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die (deutsche) Sprache, in der man schreibt

Begonnen von Franziska, 12. August 2007, 17:50:47

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Franziska

Also "Fremdwörter" benutze ich nur, wenn sie schon länger fester Bestandteil der deutschen Sprache sind und oder es keine deutschen Begriffe für das Wort gibt. Ein Futeuil muss da nicht unbedingt auftauchen, aber deja vu zb. Mischpoke ist für mich auch kein Fremdwort.

@ Maran: willst du damit sagen, das Wort "tun" kennt man woanders nicht? Für mich ist das ganz normal! Oder meisnt du sowas wie "Tu mal lieber die Möhrchen", wenn es falsch verwendet wird?

Lavendel

Bei mir heißt das: 'Gibbstemalls Salz rübba?'^^

Im Ernst: Ich mag Dialekte total gerne. Aber Hochdeutsch ist doch immer noch die Variante, die alle verstehen. Um Figuren zu charakterisieren finde ich Dialekt aber gut!

Anglizismen, diese verruchten Dinger, finde ich für Fantasy auch nicht so besonders passend, da man sich ja zumeist vorindustrieller Kulturen bedient und viele Lehnwörter aus dem Englischen eben mit Technik zu tun haben bzw. mit der 'neuzeitlichen' Jugendkultur assoziert sind.
Generell habe ich absolut gar nichts gegen Anglizismen. Ich kann auch Leute nicht verstehen, die Vereinen zur Erettung der heiligen deutschen Sprache beitreten. Sprache ist nicht unveränderbar und wird es niemals sein. Sie ist ein Mittel zur Kommunikation keine Reliquie. Wenige Leute verteufeln die Einflüsse aus dem Lateinischen oder Griechischen, die doch recht eindeutig im modernen Deutsch vertreten sind. Warum die aus dem Englisch? In zehn oder zwanzig Jahren werden wir vielleicht jede Menge chinesische Begriffe benutzen. Und? Macht uns das blöder? Stiehlt uns das Ausdrucksmögklichkeiten? Macht es die Sprache weniger ästhetisch? Nicht für meine Begriffe. Prinzipiell gewinnt man dabei anstatt zu verlieren (das wäre der Fall, wenn Worte 'ungrammatisch' übernommen würden. Ich chille, du chillst, er/sie/es chillt usw. wird einwandfrei wie ein 'gutes' deutsches Verb konjugiert).

Und jetzt muss ich doch noch mal was zum Thema 'Studierende' loswerden (jaja, war ja klar^^). Es mag sein, dass solche Wortkonstruktionen sich in der Praxis manchmal etwas plump und unliterarisch verhalten. Aber es geht dabei auch gar nicht um Ästhetik. Sie sind Symbole für den Versuch, Worte geschlechtsneutral zu machen, d.h. mit einem Wort beide Geschlechter zu meinen und keinen Unterschied erkennen zu lassen. Auch wenn man dagegenhalten könnte, 'Studenten' meine zwangsläufig beide Geschlechter und mache sich sprachlich auch noch besser - Sprache beeinflusst unser Denken. Ein Wort ist nicht nur ein Wort. Dahinter steht ein Konzept. Und dieses Konzept ist das wichtige. Schreibt man also 'Studierende' oder 'Lehrende' oder etwas in der Richtung, etabliert man ein neues Konzept, das sich von Studenten oder Studentinnen, Lehern oder Lehrerinnen unterscheidet. Es mag erstmal unnötig klingen, aber manchmal muss man eben auch bei den kleinen Dingen anfangen.
Die Begriffe bezeichnen scheinbar das Selbe, in Wirklichkeit sind sie aber verschieden, weil man doch verschiedenen Konzepte damit verbindet.
Soviel dazu. Genug des blabla.

Maran

@ Franziska: Ich zitiere mal eben die entsprechende Stelle:
"Der (Hund) weiß ganz genau, wen er hier rauflassen tut und wen nicht."

Alles klar?  ;)

Espérance

Ich glaube, dass es wirklich sehr schwer ist, manche Wörter als dialekt zu entlarven, wenn man immer in der selben Gegen gelebt hat und alle das Wort kannte. Eine Freundin von mir, die nahe der holländischen Grenze lebt, war ganz entsetzt, dass ich das Wort fitzen nicht kannte.

Ich versuche auf jeden Fall hochdeutsch zu schreiben (obwohl ein Elbe mit bayrischem Dialekt auch mal lustig wäre) und ich denke, dass ich auch ziemlich hochdeutsch spreche. Aber so ganz genau kann ich es auch nicht sagen und ob sich da nicht doch noch ein paar kleine Wörter einschleichen.

Hr. Kürbis

Fitzen? Was ist DAS denn? Hört sich irgendwie unanständig an! :rofl:

Franziska

Ich glaube Espérance meinte fietsen, das was die Holländer ständig machen und ganz und gar nicht unanständig: radfahren.

Ary

@Lavendel: "Studierende" finde ich auf jeden Fall besser als dieses unselige "StudentInnen". Argh, was habe ich mich über dieses große I schon aufgeregt! Schrecklich. DAS ist Sprachvermurksung.

Das Durchkonjugieren englischer Verben nach deutschen Regeln... hm. Ich weiß nicht. Warum muss es unbedingt "chillen" sein, wenn man auch faulenzen/abhängen/rumhängen/rumgammeln oder sowas sagen kann? Ich habe nichts gegen Anglizismen in der Umgangssprache, aber zu viele müssen es auch nicht sein.

@Franziska: "fietsen"? Das kenn ich gar nicht, auch wenn Holland gar nicht so weit weg ist!
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Grey

Also nach allem was ich gehört habe, ist ein Fiets ein Fahrrad, und ein Bromfiets ein Moped ...  ;D Holländer sagen schon lustige Sachen ^^

Termoniaelfe

 :wache!:

Nu aber wieder zurück zum Thema

:wache!:

LG
Termi

FeeamPC

Also, ich finde, Ihr solltet mit dem armen Englisch etwas nachsichtiger umgehen. Es kann doch auch nichts dafür, daß es zur Hälfte Deutsch (Niederdeutsch) ist, aber trotzdem als pure Fremdsprache angesehen wird!
Bei uns nannte man früher zum Beispiel die Spinnräder Spinnweehle ( wheel=Rad im Englischen). Geht man geschichtlich genügend weit zurück, ähneln sich viele Wörter.
Ihr braucht also nur Eure Geschichte weit genug in der Vergangenheit ansiedeln, dann könnt Ihr jede Menge englische Wörter verwenden- allerdings natürlich in der historisch korrekten Form.

Hr. Kürbis

Klar sind die Sprachen verwandt, meine vor dem Krieg in die Staaten ausgewanderten Verwandten konnten nicht ein Wort Englisch, haben sich aber als "Plattsnacker" doch verständigen können!
Aber trotzdem würde ich es mir nicht zutrauen, eine komplette Geschichte in einer Fremdsprache zu verfassen, ich könnte mich schon ausdrücken, aber auf DIE Vokabel, die wie Faust aufs Auge passt, komme ich bestimmt nicht...  ::)

Drachenkind

@Aryana: dazu hab ich vor einiger zeit eine Radiosendung gehört, in der sich Leute (von der Straße) über die vielen Anglizismen aufregten. Eine Frau erzählte, ihr Mann habe sie gefragt, was eigentlich "Chill out" bedeutete und sie meinte, das sei wieder so ein unerträglicher Anglizismus, eigentlich hieße es "relaxen".

Fiel mir ein bisschen schwer, weiter geradeaus zu fahren in dem Moment.
:rofl: :rofl: :rofl:

@Hr. Kürbis: Also ich stolpere immer darüber, dass ich die perfekte Wendung im Englischen habe, aber im Deutschen nichts annähernd so Schönes finde. Alles, was sich bewegt, etwas tut und das womöglich noch gleichzeitig, ist im Deutschen nicht darstellbar. Schon, weil man auf Deutsch dar-STELL-en muss. Eine Sprache, die nur aus Substantiven vesteht, schrecklich.

Manko - mir geraten englische Wendungen in den deutschen Text "er verhalf sich selbst" steht in meiner FF, gräßliches Deutsch, gar kein Deutsch, Englisch in deutschen Worten.

tagebuch und sowas schreibe ich auf Englisch.

Aber es gibt eine Ausnahme und das sind Beschreibungen von Sinneseindrücken. Ich bin ein Riesen-fan von Rosemary Sutcliff und deren Bücher sind die einzigen, die ich kenne, die in der deutschen Übersetzung besser sind als im Original. R.S. war schwer körperbehindert und konnte kaum laufen. Als Kind verbrachte sie Stunden damit, einfach nur zu schauen und als Jugendliche arbeitete sie als Miniaturenmalerin. Und so schrieb sie auch, ihre Texte sind Gemälde und die lassen sich oft auf Deutsch besser ausdrücken als auf Englisch.

Lavendel

Also, ich finde, Drachenkind hat schon Recht mir ihrer Beobachtung zu Deutschen Verben. Aber nur bedingt. Es ist echt richtig schwer, tolle Verben zu finden und sie an passender Stelle anzubringen. Aber es gibt diese kleinen Superwörter durchaus. Und wenn sie dann da stehen und passen, dann machen sie einen Satz richtig lebendig.
Aber ich gebe zu, dass man sich dafür oft erstmal relativ weit vom durchschnittlichen 'Gebrauchsverb' entfernen muss. Mir windet sich dabei regelmäßig das Gehirn.

Kann sein, dass das im Englischen etwas anders ist. Aber bewusst war mir das bisher nicht.

BTW, Drachenkind, is English your first language?

Linda

Hi,

Zitat von: Drachenkind am 18. August 2007, 09:51:10
@Aryana: dazu hab ich vor einiger zeit eine Radiosendung gehört, in der sich Leute (von der Straße) über die vielen Anglizismen aufregten. Eine Frau erzählte, ihr Mann habe sie gefragt, was eigentlich "Chill out" bedeutete und sie meinte, das sei wieder so ein unerträglicher Anglizismus, eigentlich hieße es "relaxen".

ja, man merkt, dass man alt wird, wenn schon die Anglizismen Modeströmungen unterworfen sind :-)

Zitat
Fiel mir ein bisschen schwer, weiter geradeaus zu fahren in dem Moment.
:rofl: :rofl: :rofl:

@Hr. Kürbis: Also ich stolpere immer darüber, dass ich die perfekte Wendung im Englischen habe, aber im Deutschen nichts annähernd so Schönes finde. Alles, was sich bewegt, etwas tut und das womöglich noch gleichzeitig, ist im Deutschen nicht darstellbar. Schon, weil man auf Deutsch dar-STELL-en muss. Eine Sprache, die nur aus Substantiven vesteht, schrecklich.

Also das stimmt definitiv nicht.

Zitat
Manko - mir geraten englische Wendungen in den deutschen Text "er verhalf sich selbst" steht in meiner FF, gräßliches Deutsch, gar kein Deutsch, Englisch in deutschen Worten."er verhalf sich selbst"

Dann machst du einfach ein "er behalf sich" daraus, und es stimmt wieder... Er hatte den verflixten Zauberspruch schon wieder vergessen. Aber er behalf sich mit einem Spickzettel.

Auch "er verhalf sich" ist ok. Er verhalf sich selbst zu einem Eis. (so mache ich das auch immer, wenn mir kein anderer ein Eis spendiert ;-) )
Es gibt jede Menge deutsche Begriffe und Wendungen, die von dem täglichen Sprachgebrauch abweichen, aber immer noch richtig und (noch, zumindest bis die Gereration sms in den Medien das Ruder übernimmt) verständlich sind.

Gruß,

Linda

Hr. Kürbis

@Drachenkind
Ich verstehe genau, was du meinst! Mir fällt es oft schwer, Englische Redewendungen oder Begriffe so zu übersetzen, dass es Sinn macht. Ich weiß GENAU, was ich damit meine, kann es aber nur sehr vage sinngemäß übersetzen. Aber gerade darin liegt ja auch Herausforderung, ansprechende Wörter für die eigenen Texte zu finden, denn Sinn so zu erfassen, wie man ihn fühlt.

Außerdem, warum sollte ich auf Englisch schreiben, wenn ich ein Buch für den deutschen Markt schreibe? Bei FF kann ich es noch verstehen, die werden aber auch nicht kommerziell verwertet. Es gibt aber wohl keinen englischsprachigen Schriftsteller, der lieber in einer Fremdsprache schreibt, genauso,  wie es wohl keine deutschen Schriftsteller gibt, die von vornherein auf Englisch schreiben und auch im Ausland verlegt werden...

Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen, vielleicht gibt es ja diese Exoten?