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Figuren und ihre realen Pendants

Begonnen von hima, 27. August 2009, 08:42:52

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Kraehe

...so krass war es bei mir noch nicht. Aber.
Ich hab mal im Zug einen gesehen, der meinem Lieblings Nebenchara seeeehr ähnelte. Und es war schwierig, ihn nict die ganze Zeit anzustarren. Was der sich gedacht hat/hätte... ;D

Lisande

Wir haben mal darüber nachgedacht, wie man unsere RP-Charaktere besetzen könnte, und dabei hat eine Mitspielerin den Vorschlag gemacht, dass für Lisande eigentlich Julia Stiles in Frage käme. Bei mir kamen erst die drei Fragezeichen (ich und Schauspielernamen kennen?), dann die Erkenntnis, wer das ist - und dann die Erkenntnis, dass das wirklich Lisande ist. Also, die Lisande, von der mein Nick stammt...

Luna

Vielen Dank für Euer Feedback :knuddel:.
Jetzt weiß ich, dass ich die beiden doch nicht streichen zu brauch. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht so viele von den anderen Macken mit reinbringe :innocent:.

HauntingWitch

Hach, da weisst mich jemand freundlicherweise auf diesen Thread hin (weil ich ja das Thema so spannend finde) und dann stürzt der Thread mich in Zweifel. Die Sache mit dem Persönlichkeitsrecht finde ich nämlich unheimlich. Ich verwende sehr oft Namen (auch Zitate) und "Handlungen" von realen Personen beschreibend, einfach weil meine Protas sich auf diese beziehen. Aber wie ist das jetzt? Wenn ich eine Prota denken lasse, dass ein anderer Prota genau gleich aussieht wie Schauspieler xy - verletze ich dann das Persönlichkeitsrecht dieses Schauspielers bereits? Das ist ja nur das, was meine Prota denkt, oder? Dann, wenn ich einen Chara etwas über eine tatsächliche reale Person des Zeitgeschehens (wie ihr das so schön umschrieben habt) denken lasse, dass eventuelle beleidigend sein könnte, gilt das als Beleidigung? Vermutlich schon. Dann habe ich ein Problemchen.

Und desweiteren: Wenn einer meiner Charas gewisse Paralellen zu einem bestimmten Promi aufweist, was dann? Ich meine, klar kann ich behaupten, das ist nur mein Chara. Aber wenn es der realen Person aus irgendeinem Grund auffällt, habe ich ein Problem, oder?  ???

Kurzum: Ich finde es total spannend, bin aber auch gerade etwas verwirrt.

Und ich bin froh, dass es mit dem "Heraufbeschwören" gewisser Personen durch Charas nicht nur mir so geht.  ;D

Atischara

Ich habe jetzt nur Teile des Threads gelesen, denke aber auch schon seit längerer Zeit über die Rechtslage nach. Schließlich entwirft man doch immer Charaktere, die denkbar sind, also die man sich als echte Personen vorstellen kann. Selbst wenn man dabei nicht bewußt jemanden aus dem eigenen Umfeld beschreibt (und wenn wir mal annehmen, daß der Charakter auch nicht unbewußt an eine Person aus dem Bekanntenkreis angelehnt ist), besteht doch immer ein Risiko, daß jemand der Meinung ist, er (oder sie) sei gemeint. Wenn einen aber solche Zufälle in juristische Schwierigkeiten bringen können, wie soll man dann überhaupt noch glaubwürdige Charaktere konstruieren?  :wums:
Es läßt sich doch letztlich nicht exakt festlegen, wann es eindeutig ist. Daher scheint es mir mehr als fragwürdig, wenn man mit Aussicht auf Erfolg wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten klagen kann, ohne daß Namen, Wohnorte, Arbeitsstellen oder andere eindeutige Hinweise auf die Person überhaupt erwähnt werden. Wie will man denn jemanden anhand einer Beschreibung in einem Roman (der ja immer den Anspruch erhebt, fiktiv zu sein) eindeutig identifizieren?  ??? Wird ja wohl in der Regel kein Foto, Fingerabdruck oder dergleichen danebenkleben.

Erdbeere

Das mit der Persönlichkeit finde ich eine ziemlich verzwickte Sache.
Kennt ihr das? Da lest ihr ein Magazin und entdeckt dort einen dieser Psychotests, den ihr natürlich gleich machen müsst. Bei einigen Fragen passt keine der vier zur Auswahl stehenden Möglichkeiten so richtig zu euch, also kreuzt ihr einfach das an, was ihr am ehesten vielleicht machen würdet. Dann lest ihr das Testresultat (Hast du am meisten a, b, c oder d?) und, obwohl ihr bei einigen Fragen nichts auf euch beziehen konntet, denkt ihr euch beim Lesen der Antwort, hm, ja, stimmt schon so, so bin ich.

Oder auch die Situation, wenn ihr jemanden kennenlernt und spätestens nach dem dritten "Ich auch!" denkt, ihr seid euch total ähnlich (was natürlich nicht stimmt).

Ohne jetzt tiefer über Psychologie Bescheid zu wissen - man überträgt auf sich selbst gerne Attribute, die man gerne hätte und identifiziert sich dann so lange damit, dass man glaubt, man besitze diese Eigenschaften wirklich. Bei mir war das z.B. so, dass ich lange gedacht habe, ich sei offen und selbstbewusst. Ich habe mich so dargestellt und von mir selbst gesagt, ich sei so. Bis ich eines Tages gemerkt habe, dass dem überhaupt nicht so ist und ich auch teilweise deswegen die Mauer aufgebaut habe, die ich lange um mich herum hatte.
Heute bin ich selbstbewusst, weil ich weiss, dass ich es bin. Das mit der Offenheit, das ist eine schwierigere Sache.

Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt und unglaublich viele Autoren, da kann es gut passieren, dass ich mich als Protagonistin im Buch eines völlig unbekannten argentinischen Autors wieder finde (nur so als Beispiel). Natürlich ist es so ziemlich unmöglich, dass dieser Autor mich so darstellen kann, wie ich wirklich bin, kennt er mich doch gar nicht.
Da ich selber schreibe, weiss ich um die Situation und checke meine Figuren immer, ob sich jemand in meinem näheren Umfeld befindet, der Ähnlichkeiten aufweist. Wenn dies passieren sollte (bisher zum Glück noch nicht), dann verändere ich einfach eine Kleinigkeit. Niemals jedoch verwende ich real existierende Namen aus meinem Umfeld.


Weiss jemand eigentlich von einem konkreten Fall hier im deutschsprachigen Raum, in dem ein Autor wegen Persönlichkeitsverletzung angezeigt wurde?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass so etwas aus anderen Motiven als Rache oder Denunziation von besagtem Autor gemacht wurde. Und die Möglichkeit, dass diese eine Person ausgerechnet dieses eine Buch liest, ist dann doch verschwindend klein.

HauntingWitch

Zitat von: Erdbeere am 11. November 2011, 10:15:12
Ohne jetzt tiefer über Psychologie Bescheid zu wissen - man überträgt auf sich selbst gerne Attribute, die man gerne hätte und identifiziert sich dann so lange damit, dass man glaubt, man besitze diese Eigenschaften wirklich.

Das ist bestimmt so. Dazu kommt natürlich, dass man ja eine selektive Wahrnehmung hat und unbewusst die für einen vermeintlich zutreffenden Dinge aus dem Gesamtkontext herauspickt. Man glaubt dann, der Text sei total passend, dabei ist einfach nur für jeden etwas Passendes dabei. Ich halte es schon für möglich, dass bei Buchfiguren so eine ähnliche Wirkung auftreten kann.

Zitat von: Erdbeere am 11. November 2011, 10:15:12Weiss jemand eigentlich von einem konkreten Fall hier im deutschsprachigen Raum, in dem ein Autor wegen Persönlichkeitsverletzung angezeigt wurde?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass so etwas aus anderen Motiven als Rache oder Denunziation von besagtem Autor gemacht wurde. Und die Möglichkeit, dass diese eine Person ausgerechnet dieses eine Buch liest, ist dann doch verschwindend klein.

Weiter vorne in diesem Thread hat jemand einen Fall geschildert. Da hat der Autor offenbar eine Ex-Freundin dargestellt, die ihn daraufhin verklagt und Recht bekommen hat.

Ich habe übrigens in den letzten zwei Tagen festgestellt, dass die Sache mit der Verfremdung beziehungsweise Verzerrung des "realen" Bildes bei einem Chara gar nicht so schwierig ist. Teilweise sind es wirklich Details, die gleich einen völlig anderen Eindruck erzeugen. (Hoffentlich nicht nur in meiner Wahrnehmung, das ist ja dann auch nochmal so eine Sache. ;))

Simara

Bei mir war das als ich mit dem schreiben begann ganz schlimm.  ;D Das damals mit 11 entstandene Erstwerk wimmelt nur so von realen Personnen, aber das war damals zum ausleben kleinerer Aggressionen und Hoffnungen gar nicht mal so schlecht... auch wenn dieses Machwerk wohl eine Zumutung für jeden Leser wäre.  :rofl:
Inzwischen finde ich höchstens Schnippselchen aus meinem echten Leben in meinen Geschichten wider und die können es sich dort ruhig gemütlich machen, ein wenig Inspiration ist schließlich nicht schlecht.