Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Das Sprachbastelboard => Thema gestartet von: Franziska am 12. August 2007, 17:50:47

Titel: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Franziska am 12. August 2007, 17:50:47
Das Fremdsprachenthema hat mich auf die Idee gebracht mal ein Thema zur Sprache allgemein zu eröffen. Ich hoffe, das gabs nicht  schon mal, ich habe nichts gefunden.

Was mich mal interessieren würde: erstens kommen die Mitglieder hier ja aus ganz Deutschland oder auch Shcweiz, Österreich. Und überall gibt es sprachliche Eigenheiten. Ich komme aus Hamburg, und behaupte mal einigermaßen Hochdeutsch zu sprechen, aber da ich jetzt im Ruhrgebiet wohne stelle ich fest, da gibts doch viele Unterschiede. Wie macht ihr das, wenn ihr sichergehen wollt auf Hochdeutsch zu schreiben? Es wäre ja seltsam, wenn in einer Fantasywelt Wörter benutz werden, die man nur in Hamburg kennt oder nur in Bayern.

zweitens: folgt ihr immer dem neuesten Sprachtrend, schreibt ihr immer zeitgleich anstatt gleichzeitig ( das Wort gleichzeitig scheint praktisch nicht mehr zu existieren) und Studierende statt Studenten, was ich persönlich nie tue. Um es mit Max Goldt zu sagen:  ,,Wie lächerlich der Begriff Studierende ist, wird deutlich, wenn man ihn mit einem Partizip Präsens verbindet. Man kann nicht sagen: In der Kneipe sitzen biertrinkende Studierende. Oder nach einem Massaker an einer Universität: Die Bevölkerung beweint die sterbenden Studierenden. Niemand kann gleichzeitig sterben und studieren." (aus: ,,Wenn man einen weißen Anzug anhat", Kapitel ,,Was man nicht sagt").
Oder sind euch solche Sachen sowieso ganz egal, weil ihr wegen der Fantasy-Welt eher in einem altmodischen Deutsch schreibt?
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: THDuana am 12. August 2007, 18:27:05
Studierende ist wohl so ein Neu-Deutsches Wort und diese ... Sprache lehne ich ab.
Ich sage auch immer noch Base und Vetter ;)
Auch wenn ich als altklug hingestellt werde, versuche ich reines Hochdeutsch zu sprechen. Im Schwabenland gar nicht mal so einfach, wenn man mit dem Nominativ "der Butter" aufwächst.
Ich halte mein Deutsch also rein von Modewörtern und ganz besondern von Denglisch. Wenn ich was Englisches sagen will, rede ich den Satz drumherum auch auf Englisch. Also keine "okays" bei mir.

Ich komme aus Deutschland und bin hier auch aufgewachsen, obgleich man den schwäbischen Dialekt wohl nicht als sehr Hochdeutsch freundlich bezeichnen kann.
Gleichzeitig - Zeitgleich. Es drückt wohl dasselbe aus, aber ich sage dennoch gleichzeitig. Und so wie ich spreche, schreibe ich auch.
Ich kann mir nicht sicher sein, Hochdeutsch zu schreiben, denn ich kenne einige Wörter, die andere so nicht kennen. Bestes Beispiel: Mittagschule. Für mich etwas ganz Natürliches, bis ich schräg angesehen werden und die Frage kommt, was denn bitte schön "Mittagschule" sei. Nachmittagsunterricht, ist doch klar.  8)

Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Hr. Kürbis am 12. August 2007, 18:30:04
Hm, ich bilde mir ein, ein ziemlich umgangssprachliches Hochdeutsch zu beherrschen, bin auch noch weit genug von Hamburg weg, um nicht in den dortigen "Slang" zu verfallen... Meistens beschränkt sich mein "fehlerhaftes" Deutsch auch auf kulinarische Begriffe, zum Beispiel stehe ich mit "Bulette" ziemlich allein auf weiter Flur, weil es hier eigentlich "Frikadelle" heißt... Da ist die Oma schuld, die den Begriff aus ihren Kriegsjahren im Osten "eingeschleppt" hat. ;)

In einer Fantasygeschichte würde ich aber keine Charaktere solche Begriffe benutzen lassen, ebenso wenig würden sie sich mit dem hier auch üblichen "Moin!" begrüßen. ;D Da heißt es dann wohl "Fleischkloß", für jeden verständlich...

Aber als ich bei Maja ein bisserl GeBETAt habe, sind mir zwei (vermutlich) regional bedingte Redewendungen schon irgendwie aufgefallen... Wenn ich nur wüsste welche das waren? :hmmm:
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: THDuana am 12. August 2007, 18:33:07
Hier im Süden heißt die Bulette/Frikadelle "Fleischküchle" ;D

Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Antigone am 12. August 2007, 20:14:47
Ich bin aus Österreich und schreibe (und sage natürlich auch) immer : Türe. Korrekt heißts natürlich Tür. Ansonsten bemühe ich mich um gepflegtes Hochdeutsch, denn glaubt mir, im Wienerischen gäbe es so einige Begriffe, die garantiert keiner versteht!

Ah ja, noch was: ich verwende immer Vetter beim Schreiben, weil ich das (zumindest optisch) französische Cousin in einer Fantasywelt denkbar unpassend finde.

Lg, A.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: THDuana am 12. August 2007, 20:25:55
Mit französischen Fremdwörtern habe ich sowieso meine Probleme ... :d'oh: Den Kriegspfad hat meine Deutschlehrerin angelegt ;)

@ Antigone
Ich vergesse immer, wie Blumenkohl und Tomate auf Österreichisch heißen ;)
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Franziska am 12. August 2007, 20:38:29
also Cousin benutze ich schon. Vetter ist mir da doch zu altmodishc und zu uneindeutig. Das Problem ist, in der Fantasywelt sprechen die Leute sowieso eine andere Sprache, aber man muss es in deutsch schreiben. Bei meinem Roman habe ich mich entschieden, meine Charaktere  ab und zu mal was umgangssprachliches sagen,zu lassen, denn wenn ich mir neue Wörter ausgedacht hätte, hätte ich die erklären müssen und da sie sowieso arabisch sprechen ...
Aber mit dem Hochdeutsch ist es schon schwierig, ich wusste vor meinem Umzug auch nicht, dass niemand außerhalb Hamburgs das Wort Feudel versteht und anstatt Jungen schreibe ich gern mal Jungs :pfanne:
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Antigone am 12. August 2007, 21:58:13
Zitat von: Duana am 12. August 2007, 20:25:55
Mit französischen Fremdwörtern habe ich sowieso meine Probleme ... :d'oh: Den Kriegspfad hat meine Deutschlehrerin angelegt ;)

Na, frag mich da mal. Ich wollte neulich mal Fe... äh Fau... äh.... na Polstersessel auf französisch schreiben, und wie frau sieht, weiß ichs immer noch nicht. (zu meiner Ehrenrettung: ich hatte nie Französisch in der Schule)

Zitat@ Antigone
Ich vergesse immer, wie Blumenkohl und Tomate auf Österreichisch heißen ;)

Das wären dann Karfiol und Paradeiser. Und der Mais heißt übrigens Kukuruz.

Lg, A.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Berjosa am 12. August 2007, 22:17:43
Ich bin bekennende Dialektsprecherin. Und beim Schreiben desselben stört mich eigentlich nur die Tatsache, dass man für bestimmte Laute wenig bekannte Spezialbuchstaben braucht.
Wenn ich Arbeiten aus der Schweiz oder aus Österreich korrigiere, hoffe ich nur, dass ich mich nicht gar zu unwissend zeige, indem ich prinzipiell richtige Ausdrücke anstreiche. (Andererseits habe ich da bestimmte Vorgaben, z.B. äußerst sparsamen Gebrauch von Fremdwörtern.)
Ich freue mich auch immer wieder, wenn ich weniger gängige Ausdrücke kennenlerne, seien sie nun "veraltet" oder in einer anderen Ecke des deutschen Sprachgebiets zu Hause.
Damals, als ich noch jung war und das Ding studienbedingt auswendig lernen musste, stand übrigens "Feudel" als offizielle Vokabel im "Thematischen Grund- und Aufbauwortschatz Spanisch" von Klett.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Solatar am 12. August 2007, 22:51:14
Ich achte nicht darauf, ob etwas alt oder neu ist. Das wäre mir zu anstrengend und wahrscheinlich wüsste ich es in den meisten Fällen noch nicht einmal. Deshalb verwende ich auch immer noch gleichzeitig und nicht zeitgleich. Mit neuer Rechtschreibung könnt Ihr mich sowieso jagen. Nie gelernt und es wird wohl auch nicht mehr dazu kommen. Wahrscheinlich bildet sich dann im Lauf der Jahre durch ständiges Lesen und Schreiben eine Art Mischform heraus.  ::)

Jedenfalls sollte man m.E. darauf achten, seinen eigenen, unverkennbaren Stil zu entwickeln. Ich schreibe keine Lehrbücher für den Deutschunterricht, von daher kann es durchaus sein, dass sich der ein oder andere Spezialbegriff in die Texte einschleicht. Damit müssen dann die Lektoren klar kommen  :ätsch:
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Coppelia am 13. August 2007, 00:05:48
Seit wann gibt es denn das Wort gleichzeitig nicht mehr? Das kann ich so recht nicht glauben.  ??? Die Wörter bedeuten ja auch nicht völlig dasselbe, zumindest habe ich den Eindruck.

Es gibt ja einfach Dinge, die gehören sowieso nicht in die erzählende Sprache, wie diese Partizipien. Das ist eben offizielle Sprache oder Amtssprache, da komme ich sowieso nicht in Verlegenheit, solche Wörter zu benutzen.

Meine Stilebene ist immer abhängig vom Perspektiventräger. Ich verwende auch nur Vokabular, das dem Sprech- und Denkvermögen des Perspektiventrägers angemessen ist. Ich wechsle aber praktisch nie zu sehr modernen oder sehr altertümlichen Wörtern, weil mir ein gut verständlicher und stimmiger Text wichtig ist. Aber Fremdwörter würde ich z. B. nur verwenden, wenn ich weiß, dass der Perspektiventräger sie kennt und am besten auch selbst benutzt.
Dialekt verwende ich nicht ... ich sage ja immer, ich spreche keinen (hier in Kiel), aber natürlich hat unsere Sprache auch ihren eigenen Klang. Ich finde Dialekte in Texten nicht schön zu lesen, weil es das normale Schriftbild stört und schwerer verständlich ist. Im Text stolpern oder hängenbleiben mag ich nicht.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Steffi am 13. August 2007, 00:25:22
Mein Sprechen ist ein Mischmasch aus Ruhrdeutsch und starker Umgangssprache; in der Region, in der ich lebe, fließt das sowieso stark zusammen. In anderen Gegenden des Ruhrgebietes ist der Akzent wesentlich stärker ausgeprägt.

Ich versuche schon, Hochdeutsch zu Schreiben aber wenn die ein oder andere regionale Redewendung einfließt, dann stört mich das nicht. Ich fand es schon als Kind in Büchern spannend wenn regionale Ausdrücke drin vorkamen, die ich so nicht kannte.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Grey am 13. August 2007, 00:39:14
Zitat von: Franziska am 12. August 2007, 20:38:29
Aber mit dem Hochdeutsch ist es schon schwierig, ich wusste vor meinem Umzug auch nicht, dass niemand außerhalb Hamburgs das Wort Feudel versteht

Einspruch! Ich kenn das Wort Feudel auch! ^^ In Ostwestfalen-Lippe durchaus auch ein Begriff!

Aber ich bin manchmal schon etwas verwundert, wenn ich feststellen muss, dass jemand mit der Frage: "Wo kommst du n wech?" genauso wenig anfangen kann wie mit Pölterbuchse, überprünen, Pinöckel, Pömpel, nöckeln und zergen ... ::)

Oder wie war das doch gleich mit dem superwichtigen Wort "Chbimim"? Kennt keiner? Doch ...

"Chbimim Auto gefaahrn ..." ;D ;D ;D
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Maran am 13. August 2007, 01:28:09
Zu zeitgleich und gleichzeitig wollte ich vorhin schon mal etwas schreiben, hielt mich jedoch zurück. Nun muß es aber dennoch raus, sorry.  :-X :-\

Wenn man diese Begriffe in einen - ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll - räumlichen Zusammenhang bringt, dann, so denke ich, erkennt man schon Unterschiede. So können zwar zwei Personen gleichzeitig auf einen Gegenstand losstürmen (also an einem Ort), zeitgleich geschehen aber Dinge an verschiedenen Orten . Ich bezweifle sehr stark, daß meine beiden Hände zeitgleich einen Gegenstand zu fassen kriegen - oder irre ich mich?


@Franziska: Feudel wie Wischmopp? Ist auch den Schleswig-Holsteinern ein Begriff. Naja, wir sind ja auch nicht soooo weit weg von Hamburg.  ;D
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Linda am 13. August 2007, 01:33:51
Hi,

im Bergischen Land hat ja jede Kleinstadt, jedes Tal, seine eigene Mundart - und wenn mein Vater mit Jugendfreunden loslegt, verstehe ich immerhin etwas, ebenso wie ich auch rheinisch geprägt bin. Aber aktiv gebrauche ich das auch nicht, was irgendwie schon schade ist, wenn auf diese Weise Kultur untergeht.
  Ich schreibe und spreche relativ sauberes Hochdeutsch (was auch beim Lektorieren hilft). Wenn mir irgendwo in einem Text ein unbekanntes Wort begegnet (und damit meine ich nicht Feudel, das ich auch kenne) schlage ich das nach oder versuche es sonstwie herauszufinden. Zum einen bin ich sehr neugierig, zum anderen ist ein breiter Wortschatz immer von Nutzen.
Regionalsprachen etc sind in Grenzen hervorragend geeignet, um im literarischen Sinne spezielle Figurensprache zu kreieren - oder in Übersetzungen bspw. eine typisch dialektisch gefärbte Redeweise nachzubilden. Also nicht, dem Cockney-Typen breitesten Ruhrpott-Dialakt zu verpassen, aber vielleicht die eine oder andere Ableitung, Verschleifung oder ähnliches unterzujubeln, dass diesen Sprecher unverwechselbar macht und gleichzeitig den entsprechenden Anklang (hier für den Cockney z.B. prollig) wiedergibt.

Gruß,

Linda
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Artemis am 13. August 2007, 07:46:45
Oh weh, da komme ich mit meinem üblen Platt ganz schlecht weg  ::)
Wir Saarländer haben nicht nur eigene Wörter, die keiner versteht, sondern auch eine vollkommen verdrehte Grammatik.
So ist bei uns das Perfekt die allgemeine Vergangenheit. Wir sagen also nicht: Ich schrieb gestern eine neue Szene, sondern (jetzt in Hardcore-Saarländisch): Ich hann geschda e neiji Szeen geschrieb.   *urgs*

Und mein geliebtes Plusquamperfekt *zu Lavendel blinzel* stammt auch vom Dialekt. Beispiel: Statt Ich war krank  sage ich eben   Ich war krank geweehn.

Böse, ganz böse, ich weiß v_v

Ansonsten bemühe ich mich, keinerlei landestypischer Begriffe in meine Texte einfließen zu lassen. Auch moderne Wörter, vielleicht sogar mit englischem Touch, werden möglichst vermieden. Dann bediene ich mich lieber bei der alt-hochdeutschen Sprache und benutze Wörter, die man heute nur noch spaßeshalber verwendet (holde Maid, Recke ect ...)
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Immortal am 13. August 2007, 08:33:06
Hm, also ich schwätz meischtens a richtigs schwäbisch (  ;) ). Nein, also im Schreiben fällt mir das Trennen überhaupt nicht schwer, außer, dass auch wir hier im Schwabenland ebenfalls kein Perfekt kennen.

Statt "ich aß", sagen wir "i han gesse". Das wird mir manchmal in Dialogen zum Verhängnis, wenn zu wenig Perfekt dabei ist.

Von den Wörtern najaaa. "Marmelade" ist "Gsälz", ähhm es heißt doch "das Salz", oder (hui ist mir das peinlich), naja wir sagen auf jeden Fall "der Salz". aber damit habe ich auch keine Probleme beim Schreiben. Ich kan das im Kopf irgendwie gut trennen.

Naja und Denglisch... ich gebe zu, manchmal verwende ich es "okay", "sorry", "bye", "what's the time Ms Thieme?" (so werd ich häufig angesprochen, weil ich IMMER eine Uhr anhabe  ;D )

Naja aber im Großen und Ganzen denke ich habe ich mit Hochdeutsch keine Probleme beim Schreiben nur beim schwätze halt  ;D Ich komm mir da immer so... hochtrabend vor, aber wenn wir unsere ganzen Verwandten in Berlin besuchen muss es leider sein.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Ary am 13. August 2007, 09:07:19
Hi!

@Franziska: bei uns in Ostfriesland "feudelt" man auch! :) Wie nennt man das Ding denn sonst? Aufwischlappen? Bodentuch? Argl....

Ich güble gerade noch über weitere lokale sprachliche Besonderheiten, aber mir fällt gerade nichts ein. Ich denke schon, dass mein "Schreibdeutsch" recht sauberes Hochdeutsch ist. Und wenn man wirklich mal Klöpse baut, gibt's ja immer noch Betaleser. Man entwickelt ja auch Vorlieben für bestimmte Formulierungen. Bei mir heißt es zum beispiel immer "obwohl" oder "dennoch" oder "aber", nie "obgleich" oder "obschon". Die beiden finde ich einfach fürchterlich gestelzt, aber anderswo sind sie vielleicht Umgangssprache, und "obwohl" wirkt dort dann komisch.

Viele "denglische" Wörter und Redewensungen find eich auch fürchterlich, ich bemühe mich, sie nicht zu verwenden, auch wenn ich immer mehr merke, wie sich in meinen terminkalender "Meetings" und "Dates" statt Treffen und Verabredungen einschleichen und dass ich gern einen "Car Port" hätte, auch wenn unser Auto sich sicher über einen simplen überdachten Stellplatz auch freuen würde. Mein Computer ist allerdings auch umgangssprachlich meist der Computer und weniger der Rechner. Manchmal auch der "Komposter", aber Scherz beiseite.
Von französischen Fremdwörtern halte ich mich fern. Ich kann sie zwar aussprechen, aber nicht schreiben. Und bevor ich mich blamiere, gibt es bei mir eben keine Chaiselo... naja, diese Kreuzung aus Sofa und Sessel eben.

Grüße,
Aryana
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Termoniaelfe am 13. August 2007, 09:10:34
die (deutsche) Sprache, in der man schreibt...


Huch darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich schreibe deutsch. Zumindest versuche ich immer ein verständliches MS abzuliefern. Bis her hat mein Verlag sich nicht beklagt. Ansonsten sehe ich das so wie Solatar schon schrieb. Neue Rechtschreibung? Ich krieg die Kriese. Ich bin zu alt um noch 100 % umzudenken. Das geht immer nach hinten los. Wenn ich mal Dialekt schreibe, dann eh nur berlinerisch. Dett kann ick , weil ick aus Potsdam komme. Aber bisher brauchte ich das noch nicht. Obwohl es eine reizvolle Idee ist, im Wuddelwald jemanden einzuführen der berlinert.
Vielleicht einen der den Eingang zum Zauberwald bewacht.

"He, ick wees ja nich, watt ihr hier wollt. Aba der Zauberwald ist jetze jeschlossen. Kommt morgen wieda."  ;D

Okay ick hör ja schon uff.

LG
Termi
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Grey am 13. August 2007, 09:38:45
 :rofl:

Termi, das fänd ich persönlich ja total großartig ... ich wette, damit kannst du vielen Leuten ordentlichen Lachmuskelkater beschreren, vor allem wenns dann wieder als Hörbuch erscheint! ;)

Meine aktuelle Prota ist ja auch eher der schnoddrige Typ ... und dann aus der Ich-Perspektive, naja man hat mich schon freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass ich es da vielleicht etwas übertrieben habe mit der Umgangssprachlichkeit ... *ehehehehe* ;D Ich bemühe mich sehr, sie zu zügeln, aber so ganz lässt sie sich nicht zügeln ...

In allen anderen Geschichten schreib ich aber brav korrektes Hochdeutsch (hoffe ich zumindest) ::)

Und ich warte immer noch auf Lavendels Geschichte in Ostwestfälischem Dialekt! ^^
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Artemis am 13. August 2007, 09:41:13
Zu den französischen Wörtern:
Bei uns ist es (wohl durch die zeitweise Zugehörigkeit zu Frankreich) üblich, französische Begriffe zu benutzen. Sei es das berüchtigte Chaiselongue  ;D, das Flûte (bei euch Baguette), das Trottoir (Gehsteig), der Jubbe (Jacke), die Rage, oder das Hissje (Gerichtsvollzieher), retour (zurück) - hier sind das alltägliche Begriffe.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Grey am 13. August 2007, 09:44:03
Aber Baguette ist doch auch schon ein französischer Begriff ... ;D
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Artemis am 13. August 2007, 09:45:07
Bei uns ist es eben das Flûte  :P  ;D ;)
Obwohl es übersetzt ja "Flöte" heißt ...
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Judith am 13. August 2007, 11:13:05
Hm, ich verwende normalerweise keine Dialektwörter in Geschichten, es sei denn, es geschieht zu einem gewissen Zweck. Schwierig wird es für mich allerdings, wenn es sich eben nicht um Dialekt handelt, sondern um sprachliche Varietäten, die in Österreich (und wahrscheinlich tw. auch in Bayern) nun mal Standarddeutsch sind. Da wären z.B. Fisolen, Marillen, Bankomat, Polster, Eichkätzchen, Karfiol, Rauchfang, Schlagobers, Scheibtruhe und was weiß ich, was noch alles. Bei vielen von diesen Wörtern wusste ich bis vor ein paar Jahren (also ehe ich anfing, mich in deutschen Internetforen rumzutreiben) nicht mal, dass die nicht überall gebräuchlich sind. Und ich bin mir sicher, dass ich noch eine ganze Reihe von Wörtern verwende, von denen mir das nicht klar ist.  :seufz:
So wird für mich ein Ding, auf dem man sitzen kann, mit 4 Beinen und einer Lehne, auch immer ein Sessel sein und kein Stuhl, und zwar auch, wenn es sich um einen Holzstuhl in der Küche handelt.

Übrigens ist das für mich auch umgekehrt schwierig - ich werde mir vermutlich nie merken, was Frikadellen, Apfelsinen oder Mirabellen sind. Über diese Wörter (und auch über einige andere) stolpere ich immer drüber, und dann muss ich erst mal ewig überlegen oder nachfragen, bis mir klar wird, was das ist.  ::)
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Füchslein am 13. August 2007, 11:30:36
Zitat von: Artemis am 13. August 2007, 07:46:45
So ist bei uns das Perfekt die allgemeine Vergangenheit.

Und damit liegt ihr voll im Trend! An der Uni wird uns nämlich (ernsthaft) immer wieder vorausgesagt, dass das Präteritum sowieso am Aussterben ist. ;) Hier ist das auch nicht anders, wobei wir ja auch räumlich nicht allzu weit entfernt sind.

Ich glaube, dass ich schon "sauberes" Hochdeutsch schreibe. Dialekt spreche ich gar keinen, daher ist es auch nicht allzu schwer, ihn aus den Texten herauszuhalten. Und Begriffe, die man woanders nicht kennt? Ich weiß gar nicht, ob ich solche überhaupt verwende; wenn, dann ist es mir bisher nicht aufgefallen. Wird es spätestens, wenn Testleser aus anderen Regionen sich beschweren. Aber ich denke, bei einem Fantasy-Text ist da die Gefahr auch nicht ganz so groß als wäre die Geschichte im 21. Jahrhundert angesiedelt. Fremdwörter aus dem Englischen versuche ich deshalb auch herauszuhalten, weil sie schlicht und einfach nicht reinpassen.
Wenn es 'gleichzeitig' nicht mehr gibt, sollte ich mir wirklich Sorgen machen, in welcher Zeit ich lebe. ;) Nein, ich verwende sie beide, je nachdem, was am besten passt.

Liebe Grüße,
Füchslein
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Maran am 13. August 2007, 11:59:23
Ich habe mal einen meiner Nebencharaktere in wörtlicher Rede so richtig hamburgisch was "tun" sagen lassen - (Urgs - war das verständlich?) ganz bewußt und irgendwie im richtigen regionalen Rahmen. Das ist allen, denen ich die Geschichte zum Lesen gab, auch sofort negativ aufgefallen.  :wums: Aber die viiiiielen kleinen Flüchtigkeitsfehler, unverständliche Formulierungen, grammatikalische Fehlgriffe ... all das wird einfach überlesen. Wieso eigentlich darf ein schleswig-holsteinischer Bauer vom alten Schlag eigentlich nichts "tun"?  :happs: :darth: *rummaul*

Ansonsten lege ich beim Schreiben schon Wert auf gutes Hochdeutsch - manchmal zuviel Wert; dann klingt es gestelzt und schrottig.  :seufz:

Aber da hier schon Englisch, Französich und sogar Latein ins Spiel gebracht wurden, bringe ich jetzt mal eine weitere Sprache ein: Wie sieht es bei Euch mit jiddischen Begriffen aus? Solche wie Tacheles und Mores? Ich mag sie einfach vom Klang her.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: felis am 13. August 2007, 15:58:40
Hi,
Denglisch fände ich für Fantasy-Storys extrem störend. Für eine in nicht allzu ferner Zukunft spielnde SF Geschichte hab ichs allerdings schon mal bewusst eingesetzt, um meine technischen Neuerungen zu benamsen.  ;)
Regionale Besonderheiten der Sprache kann man meiner Meinung nach in Storys verwenden, die bewusst da angesiedelt sind (Stichwort Lokal-Krimis u. ä.) ansonsten bin ich für hochdeutsch und bilde mir auch ein, Hochdeutsch zu schreiben ;-)
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Linda am 13. August 2007, 17:09:33
Zitat von: Maran am 13. August 2007, 11:59:23
Aber da hier schon Englisch, Französich und sogar Latein ins Spiel gebracht wurden, bringe ich jetzt mal eine weitere Sprache ein: Wie sieht es bei Euch mit jiddischen Begriffen aus? Solche wie Tacheles und Mores? Ich mag sie einfach vom Klang her.

ich habe mir ein Handbuch für Rotwelsch zugelegt, damit ich meine Gaunerfigur auch entsprechende reden lassen kann :-) Und Rotwelsch  ist ja ein Amalgam aus verschiedenen Sprachen mit starkem Jiddisch-Anteil.

Gruß,

Linda
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Hr. Kürbis am 13. August 2007, 20:25:13
Oh, Jiddisch mag ich auch gerne, hört sich irgendwie niedlich an... Nur fällt mir grad absolut kein Wort ein, doch, Mischpoke! (richtig geschrieben?)

Weil es hier grad reinpasst, ich schreib eine Geschichte, die auf einer Alm in Bayern spielt, kommt es da nicht etwas komisch, wenn die gstandenen Mannsbilder KEIN Bayowarisch sprechen, sondern feinstes Hochdeutsch? Bisher vermeide ich Dialoge...

Sorry fürs fast OT!
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: THDuana am 13. August 2007, 20:35:14
@ Kürbis
"meschugge" ist auch Jiddisch *was dazu beitragen will*

@ Immortal
Heißt es nicht "s'Salz" ohne Begleiter? Wobei, könntest Recht haben :hmmm: "Gib mr'n Salz rübber."
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Franziska am 13. August 2007, 22:22:16
Also "Fremdwörter" benutze ich nur, wenn sie schon länger fester Bestandteil der deutschen Sprache sind und oder es keine deutschen Begriffe für das Wort gibt. Ein Futeuil muss da nicht unbedingt auftauchen, aber deja vu zb. Mischpoke ist für mich auch kein Fremdwort.

@ Maran: willst du damit sagen, das Wort "tun" kennt man woanders nicht? Für mich ist das ganz normal! Oder meisnt du sowas wie "Tu mal lieber die Möhrchen", wenn es falsch verwendet wird?
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Lavendel am 13. August 2007, 22:37:19
Bei mir heißt das: 'Gibbstemalls Salz rübba?'^^

Im Ernst: Ich mag Dialekte total gerne. Aber Hochdeutsch ist doch immer noch die Variante, die alle verstehen. Um Figuren zu charakterisieren finde ich Dialekt aber gut!

Anglizismen, diese verruchten Dinger, finde ich für Fantasy auch nicht so besonders passend, da man sich ja zumeist vorindustrieller Kulturen bedient und viele Lehnwörter aus dem Englischen eben mit Technik zu tun haben bzw. mit der 'neuzeitlichen' Jugendkultur assoziert sind.
Generell habe ich absolut gar nichts gegen Anglizismen. Ich kann auch Leute nicht verstehen, die Vereinen zur Erettung der heiligen deutschen Sprache beitreten. Sprache ist nicht unveränderbar und wird es niemals sein. Sie ist ein Mittel zur Kommunikation keine Reliquie. Wenige Leute verteufeln die Einflüsse aus dem Lateinischen oder Griechischen, die doch recht eindeutig im modernen Deutsch vertreten sind. Warum die aus dem Englisch? In zehn oder zwanzig Jahren werden wir vielleicht jede Menge chinesische Begriffe benutzen. Und? Macht uns das blöder? Stiehlt uns das Ausdrucksmögklichkeiten? Macht es die Sprache weniger ästhetisch? Nicht für meine Begriffe. Prinzipiell gewinnt man dabei anstatt zu verlieren (das wäre der Fall, wenn Worte 'ungrammatisch' übernommen würden. Ich chille, du chillst, er/sie/es chillt usw. wird einwandfrei wie ein 'gutes' deutsches Verb konjugiert).

Und jetzt muss ich doch noch mal was zum Thema 'Studierende' loswerden (jaja, war ja klar^^). Es mag sein, dass solche Wortkonstruktionen sich in der Praxis manchmal etwas plump und unliterarisch verhalten. Aber es geht dabei auch gar nicht um Ästhetik. Sie sind Symbole für den Versuch, Worte geschlechtsneutral zu machen, d.h. mit einem Wort beide Geschlechter zu meinen und keinen Unterschied erkennen zu lassen. Auch wenn man dagegenhalten könnte, 'Studenten' meine zwangsläufig beide Geschlechter und mache sich sprachlich auch noch besser - Sprache beeinflusst unser Denken. Ein Wort ist nicht nur ein Wort. Dahinter steht ein Konzept. Und dieses Konzept ist das wichtige. Schreibt man also 'Studierende' oder 'Lehrende' oder etwas in der Richtung, etabliert man ein neues Konzept, das sich von Studenten oder Studentinnen, Lehern oder Lehrerinnen unterscheidet. Es mag erstmal unnötig klingen, aber manchmal muss man eben auch bei den kleinen Dingen anfangen.
Die Begriffe bezeichnen scheinbar das Selbe, in Wirklichkeit sind sie aber verschieden, weil man doch verschiedenen Konzepte damit verbindet.
Soviel dazu. Genug des blabla.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Maran am 13. August 2007, 22:52:44
@ Franziska: Ich zitiere mal eben die entsprechende Stelle:
"Der (Hund) weiß ganz genau, wen er hier rauflassen tut und wen nicht."

Alles klar?  ;)
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Espérance am 13. August 2007, 23:01:02
Ich glaube, dass es wirklich sehr schwer ist, manche Wörter als dialekt zu entlarven, wenn man immer in der selben Gegen gelebt hat und alle das Wort kannte. Eine Freundin von mir, die nahe der holländischen Grenze lebt, war ganz entsetzt, dass ich das Wort fitzen nicht kannte.

Ich versuche auf jeden Fall hochdeutsch zu schreiben (obwohl ein Elbe mit bayrischem Dialekt auch mal lustig wäre) und ich denke, dass ich auch ziemlich hochdeutsch spreche. Aber so ganz genau kann ich es auch nicht sagen und ob sich da nicht doch noch ein paar kleine Wörter einschleichen.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Hr. Kürbis am 14. August 2007, 18:14:32
Fitzen? Was ist DAS denn? Hört sich irgendwie unanständig an! :rofl:
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Franziska am 14. August 2007, 21:43:36
Ich glaube Espérance meinte fietsen, das was die Holländer ständig machen und ganz und gar nicht unanständig: radfahren.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Ary am 15. August 2007, 09:55:16
@Lavendel: "Studierende" finde ich auf jeden Fall besser als dieses unselige "StudentInnen". Argh, was habe ich mich über dieses große I schon aufgeregt! Schrecklich. DAS ist Sprachvermurksung.

Das Durchkonjugieren englischer Verben nach deutschen Regeln... hm. Ich weiß nicht. Warum muss es unbedingt "chillen" sein, wenn man auch faulenzen/abhängen/rumhängen/rumgammeln oder sowas sagen kann? Ich habe nichts gegen Anglizismen in der Umgangssprache, aber zu viele müssen es auch nicht sein.

@Franziska: "fietsen"? Das kenn ich gar nicht, auch wenn Holland gar nicht so weit weg ist!
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Grey am 15. August 2007, 15:21:44
Also nach allem was ich gehört habe, ist ein Fiets ein Fahrrad, und ein Bromfiets ein Moped ...  ;D Holländer sagen schon lustige Sachen ^^
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Termoniaelfe am 15. August 2007, 17:33:40
 :wache!:

Nu aber wieder zurück zum Thema

:wache!:

LG
Termi
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: FeeamPC am 17. August 2007, 21:15:09
Also, ich finde, Ihr solltet mit dem armen Englisch etwas nachsichtiger umgehen. Es kann doch auch nichts dafür, daß es zur Hälfte Deutsch (Niederdeutsch) ist, aber trotzdem als pure Fremdsprache angesehen wird!
Bei uns nannte man früher zum Beispiel die Spinnräder Spinnweehle ( wheel=Rad im Englischen). Geht man geschichtlich genügend weit zurück, ähneln sich viele Wörter.
Ihr braucht also nur Eure Geschichte weit genug in der Vergangenheit ansiedeln, dann könnt Ihr jede Menge englische Wörter verwenden- allerdings natürlich in der historisch korrekten Form.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Hr. Kürbis am 18. August 2007, 08:05:34
Klar sind die Sprachen verwandt, meine vor dem Krieg in die Staaten ausgewanderten Verwandten konnten nicht ein Wort Englisch, haben sich aber als "Plattsnacker" doch verständigen können!
Aber trotzdem würde ich es mir nicht zutrauen, eine komplette Geschichte in einer Fremdsprache zu verfassen, ich könnte mich schon ausdrücken, aber auf DIE Vokabel, die wie Faust aufs Auge passt, komme ich bestimmt nicht...  ::)
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Drachenkind am 18. August 2007, 09:51:10
@Aryana: dazu hab ich vor einiger zeit eine Radiosendung gehört, in der sich Leute (von der Straße) über die vielen Anglizismen aufregten. Eine Frau erzählte, ihr Mann habe sie gefragt, was eigentlich "Chill out" bedeutete und sie meinte, das sei wieder so ein unerträglicher Anglizismus, eigentlich hieße es "relaxen".

Fiel mir ein bisschen schwer, weiter geradeaus zu fahren in dem Moment.
:rofl: :rofl: :rofl:

@Hr. Kürbis: Also ich stolpere immer darüber, dass ich die perfekte Wendung im Englischen habe, aber im Deutschen nichts annähernd so Schönes finde. Alles, was sich bewegt, etwas tut und das womöglich noch gleichzeitig, ist im Deutschen nicht darstellbar. Schon, weil man auf Deutsch dar-STELL-en muss. Eine Sprache, die nur aus Substantiven vesteht, schrecklich.

Manko - mir geraten englische Wendungen in den deutschen Text "er verhalf sich selbst" steht in meiner FF, gräßliches Deutsch, gar kein Deutsch, Englisch in deutschen Worten.

tagebuch und sowas schreibe ich auf Englisch.

Aber es gibt eine Ausnahme und das sind Beschreibungen von Sinneseindrücken. Ich bin ein Riesen-fan von Rosemary Sutcliff und deren Bücher sind die einzigen, die ich kenne, die in der deutschen Übersetzung besser sind als im Original. R.S. war schwer körperbehindert und konnte kaum laufen. Als Kind verbrachte sie Stunden damit, einfach nur zu schauen und als Jugendliche arbeitete sie als Miniaturenmalerin. Und so schrieb sie auch, ihre Texte sind Gemälde und die lassen sich oft auf Deutsch besser ausdrücken als auf Englisch.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Lavendel am 18. August 2007, 11:52:56
Also, ich finde, Drachenkind hat schon Recht mir ihrer Beobachtung zu Deutschen Verben. Aber nur bedingt. Es ist echt richtig schwer, tolle Verben zu finden und sie an passender Stelle anzubringen. Aber es gibt diese kleinen Superwörter durchaus. Und wenn sie dann da stehen und passen, dann machen sie einen Satz richtig lebendig.
Aber ich gebe zu, dass man sich dafür oft erstmal relativ weit vom durchschnittlichen 'Gebrauchsverb' entfernen muss. Mir windet sich dabei regelmäßig das Gehirn.

Kann sein, dass das im Englischen etwas anders ist. Aber bewusst war mir das bisher nicht.

BTW, Drachenkind, is English your first language?
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Linda am 18. August 2007, 13:00:08
Hi,

Zitat von: Drachenkind am 18. August 2007, 09:51:10
@Aryana: dazu hab ich vor einiger zeit eine Radiosendung gehört, in der sich Leute (von der Straße) über die vielen Anglizismen aufregten. Eine Frau erzählte, ihr Mann habe sie gefragt, was eigentlich "Chill out" bedeutete und sie meinte, das sei wieder so ein unerträglicher Anglizismus, eigentlich hieße es "relaxen".

ja, man merkt, dass man alt wird, wenn schon die Anglizismen Modeströmungen unterworfen sind :-)

Zitat
Fiel mir ein bisschen schwer, weiter geradeaus zu fahren in dem Moment.
:rofl: :rofl: :rofl:

@Hr. Kürbis: Also ich stolpere immer darüber, dass ich die perfekte Wendung im Englischen habe, aber im Deutschen nichts annähernd so Schönes finde. Alles, was sich bewegt, etwas tut und das womöglich noch gleichzeitig, ist im Deutschen nicht darstellbar. Schon, weil man auf Deutsch dar-STELL-en muss. Eine Sprache, die nur aus Substantiven vesteht, schrecklich.

Also das stimmt definitiv nicht.

Zitat
Manko - mir geraten englische Wendungen in den deutschen Text "er verhalf sich selbst" steht in meiner FF, gräßliches Deutsch, gar kein Deutsch, Englisch in deutschen Worten."er verhalf sich selbst"

Dann machst du einfach ein "er behalf sich" daraus, und es stimmt wieder... Er hatte den verflixten Zauberspruch schon wieder vergessen. Aber er behalf sich mit einem Spickzettel.

Auch "er verhalf sich" ist ok. Er verhalf sich selbst zu einem Eis. (so mache ich das auch immer, wenn mir kein anderer ein Eis spendiert ;-) )
Es gibt jede Menge deutsche Begriffe und Wendungen, die von dem täglichen Sprachgebrauch abweichen, aber immer noch richtig und (noch, zumindest bis die Gereration sms in den Medien das Ruder übernimmt) verständlich sind.

Gruß,

Linda
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Hr. Kürbis am 19. August 2007, 10:47:04
@Drachenkind
Ich verstehe genau, was du meinst! Mir fällt es oft schwer, Englische Redewendungen oder Begriffe so zu übersetzen, dass es Sinn macht. Ich weiß GENAU, was ich damit meine, kann es aber nur sehr vage sinngemäß übersetzen. Aber gerade darin liegt ja auch Herausforderung, ansprechende Wörter für die eigenen Texte zu finden, denn Sinn so zu erfassen, wie man ihn fühlt.

Außerdem, warum sollte ich auf Englisch schreiben, wenn ich ein Buch für den deutschen Markt schreibe? Bei FF kann ich es noch verstehen, die werden aber auch nicht kommerziell verwertet. Es gibt aber wohl keinen englischsprachigen Schriftsteller, der lieber in einer Fremdsprache schreibt, genauso,  wie es wohl keine deutschen Schriftsteller gibt, die von vornherein auf Englisch schreiben und auch im Ausland verlegt werden...

Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen, vielleicht gibt es ja diese Exoten?
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Franziska am 19. August 2007, 22:28:34
Kann es ein, dass hier ein paar Leute den Thread verwechselt haben?
Ich wollte eigentlich eine Diskussion über die Deutsche Sprache anregen und nicht über Englisch!  :wache!:

Ich finde es manchmal nicht ganz einfach, von der normalen Sprache zu der in einer Fantasy-Welt zu wechseln, aber andererseits auch spannend ältere Redewendungen und Wörter auszugraben.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Drachenkind am 19. August 2007, 22:48:08
Okay, dann erbitte ich Tipps wie ich folgende englische Wendung so auf DEUTSCH wiedergebe, dass sie ihren Charme (frz.) behält:

"Mmmm", she said by way of not helping him.

Bei sowas verzweifle ich am Deutschen.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: FeeamPC am 20. August 2007, 00:53:55
Für eine gute Übersetzung bräuchte man den Kontext. So würde ich am ehesten übersetzen:

"Mmmm", sagte sie nicht gerade sehr hilfreich.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Drachenkind am 20. August 2007, 08:45:19
Hallo, Fee,

der Kontext ist denkbar banal. Ein junger Mann möchte einer jungen Frau eingestehen, dass sie eine gewisse anziehende (unter Umständen sogar ausziehende) Wirkung auf ihn ausübt, was sie genau weiß, und sucht nach Worten dafür. Und sie lässt ihn zappeln.
:)
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Dorte am 20. August 2007, 09:01:59
Englisch ist dem Deutschen nicht überlegen. Klar gibt es Dinge, die im Deutschen nicht so toll klingen, aber andererseits ist das Englische wegen seiner sehr festgelegten Satzstruktur ziemlich eingeschränkt. Jede Sprache hat ihre Vor- und Nachteile.
Ich schreibe mittlerweile nur noch auf Deutsch. Während meiner Fanfiction und Writing Games-Zeiten habe ich fast nur noch englische Geschichten verfasst. Das hat Spaß gemacht und mich vermutlich auch sehr darin trainiert, einfach nur zu schreiben und nicht ständig über Textoptimierung nachzudenken - ich machte immer noch weniger Fehler als etliche Muttersprachler ;) Mir waren Fehler im Englischen weniger peinlich als im Deutschen, mittlerweile machen sie mir gar nichts mehr aus. Wozu gibt es denn Rohfassungen? Die dürfen halt auch Fehler haben.
Deutsch hat den unschlagbaren Vorteil, dass es meine Muttersprache ist. Egal, wie gut man Englisch kann (und ich kann es ziemlich gut) - nur ganz wenige kommen je auf das sprachliche Level eines native speaker (ich nicht). Es wird immer Nuancen im Gebrauch der Grammatik oder in Wortbedeutungen geben, wo man Fehler macht - die vielleicht auch die viele Englischsprachige im Netz machen, was es aber nicht richtiger macht. Man denke an die ganzen Deutschen, die "wegen dem" sagen oder "scheinbar" nicht von "anscheinend" unterscheiden können ;)
Fürs Getippe reicht Englisch, für richtiges Schreiben dann doch meistens nicht. Schon gar nicht mit Hoffnung auf Veröffentlichung, denn ich glaube nicht, dass man als Nichtmuttersprachler bei englischen Verlagen eine Chance hat.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Lavendel am 20. August 2007, 11:17:44
Also, was das Deutsch in Fantasyliteratur betrifft:::)

Man muss einfach aufpassen, dass man auf der richtigen Sprachebene bleibt. (Was aber auch grundsätzlich so ist, nicht nur bei Fantasy). Man kann in einer Geschichte über Elfen schlecht über Proleten oder Emanzen Schreiben, genausowenig eben, wie Familie Elf vermutlich eine Spülmaschine und eine Mikrowelle hat (obwohl es ja bestimmt auch moderne Elfen geben soll ::)).

Es lässt sich aber schwer allgemein sagen, was für Sprache man nun generell in Fantasygeschichten verwenden sollte. Das liegt daran, in was für einem Umfeld man sich da bewegt, und was für Charaktere sich in diesem Umfeld befinden.

Manche nehmen es da ja ganz genau und behaupten, man könne in einer Geschichte in vorindustriellem Umfeld niemandem die Gesichtszüge entgleisen lassen. Ich habe diese Wendung glaube ich noch nie benutzt, weil ich sie sowieso nicht so mag, also stehe ich da persölich nicht vor einem Konflikt. Allerdings denke ich, dass gewisse Begriffe nur noch so wenig mit ihrer Herkunft verbunden werden (denn ehrlichgesagt, habe ich persönlich vorher nie darüber nachgedacht, dass oben genanntes Beispiel etwas mit Bahngleisen zu tun hat), dass man sie auch in vermeintlich unpassenden Kontexten benutzten kann.
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: Dorte am 20. August 2007, 12:23:04
Lavendel, kennst du "Die Elfen von New York"? Da soll mal einer sagen, Elfen passen nicht in die moderne Zeit ;D
Wogegen ich ziemlich allergisch bin, ist pseudo-altertümliche Sprache in Dialogen. Das wirkt auf mich meistens nur peinlich, wenn sich der Räuber so mit dem Gossenjungen unterhält (nur so als Beispiel). Alltagssprache und Slang gab es schon immer und sollte dann auch mit unseren heutigen Mitteln angedeutet werden (aber bitte auch nicht mehr als das, ich mag es nämlich auch nicht, wenn Figuren permanent extrem seltsam und unleserlich sprechen).
Titel: Re: die (deutsche) Sprache, in der man schreibt
Beitrag von: THDuana am 20. August 2007, 12:43:40
@ Drachenkind
Witzig, dass du gerade deinen Satz ansprichst, weil ich mir überlegt hatte, ob wie den "Ein-Satz-Kritik" Thread aus dem Federfeuer nicht einfach frech nachstellen sollten ;D
Vielleicht solltest du bei der Übersetzung einfach vom Wörtlichen weggehen und eine andere Formulierung verwenden, das hilft auch oft. (Und bringt bei der Arbeit einen Fehler ::))

@ Dorte
In Sachen Englisch muss ich dir absolut Recht geben! :)
Wenn ich Englisch rede und das kommt leider viel zu oft vor, ist es entweder das reinste Kauderwelsch oder alle lachen mich aus, weil die Formulierungen zu "blumig" sind. Nur weil ich die Redewendungen nicht übersetzen kann ... *grummel*

Ich hatte noch nie ein Problem mit "entgleisten Gesichtszügen", weil ich die Wendung nur als "entglittene Gesichtszüge" kenne. Tja, Dummheit schützt manchmal ;)