Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: FeeamPC am 20. Juli 2017, 14:48:27

Titel: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: FeeamPC am 20. Juli 2017, 14:48:27
Ich lese hier immer wieder, dass den Autoren (zumindest denen, die nicht davon leben müssen), das Schreiben Spaß machen soll. Das kommt so ziemlich jeden Tag einmal in irgend einem Posting als guter Rat. Und ich erlaube mir heftigen Widerspruch.

Nein, ich schreibe nicht zum Spaß. Und von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, ist es weder als Spaß gedacht, noch macht es Spaß.
Ich schreibe, weil ich eine Geschichte erzählen will. Unbedingt. Und weil es ein äußerst zufriedenstellendes Gefühl ist, endlich ein Buch fertig zu haben. Und noch zufriedenstellender, wenn es gelesen und von den Lesern auch noch für gut befunden wird.
Aber Spaß ist etwas anderes.
Spaß ist es nicht, wenn ich nach getaner Arbeit in Beruf und Verlag noch eine halbe Stunde von meiner Schlafenszeit abzwacke, weil ich unbedingt noch eine Szene schreiben will.
Spaß ist es nicht, wenn ich in jeder freien Minute sehnsüchtig auf eine Inspiration warte, wie ich den verdammten gordischen Knoten in meiner Geschichte endlich zerschlagen kann.
Spaß ist es auch nicht, wenn ich das Fernsehen cancel und am Wochenende, statt draußen in der Sonne zu liegen und ein Buch zu lesen, in die Tastatur hämmere, weil mein Buch sonst nicht fertig wird.
Und ganz sicher ist es kein Spaß, wenn ich meiner Familie insgeheim grolle, weil sie mich schon wieder besuchen und mir damit kostbare, weil kaum vorhandene Schreibzeit stehlen.

Und trotzdem - nichts geht über das zufriedene Gefühl, wenn ich wieder ein Stück geschafft habe.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Coppelia am 20. Juli 2017, 15:38:56
Ja, eine interessante Frage. Das gibt bestimmt eine lange Diskussion. :)

Was versteht man unter "Spaß", wäre erst einmal die Frage.

@ FeeamPC
Du schreibst meiner Ansicht nach eher über Umstände rings ums Schreiben, nicht über das Schreiben an sich. Z. B. was muss man für das Schreiben opfern, was könnte man stattdessen tun. Das kann ich so alles nur bestätigen, mir geht es in fast jedem Punkt genauso.
Beim Schreiben habe ich oft/meistens/... trotzdem Spaß. Es sei denn, ich habe gerade mal wieder ein Motivationstief oder muss eine Geschichte schreiben, die ich eigentlich gar nicht erzählen will.
Meinen jetzigen Roman habe ich zwischen 5 und 6 Uhr morgens geschrieben, weil ich um 6 zur Arbeit fahren musste und dann für den Rest des Tages keine Zeit mehr hatte. Sicher, Spaß ist an sich etwas anderes. Trotzdem hatte ich Freude daran, mitzuerleben, wie meine Figuren tun, was sie tun. Ich habe Freude daran, die richtige Formulierung zu suchen und einen schönen Satz hinzubekommen. Und natürlich freue ich mich auch, wenn ich wieder ein Stück weit vorangekommen bin. Ich habe das eigentlich immer als "Spaß" bezeichnet, da ich ja leider nicht vom Schreiben lebe. Warum sollte ich mir das sonst antun?
Den Stolz, meine Arbeit anständig zu machen, kenne ich auch. Dast ist ein anderes Gefühl.

Und ich habe den Verdacht, dass du auch, wenn du "unbedingt" noch eine Szene schreiben willst oder lieber schreibst, statt zu lesen, beim Schreiben selbst etwas Spaß hast. ;)

Ein Buch fertig zu haben oder es der Öffentlichkeit auszusetzen, macht mir persönlich eher keinen Spaß.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Jiela am 20. Juli 2017, 15:44:45
Ich weiß, zumindest ein bisschen wovon du @FeeamPC  sprichtst. Manchmal frag ich mich, warum ich überhaupt schreibe, weil es mich zu oft einfach nur frustriert oder auslaugt, weil ich wieder um 11 Abends noch das Gefühl hatte, ich muss jetzt noch etwas schreiben und dann wird es halb eins bis ich ins Bett komme. Aber wenn ich gerade ein Buch, oder eine Kurzgeschichte fertig hab oder endlich zu dieser einen Szene komme, die ich seit Monaten in meinem Kopf hin und her wälze, empfinde ich ein Glücksgefühl und ich weiß wieder, warum ich schreibe und warum ich auch in Zeiten der Dürre nicht aufgebe. Du sagst, du schreibst, weil du Geschichten erzählen willst. Ich würde es für mich etwas anders ausdrücken. Ich habe eine Welt in mir, die an die Oberfläche brechen will und wenn sie es in der Vollendung eines Buches, oder ähnliches schafft, macht es mich glücklich.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Coppelia am 20. Juli 2017, 15:47:56
ZitatIch habe eine Welt in mir, die an die Oberfläche brechen will und wenn sie es in der Vollendung eines Buches, oder ähnliches schafft, macht es mich glücklich.
Toll gesagt! :D Das unterschreibe ich.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Dämmerungshexe am 20. Juli 2017, 15:54:53
Ich glaube generell muss man da unterscheiden zwischen: "Spaß machen" und "glücklich machen". Schreiben macht mir Spaß - wenn alle Umstände passen, ansonsten ist es oftmals Stress pur. Glücklich macht es mich in jeden Fall. Spaß wird oft überbewertet. Glücklich zu sein kann man nicht hoch genug schätzen. Schreiben ist harte Arbeit und harte Arbeit macht oft keinen Spaß - aber wenn sie geschafft ist und man sieht, was man erreicht hat, ist man glücklich.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Antigone am 20. Juli 2017, 16:11:07
Ich denke, das ist vlt. auch ein Missverständnis zwischen "etwas macht Spaß" und "etwas aus Spaß machen". Zweiteres ist ja gemeinhin eine Umschreibung für "etwas als Hobby" betreiben. Daraus kommt dann vlt. der Trugschluß, nur weil man Schreiben aus Spaß/als Hobby betreibt, macht es auch Spaß.

Ich denke, Schreiben macht genausowenig Spaß wie viele andere Hobbies auch - zeitweise. Wenn ich beim Sport grad fürchterlich schwitze und fluche, oder über einem Strickmuster verzweifle, oder ich fürs Malen Perspektiven übe (keine Ahnung, ob man das wirklcih tut, ich male nicht), dann macht das auch keinen Spaß. Nichtsdestotrotz ist das Ergebnis letztendlich enorm befriedigend. Und genauso ist es beim Schreiben.

Ich rede jetzt mal von Hobbyschreibern. Aber bei Profis wirds nicht anders sein. Aber auch jeder andere Job macht doch nicht Spaß; nicht dauernd jedenfalls.

lg, A.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Coppelia am 20. Juli 2017, 16:15:55
Kennt denn außer mir noch jemand Spaß  während des Schreibens? :hmmm: Ich habe natürlich auch nicht die ganze Zeit welchen, aber eben doch häufiger mal.
Bei Sprotte würde ich ihn jetzt z. B. vermuten. :) Auch bei vielen anderen, aber sie fällt mir als erste ein.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Peftrako am 20. Juli 2017, 16:18:08
Ich sehe da eine Parallele zum Fitness-Studio. Fängt man damit an, mag die anfängliche Begeisterung groß sein. Man ist Feuer und Flamme. Probiert alle Geräte aus und nimmt Kurse in Anspruch. Wenn jedoch der Spaß und die Freude fehlt. Wenn es einem nicht glücklich macht, so wird man mit der Zeit immer weniger oft ins Studio gehen und irgendwann zu den Beitragszahlern gehören, die der Kategorie zahlende Karteileiche zuzuordnen sind. Wer es jedoch ernsthaft betreibt weil er ein Ziel hat (Abnehmen, etc.), der muss diese Tiefs überwinden, auch wenn sie keinen Spaß machen.

Hier scheitere ich selbst auch oft genug mit Geschichten. Tolle Ideen. Toller Anfang. Begeisterung beim Schreiben. Und dann wenn es schwieriger wird, wenn eine Plot-Biegung nicht will, wie sie soll. Wenn etwas nicht mehr läuft. Dann verläuft sich die Begeisterung im Sande. Da wird aus dem Spaß und der Freude dann harte Arbeit. Ich möchte lernen, diese Tiefs zu überwinden, denn ich bin sicher, dass der Spaß und die Freude wieder kommen werden. Es ist nichts befriedigender, als eine fertige Geschichte. Nun - fast nichts...  ;)

Vielleicht sollte der Rat dann weniger heißen "Spaß haben" sondern viel mehr "findet den Spaß wieder, wenn er abhanden gekommen ist".
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Dämmerungshexe am 20. Juli 2017, 16:19:52
Zitat von: Coppelia am 20. Juli 2017, 16:15:55
Kennt denn außer mir noch jemand Spaß  während des Schreibens? :hmmm: Ich habe natürlich auch nicht die ganze Zeit welchen, aber eben doch häufiger mal.

Wenn meine Figuren auch gerade Spaß haben - sicher!
Aber meist stecken sie bis zum Hals in Schwierigkeiten und schlimmerem, da habe ich ganz andere Emotionen.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Tinnue am 20. Juli 2017, 16:25:50
ZitatKennt denn außer mir noch jemand Spaß  während des Schreibens? :hmmm: Ich habe natürlich auch nicht die ganze Zeit welchen, aber eben doch häufiger mal.
Bei Sprotte würde ich ihn jetzt z. B. vermuten. :) Auch bei vielen anderen, aber sie fällt mir als erste ein.

Ich schätze mal dreist, den haben wir alle irgendwie. Sonst würden wir es irgendwann einfach sein lassen.  ;D

Also ja, ich weiß, worauf Fee raus will. Aber in der Essenz steckt es für mich einfach drin, vielleicht mit anderen Begriffen ausgerückt. Aber es gibt einem etwas. Würde das Schreiben mir auf Dauer nichts geben - keinen Spaß währenddessen, kein zufriedenstellendes Gefühl oder wie man es sonst beschreiben will, dann würde ich es sein lassen. Es ist ein Teil, der zum ganzen Ich dazugehört und der einen ausfüllt oder zumindest einen gewissen Raum in einem.  :vibes:
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Zit am 20. Juli 2017, 16:28:38
Bei "Spaß haben" schwingt für mich auch dezent immer mit, dass etwas leicht von der Hand geht. Vermutlich teilen einige die versteckte Bedeutung, sonst würden man sich, denke ich, nicht an der Formulierung stoßen und meinen, Schreiben ist anstrengend. Das heißt jetzt nicht, dass ich über den Dingen stehe. Coppelias Frage danach, was Spaß ist und Dämmerungshexes Einwurf finde ich interessant, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Es gibt Momente, da habe ich während des Schreibens Spaß, wenn meine Figuren mich zum Beispiel überraschen und spitze Dialoge zuwerfen, für die ich in der Realität entweder zu langsam bin (oder ich doch lieber schweige) oder mein Gegenüber nicht mitspielt. Aber ansonsten bin ich mehr ein Junkie, der nur für den nächsten Rausch schreibt. Manchmal kommt er, sehr oft nicht, dennoch bin ich danach zufrieden, weil a) mein schlechtes Gewissen nicht meckern kann, dass ich nicht geschrieben habe und b) ich den Fortschritt sehe. Veröffentlichen ist auch nicht zu verachten. Zumindest blogge ich aus genau dem Grund, weil es eine Art ist, sich öffentlich mitzuteilen, die Chance zu haben, gehört zu werden. Die Beiträge zu schreiben und in der Schublade versauern zu lassen, bringt ja nix.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Churke am 20. Juli 2017, 16:37:50
Zitat von: Coppelia am 20. Juli 2017, 16:15:55
Kennt denn außer mir noch jemand Spaß  während des Schreibens? :hmmm:

Handzeichen:  :winke:

Darüber hinaus ist Schreiben ein Prozess, und auch wenn man es "aus Spaß macht", sind Prozesse in erster Linie Knochenarbeit. Wenn ich mit der Flex 1 Woche lang eine Schwertklinge schrubbe, dann nicht, weil ich die Flex so geil finde, sondern, weil das Ergebnis für die Mühe entschädigt.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Trippelschritt am 20. Juli 2017, 16:46:35
@FeeamPC    Ich verstehe Deinen Widerspruch nicht. Oder ist es ein semantisches Problem? Nun gut, mir macht das Schreiben nie Spaß, aber immer Freude. Und was Du beschreibst, hat sehr viel damit zu tun, was ich unter Freude verstehe. Bei mir sind es die vielen kleinen Erfolge, die das Schreiben begleiten. Wenn ein Einfall besonders gut ist, wenn eine Formulierung gelungen ist und selbstverständlich, wenn das alles entscheidende Wort da steht. ENDE.
Selbstverständlich kenne ich auch die anderen Dinge, die du ansprichst. Wenn die Familie, mit de rman glücklich ist, wieder mal stört, oder wenn eine dringend benötigte Idee sich nicht einstellt. Aber das ist eine generelle Frage der Lebenseinstellung und hat nichts mit dem Schreiben zu tun. So wie Deine Klage klingt, ist sie nicht mehr als ein dünnes Mäntelchen über einer tiefen Befriedigung. Und das ist für mich auch o.k. so.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Alana am 20. Juli 2017, 16:50:04
Schreiben gibt mir etwas, ich versinke darin und ich genieße es. Klar, es ist ein Befürfnis, aber das widerspricht sich doch nicht. Kurz würde ich das zusammenfassen als: es macht mir Spaß. Nicht immer, nicht jeden Tag. Das ist okay und normal. Aber wenn es lange keinen Spaß macht, dann stimmt was nicht. Das Manuskript hängt, der Plot passt nicht oder ich habe mich zu sehr davon ablenken lassen, was wirklich wichtig ist: Die Freude am Schreiben. Wenn ich mich jeden Tag an den Schreibtisch zwingen muss, dann läuft was falsch und dann muss ich das ändern. So ist es jedenfalls bei mir. :) Das würde ich übersetzen mit: Schreiben sollte mir Spaß machen. Warum sollte ich es sonst tun?
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Shedzyala am 20. Juli 2017, 16:54:27
In irgendeinem Schreibratgeber stand einmal sinngemäß: Wenn du nicht schreiben, sondern lieber geschrieben haben willst, dann ist das Autorenleben falsch für dich. Verdammt hab ich mich darüber aufgeregt! Denn ja, natürlich will ich am aller liebsten geschrieben haben – ich will das sogar so sehr, dass ich sogar dafür bereit bin, zu schreiben ;D

Danke liebe Fee :knuddel: Ich werde immer so schockiert angesehen, wenn ich sage, dass mir das Schreiben an sich nicht wirklich Spaß macht, sondern schon okay ist. Klar gibt es mal Szenen die unerwartet doch so richtig spaßig sind, dafür überwiegen ehrlich gesagt die Momente, wo ich fluchend und grummelnd vorm Rechner sitze. Dennoch will ich es um nichts in der Welt missen, denn sonst würde ich es nicht machen. Es steht ja letztlich niemand mit einer Waffe hinter mir, der mich zwingt – wobei manche sehr penetrante Figuren im Kopf einem fast schon dieses Gefühl vermitteln können ;D

Und diesen Punkt hast du ja auch sehr schön gesagt: Auch wenn Schreiben manchmal echt eine Qual sein kann, ich will, dass meine Geschichten aufgeschrieben werden. Und weil das niemand exakt so machen kann, wie ich das will, mache ich das eben selbst. Das ist okay, damit kann ich leben. Und da ich das Glück habe, dass mir Überarbeiten wirklich Spaß macht, sehe ich das Schreiben eben nur als Mittel zum Zweck.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Leann am 20. Juli 2017, 17:01:39
Mir macht Schreiben auch Spaß. Oft freue ich mich schon den ganzen Tag auf den Abend, weil ich dann endlich wieder schreiben kann. Während des Schreibens versinke ich in einer anderen Welt. Ähnlich wie beim Lesen, nur noch besser.

Was mir keinen Spaß macht:
- Wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll.
- Das Gefühl von Unzulänglichkeit, das es mir oft schwer macht, anzufangen.
- Die Zweifel zwischendurch.
- Das Überarbeiten.
- Exposé schreiben.
- Die bittere Erkenntnis, dass ich nie wirklich gut schreiben werde, sondern trotz aller Mühen immer bestenfalls durchschnittlich bleiben werde.
- Dass niemand meine Bücher liest.
- Mein ewiges Rumgejammere.  ;D

Aber das Schreiben, yej, das macht Spaß!  :vibes:

Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Sprotte am 20. Juli 2017, 17:40:51
Zitat von: Coppelia am 20. Juli 2017, 16:15:55
Kennt denn außer mir noch jemand Spaß  während des Schreibens? :hmmm: Ich habe natürlich auch nicht die ganze Zeit welchen, aber eben doch häufiger mal.
Bei Sprotte würde ich ihn jetzt z. B. vermuten. :) Auch bei vielen anderen, aber sie fällt mir als erste ein.

Definitiv!
Ja, Schreiben ist auch für mich reine Notwehr, weil die Geschichten unbedingt rauswollen und ich sonst wohl einfach platzen würde. Aber ich habe Spaß beim Schreiben. Ich lache, ich möchte Fingernägel kauen, ich grinse gehässig und ziehe aus dem Schreibprozess gewaltige Freude. Alles, was danach kommt, ist für mich eher technisch und nicht so lebendig wie das Geschichtenerzählen an sich.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Angela am 20. Juli 2017, 18:19:55
Ich hasse die Erstfassung schreiben. Ich kann es nicht, quäle mich damit herum und komme mir vor, als wäre ich die unfähigste Autorin der Welt. Dann arbeite ich daran und das finde ich toll. Ich überarbeite für mein Leben gerne, poliere jeden Satz, bis er für mich richtig klingt. Ich habe das schon einige Male geschrieben, aber für mich ist Text eine Form von Musik, sie muss sauber klingen, das liebe ich.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Alana am 20. Juli 2017, 18:53:25
ZitatDenn ja, natürlich will ich am aller liebsten geschrieben haben – ich will das sogar so sehr, dass ich sogar dafür bereit bin, zu schreiben

Ich finde das gerade total spannend, denn für mich war bisher immer ganz klar: wenn mir schreiben keinen Spaß macht, dann ist was faul. Meistens liegt es daran, dass mein Plot nicht gut ist oder die Figuren langweilig, oder die Liebesgeschichte ist nicht wirklich spannend. Für mich ist "ich hab keinen Bock zu schreiben" ein ganz eindeutiger Indikator, dass was falsch läuft. Es ist bei mir nicht normal und daher akzeptiere ich das auch nicht einfach so, sondern suche nach der Ursache. Aber natürlich ist es eigentlich ganz logisch, dass es auch Leute gibt, denen das Schreiben keinen Spaß macht, vor allem, wenn wir wirklich nur vom Schreiben selbst reden, und nicht auch noch vom Plotten und überarbeiten. Es ist ja fast überall so, dass dem einen das eine Spaß macht und anderen eben das andere. Warum sollte es also keine Leute geben, die zwar gern plotten, aber nicht so gern schreiben? Ich kann das sogar gut verstehen, mir macht es selbst oft genug keinen Spaß und ich quäle mich durch ein First Draft, aber ... siehe oben. Ich muss aber dazu sagen: ich liebe alle Arbeitsschritte, ich schreibe sogar gerne Exposés. Nicht immer, nicht bei jedem Buch mag ich alle Schritte, aber im Prinzip, wenn alles gut läuft, dann schon. Manchmal hasse ich natürlich alles, aber dann liegt es meist daran, dass mir das ganze Drumherum zu viel wird, die Deadlines, der Leistungsdruck etc. Aber dann hilft es mir eben auch, mir zu sagen: Hey, niemand zwingt dich, das zu machen. Du bist Berufsautor, weil es dir ermöglicht, den ganzen Tag zu schreiben, wenn dir das also keinen Spaß mehr macht, ist das alles total sinnlos. Das hilft mir dann wieder, die richtige Perspektive zu finden, und deswegen habe ich diesen Tipp bisher auch immer so weitergegeben. Ich habe nie darüber nachgedacht, dass jemand schreiben wollen könnte, ohne es wirklich zu genießen, das ist wirklich spannend.

ZitatWas mir keinen Spaß macht:
- Wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll.
- Das Gefühl von Unzulänglichkeit, das es mir oft schwer macht, anzufangen.
- Die Zweifel zwischendurch.
...
- mein ewiges Rumgejammere

Das unterschreibe ich. Für mich, nicht für dich. Ich habe vor ner Weile festgestellt, dass ich echt ständig gejammert habe und dass ich mir damit vor allem selbst viel kaputt mache. Also habe ich damit aufgehört. Ich finde jetzt allerdings nicht, dass du viel jammerst und ab und zu muss man das auch dürfen.  :knuddel:
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: FeeamPC am 20. Juli 2017, 19:24:52
@Trippelschritt: Oh, das soll keineswegs als Klage verstanden werden. Ich klage nicht, im Gegenteil, ich komme sehr gut damit klar. Ich stemme mich nur gegen den häufig gehörten Tenor, dass Schreiben Spaß machen soll.
Spaß ist für mich etwas anderes. Schreiben ist Arbeit, wenn auch eine, die zutiefst zufriedenstellend, weil nicht fremdbestimmt ist. Aber trotzdem Arbeit, zu der ich mich oft genug zwingen muss. Arbeit, die mich fordert, die mich an meinem eigenen Können zweifeln lässt, die frustrierend sein kann und oft genug nur im Schneckentempo läuft.
Einer der Gründe, weshalb ich selbst dafür sorge, dass ich Deadlines habe und die auch einigermaßen einhalten muss, weil genügend andere Leute davon wissen, denn sonst würde ich manches Mal den Elan nicht aufbringen, mich doch noch hinter den Schreibtisch zu setzen.

@Alana: Vermutlich empfindet jeder ohnehin etwas ganz Unterschiedliches unter Spaß. Das, was du als Spaß definierst, wäre bei mir ungetrübte Schaffensfreude. Aber immer noch etwas, was ich beim Schreiben eher selten erlebe. Erst hinterher, wenn das Manuskript steht, kommt bei mir der Spaß, Cover machen, Inhalte polieren, sich einfach freuen, dass etwas wirklich fertig ist.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Shedzyala am 20. Juli 2017, 19:43:03
Zitat von: Alana am 20. Juli 2017, 18:53:25
Für mich ist "ich hab keinen Bock zu schreiben" ein ganz eindeutiger Indikator, dass was falsch läuft. Es ist bei mir nicht normal und daher akzeptiere ich das auch nicht einfach so, sondern suche nach der Ursache.

Lustig, bei mir sind die Szenen, bei denen ich das Schreiben am meisten hasse, bei denen ich mich ja fast schon körperlich schmerzhaft gegen alle inneren Widerstände an die Tastatur zwingen musste, diejenigen, die von Testleser am höchsten gelobt werden. Daraus habe ich gelernt: Der Leser liebt es, wenn ich mich so richtig quäle ;D

Zitat von: Alana am 20. Juli 2017, 18:53:25
Das hilft mir dann wieder, die richtige Perspektive zu finden, und deswegen habe ich diesen Tipp bisher auch immer so weitergegeben. Ich habe nie darüber nachgedacht, dass jemand schreiben wollen könnte, ohne es wirklich zu genießen, das ist wirklich spannend.
Dieser Tipp (den man ja häufiger hört) ist für jemanden wie mich toxisch, denn für mich fühlte es sich dann immer so an, als würde etwas mit mir nicht stimmen. So in dem Sinne: Na toll, jetzt versage ich schon bei sowas Einfachem wie Spaß an dem zu haben, was ich mir freiwillig ausgesucht habe. Vor allem weil auf ein "Geständnis" meist ein flapsiges "Warum machst du das denn, wenn's dir keinen Spaß macht?" folgt.

Zitat von: Angela am 20. Juli 2017, 18:19:55
Ich hasse die Erstfassung schreiben. Ich kann es nicht, quäle mich damit herum und komme mir vor, als wäre ich die unfähigste Autorin der Welt. Dann arbeite ich daran und das finde ich toll. Ich überarbeite für mein Leben gerne, poliere jeden Satz, bis er für mich richtig klingt. Ich habe das schon einige Male geschrieben, aber für mich ist Text eine Form von Musik, sie muss sauber klingen, das liebe ich.
Exakt so geht es mir auch! Ich liebe es, eine halbe Stunde lang über einem einzigen Satz zu brüten, weches Wort am Satzanfang wohl am besten klingt :vibes:
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Leann am 20. Juli 2017, 19:48:08
Sehr spannend. Jedem macht also was anderes Spaß am Gesamtprozess. Blöd wäre es nur, wenn es Autoren gäbe, denen gar nichts daran gefällt.
ZitatErst hinterher, wenn das Manuskript steht, kommt bei mir der Spaß, Cover machen, Inhalte polieren, sich einfach freuen, dass etwas wirklich fertig ist.
Dann hat es seinen Reiz für mich schon verloren und ich widme mich lieber etwas Neuem. Das ging ja schon so weit, dass ich ernsthaft überlegt habe, nur noch zu Schreiben. Ohne Überarbeiten, Veröffentlichen und den ganzen Kram. Dann wollte ich den Lesern meine Werke aber doch nicht vorenthalten.  :)
Was ich aber wirklich unerträglich schlimm finde: Lesungen. Ich habe es mehrmals ausprobiert und mich dazu entschieden, das zu lassen.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Alana am 20. Juli 2017, 20:10:24
ZitatLustig, bei mir sind die Szenen, bei denen ich das Schreiben am meisten hasse, bei denen ich mich ja fast schon körperlich schmerzhaft gegen alle inneren Widerstände an die Tastatur zwingen musste, diejenigen, die von Testleser am höchsten gelobt werden.

Das ist ja wieder ein anderes Thema. Bei mir variiert das. Manchmal sind die Szenen, die ich in einem Guss runterschreibe, meine allerbesten, manchmal sind sie totaler Schrott, obwohl es großen Spaß gemacht hat. Und manchmal quäle ich mich mit einer Szene und sie ist hinterher immer noch mies, manchmal rackere ich mich an jedem Satz ab und es wird dann auch richtig gut.

ZitatIch liebe es, eine halbe Stunde lang über einem einzigen Satz zu brüten, weches Wort am Satzanfang wohl am besten klingt

Das mag ich auch total, ich überlege oft sehr genau, wie ich mich ausdrücke und welcher Sinn dabei zwischen den Zeilen entstehen soll. Seit ich selbst schreibe, kann ich auch glauben, dass es wirklich Autoren gibt, die all das in die Texte reinschreiben, was man in der Schule rauszulesen versucht. Nicht notwendigerweise die, die man dort bespricht, natürlich. ;D Und bei mir hat das ganze auch lange nicht so ein Level und so eine Dichte. Aber ich tue es und es macht mir großen Spaß.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Fynja am 20. Juli 2017, 22:09:56
Ich muss sagen, es beruhigt mich sehr, zu lesen, dass es anderen oft so geht, dass beim Schreiben selbst der Spaß fehlt. (Natürlich freue ich mich umso mehr für alle, die meistens Spaß dran haben :D). Bei mir ist es so, dass ich es liebe, mir Geschichten und Figuren auszudenken - aber allzu oft ist das Niederschreiben davon mehr Qual als Spaß, manchmal auch ganz okay, aber den Schreibflow, den ich mal kannte, habe ich schon lange nicht erlebt. Ich glaube, wenn ich es schaffen würde, mit weniger Kopf dabei zu sein und mehr Herz und wieder in den Flow reinzukommen, wenigstens manchmal, käme auch der Spaß wieder. Aber auch ohne diesen Spaß beim Schreiben selbst ist mir das Geschichten-erzählen-wollen auch zu wichtig und es tut mir zu gut, um es sein zu lassen.
Dafür erlebe ich in letzter Zeit diesen Flow oft beim Plotten, wenn ich Lösungen für verstrickte Wendungen finde oder Plotholes stopfen und miterleben kann, wie die Geschichte und die Figuren entstehen. Wenn ich einen Roman weniger plotte, macht mir das Schreiben wohl auch deshalb mehr Spaß, weil ich da eben beim Schreiben noch mehr von diesem "Geschichten erfinden" habe - leider kommt ohne Plot bei mir meistens kein guter oder oft gar kein ganzer Roman heraus.  ::) Aber das Wörter finden, ausformulieren... brr. Es ist oft tatsächlich der unspaßigste Teil des ganzen Prozesses.

Überarbeiten ist bei mir eine Hassliebe. Bei "Dem Horizont entgegen" hat mir das Überarbeiten teilweise richtig Spaß gemacht, weil ich wirklich das Gefühl hatte, einen Rohdiamenten zu schleifen und mich neu in die Figuren zu verlieben. Bei Silberseele ist es gerade das Gegenteil - ich war verliebt in die Geschichte, aber das Überarbeiten desillusioniert und ich habe das Gefühl, eher zu verschlimmbessern.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Sascha am 21. Juli 2017, 11:02:36
Mir geht es genau umgekehrt wie @Angela. Ich habe oft wirklich Spaß daran, die erste Fassung runterzuschreiben. Besonders dann, wenn die Szene auch noch witzig ist. Aber das ewige Überarbeiten danach, das ist für mich eine einzige Qual.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Shin am 21. Juli 2017, 11:09:17
Interessante Ansichstsweisen in diesem Thread.
Mir macht das Schreiben seit Jahren keinen Spaß. Es macht mir Spaß mir Geschichten auszudenken und besonders mit anderen Leuten Ideen hin und her zu werfen; etwas in Gedanken zu erschaffen. Aber geht es dann an das richtige Schreiben? Keinen Spaß. Wenn ich dann mal den Anfang überwinde und etwas länger schreibe, wird es auch nicht besser. Ich bin danach vielleicht ein wenig froh, etwas geschafft zu haben, aber der Spaß ist nicht da.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Kaeptn am 21. Juli 2017, 11:20:20
Hach, gut zu lesen, dass es mehr Leuten so geht wie mir.  Dachte schon oft, ich wäre da die Ausnahme.

Ich würde in meinem Fall sagen: Das Formulieren macht mir keinen Spaß. Ich liebe es Ideen zu entwickeln, Bilder in meinem Kopf aneinanderzureihen, Charaktere auszugestalten. Ja, auch in mir ist eine Welt, die nach außen brechen will. Aber das Ausformulieren, das macht mir oft keinen Spaß. Oft wünsche ich mir ein Interface, dass die Bilder in meinem Kopf automatisch in Sprache umwandelt.

Nicht, dass ich nicht schnell tippen könnte oder Probleme beim Formulieren hätte. Wenn ich mich erstmal überwunden habe anzufangen und eine Szene gut läuft, dann habe ich sogar manchmal Spaß. Aber es gibt Tage, da mache ich sogar lieber Hausarbeit, als mit dem Schreiben anzufangen. Dementsprechend langsam komme ich voran und ärgere mich jeden Abend, dass ich mich wieder nicht vorher habe überwinden können und deshalb wenig/nichts geschafft habe. Aber so sehr ich mir auch vornehme, es am nächsten Tag anders zu machen, es ist immer wieder dasselbe. Wäre Prokrastinieren olympisch, hätte ich wohl gute Chancen ins deutsche Aufgebot zu kommen.

Aber klar, wenn ich mal was fertig habe, dann erfüllt mich das auch mit Freude und Stolz. Sonst würde ich es ja ganz aufgeben.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Shin am 21. Juli 2017, 11:35:09
Zitat von: Kaeptn am 21. Juli 2017, 11:20:20
Ich würde in meinem Fall sagen: Das Formulieren macht mir keinen Spaß. Ich liebe es Ideen zu entwickeln, Bilder in meinem Kopf aneinanderzureihen, Charaktere auszugestalten. Ja, auch in mir ist eine Welt, die nach außen brechen will. Aber das Ausformulieren, das macht mir oft keinen Spaß. Oft wünsche ich mir ein Interface, dass die Bilder in meinem Kopf automatisch in Sprache umwandelt.

Genau das kenne ich. Kannst du das Interface bitte für uns beide entwickeln?
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Sternsaphir am 21. Juli 2017, 12:00:10
Ich melde hiermit auch Interesse an einem solchen Interface an.
Dann könnte ich auch schneller und unbemerkt schreiben.

Im Ernst: bei mir ist es mal und mal so. Manchmal habe ich sehr viel Spaß am Formulieren und manchmal muss ich mich zu jedem Satz treten.
Solange sich das Ganze die Waage hält, bin ich aber zufrieden.
Das einzige was nervt, ist, dass ich nicht immer in den "Flow" komme oder sehr lange brauche und mich vorher die Lust verlässt. Also kurz Pause machen, dann weiterschreiben. Nur leider werden dadurch meine Sätze nicht besser, sondern eher abgehackter.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: HauntingWitch am 21. Juli 2017, 12:03:35
Zitat von: Dämmerungshexe am 20. Juli 2017, 15:54:53
Ich glaube generell muss man da unterscheiden zwischen: "Spaß machen" und "glücklich machen".

Genau diese Unterscheidung mache ich auch. Schreiben ist für mich kein Spass. Ich schreibe aus einem inneren Drang heraus, weil ich sonst platze (wie es jemand weiter oben schon so schön formuliert hat ;D). Nicht, um Spass zu haben oder "aus Spass". Das ist für mich etwas anderes.
Spass haben ist, für mich, ein Konzert meiner Lieblingsband zu besuchen.
Spass haben ist, mit 100 Sachen auf dem Motorrad über eine Pass zu brettern (nein, das mache ich selbst nicht, aber ich bin schon hinten drauf gesessen)
Spass haben ist Kirmes oder Vergnügungspark.
Spass haben ist stundenlange Diskussionen inklusive Lachanfälle mit Freunden.

Schreiben ist für mich nicht "Spass haben", auch wenn ich es gerne tue. Schreiben ist etwas, das mich glücklich macht und ohne das ich nicht sein könnte, aber es entzieht sich meiner Definition von "Spass". Es ist viel mehr als das.

Ich denke, die meisten schreiben aus einem inneren Antrieb und nicht, weil sie denken: "Was mache ich denn heute? Lass uns ein bisschen Spass haben und einen Roman schreiben, yay!" ;) Ich denke auch, dass es nicht wichtig ist, dass einem das Schreiben "Spass macht". Das sagen wir zwar uns gegenseitig zwar immer, aber zumindest ich meine damit eigentlich etwas anderes. Nämlich, dass es für einen Sinn machen muss, dass man im Optimalfall Freude daran hat (nicht gleich Spass) und dass es einem guttun soll. Das muss nicht während des Schreibens sein, das kann auch danach eintreten (wie das klingt :versteck:).

In den letzten sechs Monaten habe ich mich oft gefragt, warum ich plötzlich diese Krise hatte und warum ich jetzt die "spassigen" (im Sinne von Sprotte, mit Händereiben und fiesem Lachen schreibbaren) Action-Fantasy-Sachen aufgegeben habe und mir diese beiden anderen Projekte antue. Emotional und psychologisch schwierige Projekte, ja, es ist das Schwierigste, was ich jemals in Angriff genommen habe. Es macht zu 99 Prozent keinen Spass und ich schreibe es nur, weil es unbedingt raus will. Ich habe mich gefragt, was das soll, warum ich die Sachen nicht anders, einfacher herauslassen kann. Und dann habe ich ein Interview mit Bowie gehört, da sagte er, ungefähr: "Wenn ich an einem Abgrund stehe und der Boden bebt, und ich mich allmählich unwohl fühle dabei, dann weiss ich, dass ich etwas Interessantes tue. Etwas, das es wert ist, getan zu werden." Das war wie eine Offenbarung für mich. Genau so geht es mir im Moment und ja, vielleicht brauche ich das, dieses Gefühl am Abgrund zu stehen, wenn der Boden bebt, weil es für mich erst dann wirklich Sinn macht. Weil ich dann das Gefühl habe, dass der Inhalt, den ich produziere, von Bedeutung ist. Oh Mann, wenn das so hier steht, klingt es total verrückt.  :rofl:
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Leann am 21. Juli 2017, 12:08:13
Bei mir geht das Geschichtenerfinden nur richtig beim Schreiben. Es gibt offenbar eine Verbindung von meinem Fantasiezentrum direkt zu den Fingern, die sonst allerdings gestört ist. Z.B. kann ich nur schlecht über Ideen reden oder Geschichten erzählen. Ich muss es schreiben. Darum plotte ich auch nur wenig. Erst während des Schreibens entsteht die Geschichte. Es ist zwar so, dass ich z.B. beim Joggen Szenen wie einen Film sehe, aber das ist für mich noch nicht die Geschichte, nur der Film, den ich aufschreiben muss, damit er für mich "echt" wird, und nur durch das Aufschreiben wird alles lebendig und real für mich. Darum macht mir das Schreiben auch so großen Spaß, weil es für mich die beste Möglichkeit ist, meine Geschichten zu entwickeln und zum Leben zu bringen. 

(Das hört sich wohl ziemlich seltsam an.)

@Witch: Da ist was dran an der Theorie, dass Unwohlfühlen zeigt, dass man etwas Interessantes tut. Vermutlich habe ich nur darum so viel Spaß am Schreiben, weil ich mich eben mit seichtem Zeug begnüge.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Dämmerungshexe am 21. Juli 2017, 12:08:43
Zitat von: Shin am 21. Juli 2017, 11:35:09
Zitat von: Kaeptn am 21. Juli 2017, 11:20:20
Ich würde in meinem Fall sagen: Das Formulieren macht mir keinen Spaß. Ich liebe es Ideen zu entwickeln, Bilder in meinem Kopf aneinanderzureihen, Charaktere auszugestalten. Ja, auch in mir ist eine Welt, die nach außen brechen will. Aber das Ausformulieren, das macht mir oft keinen Spaß. Oft wünsche ich mir ein Interface, dass die Bilder in meinem Kopf automatisch in Sprache umwandelt.

Genau das kenne ich. Kannst du das Interface bitte für uns beide entwickeln?

Hier! Hier!
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: HauntingWitch am 21. Juli 2017, 12:58:09
ZitatEs ist zwar so, dass ich z.B. beim Joggen Szenen wie einen Film sehe, aber das ist für mich noch nicht die Geschichte, nur der Film, den ich aufschreiben muss, damit er für mich "echt" wird, und nur durch das Aufschreiben wird alles lebendig und real für mich.

Geht mir genauso.  ;D

Ach, Leann, sag doch sowas nicht. Auch vermeintlich seichte Literatur kann gut und wichtig sein. Ich habe eine Freundin, die liest nur leichte Sachen, weil sie nur damit entspannen kann. Sie muss sich im Leben schon mit so vielen Schwierigkeiten, Negativschlagzeilen und Schicksalen (aufgrund Job) befassen. Bei leichter Literatur kann sie dann das Gehirn abschalten und das alles vergessen und das ist super für sie. Deshalb denke ich, dass das auch eine wichtige Sache ist.  :knuddel:
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 13:34:22
Auf so einen provokativen Titel erlaube ich mir eine provokative Antwort, mit der wahrscheinlich wenige zufrieden sein werden, nur um die beiden Extremseiten dieses Themas einmal zu veranschaulichen.
Es ist nicht nicht die Antwort eines Menschen, der die Intention in sich verspürt zu schreiben, sondern die Antwort eines Lesers:

Denn ich lese gerne. 90 Prozent der Bücher lege ich allerdings bald weg. Sie sind langweilig, es steckt kein Leben in ihnen, sie verstauben irgendwo in meinen Regalen und es tut so weh, sie zu lesen, dass ich mir richtig vorstellen kann wieviel Mühe sich der Autor gemacht haben muss um dieses Ding gähnend bis zum Ende zu bringen.

Schreiben darf niemals langweilig sein, weder für den Schreiber und erst recht nicht für den armen Leser der sich durch die uninspirierenden Zeilen quälen muss, nur damit sich der Leser ein Intelektueller und der Schreiber ein Autor schimpfen darf.

Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage entweder fliesst der Text oder er stockt in den einsen und nullen einer Matrix die man sich erschafft nur weil man sich der Illusion hingibt, etwas zu sein, was man nicht ist. Und in diesem Sinne: Let it be, let it be, let it beee oh let it be. Whisper words of wisdom: Let it be.

Natürlich, finde ich, sollte man nicht lediglich die Aussenwelt sein lassen, das was einem geschieht. Denn dann kan man auch sterben und in frieden ruhen. Leben ist eine Intention. Und wenn du etwas tust in dieser Welt, so schrieb ich vor einigen Tagen in facebook, dann lass es das sein, was du authentisch liebst. Tu nicht das, wozu du dich zwingen musst. Versuche nicht erst jemand zu sein, der du nicht von ganzen Herzen bist. Ich sage nicht, dass es einfach ist. Ich sage nur es ist wahrscheinlich der einzige Kampf, den es sich lohnt zu kämpfen.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Zit am 21. Juli 2017, 13:41:57
@Witch

Ich denke, die Sache mit dem Beben ist auch, dass das ein Zeichen dafür sein könnte, dass man sich Themen annimmt, die einem selbst wichtig sind, die an den tiefsten Dingen in uns kratzen. Es sind Sachen, die wahr sind, weil sie viele Menschen umtreibt und beschäftigt.

@Silvasurfer

Hm, ich kann gerade kaum einen Zusammenhang zwischen deinem Beitrag und dem Thema sehen. Nur weil uns/ einigen das Schreiben an sich nicht gefällt und andere Dinge drumherum mehr Spaß oder überhaupt Spaß machen, heißt das ja noch lange nicht, dass wir uns langweilen und durchquälen, weil wirs fertig bekommen wollen. Je nach dem Menschen im Schriftsteller gibt es Themen, die lange brauchen, die schwierig anzugehen sind wie Witch schon sagte, aber das hat nichts damit zu tun, dass wir uns durch "schlechte" Literatur quälen. Ich glaube, da hast du etwas missverstanden.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 13:47:16
Oder wir reden beide aneinander vorbei. Ich sage nichts darüber wie lange ES dauert, bis ES geschehen ist. Ich sage nur das, wenn ES geschehen soll, dann lass ES echte Angst, echten Mut und waschechte Inspiration sein. Wir sind schliesslich Menschen und keine Bücherfabrik, die in lauter giftigen Abgasen gähnender Gedanken Manuskripte am fliessband schreibt.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Zit am 21. Juli 2017, 14:10:28
Das hat auch seine Richtigkeit, was du sagst. Nur stand das nie zur Diskussion. Kein Spaß != Langeweile
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Marta am 21. Juli 2017, 14:12:03
Ich glaube, »Schreiben soll Spaß machen« ist genau wie alle anderen Schreibtipps. Für die einen ist er Gold wert, für die anderen Gift. Es kommt ganz darauf an, welche Art Autor man ist. »Mit allen Sinnen zu schreiben« war für mich z.B. eine Offenbarung, »Kill your darlings« dagegen totaler Mist. Meine Darlings machen meine Bücher erst zu meinen Büchern.

Richtigen Spaß habe ich hauptsächlich am Anfang eines Manuskripts und beim lockeren Plotten. Dann, wenn mir die Szenen einfallen, wegen denen ich das Buch schreiben MUSS, weil ich sonst platze. Zwischendurch habe ich zwar auch Spaß, aber auch immer Seiten und Stunden, durch die ich mich quäle, bis ich wieder da lande, wo ich hin will.

Seit ich mit professionellem Anspruch schreibe, habe ich gelernt, an diesen Stellen einfach weiterzumachen. Wenn ich bei schwierigen Szenen denken würde, dass ich »halt eine Pause brauche«, dass »irgendetwas nicht damit stimmt, weil ich keinen Spaß habe«, oder dass ich »das Manuskript vor die Wand gefahren habe«, würde nie ein Buch fertig. Damit meine ich nicht, dass es diese Dinge nicht gibt. Natürlich kann es sein, dass man eine Pause braucht. Aber bei mir sind solche Gedanken IMMER verkleidete Prokrastinations-Wichtel. :)
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 14:14:27
Ach wie ich den Tintenzirkel für diese Diskussionen und Threads liebe. Ich wüsnchte ich hätte Freunde, mit denen ich solche Gespräche haben darf. Einmal durfte ich jemanden kennen lernen, der ein Buch schreibt nicht jemanden, der es zuende geschrieben hat und das allein war schon inspirierend.  :winke:
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: zDatze am 21. Juli 2017, 14:32:43
Mir ist einmal ein Zitat von Dorothy Parker untergekommen, das sehr gut in diesen Thread passt: I hate writing, I love having written.

Bei mir ist es nicht wirklich Hass, den ich beim Schreiben empfinde. Das Schreiben kommt mir allerdings zeitaufwändiger und mühsamer vor, als wenn ich z.B. Texte überarbeite oder an meinen Welten bastle. Das kann ich stundenlang machen und ist (für mich) bei weitem nicht so auslaugend wie das Verfassen von neuem Text.

Wobei es am Anfang ganz eindeutig eine Zeit gegeben hat, in der mir das Schreiben wirklich Spaß gemacht hat. Jetzt ist es mehr Überwindung und ich finde leider auch viel zu schnell Ausreden oder anderes, das erledigt werden soll. Wenn ich es denn einmal schaffe mich hinzusetzen, dann bin ich zwar trotzdem Feuer und Flamme für meine Ideen, aber eben nicht für das Niederschreiben davon. Das ist so eher der Teil, der auch sein muss, wenn man die eigenen Geschichten auch lesen will. ;D
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Churke am 21. Juli 2017, 14:35:43
Wer lernt ein Musikinstrument, weil er das Üben so geil findet?
Es geht um den Fortschritt, um das, was man sich erarbeitet.

Sehe ich beim Schreiben nicht viel anders.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Archivarin am 21. Juli 2017, 14:55:16
Also, ich bezweifle, dass es jemanden gibt, dem nichts, gar nichts, am ganzen Schreibprozess (oder danach) Freude macht/Glück bringt, und der dennoch schreibt. Wenn man sich zum Schreiben entscheidet, dann wird man wohl in irgendeiner Form Befriedigung daraus erfahren - ausser man wurde von seinen Eltern (zum Schriftsteller werden???  :hmmm:) gezwungen... oder ist extrem selbstquälerisch veranlagt.

Jeder hat einen Grund, aus dem er schreiben will, oder "muss".
Ich denke wie Marta, so eng formuliert ("Spass machen") trifft der Tipp auf einige zu, und auf andere gar nicht.

Mir macht es schon ziemlichen Spass, aber es ist eine empfindliche Sache. Ich zwinge mich praktisch nie zum Schreiben, wenn ich gerade nicht mag. Ich kriege dementsprechend auch nicht so viel hin, wie ich vielleicht könnte. Wenn ich mir strengere Regeln mache, kann ich mir gut vorstellen, dass der Spass schnell verschwindet. Und das ist für viele natürlich nötig, vor allem wenn es um Deadlines etc. geht.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: HauntingWitch am 21. Juli 2017, 14:58:21
Zitat von: Zitkalasa am 21. Juli 2017, 13:41:57
Ich denke, die Sache mit dem Beben ist auch, dass das ein Zeichen dafür sein könnte, dass man sich Themen annimmt, die einem selbst wichtig sind, die an den tiefsten Dingen in uns kratzen. Es sind Sachen, die wahr sind, weil sie viele Menschen umtreibt und beschäftigt.

Ja. Ich glaube, deshalb sind sie so interessant. ;D Ist aber auch neu für mich, habe mich noch nicht umfassend mit dem Warum beschäftigt.

ZitatSchreiben darf niemals langweilig sein, weder für den Schreiber und erst recht nicht für den armen Leser der sich durch die uninspirierenden Zeilen quälen muss, nur damit sich der Leser ein Intelektueller und der Schreiber ein Autor schimpfen darf.

Wer redet denn von Langeweile oder "sich quälen" oder "nicht lieben"? Ich quäle mich nicht, jedenfalls nicht immer. Ich liebe meine Manuskripte und das Schreiben. Langweilig ist mir dabei nie. Es entspricht einfach nicht meiner Definition von Spass. ;)

ZitatTu nicht das, wozu du dich zwingen musst. Versuche nicht erst jemand zu sein, der du nicht von ganzen Herzen bist.

Das ist meiner Ansicht nach ein gefährlicher Rat. Erstens muss man gar nichts. Man entscheidet selbst, ob man etwas tun "muss" oder nicht. Wenn man es "muss", weil man es will, sollte man tun, was man muss, um dahin zu gelangen. ;-) Ich habe vor einiger Zeit, in meinem früheren Job, ein Zitat gelesen, das im Büro meiner Vorgesetzten an der Wand hing. Die Frau war die einzige in einer solchen Position in dieser Firma, erfolgreich in einer Männerdomäne, ja eine Männerbranche war das und die meisten Frauen bekamen da höchstens den Status einer etwas besseren Assistentin. Als ich das aber las, wusste ich, warum diese eine Frau von den Männer ernstgenommen und von den anderen Frauen da drinnen beneidet wurde. Auf dem Zettel stand: "Wer immer nur tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." - Henry Ford.
Seitdem kann ich "Du denkst, du kannst es nicht? Lass es" nicht mehr hören. Das ist Unsinn. Wenn du nicht wirklich, wirklich von ganzem Herzen willst, dann kannst du dir überlegen, es zu lassen, aber wenn du es lässt, nur weil es ein bisschen anstrengend wird, wirst du nie weiterkommen. (Das "Du" ist allgemein gemeint).
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Miezekatzemaus am 21. Juli 2017, 15:05:42
Das Thema finde ich sehr interessant. Ich liebe es, zu schreiben, und damit meine ich schreiben tatsächlich im Sinn von formulieren, Worte aneinanderreihen, mit Sprache basteln. Ich liebe es auch, mir eine Geschichte auszudenken. Aber ob ich Spaß daran habe, beides zu verknüpfen? Selten. Ich schreibe, weil es mich erfüllt, weil es Geschichten gibt, die ich unbedingt erzählen will. Es ist nicht so, als ob mir der Prozess des Schreibens einer Geschichte und nicht des Schreibens im Sinn von Stil und Satzbau, nie Spaß machen würde. Wenn ich spontane Eingebungen habe - das sind oft einzelne Szenen, wegen denen ich im Matheunterricht plötzlich mehrere Seiten vollschreiben muss, um sie bloß nicht wieder zu verlieren -, dann macht mir das Spaß. Sehr viel sogar. Aber die Verknüpfungen zwischen diesen aus einem Impuls entstandenen Szenen zu schreiben, die ich mir zusammenbasteln muss, machen mir keinen Spaß. Nur erzählen sich meine Geschichten ja nicht von allein und wenn ich mein Leben lang darauf warte, dass mir endlich die fehlenden Impulse für die Leerstellen zufliegen, dann werden meine Bücher nie fertig. Und dieser Teil ist für mich am Schreiben wirklich alles andere als spaßig. Es fühlt sich gut an, es hinterher geschafft zu haben und ich tue wenig lieber, als hinterher einige Stellen am Manuskript zu lesen und dabei zu lächeln, aber das schaffe ich längst nicht mit jedem Teil eines Buches und vor allem lächele ich beim Schreiben nicht die ganze Zeit über, weil es oft genug so anstrengend ist. Es ist kein Hobby für mich wie lesen. Beim Lesen verliere ich mich für einen Augenblick in einer Welt, die ich mir nicht selbst ausdenken muss, weil sie schon vorhanden ist - beim Lesen muss ich nicht daran arbeiten, was ich gerade tue, beim Schreiben schon. Und nein, diese Arbeit macht nicht immer Spaß, mir zumindest nicht. Sie tut mir allerdings gut. Der Ausgleich, den das Schreiben schafft. Wenn ich schlechte Laune habe und dann diese ganz andere Welt bearbeite, dann verändert sich meine Laune meist. Aber nicht alles, was mir gut tut, macht mir Spaß. (Sport wäre noch ein Beispiel. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Shin am 21. Juli 2017, 15:32:12
Zitat von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 13:34:22
Auf so einen provokativen Titel erlaube ich mir eine provokative Antwort, mit der wahrscheinlich wenige zufrieden sein werden, nur um die beiden Extremseiten dieses Themas einmal zu veranschaulichen.
Es ist nicht nicht die Antwort eines Menschen, der die Intention in sich verspürt zu schreiben, sondern die Antwort eines Lesers:

Denn ich lese gerne. 90 Prozent der Bücher lege ich allerdings bald weg. Sie sind langweilig, es steckt kein Leben in ihnen, sie verstauben irgendwo in meinen Regalen und es tut so weh, sie zu lesen, dass ich mir richtig vorstellen kann wieviel Mühe sich der Autor gemacht haben muss um dieses Ding gähnend bis zum Ende zu bringen.

Schreiben darf niemals langweilig sein, weder für den Schreiber und erst recht nicht für den armen Leser der sich durch die uninspirierenden Zeilen quälen muss, nur damit sich der Leser ein Intelektueller und der Schreiber ein Autor schimpfen darf.

Ich bin mir nicht ganz sicher, was deine Antwort soll. Ich darf also nur schreiben, wenn ich Spaß dran habe, damit der Leser später etwas Tolles hat? Und was, wenn ich einfach schreiben möchte, ohne es je zu veröffentlichen? Wenn ich mich nur einen Autor schimpfen möchte, könnte ich das tun... Ich kann mich auch allgemein Künstler schimpfen, weil Kunst im Auge des Betrachters liegt und meine grottenschlechten Zeichnungen daher auch für irgendjemanden hohe Kunst sein könnten.
Es geht doch hier im Thread um Spaß und im besten Fall darum, wie man den Spaß wieder erwecken kann. Ich kann z.B. sehr gute Leidensszenen voller Emotionen schreiben, während ich selbst wütend oder in der tiefsten Depression bin. Macht das Spaß? Nö. Es wäre die von dir gewünschte Emotion für "den armen Leser" da und sonst? Ich will für mich schreiben, nicht für andere. Ich will mein Hobby zurück.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Fianna am 21. Juli 2017, 16:22:45
Zitat von: FeeamPC am 20. Juli 2017, 14:48:27
Nein, ich schreibe nicht zum Spaß. Und von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, ist es weder als Spaß gedacht, noch macht es Spaß.
Ich schreibe, weil ich eine Geschichte erzählen will. Unbedingt. Und weil es ein äußerst zufriedenstellendes Gefühl ist, endlich ein Buch fertig zu haben. Und noch zufriedenstellender, wenn es gelesen und von den Lesern auch noch für gut befunden wird.
Aber Spaß ist etwas anderes.
Spaß ist es nicht, wenn ich nach getaner Arbeit in Beruf und Verlag noch eine halbe Stunde von meiner Schlafenszeit abzwacke, weil ich unbedingt noch eine Szene schreiben will.
Spaß ist es nicht, wenn ich in jeder freien Minute sehnsüchtig auf eine Inspiration warte, wie ich den verdammten gordischen Knoten in meiner Geschichte endlich zerschlagen kann.
Spaß ist es auch nicht, wenn ich das Fernsehen cancel und am Wochenende, statt draußen in der Sonne zu liegen und ein Buch zu lesen, in die Tastatur hämmere, weil mein Buch sonst nicht fertig wird.
Und ganz sicher ist es kein Spaß, wenn ich meiner Familie insgeheim grolle, weil sie mich schon wieder besuchen und mir damit kostbare, weil kaum vorhandene Schreibzeit stehlen.

Und trotzdem - nichts geht über das zufriedene Gefühl, wenn ich wieder ein Stück geschafft habe.
Den Vergleich mit Sportlern oder Instrument üben finde ich sehr passend. Wenn man ein bestimmtes Trainigsziel hat, macht es einem nicht immer Spass,  sich dafür Zeit frei zu schaufeln. Und wenn man untrainiert ist, macht es auch nicht Spass, zu üben,  wenn einem nach 300 Metern die Puste ausgeht oder nach zehn Minuten üben die Finger lahm werden.
Oder, in unserem Fall, man in einer halben Stunde nur einen Bruchteil des früheren Pensums schafft und das auch noch krumm formuliert.
Trotzdem machen wir es, weil die Tätigkeit an sich uns Freude bereitet, und was uns stresst, ist nur die eigene Erwartunghaltung: früher warst Du schneller. Andere können es besser. X schreibt jeden Tag 20 Seiten und Y macht jeder Satz Spass, den sie schreibt.

Da muss man sich vor allem von der eigenen Erwartungshaltung lösen. Ich bin wieder vollkommen aus dem Schreibtrott, und wenn mir zu den unpassendsten Zeiten ganze Sätze oder Seiten in den Sinn kommen, demotiviert das noch mehr. Wenn ich Zeit zum Schreiben habe, bekomme ich es im Leben nicht so hin, und je mehr ich es versuche, desto weiter entfernt sich die Stimme in meinem Kopf, die mir vor ein paar Stunden noch eine ganze Menge super Formulierungen diktieren wollte.
Mein Freund sagt dazu nur: Schreib doch einfach. Guck nicht auf die Uhr und mach solang Du magst. Und wenn Dir nur 20 Wörter einfallen, sind das 20 mehr als gestern.
Eigentlich hat er recht. Ich sollte auf ihn hören und mich nicht damit stressen, was früher war. Das war ja im Prinzip ein ganz anderes Trainingslevel.
Aber das erstmal machen ist schwer, und Spass macht es auch nicht. Eigentlich liegt das aber an mir selbst und den unrealistischen Erwartungen, die ich an mich habe.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 18:00:46
@Shin: Dann mach es doch als Hobby. Das ist doch genau das, was ich sage, hab deinen Spaß am schreiben.

@Churke: Ich finde es interessant, dass du gerade das Thema Musik gewählt hast. Wo doch gerade die Musik etwas spontanes und verspieltes ist. Wir sagen: Ich spiele Musik oder im schlimmsten Fall, ich mache Musik aber ganz bestimmt nicht, ich erarbeite mir Musik. Man könnte sagen, der Weg ist ihr Ziel. Sie ist mit anderen Worten das Dao.
Denn genau so, wie es beim Tanzen nicht darum geht einen Schritt von A nach B zu machen, denn das wäre ja gehen und nicht tanzen, so geht es der Musik nur darum zu erklingen, im Ohr und im Herzen, mehr nicht.
Ein Instrument üben, das tun nur jene, die eine Frau beeindrucken wollen. Sie wollen die Mädels, deshalb wollen sie Rockstars sein. Ich sag immer, wenn du die Mädels willst, dann sprich sie doch an, wozu Musik, höchstens um mit ihnen zu tanzen.
Doch es gibt auch jene die nehmen ein Instrument in die Hand. Sie können es noch nicht spielen, sie klimpern einfach und es macht ihnen Spaß. Sie berühren die Seiten und hören ein angenehmes Geräuch. Huch, was ist denn das?! Oh das hat ja toll geklungen!!! Vieles erkennen sie sofort und intuitiv, ja sogar einige Noten und Akkorde. Sie hören sie einfach. Das ist A-Moll, das merkt man doch, so traurig und gleichseitig so mächtig, wie ein Tiger im Käfig, so kann nur A-Moll klingen. Und E-Moll kann man ja wohl von D vollkommen unterscheiden. Selbst DMoll ist das helle lachen eines Kindes E-Moll hingegen ist das Lachen eines alten Mannes, der shcon viele Winter erlebt hat aber immer noch die Freude am Leben empfindet. Und sie spielen immer weiter irgendwann sogar unter Anleitung. Sie können gar nicht anders, denn sie vergessen dabei völlig die Zeit. Das sind wahre Musiker.
Denn die Musik bezweckt nichts, deshalb ist es am schönsten Radiomusik oder Zufallswiedergabelisten zu hören, oder einfach das Tanzbein zu schwingen und alles zu vergessen. Nur sind die meisten Radiosender absoluter Mist. Doch wenn ein Song richtig gespielt und gehört wird, dann einfach indem man den Klang sein Trommelfell streicheln lässt. Und sofort spürt man etwas, egal welche Musik richtung es ist. Siehst du nicht wie die wirklich großen Musiker sich einfach gehen lassen, wie sie posen. Das ist nicht alles nur Show. Hast du schonmal eine Pose gemacht beim SPielen und das Körpergefühl empfunden? Dann können sie es spüren, wie die Musik sie einfach packt. Und dann können sie sie spielen auf eine Weise, wie sie es nur in solchen Momenten vermögen. Und deshalb hängt die Qualität eines Konzertes auch stark vom Publikum ab. Denn wenn das Publikum nicht richtig hinhört, dann ist alles fur die Katz und das feeling verschwindet. Das ist das einzige was an der Musik nicht Spaß macht, wenn man siespielt/übt. Wenn das feeling weg ist und man zwar zuhört, aber nichts geschieht in einem. Es hittet nicht.

Ich habe Konzerte gesehen, die Band ist schon besoffen. Sie haben in der Bar gespielt, privat aber das Publikum war so geil, dass sie nicht anders konnten als immer weiter zu spielen. Es ist inzwischen schon 5 Uhr Morgens. Die improvisierten Stellen, vor allem die Enden verkackt die Band bereits, weil sie viel zu viel getrunken haben und auch noch müde sind. Vor allem der Gitarrist übertreibt es einfach und hört seinen Kollegen gar nicht zu. Doch einer, ein verrückter Tänzer steht einen halben Meter vom Gitarristen entfernt und geht völlig ab. Er war es auch der mir gesagt hat: "Du musst einfach Party machen und Spaß haben, laut sein, dann hat die Band auch ihren Spass und das Konzert geht weiter!" Er überlässt sich also der Musik, Jack Black hätte sich daran inspirieren können. Und dann auf einmal zeigt er auf den Gitarristen. In seinen Augen funkelt es. "Du hast es voll drauf, Mann!" Er spricht es nicht aus, sein Körper sagt es.
Der Gitarrist legt einen Stagedive hin und kniet sich vor dem Bassisten nieder. Die Gitarre im nacken beginnt er das Solo, und die beiden harmonieren perfekt. Das Lied endet in Extase. Dannach gehen wir alle nach hause. Jeder, den ich gefragt habe, selbst jene, die den Stagedive nicht sehen konnten bestätigten mir, dass dieses letzte Solo von allen das beste war. True Story!

Das Problem am Zweck ist, er heiligt nicht die Mittel. Die Mittel heiligen sich selbst, denn sie sind es die den Moment und somit die Realität erschaffen in der wir leben.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: zDatze am 21. Juli 2017, 18:36:10
Du sprichst da einige sehr gute Punkte an, @Fianna. Danke dafür.  :jau:

Zitat von: Fianna am 21. Juli 2017, 16:22:45
Da muss man sich vor allem von der eigenen Erwartungshaltung lösen.
Das möchte ich noch einmal herausheben, da das mitunter einer der Gründe ist, der mir lange Zeit das Schreiben (und den Wiedereinstieg) erschwert und vermiest hat. Diese Gedanken von wegen "du warst aber schon einmal besser/schneller/witziger/..." können wirklich hinunterziehen und gerade wenn es schon mühsam ist in den Schreibprozess wieder hineinzufinden, noch eine zusätzliche (mentale) Hürde aufbauen.
Und dieses Hinunterziehen verstärkt sich dann noch zusätzlich, wenn man die eigenen Leistungen zusätzlich mit den Leistungen von anderen vergleicht. Ein wahrer Teufelskreis, der schwierig zu durchbrechen ist.  :-\

@Silvasurfer Ich möchte dir hier keinen Dämpfer aufsetzen, aber deine Postings gehen teilweise an der Diskussion und am Thema vorbei. Um bei deinem letzten Satz einzuhängen: Du erschaffst dir deine eigene Realität und dieser ist für die klar verständlich, was du meist. Aber in meiner Realität gehen deine Beiträge am Thema vorbei, da ich die Erfahrungen nicht teile(n kann).
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Fianna am 21. Juli 2017, 19:00:18
@zDatze
Das ist bei mir jetzt vielleicht falsch rüber gekommen. Wenn ich in einer Schreibphase bin, motiviert es mich ungemein, wenn ich sehe, was andere Tolles machen.
(Und Gespräche zum  Plotten sowieso immer).

Nur wenn ich in einem Schreibloch bin, tut mir das gar nicht gut.
Ich kann mich auch schlecht mit negativen Anreizen motivieren. "Du bist jetzt x Wörter im Rückstand" - so etwas blockiert mich eher.
Auch Wörter zählen an sich.

Motivierend finde ich Dinge aus anderen Bereichen. Wenn z. B. eine einzige Person alle Stimmen eines Medleys singt, sich unterschiedlich schminkt und das in einem Video zusamnen schneidet... bekomme ich immer so einen "Jaaaa, jetzt sei auch kreativ!"-Kick.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Churke am 21. Juli 2017, 19:33:06
Zitat von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 18:00:46
@Churke: Ich finde es interessant, dass du gerade das Thema Musik gewählt hast. Wo doch gerade die Musik etwas spontanes und verspieltes ist. Wir sagen: Ich spiele Musik oder im schlimmsten Fall, ich mache Musik aber ganz bestimmt nicht, ich erarbeite mir Musik. Man könnte sagen, der Weg ist ihr Ziel. Sie ist mit anderen Worten das Dao.

Mir ist bekannt, dass die Fähigkeit, Noten zu lesen, zunehmend als überbewertet gilt.  ::)
Ich kann mir auch nur sehr schwer vorstellen, dass der Supergitarrist als Naturtalent vom Himmel gefallen ist.
Ich lerne gerade Boogie Woogie (nach Noten), und obwohl ich schon Klavier spielen kann, werde ich alleine in die linke Hand hunderte Stunden Übung investieren müssen. Und dann werde ich Boogie Woogie spielen, dass die Hütte wackelt.  8)
Was daran Spaß macht, ist zu sehen, wo man steht und was man erreicht hat. Und nach nochmaligem Nachdenken sage ich: Es ist die selbe Motivation, aus der ich schreibe. 
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Shin am 21. Juli 2017, 19:34:40
Zitat von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 18:00:46
@Shin: Dann mach es doch als Hobby. Das ist doch genau das, was ich sage, hab deinen Spaß am schreiben.

Nein, du hast gesagt, es wäre falsch, sich zum Schreiben zu zwingen, weil man dem Leser Qualität schuldet. Und diese Aussage fand ich wiederum falsch.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 21:33:33
@Chukre. Natürlich ist er nicht vom Himmel gefallen. Aber ein Talent empfindet es selten als Zwang oder Mühe sich hinzustellen und zu spielen. Ein Naturtalent fühlt sich wohl in seiner Haut, denn das ist schließlich seine Natur, es ist ein Heimspiel. Man kann vieles erlernen wenn man sich Mühe macht, aber das ist es was die wirklich großen vom Rest unterscheidet, sie lieben es einfach über alles und das, was die anderen üben nennen ist für sie der ganze Spaß. Sie haben schlechte Tage mehr nicht aber sie würden es tun, selbst wenn man ihnen nichts dafür gibt, weil sie sich nichts davon versprechen als die Freude an dem, was du üben nennst.

@Shin: Ich sagte schreiben darf niemals langweilig sein, weder für den Schreiber noch für den Leser. Das eine hat doch mit den anderen nur insofern etwas zu tun, dass wenn du freude an deinem Schreiben empfindest und wahre Inspiration, wenn der Zauber über dich gelegt wurde, sodass du gar nicht anders kannst als die nächste Seite zu schreiben oder eben zu warten, geduldig, bis deine Idee wie ein Samenkorn ganz von alleine oder eben einsehen, dass man es doch nicht drauf hat, dass in einem etwas anderes wahres steckt... dann ist das, wenn es zustande kommt ein gutes Buch, eines dass es sich lohnt zu schreiben, eines das sozusagen geschrieben werden wollte und zwar von dir (...) und folglich auch ein gutes Buch zu lesen. Denn das ist was ich wiederum als Leser will, ich will keinen gähnend langweiligen Text der von einer Person geschrieben wurde, die keinen Spaß an der Sache hatte, ich will gar nicht anders können als die nächste Seite aufschlagen, verstehst du?
Bla bla bla Herr Müller trug ein paar weiße Handschuhe, blabla. Das will ich nicht. Jeder Satz muss ein Schlag der Offenbarung ins Gesicht sein, (idealistisch gesprochen) eine authentische Erkenntnis des Lebens, die dich auch dazu angetrieben hat, zu schreiben, ein Gefühl, was denn sonst. Oder warum ist Schreiben dein Hobby, weil du sozusagen ein Hobbystubenhocker bist... mit Sitzfleisch wie man so schön sagt oder führst du etwas gerne Traumtagebücher? Wobei selbst die gut geschrieben sein können. Oder kannst du nicht anders, fühlst du dich einfach gut, wenn du wieder einen vernünftigen Text zustande gebracht hast und zwar egal wo und wie und wofür und warum. Und wenn der Text nichts taugt oder du gerade nicht schreibst, machst du dich dann fertig, bist du dann traurig und würdest am liebsten in dein Kissen weinen. Das nenne ich wahre liebe, echtes Talent, sowas muss doch gefördert werden, die tränen müssen fließen und immer weiter fließen (...) Und der Text auch! Deshab sage ich echte Talente betrachten es nicht als Übung. Denn würden sie nicht "Üben" wäre das ihr sicherer innerer tod das Üben, ist das was ihnen Freude bereitet.  Und das schöne dabei ist, das Kunst Geschmackssache ist, also darfst du ruhig den ganzen Druck und die Last der Erwartungen von dir wegnehmen und ihr einfach deinen Stempel aufdrücken, mal gucken, was passiert, ich sage habe Mut die Maske abzunehmen und selbst zu sein, was auch immer diesem wahren Selbst Freude macht.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Shedzyala am 21. Juli 2017, 23:22:02
@Silvasurfer
Das was du sagst, ist das, was ich gemeint habe, als ich zu Alana sagte: Dieser Tipp ist toxisch für Leute wie mich. Denn mir macht das Schreiben keinen Spaß, was aber nichts daran ändert, dass ich dennoch schreiben will. Denn etwas wollen und an etwas Spaß haben ist etwas völlig unterschiedliches für mich. Mir geht es beim Schreiben um das Ergebnis: meine Geschichte, niedergeschrieben mit meinen Worten. Aber der Weg dahin ist mitunter sehr qualvoll und nur manchmal tatsächlich spaßig. Der Spaß beginnt für mich erst, wenn der First Draft steht. Wenn ich aber von allen Seiten zu hören kriege, dass ich beim Schreiben etwas falsch mache, dann ist Chance groß, dass ich entmutigt aufhöre und mich einem neuen Projekt widme, vielleicht mache ich dann ja etwas richtig und habe Spaß. Ich weiß inzwischen natürlich, dass ich keinen Spaß beim Schreiben brauche bzw dass der Spaß erst später beginnt, aber ein Neuling weiß das nicht und bricht vielleicht ab, ohne es wirklich versucht zu haben.
Übrigens hat Spaß haben nichts mit Qualität zu tun: Auch wenn es eine schöne Vorstellung ist, dass man aus dem Text die Stimmung des Autors herauslesen kann – man kann es nicht. Zumindest nicht bei mir ;) Ich schreibe am liebsten Melancholisches, wenn ich rundum glücklich bin. Und wenn ich eine so richtig gehasst, mich wahrhaft von Wort zu Wort gequält habe – lieben sie meine Testleser für gewöhnlich. Aber vielleicht können sie meine Qual ja doch herauslesen und sind einfach nur elende Sadisten ;D

Und zum Thema Talent: Andreas Eschbach sagt mal (sinngemäß), wenn Talent, dass nur Wenigen vergönnt ist, dann hat ein Autor dann Talent, wenn einen Roman fertigschreiben kann. Talent ist ähnlich wie Kunst etwas nicht Greifbares, ich würde garantiert andere Autoren als talentiert bezeichnen als du. Und unter Naturtalent verstehe ich jemanden, dem eine spezielle Tätigkeit leicht fällt – unabhängig davon, ob sie ihm auch gefällt.

Im Übrigen ist das einzige, was ich meinen Lesern schulde, keine falschen Erwartungen zu wecken. Also kein Klapptext, der marketingtauglich etwas verspricht, was nicht im Roman steht. Keine Leseprobe, die den Text in ein komplett falsches Licht rückt. Keine aufgeworfenen Fragen, die ich linksliegen lasse. Spaß am Schreiben schulde ich niemand (oder ein Happy End :versteck:).
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: FeeamPC am 22. Juli 2017, 00:07:42
So, Silvasurfer, diesen Satz findest du also blabla
ZitatHerr Müller trug ein paar weiße Handschuhe
?
Kommt auf den Kontext an.

ZitatHerr Müller trug ein Paar weiße Handschuhe. Sie starrte ihn ungläubig an. Weiße Handschuhe ... hier? Er streckte eine Hand aus. Das weiße Leder berührte ihre Wange. Sie zuckte zusammen und keuchte auf.

In der Form wird der Leser sie vermutlich nicht mehr langweilig finden.

Und solche kleinen Experimente, da macht mir das Schreiben tatsächlich Spaß. Aber dahinter steht dann keine Geschichte. Nichts, was ich unbedingt Schreiben will. Sobald die Geschichte da ist, beginnt sie eine gnadenlose Herrschaft über meine Gedanken. Will geschrieben werden. Selbst dann noch, wenn ich sie ein halbes Jahr lang am ausgestreckten Arm baumeln lassen. Kein Spaß. Aber etwas, was ich aus innerster Überzeugung tue. Wie ich bereits sagte, die Geschichte will einfach geschrieben wrden. Und hinterher bin ich sehr froh, dass ich es getan habe.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Silvasurfer am 22. Juli 2017, 00:29:53
@FeeamPC: Natürlich kommt es auf den Kontext an. Deshalb sagte ich ja: JEDE Zeile muss ein Schlag der Offenbarung ins Gesicht sein! In meinem Beispiel steht der Satz im Kontext von blabla und zwischen blabla kommt nichts mehr, da kann man sich noch so viel Mühe geben. Die innere Stimme muss es eben auch genau so meinen und fühlen, wie sie es schreibt, das muss authentisch sein und leben in sich haben, so sehe ich das. Dann macht es Spaß. Man schreibt vom tiefsten inneren der Seele. Betrunken geht das richtig gut aber auch nüchtern.

Wie dem auch sei. Marta hat das für mich auf den Punkt gebracht. Die Gemüter scheiden sich natürlich, je nachdem, wie man selbst ist.
Shedzyala und Churke lassen erkennen, dass sie ein klares Ziel verfolgen und auch erreichen wollen. Um dieses Ziel zu erreichen, gehen sie einen Weg. Bei dir geht das jetzt nicht so ganz hervor, was du eigentlich sagen willst, daher schätze ich dich ähnlich ein, wie mich. Du nimmst dir einfach das, was gerade kommt und schreibst darüber irgendwas, egal was, und wenn es meine Blabla-Behauptung ist, Hauptsache du hast etwas worüber du schreiben kannst und wenn du es geschrieben hast, denn dann geht es dir besser, heute shcon nicht erst MOrgen, wenn irgendein längeres Werk fertig ist, aber auch dieser Tag macht dir Freude. In meiner Einschätzung deiner Art, dass du wie ich deinen Weg zum Ziel machst, sehe ich mich nun, da ich deinen Post ein zweites mal lese, ehe ich mit meinen Post schlussendlich geantwortet habe, auch bestätigt:

ZitatUnd solche kleinen Experimente, da macht mir das Schreiben tatsächlich Spaß. Aber dahinter steht dann keine Geschichte. Nichts, was ich unbedingt Schreiben will. Sobald die Geschichte da ist, beginnt sie eine gnadenlose Herrschaft über meine Gedanken. Will geschrieben werden. Selbst dann noch, wenn ich sie ein halbes Jahr lang am ausgestreckten Arm baumeln lassen. Kein Spaß. Aber etwas, was ich aus innerster Überzeugung tue. Wie ich bereits sagte, die Geschichte will einfach geschrieben wrden. Und hinterher bin ich sehr froh, dass ich es getan habe.

Ach dann fühle ich wenigstens nicht so allein. Ich hatte schon Angst, dass ich jetzt richtig dumm mit meiner Meinung auf der einsamen Insel der Ahnungslosen gestrandet bin und jetzt zusehen darf, wie Captain Barbosse mit meinen Schiff davon segelt. 
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Fianna am 22. Juli 2017, 00:34:18
Zitat von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 21:33:33Ein Naturtalent fühlt sich wohl in seiner Haut, denn das ist schließlich seine Natur, es ist ein Heimspiel. Man kann vieles erlernen wenn man sich Mühe macht, aber das ist es was die wirklich großen vom Rest unterscheidet, sie lieben es einfach über alles und das, was die anderen üben nennen ist für sie der ganze Spaß. Sie haben schlechte Tage mehr nicht aber sie würden es tun, selbst wenn man ihnen nichts dafür gibt, weil sie sich nichts davon versprechen als die Freude an dem, was du üben nennst.
Der letzte Satz trifft auf viele im Forum zu. Ich persönlich habe zum Beispiel noch keinen Cent bekommen für mein Geschreibsel. Ich habe noch nie ein Expose an einen Verlag geschenkt. Dennoch beschäftige ich mich seit zwei Jahrzehnten mit Schreibtechniken, Plotmethoden, Weltenbau, den richtigen Formulierungen.
Dennoch bereitet mir das Schreiben nur Freude, wenn es leicht von der Hand geht. Meistens ist es Arbeit, im Moment eine unüberwindbare Hürde und beständige Quelle der Frustration 
Trotzdem gebe ich es nicht auf und ärgere mich über jeden freien Tag, an dem ich wieder nicht geschrieben habe.
Wo mag das in Deiner These hinein passen? Vielleicht ist sie ja doch nicht so allgemeingültig ;)
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Silvasurfer am 22. Juli 2017, 01:15:14
@Fianna: Vielleicht ist das der Sommer. Ich glaube es gibt eine Zeit für alles.
Ich selber stecke in so einer Hürde und es macht mich fertig.  :wums: Und dennoch, wenn ich auch nur einen Text zustande gebracht habe, und wenn es nur ein Brief für eine Freundin oder ein Tagebucheintrag ist, von dem ich mir denke. Jo, das hat Freude gemacht, das ist ein toller Text (Meine Meinung natürlich nur) dann habe ich ihn, den Seelenfrieden.

Du fragst mich, wo also deine Selbstbeschreibung in meine These passt, bezüglich deiner Hürde nehme ich an. Genau an den Punkt, an dem ich sage, dass man, wenn man etwas wirklich liebt gar nicht anders kann als "üben". Das bedeutet im Umkehrschluss und das versuchte ich auch anzudeuten, dass wenn man es nicht tut, weil keine Ahnung (...) Leben halt, die Tatenlosigkeit einen an den Rand des Wahnsinns treiben kann, weil man seinen Sinn eben nicht erfüllt sozusagen. Berufung eben, so wie Leherersein, Azrtsein, Kochsein so wie Berufe eigentlich sein müssten finde ich oft, denn es darf nicht ums Geld gehen. Seiner Berufung zu folgen macht Freude. Wenn es ums Geld geht, macht man etwas, dass man nicht mag... um leben zu können, denn zum leben braucht man ja Geld, das sagen diese Menschen oft, das heißt also um auch weiterhin etwas zu machen, was man nicht mag. Ich würde Geld dafür z a h l e n, wenn du meine Inspiration einschalten könntest und ich mein Buch in Ruhe zu Ende schreiben dürfte, so sieht es aus.

Ich glaube das Thema, was nichtztun zu bedeuten hat, das hatten wir mal, als es um Schreibblockaden ging und ich mich geärgert habe, weil meine Texte nichts taugten. Und erlaube mir dir das zu sagen, was man mir gesagt hat und ich glaube du warst sogar du, aber ich erinnere mich nicht zu 100%, da natürlich viele an der Diskussion beteiligt waren. Nichts zu schreiben kann viele Gründe haben und muss nicht unbedingt bedeuten, dass es nicht in dir steckt. WIchtig ist nur, wie man mit der Blockade umgeht. Sinngemäß hat das irgendwer so zu mir gesagt.

Ich persönliche denke über das, was du sagst, wenn du meine Einschätzung überhaupt hören willst:
Dein Frust darüber, dass du nicht schriebst, so könnte man es ausdrücken, kommt wenn es echter Frust ist, wenn es dich richtig fertig macht, wie die reine Freude an deinen Schreibflüssen von ganzen Herzen, das genügt meistens um zu wissen, wer du wirklich bist. Nun und da Schreibblockaden nicht das Thema sind möchte ich es dieses Mal nicht überschreiten, es geht ja um die Freuden und Nichtfreuden des Schreibens, Schreibblockade wäre schon wieder ein Thema für sich.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Rhiannon am 22. Juli 2017, 01:56:34
Vorneweg, ich habe jetzt nicht alle vier Seiten gelesen. Es kann also sein, dass vor mir etwas ähnliches geschrieben wurde.
Ich glaube, der Frust, den du, @FeeamPC beschreibst, ist ironischerweise der Frust, der uns die Schreiberei so genießen lässt.
Wir raufen uns die Haare, wenn die Geschichte nicht so will, wie wir wollten. Aber nicht eigentlich der Geschichte wegen, sondern weil wir frustriert sind, der Geschichte, die sich in uns festgebissen hat, nicht gerecht geworden zu sein. Wir wollen fertig werden, weil darin letzten Endes das gerecht geworden sein liegt. Und darin liegt auch der Frust des nicht-Vorankommens. Irgendwo ist das das Gefühl, die Geschichte im Stich zu lassen.
Und genau deshalb schreiben wir auch dann, wenn wir müde sind oder eigentlich lieber auf der Couch liegen wollen.

Das ist in meinen Augen übrigens bei allen Leidenschaften der Fall. Ich grummle zum Beispiel auch, wenn ich mir beim Fechten wieder einmal Blessuren hole, aber das ist eher das Grummeln darüber, mal wieder einen Fehler gemacht zu haben, d.h. nicht rechtzeitig abgewehrt zu haben oder ausgewichen zu sein. D.h. ich ärgere mich letzten Endes, weil ich Perfektion anstrebe und sie wieder einmal nicht erreicht habe. Tadaaa, der selbe Ärger wie der, wenn ich beim Schreiben nicht so schreibe, wie ich es gerne hätte.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: FeeamPC am 22. Juli 2017, 09:09:42
Rhiannon, ich glaube, das trifft es auf den Punkt.
ZitatAber nicht eigentlich der Geschichte wegen, sondern weil wir frustriert sind, der Geschichte, die sich in uns festgebissen hat, nicht gerecht geworden zu sein. Wir wollen fertig werden, weil darin letzten Endes das gerecht geworden sein liegt. Und darin liegt auch der Frust des nicht-Vorankommens. Irgendwo ist das das Gefühl, die Geschichte im Stich zu lassen.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Mrs.Finster am 22. Juli 2017, 09:17:07
Schreiben ist für mich wie eine Beziehung oder eine Ehe  ;D

Man liebt sich, man hasst sich, man durchlebt die größten Krisen miteinander, man erlebt das größte Glück. Es gibt "Beziehungspausen", es gibt Tage, da trennt man sich nicht. Manche kriegen Buchbabys, manche bleiben buchlos und sind trotzdem glücklich. Manche trennen sich nach Jahren und manche bleiben ihr Lebtag zusammen.

Schreiben macht nicht immer Spaß, aber die Glücksmomente wiegen dabei alles auf. Die Frage ist immer, wenn der Frust überwiegt, wodran es liegt. Ist es ein grundsätzliches Problem oder habe ich mich einfach zu sehr verändert, dass wir nicht mehr zusammen passen...
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: FeeamPC am 22. Juli 2017, 09:22:15
Das kann dann auch daran liegen, dass einfach die Themen, die man schreibt, sozusagen überholt sind, dass man sich neuen Themen zuwenden möchte, ohne dass es einem schon bewusst ist.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Kati am 22. Juli 2017, 13:25:16
Zitat von: FiannaDa muss man sich vor allem von der eigenen Erwartungshaltung lösen. Ich bin wieder vollkommen aus dem Schreibtrott, und wenn mir zu den unpassendsten Zeiten ganze Sätze oder Seiten in den Sinn kommen, demotiviert das noch mehr. Wenn ich Zeit zum Schreiben habe, bekomme ich es im Leben nicht so hin, und je mehr ich es versuche, desto weiter entfernt sich die Stimme in meinem Kopf, die mir vor ein paar Stunden noch eine ganze Menge super Formulierungen diktieren wollte.

Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber genau das war mein Problem. Das Schreiben hat mir jahrelang keinen Spaß mehr gemacht, bis ich gründlich an meiner Einstellung dem Schreiben gegenüber gearbeitet habe. Das war nicht leicht, hat lang gedauert und war einfach ein sehr holpriger Prozess, aber ich habe mich praktisch gezwungen, das Schreiben nicht so ernst zu nehmen. Ich bin Hobbyautorin und das Schreiben ist mein Hobby. Ich für meinen Teil möchte, dass mein Hobby mir Spaß macht, denn es ist mein Ausgleich zum sowieso schon stressigen Alltag. Monatelang war das Schreiben für mich kein Ausgleich, sondern zusätzlicher Stress. Und das lag an der Erwartungshaltung.

Ich dachte, ich muss schreiben und Leistung abliefern. Wenn ich einen Abend nicht geschrieben habe, egal wie fertig ich war und wie wenig Lust ich hatte, hatte ich ein übles schlechtes Gewissen. Ich wollte Romane fertig kriegen, am besten mindestens drei im Jahr, und mich einfach produktiv fühlen, aber für mich war das der falsche Grund um zu schreiben. Ich will jetzt nicht mehr einfach fertig werden – ich habe wieder richtig Freude daran zuzusehen, wie meine Geschichten Stück für Stück wachsen und sich entwickeln und das hat mir so gefehlt. Schreiben ist für mich kein ,,Mann, wann ist der Mist endlich fertig, ich habe keinen Bock mehr drauf" mehr. Es macht mir wieder Spaß, nicht nur das Fertigsein, auch der Weg dorthin. Irgendwann hat es bei mir geklickt und ich habe kapiert, dass ich nie einen perfekten Roman schreiben werde, schon gar nicht in der Rohfassung. Dass es nie so werden wird, wie in meinem Kopf und, dass das auch okay und normal ist. Seitdem schreibe ich paradoxerweise viel mehr als damals, als ich mich oft gezwungen habe, noch zu schreiben, auch, wenn ich nicht jeden Tag schreibe.

Aber natürlich ist Schreiben oft hart, das ist jedes Hobby. Ich verzweifle manchmal dran. Aber ich denke ohne solche Hindernisse und Herausforderungen könnte ich es gar nicht mehr schätzen, wenn es wirklich Spaß macht. Ich finde persönlich aber, dass der Frust die schönen Momente nicht überwiegen sollte, wie @Mrs.Finster sagte, zumindest für mich persönlich. Ich will vom Schreiben mehr haben als fertige Romane. Ich will die Zeit, die ich damit verbringe, genießen können und sie nicht als etwas Negatives wahrnehmen, das mich zusätzlich zum Alltagsstress runterzieht. Schreiben muss also nicht Spaß machen und schon gar nicht jedem, jeder Autor ist anders, aber ich finde es doch sehr viel angenehmer, mit Freude ranzugehen und nicht mit Druck, zu hohen Erwartungshaltungen und nicht erreichbaren Zielen.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Moni am 01. August 2017, 12:49:53
Zitat von: Charlotte am 22. Juli 2017, 13:25:16
Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber genau das war mein Problem. Das Schreiben hat mir jahrelang keinen Spaß mehr gemacht, bis ich gründlich an meiner Einstellung dem Schreiben gegenüber gearbeitet habe. Das war nicht leicht, hat lang gedauert und war einfach ein sehr holpriger Prozess, aber ich habe mich praktisch gezwungen, das Schreiben nicht so ernst zu nehmen. Ich bin Hobbyautorin und das Schreiben ist mein Hobby. Ich für meinen Teil möchte, dass mein Hobby mir Spaß macht, denn es ist mein Ausgleich zum sowieso schon stressigen Alltag. Monatelang war das Schreiben für mich kein Ausgleich, sondern zusätzlicher Stress. Und das lag an der Erwartungshaltung.

Genau den Punkt hatte ich letztes Jahr auch erreicht und es hat dazu geführt, daß ich jetzt über ein Jahr nichts geschrieben habe. Mittlerweile bin ich wieder so weit, daß ich mir Projekte vornehmen kann, drin lese, sie ganz ok finde und zumindest wieder bei den Recherchen für den Hintergrund weitermache. Ich erlaube mir aber jetzt auch zu sagen "nö, kein Lust, macht mir gerade keinen Spaß, lass ich sein".
Sicherlich würde mich das freuen, wenn ich irgendwann wieder mit dem aktiven Schreiben weitermachen kann, aber jetzt gerade mache ich mir keinen Streß mehr damit.

Mir hat es durchaus Spaß gemacht, wenn ich in meine Geschichten eingetaucht bin und auf manche Szenen habe ich mich einen ganzen Arbeitstag gefreut, bis ich dann abends zum Schreiben kam. Mir macht auch Recherche Spaß, mir macht Plotten Spaß und das Schreiben selber eben auch. Aber nicht immer, die äußeren Umstände müssen stimmen. Eben weil ich mir den "Luxus" erlaube, Schreiben als Hobby zu betrachten, von dem ich "verlange", daß es mir Spaß macht.

Außerdem, als grundsätzliche Anmerkung zum Eingangsposting: Spaß ist eine verdammt subjektive Angelegenheit und deswegen sollte man nie pauschal sagen "das muß Spaß machen" oder "das macht keinen Spaß". Jeder empfindet doch Spaß anders, egal in welchem Bereich.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: canis lupus niger am 01. August 2017, 16:24:13
Um auch mal meine ureigene Einschätzung über mein eigenes Schreiben beizutragen: Mir macht das Schreiben Spaß, sonst würde ich es nicht tun.

Aber das ist in diesem einen Satz zu stark vereinfacht dargestellt. Also noch ein bisschen weiter ans Eingemachte!

Ich habe auch diese Geschichten in mir, die unbedingt rauswollen. Ständig prasseln diese Ideen auf mich ein, manchmal nur winzige Fragmente, Halbsätze, manchmal ganze Szenen. Manchmal sitze ich mit glasigem Blick auf Familienfeiern nur so da und kriege nichts mit, weil vor meinem inneren Auge gerade eine total emotionale Szene zwischen meinen Charakteren abläuft. Das ist klasse, wie Fernsehen im eigenen Kopf. Klar, diese Sachen müssen raus. Aber leider habe ich viel zu wenig Gelegenheit und Zeit, diese Ideen sofort zu notieren. Viel zu viele Ideen gehen deshalb verloren. Und ich habe, so wie viele andere Autoren das ebenfalls beklagen, nicht immer die Fähigkeit, das, was ich gesehen und gefühlt habe, für den Leser sichtbar und fühlbar zu machen, vor allem Stunden oder Tage später noch. Das sind die Aspekte, die mir am Schreiben überhaupt keinen Spaß machen.

Und leider habe ich auch keine Inspirationen von ganzen Geschichten oder Romanen. Die Szenen, die mir ganz von selber zufliegen, sind durch Lücken voneinander getrennt, manchmal durch regelrechte Grand Canons. Manchmal ist so eine Einzelinspiration alles, was ich als Ausgangsmaterial für einen Roman habe. Der Rest kommt im Lauf des Schreibens von selber. Während ich mich mit dem vorhandenen Material auseinandersetze, wächst es weiter in die Breite und zusammen. Aber leider funktioniert das nicht immer. Es gibt auch die Lücken, die ich über Monate und Jahre mit mir mitschleppe, die mich nicht in Schlaf kommen lassen und mir im Lauf der Zeit trotz allen Grübelns das Schreiben zur Hölle machen. Dann macht mir das Schreiben auch keinen Spaß. Eigentlich schreibe ich ja in dieser Phase auch gar nicht. Bei meinem Drachstaad-Projekt haben mich zwei oder drei verschleppte Lücken mehr als ein Jahr gekostet. Das war schon ziemlich blöd. Andererseits bin ich Hobbyautorin. Ich muss nicht bis zu einem Termin ein Projekt abgabefertig haben. Wenn ich das müsste, könnte ich vermutlich meine Produktivität steigern, indem ich ausschließlicher schreibe. Aber ich habe einen Brotjob, eine Familie, Haus, Tiere, ... Das geht nicht. Schreiben ist für mich keine Pflicht, sondern ein Privileg, das ich mir erkämpfen und mühsam bewahren muss.

Und dann gibt es natürlich den Augenblick, in denen ein "fertiges" Manuskript aus der kreativen Phase in die Überarbeitung geht. Dann hört der Spaß endgültig auf. Drachstaad hab ich bestimmt sechs- bis achtmal komplett überarbeitet. Das dürfte jeder von euch mindestens so gut kennen wie ich. Es geht nicht nur um Korrekturen, sondern um Logikbrüche, chronologische Sprünge, Betaleser-Kritik, Perspektivfehler, inhaltliche Unstimmigkeiten. Mit jedem Überarbeitungsgang natürlich/hoffentlich in abnehmender Menge, aber dennoch zäh und frustrierend. Manchmal befriedigend, aber kein Spaß, sondern harte Arbeit. Und mit jedem weiteren Überarbeitungsdurchgang kommt einem die Geschichte langweiliger und belangloser vor, macht es einem weniger Freude, sich daran zu setzen. Und wenn man denkt, alles fertig und in Ordnung, dann findet man im Nachhinein (schon beim ersten Aufschlagen!) einen doofen, doofen Satzbaufehler!!! "Wie sollte denn er jemanden tadeln, der ohnehin schon so bekümmert war?" Argh! Das macht einen beim Überarbeiten des nächsten Manuskriptes geradezu paranoid.

Also kann ich zusammenfassend sagen, dass auch für mich das Schreiben zum Großteil Arbeit ist, zu der ich mich manches Mal überwinden muss. Aber diese Arbeit nehme ich auf mich wegen der Phasen, die mir Spaß machen, dieses freie Fließen meiner Kreativität. Dieses Mit-Erleben und Mit-Erleiden all dessen, was meinen Charakteren passiert. Aber auch die diebische Freude, wenn ich mir z.B. den Ärger über einen widerlichen Mitmenschen von der Seele schaffe, indem ich ihn in meinen Geschichten verarbeite, ihn völlig lächerlich mache oder ihn Schreckliches erleiden lasse. Das hat etwas Göttliches, diese Möglichkeit, etwas Wirklichkeit werden zu lassen, was es bis eben noch nicht gegeben. hat. Alles andere ist der Preis dafür, dass ich mich für einige kostbare Momente wie ein Gott fühlen kann. "Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut." :wolke:

Geschrieben zu haben, ist auch schön.
Geld verdiene ich nicht mit meinem Schreiben. Eher lege ich noch etwas darauf, wenn ich die Reise zu einer Messe oder die Rezensionsexemplare rechne. Aber ich liebe es sehr, Feedback zu bekommen, umso mehr, je differenzierter  und (Ja, ich bin ein schwacher Mensch. Hab auch nie etwas anderes behauptet!) positiver es ausfällt. Aber das Schreiben hat für mich vor allem einen Selbstzweck.

Macht Schreiben Spaß? Mir schon, irgendwie. Macht es einem Junkie Spaß, sich einen Schuss zu setzen?   

Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Fledermaus am 01. August 2017, 22:10:47
Spannendes Thema! Aber ich glaube, das Verhältnis Spaß/Schreiben ist einfach bei jedem unterschiedlich. Genauso, wie Autoren und Autorinnen aus den unterschiedlichsten Beweggründen schreiben und natürlich auch unterschiedliche Persönlichkeiten haben.
Ich gebe trotzdem gerne mal meinen Senf dazu ;D

Eigentlich muss ich ganz ehrlich sagen, dass Schreiben so ziemlich das Einzige ist, das mir immer Spaß macht. Manchmal muss ich mich kurz dazu drängen, mich endlich hinzusetzen und anzufangen - aber auch wenn das mal der Fall ist, komme ich nach einer Weile rein und dann macht es Spaß. Seltsamerweise ist das wirklich nur beim Schreiben so - zu allen anderen kreativen Tätigkeiten muss ich mich ewig überwinden, was auch der Grund dafür ist, warum ich kaum noch male oder Skulpturen mache. Nur beim Schreiben klappt es, ich freue mich immer total darauf, wenn ich einen Schreibabend eingeplant habe.

Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass ich nicht unter Stress schreibe (oder es zumindest bis jetzt nicht wirklich getan habe.) Ich plane mir immer Abende zum Schreiben ein, an denen ich sonst absolut nichts tun muss, und wenn keine Zeit ist ist eben keine Zeit. Dadurch geht es oft relativ langsam voran bei mir, aber Hauptsache, es geht irgendwas voran ;) Die Ideenfindung ist allerdings bei mir ein immerwährender Prozess, sprich, ich denke eigentlich ständig unterbewusst über neue Ideen nach und meistens ist es dann zum Glück so, dass sich bis zum nächsten Schreibabend so viel "angestaut" hat, dass ich nur noch in die Tasten hauen muss. Ich weiß noch nicht, ob es klappen würde, auch unter Stress zu schreiben ??? Aber vermutlich werde ich es irgendwann herausfinden.

Was mir allerdings wirklich keinen Spaß macht ist das Überarbeiten meiner eigenen Texte ;D
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Szazira am 28. August 2017, 14:46:15
Ich liebe Weltenbau, das Erschaffen von Figuren und die Geschichte fliesen zu lassen. Die Begegnung der Figuren und deren Umgang mit Hindernissen. Lustig wird es, wenn sie in eine Richtung fließt, die man gar nicht erwartet hat (Spaß!) ... Frust wird daraus, wenn ungeliebte Plotbunnies entstehen. Dann macht es keinen Spaß mehr. Plotbunnies, die sich nicht vertreiben lassen, die geschrieben werden wollen, egal wie oft man ihnen erklärt, dass das gar nicht das Gebiet ist mit dem man sich befassen will.

Oder der Frust, weil man keine Zeit hat oder Energie zu Schreiben. Dann macht es auch keinen Spaß.

Und man liebt das Schreiben doch und der hartnäckige Plotbunny wird zum NaNo-Projekt 2017. Einfach, damit er Ruhe gibt. Damit der Kopf wieder frei wird.

Als Schreiberling ist man Künstler. Man schreibt, weil man Lust auf die Geschichte hat, weil die raus will. Und dann braucht man Ausdauer bis sie auf dem Papier ist  und es zeigt sich, wie viel Handwerker in dem Künstler steckt. Wie ein Maurer der eine Mauer baut. Fast ein bisschen langweilig und meditativ, Stein für Stein, aber er macht weiter, obwohl er sich schon nach dem berühmten Feierabendbier sehnt.

Der Stolz stellt sich dann ein, wenn man Richtfest feiert, weil da sieht man nicht mehr nur eine Mauer, sondern das Haus. Jetzt kann er einen Schritt zurück treten und SEIN Haus betrachten. Jeder Handwerker ist stolz, wenn er an einem Haus vorbei fährt, dass ER gebaut hat. Egal wie viele beteiligt waren. Es ist SEIN Haus.

Blut, Schweiß und Tränen... und ganz zum Schluss sauglücklich.

Ist Schreiben für mich Spaß? Nicht sicher, aber da ist diese innere Befriedigung, die es einfach Wert ist seine Zeit dafür zu "opfern".

Spaß habe ich vor allem dann, wenn ich die Geschichte mit jemandem teilen kann. Und wenn es nur im Familienkreis ist.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Appletree am 04. September 2017, 14:13:39
Ich fassen mal kurz und Bündig zusammen, wie ich das Schreiben erlebe.

Das Schreiben erfüllt mich, und zwar immer.

Allerdings füllt es mich nicht ausnahmslos mit Freude und Zufriedenheit, sondern beschert mir Streckenweise auch gehörige Selbstzweifel und pure Verzweiflung.

Dass macht für mich jedoch genau das aus, was mich im Leben insgesamt zufrieden stellt.

Eintönigkeit brauche ich nicht, sondern Aufgaben und Herausforderungen, an denen ich wachsen kann, auch wenn es manchmal zum zähneknirschen ist.

Also kneife ich jeden Tag die A...bäckchen zusammen und schreibe weiter, denn ohne ginge es schlicht nicht nicht mehr.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: FeeamPC am 04. September 2017, 15:25:26
Ich glaube, wenn ich erst meinen Weltenbau ausarbeiten müsste, dann würde ich schon vor dem ersten Satz die große Krise kriegen. Bei mir entwickelt sich die Welt beim Schreiben. Ich muss nur höllisch aufpassen, dass jeder Teil, der neu dazukommt, in den schon vorhandenen Teil passt. Aber bislang hat das immer geklappt, von Kleinigkeiten abgesehen.
Das, was am Schreiben wirklich Spaß macht, ist für mich, die Geschichte, die ich ja ohne Plot und Weltenbau beginne, selbst zu entdecken, mich von ihr überraschen zu lassen.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Feuertraum am 04. September 2017, 21:54:03
Ich bin ein Wortmensch.
Während zum Beispiel @Witch sich als Musiknerd bezeichnet und - so vermute ich jedenfalls - lieber 5 Stunden Musik laufen lässt als eine halbe Stunde den Fernseher (wie gesagt: Vermutung), gehöre ich eher zu der Spezies von Autoren, die das Wort abgöttisch lieben. Für mich sind Wörter nicht nur Zweck zum Mittel, um eine Geschichte zu erzählen. Sie sind auch dafür da, um eine sehr gute Formulierung zu finden, eine Sprachmelodie mit hineinzubringen, die die Harmonie beim Lesen liebevoll zärtlich anstupst.
Und das ist es, was mir so viel Spaß macht, dass mit den Wörtern jonglieren, dass ich behaupte: Schreiben macht Spaß.
Zumindest partiell. Ja klar, es ist Arbeit. Es ist strenggenommen sogar sehr harte Arbeit. Und wie jede Arbeit gibt es Bereiche, die die Laune heben und Bereiche, die sie in den Keller fahren lassen: Schwierige Szenen, Selbstzweifel und was noch so alles dazugehört.
Für mich wiegt das Spiel mit den Wörtern die negativen Seiten auf, ja, hat sogar einen wesentlich höheren Stellenwert. Darum kann ich für mich behaupten. Schreiben macht mir Spaß, erfüllt mich, macht mich glücklich. Das Drumherum ist vielleicht hin und wieder suboptimal, aber Schreiben ist toll  :D
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Trippelschritt am 17. September 2017, 08:05:58
Ich schreibe täglich und lebe auch immer mit einem Teil meines Selbst in meinen Geschichten. Und es gibt für mich nur wenig, das erfüllender ist. Aber das war nichrt immer so. Ich glabue, dass sich diese paradisische Beziehung zu meiner Arbeit - und ja, es ist meine Arbeit. Ich bin Schriftsteller - sich erst einstellen konnte, nachdem es keinen Druck mehr gab. Ich wollte nicht ein berühmter Schreiber werden oder Autor. Autor war ich, Berühmtheit lockt mich nicht. Ich verdiene Geld mit meiner Schreiberei, aber bin als Pensionär nicht darauf angewiesen. Es gibt also nicht diesen Zwang, eine Seite füllen zu müssen. Wenn ich das mit einer anderen Kunst vergleiche, dann ähnelt es einem ständig komponierenden Musiker oder einem Maler mit eigenem Atelier, wohin er sich tagtäglich zurückzieht. Und so kann es ruhig bleiben.
Kann ich irgendjemandem einen Rat geben? Höchstens den. Beseitigt alle Zwänge, auch die selbstgemachten, so gut wie es geht. Es ist nicht immer möglich. Und sorgt für die nözigen Erfolgserlebnisse. Wenn man hingeht und sich vornimmt, ein immer besserer Schreiber zu werden, das Handwerk immer besser zu beherrschen und ... das gibt es noch ein paar Sachen. Dann kann man selbst dafür sorgen, dass man weiterkommt. Ich habe erst vor einigen Wochen etwas Grundlegendes über Ideen gelernt. Und geholfen hat mir dabei ausgerechnet die Fernsehserie House of Cards, die ich vor allem wegen des Drehbuchs anschaue. Und ich schreibe schon viele Jahre. Es gibt kein Ende beim Lernen und es ist jedes Mal ein Erlebnis etwas Neues zu erfahren.

Viel Erfolg allen
Trippelschritt
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Carolina am 28. September 2017, 18:56:07
Für mich ist der schönste Moment beim Schreiben, wenn ich so bei der vorletzten Überarbeitung bin und ich sehe, wie sich alles zusammenfügt. Wenn Charaktere sich entwickeln, Rätsel sich auflösen und ich den Spannungsbogen vor mir sehe.

Zwischendurch fühle ich mich manchmal wie im Urwald. Ich weiß, dass ich da durch muss, ich habe auch einen Kompass und eine Schatzkarte dabei, aber manchmal brauche ich einfach eine große Machete, um mich durchs Unterholz zu kämpfen. Als Berufsautor gibt es einfach auch Tage, an denen man sich abends zurücklehnt und das Gefühl hat, echt geschuftet zu haben. Deshalb habe ich nach der ersten Version meist noch einiges zu ergänzen, der Pfad, den ich durchs Holz geschlagen habe, ist noch zu schmal. Es fehlen Beschreibungen, Details, zusätzliche Szenen. Aber das macht nichts, beim Überarbeiten fällt mir das Ergänzen dann schon ziemlich leicht.

Was mich antreibt, ist der Gedanke an das fertige Werk. Ich bin gerne "Buchproduzent". Und ich finde es faszinierend, meine Ideen in Text zu gießen und einen Buchdeckel drum herum zu legen.

Viele Autoren schreiben in Interviews, dass ihnen die Ideen nur so zufliegen. Das ist bei mir leider überhaupt nicht so. Das Finden guter Ideen ist meine Achillesferse, an der ich schon so manches Mal verzweifelt bin. Plotten ist das Schlimmste für mich. Manchmal sind meine Ideen so schwer greifbar, die Charaktere noch so unausgereift, da finde ich einfach keinen Anfang.

Und nach insgesamt zehn Veröffentlichungen habe ich allmählich Angst davor, mich selbst zu kopieren. Sind all meine weiblichen Charaktere am Ende nur eine verkappte Version von mir? Handeln und denken sie immer wieder ähnlich? Nein, Plotten ist kein Spaß.

Insgesamt ist Schreiben jedoch der beste Beruf, den ich bisher hatte. Und das weiß ich absolut zu schätzen.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Erin am 16. Mai 2019, 20:56:03
Tja, das ist ein schwieriges Thema. Ich denke, hier muss man etwas differenzieren.
Es ist wahr, dass man allgemein sagt: Ein Autor hass es zu schreiben, aber er liebt es geschrieben zu haben.
Das mag auf recht viele zutreffen. Allerdings gibt es natürlich auch diejenigen, denen das Schreiben an sich sehr viel Spaß macht! Auf mich persönlich trifft beides zu. Es gibt Tage, da gibt es einfach nichts unterhaltsameres für mich. Ich kenne die Story, und die Szene gefällt mir. Ich kenne die Charaktere, und in diesem Moment liebe ich sie einfach. Die Worte schwirren bereitwillig herbei und ich brauche nur auszusuchen, welches mir gerade am besten passt. Ich denke, man nennt das Einen Lauf haben.
Aber dann gibt es natürlich auch Tage, an denen ist es gelinde gesagt schleppend. Wie Zimmeraufräumen (auch wenn es Leute geben soll, denen selbst das Spaß macht :rofl:). Man sieht den Boden schon nicht mehr unter den ganzen Worten, die sich da chaotisch türmen, und man weiß nicht wohin man treten soll. Irgendwie muss man eine Ordnung in dieses Chaos bringen, die passenden Worte in ihre Fächer räumen, aber man weiß nicht, wo man anfangen soll.

Wobei es sich nicht ausschließt, dass man etwas gutes schreibt und gerade im Schreibfluss ist, obwohl man keinen Spaß daran hat.

Zitat von: Shin am 21. Juli 2017, 15:32:12

Ich kann z.B. sehr gute Leidensszenen voller Emotionen schreiben, während ich selbst wütend oder in der tiefsten Depression bin. Macht das Spaß? Nö. Es wäre die von dir gewünschte Emotion für "den armen Leser" da und sonst? Ich will für mich schreiben, nicht für andere. Ich will mein Hobby zurück.


Da stimme ich Shin zu. Selbst wenn es einem grottenschlecht geht, oder in manchen Fällen sogar vor allem dann, ist es einem möglich bestimmte Dinge viel leichter auf Papier, Beziehungsweise auf den Bildschirm zu bringen. Aus Schmerz kann Kunst geboren werden. Außerdem ist es gut sich was von der Seele zu schreiben, aber das mal nur am Rande.

Der Punkt ist: Es gibt verschiedene Arten von keinem Spaß am Schreiben haben. Wenn es einem schlecht geht, muss einen das nicht zwingend vom Schreiben abhalten. Aber:

Zitat von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 13:34:22

Schreiben darf niemals langweilig sein, weder für den Schreiber und erst recht nicht für den armen Leser der sich durch die uninspirierenden Zeilen quälen muss, nur damit sich der Leser ein Intelektueller und der Schreiber ein Autor schimpfen darf.


...wenn es langweilig ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich relativ hoch, dass das Geschriebene entweder auch langweilig ist, oder am Plot vorbei driftet, an dem, was man eigentlich sagen will. Bei sowas sollte man sich einen Tee machen und noch mal gut darüber nachdenken, ob die Szene benötigt wird, und wenn ja, was man tun könnte, um sie für sich selbst und auch für den Leser spannender zu gestalten.


Das gilt dann auch als Tipp von mir dafür, wenn einem das Schreiben so gar keinen Spaß macht. Findet was, irgendwas, dass euch so fasziniert oder belustigt, dass ihr es einfach in Worte fassen müsst! Falls die Szene nicht tragisch ist, würde ich zum Beispiel Humor empfehlen. Ein Charakter, der ein bisschen trocken oder sarkastisch kommentiert, oder auch nur Gedanken. Ist nur ein Beispiel. Ich hoffe, niemand versteht mich falsch! Am Ende muss man selbst wissen, was das Beste ist. Ich meine... Menschen sind verschieden... Und genau so der Schreibstil und die Herangehensweise. Für einige ist eben auch die Belohnung, am Schluss etwas geschrieben zu haben, ausreichend genug, um den Vorgang in Kauf zu nehmen.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: MynaKaltschnee am 22. Mai 2019, 00:05:59
Zitat von: Erin am 16. Mai 2019, 20:56:03
Auf mich persönlich trifft beides zu. Es gibt Tage, da gibt es einfach nichts unterhaltsameres für mich. Ich kenne die Story, und die Szene gefällt mir. Ich kenne die Charaktere, und in diesem Moment liebe ich sie einfach. Die Worte schwirren bereitwillig herbei und ich brauche nur auszusuchen, welches mir gerade am besten passt. Ich denke, man nennt das Einen Lauf haben.
Aber dann gibt es natürlich auch Tage, an denen ist es gelinde gesagt schleppend.

Genauso geht es mir auch. Es gibt Tage, da macht mir das Schreiben an sich total viel Spaß. Es beflügelt mich geradezu und ich liebe es, in meine Geschichte abzutauchen und meine Charaktere wiederzutreffen. Dann gibt es wieder Tage, an denen ich mich zum Schreiben beinahe hinprügeln muss.  An diesen Tagen erfüllt es mich mehr mit Freude, anschließend geschrieben zu haben und nicht der Schreibprozess als solcher.

Allerdings schreibe ich nur für mich bisher und habe weder einen Verlag noch sonst irgendeine Deadline im Nacken (vom NaNo mal abgesehen).  Ich kann mir gut vorstellen, dass es den Spaß nimmt, wenn man schreiben muss.
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Silvasurfer am 23. Mai 2019, 18:25:14
Ich betrachte Schreiben, wie eine geliebte, ich liebe sie von ganzem Herzen, treu und mit all ihren Fehlern und es macht verdammt nochmal Spass, sogesehen. Und ja, sie macht mich wütend und ich mache sie vor allem wütend, wenn ich nichts zu Papier bringe und ich muss mich um sie bemühen, dann kommt die Muse auch... und sie will natürlich ständig meine Aufmerksamkeit, wenn ich eigentlich nur schlafen will oder nach der Arbeit kaputt bin. So gesehen kann ich froh sein dass meine menschliche Geliebte weg ist, dann kann ich meiner Muse wieder noch mehr Aufmerksamkeit geben... Schreiben ist nämlich sehr eifersüchtig und akzeptiert selten Ausreden, Tochter geht von Herzen aus klar und meine letzte nicht metaphorische geliebte hat Schreiben frei von Eifersucht dann doch neben sich akzeptiert, weil mein Herz da voll dabei war und manchmal kann ich auch Freunde besuchen oder ein bisschen chillen, wenn Texte geflossen sind oder spazieren gehen am Strand um Texte fliessen zu lassen... Arbeit ist so eine halbausrede, nicht zu schreiben, mit irgendwas muss ich ja geldtechnich über die Runden kommen, denn ein Sugardaddy ist schreiben auch nicht... Es ist eben wahre unkonditionelle Liebe tut weh und genau so liebe ich sie und es macht auch Spass texte zu gestalten, von Anfang bis Ende und zwar so etwa: Arrrrrrrrrrrrrgh :wolke:!

Und dann ist da noch die Selbstfindungsphase auch nicht einfach, wer ist jetzt deine geliebte: Schreiben, Musik machen, Surfen, Malen, Schmuck machen da kommen so viele Hobbies in Frage, wo willst du dein Herzblut reinstecken. Seitensprünge mag Schreiben auch nicht, habe ich da für mich zumindest festgestellt, es ist ja jeder anders gepolt und somit kommt für mich ins Nachtleben der Hobbies stürzen und alles mit Ambitionen anpacken, was im ersten Augenblick ja und Amen sagt, auch nicht mehr in Frage, nur weil Strassenmusik auch Spass macht. Kann, wie im Liebesleben auch, nach meiner Erfahrung, wenn man sich bei seinen Hobbies in deeses Singledasein stürzt auch ein sehr verwirrender und verletzender Prozess sein, weil man am Ende hier ein Lied geschrieben hat, da mit Kunst ein paar pennys verdient oder auch mit Texten auf freelancer oder was weiss ich und dann wieder was anderes kreatives Zusande gebracht und dann wieder Monatelang den Tintenzirkel nicht besucht... und irgendwie fühle ich dann wieder diese Leere in dem Fall, da muss man schon weise entscheiden, wo man sein Herzblut voll und ganz reinsteckt, finde ich und dem Schreiben auch mal einen vernünftigen Antrag machen mit Ehegelübte und volles Programm...  wenn man weiss, dafür schlägt mein Herz (neben den Menschen die man liebt)
Titel: Re: Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!
Beitrag von: Silvasurfer am 23. Mai 2019, 18:47:41
Dem will ich nur noch konkret hinzufügen, das schreiben für mich auch Leben ist. So habe ich, wen es interessiert vor 1,5 Jahren beschlossen alles hinter mir zu lassen und mit meinen letzten Ersparnissen Abenteuer zu erleben und zu reisen und darüber zu schreiben in blogg oder Buchform. Bin am Ende dann mit Freundin in Lissabon ohne Geld in den Taschen angekommen, so um die Weihnachtszeit, wir haben uns obdachlos auf der Strasse durchgeschlagen und beim betteln immer weiter geschrieben, so als Experiment für blogg und/oder Buch , und hab jetzt sogar wieder einen Job.

Das hat viel Schreiben in mir ausgelöst, allerdings kann ich das weniger als Empfehlung und mehr als Warnung hier im Tizi mal unter uns mitteilen, weil auch das kein Spass macht. Ich war am Anfang voller Gefühle von Aufbruch und dem Ruf des Helden folgen, Vaiana sein und was weiss ich noch alles, ein Narr eben: "There's a light and it shines on the sea, it calls me, blablaaaablablabla. Dann wurde es Frozen, let it Go und König der Löwen Hakuna Matata und jetzt bin ich irgendwo, wo ich mich alleine fühle, in der Höhle des Löwen und wär am liebsten wieder in meinem warmen Zuhause am besten bei meiner Mama und denke wie Frodo: "Ich wünschte all das wäre nie passiert!" Manchmal habe ich dann so einen Simba-du-hast-mich-vergessen Moment und folge Rafikis Rat nicht mehr loszulassen sondern vom Schmerz der Vergangenheit zu lernen und ich hoffe nur, ich kann, wenn dieser Sommerjob vorbei ist, mit einem fertig geschrieben Buch in der Hand endlich nach Hause kommen und ja, ich muss Fee zustimmen:

Mit oder ohne Plot, improvisiert oder voll geplant, gelebt oder in der fantasie ausgelebt oder inspiriert am Leben und an Gesprächen Dialogen um uns herum, was auch immer... egal wie man es macht und welche Strategien man verfolgt um ein Geheimrezept zum Schreiben zu finden, es ist kein Zuckerschlecken, weder auf der lebendigen Ebene, spricht; mein Leben so als möchtegern Autor plus all die Gefühle die dabei ins Spiel kommen noch auf der Ebene; ich muss mich hinsetzen und all diese inspirierenden Gedanken zu Papier bringen, leidenschaftlich ja und voller liebe aber eben schmerzlich.

Um es mal als Christ-Buddhist zu sagen: Wünsche sind der Ursprung allen Leidens und das ist wiederum die Passion Christi, nimm es auf dich es ist kein so grosses Kreuz, wie die Welt retten, vor allem wenn du es von Herzen liebst aber rechne damit dass du dich hinsetzen und schreiben musst bis die Finger wund sind und was alles noch auf der Gefühlsebene dazu kommt und rechne auch mit wenig Geld und kein Ruhm, damit du weisst wofür du es machst, nämlich um dir im Idealfall inspiriert die Finger wund zu schreiben bis du endlich die Hürde bezwungen hast und das berühmte Ende unter dem Manuskript setzt. Das Glücksgefühl muss dir reichen um es zu machen, diese Vision muss bereits ohne Erfolg dein Herz zum schlagen bringen, alles andere ist irgendwo auch Glückssache. Dann kannst du deinem Schweinehund ins Gesicht blicken und sagen, Ruhe in Frieden, du *hust und dann beginnt alles wieder von vorne, aber wenn du es liebst. Have fun, type down and bleed, es macht einen Glücklich, Liebe eben, da geht schon nichts schief.