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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Gilwen

Das klingt für mich, als wäre es für sie auch nicht ganz eindeutig!
Vielleicht kann ja mal @Feuertraum aufklären, wie die Frage gemeint war?  :)
,,Ist schon gut", sagte das Feuer. ,,Du musst das sicher erstmal alles sacken lassen."

Feuertraum

Hallo, erst einmal danke für die vielen neuen Antworten.
Das Problem ist, dass ich es nicht wirklich aufklären kann.
Die Auslassungspunkte stehen dafür, dass der Prota nicht weiß, als was er den Zustand jetzt bezeichnen soll, deswegen das "was auch immer über diese Brücke geht".
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Nikki

Für mich klingt das stark nach "irgendetwas" und das verlangt eindeutig das Prädikat im Singular. Rein theoretisch ist wohl Plural möglich, aber wenn nichts Konkretes im Vorfeld im Plural formuliert ist, würde mich Plural an dieser Stelle mehr als irritieren. Ich bleibe bei meiner ersten Einschätzung.  ;D

Gilwen

#1398
Ah, dann habe ich es falsch verstanden. Finde allerdings immer noch, dass es so nicht ganz eindeutig aufzulösen ist!
,,Ist schon gut", sagte das Feuer. ,,Du musst das sicher erstmal alles sacken lassen."

Trippelschritt

"Was auch immer" empfinde ich als Singular. Bei Rynns Beispielen für eine Plural-Bedeutung hätte ich anstelle von "was" "welche" geschrieben. Das wäre präzise und nicht mehrdeutig gewesen. Es klingt für mein Ohr auch schräg, aber ich bin kein Germanist, der alle Sprachregeln kennt.

Bei Montsegur gibt es ein paar Leute, die man als wirkliche Autoritäten in solchen Fragen ansehen kann. Wenn es also wirklich um etwas geht, kann ich dort nachfragen.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Wallrabe

#1400
Hm, also ich (auch kein Germanist, nur Philologe :D) würde nicht sagen, dass es hier zwangsläufig das eine oder andere ist, sondern es abhängig von jenem "unsere" ist. Genau wie Nikki und Gilwen geschrieben haben.

"Und wie sollen wir von hier wegkommen, wenn wir schlafen und unsere ... was auch immer über diese Brücke [gehen/geht]"

Auch wenn der Protagonist nicht genau weiß, worum es sich handelt, so hat er aber ja offenbar sowohl in-character als auch aus Autoren-Sicht eine Ahnung, scheint mir. Dass er von "unsere XY" spricht, impliziert zumindest für mich, dass er ungefähr weiß, worum es sich bei "was auch immer" handelt. Entsprechend gehe ich sehr vorsichtig davon aus, dass auch der Leser zu diesem Zeitpunkt eine Ahnung hat, um was es sich handelt? <=> zumindest eben Ahnung genug, um zu sagen, ob "was auch immer" eine Gruppe Verfolger oder eine einzelne, weibliche Verfolgerin ist.

Zumindest dieser eine Satz ohne Kontext impliziert meiner Ansicht nach auf jeden Fall einen Kontext, der diktieren müsste, ob es gehen oder geht heißen müsste.

Wenn das "unsere" natürlich rausfliegt, der Protagonist tatsächlich keinerlei Anhaltspunkte hat, um was oder wieviele es sich bei "was auch immer" handelt, dann ist "was auch immer" denke ich auch auf jeden Fall Singular, weil es im Grunde ein einzelnes Kollektiv beschreibt.

Also:

"Und wie sollen wir von hier wegkommen, wenn wir schlafen und... was auch immer über diese Brücke geht?"

Siara

Seit einiger Zeit beschäftigt mich eine Kleinigkeit. Wann genau benutzt man "hinab" und wann "herab", wann "hinüber" und wann "herüber"? Das scheint auf den ersten Blick einfach zu sein, weil "hin" nun mal eine Bewegung von etwas weg anzeigt und "her" eine Bewegung auf etwas zu. Aber von welcher Perspektive geht man in dem Fall aus? Von demjenigen, von dem die Handlung ausgeht oder von demjenigen, der sie empfängt? Kommt es auf die gewählte Erzählperspektive an? Und wenn ja, wie macht man es im Auktorialen?

Beispiel: "Sie warf den Ball zu ihm her-/hinüber."

Sagen wir mal, "er" sei Perspektivträger. Aus seiner Perspektive wirft sie natürlich zu ihm "herüber". Allerdings geht die Handlung klar von ihr aus, er ist ziemlich passiv. Sie wirft also eigentlich zu ihm "hinüber". Und wenn die Erzählperspektive auktorial ist (bzw. der Perspektivträger ein Dritter ist, der nur beobachtet), bin ich ganz aufgeschmissen. Geht vielleicht einfach beides? Google spuckt leider nur Erklärungen für einfache Fälle aus, bei denen deutlich wird, aus welcher Sicht bzw. in welche Richtung eine Handlung läuft. Vermutlich ist das auch eine Sache, die keinem Leser jemals auffallen würde, aber da ich ein ziemlicher Perspektiven-Pedant bin, nagt es an mir. Weiß jemand eine Antwort?
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Mindi

#1402
Ich frage mich da im ersten Moment, ob man das Wort überhaupt braucht. :hmmm: Gerade in dem Beispiel funktioniert es super ohne hin und her. Es gibt sicher noch andere Situationen, in denen man es nicht weglassen könnte.
Wenn weglassen keine Option ist, würde ich in dem Beispiel hinüber nehmen, aber nur aus dem Gefühl heraus. Und gerade auktional würde ich es weglassen. Aber ich bin wirklich kein Grammatik Profi.
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

Mia Nordstern

Hin ist immer weg von der Perspektive, her ist zu ihr.

"Geh dort hin!"
"Komm her!"

Wo sitzt die Kamera, wo ist das Auge des Lesers? Das gilt in deinem Beispiel. Wobei du das wie schon gesagt wurde mit "Sie warf ihm den Ball zu" auch umgehen kannst. Das wäre auch der Lösungsansatz, wenn die Perspektive bei einer dritten Person sitzt (Beobachter, Erzähler). Dann wäre m. E. "hin" und "her" falsch und müsste anders umschrieben werden.
So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past. (F. Scot Fitzgerald, The Great Gatsby)

Nikki

Für ausschlaggebend halte ich hier die Perspektive und selbst bei einer auktorial gefärbten Erzählstimme hast du einen Fokus, welche von den Figuren nun die Handlung prägt. Geht es im nächsten Satz mit ihr oder ihm weiter? Je nachdem würde ich das Adverb gestalten. Wie Mia gesagt hat, ist "Sie warf ihm den Ball zu" auch möglich, diese Formulierung würde ich aber nur wählen, wenn das eine reine Beobachtung ist und keine der beiden Figuren handlungstragend ist. Mit anderen Worten: Konstruktionen mit hin- oder her- bieten sich, wenn man wirklich genau arbeiten möchte, eigentlich nur mit einer expliziten Perspektive an, denn diese Wörter drücken eine Richtung aus und ergreifen damit Partei für eine Figur.

Soly

Ich habe mal eine Frage zur russischen Grammatik (habe ich nie gelernt und konnte ich mir auf die Schnelle nicht angoogeln):

Ich suche nach einem Wort, das russische Muttersprachler für eine werwolfähnliche Figur benutzen würden (gewissermaßen als Slur) und bin bei dem slawischen Fabelwesen "Wolkolak" gelandet. Dieses Wort steht allerdings im Maskulinum, die so bezeichnete Figur ist aber weiblich. Und die Einzige ihrer Art.

Deshalb die Frage: Gibt es eine eindeutige Möglichkeit, das Wort "Wolkolak" im russischen Femininum zu schreiben, und wenn ja, welche?
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Feuertraum

#1406
Manchmal gibt es Fragen, bei denen man zuerst denkt: Das ist doch einfach. Doch dann ploppt im Kopf das Wort "Oder?" auf, und man fängt an, intensiv drüber nachzugrübeln.
Momentan bin ich bei einer solchen Frage:

Angenommen, ich kaufe mir ein Brettspiel mit kompetitiven Charakter und ich will es mit einigen Leuten ausprobieren. Suche ich dann Mitspieler oder suche ich Gegenspieler?

Mein erster Gedanke war: Ich suche Mitspieler. Schließlich will ich ja Leute, die mit mir dieses Spiel spielen. Dann kam das Oder?, weil das Spiel ja nun mal darauf ausgelegt ist, dass einer der Spieler Gewinner ist und man demzufolge gegen die anderen spielt. Ergo suche ich dann Gegenspieler.
Oder wie oder was?

Weiß da jemand die richtige Antwort?

Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Zauberfrau

Zitat von: Feuertraum am 01. Februar 2021, 15:31:29
Manchmal gibt es Fragen, bei denen man zuerst denkt: Das ist doch einfach. Doch dann ploppt im Kopf das Wort "Oder?" auf, und man fängt an, intensiv drüber nachzugrübeln.
Momentan bin ich bei einer solchen Frage:

Angenommen, ich kaufe mir ein Brettspiel mit kompetitiven Charakter und ich will es mit einigen Leuten ausprobieren. Suche ich dann Mitspieler oder suche ich Gegenspieler?

Mein erster Gedanke war: Ich suche Mitspieler. Schließlich will ich ja Leute, die mit mir dieses Spiel spielen. Dann kam das Oder?, weil das Spiel ja nun mal darauf ausgelegt ist, dass einer der Spieler Gewinner ist und man demzufolge gegen die anderen spielt. Ergo suche ich dann Gegenspieler.
Oder wie oder was?

Weiß da jemand die richtige Antwort?

Hallo Feuertraum!

Ich glaube, es sind Mitspieler.
Im Spiel selbst verkörpern dann die Mitspieler die Gegenspieler.

Ich habe mir das so überlegt, indem ich das mit einem Theaterstück verglichen habe.
Wenn ich Leute suche, zum Beispiel für eine Krimistück, dann suche ich erst mal Schauspieler (Mitspieler). Im Theaterstück selbst gibt es dann z.B. einen Mörder (Gegenspieler). Natürlich suche ich für mein Theaterstück selbst ja keinen Mörder.

Vermutlich sind das zwei verschiedene Ebenen: Einmal die Mitspieler-Ebene "Wir spielen zusammen ein Spiel." und die Spiel-Ebene "Deine Mitspieler sind deine Gegenspieler."

Das ist meine Ansicht der Dinge. Vielleicht gibt es da auch andere Meinungen.

Liebe Grüße von der
Zauberfrau

Gilwen

Ich schließe mich Zauberfraus Meinung an, das hat sie genau so erklärt, wie ich es auch verstehen würde  :)
,,Ist schon gut", sagte das Feuer. ,,Du musst das sicher erstmal alles sacken lassen."

Mia Nordstern

Also mein Sprachverständnis sagt: im Zusammenhang mit dem Spiel heißt es "Mitspieler". Gegenspieler ist eher das deutsche Wort für Antagonist. Daher gebe ich auch Zauberfrau recht, wenn sie sagt, dass die Mitspieler Gegenspieler verkörpern können.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past. (F. Scot Fitzgerald, The Great Gatsby)