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Absätze und ähnliches

Begonnen von Derexor, 05. Juni 2010, 15:36:09

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Derexor

In "Collector" ist mir halt so etwas aufgefallen und auch ihn andren Büchern von Markus Heitz.
Ganz allgemein kann man also sagen, dass das mit dem Stil des Autors zu tun hat?
Ich habe nämlich noch nie Absätze verwendet...

Luciel

#16
Mir fällt genau das in letzter Zeit auch öfter bei neueren Büchern auf. Im Gegensatz zu der "guten alten Literatur" wo sich manchmal seitenweise kein einziger Absatz findet, wimmeln neuere manchmal geradezu davon. Gutes Beispiel ist "Lycidas" von Christoph Marzi:

So viel zu ihrem Plan, Dinsdale zu heilen.
Doch dann geschah etwas, das Emily vollends verblüffte.
Mr.Wolf gab ihr die Steine zurück.
Einfach so.
Mit den Worten: "Wir sind schließlich keine Diebe."

Solche Absätze finden sich dauernd und ich habe mich auch schon gefragt, ob das nicht nur ein Mittel ist, noch ein paar zusätzliche Seiten heraus zu schlagen.
Manchmal sind diese Absätze jedoch sehr schön und verleiten durchaus dazu, es ihm nachzutun:

"Guten Morgen, alter Mann."
Ich zog ein Gesicht.
Müde und mürrisch.

Die Pause gefällt mir, als wäre es dem Prota erst später eingefallen wie er sich eigentlich fühlt - was ja auch ein deutliches Zeichen von Müdigkeit wäre ...
So gibt es einige ungewöhnliche, aber schöne Absätze und etliche ungewöhnliche, aber überflüssige. Ich hoffe, das ist nicht die Richtung, in die Bücher in Zukunft gehen ... es dem Leser einfacher zu machen, indem man bei jeder Gelegenheit einen Absatz einbaut. So als wolle der Autor ständig sagen  "sieh her ..." .

Tokanda

#17
Ich würde auch einen Absatz beim Wechsel der sprechenden Person einfügen.
Als Leser finde ich die Bücher am sympathischsten, bei denen mich nicht auf jeder Seite ein einziger riesiger Textblock anspringt, sondern die Seite durch Absätze gegliedert ist. Das macht es für mich einfacher, den Text zu lesen. Mit Grausen denke ich da an einige alte Schmöker, wo sich pro Seite höchstens zwei Absätze finden, brrr...


Das gilt auch für Postings in Foren, wenn ich da einen einzigen großen Block vor mir sehe, möchte ich das schon gar nicht mehr lesen und überspringe den Beitrag häufig.

Nycra

Okay, ich gestehe, ich halte es oftmals ebenfalls wie Christoph Marzi. Allerdings tatsächlich um bestimmte Stimmungen hervorzuheben. Mir käme es nicht in den Sinn, mehr Seiten rauszuschlagen, ganz einfach, weil ich ohnehin viel zu viel schreibe und später Probleme beim Kürzen hätte. :seufz:

Insgesamt, sind mir tatsächlich alle der hier bereits genannten Varianten untergekommen. Ich denke, man muss einfach den Zusammenhang lesen und für sich herausfinden, ob eine Tempopause sinnvoll ist. Ob es hierfür tatsächlich Regeln gibt, oder ob das einfach der Stil eines Autors ist, kann ich nicht sagen.

Ich habe bspw. früher unheimlich viele Absätze verwendet, bis mir mal jemand sagte, dass sich das für ihn total schlecht liest. Dann habe ich versucht, die Absätze herauszunehmen und kam auf keinen grünen Zweig. Für MICH hat es sich dann falsch gelesen. Es war unmöglich die Story derart abzuändern, dass sie noch in meinen Augen Sinn ergeben hätte.

Also habe ich bei anderen Projekte versucht, kurze prägnante Sätze zu schreiben, dafür weniger Absätze zu verwenden.

Er sah mir in die Augen.
Verdammt!
Wieso reagierte ich auf einen Blick dermaßen aufgewühlt.
Ich wusste es nicht.


Für mich stellt das bspw. eine Art inneres Zwiegespräch dar, so dass keinesfalls ein

Verdammt! Wieo reagierte ich auf einen Blick dermaßen aufgewühlt. Ich wusste es nicht.

herauskommen kann. Es liest sich einfach nicht mehr.

Okay, eloquent ist was anderes, aber sei's drum  :-\

Romy

Ich bin ein großer Absatzfan. Im Zweifelsfall mache ich lieber einen zuviel, als einen zu wenig. Allerdings führen meine Protas auch gerne seitenlange Dialoge und - wie hier schon mehrfach angesprochen - sollte man bei einem Sprecherwechsel einen Absatz machen, deshalb bleibt mir ja gar nichts anderes übrig.  8)
Im erzählenden Teil gehört an solche Stellen ein Absatz, wo inhaltlich (innerhalb einer Szene) was anderes beginnt. Hm, ein Beispiel ... Nehmen wir eine beschreibende Szene. Ein Prota betritt einen Raum:
Beschreibung des Raumes
Absatz
Beschreibung der Personen, die im Raum sind.
(Oder halt andersherum, je nachdem, was wichtiger ist)

Manchmal nutze ich auch gerne diesen Trick, wie Lyciel ihn von Marzi zitiert hat. Man sollte aber wissen, warum man so was tut und es nicht damit übertreiben, sonst zerschießt es den Text und er wird ebenso anstrengend zu lesen, wie wenn es gar keine Absätze gäbe.

Zitat von: Derexor am 05. Juni 2010, 16:20:40
Derexor legte seine zitternden Hände auf die Tastatur und fing an zu schreiben. Er stockte.
"Wo soll ich das hinmachen?"
Er fuhr sich mit der Hand durch seine kurzen braunen Haare, die trotz der letzten Dusche fettig aussahen.


Das würde ich vermutlich auch so machen. Ein Absatz ist ja immer ein kleiner Bruch und man kann ihn nutzen, um eine Szene "langsamer" zu machen. Da Derexor hier ja gerade am nachdenken ist, würde das also durchaus Sinn ergeben ;)

Zitat
Also das Dinge einzelnd eine ganze Zeile verschlingen oder die besondere Stellung.
Hier konnte niemand sein.
                  Niemand hatte das Grabmahl seither betreten.

Ich kann mich nicht erinnern, so was schon mal in einem Roman gesehen zu haben. Da würde ich dann einfach einen normalen Absatz/Zeilenwechsel machen.

Kati

Ich mag viele Absätze nicht besonders, deshalb ist mir "Lycidas" auch ein bisschen unsympathisch gewesen, obwohl ich die Geschichte sehr mochte. Ich würde das so machen:

Kati wusste nicht genau, wohin sie die Absätze machen sollte. "Wie geht das denn jetzt?", fragte sie sich und klimperte verwirrt auf den Tasten des Laptops herum. Kalle war davon mehr als genervt. "Lass das sein!", meckerte er.
"Seinlassen?"
"Ja!"


Geht das auch, oder ist das sehr falsch?

LG,

Kati

Sprotte

Ich würde es so machen (wir denken dran: Sprecherwechsel = Absatz):

Kati wusste nicht genau, wohin sie die Absätze machen sollte.
"Wie geht das denn jetzt?", fragte sie sich und klimperte verwirrt auf den Tasten des Laptops herum. Kalle war davon mehr als genervt.
"Lass das sein!", meckerte er.
"Seinlassen?"
"Ja!"

Derexor

Um Schnelligkeit zu vermiteln werden auch Absätze verwendet, aber hier eben verbunden mit kurzen Sätzen.
In Collector war folgende Szene vorhanden:
Blabla
Blablblala niemand.
                Niemand.
bzw. so ähnlich, warum hab ich des Buch auch gleich verliehen? :wums:

Also war meine Annahme, dass das eine Stilsache ist richtig?
In das Absatzthema muss ich mich unbedingt einarbeiten, hab nämlich vlt. 5 maximal pro Seite.  :hmmm:

Grummel

Mal so weg vom Thema oder vielleicht doch nicht. Ich habe den Collector gelesen und vor mir liegen? Ich kann da auf keiner Seite auch nur annähernd solche Absätze finden.

Was bei diesem Buch ein wenig auffällt ist, dass der Einzug beim Absatz ca. 1 Zeichen größer gewählt wurde als normal und da in dem Buch sehr viel gesprochener Text geschrieben ist (und der liebe Herr Heitz hier sinnvoller Weise sehr viele Absätze macht) sieht das manchmal ein wenig komisch aus.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Kati

Ich dachte immer, den Absatz bei Sprecherwechsel macht man nur, wenn nicht genau klar ist, wer nun spricht.  ??? Ich und die deutsche Grammatik...
Dann werde ich mich wohl mal daran machen meine Romane während der nächsten Überarbeitung auf Absätze zu prüfen.

Ein Bekannter, der tausendseitige Fantasyromane schreibt, macht übrigens überhaupt keine Absätze.  :d'oh: Wirrere Texte sind mir kaum untergekommen, besonders, weil die auch noch aus so viel Dialog bestehen.

LG,

Kati

Sprotte

Kati, tröste Dich:
Ich mußte schon Romane durchackern, weil ich zu viele Absätze gemacht hatte  :wums:

"Blabla", sagte Sprecher 1 und runzelte die Stirn.
"Tüfftüff", setzte Sprecher 1 nach kurzem Überlegen hinzu.


Tja, Panne, das gehört nicht getrennt.  :wums:

Romy

Zitat von: Sprotte am 08. Juni 2010, 17:16:03
Ich würde es so machen (wir denken dran: Sprecherwechsel = Absatz):

Kati wusste nicht genau, wohin sie die Absätze machen sollte.
"Wie geht das denn jetzt?", fragte sie sich und klimperte verwirrt auf den Tasten des Laptops herum. Kalle war davon mehr als genervt.
"Lass das sein!", meckerte er.
"Seinlassen?"
"Ja!"


Ich würde das ja noch mal anders machen:

Kati wusste nicht genau, wohin sie die Absätze machen sollte. "Wie geht das denn jetzt?", fragte sie sich und klimperte verwirrt auf den Tasten des Laptops herum.
Kalle war davon mehr als genervt. "Lass das sein!", meckerte er.
"Seinlassen?"
"Ja!"


Alles was zu derselben Person gehört, kommt in eine Zeile. Sprecherwechsel heißt doch nicht, dass am Anfang jeder Zeile zwangsweise Anführungszeichen stehen müssen.  :hmhm?:

Fabienchen

Und ich dachte immer, ich mache zu viele Absätze in meinen Texten. Aber bei wörtlicher Rede habe ich noch nie so darüber nachgedacht. Aber wenn ich hier so lese, merke ich, dass es besser so wäre. Ich glaube, ich muss meine Texte noch mal überarbeiten.

Aber nun erstmal ins Bett.

Geli

Kleine Anmerkung - meines Wissens gehört vor wörtliche Rede immer in eine neue Zeile/einen neuen Absatz. Woraus im Beispiel das herauskommt:

Kati wusste nicht genau, wohin sie die Absätze machen sollte.
"Wie geht das denn jetzt?", fragte sie sich und klimperte verwirrt auf den Tasten des Laptops herum.
Kalle war davon mehr als genervt.
"Lass das sein!", meckerte er. [Zusatzanmerkung - "meckerte er" könnte auch gut wegfallen.]
"Seinlassen?"
"Ja!"

Was Absätze generell angeht, richte ich mich nach Sinnzusammenhang und in etwa nach Atemlänge. Spätestens, wenn ein anderer Gesichtspunkt aufgenommen wird und/oder ein Vorleser Luft holen müsste, gehört eine Zäsur in den Text. Deshalb mache ich dann einen Absatz.

So wie jetzt.

Thosuko

Ich verwende die Absätze wie Romy. Gehört das Gesprochene der Person zur Szene, gibt es keinen.
Außer - es muss Tempo rein.

Bsp.
Mit Entsetzen sah Spencer, wie seine Verfolger ihm dich auf den Versen waren.
"Ihr Schweine", flüsterte er.
Spencer rannte.
Er rannte, wie noch nie in seinem Leben. Er musste die Burg erreichen.
Sie war zum Greifen nahe.
Keine zehn Meter mehr.
Dann noch fünf.
Drei
Nur noch einen Schritt! Spencer jubelte und ballte die Faust.
Es war der letzte Laut, der seine Lippen verließ.  Mit der Hand an der Klinke sackte er zusammen.
Spencer war tot!