• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

die (deutsche) Sprache, in der man schreibt

Begonnen von Franziska, 12. August 2007, 17:50:47

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Artemis

#15
Oh weh, da komme ich mit meinem üblen Platt ganz schlecht weg  ::)
Wir Saarländer haben nicht nur eigene Wörter, die keiner versteht, sondern auch eine vollkommen verdrehte Grammatik.
So ist bei uns das Perfekt die allgemeine Vergangenheit. Wir sagen also nicht: Ich schrieb gestern eine neue Szene, sondern (jetzt in Hardcore-Saarländisch): Ich hann geschda e neiji Szeen geschrieb.   *urgs*

Und mein geliebtes Plusquamperfekt *zu Lavendel blinzel* stammt auch vom Dialekt. Beispiel: Statt Ich war krank  sage ich eben   Ich war krank geweehn.

Böse, ganz böse, ich weiß v_v

Ansonsten bemühe ich mich, keinerlei landestypischer Begriffe in meine Texte einfließen zu lassen. Auch moderne Wörter, vielleicht sogar mit englischem Touch, werden möglichst vermieden. Dann bediene ich mich lieber bei der alt-hochdeutschen Sprache und benutze Wörter, die man heute nur noch spaßeshalber verwendet (holde Maid, Recke ect ...)

Immortal

Hm, also ich schwätz meischtens a richtigs schwäbisch (  ;) ). Nein, also im Schreiben fällt mir das Trennen überhaupt nicht schwer, außer, dass auch wir hier im Schwabenland ebenfalls kein Perfekt kennen.

Statt "ich aß", sagen wir "i han gesse". Das wird mir manchmal in Dialogen zum Verhängnis, wenn zu wenig Perfekt dabei ist.

Von den Wörtern najaaa. "Marmelade" ist "Gsälz", ähhm es heißt doch "das Salz", oder (hui ist mir das peinlich), naja wir sagen auf jeden Fall "der Salz". aber damit habe ich auch keine Probleme beim Schreiben. Ich kan das im Kopf irgendwie gut trennen.

Naja und Denglisch... ich gebe zu, manchmal verwende ich es "okay", "sorry", "bye", "what's the time Ms Thieme?" (so werd ich häufig angesprochen, weil ich IMMER eine Uhr anhabe  ;D )

Naja aber im Großen und Ganzen denke ich habe ich mit Hochdeutsch keine Probleme beim Schreiben nur beim schwätze halt  ;D Ich komm mir da immer so... hochtrabend vor, aber wenn wir unsere ganzen Verwandten in Berlin besuchen muss es leider sein.
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

Ary

Hi!

@Franziska: bei uns in Ostfriesland "feudelt" man auch! :) Wie nennt man das Ding denn sonst? Aufwischlappen? Bodentuch? Argl....

Ich güble gerade noch über weitere lokale sprachliche Besonderheiten, aber mir fällt gerade nichts ein. Ich denke schon, dass mein "Schreibdeutsch" recht sauberes Hochdeutsch ist. Und wenn man wirklich mal Klöpse baut, gibt's ja immer noch Betaleser. Man entwickelt ja auch Vorlieben für bestimmte Formulierungen. Bei mir heißt es zum beispiel immer "obwohl" oder "dennoch" oder "aber", nie "obgleich" oder "obschon". Die beiden finde ich einfach fürchterlich gestelzt, aber anderswo sind sie vielleicht Umgangssprache, und "obwohl" wirkt dort dann komisch.

Viele "denglische" Wörter und Redewensungen find eich auch fürchterlich, ich bemühe mich, sie nicht zu verwenden, auch wenn ich immer mehr merke, wie sich in meinen terminkalender "Meetings" und "Dates" statt Treffen und Verabredungen einschleichen und dass ich gern einen "Car Port" hätte, auch wenn unser Auto sich sicher über einen simplen überdachten Stellplatz auch freuen würde. Mein Computer ist allerdings auch umgangssprachlich meist der Computer und weniger der Rechner. Manchmal auch der "Komposter", aber Scherz beiseite.
Von französischen Fremdwörtern halte ich mich fern. Ich kann sie zwar aussprechen, aber nicht schreiben. Und bevor ich mich blamiere, gibt es bei mir eben keine Chaiselo... naja, diese Kreuzung aus Sofa und Sessel eben.

Grüße,
Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Termoniaelfe

die (deutsche) Sprache, in der man schreibt...


Huch darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich schreibe deutsch. Zumindest versuche ich immer ein verständliches MS abzuliefern. Bis her hat mein Verlag sich nicht beklagt. Ansonsten sehe ich das so wie Solatar schon schrieb. Neue Rechtschreibung? Ich krieg die Kriese. Ich bin zu alt um noch 100 % umzudenken. Das geht immer nach hinten los. Wenn ich mal Dialekt schreibe, dann eh nur berlinerisch. Dett kann ick , weil ick aus Potsdam komme. Aber bisher brauchte ich das noch nicht. Obwohl es eine reizvolle Idee ist, im Wuddelwald jemanden einzuführen der berlinert.
Vielleicht einen der den Eingang zum Zauberwald bewacht.

"He, ick wees ja nich, watt ihr hier wollt. Aba der Zauberwald ist jetze jeschlossen. Kommt morgen wieda."  ;D

Okay ick hör ja schon uff.

LG
Termi

Grey

#19
 :rofl:

Termi, das fänd ich persönlich ja total großartig ... ich wette, damit kannst du vielen Leuten ordentlichen Lachmuskelkater beschreren, vor allem wenns dann wieder als Hörbuch erscheint! ;)

Meine aktuelle Prota ist ja auch eher der schnoddrige Typ ... und dann aus der Ich-Perspektive, naja man hat mich schon freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass ich es da vielleicht etwas übertrieben habe mit der Umgangssprachlichkeit ... *ehehehehe* ;D Ich bemühe mich sehr, sie zu zügeln, aber so ganz lässt sie sich nicht zügeln ...

In allen anderen Geschichten schreib ich aber brav korrektes Hochdeutsch (hoffe ich zumindest) ::)

Und ich warte immer noch auf Lavendels Geschichte in Ostwestfälischem Dialekt! ^^

Artemis

#20
Zu den französischen Wörtern:
Bei uns ist es (wohl durch die zeitweise Zugehörigkeit zu Frankreich) üblich, französische Begriffe zu benutzen. Sei es das berüchtigte Chaiselongue  ;D, das Flûte (bei euch Baguette), das Trottoir (Gehsteig), der Jubbe (Jacke), die Rage, oder das Hissje (Gerichtsvollzieher), retour (zurück) - hier sind das alltägliche Begriffe.

Grey

Aber Baguette ist doch auch schon ein französischer Begriff ... ;D

Artemis

Bei uns ist es eben das Flûte  :P  ;D ;)
Obwohl es übersetzt ja "Flöte" heißt ...

Judith

#23
Hm, ich verwende normalerweise keine Dialektwörter in Geschichten, es sei denn, es geschieht zu einem gewissen Zweck. Schwierig wird es für mich allerdings, wenn es sich eben nicht um Dialekt handelt, sondern um sprachliche Varietäten, die in Österreich (und wahrscheinlich tw. auch in Bayern) nun mal Standarddeutsch sind. Da wären z.B. Fisolen, Marillen, Bankomat, Polster, Eichkätzchen, Karfiol, Rauchfang, Schlagobers, Scheibtruhe und was weiß ich, was noch alles. Bei vielen von diesen Wörtern wusste ich bis vor ein paar Jahren (also ehe ich anfing, mich in deutschen Internetforen rumzutreiben) nicht mal, dass die nicht überall gebräuchlich sind. Und ich bin mir sicher, dass ich noch eine ganze Reihe von Wörtern verwende, von denen mir das nicht klar ist.  :seufz:
So wird für mich ein Ding, auf dem man sitzen kann, mit 4 Beinen und einer Lehne, auch immer ein Sessel sein und kein Stuhl, und zwar auch, wenn es sich um einen Holzstuhl in der Küche handelt.

Übrigens ist das für mich auch umgekehrt schwierig - ich werde mir vermutlich nie merken, was Frikadellen, Apfelsinen oder Mirabellen sind. Über diese Wörter (und auch über einige andere) stolpere ich immer drüber, und dann muss ich erst mal ewig überlegen oder nachfragen, bis mir klar wird, was das ist.  ::)

Füchslein

Zitat von: Artemis am 13. August 2007, 07:46:45
So ist bei uns das Perfekt die allgemeine Vergangenheit.

Und damit liegt ihr voll im Trend! An der Uni wird uns nämlich (ernsthaft) immer wieder vorausgesagt, dass das Präteritum sowieso am Aussterben ist. ;) Hier ist das auch nicht anders, wobei wir ja auch räumlich nicht allzu weit entfernt sind.

Ich glaube, dass ich schon "sauberes" Hochdeutsch schreibe. Dialekt spreche ich gar keinen, daher ist es auch nicht allzu schwer, ihn aus den Texten herauszuhalten. Und Begriffe, die man woanders nicht kennt? Ich weiß gar nicht, ob ich solche überhaupt verwende; wenn, dann ist es mir bisher nicht aufgefallen. Wird es spätestens, wenn Testleser aus anderen Regionen sich beschweren. Aber ich denke, bei einem Fantasy-Text ist da die Gefahr auch nicht ganz so groß als wäre die Geschichte im 21. Jahrhundert angesiedelt. Fremdwörter aus dem Englischen versuche ich deshalb auch herauszuhalten, weil sie schlicht und einfach nicht reinpassen.
Wenn es 'gleichzeitig' nicht mehr gibt, sollte ich mir wirklich Sorgen machen, in welcher Zeit ich lebe. ;) Nein, ich verwende sie beide, je nachdem, was am besten passt.

Liebe Grüße,
Füchslein

Maran

Ich habe mal einen meiner Nebencharaktere in wörtlicher Rede so richtig hamburgisch was "tun" sagen lassen - (Urgs - war das verständlich?) ganz bewußt und irgendwie im richtigen regionalen Rahmen. Das ist allen, denen ich die Geschichte zum Lesen gab, auch sofort negativ aufgefallen.  :wums: Aber die viiiiielen kleinen Flüchtigkeitsfehler, unverständliche Formulierungen, grammatikalische Fehlgriffe ... all das wird einfach überlesen. Wieso eigentlich darf ein schleswig-holsteinischer Bauer vom alten Schlag eigentlich nichts "tun"?  :happs: :darth: *rummaul*

Ansonsten lege ich beim Schreiben schon Wert auf gutes Hochdeutsch - manchmal zuviel Wert; dann klingt es gestelzt und schrottig.  :seufz:

Aber da hier schon Englisch, Französich und sogar Latein ins Spiel gebracht wurden, bringe ich jetzt mal eine weitere Sprache ein: Wie sieht es bei Euch mit jiddischen Begriffen aus? Solche wie Tacheles und Mores? Ich mag sie einfach vom Klang her.

felis

Hi,
Denglisch fände ich für Fantasy-Storys extrem störend. Für eine in nicht allzu ferner Zukunft spielnde SF Geschichte hab ichs allerdings schon mal bewusst eingesetzt, um meine technischen Neuerungen zu benamsen.  ;)
Regionale Besonderheiten der Sprache kann man meiner Meinung nach in Storys verwenden, die bewusst da angesiedelt sind (Stichwort Lokal-Krimis u. ä.) ansonsten bin ich für hochdeutsch und bilde mir auch ein, Hochdeutsch zu schreiben ;-)

Linda

Zitat von: Maran am 13. August 2007, 11:59:23
Aber da hier schon Englisch, Französich und sogar Latein ins Spiel gebracht wurden, bringe ich jetzt mal eine weitere Sprache ein: Wie sieht es bei Euch mit jiddischen Begriffen aus? Solche wie Tacheles und Mores? Ich mag sie einfach vom Klang her.

ich habe mir ein Handbuch für Rotwelsch zugelegt, damit ich meine Gaunerfigur auch entsprechende reden lassen kann :-) Und Rotwelsch  ist ja ein Amalgam aus verschiedenen Sprachen mit starkem Jiddisch-Anteil.

Gruß,

Linda

Hr. Kürbis

Oh, Jiddisch mag ich auch gerne, hört sich irgendwie niedlich an... Nur fällt mir grad absolut kein Wort ein, doch, Mischpoke! (richtig geschrieben?)

Weil es hier grad reinpasst, ich schreib eine Geschichte, die auf einer Alm in Bayern spielt, kommt es da nicht etwas komisch, wenn die gstandenen Mannsbilder KEIN Bayowarisch sprechen, sondern feinstes Hochdeutsch? Bisher vermeide ich Dialoge...

Sorry fürs fast OT!

THDuana

@ Kürbis
"meschugge" ist auch Jiddisch *was dazu beitragen will*

@ Immortal
Heißt es nicht "s'Salz" ohne Begleiter? Wobei, könntest Recht haben :hmmm: "Gib mr'n Salz rübber."