• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Mehrere Epochen in ein und derselben Welt

Begonnen von zDatze, 05. Dezember 2016, 21:14:24

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Churke

Zitat von: Oneira am 19. Oktober 2020, 15:02:34
Mir vorzustellen, welche Möglichkeit, etwas zu schreiben, am besten ankommt, bevor ich es gemacht habe, finde ich auch schwierig.

Aus dem Blickwinkel der Testleser gilt das umso mehr! Ein guter Kritiker denkt in Strukturen, eine sehr seltene Fähigkeit. Er sagt dir Autor(in), was du erreichen wolltest, was davon du geschafft hast und was nicht. Bei dem Beispiel 9 vs. 1 kommt es für mich darauf an, wer diese eine Person ist. Es kann nämlich durchaus sein, dass sie recht hat, weil sie Dinge sieht, die die anderen 9 nicht sehen.

Nikki

ZitatAber was die Rückblenden angeht: Da frage ich mich schon bei der Planung eines Romans, wie ich so etwas anstellen kann, noch bevor ich überhaupt die Möglichkeit habe, es einem Testleser vorzulegen. Mir vorzustellen, welche Möglichkeit, etwas zu schreiben, am besten ankommt, bevor ich es gemacht habe, finde ich auch schwierig.

Wie viele Millionen Menschen gibt es? Ungefähr so viele Lesarten gibt es. ;D Jede einzelne zu bedenken ist ein Ding der Unmöglichkeit. Doch es gibt Tendenzen, die sich bedenken lassen. Naheliegendstes Beispiel sind Genres. Jemand, der vordergründlich für ein Publikum von Liebesromanen schreibt, wird es schwerhaben, wenn das im Vorfeld inszenierte Liebespaar nicht zusammenfinden wird. Da kann sich di*er Autor*in sicher sein, was Anklang oder nicht findet. Ein Krimi/Thriller ohne Leiche wird es auch schwerhaben.

Dann gibt es Entweder-Oder-Entscheidungen: Happy End, offenes Ende, aber auch der Einbau von Rückblenden. Nichts ist per se falsch, das Meiste ist eine Frage des Geschmacks und dann des handwerklichen Könnens, jenen entsprechend umzusetzen.

ZitatBei dem Beispiel 9 vs. 1 kommt es für mich darauf an, wer diese eine Person ist. Es kann nämlich durchaus sein, dass sie recht hat, weil sie Dinge sieht, die die anderen 9 nicht sehen.

Grundsätzlich gilt, man sollte sich immer vor Augen halten, von wem kommt welche Art von Kritik. Es macht bspw. einen Unterschied, ob die Kritik, eine Szene sei zu brutal, von einer Person, die sonst nur Geschichten mit Happy Ends liest, oder aber von einem eingefleischten Horrorfan kommt. Schlussendlich liegt es an dir, wie viel Gewicht du der jeweiligen Kritik beimessen willst bzw. Lektor*in/Verlag, wenn das vertraglich so festgelegt ist.

Aber das führt jetzt zu einer ganz anderen Diskussion, nämlich, jener bzgl. Kritik und deren Konsequenzen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verflechten - was auch nur wieder eine von vielen Möglichkeiten ist, mehrere Epochen in einer Welt miteinander zu vereinbaren. Ich würde mich immer zuerst fragen: Was will ich sagen? Und im Anschluss gleich: Wie kann ich es am besten sagen, sodass andere es auch verstehen?

Oneira

Also was ich jetzt aus dieser Diskussion mitnehme:
1. Keine Scheu, eigene Ideen auszuprobieren, egal, wie komisch sie erscheinen.
2. Gute Kritiker suchen!

Danke euch!  :)
Bücher sind der einzige Ort, an dem man den Charakter eines Menschen mit einem Federstrich ändern kann.

Nikki

Und: 3. Kritik annehmen. ;)

Kritiker*innen können noch so gut fundierte Kritik geben, man muss auch selbst die Fähigkeit entwickeln, diese anzunehmen. Und auch zu verstehen, wo der Unterschied zwischen guter und berechtigter und guter, aber vernachlässigbarer Kritik liegt. Um zu dem Beispiel mit den Rückblenden zu kommen: Wenn die Prämisse lautet, einen Roman zu schreiben, dessen essentielles Stilmittel Rückblenden sind, kann jede noch so gute Kritik an Rückblenden vernachlässigbar bleiben. (Vgl. den Film Memento, der ohne Rückblenden einfach nicht funktioniert).

Oneira

@Nikki
Natürlich, guter Punkt! Ohne konstruktive Kritik wäre eigentlich so ziemlich alles recht schwierig ...
Bücher sind der einzige Ort, an dem man den Charakter eines Menschen mit einem Federstrich ändern kann.