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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Maja

Na ja, es führt zu einer Verlangsamung, weil der Leser ob der Falschschreibung stutzt. Deswegen gibt es ja Regeln. Und die Regel sagt, wenn der Leser nicht direkt angesprochen wird, muss es klein. Bei einem großen "Du" stutzt der Leser: "Wie jetzt, ich?" Und das vermeidet man, indem man sich an die Regeln hält und es klein schreibt. Es sei den, man spricht den geneigten Leser direkt an.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Feuertraum

In einer Geschichte, ja. Aber ich hatte das so verstanden, dass auch in Briefen und Mails das "Du" (ich kenne es eben auch in der Großschreibung) nichts mehr zu suchen hat und grundsätzlich klein geschrieben werden "muss".
Deswegen bin ich mich mit Mia Nordsterns Aussage nicht konform. Ich finde es nicht schwer zu lesen, kann aber wirklich daran liegen, dass ich es als "Fossil" so gelernt habe.
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Sascha

Ja, daß ich es in Romanen, in der wörtlichen rede, klein schreiben muß, habe ich auch erst lernen müssen. Aber eben wie Feuertraum sagt: Wenn ich jemandem einen Brief oder auch nur eine SMS schreibe, dann gehört das "Du" für mich groß geschrieben. Und wieso das den Lesefluß verlangsamen soll, ist mir wirklich schleierhaft. Da finde ich gerade bestimmte Neuerungen viel schlimmer, wie z.B., daß man vor "und jetzt kommt ein ganzer Satz" kein Komma mehr setzen braucht. Hatten wir ja schon mal diskutiert.

Ananke

Man kann immer an den alten Regeln festhalten, die man eben so mal gelernt hat. Oder man geht mit den (dankbarerweise erstaunlich fortschrittlichen) deutschen Rechtschreibregeln mit – und denen zufolge kommt das Komma weg und das 'du' sollte generell kleingeschrieben werden.
Ich gehe übrigens davon aus, dass die aktuelle 'Erlaubnis', es in Briefen großzuschreiben, bei der nächsten Reform auch wegfallen wird.

Theophilus

Ich bin erst jetzt auf diese Diskussion gestoßen und möchte nur sagen, dass ich ganz bei Sascha und einigen anderen in diesem Thread bin und nach wie vor die Anrede in Briefen, Mails und auch SMS generell groß schreibe. Es ist für mich eine Form der Höflichkeit und ein Stück Zuvorkommenheit.
Nicht alles was aus früheren Zeiten herrührt und heute als veraltet angesehen wird, ist überholt und zugleich schlecht.
Sehen wir uns die Entwicklung der Rechtschreibreform in den letzten Jahren an, dann kann ich nur feststellen, dass einiges des seinerzeit Reformierten inzwischen längst wieder überholt und somit nicht mehr up to date ist. Zum Glück.

Mia Nordstern

ZitatSehen wir uns die Entwicklung der Rechtschreibreform in den letzten Jahren an, dann kann ich nur feststellen, dass einiges des seinerzeit Reformierten inzwischen längst wieder überholt und somit nicht mehr up to date ist. Zum Glück.

Echt? Nenn mal bitte Beispiele. Das interessiert mich.
So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past. (F. Scot Fitzgerald, The Great Gatsby)

Theophilus

Z.B. alleinstehend, sollte zwischenzeitlich ausschließlich getrennt geschrieben werden. Jedoch sind alleinstehende Menschen, sozusagen Singles, wenn ich mal so sagen darf, nicht notwendig allein stehend, und allein Stehende müssen nicht notwendig alleinstehend sein. Die Ausschließlichkeit ist wieder rückgängig gemacht worden.
Eine gute Quelle für diese Änderungen ist https://www.korrekturen.de/wortliste.shtml

Mia Nordstern

Da hast du natürlich recht (und die Getrenntschreibung nach neuer RS ist zum Teil ein Albtraum für jedes Sprachgefühl).

Allerdings muss man dazu sagen, dass die Rechtschreibreform von 1996 eine 10-jährige Probezeit hatte, nach der einige Formen in Frage gestellt wurden.  Seit 2006 sollte das aber eigentlich konstant festgelegt sein, Einzelfälle ausgenommen, deswegen fand ich die Aussage verwirrend. Danke für den Link, der mir das auch bestätigt hat.
So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past. (F. Scot Fitzgerald, The Great Gatsby)

Kunstmut

#1343
ZitatAus irgendeinem Grund wird es klein geschrieben – schwer verständlich, da es für mich eindeutig ein Substantiv ist. Aber der Duden ist auch eindeutig. :hmmm: Ich kenne das Problem von anderen Wörtern wie "andere", die tendenziell klein geschrieben werden, auch wenn sie substantiviert sind - dann können sie groß geschrieben werden. (Groß- und Kleinschreibung, Regel 77). "Euresgleichen" gehört nicht dazu; ich vermute aber, es ist dieselbe in meinen Augen unsinnige Regel.

Es geht immer noch um "euresgleichen". Wenn ich das mit meinem Duden Pur Deutsche Grammatik richtig interpretiere (die Form taucht hier nicht auf), dann handelt es sich um eine archaische Variante der 2. Person Plural des Possessivpronomens. Und nur die 3. Person Plural taugt als Distanzform (Höflichkeitsform).

Preisfrage: Gibt es jetzt auch noch 1. Person Plural archaisch possessiv "unserergleichen" und 3. Person "ihrergleichen"?

Und jetzt was für die Kritiker der Grammar-Nazis:

Zitat: (Bei den Formen des Personalpronomens)

(Warndreieck): "Die Genitivformen unser, euer dürfen nicht mit den Formen uns(e)rer, eu(e)rer des Possessivpronomens verwechselt werden. Es heißt z.B.: Wir waren unser (*unserer) vier. Das war euer (*eurer) nicht würdig."
[Wenn ihr es doch verwechselt, findet ein Meteoritenhagel über einem Pinguingehege statt. Denkt an die plitsch, platsch Pingus!!]

Und jetzt bringt das mal den "seid/ seit", "das/dass" und neuerdings auch in der ARD "könne/könnte" Leuten bei  :rofl: :pfanne:

Um dem Ganzen die Hörner aufzusetzen, finden sich jetzt aber sowohl im Duden als auch im Bertelsmann Wörterbuch der deutschen Sprache sowohl "euersgleichen" als auch "euresgleichen" (beides als Pronomen angegeben, seufz). Und dann gibt es noch die Adverbien "euerthalben/ eurethalben", "euertwegen/ euretwegen", "euertwillen/ euretwillen".

Fazit:
Der deutsche Bauer schreibt, wie er am Vorabend seine Ziege gefickt hat. Es sei denn, er hat Geld und Macht. Dann redet Euer Majestät von sich im Plural.

König Kunstmut:
Wir wollen alsobald nicht weiter extemporieren und geflissentlich rhetorisch arquebusieren, dero kräszlich Geschwätz blutet Uns in den Ohren wie einstmals blasphemisches Gnostikertum. Auf, auf Wir wellet saufen, doart oben schon ein Mägdelein gar fein singet und dabei zupfert die Harfen ...

FeeamPC

Sprache ist nicht logisch, nur folgerichtig, entwicklungsfähig und variabel. Am besten, man nimmt sie, wie sie ist, und wenn sie einem so nicht gefällt, muss man halt eine neue Variabel erfinden.

Mia Nordstern

Der Duden ist ein descriptives Wörterbuch, das heißt er beschreibt die Sprache (stellt sie dar). Das schließt such Wandel mit ein. Auch wenn er immer wieder vorschreibend verwendet wird.
So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past. (F. Scot Fitzgerald, The Great Gatsby)

Trippelschritt

Bei der alten Rechtschreibung gab es ein richtig und falsch. Bei der neuen deutschen Rechtschreibung kann jeder fast schreiben, wie es ihm beliebt. Das ist das Problem nur, dass man innerhalb eines Textes konsequent bleibt.

meint unsereiner
Trippelschritt

Coppelia

ZitatBei der neuen deutschen Rechtschreibung kann jeder fast schreiben, wie es ihm beliebt.
Nope, absolut nicht. Als hoffentlich für immer ehemalige Deutschlehrerin kann ich sagen, dass auch mit neuer Rechtschreibung das Erlernen derselben für die Schüler*innen fast unmöglich ist. Schlimmer noch die Kommasetzung.
Als Gamedesignerin kann ich sagen, dass selbsternannte Zeichensetzungs-Expert*innen nicht wissen, dass bei der Kommasetzung häufig die alten und neuen Regeln gleichermaßen erlaubt sind (ich pflege z. B. weiterhin konsequent Kommata zwischen zwei verbundenen Hauptsätzen zu setzen).

ZitatPreisfrage: Gibt es jetzt auch noch 1. Person Plural archaisch possessiv "unserergleichen" und 3. Person "ihrergleichen"?
Unseresgleichen und ihresgleichen gibt es natürlich. :) Alle Wörter dieser Art enden vor dem "gleichen" auf s. Das muss einen Grund haben, aber den kann ich gerade nicht herausfinden. Für mich klingt es, als wäre "Gleichen" ursprünglich ein Substantiv im erstarrten Genitiv, und die Possessivpronominaladjektive (;D) stehen jeweils in KNG-Kongruenz dabei. Ist aber nur so eine Theorie.

Dass Wörter von ihrer Form her an andere Wörter angeglichen werden, die häufiger verwendet werden, auch wenn es grammatisch keinen Sinn ergibt, ist völlig üblich und kennzeichnet den Sprachwandel schon lange.

Blaurot

Hihihi, den folgenden Satz habe ich gestern in einem anderen Forum gelesen und möchte euch gerne am Sprachwitz teilhaben lassen:

ZitatDass das das das dass ersetzt, willst du das?

Aphelion

Tztztz... Richtig wäre:

,,Dass das Das das Dass ersetzt, willst du das?"
,,Dass das ,,das" das ,,dass" ersetzt, willst du das?"

:d'oh: