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Warum schreiben? Warum Fantasy?

Begonnen von Maja, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Lastalda

Warum schreiben?

Früher dachte ich, weil die Geschichten einfach raus müssen.
Dann kam die Phase, wo auf einmal keine Geschichten mehr kamen. Drei Jahre lang (oder so), und ich massiv daran zu zweifeln begann, ob ich überhaupt noch einen Gedanken ans Schreiben verschweden sollte.

Inzwischen habe ich eingesehen, dass ich sehr wohl schreiben will, aber andere Gründe dafür habe, als ich ursprünglich dachte. Es sind nicht die großen Geschichten und Handlungen, die mich interessieren, sondern die Charaktere.
Deswegen schreibe ich inzwischen auch eher Charakter-Sequenzen als angefangene Romane. Ich führe meine Charaktere an ihre Grenzen - und sehe dann, ob sie dadurch stärker werden oder daran zerbrechen. Es gibt wohl nichts wo ich meinen Faible für Psychologie so auseben kann wie beim Schreiben. Und DAS macht mir einen Höllenspaß! :)

Warum Fantasy?

Gute Frage... Sehr gute Frage, sogar. Ich lese sehr gern Fantasy (wenn auch nicht ausschließlich), und fühle mich daher im Genre zuhause.
Fantasy gibt mir ein paar mehr Möglichkeiten, um meine Charaktere zu quälen, als die reale Welt, aber letztendlich ist das nicht wirklich von Bedeutung.
Meine hauptfiguren sind inzwischen fast durchgängig menschlich, meistens verzichte ich vollständig auf Elfen, Zwerge und dergleichen und schreibe einfach in irgendeiner mittelalterlichen Welt, die (vielleicht abgesehen von Magie) unsere sein könnte.
Wie gesagt, es geht mir um die Charaktere, nicht so sehr um Welt und große Handlung. Eigentlich könnte ich also wahrscheinlich auch eine Alltagswelt als Bühne verwenden.

Aber letztendlich ist Fantasy für mich auch nichts Unrealistisches, sondern im Gegenteil ein Spiegel für die reale Welt. So ähnlich wie ein Karikaturist keine Porträts zeichnet, sondern einzelne markante Merkmale überspitzt darstellt, so ist auch Fantasy ein verzerrtes Spiegelbild der realen Welt.

Und ich mag verzerrte Sachen. *g* Ich mag verzerrte Charaktere, warum sollte ich nicht eine verzerrte Wirklichkeit mögen?

Manja_Bindig

Wo lastalda grade die Charktere erwähnt... keine gute Handlung ohne gute(sprich lebendige) Charaktere.
Und meine Charaktere HASSEN diese "profane, staubtrockene Technik-Welt"(hat Vyren mal in meinem Kopf vor sich hingemault). Deswegen... *grins* Fantasy. Meine figuren sind die Hölle...

Steffi

#32
 Ich liebe den Prozeß eine Idee zu heben, die Vorfreude darauf mit dem Schreiben zu beginnen und zu sehen, wie die Charaktere dann zum Leben erwachen. Ich liebe es von Menschen zu erzählen, ihren Ängsten und Sehnsüchten. Ich glaube Schreiben ist einfach ein Teil von mir.


Und Fantasy? Ehrlich gesagt schreib ich wenig Fantasy.
Sic parvis magna

Ehana

Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich eigentlich zum Schreiben kam, aber es wird wohl etwas damit zu tun haben, dass ich mir schon immer unheimlich gerne Geschichten ausgedacht habe. Ich musste z.B. ab der fünften Klasse immer fast einen Kilometer allein zur Bushaltestelle laufen, und auf dem Weg dorthin entstand in meinem Kopf ein gigantisches Fantasyepos, das ich allerdings nie aufgeschrieben habe und das zum Großteil aus geklauten Versatzstücken bestand, aber mit 11, 12 ist einem sowas noch ziemlich egal. ;)
Noch in der Unterstufe bekam ich einen Computer, ein fürchterliches altes Ding, das von nun an als Schreibgerät herhalten musste. Ich fabrizierte (da war ich 12 oder 13) eine fürcherliche, in Dialogform geschriebene Fantasy"geschichte" für Kinder, die mir heute schrecklich peinlich ist und die deshalb ganz unten im Schrank vor sich hinvegetiert. ;D

Mit 15 kam ich auf die Idee, Science Fiction zu schreiben. Ich entwickelte jede Menge Ideen für verschiedene Geschichten, kam aber irgendwann zu der Einsicht, dass mir zu viel technisches und auch sonstiges Hintergrundwissen fehlt, um diese Projekte weiter verfolgen zu können.

Mit 18 hatte ich wieder eine Idee für eine Fantasygeschichte und beschloss, dieses Projekt solange zu verfolgen, bis es irgendwann fertig ist. Ich mag Fantasy einfach - ich kann mich dabei so richtig austoben und alles einbauen, was ich gerne hätte. Auch bin ich dabei nicht auf Recherchen in der wirklichen Welt angewiesen, und das Erfinden von Welten macht einfach riesigen Spaß. Mittlerweile hat sich auch herausgestellt, dass dieses Projekt doch recht umfangreich werden wird, weshalb das Ganze wohl auf eine Trilogie (wah, das klingt so vermessen ;)) hinauslaufen wird.

MarkOh

Warum ich schreibe? Ich sehe es eher als Ausgleich für meinen ansonsten ziemlich hektischen Alltag. Und irgendwie finde ich es schade, wenn Ideen so vor sich hinvegitieren.

Warum Fantasy? Eigentlich einzigstes Genre, was mich je wirklich angesprochen hat. Tolkiens "Herr der Ringe", so wie auch die Verfilmung dessen, ist für mich das beste Werk aller Zeiten. Zumindest in diesem Genre.

So zieht sich dieses Genre auch durch meine Kindheit. Während andere Kinder meines Alters Cowboy und Indianer im Hof gespielt haben, oder auch mal schnell zum Detektiv wurden, stapfte Klein-MarkOh mit Fellmantel und Lederstiefeln durch die tiefsten Wälder Thüringens. Bewaffnet mit einem ( echten und hundert Jahre alten ) indischen Kavalleriesäbel, der vormals gegen seine Matchboxsammlung eingetauscht wurde, einem Kompass aus NVA Beständen, und einem Holzbogen aus der Sportabteilung. So erlebte ich als Kind doch mehr oder weniger realistisch die schönsten Fantasywelten.
So muss es doch einige Leute gegeben haben, die durchaus Mitleid mit dem Jüngelchen gehabt haben müssen. Zumindest wenn sie mich haben so rumlatschen sehen...
Nun gut. Irgendwann und einige Zeit später wich meine Fantasiewelt, erst Fahrrad und Freunden, dann einem Moped, sowie einer Freundin.

So ganz hat man all dies aber auch nicht vergessen, und so schreibe ich jetzt mehr oder weniger die Geschichten, die ich als Kind selbst und absolut realistisch erlebt habe. Wenn auch nur in meiner Fantasie.

Lieben Gruss
MarkOh

... der jetzt nicht mehr mit Fellmantel und Lederstiefeln durch die Landen zieht, sondern absolut fantasielos mit seinem Opel zum Einkaufen fährt...
 ;D

Manja_Bindig

Hab ich schon erwähnt, dass ich das Schreiben brauche, um mich zu definieren?

Kling vielleicht ein bisschen armselig - aber ich hebe mich durch das Schreiben von meinen Mitmenschen ab.
Es gibt relativ wenige Leute, die schreiben. Noch weniger schreiben Fantasy. Und niemand schreibt genauso wie ich.

Ergo kann ich mich über das schreiben selbst festmachen. wenn ich alte Geschichten von mir lese, merke ich das sehr deutlich.
Es ist eine Variante, zu meinem eigenen Zentrum zu finden.
Und ganz nebenbei etwas zu hinterlassen, das noch da sein wird, wenn meine Asche längst mitsamt Urne verbuddelt ist.

Ich kann mich finden, festhalten und in dieser Welt verankern.
:)

Kalderon

"Ich schreibe, also bin ich." - Manja ;D

Ich stimme dir zu. Wer schreibt, definiert - sich und andere.

Manja_Bindig

Scribo ergo sum... ja, ein sehr hübsches Credo... mein Literatrdozent wird sich freuen, wenn ich das mal wieder fallenlasse... ;)

Elena

Bei mir klappt es irgendwie in den letzten Tagen nicht mehr. Klar, eigentlich ist das auch mein Prinzip, aber jetzt habe ich das Gefühl, als würde das Schreiben mich noch mehr von mir wegbringen. Es ist ein ganz komisches Gefühl, mit jedem Wort sich selbst ein bisschen weniger zu werden und gleichzeitig dagegen anzuschreiben.  :schuldig:

Kalderon

Ich glaube, die Fantasyautorenschaft muss sich langsam mal emanzipieren. Wir müssen eine Fantasy-Bewegung in Gang setzen. ;D

Manja_Bindig

 :buch:
:prost:
:dollars:

Die drei Bestadteile im Leben eines Fantasyautors.
;)

Was die "Bewegung" angeht, glaube ich, dass sie schon angefangen hat. Wenigstens im Bereich lesen. So langsam kommen auch die Nicht-Fantasy-Leser zur einsicht. (mein Dozent hat heute sehr fasziniert gelauscht, als ich spontan über Fantasy und ihren angeblich nciht vorhandenen literarischen WErt referiert habe)
Es fängt an. :)

Hr. Kürbis

Oh ja, ich denke auch, das wir auf einem guten Weg sind, hin zur Gesellschaft die auch Fantasy akzeptiert, konsumiert und produziert.
Ich erinnere mich noch an dieses Gefühl, als Animes und Mangas noch was für Insider waren. Ich und ein Kumpel sind damals durch diverse Comicläden getiegert und haben EVENTUELL mal was gefunden. Das waren dann Raritäten und die wahren in der kleinen Szene heiß begehrt... Die heutigen Kids können das gar nicht mehr nachvollziehen, so präsent ist das Thema doch heute.

Genau so wird es bestimmt auch mal mit der Fantasy!

*hofft ganz stark und erinnert sich an vergangene Schulzeiten, in denen ein Referat über Akira im Deutschunterricht noch eine "1" eingebracht hat...*

Elena

Hm, ich weiß nicht. Inzwischen hat das dazu geführt, dass man als Manga-Fan fast immer mit den Yu-Gi-Oh-Kids in Zusammenhang gebracht wird. Ich bin früher auf weniger Vorurteile gestoßen als heute, weil es oft einfach keiner kannte und man noch die Gunst hatte, den Leuten klarzumachen, was Manga sind, ohne dass sie gleich anfingen "Ach, das ist das mit den Karten/Monstern/<insert random item here>".

Bei Fantasy ist das unmöglich, das kennt jeder irgendwie. Wobei ich da eigentlich außerhalb des Netzes nur selten auf Vorurteile gestoßen bin. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich mich ja nur mit Leuten rumtreibe, die Fantasy mögen. :)

Hr. Kürbis

ja, das stimmt schon...

Ich meinte auch im Bezug auf Manga/Animes bezogen nicht die Vorurteile, die damit einhergehen. Eher die generelle Verfügbarkeit des Themas. Für mich hat das sogar solche Ausmaße angenommen, das ich mich da ganz zurückgezogen habe... Mit dem Überangebot bin ich nicht mehr zurecht gekommen, wußte gar nicht, was ich noch alles lesen sollte. Also dann lieber gar nichts mehr.

Zum Glück kann mir das bei Büchern nicht passieren, ich ruhe da in mir selbst  :omn:

Felsenkatze

Ich könnte jetzt hier reinschreiben, warum ich gerade Fantasy schreibe. Leider hat Peter S. Beagle das schon für mich getan, in seinem Vorwort zu "A Fine And Private Place" (Leider keine Ahnung wie das auf deutsch heißt - sein erstes Buch).

Das fand ich so schön, dass ich es euch nicht vorenthalten möchte. Zuerst lässt er sich ein bisschen darüber aus, dass er schon immer sowohl die Kunst der Tarnung liebte als auch Singen, und dass er glaubt, dass ihn beides beeinflusst hat. Fantasy ermöglicht es ihm, die Welt als seltsam und täuschend zu zeigen, und gleichzeitig seinen Sinn für Poesie zu befriedigen. Tja, und danch kommt mein Lieblingsabsatz (sorry für's nicht-übersetzen, aber es wirkt netter in Englisch)

"After the third, I am likely to announce that all writing is fantasy anyway: that to set any event down in print is immediately to begin to lie about it, thank goodness; and that it's no less absurd and presumptuous to try on the skin of a bank teller than that of a Bigfoot or a dragon. But the truth seems to be that I just see like that, and sing like that, and always have."

Es ist mir nicht möglich, das besser in Worte zu fassen - tut mir Leid.