich nicht so geschrieben habe und auch nicht so sehe.

Es mag dir nicht schmecken, aber körperliche Gewalt (oder ihre Androhung) ist tatsächlich keine angemessene Reaktion auf solche Äußerungen.

ZitatIch habe das auch nicht gerechtfertigt,
Du hast das ganze mindestens relativiert, was schlimm genug ist - zumal du auch in diesem Beitrag weiter relativierst.

Zitataber es gibt nicht umsonst die Redewendung "ein dicke Lippe riskieren". Wenn's dann knallt, sehe ich keinen Grund, gleich die Systemfrage zu stellen.
Es gibt viele Redewendungen, aber Redewendungen spiegeln letztlich nur die Gesellschaft wider. Natürlich gibt es genügend Menschen, die zu Gewalt greifen. Das legitimiert die ausgeübte Gewalt jedoch nicht.

Nur weil etwas erklärbar ist, ist es noch nicht gerechtfertigt. Natürlich kann man die Gewalt erklären (von mir aus auch mit Redewendungen), aber dadurch wird die Gewalt an sich nicht besser.

Plus: Siehe auch "Aber die anderen!".
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Kati am 15. Oktober 2017, 22:32:21
@Denamio: Ich hatte dir eine lange Antwort geschrieben, die der Tizi aber leider gegessen hat. Ich lerne einfach nicht, meine Posts zu kopieren, bevor ich "Schreiben" klicke und dann natürlich ausgeloggt werde.  ::) Also nochmal in kurz: Ich glaube, du hast mich falsch verstanden und kann auch verstehen, warum. Aber ich wollte gern klarstellen, dass ich natürlich nicht glaube, dass Rechte sich nicht ändern können. Es gibt ja einige schöne Beispiele, in denen ehemals Rechte sich aus der Szene rausgezogen haben und jedem, der das vorhat, gönne ich vom Herzen, dass es ihm gelingt. Ich glaube aber leider, dass die meisten sich nicht ändern wollen. Wenn die meisten Rechten bereit wären, zu diskutieren, zuzuhören und einen Dialog einzugehen, dann hätten wir kein Naziproblem im Moment.

Es wird glaube ich wirklich unterschätzt, wie viele Rechte tatsächlich hinter ihren Idealen stehen und das sind leider - aus eigener Erfahrung - oft Menschen, die nicht den Dialog suchen, sondern höchstens Kollision. Ich bin immer bereit, einen Dialog mit jemandem zu führen, der bereit ist, mir genauso zuzuhören, wie ich ihm zuhöre. Viele Rechte sind das aber eben nicht. Klar ist der Dialog mit Einzelpersonen möglich. Klar hat jeder die Möglichkeit sich zu ändern. Aber mit der Gruppe "rechts" ist meiner Meinung nach kein vernünftiger Dialog möglich und das haben wir in den letzten Monaten auch zur Genüge gesehen. Man hat den Leuten Plattformen gegeben, man hat sie sprechen lassen... auch die rechten Verlagsstände auf der FBM waren der Versuch eines Dialogs und er ist schief gegangen. Ich halte nichts (mehr) davon, rechten Stimmen solche Plattformen zu geben, denn das ist eben kein Dialog. Man erlaubt ihnen, einen Monolog zu führen und genau die Leute, denen man so unbedingt eine Stimme geben will, sind im Gegenzug nie bereit, auch anderen ihre Stimme zu lassen.

Was den Strohmann angeht... Naja. Ich habe heute auf Twitter und auch in anderen Onlineberichten immer wieder gesehen, wie rechte Gewalt mit linkem Krawall, den ich ebenfalls nicht gutheiße, wie gesagt, gleichgesetzt wurde. Also, ich beobachte das schon sehr deutlich, auch nicht nur bei diesem Vorfall. Nicht unbedingt hier im Forum, sondern ganz allgemein. Und das finde ich einfach beängstigend.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Churke am 15. Oktober 2017, 23:58:55
Zitat von: Sascha am 15. Oktober 2017, 20:09:49
Okay, ihr wollt Meinungsfreiheit? Bitteschön. Von mir aus stellt Euch hin und gebt eure gequirlte Sch... von Euch.
"Schwarze sind von Natur aus minderwertig, die Juden wollen in einem fort die Weltherrschaft, Deutschland den Deutschen" usw. usf.
Ist recht. Dann wissen wir auch genau, woran wir sind.
Aber dann laßt mir auch die Meinungsfreiheit, euch als hirnlose Arschlöcher zu bezeichnen. Ohne mir aufs Maul zu geben, mach ich ja umgekehrt auch nicht.

Wenn es so einfach wäre. Der Antaios-Verlag ist durch den Bestseller "Finis Germania" des nicht gänzlich unbedeutenden Historikers Rolf Peter Sieferle ins Rampenlicht geraten. Ich habe das Buch nicht gelesen, aber Sieferle befasst sich in einer Reihe wohl recht bösartiger Aufsätze mit der deutschen Gesellschaft.
Das Buch wurde von der veröffentlichten Meinung in die braune Kiste gesteckt. Außer den üblichen Schlagworten und einer offensichtlich unverstandenen Textstelle habe ich dazu keine Begründung gefunden. Keine Auseinandersetzung mit Stieferles Thesen, nichts. Und wenn ich dann höre, dass ein Thorsten Schulte ein Nazi ist, seitdem er sich erlaubt hat, in einem Buch mit der Politik der Kanzlerin abzurechnen und aus offiziellen Quellen ein paar Zahlen zusammenzutragen.... Die Meinungskorridore sind eng geworden in diesem Land.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Sascha am 16. Oktober 2017, 08:10:29
Zitat von: Churke am 15. Oktober 2017, 23:58:55
Die Meinungskorridore sind eng geworden in diesem Land.
Als Wagenknecht die selbstverständliche Tatsache erwähnte, daß wir natürlich nicht die ganze Welt aufnehmen können (was ja auch keiner je behauptet hat, ist nur so ein Schreckgespenst der Rechten), hat man ihr ja auch gleich vorgeworfen, den Nazis nachzuplappern.
Umgekehrt ist aber auch jeder, der gegen diesen National-Blödsinn ist, sofort 'ne linke Zecke.
Aber man kann die Meinungsfreiheit halt schon extrem strapazieren. Und dann nur für sich fordern, die anderen kriegen in die Fresse. Mit diesem Verhalten sind die Rechten nun mal weit in der Überzahl. Es gab auch schon Linke (ob echt oder vermeintlich), die Rechte überfallen haben, aber umgekehrt – und vor allem gegen ganz friedliche Leute – kommt es nun mal wesentlich häufiger vor.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Blackhat am 16. Oktober 2017, 11:31:50
Für mich war die Protestaktion in gleichem Maße verständlich wie unglücklich. Die Anti-Rechts-Demonstranten und die durch den Tumult angelockte Presse sind wieder einmal über das Stöckchen gesprungen, das ihnen die Braunen hingehalten haben. Die Rechten waren stärker in der Presse vertreten, als die genialen französischen Autoren und zudem konnten sie sich schön in ihre Opferrolle zurückziehen. Perfekter hätte es für die nicht laufen können. Ein Ignorieren wäre im Nachhinein wohl hilfreicher gewesen.
Und was den Einwand betrifft, man hätte diese Verlage schon im Vorfeld ausschließen sollen, sehe ich das kritisch. Mag sein, dass sich unter den Büchern volksverhetzende Schriften befanden, aber es ist nicht die Aufgabe des Börsenvereins oder irgendeines Organisationskomitees das zu beurteilen. Dafür haben wir die Staatsanwaltschaft. Anstatt die Bücher mit Zahnpasta zu beschmieren, hätten die so genannten Aktivisten lieber die Bücher lesen und Anzeige erstatten sollen. Eine satte Geldstrafe oder Schlimmeres hätte diesen Verlagen sicherlich mehr wehgetan, als ein paar verklebte Bücher. Protest ja, aber bitte nicht auf Kindergarten-Niveau.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: FeeamPC am 16. Oktober 2017, 16:32:15
Eine Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass jeder, wirklich jeder, eine eigene Meinung haben darf und sie äußern kann. Egal, wie verquer sie ist. Was sie nicht beinhaltet, ist, dass ich jemandem meine Meinung aufzwingen darf, schon gar nicht mit Gewalt. Und zwar egal, ob von rechts, links oder aus der Mitte.

@Tintenteufel:
Das stimmt so nicht ganz.
ZitatEs gibt darüber hinaus einen nicht zu verachtenden Unterschied zwischen körperlicher Gewalt und materieller - Maschinensturm und Klassenkampf haben uns den Sozialstaat gebracht, nicht liebes Bitte, Bitte beim Onkel Bismarck.
Es gab die Ansätze zu einem Sozialstaat schon etliche Jahre, bevor Bismarck Minister wurde, und zwar stammen die aus dem alten Zunftwesen der Handwerker. Da hat niemand Bitte, Bitte gemacht, da wurde lediglich Gebrauchsrecht in staatliches Recht übernommen und für weitere Bevölkerungskreise geöffnet.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Amber am 16. Oktober 2017, 16:47:05
Zitat von: FeeamPC am 16. Oktober 2017, 16:32:15
Eine Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass jeder, wirklich jeder, eine eigene Meinung haben darf und sie äußern kann. Egal, wie verquer sie ist. Was sie nicht beinhaltet, ist, dass ich jemandem meine Meinung aufzwingen darf, schon gar nicht mit Gewalt. Und zwar egal, ob von rechts, links oder aus der Mitte.

Es gibt aber schon noch den Straftatbestand Volksverhetzung.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: FeeamPC am 16. Oktober 2017, 17:05:28
Der dann greift, wenn ich diese meine Meinung jemandem sehr nachhaltig eintrichtern will. Sie zu haben und (nur, friedlich) zu äußern, dürfte diesen Straftatbestand noch nicht erfüllen, oder?
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Sascha am 16. Oktober 2017, 17:16:08
Pirinci hat auch "nur friedlich" seine Meinung geäußert. Die ist aber dermaßen dämlich, daß er deshalb wg. Volksverhetzung verurteilt wurde.
Es gibt "Meinungsäußerungen", die stacheln gezielt zu Gewalt an. Ich denke, darum geht es bei dem Straftatbestand.
https://www.morgenpost.de/politik/article212040919/Pegida-Redner-Pirincci-wegen-Volksverhetzung-vor-Gericht.html (https://www.morgenpost.de/politik/article212040919/Pegida-Redner-Pirincci-wegen-Volksverhetzung-vor-Gericht.html)
oder ausführlicher
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/dresden-akif-pirincci-wegen-volksverhetzung-zu-geldstrafe-verurteilt-a-1169719.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/dresden-akif-pirincci-wegen-volksverhetzung-zu-geldstrafe-verurteilt-a-1169719.html)
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: FeeamPC am 16. Oktober 2017, 17:21:52
Ich gehe mal davon aus, dass da auch mit hereinspielt, dass er bekannter ist und seine Meinungsäußerungen daher schwerer wiegen. Oder dass Sachverhalte falsch dargestellt wurden. Oder beides.
Aber zurück zur Buchmesse:
Ich hoffe nur, dass sich daraus in den nächsten Jahren keine Krawall-Dauerfehde ergibt.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Angela am 16. Oktober 2017, 17:31:32
Zitat von: FeeamPC am 16. Oktober 2017, 17:21:52

Aber zurück zur Buchmesse:
Ich hoffe nur, dass sich daraus in den nächsten Jahren keine Krawall-Dauerfehde ergibt.
Ich war da nicht, aber wieso achtet man bei der Standvergabe nicht darauf, wer sich mit wem so gar nicht verträgt?
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/29840
Da beschwert sich der Leiter der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, dass sie in der Nähe des Antaios Verlags plaziert worden sind. Ich frage mich bei solchen Sachen immer: Ist das Absicht?
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Malinche am 16. Oktober 2017, 17:59:45
Soweit ich weiß, war die Platzierung zumindest in weiten Teilen Absicht. Vor der Messe hatte ich z.B. gelesen, dass die Amadeu-Antonio-Stiftung, die ihren Stand wohl gegenüber von Antaios hatten, wohl gezielt von der Buchmesse eingeladen wurde (müsste aber suchen, in welchem Artikel das stand). Da ist die Platzierung mit deren Einverständnis erfolgt. Es war wohl auch nicht das erste Mal, dass man das so gemacht hat, wenn ich mich richtig erinnere.

Ist eine schwierige Sache. Ich fand es vor der Buchmesse tatsächlich gar keine so schlechte Idee, dass man die rechten Verlage - wenn sie denn schon zugelassen werden - dort platziert, wo sie auf jeden Fall klaren Gegenwind bekommen. Wenn ich mir jetzt die Berichte zu den Vorfällen durchlese, merke ich: Ich habe dabei gedanklich völlig außer Acht gelassen, dass diese Verlage aber eben auch ein entsprechendes Publikum anziehen - und dessen Gewaltbereitschaft unterschätzt. Kommt mir im Nachhinein selbst naiv vor.  :seufz:
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Amber am 16. Oktober 2017, 18:33:28
Zitat von: FeeamPC am 16. Oktober 2017, 17:05:28
Der dann greift, wenn ich diese meine Meinung jemandem sehr nachhaltig eintrichtern will. Sie zu haben und (nur, friedlich) zu äußern, dürfte diesen Straftatbestand noch nicht erfüllen, oder?

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ab wann dieser Straftatbestand genau greift. Werde ich aber mal recherchieren.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Tintenteufel am 16. Oktober 2017, 19:58:56
Zitat von: FeeamPC am 16. Oktober 2017, 16:32:15
Eine Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass jeder, wirklich jeder, eine eigene Meinung haben darf und sie äußern kann. Egal, wie verquer sie ist. Was sie nicht beinhaltet, ist, dass ich jemandem meine Meinung aufzwingen darf, schon gar nicht mit Gewalt. Und zwar egal, ob von rechts, links oder aus der Mitte.

Das ist, mit Verlaub, etwas verkürzend gedacht. Ich habe neulich einen interessanten Austausch darüber gehabt. Das Thema lässt sich - grob - runter brechen auf die Verwechslung von Freiheit zu Meinungen mit Freiheit von Konsequenzen.
Niemand hat ein Recht auf irgendeine Meinung. Er hat ein Recht auf eine informierte Meinung, die einem gesellschaftlichen, offenen Diskurs stand hält. Das tut linksextremer Anarchismus eben so wenig wie islamistischer Fundamentalismus oder faschistischer Nationalsozialismus.
Jeder darf natürlich eine Meinung besitzen. Aber für die gesellschaftliche Verbreitung von gewissen Meinungen, die einem solchen Diskurs nicht standhalten, gibt es Konsequenzen. Z.B. für eine öffentliche (und öffentlichkeitswirksame) Äußerung, die "die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,"
Auch bekannt als Volksverhetzung, wie schon angesprochen. Äußerungen von Meinungen sind Handlungen, nicht selbst Meinungen. Es gibt Äußerungen, die ein Delikt darstellen, einen Straftatbestand. Auch bekannt als Äußerungsdelikte, was z.B. Verbreitung von Kinderpornographie, Verleumdung, Rufmord, Volksverhetzung, Propaganda für verfassungswidrige Vereine und Organisationen, Aufruf zum Sturz der Regierung umfasst. Sprich: Äußerungen, die Handlungen darstellen.
Pirinci ist nicht (nur?) wegen seiner Bekanntheit angezeigt worden, sondern weil er diese Gülle in ein Mikrofon vor einer großen Menge Menschen abgelassen hat. Genau so wie die Titanic unter anderem wegen Äußerungsdelikten angegangen und verklagt wird (derzeit Aufruf zum Mord an Sebastian Kurz (http://derstandard.at/2000066117370/Baby-Hitler-Kurz-toeten-Ermittlungen-gegen-Satiremagazin-Titantic), unter Umständen nächster Kanzler der Republik Österreich).
Soll heißen: Doch, die öffentliche, friedliche Äußerung von bestimmten Meinungen ist und bleibt strafbar. Dennis aus Dummdorf kann den Holocaust so friedlich vor dem Kölner Dom leugnen, wie er will. Eingesackt wird er trotzdem.

@Tangente Bismarck:
Zünfte und Gilden hatten Krankenversicherung, Unfallversicherung und Pension? Das wird August Bebel und Wilhelm Liebknecht aber freuen. Da reißen die sich jahgelang völlig umsonst den Arsch auf, dabei war die Arbeiterklasse schon lange befreit! Na Mensch, wieso sagt denen das denn niemand? [/sarkasmus]
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Fianna am 16. Oktober 2017, 20:00:31
Hier  (https://piranhapudel.de/gegen-rechts-auf-der-frankfurter-buchmesse/)berichtet eine Bloggerin, dass sie mit ihrer Freundin einem Freund von 5 Securities festgehalten wurde, weil sie mit "Kein Ort für Nazis"-Stickern über die Messe gelaufen ist.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Churke am 16. Oktober 2017, 21:05:14
Zitat von: Tintenteufel am 16. Oktober 2017, 19:58:56
Niemand hat ein Recht auf irgendeine Meinung. Er hat ein Recht auf eine informierte Meinung, die einem gesellschaftlichen, offenen Diskurs stand hält. Das tut linksextremer Anarchismus eben so wenig wie islamistischer Fundamentalismus oder faschistischer Nationalsozialismus.
Das halte ich für eine ziemlich vordemokratische Einstellung. Zu allen Zeiten wurden immer nur die Bücher mit den gemeingefährlichen Lügen verbrannt.
Dass wir heute so viel klüger sind und viel besser beurteilen können, erscheint mir eher unwahrscheinlich.  ::)
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Guddy am 16. Oktober 2017, 21:30:37
Hier auf meedia (http://meedia.de/2017/10/16/von-nazis-und-narzissten-die-deprimierenden-lehren-aus-dem-buchmesse-eklat/) kann man ein paar interessante Informationen zu den Bildern lesen und wie schwierig es in Zeiten von Social Media und Co ist, die Wahrheit herauszufinden.

Ich war leider selber nicht vor Ort, daher enthalte ich mich einer Stimme.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Zit am 16. Oktober 2017, 21:32:01
Zitat von: Blackhat am 16. Oktober 2017, 11:31:50
Und was den Einwand betrifft, man hätte diese Verlage schon im Vorfeld ausschließen sollen, sehe ich das kritisch. Mag sein, dass sich unter den Büchern volksverhetzende Schriften befanden, aber es ist nicht die Aufgabe des Börsenvereins oder irgendeines Organisationskomitees das zu beurteilen. Dafür haben wir die Staatsanwaltschaft.

Die Frankfurter Buchmesse ist – noch mehr als die Leipziger – eine Veranstaltung der Privatwirtschaft und keine staatliche Veranstaltung. Dort werden in erster Linie Geschäfte geschlossen. Nur: Welcher wirtschaftliche Nutzen steckt dahinter, rechten Gedanken eine Plattform zu bieten? Die Messe hätte ihr Hausrecht ausüben und rechte Verlage den Zutritt verweigern können.
Der Börsenverein sieht sich auch als Kulturverein, ja, und entsprechend halten sie Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Bücherverbrennung ab – wie verdreht ist es da, jenem Gedankengut eine Plattform zu bieten, das schon einmal zur Buchverbrennung geführt hat?

Insofern: Die Buchmesse und der Börsenverein sind – eben auch weil sie sich selbst als Kulturmacher sehen – in der Lage und Pflicht, "das" zu beurteilen. Sie haben eine selbstauferlegte Verantwortung mit dieser Messe, und der sind sie nicht gerecht geworden. Dass sie dann noch so blauäugig waren, zur Gegendemo der rechten Verlage aufzurufen: :no:

Ich kann nur hoffen, dass die Leipziger Messe aus den Fehlern der FBM lernt.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Franziska am 16. Oktober 2017, 22:01:06
Ich finde das echt krass. Ich meine klar, es spiegelt die Gesellschaft an sich im Moment. Aber ich finde auch, die Rechtsextremen haben auf der Messe nichts verloren!
Und ich stimme Charlotte zu, diese rechte körperliche Gewalt mit dem linken zu vergleichen geht für mich gar nicht. Wird ja immer gerne gemacht.
Nur mal zur Erinnerung: letztes Jahr ca. 1.400 rechte Gewaltdelikte. 900 Angriffe auf Asylunterkünfte. Ein ermordeter Polizist.
http://www.tagesspiegel.de/politik/viel-mehr-rechte-als-linke-straftaten-kriminalitaet-von-extremisten-auf-dem-hoechsten-stand-seit-15-jahren/19709672.html (http://www.tagesspiegel.de/politik/viel-mehr-rechte-als-linke-straftaten-kriminalitaet-von-extremisten-auf-dem-hoechsten-stand-seit-15-jahren/19709672.html)
ja mit dem G20 in Hamburg, wird die Statistik dieses Jahr bei den Linken wieder hochgehen, aber immer noch kein Verhältnis zu den Rechten.

Ich bin jede gewalttätige Protestform etc. aber das fällt für mich einfach nicht mehr unter Meinungsfreiheit (also die Verbreitung rechtsextremer Propaganda) und ignorieren hilft da auch nicht.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Ahneun am 16. Oktober 2017, 23:33:07
Ihr Lieben;

Zitat von: meedia-de vom 16.10.2017"Am Ende dieser Geschichte stehen alle (fast) als Verlierer da: Die Buchmesse, die mit der Zulassung der rechten Verlage Meinungsfreiheit ermöglichen wollte. Die Antifa-Demonstranten, die mit ihrem Protest den rechten Verlagen überhaupt erst zu großer Publicity verholfen haben. Nico Wehnemann, der vorschnell den Kampfbegriff ,,Nazi" benutzte und dafür nun Morddrohungen von rechter Seite erhält. Die Polizei, der vorgeworfen wird, mal wieder die Kontrolle verloren zu haben. Die Medien, die mal wieder eine klickträchtige, Skandalstory aus dem Social Web nachgeplappert haben. Leo Fischer und Jan Böhmermann, die mit dem Verbreiten eines offenbar falschen Hergangs der Ereignisse wohl eher eine Art von Social-Media-Narzissmus pflegten, statt zu irgendeiner Art von Aufklärung beizutragen."

... hinzuzufügen wäre noch,
->  und Einige, die keinen direkten Kontakt zu den "Akteuren" hatten, aber die News verbreitet haben.  :hmhm?:

Es macht deutlich, wie aufgeheizt die Leute reagieren, wenn Gewalt oder Aggressivität ausgeübt werden. Die sogenannte Hemmschwelle sitzt tief. Die Achtung des Gegenüber tritt den eigenen Interessen zurück.

Ich biete diesen Machenschaften, weder der Einen, noch der Anderen, - keine Plattform.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Churke am 17. Oktober 2017, 00:10:31
Zitat von: Zitkalasa am 16. Oktober 2017, 21:32:01
Die Frankfurter Buchmesse ist – noch mehr als die Leipziger – eine Veranstaltung der Privatwirtschaft und keine staatliche Veranstaltung. Dort werden in erster Linie Geschäfte geschlossen. Nur: Welcher wirtschaftliche Nutzen steckt dahinter, rechten Gedanken eine Plattform zu bieten?

Finis Germania (Antaios) wurde bisher über 20.000 mal verkauft.
Titel: Re: Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht
Beitrag von: Blackhat am 17. Oktober 2017, 12:42:02
Zitat von: Zitkalasa am 16. Oktober 2017, 21:32:01


Insofern: Die Buchmesse und der Börsenverein sind – eben auch weil sie sich selbst als Kulturmacher sehen – in der Lage und Pflicht, "das" zu beurteilen. Sie haben eine selbstauferlegte Verantwortung mit dieser Messe, und der sind sie nicht gerecht geworden.

Natürlich können Buchmesse und Börsenverein von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und unliebsame Verlage ausschließen, aber wo will man dann die Grenze ziehen? Der Grat hin zur Zensur ist ein äußerst schmaler. Ich finde es sinnvoller, sich mit diesen Leuten auseinanderzusetzen, so lange keine offensichtliche Straftat vorliegt. Was eine Ausgrenzung bewirkt haben wir bei der letzten Bundestagswahl erleben dürfen. Ja, das ist unappetitlich und nicht sehr bequem, aber der einzig zielführende Weg. Die Auseinandersetzung sollte dann aber etwas niveauvoller verlaufen, als in Frankfurt geschehen.
Titel: Re:Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins
Beitrag von: Moni am 17. Oktober 2017, 12:48:47
Zum Thema ein längerer Artikel auf der Seite des Börsenblattes: http://www.boersenblatt.net/artikel-die_buchmesse_und_die_rechten_verlage.1389820.html

Zitat von: Malinche am 16. Oktober 2017, 17:59:45
Ist eine schwierige Sache. Ich fand es vor der Buchmesse tatsächlich gar keine so schlechte Idee, dass man die rechten Verlage - wenn sie denn schon zugelassen werden - dort platziert, wo sie auf jeden Fall klaren Gegenwind bekommen. Wenn ich mir jetzt die Berichte zu den Vorfällen durchlese, merke ich: Ich habe dabei gedanklich völlig außer Acht gelassen, dass diese Verlage aber eben auch ein entsprechendes Publikum anziehen - und dessen Gewaltbereitschaft unterschätzt. Kommt mir im Nachhinein selbst naiv vor.  :seufz:
Ich denke, das war auch hier das Problem. Ich finde es gut und richtig, daß man versucht hat, hier eine Basis für einen Dialog zu schaffen, aber es ist einfach das Problem, daß ein Dialog eben nur stattfinden kann, wenn beide Seiten dazu bereit sind.

Auf der Seite der FAZ gab es auch einen längeren Artikel dazu, hier mal für alle, die ihn nicht mitbekommen haben: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/frankfurter-buchmesse-direktor-nimmt-stellung-zu-beschuldigungen-15247955.html